Jerry Cotton 3098 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3098 E-Book

Jerry Cotton

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Leiche eines illegalen Einwanderers auf einer Müllkippe in Kingston, Jamaika, sollte uns die Chance bieten, einen der mächtigsten Drogenbosse in den USA zu überführen. Phil und ich begaben uns aus dem Novemberregen in Washington in die Sonne der Karibik. Dort mussten wir nicht nur gegen ein Drogensyndikat kämpfen, sondern auch mit Korruption und einer Polizei, die nicht auf unserer Seite stand ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2016

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Flucht ist keine Lösung

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Film: »Next«/ddp-images

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-3842-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Flucht ist keine Lösung

Die Sonne stach heiß vom Himmel, als Lieutenant Tommas Pantque über eine Müllkippe am Rande eines Slums in den Außenbezirken von Kingston stapfte. Zu der Hitze kamen die schier unerträglichen Ausdünstungen der Müllberge, die dem Lieutenant der Kriminalpolizei nahezu den Atem raubten. Ein flüchtiger Blick auf das Opfer, dessen Verletzungen durch massive Gewalteinwirkungen hervorgerufen worden waren, sagte Pantque alles.

»Gibt es irgendwelche Hinweise auf die Identität des Toten?«

Lieutenant Pantque ging neben dem einzigen Kriminaltechniker in die Hocke und schaute den wortkargen Farbigen an.

»Die Mörder hätten in seinen Schuhen nachsehen sollen, falls sie seine Identität geheim halten wollten«, lautete die Antwort.

Pantque schmunzelte, denn die Mörder waren entweder dumm oder sehr faul gewesen. Die meisten Menschen in den Slums bewahrten ihre Papiere und das wenige Geld in den Schuhen auf. Einen sichereren Ort gab es für diese armen Menschen nun einmal nicht.

»Demnach war es kein Raubüberfall«, schloss Pantque.

»Nein, und die Mörder stammen vermutlich nicht aus den Slums«, ergänzte der Techniker.

Einen missglückten Raubüberfall hätte sich der Lieutenant noch erklären können, aber da sie es mit Mördern von außerhalb zu tun hatten, wurde es interessant für den Lieutenant.

»Was war an dir so wichtig, dass jemand dir mehrere Profis auf den Hals schickt?«, murmelte Pantque.

Er hatte sich wieder erhoben, fuhr zum hundertsten Male mit dem bereits feuchten Taschentuch über Nacken und Gesicht, während er nachdenklich auf den brutal erschlagenen Jermino Gonzales schaute. Diesen Namen hatte er auf dem Reisepass gelesen, der wie erwartet keine Einreisestempel enthielt.

»Lieutenant?«

Der Techniker hatte anscheinend etwas entdeckt. Pantque kehrte zurück zum Tatort und ging nochmals in die Hocke.

»Er hatte sich das hier auf der Innenfläche seiner Hand notiert. Könnte vielleicht wichtig sein«, erklärte der Techniker.

Tommas schrieb die lange Nummernreihe in sein Notizbuch und schloss sofort eine Telefonnummer in Kingston aus. Ein Gedanke schoss durch seinen Kopf, als er sich die ersten Ziffern genauer anschaute.

»Sieht das nicht wie die internationale Vorwahl für die USA aus?«

Der Techniker hob verwundert die Augenbrauen.

»Keine Ahnung, Lieutenant. Ich musste noch nie nach Amerika telefonieren. Was soll so ein armer Teufel wie er mit einer Telefonnummer in Amerika zu tun haben?«

Pantque schlug dem hageren Farbigen freundschaftlich auf die Schulter.

»Genau das werde ich herausfinden und komme so möglicherweise auch seinen Mördern auf die Spur«, antwortete ein nunmehr fröhlicher Tommas Pantque.

Irgendwie fiel dieser Mord aus dem Rahmen, und das regte seine Neugier mächtig an, weshalb der Lieutenant sich mit großem Elan in die Arbeit stürzte.

***

Phil befand sich gerade in meinem Büro im J. Edgar Hoover Building und wir hatten keine besonders gute Laune. Ein Blick aus dem Fenster hob unsere Stimmung auch nicht gerade. Das trübe nasskalte Novemberwetter hatte Washington fest im Griff.

Das Telefonklingeln riss mich aus meinen Gedanken. Es war Dorothy, Mr Highs Assistentin.

»Hallo, Dorothy«, meldete ich mich.

»Hallo, Jerry. Ist Phil bei Ihnen, denn ich kann ihn nicht in seinem Büro erreichen?«

Ich bejahte.

»Dann kommen Sie beide doch jetzt gleich zum Assistant Director, wenn es Ihre Zeit zulässt.«

»Natürlich lässt es unsere Zeit zu«, antwortete ich und kurz danach waren wir auf dem Weg.

Wenig später saßen wir Mr High gegenüber.

»Uns liegt eine Anfrage aus Kingston, Jamaika vor. Die Kollegen untersuchen einen brutalen Mord an einem Einwanderer aus Venezuela«, informierte uns Mr High.

Gespannt lauschten wir und erfuhren so von dem Mord an Jermino Gonzales.

»Die Kriminaltechniker haben eine Telefonnummer gefunden, die Mister Gonzales sich auf die Handinnenfläche notiert hatte. Es handelte sich um diese Nummer«, schloss unser Chef seinen Vortrag.

Phil und ich betrachteten die Telefonnummer auf dem Fax aus Jamaika.

»Eine amerikanische Vorwahl. Eine Miami-Nummer?«, spekulierte ich.

»Richtig, Jerry. Der Anschluss ist auf Kemar Quantique registriert«, antwortete Mr High.

Phil stieß einen leisen Pfiff aus, als unser Chef den Namen eines der größten Drogenschmuggler der USA oder sogar weltweit nannte. Seit Jahren versuchte das FBI Quantiques kriminelle Geschäfte zu zerschlagen, doch der clevere Sohn karibischer Einwanderer hatte uns bislang immer ein Schnippchen geschlagen.

»Kann es ein Drogenkurier von Quantique gewesen sein?«, fragte Phil.

»Das wäre denkbar. Um dieser Möglichkeit auf den Grund zu gehen, fliegen Sie nach Jamaika und unterstützen die Kollegen vor Ort«, erwiderte Mr High. »Vielleicht kommen wir über diesen Umweg endlich an ihn heran. Ich werde Dr. Cha damit beauftragen, so viel wie möglich über die Sache herauszufinden, damit Sie bestens mit Informationen versorgt sind.«

»Kümmert Dorothy sich um die Flüge?«, fragte ich.

Mr High nickte und nannte uns den Namen des Lieutenants, der uns am Flughafen von Kingston abholen würde.

»Lieutenant Pantque scheint ein Spezialist für solche Morde zu sein, so wie sich sein Vorgesetzter am Telefon ausdrückte.«

Mit diesem Hinweis entließ Mr High uns, sodass Phil und ich ins Vorzimmer gingen. Dorothy lächelte wehmütig.

»Sie Glückliche! Ab in die Sonne der Karibik, während der Rest von uns dieses Schmuddelwetter ertragen muss«, seufzte die Assistentin des Chefs.

»Sollen wir Ihnen ein Souvenir mitbringen, Dorothy?«, fragte ich.

Sie winkte ab. »Ich habe Up and Away schon informiert. Ihre Flüge sind für morgen früh fünf Uhr von Dulles International mit einer Zwischenlandung in Miami gebucht. Sie werden so gegen halb elf in Kingston sein.«

***

Nach einem angenehmen Flug erreichten wir den Norman Manley International Airport in Kingston. Er lag auf einer Insel in der Bucht vor Kingston und es war ein faszinierender Anflug.

Auf dem Flug hatten Phil und ich uns ein Dossier von Mai-Lin durchgelesen, das sie noch gestern Abend auf Phils Laptop geschickt hatte. Die Ausführungen über die Polizei fielen reichlich ernüchternd aus, da wir überwiegend von Korruption und Inkompetenz lesen mussten.

»Jetzt bin ich aber gespannt, was für ein Typ Ermittler Lieutenant Pantque ist«, sagte ich zu Phil.

Wir hatten uns an einem vorher abgesprochenen Meeting-Point eingefunden. Mein Blick erfasste die sommerlich gekleideten Menschen im Flughafen und ich war froh, dass auch wir uns entsprechend eingekleidet hatten.

»Inspektor Cotton und Inspektor Decker?«

Ein mittelgroßer Mann, der seine afrikanischen Wurzeln nicht verhehlen konnte und mit erkennbarem Bauchansatz unter dem weißen Hemd, tauchte vor uns auf und sprach uns an.

»Ja. Ich bin Inspektor Cotton, und das ist mein Partner, Inspektor Decker«, stellte ich uns vor.

Wir hielten unsere Dienstausweise hoch, woraufhin auch der Kollege aus Kingston seinen Ausweis präsentierte.

»Ich bin Lieutenant Tommas Pantque von der Kriminalpolizei Kingston. Willkommen auf Jamaika«, begrüßte er uns offiziell. »Kommen Sie. Mein Wagen steht vor der Tür. Oder wollten Sie sich einen Mietwagen nehmen?«

»In Jamaika herrscht Linksverkehr, richtig?«, fragte Phil.

»Das ist korrekt, Inspektor Decker. Eines der Überbleibsel der Engländer«, lachte Pantque.

Phil und ich hatten uns entschlossen, vorerst keine Fahrversuche auf der falschen Straßenseite zu probieren.

»Vermutlich ist es besser, wenn wir uns fahren lassen«, lehnte ich daher das Angebot mit einem Leihwagen ab.

Inspektor Pantque quittierte es mit einem verstehenden Lächeln, während er uns hinaus auf den Parkplatz führte. Die feuchte Hitze traf mich wie ein Hammerschlag und ließ mich unwillkürlich aufstöhnen.

Wir mussten unsere Reisetaschen ein ganzes Stück weit schleppen, bis wir den grünen Toyota des Inspektors erreichten. Als ich meine Tasche in den Kofferraum wuchtete, war mein Hemd bereits durchgeschwitzt. Phil erging es nicht anders, denn er zog eilig sein Sakko aus.

»Geben Sie Ihrem Körper einen Tag. Bis dahin sollte sich der Kreislauf an die anderen klimatischen Bedingungen gewöhnt haben«, sprach Pantque uns Mut zu.

Der Lieutenant fädelte den Wagen dermaßen rücksichtslos in den nur träge dahinfließenden Verkehr ein, dass ich einen Moment erstarrte. Ein Blick in den Rückspiegel bewies mir, dass auch Phil sich irgendwo festklammerte.

»Gibt es weitere Neuigkeiten zu dem Toten?«, fragte ich.

Lieutenant Pantque weihte uns in die Strukturen des organisierten Verbrechens seines Landes ein. Er wirkte sehr fähig und seine Zusammenfassung schilderte uns die schwierigen Umstände seiner Arbeit in Kingston.

»Als ich die Antwort Ihrer Behörde erhielt, habe ich meine Informanten auf Jermino Gonzales angesetzt. In den Slums spricht man ungern mit uns Cops, was nicht nur mit der Tatsache vieler illegaler Einwanderer zu tun hat«, zeigte Pantque sich erfreulich offen.

»Haben Sie Hinweise erhalten, die Gonzales hier in Verbindung mit dem organisierten Verbrechen bringen?«

Der Lieutenant konnte nicht sofort antworten, da er sich in einem Wortduell mit mehreren anderen Autofahrern befand. Er beschimpfte wüst einige Fahrer von Kleintransportern, die sich offenbar nicht einmal an die für mich chaotischen Verkehrsregeln in Kingston hielten.

»Die Fahrer dieser Transporter glauben doch wahrlich, die Straßen würden ihnen gehören«, kommentierte Pantque den Disput.

***

Ganz langsam gewöhnten sich meine Ohren an das Dauerhupen, an dem sich auch der Lieutenant völlig selbstverständlich beteiligte. Es hinderte Pantque nicht daran, das Gespräch mit uns fortzusetzen.

»Gonzales soll in Begleitung von Mangolf Winston gesehen worden sein. Winston gehört zur weit verzweigten Organisation von Bruce Fitzgerald«, gab Pantque bereitwillig Auskunft.

»Fitzgerald ist demnach eine größere Nummer in der Unterwelt von Kingston?«, fragte Phil.

Pantque schüttelte den Kopf. »Nicht nur von Kingston, Inspektor Decker. Fitzgerald zählt zu den gefährlichsten Männern in der ganzen Karibik und hat hervorragende Beziehungen nach Südamerika. Vermutlich verkehrt er sogar regelmäßig mit Anführern des organisierten Verbrechens in der gesamten Welt«, korrigierte der Lieutenant.

Ich warf Phil einen verwunderten Blick zu. Hatten wir in Washington noch leise Zweifel gehabt, ob wir wirklich den Drogendealer Kemar Quantique mit einem Toten in Jamaika überführen konnten, verschwanden diese Zweifel jetzt recht schnell.

»So, da wären wir«, erklärte Pantque, als er den Wagen vor dem Hotel geparkt hatte.

Anschließend führte er uns ins Foyer, wo sich gerade eine Touristengruppe versammelte. Da wir offenbar einige Minuten warten mussten, bevor wir unsere Zimmer beziehen konnten, wanderte ich am Tresen vorbei einen Gang entlang.

Er führte hinaus auf eine Terrasse, von der aus ich einen wunderbaren Blick über den Strand und das Meer hatte.

»Wenn Sie das Hotel verlassen, brauchen Sie Schutz. Amerikaner?«

Überrascht wandte ich mich um und schaute den uniformierten Polizeibeamten fragend an. Ein verschwörerisches Grinsen erschien im dunklen Gesicht des Officer.

»Ich kann Ihnen helfen, Sir. Solange ich mich um Ihre Sicherheit kümmere, kann Ihnen nichts passieren«, versicherte der Cop.

Gehörte er zu den Leuten des Lieutenant? Nein, denn dann hätte er meinen Namen gewusst.

»He, was treibst du da?«

Die wütende Stimme von Lieutenant Pantque ließ den Officer herumfahren und ihn böse anfunkeln.

»Das geht dich überhaupt nichts an. Verschwinde oder ich sperr dich ein!«

Der Cop legte drohend seine Rechte auf den Knauf der Waffe am Gürtel, und mir kam die gesamte Situation völlig absurd vor. Lieutenant Pantque zeigte dem überrumpelten Cop seinen Dienstausweis und verscheuchte ihn mit harschen Worten.

»Sorry, aber solche Dinge passieren leider auch«, entschuldigte Pantque sich bei mir.

Ich zuckte die Achseln.

»Es ist ja nichts passiert. Was wollte er eigentlich von mir?«

Der Lieutenant rang sichtlich mit sich, doch dann schenkte er uns reinen Wein ein.

»Das Gehalt der Streifenpolizisten reicht nicht aus, um davon vernünftig leben zu können. Daher versuchen viele Kollegen, sich mit kleinen Nebeneinkünften das Leben angenehmer zu gestalten«, erklärte Pantque.

Einige Sekunden schwiegen wir.

»Können Sie sich denn auf Ihre Kollegen verlassen? Gibt es nicht eine Menge Korruption wegen der schlechten Einkommensverhältnisse?«, wollte ich wissen.

Seitdem ich von den Problemen innerhalb der jamaikanischen Polizei gelesen hatte, beschäftigten mich diese Fragen. Wir mussten einfach wissen, ob wir uns bei den Ermittlungen auf die Kollegen vor Ort verlassen konnten. Lieutenant Pantque machte ein finsteres Gesicht.

»Es gibt einige Kollegen, denen ich traue. Sie dürfen nicht voreilig die ganze Polizei verdammen. Die Verhältnisse hier in Kingston sind sicherlich nicht mit denen in Washington vergleichbar, Inspektor Cotton.«

Ich hatte nicht vor, den sympathischen Pantque zu verärgern.

»Nein, obwohl viele Cops in den USA auch einen zweiten Job benötigen, um über die Runden zu kommen. Solange sie deswegen bei Gangstern nicht die Hand aufhalten, habe ich damit kein Problem.«

Lieutenant Pantque seufzte schwer.

»Bei unseren gemeinsamen Ermittlungen sorge ich dafür, dass nur vollkommen vertrauenswürdige Kollegen mitwirken. Beruhigt Sie das ein wenig, Inspektor Cotton?«, ging Pantque auf meine Bedenken ein.

Phil warf mir einen mahnenden Seitenblick zu.

»Ja, natürlich. Wir vertrauen Ihnen, Lieutenant. Führen Sie meine Ungeschicklichkeit bitte auf das Klima hier sowie die damit verbundene Erschöpfung zurück«, entschuldigte ich mich.

Pantque lachte breit und deutete dann auf den leeren Empfangstresen.

»Die Engländer sind aufgebrochen, Inspektor Cotton. Sie und Inspektor Decker können jetzt einchecken.«

***

Mangolf sah seinen Boss aus unruhigen Augen an. Der Gangster hatte seinen Auftrag nur teilweise ausgeführt, und das war keineswegs ausreichend. Bruce Fitzgerald stand nicht in dem Ruf, ein besonders nachsichtiger Boss zu sein – eher im Gegenteil.

»Dann haben deine Handlanger also nicht seine Papiere an sich genommen?«, hakte der schwer gebaute Fitzgerald mit trügerisch leiser Stimme nach.

Mangolf musste einräumen, dass seine Leute in dieser Hinsicht leider schlecht gearbeitet hatten.

»Nein. Vermutlich wird die Polizei es aber sowieso als eines der vielen täglichen Verbrechen einstufen und schon morgen wieder vergessen haben«, suchte Mangolf einen Ausweg aus seinem Dilemma.

»Nein, tut sie nicht. Lieutenant Pantque hat die Ermittlungen übernommen. Bete zu Gott, dass er keine Verbindung zu uns oder unseren Geschäftspartnern findet«, widersprach Fitzgerald.

Mangolf Winston fluchte innerlich. Ausgerechnet dieser Pantque stellte sich wieder einmal in seinen Weg. Mangolf fuhr sich unwillkürlich mit der Fingerspitze über die bleiche Narbe an seinem Hals. Er hatte einmal dem Inspektor eine Falle gestellt und wollte den hartnäckigen Ermittler höchstpersönlich aus dem Weg räumen. Um ein Haar wäre es sein letzter Tag geworden, wenn die Kugel aus Pantques Waffe nur wenige Millimeter weiter rechts getroffen hätte.

»Dann sorge ich dafür, dass Pantques Ermittlungen keine Früchte tragen. Meine Leute werde noch heute aus Kingston verschwinden«, versprach Mangolf hastig, der genug über den Erpressungsversuch von Gonzales wusste.

Dass der illegale Einwanderer den Mut gehabt hatte, dem Gangsterboss mit seinem Wissen zu drohen, erschien Mangolf immer noch unfassbar.

Da beugte Bruce Fitzgerald sich vor und schob einige Fotografien über den Schreibtisch. Mit einem unangenehmen Ziehen in der Magengegend nahm Mangolf die Aufnahmen in die Hand. Jedes der drei Bilder zeigte den schwer misshandelten Körper eines toten Farbigen.

Mangolf erkannte auf Anhieb seine Handlanger, die ihren Auftrag so jämmerlich ausgeführt hatten. Die Strafe dafür hatten sie erhalten. Ihr Tod war Mangolf völlig egal, aber die Botschaft dahinter umso weniger.

Es war eine eindeutige Drohung: Würde Mangolf oder einer seiner Handlanger nochmals versagen, wäre Mangolf selbst auf einem solchen Bild zu sehen.

»Es kommt nicht wieder vor«, sprach er mit heiserer Stimme.