Jerry Cotton 3109 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3109 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Die Maschine der Alpha American Airlines war im Landeanflug auf den Dulles International Airport gewesen, als sie aus unerklärlichen Gründen an einer Bergkuppe der Appalachen zerschellte. Mit an Bord war ein Senator, der von zwei unserer Kollegen begleitet wurde. Die Bundesluftfahrtbehörde ermittelte - und kam zu einem ungeheuerlichen Ergebnis: Die beiden FBI-Agents sollten das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht haben! Wir konnten nicht glauben, dass es Selbstmordattentäter in unseren Reihen gab, und nahmen unsere eigenen Ermittlungen auf...

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EPUB
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Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Gefährliche Freiheit

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Film: »Doomsday – Tag der Rache«/ddp-images

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4292-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Gefährliche Freiheit

»Jim, nimm den Autopiloten raus, Landung in fünfunddreißig Minuten. Ich gehe kurz in den Waschraum«, sagte Kapitän Tom Molden.

»Okay«, erwiderte sein Copilot und führte die entsprechenden Schritte aus, doch das Flugzeug reagierte nicht. »Tom, warte, hier stimmt was nicht!«

»Unsinn«, erwiderte Kapitän Molden und nahm wieder Platz. Er versuchte es selbst, doch in diesem Moment ging die Maschine in einen massiven Sinkflug. »Verdammt, ich kann sie nicht halten.«

Nichts reagierte mehr, und sie verloren viel zu schnell an Höhe. Die Schreie der Passagiere waren bis ins Cockpit zu hören, als die Sauerstoffmasken herunterfielen.

»Mayday, Mayday, Flug 340 AAA, wir stürzen ab.«

Es war der letzte Funkspruch, den der Pilot absetzen konnte, denn nur Sekunden später prallte die Linienmaschine gegen die Wand des Mount Mitchell in North Carolina.

Phil und ich saßen in meinem Büro am Besprechungstisch. Wir hatten momentan keinen Fall, der unsere Präsenz erforderte, sodass Zeit blieb, den leidigen Papierkram zu erledigen.

»Ich hasse es, Berichte zu schreiben«, brummte Phil vor sich hin und tippte auf der Tastatur seines Laptops herum.

»Seit wir angefangen haben, nörgelst du. Sei einfach still, dann kann ich mich auch konzentrieren«, erwiderte ich, denn er riss mich immer wieder aus meinen Gedanken.

»Papierkram ist nun mal nichts für mich. Und dieser Novemberregen macht mich auch mürbe«, kam es prompt zur Antwort, und dann stöhnte Phil und lehnte sich zurück. »Wenn es einen Gott gibt, dann beschert er uns jetzt einen Fall.«

In dem Moment klopfte es, und Mr High kam ins Zimmer.

»Jerry, Phil, legen Sie zur Seite, was auch immer Sie gerade machen. Ich möchte Sie bitten, mich zu begleiten«, sagte er, und auf Phils Gesicht erschien ein breites Grinsen. »Wir machen einen kleinen Spaziergang, nehmen Sie Ihre Mäntel und Regenschirme mit«, meinte der Chef und verließ mein Büro.

Keine fünf Minuten später gingen wir im leichten Nieselregen auf die Constitution Gardens zu. Ich wunderte mich, wohin Mr High wollte.

»Um was geht es, Sir?«, fragte ich, als wir rechts an der National Gallery of Art vorbeiliefen. Anscheinend wollte der Chef den Park durchqueren, um Richtung Süden zu gehen.

»Wir haben einen Termin bei der Federal Aviation Administration«, erwiderte er.

»Was sollen wir bei der Bundesluftfahrtbehörde?«, nahm mir Phil die Worte aus dem Mund.

»Sie erinnern sich an den Absturz der Linienmaschine 340 AAA vor drei Monaten in North Carolina?«, fragte er und lief stur weiter.

»Ja, natürlich«, erwiderte ich sofort. »Die Maschine kam aus Mobile Alabama und wollte auf dem Dulles Airport in Washington D.C. landen. Soweit ich das in der Presse verfolgt habe, waren sie im Landeanflug, als das Flugzeug an Höhe verlor und in den Appalachen abstürzte.«

»Genau. Dabei starben 238 Passagiere und zwölf Crewmitglieder. Unter den Passagieren waren zwei unserer Agents, die zur Personensicherung eines Senators mit an Bord waren«, führte er aus, und wir liefen am Smithonian vorbei aus dem Park hinaus, um rechts in die Independence Avenue einzubiegen.

»Bisher ging nichts durch die Presse, was den Absturz hätte erklären können. Hat die Luftfahrtbehörde neue Erkenntnisse?«, fragte mein Partner, als wir die Straße überquerten und auf das zehnstöckige Gebäude der FAA zugingen.

»Deshalb will man uns dabeihaben – soweit ich weiß, ist sogar ein Vertreter der Central Intelligence Agency bei der Besprechung anwesend. Wir werden gleich erfahren, worum es genau geht. Director Fuller wollte, dass wir drei persönlich an dem Meeting teilnehmen.«

Phil sah mich an und verzog den Mund hinter Mr Highs Rücken. Da ich ihn gut kannte, wusste ich, dass er damit seine Abneigung gegen die CIA signalisierte, denn wir hatten in der Vergangenheit bereits einige unerfreuliche Begegnungen mit deren Agents gehabt.

***

»Vielen Dank, meine Damen und Herren, dass Sie heute hier erschienen sind«, begrüßte Simon Coltrage, der Chairman der Bundesluftfahrtbehörde, die Gruppe von acht Leuten.

Wir saßen in einem Besprechungsraum im neunten Stock des FAA-Gebäudes und beäugten uns neugierig.

»Ich darf Ihnen Susanna Heart von der Nationalen Behörde für Transportsicherheit vorstellen. Wie Sie wahrscheinlich wissen, ist die NTSB für die Aufklärung jeglicher Unfälle im Transportwesen zuständig. Miss Heart leitet die Untersuchung im Fall von Flug 340 AAA.«

»Freut mich«, erwiderte die hübsche rothaarige Frau und sah jeden von uns einzeln an.

»Dann haben wir hier Agent Duran von der CIA, die Inspektoren Cotton und Decker sowie Assistant Director High vom FBI«, fuhr Chairman Sonderberg fort.

Ich schaute mir den CIA-Mann genauer an. Duran wirkte ganz und gar nicht wie ein typischer CIA-Agent. Er sah eher aus wie ein Lehrer, leger gekleidet, und hatte ein gewinnendes Lächeln.

»Neben mir finden Sie den Vorstandsvertreter der Alpha American Airlines, Mister Lundsting, und seinen Chefingenieur Bob Waters.« Er nickte Susanna Heart zu, diese stand auf und schaltete den Beamer ein.

»Am zwölften August dieses Jahres havarierte Flug 340 gegen halb eins mittags. Die Maschine flog zu dem Zeitpunkt zu niedrig und schlug gegen eine Felswand des Mount Mitchell. Die Nationale Behörde für Transportsicherheit hat den Fall sofort übernommen. Ich war mit meinem Team etwa drei Stunden nach der Havarie vor Ort«, sagte Susanna Heart, während Fotos von der Unglücksstelle über die Wand flackerten.

Die Frau muss hart im Nehmen sein, dachte ich. Denn es waren Bilder der Verwüstung: brennende Wrackteile, umgeknickte Bäume. Doch am schlimmsten waren die Leichenteile, die überall verstreut herumlagen.

»Es gab keine Überlebenden, und durch die geografischen Gegebenheiten ist die Maschine in Hunderte von Teilen zerbrochen. Wir konnten die Blackbox jedoch gleich am zweiten Tag finden«, führte Miss Heart weiter aus.

»War sie intakt?«, wollte ich wissen.

»Ja, damit liegen uns alle technischen Flugdaten und die letzte Kommunikation der Piloten im Cockpit vor. Hören Sie sich die Sprachaufzeichnung an!« Damit drückte sie eine Taste auf ihrem Laptop.

Die letzten zwei Minuten im Leben der beiden Piloten drangen aus dem Lautsprecher.

»Bedeutet das, dass der Pilot keine Gewalt mehr über das Flugzeug hatte, weil er den Autopiloten nicht ausschalten konnte?«, fragte ich.

»Ja, das stimmt. Doch das ist noch nicht alles: Hätte der Autopilot einwandfrei funktioniert, hätte die Maschine theoretisch alleine landen können. Die 340 von Alpha American Airlines war mit der entsprechenden Technik ausgestattet. Auch der Dulles Airport in Washington hat ein entsprechendes Instrument Landing System«, erwiderte Heart.

»Ganz so einfach ist es nicht«, mischte sich Chefingenieur Waters ein. »Bevor das Flugzeug startet, geben die Piloten die Route in den Flight Management Computer ein. Da zu Beginn des Fluges nicht klar ist, in welche Richtung am Zielflughafen gelandet wird, ist dieser Teil noch nicht programmiert. Erst nachdem die Piloten das Navigations-Set-up für die Landung und das Autoland-Verfahren aktiviert haben, kann das Flugzeug vollständig selbstständig landen.«

»Aber das konnten die Piloten nicht, da der Autopilot nicht richtig funktionierte. Er hätte eigentlich in einen moderaten Sinkflug gehen, die Appalachen in der richtigen Höhe überfliegen müssen, und dann hätte man die Landung programmieren können«, erwiderte Heart.

»Doch die Maschine ging trotz Autopilot in einen Sinkflug. Man kann sogar behaupten, es war ein Sturzflug«, sagte der Vorstandsvertreter der Alpha American Airlines betroffen.

»Aber Sie sagten doch, die Maschine flog die meiste Zeit mit Autopilot. Wann ging da was schief?«, fragte Phil.

»In dem Moment, als der Copilot versuchte, den Autopiloten aufzuheben!«

***

»Meine Herren, bevor Sie weitere Fragen stellen, hören Sie sich erst einmal zu Ende an, was Miss Heart zu sagen hat«, ermahnte uns der FAA-Mann.

»Danke, Mister Coltrage«, wandte sie sich an den Chairman. »Es handelt sich entweder um einen Computerfehler, oder das Höhenruder war defekt, so dachten wir jedenfalls. Doch nach fast drei Monaten, in denen jedes Wrackteil untersucht wurde, konnten wir weder einen Computerfehler bestätigen noch Probleme mit dem Höhenruder oder anderen technischen Geräten an Bord.« Sie verstummte.

»Dann haben Sie keine Ahnung, was zum Absturz führte?«, kam mir Mr High zuvor.

»So ist es, Assistant Director«, erwiderte sie. »Daher wandten wir uns auch recht früh bei unseren Ermittlungen an die CIA.«

»Sie haben den letzten Funkversuch von Tom Molden, dem Piloten, gehört. Er setzte ein Mayday zum Dulles Airport ab. Allerdings hat der Tower in Washington diesen Notruf nicht empfangen«, übernahm Agent Duran das Wort.

»Das bedeutet, der Funkverkehr zwischen Tower und Maschine war ebenfalls ausgefallen«, hakte ich nach.

Duran nickte. »Wir nahmen an, dass jemand die Kommunikation manipuliert hatte, und schlossen einen Selbstmordattentäter nicht aus. Die CIA hat alle Passagiere und auch die Piloten überprüft. Wir haben nach Kontakten zu einer terroristischen Vereinigung gesucht, besonders nach dem IS, doch wir konnten nicht das Geringste finden. Bis auf eine Ausnahme: der Senator und Ihre beiden Agents.«

»Moment«, unterbrach ihn Mr High sofort. »Was suggerieren Sie gerade? Dass unsere beiden Agents damit zu tun hatten? Ein Selbstmordattentäter beim FBI? Ist es das, was Sie sagen wollen?« Der Assistant Director hatte die Worte ruhig ausgesprochen, doch wer unseren Chef kannte, wusste, wie aufgebracht er gerade war.

»Wir müssen jede Möglichkeit in Betracht ziehen«, sagte Duran und hob die Hände. »Es tut mir leid, doch leider haben wir nicht alle Informationen von Ihrer Behörde erhalten, die wir gerne gehabt hätten. Wir wissen, dass einer der beiden Agents, Derek Moore, von Ihrer Spionageabwehr-Abteilung zur Personensicherung gewechselt ist, und das nicht freiwillig. Man hat ihn strafversetzt. Wir brauchen daher Ihre Kooperation, Assistant Director High, um mehr herauszufinden. Es kann sein, dass Moore während seiner Tätigkeit bei der Counterintelligence umgedreht wurde.«

»Und Sie glauben, diese Besprechung ist der richtige Ort, um solch ein Thema zu diskutieren?«, fragte unser Chef und sah auf die Zivilisten am Tisch.

Ich warf einen Seitenblick auf Phil. Mein Partner war genauso bestürzt wie ich. Am liebsten wären wir für Mr High in die Bresche gesprungen.

»Jeder hier im Raum, der nicht bereits ein vereidigter Federal Officer ist, musste eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben«, erwiderte Agent Duran. »Wir brauchen alle hier im Raum, um die Absturzursache zu ermitteln, denn technisch kann das Unglück nicht mehr als Unfall deklariert werden. Außerdem weiß Ihr Director, Mister Fuller, Bescheid. Er sagte, er schickt seine besten Leute und gewährt vollste Unterstützung.«

In dem Moment entgleisten nicht nur mir und Phil die Gesichtszüge, selbst Mr High zuckte leicht zusammen. Anscheinend hatte ihm Director Fuller kein Wort darüber gesagt, um was es hier eigentlich ging. Warum, war mir schleierhaft, doch wahrscheinlich hatte er uns unvoreingenommen in die Besprechung schicken wollen.

»Bevor Sie uns zwingen, vor unserer eigenen Haustür zu kehren, will ich persönlich alle Details verstehen, die zum Absturz geführt haben. Dann ziehe ich vielleicht, aber auch nur vielleicht in Erwägung, dass es einen Terroristen beim FBI gegeben haben könnte«, polterte Phil los.

Zwar sah Mr High Phil ernst an, doch in seinen Augen konnte ich lesen, dass mein Partner ihm aus dem Herzen gesprochen hatte.

***

»Das kann nicht wahr sein«, sagte Mr Miller und blickte auf seine Uhr. Die Freistunde, die er genutzt hatte, um nach Hause zu fahren und den Handwerker zur Rede zu stellen, war fast vorbei. Die Schüler seiner zwölften Klasse würden es lieben, wenn er zu spät kam, denn er war eine Ausgeburt an Pünktlichkeit und Disziplin.

»Hören Sie, ich habe einfach keine Erklärung dafür«, verteidigte sich Samus Daniels und stellte seinen Werkzeugkoffer in den blauen Transporter.

»Kann es nicht sein, dass sich jemand eine Fernbedienung auf mein Garagentor programmiert hat und aus lauter Jux und Tollerei das Tor mitten in der Nacht ständig auf- und zumacht?«, versuchte es der Lehrer noch einmal.

»Mister Miller, das hatten wir das letzte Mal diskutiert. Daraufhin habe ich Ihnen eine Sperre eingebaut, sodass Ihr Garagentor nur mit einer einzigen Fernbedienung geöffnet werden kann«, sagte der Handwerker und blickte auf Millers Hand. »Nämlich genau mit der, die Sie in der Hand halten.«

»Jede Nacht geht das so, nicht nur meine Frau und ich sind mit den Nerven runter, meine Nachbarn haben mir schon wegen der Lärmbelästigung gedroht. Es muss doch irgendetwas geben, damit das aufhört«, flehte Miller den Handwerker an. »Bitte, Mister Daniels, sehen Sie noch einmal nach, vielleicht ist es ein Wackelkontakt oder ein Fehler im Chip.«

»Wenn Sie unbedingt Ihr Geld rauswerfen wollen, kann ich den Chip erneut tauschen und alles noch einmal durchgehen«, erwiderte Samus Daniels und schüttelte den Kopf. »Aber das wird auch nicht helfen. Es gibt keine rationale Erklärung dafür, dass Ihr Garagentor ein Eigenleben führt.«

»Keine rationale Erklärung, was soll das denn heißen? Ich unterrichte wissenschaftliche Fächer an der Highschool, alles ist erklärbar«, gab Miller unwirsch zurück.

»Wie Sie meinen, ich fahr dann mal«, sagte Samus gelassen und stieg in seinen Transporter.

»Moment«, rief Miller ihm hinterher. »Sie können mich nicht mit dem Problem allein lassen. Was soll ich denn jetzt tun?«

Daniels strich sich über das stoppelige Kinn. »Am besten lassen Sie einen Exorzismus durchführen, denn ich persönlich glaube, Sie haben einen Poltergeist«, meinte er und grinste.

Miller biss die Zähne zusammen, um nicht etwas Unangebrachtes zu entgegnen.

»Die andere Möglichkeit ist: Wir nehmen die ganze Elektronik raus und bauen ein mechanisches Tor ein, das Sie dann per Hand öffnen und schließen. Überlegen Sie es sich und rufen Sie mich an. Schönen Tag, Mister Miller.«

***

»Ich spreche jetzt mit Director Fuller«, sagte Mr High, als wir ins Headquarter zurückgekehrt waren. Bevor die Sache mit der FAA und der CIA weiter diskutiert werden sollte, wollte unser Chef ein Wort mit seinem Vorgesetzten wechseln.

»Vielleicht sollten Sie sich erst einmal beruhigen und einen Kaffee trinken, bevor Sie dem Director gegenübertreten«, meinte Phil.

Mr High lächelte. »Danke für Ihre Fürsorge, Phil. Doch im Gegensatz zu Ihnen habe ich meine Worte selbst dann unter Kontrolle, wenn ich auf hundertachtzig bin«, meinte er und klopfte meinem Partner väterlich auf die Schulter. »Jerry, fangen Sie beide damit an, die Personalakte von Agent Moore zu sichten.« Damit verschwand er Richtung Aufzüge, um zum Mahagonitrakt des Director zu gehen.

»Und? Bist du nun zufrieden?«, ließ ich meine schlechte Laune an Phil aus, als wir wieder in meinem Büro waren.

»Ich?«, fragte er empört und runzelte die Stirn.

»Du wolltest doch unbedingt einen Fall. Jetzt haben wir das volle Programm: Flugzeugabsturz, CIA, Korruptions- und Terrorverdacht gegen das FBI, und Director Fuller hat uns alle ins Messer laufen lassen.« Klar war es Unsinn, das meinem Partner vorzuwerfen, doch damit hatte ich wenigstens Dampf abgelassen.

»Besser als Papierkram«, erwiderte er gelassen, denn immerhin kannte er mich genauso gut wie ich mich selbst. Er klappte seinen Laptop auf.

»Rufen wir die Akte auf.« Ich setzte mich neben ihn. »Derek Moore, fünfunddreißig Jahre. Er fing mit dreiundzwanzig auf der FBI-Akademie an«, las ich laut vor.

»Ziemliche Karriere«, meinte Phil. »Ein paar Jahre bei der IT, dann in der Tactical-Operations-Einheit. Er war bereits Supervisory Special Agent, als er zur Counterintelligence wechselte. Er hat ein paar namhafte Terroristen gefasst und damit potenzielle Attentate vereitelt. Letztes Jahr wurde er unerwartet zum Special Agent degradiert und dem Personenschutz zugeordnet.« Phil sah mich vielsagend an.

»Das nenne ich wirklich strafversetzt. Gibt es Informationen, was er angestellt hat?«, fragte ich.

Phil klickte auf das File über die Strafversetzung, doch es erschien nur ein roter Eintrag. Streng vertraulich. Das war alles, was auf dem Bildschirm flackerte.

Mr High erschien im Türrahmen. »Wir übernehmen den Fall, Sie können alle Ressourcen nutzen, die Sie brauchen«, sagte er und kam zum Besprechungstisch, auf den er eine dünne Akte warf. »Das werden Sie brauchen«, meinte er knapp, und dieses Mal war seine Verärgerung nicht zu überhören.

»Was hat der Director gesagt?«, fragte ich.

»Das, Jerry, wollen Sie nicht wissen. Machen Sie sich an die Arbeit und halten Sie mich auf den Laufenden! Director Fuller wünscht täglich Updates von mir«, erwiderte er und ging.

Ich schlug die Akte auf und erkannte, dass es sich um einen Auszug aus der Personalakte von Derek Moore handelte. Es war genau der Teil, zu dem wir im System keinen Zugriff hatten.