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Eine gut organisierte Gangsterbande hatte sich ein neues Geschäftsfeld erschlossen. Sie erpresste Millionäre um deren Schwarzgeld. Die Opfer hatten natürlich kein Interesse daran, zur Polizei zu gehen. Dann aber beschlossen einige der Erpressten zu handeln und stellten eine Söldnertruppe auf, die unter den Gangstern aufräumen sollte. Das konnten wir vom FBI nicht zulassen, und schon bald standen Phil und ich zwischen den Fronten eines gnadenlosen Kampfes ...
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Gerecht ist nur die Hölle
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild des Films: »Stirb langsam 4«/ddp-images
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-4295-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
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Gerecht ist nur die Hölle
Es war eine stockdunkle Nacht, als Mark Rufalo sich entschied, durch den High Park in Toronto zu gehen, um noch etwas frische Luft zu schnappen. Als ihm bewusst wurde, dass dies keine gute Idee war, war es schon zu spät. Er spürte das Messer an seiner Kehle.
»Wo ist dein Bargeld?«, zischte eine heisere Stimme von hinten in sein Ohr.
»In meinem Brustbeutel«, lautete die atemlose Antwort.
Mark Rufalo atmete auf, als er spürte, wie die Schneide nur den Lederriemen um seinen Hals zertrennte. Doch danach schnitt das Messer tief in seine Kehle. Innerhalb von Sekunden erstickte er an seinem eigenen Blut.
Ein Jogger fand den Toten in den frühen Morgenstunden etwas abseits eines der Hauptwege im High Park im westlichen Stadtbezirk. Die große Blutlache und die klaffende Halswunde ließen keinen Zweifel daran, dass hier jede Hilfe zu spät kam.
Der Gerichtsmediziner der Ontario Provincial Police konnte kurze Zeit später nur noch den Tod feststellen, der nach seinen Berechnungen bereits am Abend zuvor eingetreten sein musste. »Eher am späten Abend«, präzisierte Dr. McIntire.
Eine Angabe, die sich bestätigte, nachdem die Identität des Toten geklärt werden konnte. Führerschein und andere Papiere hatte er noch bei sich.
Mark Rufalo, so der Name des Toten, hatte am Abend zuvor noch an einer Besprechung mit Sicherheitsexperten im Commerce Court West, dem Finanzdistrikt von Toronto, teilgenommen. Es war ziemlich spät geworden, wie seine Kollegen berichteten. Danach hatte er ein Taxi nach Hause genommen.
Der IT-Experte eines großen Bankhauses wohnte westlich vom High Park. Er hatte sich aber am östlichen Rand des Parks absetzen lassen, wie sich der Taxifahrer in der späteren Befragung erinnerte. Rufalo wollte in der kühlen Abendluft noch einige Schritte durch den Park spazieren, um den Kopf nach den langen Besprechungsstunden wieder frei zu bekommen. Das wurde ihm zum Verhängnis.
»Der Fall ist klar«, fasste Inspektor Louis Leblanc zusammen, als er die Akte seinem Vorgesetzten zwei Tage später auf den Schreibtisch legte. »Mark Rufalo hat einfach Pech gehabt.«
»Ein bisschen viel Pech«, erwiderte Chief Inspector Delacroix mit gerunzelter Stirn. »Pro Jahr gibt es in dieser Stadt weniger als zwei Morde.«
»Schon klar.« Leblanc nickte. »Toronto gilt als eine der sichersten Großstädte Nordamerikas. Aber irgendwann erwischt es doch einmal wieder jemanden.«
»Und dann ganz zufällig den IT-Fachmann eines großen Bankhauses?«, fragte der Chief zweifelnd. »Machen wir es uns da nicht etwas zu einfach?«
»Wir haben das überprüft, Chief«, antwortete der Inspektor. »Rufalo hatte keine Unterlagen aus der Bank mitgenommen. Seine Schlüssel trug er ebenfalls noch bei sich, sowohl zu seiner Privatwohnung als auch zu seinem Büro. Aber wir haben uns selbstverständlich an beiden Orten umgesehen.«
»Mit welchem Ergebnis?« Delacroix hob eine Augenbraue.
»Nichts«, stellte Leblanc fest. »Es fehlte nichts und es gab auch keine Spuren von gewaltsamem oder unbefugtem Eindringen. Auch seine Rechner sind unversehrt. Kein Unbefugter hat sich in das elektronische System der Bank eingeloggt.«
»Vielleicht kommt das noch«, argwöhnte der Chief Inspektor. »Möglicherweise hat der Mörder vor dem Ableben seines Opfers einige Passwörter aus ihm herausgekitzelt und macht damit demnächst ganz groß Kasse.«
»Keine Chance«, beruhigte Louis Leblanc seinen Vorgesetzten. »Es gab keine Spuren von Folter«, referierte der Inspektor aus dem Bericht der Gerichtsmedizin. »Alles muss ganz schnell gegangen sein. Da fand kein Informationsaustausch mehr statt.«
»Wie wollen Sie also weiter verfahren?«, erkundigte sich der Chief Inspector.
»Wir fahnden nach einem Junkie, der im Park einen gut gekleideten Mann überfallen hat«, erklärte Leblanc. »Der Täter wollte nur an Rufalos Bargeld. Wir haben unter dem Hemd des Opfers einen zerschnittenen Brustbeutel gefunden. Er war leer.«
»Aber wenn der Mörder es nur auf Rufalos Geld abgesehen hatte, warum hat er ihm dann auch noch die Kehle durchgeschnitten?«, wandte Delacroix ein. »Er hatte doch, was er wollte. Und Spuren eines Kampfes gab es auch nicht. Augenscheinlich hat sich das Opfer gar nicht gewehrt.«
»Sie wissen doch, wie schnell bei diesen Junkies die Sicherungen durchbrennen, Chief«, gab Louis Leblanc zurück. »Vielleicht hat Rufalo nur niesen müssen oder einen falschen Blick nach hinten geworfen.«
»Hoffen wir, dass Sie recht haben. Suchen Sie also nach Ihrem Junkie.« Der Chief Inspector seufzte tief. »Aber Ihnen ist schon klar, dass die Erfolgsaussichten bei dieser Fahndung ziemlich gering sein dürften? Die Mordwaffe liegt vermutlich längst auf dem Grund des Lake Ontario.«
***
Mike Basin führte am nächsten Morgen zwei Telefongespräche. Das erste ging an ein nicht zurückverfolgbares Prepaid-Handy.
»Die Mordwaffe liegt etwa 20 Yards unter der Wasseroberfläche«, berichtete ihm die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Die findet niemand mehr. Die Bahn ist frei.«
»Ich habe gehört, dass die Polizei nach einem Junkie fahndet, der einen schmutzigen kleinen Zufallsmord begangen hat«, entgegnete Basin. »Ihre Leute haben wirklich ganze Arbeit geleistet. Es ist ein Vergnügen, mit Profis zu kooperieren, Mister Y.«
»Keine Namen am Telefon, auch nicht in Abkürzungen«, zischte die Stimme. »Das habe ich Ihnen klar und deutlich gesagt. Ich hasse es, mich wiederholen zu müssen. Jetzt sind Sie am Zug.«
Mike Basin starrte das Handy an. Sein Gesprächspartner hatte das Telefonat beendet. Er schüttelte den Kopf und wählte die nächste Nummer.
Der Angerufene meldete sich nach dem dritten Klingeln. Da hatte sich Basin schon zweimal geräuspert und eine ganz andere Stimme gefunden. Er klang nun geschäftsmäßig und jovial zugleich.
»Mister Dillinger, schön, dass Sie selbst am Apparat sind.«
»Ja, Sie haben Glück, meine Sekretärin holt gerade eine Sendung am Empfang für mich ab«, erwiderte der Personalvorstand der Canadian Imperial Bank of Commerce in Toronto. »Aber es trifft sich gut, dass Sie anrufen. Ich wollte mich auch schon bei Ihnen melden.«
»Wissen Sie, ich bin gestern am späten Abend aus Ottawa herübergekommen und bleibe heute den ganzen Tag in der Stadt. Vielleicht können wir uns zum Mittagessen treffen«, schlug Mike Basin vor.
»Das ist tatsächlich eine gute Idee«, meinte sein Gesprächspartner. »Seit unserem letzten Treffen hat sich viel geändert.«
»Ja«, ging Basin auf die letzte Bemerkung des Personalvorstands ein. »Ich könnte mir vorstellen, dass Sie nun doch kurzfristig einen neuen IT-Experten brauchen.«
Maurice Dillinger hielt einen Augenblick inne. Dann schluckte er. »Wie haben Sie das denn so schnell erfahren? Es stand doch noch gar nichts in der Zeitung. Soviel ich weiß, erscheint der Bericht erst morgen.«
Mike Basin zögerte einen Sekundenbruchteil, was dem Personalvorstand glücklicherweise nicht auffiel. Dann hatte er sich wieder gefangen und reagierte schlagfertig mit einer passenden Ausrede. »Sie wissen doch, dass man in unserer Branche immer schneller sein muss als alle anderen. Deshalb habe ich heute schon die Online-Ausgabe des Toronto Star gelesen, die in gedruckter Form erst einen Tag später veröffentlicht wird. Ich war über den Mord an Mark Rufalo zutiefst erschüttert.«
»Wirklich eine schlimme Sache«, stimmte Dillinger zu. »Die Bank wird ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren. Aber wir müssen nach vorne blicken, das hätte Rufalo selbst nicht anders gewollt. Sie haben alle Qualifikationen für den Job und wir müssen seine Stelle schnellstens neu besetzen.«
»Dann würde ich vorschlagen, dass wir uns heute um 12.30 Uhr sehen«, entgegnete Basin.
»Perfekt«, erklärte Maurice Dillinger. »Ich lasse einen Tisch für uns im Waldorf reservieren.«
Der Rest war reine Formsache. Zwei Tage später hatte Mike Basin seinen Arbeitsvertrag als IT-Fachmann der Canadian Imperial Bank of Commerce bereits in der Tasche.
***
Jerome Faulkner kreuzte mit seiner Yacht auf dem Lake Erie. Der Millionär bediente das Steuer gerade selbst. Sein Kapitän inspizierte derweil die Maschine sowie einige Aufbauten an Deck.
Faulkner genoss diese Momente, in denen er ein unvergleichliches Gefühl maximaler Freiheit empfand. Doch dies war keine reine Vergnügungstour. Der Millionär hatte ein konkretes Ziel.
Er befand sich kurz vor der kanadischen Grenze, die mitten durch den See verlief. Nachdem er diese überquert hatte, wollte er über den Zufluss in den Lake Ontario Toronto ansteuern. Am Tag zuvor hatte Jerome Faulkner im Yachthafen von New York abgelegt und von dort aus über den Erie-Kanal Kurs auf die großen Seen genommen.
Nun schaukelte die Northern Sea Gull, seine 50 Fuß lange Yacht, sanft auf den Wellen. Der Himmel war blau, der Seegang ruhig. Es wehte nur eine ganz leichte Brise.
Etwa 400 Yards vor Faulkners Schiff fuhr eine etwas kleinere Motoryacht, leichter, wendiger und wohl auch schneller. Das 30 Fuß lange Boot kam langsam näher. Nun beschrieb es unmittelbar vor der Yacht des Millionärs einen Zickzack-Kurs.
Die Tür der Kajüte öffnete sich und ein dunkel gekleideter Mann mit einer schwarzen Wollmütze kam an Deck des fremden Schiffes. Er signalisierte Faulkners Yacht unmissverständlich, die Motoren abzustellen und beizudrehen. Der Mann wollte mit seinem Boot längsseits gehen und dann an Bord kommen.
Der Millionär rief den Kapitän über die Sprechanlage zu sich in den Steuerstand. Es dauerte keine 30 Sekunden, bis sein Angestellter bei ihm war.
»Könnte das die Küstenwache in verdeckter Mission sein?«, erkundigte sich Faulkner beim Kapitän.
Der Angesprochene kniff die Augen zusammen und musterte das andere Schiff aufmerksam. Zur Sicherheit warf er auch noch einen Blick durch sein Fernglas. Dann schüttelte er langsam den Kopf.
»Ausgeschlossen, die Küstenwache benutzt völlig andere Bootstypen, sowohl auf kanadischer Seite als auch hier bei uns. Außerdem hat das Schiff keine Hoheitszeichen. Das ist äußerst merkwürdig. Denn reguläre Einsatzkräfte müssten sich spätestens jetzt unmissverständlich zu erkennen geben.«
»Dann reagieren wir auch nicht auf deren Anweisungen«, entschied der Millionär. »Volle Kraft voraus. Gehen Sie an Deck und machen Sie denen klar, dass sie von unserem Kurs verschwinden sollen. Bei einer Kollision würden die mit ihrem kleineren Boot sowieso den Kürzeren ziehen.«
»Aye, Sir.« Der Kapitän nickte und verließ den Steuerstand. Er lehnte sich an die Reling am Bug und forderte das fremde Boot mit einem leistungsstarken Megafon auf, sofort den Weg freizugeben.
Der athletisch gebaute Mann an Bord des kleineren Schiffes vernahm die Aufforderung und sah gleich darauf, wie die Yacht des Millionärs mit Höchstgeschwindigkeit auf ihn zuschoss. Er drehte sich um und rief durch die geöffnete Kajütentür etwas ins Innere des Kabinenraums.
Daraufhin wendete das Boot um 90 Grad und nahm langsam Fahrt auf. Es lag nun nicht mehr quer zu Faulkners Schiff, sondern hatte ihm das Heck zugewandt.
Jerome Faulkner empfand diese Reaktion als äußerst seltsam. Denn die kleinere Yacht blieb damit immer noch auf seinem Kurs. Wenn sie ihre Geschwindigkeit nicht erhöhte, würde er in wenigen Minuten ihr Heck rammen.
Darauf konnte es die andere Besatzung doch nicht anlegen. Dann hob der Millionär sein Fernglas an die Augen. Er hatte etwas entdeckt. Auf dem Achterdeck des fremden Bootes gab es einen etwa fünf Fuß hohen Aufbau, der unter einer Plane verborgen war.
Der schwarz Gekleidete näherte sich dieser Stelle. Kurz darauf kam ein zweiter Mann in ähnlichem Outfit hinzu und zog die Plane ab.
Jetzt ging alles ganz schnell. Die erste Person hatte sich bereits hinter der fest montierten Abschussvorrichtung für Harpunen postiert, bevor sie freigelegt war. Jetzt blickte er konzentriert durch die Abschussvorrichtung.
Faulkner hatte ein solches Gerät schon einmal gesehen. Ursprünglich war es für die Waljagd konstruiert.
Eine diesem Zweck angemessene Wirkung hatte die Stahlharpune auch, als sie nun abgefeuert wurde. Sie schlug mitten in die Brust des Kapitäns im Bug auf Faulkners Schiff ein. Dort detonierte dann ein kleiner Sprengsatz im Kopf der Harpune, der Herz, Lunge und weitere innere Organe komplett zerfetzte. Die automatisch ausgefahrenen Widerhaken verkeilten sich im leblosen Torso des Mannes.
Der Schütze betätigte einen weiteren Schalter und die an der Harpune befestigte Leine wurde von der Abschussvorrichtung eingeholt. Der tote Körper kippte über die Reling und wurde an Bord des fremden Schiffes gezogen.
Jerome Faulkner stellte die Maschinen seiner Yacht ab. Er war aschfahl und hatte jeden Widerstand aufgegeben. Der Millionär stand unter einem so schweren Schock, dass er auch nicht mehr daran dachte, per Funk die Küstenwache zu Hilfe zu rufen. Das fremde Boot kam längsseits.
***
Burt Young betrat als Erster das Deck der Yacht des Millionärs. Er war der Kopf der Bande und hatte die Harpune selbst bedient. Nun hing an einem Lederriemen locker ein Sturmgewehr vom Typ AK-47 an seiner Schulter.
Ihm folgten fünf ebenso schwer bewaffnete Männer, die nach dem Anlegemanöver aus der Kajüte des kleineren Schiffes gekommen waren. Young nahm seine schwarze Mütze ab und fuhr sich mit einer Hand durch seinen ungebändigten braunen Haarschopf.
»Ich brauche jetzt wohl nicht mehr meine Waffe auf Sie zu richten, damit Sie meinen Anweisungen Folge leisten. Kommen Sie da raus«, wies er den Millionär an.
Faulkner verließ die Kommandozentrale und begab sich mit leicht taumelnden Schritten an Deck. Langsam hob er die Hände.
»Die können Sie unten behalten«, meinte Young. »Ich habe nicht den Eindruck, dass von Ihnen heute noch irgendeine Gefahr ausgeht. Sie scheinen unsere kleine Machtdemonstration ganz gut verstanden zu haben. Aber ich will Ihre anderen Leute hier sehen, sofort.«
Der Millionär nickte und rief in den Kabinenraum hinein. Augenblicklich tauchten zwei weitere Männer an Deck auf.
»Sind das auch wirklich alle?«, fragte der Gangster nach. »Ich möchte keine bösen Überraschungen erleben.«
»Das sind mein Steward und der Maschinist«, erklärte Jerome Faulkner. »Meinen Kapitän haben Sie ja schon zu sich an Bord geholt«, fügte er mit bitter verkniffenem Mund hinzu.
»Einen reichlich seltsamen Humor haben Sie. Aber den werden Sie heute vielleicht auch noch brauchen«, erwiderte Burt Young mit einem bösartigen Blick aus kleinen dunklen Augen. »Zwei meiner Leute gehen jetzt mit Ihren beiden Männern in die Kommandozentrale.«
Die beiden angesprochenen Gangster banden dem Steward und dem Maschinisten mit Kabelbinder die Hände auf den Rücken und stießen sie vorwärts.
Nun wandte sich Young wieder dem Millionär zu. »Wir beide werden uns jetzt in Ihren Kabinen etwas umsehen.«
Er packte Faulkner am Oberarm, verzichtete aber darauf, seine Hände zu fesseln. Das Sturmgewehr hing immer noch an seiner Schulter.
Der Millionär zeigte dem Gangster die Kombüse, die kleine Messe mit einem Esstisch für acht Personen, den Maschinenraum, die Kabinen der drei Crewmitglieder sowie drei weitere Kabinen für Gäste.
Jerome Faulkner war froh, dass die drei letzten Räume leer waren. Glücklicherweise hatte er niemanden zu dieser Fahrt eingeladen. Aber das hätte auch nicht zum diskreten Charakter der Reise gepasst.
»Schön, schön«, meinte Burt Young. »Nun fehlt nur noch Ihre eigene Kabine.«
Faulkner öffnete die Tür des größten Raums der Yacht über dem Achterdeck. Ein weit gespanntes Panoramafenster eröffnete einen atemberaubenden Blick auf einen klaren Horizont.
Young stieß einen Pfiff aus. »Man sieht, wo das Geld wohnt.«
Der Gangster schlenderte langsam in der opulent eingerichteten Kabine umher. Er nahm sich viel mehr Zeit als bei der Inspektion der anderen Räume.
Nun bückte sich Burt Young unter Tischplatten, drehte Stühle um, schob Bilderrahmen beiseite und öffnete Schränke. Das alles geschah unter den stummen Blicken des Millionärs, der sich gegen diesen Eingriff in seine Privatsphäre nicht wehren konnte.
Schließlich blieb Young vor einem großen Kleiderschrank stehen und öffnete ihn. Mit einer lässigen Handbewegung fegte er fein säuberlich gefaltete Wäschestücke von einem Zwischenboden und blickte in den Schrank. »Was haben wir denn da?«
Hinter der aufgetürmten Wäsche war ein schwerer Tresor versteckt gewesen, der bis auf den Boden reichte.
»Öffnen«, befahl der Gangster in scharfem Kommandoton.
»Und wenn ich mich weigere?«, fragte Jerome Faulkner.
»Dann bekommt Ihr Kapitän auf unserem Boot bald Gesellschaft«, antwortete Burt Young ungerührt.
»Wenn Sie mich umbringen, kann Ihnen niemand mehr den Safe öffnen«, gab Faulkner zu bedenken. »Nur ich kenne die Kombination.«
»Wer sagt denn, dass ich Sie gleich töten will?«, entgegnete Young. »Wir haben ja noch zwei Mitglieder Ihrer Crew. Mit denen fangen wir an. Nacheinander und ganz langsam.«
Der Millionär seufzte und machte sich am Kombinationsschloss zu schaffen. »Gut, Sie haben gewonnen.«