Jerry Cotton 3025 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3025 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Aus Charleston, South Carolina, waren Besorgnis erregende Nachrichten nach Washington gelangt. Die Hafenstadt am Atlantik war von drei Bombenattentaten erschüttert worden. Mr High beorderte Phil und mich sowie das gesamte SR-Team vor Ort, um die Agents des Field Office in Columbia bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Zuerst stießen wir auf die Dagger Boys, eine Gang, die ihr Geld mit Drogenhandel und Prostitution verdiente. Wir setzten den Boss der Gang fest, und der gestand sofort die Anschläge, doch gerade das machte uns stutzig ...

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EPUB
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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Boss bestimmt den Preis

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Film: »Hitcher, der Highway Killer«/ddp-images

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-1286-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Boss bestimmt den Preis

Der schwarze SUV fuhr die Straße entlang. Zunächst bemerkte kein Passant die Waffe, die aus dem Beifahrerfenster geschoben wurde.

Aber dann explodierte plötzlich ein geparkter Wagen, ungefähr einen halben Block vor dem dunklen Fahrzeug. Und während alle anderen Verkehrsteilnehmer panisch bremsten, setzte der Fahrer des SUV seinen Weg fort.

Das Wrack des gesprengten Lincoln Town Car stand bereits in Flammen, als sich der SUV auf gleicher Höhe befand. Die Menschen auf dem Gehweg waren von der Druckwelle zu Boden geworfen worden. So blieben die meisten von ihnen unverletzt, als nun die Automatikwaffe in dem schwarzen Auto tödliche Kugeln zu spucken begann.

»Charleston.« Assistant Director High sprach zunächst nur dieses eine Wort aus, nachdem er Phil und mich zu sich gebeten hatte. Wir saßen ihm am Konferenztisch seines Büros im FBI Headquarter Washington gegenüber.

Da wusste ich sofort, was für ein neuer Auftrag auf uns zukam. Seit Tagen kannten die amerikanischen Medien kaum ein anderes Thema außer der rätselhaften Anschlagsserie, von der die Hafenstadt Charleston in North Carolina heimgesucht wurde. Es hatte bereits mehrere Sprengstoffattentate gegeben, am gestrigen Tag war auch ein Feuerüberfall hinzugekommen. Es waren völlig unerwartete Gewalttaten, für die sich so schnell kein Verantwortlicher finden ließ. Genau dadurch wurden sie so unheimlich.

»Sie sprechen gewiss von den Terroranschlägen, Sir«, meinte Phil. »Gibt es bereits Hinweise auf die möglichen Täter? Die Journalisten überbieten sich ja mit Spekulationen. Von Links- und Rechtsradikalen über religiöse Fanatiker bis hin zu Gangsterorganisationen wird jeder verdächtigt, dem man solche feigen Schurkereien zutraut.«

Der Chef nickte.

»Sie sagen es, Phil. Mutmaßungen gibt es in der Öffentlichkeit mehr als genug. Wir als FBI haben bisher nur ein paar nichtssagende Pressemitteilungen herausgegeben. Und das liegt einfach daran, dass es noch keine wirklich heiße Spur gibt. Sie können sich aber vorstellen, dass die Kollegen vor Ort extrem unter Druck stehen. Das Field Office South Carolina wird von der Pressemeute belagert, und die Politik setzt uns ebenfalls zu.«

»Wer leitet momentan das Field Office South Carolina?«, wollte ich wissen.

»SAC Bruce Waters. Wie Sie wissen, befindet sich das Field Office in Columbia. In Charleston selbst haben wir nur ein kleines Regionalbüro. Agent Waters hat sich dort allerdings mit einigen seiner Leute einquartiert, um direkt vor Ort ermitteln zu können. Das FBI muss einfach Präsenz zeigen. Ich schlage vor, dass sie ebenfalls direkt nach Charleston fliegen. Unsere Personaldecke ist dort sehr dünn, die Kollegen brauchen dringend Verstärkung. Außerdem haben Sie Erfahrung, die man von diesen sehr jungen Einsatzkräften dort nicht erwarten kann.«

»Sollen wir das SR-Team auch mitnehmen?«

»Ja, Phil. Es gibt vor Ort natürlich auch Kriminaltechniker, aber das geballte Expertenwissen ist so leicht durch nichts zu ersetzen. Außerdem ist durch die Vielzahl der Anschläge eine Masse von Indizien entstanden, die erst einmal abgearbeitet werden müssen. In den Trümmern der Gebäude kann sich noch so mancher wertvolle Hinweis verbergen.«

Das konnte ich mir vorstellen. Es hatte innerhalb von nur zwei Wochen in Charleston drei Sprengstoffattentate gegeben, bei dem letzten war auch noch mit einer Automatikwaffe geschossen worden. Wie durch ein Wunder hatte es bisher nur sieben mehr oder weniger leicht verletzte Opfer gegeben, keine Toten. Aber wenn die Verbrecher so weitermachten, war das Schlimmste zu befürchten. Noch sprach nichts dafür, dass die Serie abreißen würde.

»Ich habe Dorothy gebeten, sich mit der Reiseabteilung in Verbindung zu setzen«, sagte John D. High. »Sie erfahren von Agent Waters den neuesten Ermittlungsstand. Sie fliegen noch heute nach Charleston. Finden Sie die Verantwortlichen für diese Anschläge so schnell wie möglich, Jerry und Phil. Diese Leute müssen hinter Gitter, bevor sie noch Schlimmeres anrichten.«

Wir nickten dem Chef zu und verließen sein Büro. Im Vorzimmer blickte seine aparte schwarze Sekretärin Dorothy Taylor von ihrer Arbeit auf. Sie trug an dem Tag ein anthrazitfarbenes Kostüm.

»Ich habe gerade einen Rückruf von up and away erhalten. Ihre Tickets für den Flug nach South Carolina liegen abholbereit am Airline-Schalter im Reagan National Airport.«

»Sie sind die Beste, Dorothy«, scherzte Phil.

»Man tut, was man kann«, erwiderte die Angesprochene selbstbewusst, aber mit einem freundlichen Augenzwinkern. Eine kleine Aufmunterung konnten wir gebrauchen. Mir war klar, dass wir eine harte Aufgabe vor uns hatten.

***

Der Direktflug von Washington nach Charleston ging am Nachmittag. Das war auch gut so, denn das SR-Team musste ja erst von Quantico aus zum Flughafen fahren. Ich rief Dr. Willson an, berichtete ihm von dem neuen Auftrag und bat ihn, seine Kollegen zu informieren.

»Ich werde die Bande schon zusammentrommeln«, erwiderte der texanische Mediziner und Forensiker auf seine übliche schnoddrige Art.

Wir trafen ihn später wieder, als er mit seinen Kollegen Dr. Fortesque, Dr. Mai-Lin Cha und Concita Mendez am Airport auf uns wartete. Die Flugzeit von Washington nach Charleston betrug nur rund anderthalb Stunden.

»Hat der Assistant Director Ihnen nähere Informationen gegeben, Jerry?«, wollte Fortesque wissen. Ich schüttelte den Kopf.

»Agent Waters wird uns ins Bild setzen. Wir haben möglichst wenig Fakten nach außen dringen lassen, um Verdächtige nicht vorzuwarnen. Die Zeitungen und das Fernsehen stellen das FBI als unfähig und planlos dar. Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass uns die Medien aufgrund der zunehmenden Hysterie die Arbeit schwermachen werden.«

»Das ist ja nun nichts Neues«, knurrte Willson.

Wir kamen pünktlich in South Carolina an. Charleston empfing uns mit Sonnenschein und einer leichten Brise, aber wir waren leider nicht auf Urlaub. Zwei junge Kollegen holten uns vom Flughafen ab. Sie hießen Agent Lynn Vickers und Agent Mario Vezzali. Während Lynn Vickers Phil und mich in einem Ford Interceptor zum Regionalbüro chauffierte, wurde das SR-Team von Mario Vezzali in einem Chevrolet Taheo gefahren.

»Wir sind wirklich froh über die Verstärkung aus Washington«, erklärte Agent Vickers, während sie den Wagen durch die Straßen der Hafenstadt lenkte. Die junge Kollegin war rothaarig und machte einen sehr sportlichen Eindruck.

»Wir arbeiten fast pausenlos, aber an diesem Fall haben wir uns bisher die Zähne ausgebissen. Es gibt leider viel zu viele Verdächtige, denen man solche Attentate zutrauen würde. Allerdings liegt gegen keinen von ihnen etwas Konkretes vor, sonst wären wir mit unseren Ermittlungen schon weitergekommen.«

»Aber warum ausgerechnet Charleston? Gab es schon im Vorfeld Hinweise auf mögliche Bedrohungen? Steht womöglich ein Großereignis an, das durch diese Explosionen verhindert werden soll?«

»Eben nicht, Inspektor Decker. Der erste Bombenanschlag kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Und seit dem zweiten Attentat haben die Cops und wir damit zu tun, die aufgebrachte Bevölkerung in Schach zu halten, von den Medienvertretern ganz zu schweigen. Sie strömen in Scharen in die Stadt. Für mich sieht es so aus, als würden sie dem nächsten Anschlag förmlich entgegenfiebern. Das behindert unsere Arbeit ungemein.«

Was Agent Vickers mit diesen Worten meinte, wurde mir wenig später deutlich. Das kleine FBI-Regionalbüro wurde von einer Anzahl von Journalisten regelrecht belagert. Es gab Übertragungswagen von TV-Stationen und zahlreiche Reporter mit Kameras und Mikrofonen. Natürlich hatten sich auch jede Menge Schaulustige eingefunden, obwohl es wirklich nichts zu sehen gab. Das Regionalbüro war in einem unauffälligen Gebäudekomplex untergebracht.

Doch allein unsere Ankunft schien schon eine kleine Sensation zu sein.

Im Handumdrehen wurden unsere Fahrzeuge umringt, nachdem wir angehalten hatten. Ich war es gewohnt, Mikrofone vor die Nase gehalten zu bekommen und mir Fragen anhören zu müssen, die ich unmöglich beantworten konnte. Und genau das geschah auch jetzt.

Ich schwieg einfach, während ich mir gemeinsam mit den Kollegen einen Weg zum Haupteingang bahnte. An die Reporter war ich gewöhnt, nicht aber an diesen zerlumpten Burschen, der seine schmutzige Hand anklagend auf mich richtete.

Er gehörte schon rein äußerlich nicht zu den Medienleuten. Aber die Reporter zeigten sich für sein Auftreten sehr dankbar. Jedenfalls bekam er sofort ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, als er mit brüchiger Stimme zu sprechen begann. Und dabei deutete er weiterhin auf mich und meine Kollegen.

»Das sind sie! Das sind die Männer, die euch die Wahrheit vorenthalten!«

Dieser langbärtige Kerl erinnerte mich eher an einen obdachlosen Althippie als an einen Journalisten. Normalerweise hätte ich ihn als einen harmlosen Geisteskranken abgetan und nicht auf ihn gehört. Doch mir fiel auf, dass sich hinter ihm zahlreiche Menschen versammelt hatten.

Von ihnen war zustimmendes Gemurmel zu hören. Das war gefährlich, ich konnte ihm seine Unterstellungen nicht einfach durchgehen lassen.

Also änderte ich meine Richtung und ging auf ihn zu. Dabei zeigte ich meine Dienstmarke.

»Ich bin Inspektor Jerry Cotton vom FBI. Und wer sind Sie?«

»Ich bin Carolina-Kid, der Seher.«

Er warf sich in seine schmale Brust und schaute mich herausfordernd an.

»Carolina-Kid? Sie sehen mir zu erwachsen aus, um sich Kid zu nennen. Aber Sie sollten uns nichts unterstellen, Sir. Wir enthalten niemandem die Wahrheit vor, sondern wir werden sie herausfinden. Lassen Sie uns einfach nur in Ruhe unsere Arbeit machen.« Damit ließ ich ihn stehen und folgte schnell den anderen in das Gebäude.

***

Special Agent in Charge Bruce Waters begrüßte uns höchstpersönlich. Er war ein bulliger Schwarzer mit spiegelglatter Glatze.

Nachdem wir uns vorgestellt hatten, erzählte ich ihm von meiner eigenartigen Bekanntschaft vor dem Gebäude. Offensichtlich war der Mann kein Unbekannter.

»Ja, Carolina-Kid. Sein richtiger Name ist Andrew Baker. Bestenfalls ein harmloser Irrer, im schlimmsten Fall ein entsetzlicher Quälgeist«, seufzte der SAC, während er Phil und mich sowie die Teammitglieder in den Briefing Room führte. »Andrew Baker ist eigentlich ein harmloser Kauz. Er nennt sich seit einigen Jahren Carolina-Kid und spielt den Weltuntergangspropheten. Früher war er auch einige Male in der Nervenheilanstalt, aber von dort wurde er entlassen. Das Schlimme ist, dass er in den Armenvierteln ein gewisses Ansehen genießt. Die Leute sind abergläubisch, und diese Anschlagsserie ist Wasser auf seine Mühlen. Er nutzt jetzt jede Gelegenheit, sich aufzuspielen. Deshalb hat er gewiss auch vor dem Regionalbüro herumgelungert.«

»Kann er wirklich etwas über die Anschläge wissen?«, hakte Phil nach.

»Ja und nein, Inspektor Decker. Theoretisch könnte jeder Einwohner oder Besucher von Charleston die Täter gesehen haben. Bisher waren die Hinweise aus der Bevölkerung nicht hilfreich. Allerdings kann ich mir auf keinen Fall vorstellen, dass die Verbrecher so einen Spinner wie Carolina-Kid in ihre Pläne eingeweiht haben.«

»Was können Sie uns denn zum bisherigen Ermittlungsstand sagen?«, wollte ich wissen.

»Die Anschlagsserie begann mit einer Explosion bei F. C. Leroy Works. Das ist eine Fabrik für Verpackungsmittel aller Art am Stadtrand von Charleston.«

»Verpackungsmittel«, wiederholte Phil. »Das klingt nicht nach einem Motiv für politische oder religiöse Fanatiker.«

»Nein, Inspektor Decker. Dieser Meinung sind wir auch. Wir hatten auch schon an Umweltaktivisten gedacht, aber ein Großteil der Produkte ist aus Recyclingmaterial. Außerdem haben wir bisher kein Bekennerschreiben erhalten, von niemandem. Aber das werden Sie schon wissen.«

»Den Medien wurde nichts mitgeteilt«, sagte ich. »Aber es wäre ja möglich, dass Sie Informationen noch zurückhalten.«

»Nein, das ist nicht der Fall. Wir haben bisher einen politischen Hintergrund ausgeklammert. Terroristen wollen ja möglichst viele Leute auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Deshalb hätte sich eine entsprechende Untergrundgruppe wahrscheinlich längst bei uns gemeldet.«

»Ist denn überhaupt gesichert, dass alle drei Taten von denselben Tätern begangen wurden?«

»Eine gute Frage, Inspektor Cotton. Das steht nicht hundertprozentig fest, aber immerhin kam in allen Fällen derselbe Sprengstoff zum Einsatz.«

»Das würde ich mir gern genauer ansehen«, warf Fortesque ein, der als Chemiker und Physiker auch unser Sprengstoffexperte ist. Agent Waters nickte ihm dankbar zu, bevor er fortfuhr: »Der nächste Sprengsatz detonierte in einer Filiale der South Citizen Bank.«

Phil hob eine Augenbraue.

»Wie konnte die Höllenmaschine dort platziert werden?«

»Der Täter ist als Kunde getarnt in den Schalterraum gegangen und hat dort seinen Aktenkoffer zurückgelassen. Bedauerlicherweise ist es der Security nicht aufgefallen. Wenigstens war die Explosion nicht sehr stark. Es wurden nur zwei Personen durch umherfliegende Holzsplitter von dem zerborstenen Tisch verletzt, unter dem die Tasche gestanden hat.«

»Was war die Ursache für die schwache Sprengladung? Absicht oder Unfähigkeit?«

»Darüber haben wir auch schon spekuliert, Inspektor Cotton. Ich würde eher auf Absicht tippen. Offenbar sollte bei dem Anschlag in der Bank kein allzu großer Schaden angerichtet werden. Es kam den Tätern wohl eher auf die Schockwirkung an.«

»In einer Bank gibt es doch jede Menge Überwachungstechnik«, stellte ich fest. »Existiert kein Bildmaterial von dem Verdächtigen?«

»Doch, aber das ist kaum zu gebrauchen«, gab Agent Waters zurück. »Es zeigt nur einen Mann im dunklen Mantel mit Mütze, und zwar von hinten. Der Täter war offenbar darauf bedacht, den Kameralinsen immer nur den Rücken zuzuwenden.«

»Wenn Sie gestatten, will ich mir die Videobänder trotzdem noch einmal anschauen«, sagte unsere Computerspezialistin Dr. Cha. »Oftmals kann man auch aus scheinbar nutzlosem Material noch Informationen ziehen.«

Agent Waters kam nun auf den dritten Anschlag zu sprechen.

»Gestern wurde das Auto von David Raymond in die Luft gejagt. Er ist ein Lokalpolitiker aus Charleston. Er besuchte eine Bürgerversammlung in der Lincoln Coffee Bar. Dort hinein wurde mit einer Maschinenpistole geschossen, von einem SUV aus. Die Cops konnten das Auto wenige Stunden später sicherstellen. Es war ein Lexus RX 350, der in New Jersey gestohlen wurde. Der Besitzer des Wagens hat für die Tatzeit ein Alibi und ist auch ansonsten unverdächtig, das haben die Kollegen vor Ort schon herausbekommen.«

»Für mich hört sich das alles nach Profiarbeit an«, sagte ich. »Wir werden natürlich auch den sichergestellten Lexus nach möglichen DNA-Spuren durchsuchen. Ist eigentlich schon klar, wie viele Personen in dem Wagen saßen?«

»Laut Zeugenaussagen müssen mindestens zwei Verdächtige in dem Auto gewesen sein, Inspektor Cotton. Es wurde vom Beifahrersitz aus geschossen, während der Fahrer langsam an dem Café und dem soeben gesprengten Auto vorbeizog.«

»Drive-by-Shooting«, meinte Phil. »Eine klassische Gang-Methode.«

»Es könnte aber auch sein, dass jemand bewusst den Verdacht auf eine Gang lenken will und selbst nichts mit der organisierten Kriminalität zu tun hat«, gab ich zu bedenken.

***

Up and away, wie die Reiseabteilung im Hauptquartier nur genannt wurde, hatte für uns Zimmer in einem Motel am Stadtrand reservieren lassen. Dort war auch das SR-Team untergebracht. Während unseres Aufenthalts in Charleston konnten wir den Ford Interceptor als Dienstwagen benutzen, mit dem wir vom Airport abgeholt worden waren.

Nachdem ich am Vorabend die Aufgaben verteilt hatte, fuhr ich gemeinsam mit Phil nach wenigen Stunden Nachtruhe zum Büro des Politikers. David Raymond war mit dem Schrecken davongekommen. Ihm fehlte nichts, wenn man vom Totalschaden seines Autos absah. Bei ihm wollten wir mit unseren Ermittlungen beginnen.

Phil hatte sein Notebook aufgeklappt.

»Ich hatte gestern Abend noch kurz Kontakt mit dem Charleston Police Department, Jerry. Es war so, dass der Anschlag auf Raymond und die Lincoln Coffee Bar genau zu der Zeit stattfand, als bei den Cops der Wechsel von der Frühschicht zur Tagesschicht stattfand.«

Ich pfiff durch die Zähne.

»Sehr clever, denn dann waren die meisten Streifenwagen nicht auf der Straße. Das ist kein Zufall, Phil. Wer immer hinter diesen Anschlägen steckt, überlässt nichts dem Zufall. Und er nimmt auch in Kauf, sich mit dem FBI anzulegen.«

»Ja, aber wir werden dafür sorgen, dass seine Taten ihm zum Verhängnis werden«, knurrte Phil.

David Raymond war kein Vollzeitpolitiker, sondern arbeitete hauptberuflich als Anwalt. Er hatte seine Kanzlei in der Cannon Street, im Stadtzentrum. Raymonds Empfangsdame wollte uns zunächst abwimmeln. Aber ich blieb hartnäckig, und unsere Dienstmarken verschafften uns Zugang zum Privatbüro von David Raymond.

Als der Politiker Phil und mich erblickte, setzte er sofort ein unverbindliches Lächeln auf. Dabei kam es mir so vor, als ob er sich keineswegs über unseren Besuch freuen würde. Raymond war ein großer Mann mit schütterem Haar und randloser Brille. Nachdem wir unsere Namen genannt hatten, forderte er uns mit einer Handbewegung zum Platznehmen auf.

»Das ist wirklich eine schreckliche Tragödie, von der meine geliebte Heimatstadt zurzeit erschüttert wird. Zum Glück sind Sie ja jetzt hier, Gentlemen. Wenn es nach mir ginge, würde unser Land mehr Geld für die Sicherheitsbehörden ausgeben, aber unsere politischen Gegner …«