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Das Justizministerium vermisste einen Sonderermittler, der einen Ring korrupter Staatsdiener in Georgia aufdecken sollte. Mr High schickte mich und Phil in die Kleinstadt Macon, wo Melvyn Jones zuletzt gesehen worden war. Unsere Ermittlungen wurden von den örtlichen Kollegen nur bedingt unterstützt. Lediglich eine Staatsanwältin zeigte sich sehr kooperativ, doch auch sie konnte nur ratlos dem schnellen Sterben möglicher Zeugen zusehen. Schon bald stand für mich fest, dass wir einen Maulwurf in der Sonderkommission haben mussten. Als dann in einem Hafen in South Carolina Jones' Leichnam auftauchte, wurde unsere Ermittlung zu einem Wettlauf gegen eiskalte Killer in Uniform.
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2016
Cover
Impressum
Mangelhafte Beweise
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Film: »Ein Bulle aus Granit«/ddp-images
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-2460-0
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Mangelhafte Beweise
Er hätte seinem Instinkt vertrauen und nicht auf eigene Faust ermitteln sollen. Während Jones mit nachlassenden Kräften gegen die starken Arme seines Mörders kämpfte, brannte seine Lunge bereits wie Feuer.
»Du musst atmen!«, rief eine innere Stimme.
Doch noch beherrschte Melvyn Jones den Zwang, der den sicheren Tod bedeutete. Als es nicht mehr ging, füllte sich seine Lunge mit Wasser. Innerhalb weniger Augenblicke ertrank der Sonderermittler. Sein letzter Gedanke war, dass er niemandem etwas über seinen Verdacht erzählt hatte.
Der Auftrag des Chefs hatte in meinen Augen auf jeden Fall etwas Gutes: Phil und ich entkamen dem kühlen, regnerischen Februarwetter der Hauptstadt. Als wir in Atlanta am Flughafen eintrafen, erwartete uns dort ein Agent des Field Office. Er händigte uns die Schlüssel für einen Tahoe LS aus sowie die Ermittlungsergebnisse der Kollegen.
»Die Außenstelle in Macon wird von Agent Jay Casper geleitet. Er und sein Team werden Sie in jeder Hinsicht unterstützen«, versicherte Agent Orson.
Damit war alles gesagt, sodass wir uns auf den Weg nach Macon machen konnten. Während Phil das Lenkrad übernahm und den Tahoe kurze Zeit später über die Interstate 75 steuerte, studierte ich die Protokolle der Kollegen. Sie hatten jeden erdenklichen Schritt unternommen, um Melvyn Jones aufzuspüren. Der Sonderermittler des Justizministeriums war nach Georgia geschickt worden, um Vorwürfe der Korruption innerhalb der Behörden zu untersuchen.
Selbst einige Außenbüros des FBI standen auf Jones’ Liste, und damit erhielt sein plötzliches Verschwinden eine besondere Brisanz. Der Chef hatte Phil und mich persönlich instruiert, um uns die Dringlichkeit der Ermittlungen vor Augen zu führen. Obwohl ich mich eigentlich auf die Frühlingstemperaturen gefreut hatte, nahm ich sie schon jetzt kaum mehr zur Kenntnis.
»Offenbar war Jones ein sehr erfahrener Ermittler und kannte keine Angst. Nach diesen Berichten hat er viel auf eigene Faust ermittelt, um dadurch besonders objektiv urteilen zu können«, sagte ich.
Mein Partner brummte lediglich als Antwort, was mich verblüfft zu ihm hinüberschauen ließ.
»Welche Laus ist dir denn über die Leben gelaufen?«, wollte ich wissen.
»Mir will einfach nicht einleuchten, dass einer unserer Kollegen etwas mit dem Verschwinden von Jones zu tun haben sollte. Er hatte bis dahin nicht den geringsten Hinweis auf Korruption in einer der Außenstellen entdeckt. Oder steht in deinen Berichten etwas anderes?«, erwiderte Phil.
Mir war klar, welche gefährlichen Auswirkungen auch nur die Andeutung hinsichtlich korrupter Agents für unsere Arbeit haben würde. Genau das machte Phil zu schaffen.
»Nein, dazu steht hier nichts. Überhaupt kein Wort, Phil«, antwortete ich.
Er krauste verwundert die Stirn, als ich es so überdeutlich formulierte. Sein Seitenblick forderte mich zum Weiterreden auf.
»Es gab, wie wir wissen, sehr wohl einige Indizien dazu. Genau deswegen hat Mr High uns schließlich hierhergeschickt. Ich frage dich also, warum kein Wort darüber in diesen Protokollen steht«, sagte ich.
Zunächst schwieg Phil eine Weile. Doch dann seufzte er vernehmlich und nickte verstehend.
»Die Kollegen in Macon wollen verhindern, dass auch nur eine Zeile darüber in einem offiziellen Bericht auftaucht. Kann man verstehen, behindert aber die weiteren Ermittlungen«, räumte er ein.
Agent Casper, der Leiter der Außenstelle in Macon, empfing uns mit kühler Professionalität, die seine Ablehnung kaum überdecken konnte. Auch die Blicke der anwesenden Kollegen waren sehr reserviert. Als Phil und ich in den Besucherstühlen vor Caspers Schreibtisch saßen, um von ihm einen aktualisierten Statusbericht zu erhalten, reagierte er kurz angebunden.
»Mr Jones war nach unseren Erkenntnissen in seinem Hotel, um zuerst im Restaurant zu essen und später am Laptop seinen Bericht zu verfassen. Als er am nächsten Tag nicht zur angesetzten Besprechung kam, habe ich ein Team dorthin geschickt«, erklärte Agent Casper.
Da der Sonderermittler sich weder am Telefon meldete noch energisches Klopfen an seiner Zimmertür half, öffneten die Agents mit einer Schlüsselkarte. Sie fanden Jones nicht in seinem Zimmer und das Bett wirkte unbenutzt.
»Allem Anschein nach hat er unbemerkt noch am Abend das Hotel verlassen. Sein Wagen stand unberührt auf dem Parkplatz«, schloss Agent Casper seinen Bericht.
Es waren nicht nur seine Worte, die abweisend wirkten. Auch die Körpersprache des schlanken Mannes mit den intelligenten, braunen Augen signalisierte es. Ich forschte in seinem Gesicht und überlegte, wie ich damit umgehen sollte.
»Hat die Überprüfung der Taxiunternehmen auch kein Ergebnis gebracht?«, fragte Phil.
»Wir haben mit allen Unternehmen gesprochen, die Fahrzeuge mit und ohne Fahrer vermieten. Fehlanzeige. Mr Jones hat zu keinem Zeitpunkt ein anderes Fahrzeug gemietet«, erwiderte Agent Casper.
Er hatte einen Fahndungsaufruf an die örtlichen Cops sowie die Dienststellen des Countys geschickt. Niemand wollte Melvyn Jones seit seinem Verschwinden gesehen oder gesprochen haben.
»Er wurde buchstäblich zu einem Geist, Inspektor Cotton«, sagte Agent Casper.
Die geschilderten Maßnahmen entsprachen dem üblichen Vorgehen und lieferten mir keinen Grund, an Agent Caspers Sorgfalt zu zweifeln.
»Sie haben es vermieden, in Ihren Berichten eine Vermutung zum Verschwinden von Jones zu äußern. Das kann ich gut nachvollziehen. Hier unter uns würde ich aber gerne Ihre professionelle Meinung erfahren. Was ist mit Jones passiert?«, fragte ich.
Einige Sekunden verschleierte sich der Blick unseres Kollegen aus Macon. Dann stieß er die Luft aus und rang sich zu einer Antwort durch.
»Es muss mit seinen Ermittlungen zu tun haben. Niemand geht von einem unglücklichen Zufall aus, Inspektor Cotton. Was uns jedoch fehlt, ist ein konkreter Hinweis, dem wir nachgehen könnten«, sagte Agent Casper.
Das war nicht die erhoffte Antwort. Ich schluckte meinen Ärger hinunter und ging davon aus, dass wir Agent Casper demnächst zu einer besseren Zusammenarbeit bewegen konnten. Ich bat daher, dass man uns ein Büro zur Verfügung stellte. Dafür war bereits gesorgt, und auch der Zugang zum System war freigeschaltet worden. Nachdem Phil und ich uns einen frischen Kaffee beschafft hatten, setzten wir uns an die Schreibtische.
»Agent Casper mauert noch ein wenig«, stellte Phil fest.
Ich lachte leise auf. Das war die Untertreibung des Jahres. »Kann man wohl sagen. Gewähren wir ihm ein wenig Zeit, sich an uns zu gewöhnen. Ich schlage vor, dass wir mit den gleichen Personen sprechen, mit denen bereits Jones geredet hat«, erwiderte ich.
Mangels besserer Alternativen stimmte Phil zu. Unsere Wahl fiel zuerst auf eine Staatsanwältin, da Jones bereits mehrfach in ihrem Büro gewesen war. Ich rief in der Staatsanwaltschaft an und bat um einen Termin. Zu meiner Überraschung wurde ich sofort zu Staatsanwältin Alexa Crawford durchgestellt.
»Sie können gerne sofort zu mir kommen, Inspektor. Mir liegt viel daran, dass wir Mr Jones so schnell wie möglich finden«, schlug sie vor.
So viel Entgegenkommen war erfrischend und daher nahm ich den Vorschlag an. Phil und ich meldeten uns ab, um die kurze Fahrt zum Sitz der Staatsanwaltschaft anzutreten. Wir waren gespannt, was uns dort über Jones und seine Ermittlungen mitgeteilt werden würde.
***
Das Gespräch war sehr aufschlussreich, denn die Staatsanwältin hatte offensichtlich eng mit Melvyn Jones zusammengearbeitet. Die sportliche Frau mit den dunkelblonden Haaren und den lebhaften blauen Augen empfing uns in ihrem Büro. Sie räumte schnell Aktenberge von zwei Stühlen, wobei Phil ihr sofort zur Hand ging. Sie dankte es ihm mit einem warmen Lächeln. Dann deutete Alexa Crawford auf die frei gewordenen Stühle, während sie uns ungefragt zwei Becher mit Kaffee einschenkte.
Gleich zu Beginn des Gesprächs einigten wir uns darauf, alle Ränge einfach wegzulassen und uns mit Vornamen anzusprechen. Alexa war ein herrlich unkomplizierter Mensch, ohne dabei ihre Kompetenz einzubüßen. Mehrfach wurde unsere Unterredung von Mitarbeitern oder Kollegen von ihr unterbrochen, die kurz im Büro vorbeischauten. Immer war der große Respekt vor der Staatsanwältin spürbar.
»Melvyn hat sich sehr gut auf diese Ermittlung vorbereitet. Er konnte mir bei unseren Treffen aus den Dateien auf seinem Laptop immer sehr hilfreiche Informationen überspielen«, sagte Alexa.
Von diesem Laptop hörten wir zum ersten Mal. »Hat Jones den immer bei sich gehabt?«, hakte ich nach.
Nach Alexas Beobachtung schien der Laptop das wichtigste Arbeitsgerät des Sonderermittlers gewesen zu sein. Davon hatte uns Agent Casper nichts gesagt. Vermutlich war der Laptop zusammen mit Jones verschwunden.
»Können Sie sich daran erinnern, zu welchen Personen er Sie besonders befragt hat?«, fragte Phil.
Alexa hatte die Dateien von Jones in einem eigenen Verzeichnis zusammengefasst. Sie zeigte es uns und bot von sich aus an, diese Dateien an unseren Server in der Außenstelle hier in Macon zu übermitteln.
»Das wäre sehr hilfreich, Alexa«, dankte ich ihr.
Mir fielen verschiedene Einträge auf, die nicht in der üblichen schwarzen Schrift, sondern rot waren.
»Was haben diese farblich hervorgehobenen Zeilen zu bedeuten?«, fragte ich.
»Das sind die Namen und Adressen der Mitarbeiter in verschiedenen Behörden, deren Aufgabengebiet für korrupte Menschen besonders interessant wäre«, erwiderte Alexa.
Aus ihrer Formulierung ließ sich nicht erkennen, ob sie die Personen zum engeren Kreis der Verdächtigen rechnete. Das war auch Phil nicht entgangen, der entsprechend nachhakte.
»Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass eine oder mehrere dieser Personen tatsächlich korrupt sein könnten?«, fragte er.
»Die Frage hat Melvyn mir auch gestellt. Er wollte eine Aufstellung von mir haben, in der die Personen nach der Wahrscheinlichkeit für Korruption einsortiert sein sollten«, antwortete Alexa.
Es war nicht erforderlich, sie extra nach einer Kopie dieser Liste zu fragen. Alexa druckte sie freiwillig aus und schob sie uns über den Tisch zu. Phil und ich beugten uns vor, um die Namen an der Spitze der Aufstellung zu betrachten.
Der erste Name gehörte zu einer zivilen Angestellten im Police Department von Macon.
»Camilla Snyder leitet die Verwaltung des Departments. Warum haben Sie ausgerechnet sie an die Spitze der Aufstellung gesetzt?«, wollte ich wissen.
Die Erklärung war simpel und nachvollziehbar. Snyder hatte ungehinderten Einblick in jede Ermittlungs- und Personalakte des Departments. »Sie kann immer eine plausible Erklärung liefern, warum sie gerade in diese oder jene Datei geschaut hat. Snyder sitzt quasi an der Quelle zu allen entscheidenden Informationen«, antwortete Alexa.
Während ich mit dieser Erklärung vollauf zufrieden war, bohrte Phil zu meiner Überraschung nach.
»Da ist aber noch mehr, oder? Sie haben weitere Gründe, warum Sie ausgerechnet Snyder auf die erste Position gesetzt haben«, sagte er.
»Sie haben mich durchschaut, Phil«, gab sie zu. »Es gab seit einigen Monaten immer wieder seltsame Zwischenfälle, die es der Staatsanwaltschaft in ihrer Arbeit schwer machten. Mal verschwand die Aufzeichnung einer Aussage, dann wieder tauchten Unstimmigkeiten in Protokollen der Detectives auf. Alles immer nur so, dass es als Zufall oder Schlamperei durchgehen könnte. Doch wenn ich oder einer meiner Kollegen mit dem jeweiligen Detective sprachen, stritten sie es glaubwürdig ab. Also suchte ich nach einer anderen Erklärung, und die deutete auf eine korrupte Person an der passenden Stelle hin«, sagte Alexa.
»Und in Snyder haben Sie die Verdächtige ausgemacht und an Jones weitergereicht«, erwiderte ich.
Genauso verhielt es sich. Auch die folgenden Namen auf der Liste hatten ihren Platz nach diesem Verfahren erhalten. Alexa Crawford konnte uns immer gute Gründe aufzeigen, warum sie diese Reihenfolge gewählt hatte.
»Damit helfen Sie uns ebenfalls weiter. Phil und ich werden mit Snyder sowie den anderen Verdächtigen sprechen. Sobald wir etwas erfahren, melden wir uns bei Ihnen«, sagte ich.
Damit verabschiedeten wir uns von der Staatsanwältin, die ihre Visitenkarte an Phil aushändigte. Es konnte ein Anzeichen für ihr besonderes Engagement sein, dass Alexa auf der Rückseite noch die private Mobilfunknummer notierte. Ich konnte mir aber durchaus auch andere Gründe dafür vorstellen, und das Aufblitzen in Phils Augen konnte auch Alexa nicht übersehen. Ich wartete ab, bis wir im Tahoe saßen.
»Nette Frau, oder?«, fragte ich.
Ich gab mir große Mühe, möglichst neutral zu klingen. Phil krauste zunächst die Stirn und warf mir einen forschenden Blick zu. Da ich diesen mit ernster Miene erwiderte, entspannte mein Partner sich. Ein breites Lächeln erhellte sein Gesicht.
»Alexa ist eine Wucht. Schön, intelligent und dazu keine Spur eingebildet«, schwärmte er.
»Stimmt. Wäre es für dich in Ordnung, wenn du den Kontakt zu ihr hältst?«, fragte ich.
Das war ganz in Phils Sinn, also war es beschlossen. Während er den Motor startete und im Navigationssystem die Route zum Department in der Cherry Street eingab, überprüfte ich die aktuellen Meldungen. Es fehlte weiterhin jede Spur von Melvyn Jones. Angesichts der verstrichenen Zeit sank seine Überlebenschance mittlerweile nahezu auf null. Jeder Agent oder Cop kannte die Frist von achtundvierzig Stunden, in denen ein Kidnapping aufgeklärt sein sollte. Dauerte es länger, starben die Geiseln in der Regel.
Kurz darauf rollte der Tahoe über Macons Straßen. Gäbe es nicht den verschwundenen Sonderermittler, wäre der Ausflug in den Frühling von Georgia sehr angenehm gewesen. Doch angesichts der Umstände konnte ich es nicht wirklich genießen.
»Hast du etwas über Camilla Snyder in unserem System gefunden?«, erkundigte sich Phil.
Es existierten tatsächlich einige Einträge. Doch sie gaben nur Aufschluss darüber, dass Snyder während ihres Aufstiegs innerhalb der Verwaltung des Police Department mehrfach überprüft worden war.
»Keine Auffälligkeiten wie geplatzte Kredite oder hohe Belastungen auf ihrem Haus?«, fragte Phil.
Ich musste es verneinen. Sollte Snyder tatsächlich korrupt sein, beging sie nicht die typischen Fehler vieler anderer Menschen. Weder lebte sie über ihre finanziellen Verhältnisse, noch gab es zu hohe Schulden. Im Grunde deutete nichts außer Alexas Einschätzung auf Snyder als Verdächtige hin. Als Phil den Tahoe auf dem von Bäumen beschatteten Parkplatz am Police Department abstellte, wanderte mein Blick hinüber zu dem sandfarbenen Gebäude, dessen Eingangsbereich überdacht war. Phil stieß bereits die Fahrertür auf, als ich die Frau im mittleren Alter bemerkte. Camilla Snyder war im Begriff, in einen weißen Toyota Camry einzusteigen.
»Warte, Phil! Snyder fährt gerade los«, rief ich.
Mein Partner folgte meinem Blick und dann zog er schnell die Fahrertür wieder zu.
»Mal sehen, wohin die Lady mitten am Tag so fährt«, sagte er.
Eine Minute später rollte der Tahoe bereits wieder vom Parkplatz herunter, um dem weißen Camry zu folgen.
***
Die Fahrt verlief zunächst in westlicher Richtung. Während Phil den Toyota mit Snyder im Blick behielt, rief ich am Computer in der Mittelkonsole die Stadtkarte von Macon auf. Dann zoomte ich die westlichen Sektoren heran, um ein mögliches Ziel auszumachen. Auf den ersten Blick konnte ich nichts entdecken.
»Sie überfährt die rote Ampel!«, stieß Phil hervor.
Ich schaute auf und sah gerade noch, wie der weiße Camry das Heck eines anderen Wagens um Haaresbreite verfehlte. In einem Reflex schaltete ich Sirene und Warnlampen ein, um für Phil die Kreuzung freizuräumen.
»Snyder fährt auf einmal, als wenn ihr der Teufel persönlich im Nacken säße«, rief er.
Ich konnte ebenfalls kaum glauben, was die Angestellte alles riskierte. Sie schrammte an parkenden Wagen vorbei, raste einige Yards sogar über den Bürgersteig und schnitt dann an der nächsten Kreuzung ein anfahrendes Taxi. Dessen Fahrer wurde von dem heranrasenden Camry dermaßen überrascht, dass er nicht einmal hupen konnte.
»Ich löse eine Fahndung aus. Die Cops müssen Snyder stoppen, bevor sie einen schweren Unfall verursacht«, sagte ich.
Dadurch büßten wir zwar ein, dass Snyder uns zu ihrem ursprünglichen Ziel führte, aber wir durften keine Zivilisten gefährden. Mit einem Auge blieb ich auf der Straße und klammerte mich mit der linken Hand am Türgriff fest. Phil musste mittlerweile sein gesamtes fahrerisches Können aufbieten, um den Abstand zu Snyders Toyota nicht zu groß werden zu lassen. Ich hatte gerade die Meldung an die Leitstelle abgesetzt, als ich das Mikrofon einfach fallen ließ und mich mit der Rechten am Armaturenbrett abstützte.
»Damned! Wo kommen die denn auf einmal her?«, brüllte Phil.