Jerry Cotton 3094 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3094 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Wir hatten erfolgreich eine Aktion gegen Geldwäsche im Internet abgeschlossen. "Mega Flow" war eine Plattform im Darknet gewesen, über die Millionen von Narco-Dollars gewaschen worden waren. Doch bei den Vernehmungen stellte sich heraus, dass die, die wir für die Bosse gehalten hatten, bestenfalls die mittlere Führungsebene gewesen waren. Die wirklichen Bosse verteidigten sich auf gnadenlose Weise, und bald mussten wir die ersten Leichen einsammeln ...

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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Geständnis eines Toten

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Film:»Harley Davidson and the Marlboro Man«/ddp-images

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-3662-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Geständnis eines Toten

Brendan McCauly Estate, West Virginia …

»Zum Teufel mit diesen Bastarden!«

Brendan McCauly trug einen dunklen Rollkragenpullover. Sein Gesicht war zur Fratze verzerrt. Er stand an der offenen Haustür, riss seine MP hoch und feuerte. Dreißig Schuss knatterten mit dem ersten Feuerstoß aus der Waffe heraus. »Das ist für euch! Wenn ihr mich kaputt zu machen versucht, mache ich euch kaputt!«

Erneut feuerte McCauly die Waffe ab, so lange, bis das ganze Magazin leergeschossen war.

Eine Megafonstimme ertönte.

»Achtung, Achtung! Das Gelände ist umstellt. Legen Sie Ihre Waffen auf den Boden und leisten Sie keinen Widerstand.«

Ein Helikopter mit der Kennung des FBI näherte sich jetzt dem Anwesen und kreiste über dem Haupthaus. McCauly zog sich ins Haus zurück und ging in Deckung. Er riss das leergeschossene Magazin aus seiner Waffe, lud ein neues nach und eröffnete erneut das Feuer.

Ich duckte mich hinter den Kotflügel unseres Dienstfahrzeugs. Eine MP knatterte los und nur Augenblicke später wurde aus einer Reihe weiterer Waffen geschossen. Ein wahrer Kugelhagel prasselte in unsere Richtung. Scheiben gingen zu Bruch. Aus Reifen entwich die Luft.

Ich hielt meine Glock in der Faust. Mein Kollege Phil Decker befand sich in meiner Nähe. Er war ebenso in Deckung gegangen wie ich.

Wie alle anderen an dieser Großoperation beteiligten Agents trugen wir eine schusssichere Kevlar-Weste. Über ein Headset waren wir alle untereinander verbunden.

Die Einsatzleitung lag in diesem Fall bei Phil.

Die Schussgeräusche mischten sich jetzt mit dem Rotorenlärm eines Helikopters. Er stieg deutlich höher und kreiste über dem Hauptgebäude des Brendan McCauly Estate. Dieser weiträumige Landsitz lag nur ein paar Meilen von der Stadt Martinsburg im östlichsten Zipfel von West-Virginia entfernt.

Man sah dieser ländlichen Idylle nicht an, dass von hier aus eine der größten und effektivsten Geldwaschanlagen betrieben wurde, die es in der Geschichte des organisierten Verbrechens je gegeben hatte.

Hier stand ein Teil der Server, mit deren Hilfe Mega Flow betrieben worden war, ein illegaler Bezahldienst im sogenannten Darknet, dem dunklen, nicht für jedermann zugänglichen Teil des Internets. Über Mega Flow waren anonyme Zahlungen rund um den ganzen Globus möglich, die in einer virtuellen Währung abgewickelt wurden. Es gab keine Limits, keine Regeln, keine Möglichkeit der Rückverfolgung. Ein Service, der sich ideal für Geldwäsche und illegale Geschäfte aller Art eignete, angefangen vom Drogen-Großdeal bis zur Bezahlung eines Lohnkillers. Und anders als bei legalen Bezahldiensten dieser Art war es unmöglich, den Weg des Geldes zu verfolgen.

Das Internet-Genie Brendan McCauly hatte sich mit Mega Flow ein dunkles Imperium aufgebaut und mutmaßlich Millionen Dollar verdient.

Aber jetzt war er dran. Intensive, langwierige Ermittlungen des FBI, der Steuerbehörden von einem Dutzend Staaten und verschiedener anderer Polizeieinheiten, die im Kampf gegen das organisierte Verbrechen aktiv waren, hatten schließlich dazu geführt, dass nun der Tag X gekommen war.

Zeitgleich mit unserem Einsatz in West-Virginia fanden an mehr als zwei Dutzend Orten im In- und Ausland ebenfalls Verhaftungen statt. Mega Flow war ein international agierender Faktor des organisierten Verbrechens geworden und damit war Brendan McCaulys Organisation auch nur international wirklich nachhaltig zu bekämpfen.

Aber das Zentrum dieser Krake, die sich global ausgebreitet hatte, lag hier, in diesem idyllischen Teil von West Virginia. So zumindest lauteten unsere bisherigen Erkenntnisse.

Wir waren mit einem großen Aufgebot an Einsatzkräften angerückt. Außer FBI-Agents waren auch noch Einheiten der State Police von West Virginia im Einsatz. Das gesamte Gebiet um Brendan McCaulys Besitz war dermaßen abgeriegelt, dass eine Flucht unmöglich war.

Nicht einmal in die Luft konnte er entkommen, obwohl diese Möglichkeit grundsätzlich gegeben war. McCauly hatte auf seinem Gelände nämlich eine Landebahn angelegt. Die war allerdings bereits von Einsatzkräften eingenommen und gesichert worden. Blieb der Helikopterlandeplatz direkt neben seinem Wohnhaus.

Aber um dort hinzugelangen, hätte McCauly zumindest für kurze Zeit das Haus verlassen müssen. Und davon abgesehen wäre ein Start des Helikopters unter den gegenwärtigen Umständen völlig unmöglich gewesen.

McCauly hatte selbst einen Flugschein. Er konnte sowohl Flugzeuge als auch Helikopter fliegen. Letzteres hatte er während seiner Zeit in der Army gelernt, aus der er schließlich wegen Veruntreuung von Armeegütern entlassen worden war.

Das war sein erstes Strafverfahren gewesen. McCaulys kriminelle Energie hatte sich da bereits im Ansatz offenbart. Nur war er damals noch lange nicht so geschickt gewesen wie später. Jedenfalls hatte man ihn danach jahrelang nicht mehr erfolgreich anklagen können.

Aber das würde sich mit dem heutigen Tag ganz sicher ändern.

Wieder prasselten Kugeln in unsere Richtung. McCauly und seine Getreuen waren schwer bewaffnet. Offenbar verfügten sie über ein ganzes Arsenal von automatischen und halbautomatischen Waffen.

Aber der Besitz dieser Waffen, mit denen man eine ganze Infanterie-Einheit hätte ausrüsten können, war vermutlich eines der wenigen Dinge, die man McCauly und seinen Leuten am Ende nicht juristisch vorwerfen konnte. Die Waffengesetze in West Virginia gehörten zu den liberalsten in den ganzen USA. Selbst Sturmgewehre und andere Kriegswaffen konnte man ohne eine wirklich effektive Registrierung erwerben, was unter Kriminellen der angrenzenden Bundesstaaten zu einem gewissen Waffenkauftourismus geführt hatte.

»Das wird nicht so einfach, den Kerl und seine Meute da herauszuholen«, meinte Phil.

Zeit war in so einem Fall immer ein wichtiger Faktor. Und dieser Faktor arbeitete grundsätzlich für uns. Schließlich hatten wir es mit gewöhnlichen Kriminellen zu tun, die letztlich ein Interesse daran hatten, mit heiler Haut aus der Sache herauszukommen. Bei fanatischen Terroristen oder psychisch kranken Amokläufern lag die Sache anders. Aber es gab keinerlei Hinweis darauf, dass so etwas hier im Spiel war.

Andererseits wunderte es mich schon ein wenig, dass selbst angesichts dieser aussichtslosen Lage gleich auf uns geschossen worden war.

Der Geschosshagel verebbte.

Über Megafon wurden alle Personen, die sich gegenwärtig im Hauptgebäude des Brendan McCauly Estate befanden, nochmals aufgefordert, sich zu ergeben und die Waffen niederzulegen. Diesmal mit Erfolg: Die ersten Bewaffneten ergaben sich und ließen sich von den Kollegen widerstandslos festnehmen.

Wir kamen aus der Deckung und näherten uns zusammen mit weiteren Kollegen dem Haus. Die Tür stand offen. Wir drangen ein. Einsatzkräfte sicherten uns. Nacheinander kamen die Meldungen, dass einzelne Räume gesichert worden waren.

Mehrere Bewaffnete wurden festgenommen. Wer diese Personen waren, musste erst noch festgestellt werden. Vermutlich Angehörige des inneren Kreises von McCaulys Organisation, denn ansonsten hatte zu diesem Anwesen unseren Erkenntnissen nach niemand Zutritt gehabt. In diesem Punkt hatte es McCauly sehr genau genommen.

Ein kriminelles Großprojekt wie Mega Flow war natürlich nicht ohne Mitwisser aufzubauen. Aber abgesehen davon hatte McCauly immer darauf geachtet, ihre Zahl möglichst niedrig zu halten. Entsprechend schwierig war es für uns gewesen, verdeckte Ermittler in die inneren Kreise dieser Organisation einzuschleusen und an Informationen zu gelangen.

Noch einmal brandete MP-Feuer auf. Dutzende von Schüssen knatterten. Die Schussgeräusche kamen irgendwo aus dem Inneren des Hauses.

Phil und ich gelangten in einen großen Raum im Zentrum des Hauses. Er hatte keine Außenwände und dementsprechend auch keine Fensterfront. Dafür erweckte ein Glasdach den Eindruck eines Atriums.

Der Raum war eine Computerzentrale. Dutzende von Rechnern standen hier. Flachbildschirme in beeindruckender Größe reihten sich aneinander.

Ein Mann mit einer MP feuerte auf die Anlage. Die Kugeln fetzten in die Rechnergehäuse hinein und durchsiebten sie.

»Waffe weg, FBI!«, rief ich.

Der Kerl mit der MP gehorchte augenblicklich, ließ die Waffe fallen und hob die Hände. Noch bevor er sich umdrehte, erkannte ich ihn. Ich hatte schließlich oft genug Bilder von ihm in diversen Dossiers gesehen, die uns bei den Ermittlungen zur Verfügung gestanden hatten.

»Brendan McCauly, Sie sind verhaftet«, erklärte ich ihm, während ein Kollege ihm bereits Handschellen anlegte. »Sie haben das Recht zu schweigen. Falls Sie von diesem Recht keinen Gebrauch machen, kann und wird alles, was Sie von nun an sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Haben Sie das verstanden?«

»War ja deutlich genug«, grinste McCauly.

Er kicherte wie irre.

»Ich nehme an, diese Ballerei hier diente dem Zweck, noch so viel wie möglich Beweismaterial zu vernichten«, meinte Phil.

»Sie werden mir auch so nichts beweisen können«, sagte McCauly. »Und wenn Sie denken, dass Sie irgendetwas gegen mich in der Hand hätten …«

»Ich denke, wir haben genug, um zu verhindern, dass Sie in den nächsten Jahrzehnten noch einmal Unheil anstiften können«, unterbrach ich ihn.

»Wir werden ja sehen. Ich will jetzt meinen Anwalt sprechen«, lächelte McCauly. Ich fragte mich, ob er irgendwelche Aufputschmittel oder Drogen genommen hatte. Er schien sehr aufgedreht zu sein. Seine Pupillen waren vergrößert.

»Ihren Anwalt können Sie sehr bald sprechen«, sagte Phil sachlich.

»Ich habe etwas Einzigartiges aufgebaut«, sagte McCauly. Eine Ader an seiner Stirn trat dabei stark hervor. Sein Gesicht verzog sich maskenhaft. »Es wird Ihnen nicht gelingen, das kaputt zu machen!«

»Mister McCauly, Sie haben gegen ein Dutzend Gesetze verstoßen und wahrscheinlich unzähligen Drogenhändlern, Waffenschiebern und Auftragskillern überhaupt erst ermöglicht, ihren Geschäften nachzugehen«, gab ich zu bedenken.

»Ich weiß nicht, welche Ratten in meinem engeren Umkreis Sie bezahlt haben, dass sie mich verraten«, sagte McCauly. »Aber Sie werden nicht lange Freude an Ihrem vermeintlichen Erfolg haben! Meine Anwälte werden Sie ganz persönlich so durch den Fleischwolf drehen, dass Sie anschließend froh sind, wenn Sie einfach nur Ihren Dienst quittieren dürfen und Sie irgendwo in einem Provinznest vielleicht noch eine Anstellung als Hilfspolizist bekommen.«

»Abführen«, sagte ich.

Zwei Kollegen nahmen McCauly mit.

»Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!«, rief McCauly mit heiserer, sich überschlagender Stimme.

»Ziemlich großmäulig«, meinte Phil, nachdem Brendan McCauly nicht mehr im Raum war.

»Ich hatte den Eindruck, dass er vorher was eingepfiffen hat, was ihn richtig in Stimmung brachte«, gab ich zurück. »Mit mildernden Umständen kann er deswegen allerdings nicht rechnen. Jedenfalls nicht, was den Angriff auf Bundesagenten angeht.«

»Ich bin auf jeden Fall froh, dass der ganze Ermittlungskomplex jetzt vor seinem Abschluss steht«, meinte Phil und unterdrückte ein Gähnen.

»Der Prozess wird sich vermutlich eine ganze Weile hinziehen«, gab ich zu bedenken.

»Die Beweise sind so wasserdicht, dass da selbst dann nichts mehr schiefgehen kann, wenn der Staatsanwalt ein Anfänger ist und sich herausstellen sollte, dass die Hälfte unser Beweismittel nicht gerichtsverwertbar sein sollten.«

»Du weißt, dass wir beide schon Pferde kotzen gesehen haben, Phil.«

»Ja, aber zu Pessimismus ist nun heute wirklich kein Anlass. Wir können uns selbst auf die Schultern klopfen, Jerry. Ich würde sagen, dass zu Anfang kaum jemand wirklich daran geglaubt hat, dass man Mega Flow und der Organisation, die sich um diese Darknet-Plattform herumrankt, jemals das Handwerk legen könnte. Und nun stehen wir kurz davor.«

Ich atmete tief durch. »Vielleicht hast du recht und ich sollte das Positive sehen.«

In diesem Moment bekamen wir wie aufs Stichwort die Nachricht, dass es bei der Schießerei nur zwei Leichtverletzte gegeben hatte, die bereits in ärztlicher Obhut waren. Angesichts der Menge an Patronen, die bei dem Feuergefecht verschossen worden waren, war das mehr als erstaunlich.

Kurz danach rief ich Mr High an, um ihm zu melden, dass die Aktion erfolgreich zum Abschluss geführt werden konnte. Zumindest was die Teiloperation betraf, an der Phil und ich beteiligt gewesen waren.

»Gute Arbeit«, sagte unser Vorgesetzter. »Bei mir sind inzwischen auch schon einige Meldungen eingetroffen, die die parallel durchgeführten Verhaftungsaktionen betreffen. Wenn ich mich nicht völlig täusche, dann dürfte die Organisation, die hinter Mega Flow steht, damit vollkommen zerschlagen sein.«

***

New York City, Mott Street, Carlo’s Coffee Shop

Der Mann mit der weinroten Krawatte und den goldenen Manschettenknöpfen trank schon seinen zweiten Espresso. Ungeduldig sah er auf die Uhr.

Dann bemerkte er den hageren Kerl mit dem Kapuzen-Shirt durch die Tür des Coffee Shop kommen. Er hatte die Kapuze über den Kopf gezogen. Der größte Teil des Gesichts lag daher im Schatten. Nur das Kinn ragte hervor – das Kinn mit dem sehr speziellen Spitzbart.

Er drehte sich einmal um, musterte die wenigen Gäste, die um diese Zeit Carlo’s Coffee Shop frequentierten, und wandte sich dann zielsicher in Richtung des Mannes mit der roten Krawatte.

Ohne zu fragen, setzte er sich.

»Schön, Sie mal persönlich zu treffen, nachdem wir schon so lange zusammenarbeiten«, sagte der Kapuzen-Mann.

»Wir hätten das Risiko vermeiden können«, lautete die kühle Antwort.

»Nein, dieser Ansicht bin ich nicht.«

»Ach, nein?«

»Bevor ich so einen Auftrag übernehme, weiß ich immer gerne etwas genauer, mit wem ich es zu tun habe, Mister …«

»Nennen sie mich Frank.«

»Frank.« Der Kapuzen-Mann grinste. »Sie verstehen das doch sicher, Frank. Es geht um die Chemie. Um den Eindruck, den man hat. Bei sehr wichtigen Geschäften spielt das immer eine Rolle, finden Sie nicht?«

Frank sah seinem Gegenüber geradewegs in die Augen. »Sie sind zu alt und nicht schwarz genug, um solche albernen Klamotten zu tragen«, sagte er unvermittelt.

Frank beugte sich etwas vor. Beide Hände lagen auf dem Tisch. Die Manschettenknöpfe waren jetzt gut sichtbar. Und auch die Gravur, die sie kennzeichnetet: ein stilisierter Globus.

Der Kapuzen-Mann zupfte sich etwas an seinem exakt ausrasierten Spitzbart herum. »Was soll der Mist? Will so ein spießiger Sack wie Sie mir jetzt erzählen, was cool ist? Oder wie soll ich das jetzt verstehen?«

»Ich weiß nicht, ob Sie sich eigentlich darüber im Klaren sind, wie ernst die Lage für uns alle ist«, sagte Frank.

»Sie meinen wegen diesem Scheißkerl aus West Virginia?« Der Mann machte eine wegwerfende Handbewegung. »Der wird ja wohl nicht gleich zum Kronzeugen mutieren. Und so, wie sich McCauly verhalten hat, wird er sich bei der Justiz auch nicht gerade viele Freunde gemacht haben, die jetzt bereit wären, als Erstes einen Deal mit jemandem einzugehen, der eine wilde Schießerei mit FBI-Agents vom Zaun gebrochen hat.«

»Können Sie es ausschließen?«

»Nein, natürlich nicht.«

»Sehen Sie!«

»Hey, Mann, Frank! Ich hatte gedacht, Sie wären die obercoole Sau schlechthin. Und jetzt sehe ich, dass Sie offenbar ziemlich nervös sind.«

»Sie können dazu beitragen, dass sich diese Nervosität wieder in Grenzen hält«, sagte Frank.

»Ich ziehe es durch, Frank! Und ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, worüber Sie sich Sorgen machen! Es gibt ein paar Geschäfte, die man wohl einfach abschreiben muss, aber ansonsten geht alles einfach so weiter wie bisher. Das habe ich Ihnen versprochen und das halte ich auch.«

»Das freut mich zu hören«, sagte Frank. »Ich verlasse mich allerdings darauf, dass Sie tatsächlich mehr drauf haben als nur ein paar Sprüche.«

»Sonst hätten Sie sich doch gar nicht mit mir getroffen, Frank.«

»Im Übrigen teile ich Ihre optimistische Einschätzung nicht in vollem Umfang«, erklärte Frank. »Aus meiner Sicht hängt jetzt sehr viel davon ab, dass die Sache mit McCauly durchgezogen wird.«

»Sie können sich auf mich verlassen, Frank.«

»Das will ich hoffen.« Frank lehnte sich zurück und schnipste mit den Fingern. »Carlo, ich will zahlen!«, rief er zu dem Mann hinter dem Tresen.

»Zahlen ist ein gutes Stichwort«, sagte der Kapuzen-Mann. »Ich denke nämlich, dass wir angesichts der hohen Priorität, die die Sache mit McCauly hat, noch mal über ein paar finanzielle Konditionen verhandeln müssen.«

Frank hob etwas irritiert die Augenbrauen. »Sie wollen die Situation ausnutzen und mich erpressen?«

»Ich will einfach nur darauf hinweisen, dass ich erhöhte Aufwendungen zu bestreiten haben werde, wenn ich die Sache für Sie so erledigen soll, dass Ihrem gesteigerten Sicherheitsbedürfnis dabei Rechnung getragen wird«, konterte der Mann.

Frank lächelte breit und aasig. Seine makellos weißen Zähne blitzten dabei hervor – ein Raubtierlächeln. »Okay, dann sagen Sie mir mal, was Sie sich da so im Einzelnen vorstellen.«

Der Kapuzen-Mann lächelte nun ebenfalls und zupfte dabei erneut an seinem Spitzbart herum. »Ich wusste doch, dass heute noch ein guter Tag werden würde.«

»Man sollte sich nie zu früh freuen.«

»Soll das eine Drohung sein, Frank?«

»Ich drohe nicht. Ich kündige vielleicht etwas an, aber ich drohe nicht.«

***