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Der Special Agent in Charge des Field Office in Indianapolis war in einer Shopping Mall Amok gelaufen, hatte wild um sich geschossen und war schließlich von einem seiner Agents erschossen worden. Natürlich war Mr High außer sich über diesen Vorfall, und das FBI geriet unter schwersten Beschuss seitens der Medien und der Politik. Unser Chef setzte Himmel und Hölle in Bewegung, damit dieser Fall schnellstens aufgeklärt wurde. In diesem speziellen Fall waren das natürlich Phil und ich ...
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2015
Cover
Impressum
So leicht stirbt man nicht
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock/TFoxFoto
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-1622-3
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
So leicht stirbt man nicht
Hank Snow taumelte in die Einkaufs-Mall. Er riss einen Ständer mit Postkarten um, der krachend zu Boden fiel. Snow löste mit der linken Hand den ersten Hemdknopf und die Krawatte, während die rechte unter das Jackett griff und eine Glock 22 hervorzog.
Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn.
Snow wirbelte herum, hatte dabei Mühe, das Gleichgewicht zu halten, und feuerte gleich drei Schüsse kurz hintereinander mit seiner Pistole ab. Schreie gellten. Snow gab einen weiteren Schuss ab.
Der Zeitschriftenhändler duckte sich gerade noch rechtzeitig hinter seinen Tresen, bevor gleich mehrere Kugeln über ihn hinwegschossen und sich in die Regale bohrten.
»Ein Amokläufer!«, schrie eine Frau.
Hank Snow stolperte vorwärts. Er fasste die Glock jetzt mit beiden Händen. Wie die rote Zunge eines Drachen leckte das Mündungsfeuer aus dem Lauf, als er erneut schoss. Ein Security Guard der privaten Sicherheitsfirma, die mit der Bewachung der Happy Way Mall von Indianapolis beauftragt war, bekam eine der Kugeln genau in die Stirn, ehe er zum Walkie-Talkie und zur Dienstwaffe greifen konnte. Er sackte in sich zusammen und blieb regungslos liegen.
Ein paar Meter weiter lag ein Mann am Boden, der von einem Querschläger getroffen worden war. Sein rechtes Hosenbein hatte sich dunkelrot verfärbt. Er konnte nicht aufstehen und versuchte die Blutung mit den Händen zu stoppen. Mit angstgeweiteten Augen sah er auf.
Der Amokschütze drückte erneut ab. Scheinbar wahllos ballerte er herum. Glasscheiben splitterten. Die Dachfenster, durch die Tageslicht in die Mall fiel, zerbarsten. Ein Regen aus Glasscherben kam herab.
Irgendwo schrie ein Kleinkind, was den Schützen offenbar dazu veranlasste, sich erneut umzudrehen. Suchend schweifte sein Blick umher. Die Mündung seiner Waffe wirbelte herum.
»FBI! Lassen Sie die Waffe fallen!«, rief ein Mann im grauen Anzug. Sein Haar war aschblond und kurz geschoren. In der Faust hielt er seine Dienstwaffe, am Revers seines Jacketts war die ID-Card des FBI befestigt.
Hank Snow blinzelte. Dann winkelte er den Arm mit der Waffe an. Im nächsten Moment trafen ihn mehrere Schüsse: drei in den Oberkörper, ein vierter in den Kopf. Die Wucht der Geschosse ließ Snow zurücktaumeln. Er schwankte, hielt sich noch einen Moment auf den Beinen, ehe er dann schließlich der Länge nach mit einem dumpfen Geräusch hinfiel.
Eine Blutlache bildete sich unter ihm.
***
Der Mann mit dem FBI-Ausweis und dem Anzug näherte sich dem Toten und richtete dabei nach wie vor die Waffe auf den am Boden liegenden Amokschützen. Dieser krallte noch immer seine Hand um den Griff seiner Waffe. Erst als der Agent sie Snow aus der Hand nehmen konnte, schien er sich etwas zu beruhigen.
Von mehreren Seiten kamen nun Sicherheitskräfte des privaten Security Service zum Ort des Geschehens. Sie näherten sich mit gezogenen Dienstwaffen.
Der Agent beugte sich da bereits über die Leiche.
»Wer sind Sie?«, fragte einer der Security Guards, die sich jetzt von allen Seiten mit der Waffe in der Hand näherten.
»Special Agent Torrance, FBI Field Office Indianapolis«, sagte der Mann im Anzug. »Und dieser Mann hier ist mein Chef, Special Agent in Charge Hank Snow, Leiter des FBI Field Office von Indianapolis.«
Torrance nahm dem Toten vorsichtig den FBI-Dienstausweis aus der Tasche.
»Lassen Sie alles, wie es ist, und legen Sie Ihre Waffe auf den Boden!«, befahl einer der Sicherheitsleute. »Sofort!«
»Aber ich habe Ihnen doch gesagt, ich …«
»Das werden wir überprüfen«, kam es zurück.
***
An diesem Morgen fuhren Phil und ich nach Quantico, Virgina. Von Washington aus kann man die Strecke in einer Dreiviertelstunde schaffen. Zumindest sagt das der Routenplaner. Man sollte aber besser die doppelte Zeit einplanen, und das hatten wir auch.
In Quantico arbeitete das Scientific Research Team. Ihre Labors waren der berühmten FBI-Akademie von Quantico angegliedert.
Mr High hatte uns auf einen neuen Fall angesetzt, der wirklich rätselhaft war und selbst für uns, die wir täglich mit allen nur erdenklichen Arten des Verbrechens konfrontiert sind, eine Besonderheit.
Das Besondere war: Täter wie Opfer waren Agents.
Hank Snow war wild um sich schießend durch eine Einkaufs-Mall in Indianapolis gelaufen, hatte dabei einen Menschen getötet und mehrere verletzt. Einem Amokläufer gleich hatte er scheinbar wahllos auf alles gefeuert, was sich bewegte.
Snow war allerdings nicht nur irgendein Special Agent. Er war der Chef des FBI Field Office von Indianapolis gewesen. Und ausgerechnet einer seiner Kollegen, ein gewisser Special Agent Garth Torrance, hatte seinen Amoklauf mit mehreren Schüssen gestoppt.
Niemand hatte bisher eine plausible Erklärung für die Hintergründe dieses Dramas. Was hatte Hank Snow dazu veranlasst, sich scheinbar völlig unkontrolliert und enthemmt in einer Orgie der Gewalt zu ergehen? Ein Mann immerhin, der sein ganzes bisheriges Leben dem Einsatz gegen das Verbrechen gewidmet hatte.
Hatte er unter Drogen gestanden? Gab es Anzeichen für eine unerkannte psychische Erkrankung? All das würden wir überprüfen müssen. Die Medien ergingen sich schon jetzt in Spekulationen aller Art.
Ich beschleunigte den Jaguar etwas, aber nur bis zur zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 60 Meilen. Strecken, auf denen man so ein Fahrzeug richtig ausfahren kann, gibt es so gut wie nirgendwo. Aber wenn man den Viper-Motor spürt und weiß, dass man sehr leicht auch doppelt so schnell fahren könnte, ist das auch schon was.
Der Jaguar sah zwar äußerlich wie ein Jaguar aus, hatte aber das Innenleben einer Dodge Viper. In New York war das mein Dienstwagen gewesen. Seit Phil und ich zu Inspektoren befördert worden waren und wir in Washington lebten, war der Jaguar normalerweise nur noch mein Privatfahrzeug – es sei denn, wir hatten ausnahmsweise mal in der Umgebung von Washington, D.C. zu tun, was hin und wieder ja auch vorkam.
»Special Agent in Charge Hank Snow wurde immer als ruhiger, besonnener Typ beschrieben«, sagte Phil, der während der Fahrt ein paar Unterlagen auf seinem Laptop gelesen hatte. Insbesondere natürlich das, was man inzwischen über das Datenverbundsystem NYSIIS zu diesem Fall abrufen konnte, aber zusätzlich auch die ersten Vernehmungsprotokolle, dazu dienstliche Beurteilungen von Vorgesetzten und was es sonst noch so gab. »Also, wenn du mich fragst, dann liegt eine pharmakologische Erklärung für diesen Ausbruch von Irrsinn am nächsten.«
»Du meinst eine Medikamenten- beziehungsweise Drogenvergiftung«, sagte ich.
»Du kannst dieser Sache verschiedene Namen geben, aber es läuft immer auf dasselbe hinaus, Jerry.«
»Also, falls so etwas vorliegen sollte, dann wird unser Cowboy-Doktor das sicherlich herausbekommen.«
Der Gerichtsmediziner des SRT-Teams war der Texaner Gerold M. Willson, der diese Bezeichnung vermutlich nicht einmal als Beleidigung aufgefasst hätte. Andererseits – Willson wurde von vielen als jemand beschrieben, dem das Gemüt eines Schlachtergesellen eigen war.
Phil und ich kamen allerdings gut mit ihm klar. Man musste ihn eben nur richtig zu nehmen wissen, und an seiner Qualifikation als exzellenter Gerichtsmediziner gab es nun wirklich nicht den geringsten Zweifel.
Wir erreichten schließlich Quantico.
Nachdem ich den Jaguar auf einem der Parkplätze abgestellt hatte, begaben Phil und ich uns zu den Labors und Obduktionsräumen.
Dr. Willson erwartete uns nicht. Wir mussten also eine Viertelstunde auf ihn warten, weil er gerade eine feingewebliche Untersuchung begonnen hatte und dabei nicht unterbrochen werden wollte.
Jedenfalls ließ er uns das durch eine Praktikantin ausrichten.
»Hatte nichts mit Ihrem Fall zu tun«, begrüßte er uns schließlich. »Ich arbeite ja nicht nur für Sie. Es gibt ja zum Glück noch andere Morde aufzuklären.« Als er Phils etwas irritierten Blick sah, schien er es für nötig zu halten, seine Bemerkung zu erklären. »Das war Ironie, Phil. Anscheinend bin ich zu häufig mit FGF zusammen. Da färbt sein britischer Humor eben auf mich ab.«
FGF, das ist Frederik G. Fortesque, ein Naturwissenschaftler und Forensiker in den Reihen des SR-Teams, dessen Hilfe wir ebenfalls sehr häufig in Anspruch nahmen. Fortesques distinguierte Art und sein unverkennbar britischer Akzent bildeten immer so etwas wie den personifizierten Gegensatz zu dem Texaner Willson.
»Gut, dass Sie das gleich erläutert haben, ich hätte es sonst kaum verstanden«, meinte Phil.
»Was jetzt vermutlich keine Ironie war«, sagte Willson. »Aber jetzt mal völlig ernsthaft: Dieser amoklaufende Agent, den ich auf den Tisch des Hauses bekommen habe, gibt mir ein paar Rätsel auf.«
»Uns ebenfalls«, sagte ich.
»Kommen Sie, ich zeig Ihnen mal was.«
Willson führte uns in den Obduktionsraum. Hank Snow lag auf dem Tisch. Willson schlug die grüne Decke zur Seite. »Also, es ist so: Die Leiche hat ein paar Einstichstellen. Der Tote hat noch zu Lebzeiten mehrere Injektionen bekommen, die er sich unmöglich selbst beigebracht haben kann. Das geht einfach nicht, zumindest, wenn man nicht biegsame Tentakelarme oder Ähnliches hat.«
»Sie meinen, ihm wurden vielleicht gewaltsam Drogen verabreicht, die ihn zum Amokläufer gemacht haben?«, hakte ich nach.
Willson nickte. »Es gibt einige weitere Merkmale, die für diese Hypothese sprechen. Erstens wurden die Injektionen an Stellen gesetzt, wo sie möglichst nicht auffallen, Hautfalten zum Beispiel. So was wird selbst von halbwegs sorgfältigen Kollegen, von denen es ja wenig genug gibt, gerne mal übersehen. Hier zum Beispiel und hier.« Willson fasste entschlossen zu und drehte die Leiche um. »Und hier auch.«
»Ja, ich glaube, wir können uns durchaus vorstellen, was Sie meinen, Gerold«, sagte Phil.
»Die Vorstellung reicht nicht. Man muss sich der Wirklichkeit stellen, Phil. Aber es kann durchaus sein, dass das unter verweichlichten New Yorkern inzwischen aus der Mode gekommen ist.«
»Können Sie uns noch mehr sagen?«, fragte ich.
Willson nickte. »Ja, sehen Sie diese Hämatome? An den Handgelenken, den Fußgelenken und unter den Achseln …«
»Wenn Sie sagen, dass das Hämatome sind«, meinte Phil.
»Ja, kann schon sein, dass die sich etwas verändern, wenn ein Toter schon länger tot ist. Aber ich versichere Ihnen, es sind welche. Und zwar sehr typische.«
»Typisch? Wofür?«, fragte ich.
»Dafür, dass Mr Snow getragen worden ist. Jetzt fragen Sie mich nicht, was das im Einzelnen bedeutet, aber eigentlich spricht die Spurenlage für Folgendes: Snow wurde überwältigt und betäubt, anschließend wurden ihm bisher noch unbekannte Substanzen injiziert, die seinen Amoklauf ausgelöst haben.«
»Fragt sich, wer das getan haben könnte und aus welchem Grund«, meinte ich. »Aber das ist auf jeden Fall schon mal ein Ansatz.«
»Es ist nur eine Hypothese, Jerry«, dämpfte Wilson sogleich meine Freude darüber, in diesem Fall zumindest einen Ansatzpunkt zu haben.
»Sicher, aber …«
»Es gibt etwas, das dieser Hypothese deutlich widerspricht. Ich habe das Blut des Toten gründlich untersuchen lassen und außerdem von einigen inneren Organen feingewebliche Untersuchungen durchgeführt.«
»Mit welchem Ergebnis?«, fragte ich.
»Ich will nicht zu sehr in die Einzelheiten gehen, die Sie vermutlich sowieso nicht verstehen. Und abgesehen davon bin ich auch noch nicht fertig. Aber eins steht fest: Hank Snow hat über längere Zeit mehrere Psychopharmaka eingenommen. Und zwar in Konzentrationen, die vermuten lassen, dass er in ärztlicher Behandlung gewesen sein muss.«
»Davon steht nichts in den Unterlagen, die wir zur Verfügung haben«, mischte sich Phil ein. »Ich will die ganzen Daten gerne noch mal durchforsten, aber das wäre eine Sache gewesen, die mir sofort aufgefallen wäre!«
»Das wäre jedem aufgefallen, Phil«, sagte Willson. »Der SAC eines FBI Field Office muss Medikamente nehmen, um psychisch im Gleichgewicht zu bleiben. Man kann sich vorstellen, dass das ein Fressen für die Presse gewesen wäre, wenn man es draußen erzählt hätte.«
»Das heißt, da hat uns jemand was verschwiegen«, schloss ich.
»Sieht so aus. Wenn SAC Snow aber unter einer psychischen Erkrankung litt, die mit Medikamenten behandelt werden musste, stellt sich der Fall womöglich ganz anders dar.«
»Was sind das für Substanzen, die Snow genommen hat?«, fragte Phil.
»Sehen Sie, das ist genau die Schwierigkeit. Ich habe ein paar Substanzen gefunden, die bei depressiven Verstimmungen verschrieben werden und zur Stimmungsaufhellung dienen. Und die feingeweblichen Untersuchungen beweisen, dass sie regelmäßig genommen wurden und nicht etwa nur einmal mit einer gespritzten Designer-Drogen-Dröhnung. Aber erstens weiß ich nicht, ob das alles ist, was Snow im Körper hatte, zweitens weiß ich nicht die genaue Zusammensetzung und kann nur grobe Rückschlüsse auf die Dosierung anstellen, und drittens kann der Effekt dieser Wirkstoffe durch weitere Komponenten sehr stark verändert werden. Wenn ich jetzt die Diagnose und die Verschreibungen des betreffenden Arztes hätte, wüsste ich immerhin, wonach ich suchen müsste. Es gibt unzählige Substanzen, die in Frage kämen. Manche sind im Blut nachweisbar, andere nur in bestimmten Organen oder im Urin – und das wiederum danach gestaffelt, wann und wie lange die Einnahme erfolgte und ob zum Beispiel eine große Dosis in kurzer Zeit oder kleine Dosen während eines längeren Zeitraums genommen wurden.«
»Wir werden versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen«, sagte ich.
»Es gibt übrigens noch eine dritte Möglichkeit, die wir nicht außer Acht lassen sollten. Ich halte sie zwar für die unwahrscheinlichste, aber das heißt nicht, dass wir sie ausschließen können.«
»Und die wäre?«, fragte ich.
Willson drehte den Toten wieder herum und bedeckte ihn. Ein Arm ragte jetzt hervor. Der Gerichtsmediziner brauchte zwei Versuche, bis der Arm so auf dem Seziertisch lag, dass er nicht mehr nach außen stand.
»Zumindest eine der Substanzen, die ich bisher gefunden habe, konnte …«
In diesem Augenblick ging die Tür auf. Dr. Fortesque betrat den Raum. Der Naturwissenschaftler trug einen weißen Kittel und eine Schutzbrille für die Augen, wie man sie in chemischen Labors benutzte.
»Schön, dass die Gentlemen aus dem Hoover Building in Washington uns mit Ihrer Anwesenheit beehren«, sagte Fortesque. Dann wandte er sich an Willson.
»Es ist drin«, sagte er. »Ich habe die Analyse noch mal überprüft, aber es dürfte da keine Zweifel mehr geben.«
Willson wandte sich daraufhin an uns. »Tja, unser Teebeutel spricht mal wieder für Außenstehende in Rätseln«, meinte er. »Es geht um Folgendes: Eine der Substanzen, die ich in den Organen von Mr Snow feststellen konnte, wird sowohl in verschiedenen Psychopharmaka verwendet als auch als sogenannte Designer-Droge illegal verkauft. Und das ist genau die dritte Möglichkeit, von der ich gerade sprach.«
»Sie meinen, Snow könnte drogensüchtig gewesen sein?«, schloss ich.
Fortesque bestätigte dies. »Das wäre eine plausible Erklärung für das Vorhandensein dieser Substanz«, erklärte er.
»Ich halte persönlich folgendes Szenario für denkbar: Snow hat wegen psychischer Probleme regelmäßig Psychopharmaka genommen«, ergänzte Willson. »Aber die stimmungsaufhellende Wirkung dieser Substanzen lässt mit der Zeit nach. Es kann sein, dass ihm die Wirkung einfach nicht mehr ausreichte und er deshalb zusätzlich was eingeworfen hat.«
»Kann man feststellen, ob es sich um Medikamente handelt oder um zusätzlich eingenommene Substanzen?«, fragte Phil.
»Könnte man«, bestätigte Willson. »Dazu müsste ich aber wissen, was Snow verschrieben worden ist.«
»Ich nehme an, manche Dinge werden wir wohl nur vor Ort herausbekommen«, meinte ich.
***
Jack Rostow streckte die Arme aus und gähnte. Der breitschultrige, fünfzigjährige Mann bewohnte ein Penthouse hoch über den Dächern von Indianapolis. Er ging durch die Glastür hinaus in den dazugehörigen Dachgarten – einen der größten seiner Art im ganzen Bundesstaat.
Ein wolkenloser Himmel wölbte sich über der Skyline der Stadt. Man hatte eine hervorragende Aussicht, die bis in das von sanften Hügeln gezeichnete Umland reichte. In der Ferne flimmerte die Luft.
»Sieh dir das an, Della!«, rief Jack. »Meine Stadt! Sie liegt mir zu Füßen.«
Rostow trug einen weißen Morgenmantel und war barfuß. Ein Teil des Dachgartens wurde von einem Swimmingpool eingenommen. Rostow streckte den Fuß ins Wasser und zog ihn wieder zurück. »Irgendwas stimmt mit der Wassertemperatur nicht. War der Typ noch nicht da, der das reparieren wollte? Della? Vielleicht muss man dem Kerl mal ein bisschen Feuer unter dem Hintern machen.«
Rostow drehte sich um.
Durch die offene Tür konnte er in das weitläufige Wohnzimmer sehen. »Della? Warum gibst du keine Antwort? Scheiße noch mal, sitzt du auf deinen Ohren?«