Jerry Cotton 3121 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3121 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

In ein Forschungslabor von "Beckforce Incorporated" in der Nähe von Washington D. C. war nachts eingebrochen worden. Die Täter hatten drei Wachleute mit vergifteten Pfeilen und Gas außer Gefecht gesetzt. Den Police Officers, die zuerst am Tatort eintrafen, berichtete der Firmeninhaber Timothy Dutton, es sei nur Geld gestohlen worden. Doch Phil und ich fanden schnell heraus, dass dies eine gefährliche Lüge war ...

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Mord verjährt nie

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: (Film) »Mutter unter Beschuss«/ddp-images

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4619-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Mord verjährt nie

»Hier ist alles ruhig«, meldete Nachtwächter Steve Morris, als er über das weitläufige Firmengelände von Beckforce Incorporated ging.

Um ihn herum erhellten nur wenige Lampen die Dunkelheit. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es kurz nach zwei war.

Er machte kehrt und ging mit langsamen Schritten zurück zu seinen Kollegen, die sich im Gebäude befanden.

Gerade als er überlegte, sich eine Zigarette anzuzünden, spürte er einen Stich am Hals.

»Verdammte Mistviecher«, stieß er hervor und langte mit der Hand zu der Stelle, um die Mücke zu verjagen.

Zu seiner Überraschung fühlte er kein Insekt, sondern einen länglichen Gegenstand. Er zog ihn heraus, schaute ihn verblüfft an – und verlor das Bewusstsein, bevor er Alarm schlagen konnte.

Seine beiden Kollegen im Eingangsbereich des Unternehmens bekamen nicht mit, wie Morris zu Boden ging. Nach seiner letzten Meldung hatten sie sich wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung gewidmet: Sport! Sie verfolgten die Wiederholung der letzten Play-offs im Fernsehen.

»Steve sollte sich lieber beeilen, sonst verpasst er das Beste«, meinte einer der beiden und öffnete eine Packung Popcorn.

Der andere lachte. »Der steht eh nicht so auf Sport, der würde sich mit Sicherheit weniger jugendfreie Sachen anschauen, wenn wir nicht hier wären.«

»Ja, Steve hat tatsächlich einen gewissen Hang zu … Moment mal, was ist das?«

»Was?«

Beide fingen an zu husten. Bevor sie in der Lage waren, Alarm auszulösen, fielen sie bewusstlos zu Boden.

Damit war das gesamte Wachpersonal von Beckforce Incorporated ausgeschaltet und diejenigen, die dafür verantwortlich waren, hatten freie Hand.

***

Mein Handy klingelte mich aus dem schönsten Traum, den ich seit langem gehabt hatte. Aber schon während ich die Augen öffnete und nach dem Telefon griff, löste sich der Traum in ein schemenhaftes Nichts auf, und ich ahnte, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.

Der Anrufer war Mr High. Nur am Rand nahm ich wahr, dass es gerade einmal vier Uhr war, ganz schön früh am Morgen.

»Hallo, Sir«, meldete ich mich und versuchte, dabei nicht zu verschlafen zu klingen.

»Guten Morgen«, hörte ich seine ernste Stimme. »Es gibt einen Notfall. In die Räumlichkeiten von Beckforce Incorporated ist eingebrochen worden. Da das Unternehmen unter anderem an geheimen staatlichen Aufträgen arbeitet, wurde das FBI umgehend informiert.«

»Was ist passiert?«, fragte ich.

»Bis jetzt liegen mir nur wenige Informationen vor, nur dass der Einbruch gerade erst stattgefunden haben muss. Einer der Nachwächter hat den Einbruch gemeldet. Fahren Sie bitte mit Phil dorthin und verschaffen Sie sich einen Überblick. Ich will vor allem wissen, ob etwas gestohlen wurde, das die nationale Sicherheit beeinträchtigen könnte, oder ob es nur um Geld ging. Die Details schicke ich Ihnen aufs Handy. Wollen Sie Phil informieren? Oder soll ich ihn anrufen?«

»Ich erledige das schon, Sir«, antwortete ich.

»Noch etwas: Es wäre vielleicht sinnvoll, Doktor Cha mitzunehmen«, fuhr er fort. »Es handelt sich um ein Hightech-Forschungslabor, ihr spezielles Know-how könnte nützlich sein. Davon abgesehen ist es von Quantico nicht weit dorthin.«

»Auch darum kümmere ich mich. Okay, wir machen uns gleich auf den Weg.«

»Danke«, sagte Mr High und beendete das Gespräch.

Eine Sekunde dachte ich über die ideale Reihenfolge nach und entschied mich, zuerst Phil zu kontaktieren.

»Mann, was ist denn los? Es ist mitten in der Nacht«, stöhnte er.

»Was ist denn, Schatz?«, hörte ich eine weibliche Stimme im Hintergrund.

»Es gibt einen Notfall. In ein Unternehmen, das staatliche Forschungen betreibt, ist eingebrochen worden. Mister High hat mich gerade aus dem Bett geholt.«

»Na, prima«, maulte Phil. »Gerade heute. Hätten sich die Einbrecher nicht einen anderen Tag aussuchen können? Wo müssen wir hin?«

»Ich habe die genauen Infos noch nicht, scheint aber in der Nähe von Quantico zu sein«, antwortete ich. »Mach dich bereit, ich komme so schnell wie möglich vorbei. Und Grüße an deine Bettnachbarin.«

»Bis gleich«, sagte Phil, dann wurde die Leitung unterbrochen.

»Phil kann Mai-Lin von unterwegs aus anrufen«, sagte ich zu mir selbst.

Wenn sich Beckforce in der Nähe von Quantico befand, hatte sie ohnehin den kürzeren Weg.

Nach einem kurzen Abstecher ins Badezimmer zog ich mich an und nahm meine Waffe. Fürs Frühstück war später noch Zeit. Außerdem war ich alles andere als hungrig.

Ich verließ mein Apartment und ging die Treppe hinunter. Es war ruhig, absolut ruhig. Um die Zeit schliefen alle Bewohner tief und fest.

Wenige Minuten später saß ich im Jaguar und fuhr los. Das Aufheulen des kräftigen Motors gefiel mir.

Als ich kurz darauf vor dem Apartmenthaus, in dem Phil wohnte, ankam, wartete er bereits auf mich.

»Das hat aber ganz schön lange gedauert«, sagte er grinsend, als er eingestiegen war.

»Ich dachte, du wolltest dir ein wenig Zeit nehmen, um dich von der Dame zu verabschieden«, konterte ich.

»Wenn das ein Versuch ist, mehr über sie zu erfahren, muss ich dich leider enttäuschen. Es ist niemand, den du kennst.«

»Aber vielleicht jemand, den ich kennenlernen werde?«

»Möglich, gut möglich«, antwortete er. »Aber wer weiß das schon? Konzentrieren wir uns lieber auf den Fall. Mister High hat mir ebenfalls ein paar Infos geschickt.«

»Alles klar.«

»Beckforce Incorporated befindet sich im beschaulichen Städtchen Lake Ridge, das sich mit seinen rund vierzigtausend Einwohnern etwas mehr als zwanzig Meilen südwestlich von Washington befindet und nördlich von Quantico. Da der Verkehr um diese Zeit kein Hindernis darstellen sollte, werden wir nicht lange bis dorthin brauchen.«

»Apropos, Mister High hat vorgeschlagen, Mai-Lin mitzunehmen«, sagte ich. »Kannst du sie anrufen?«

Er nickte. »Klar, wird mir eine Freude sein, sie aufzuwecken«, erwiderte Phil und stellte sein Handy auf Freisprechen.

Als Mai-Lins Stimme wenige Augenblicke später ertönte, klang sie alles andere als verschlafen.

»Guten Morgen«, sagte sie und hörte sich beschäftigt an.

»Sorry, dass wir Sie wecken mussten, es gibt Arbeit«, sagte Phil.

»Ich habe nicht geschlafen. Es gibt also keinen Grund, sich zu entschuldigen. Was liegt an?«

»Sie haben nicht geschlafen? Um die Uhrzeit?«, fragte Phil und warf mir einen ungläubigen Seitenblick zu.

»Eigentlich habe ich heute frei, was sich aber, wenn ich die Situation richtig einschätze, wohl gerade geändert hat«, antwortete sie. »Ich habe eben mit einem Kollegen in Ramstein gechattet, der ein paar interessante Sachen herausgefunden hat. Daher war ich schon wach.«

»Das ist gut. Bei Beckforce Incorporated in Lake Ridge ist eingebrochen worden. Wir sind gerade dorthin unterwegs. Es könnte sein, dass wir Ihre Fachkenntnisse benötigen.«

»Beckforce? Das kommt mir bekannt vor, wobei mir gerade nicht einfällt, wo ich den Namen schon mal gehört habe«, erwiderte sie. »Ich mache mich gleich mit meinem Wagen auf den Weg.«

»Gut, wir treffen uns dort«, sagte Phil und beendete das Gespräch, woraufhin er sich mir zuwandte. »In der Nachricht von Mister High war nicht von irgendwelchen Opfern die Rede. Weißt du mehr?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, keine Ahnung. Vielleicht gibt es keine, was mir recht wäre. Aber falls doch, brauchen wir Gerold und FGF.«

Phil nickte. »In Ordnung, dann lassen wir sie schlafen, bis wir genau wissen, womit wir es zu tun haben.«

***

Als wir das Firmengelände von Beckforce Incorporated erreicht hatten, wurden wir von den Absperrungen der Polizei aufgehalten. Wir wurden genau kontrolliert, bevor man uns aufs Gelände ließ.

»Die Kollegen sind gründlich«, bemerkte Phil. »Und es sind ganz schön viele Cops vor Ort.«

Er hatte recht. Ich zählte vier Streifenwagen und eine Menge Cops, die auf dem Gelände standen oder herumliefen. Wahrscheinlich hielten sich im Gebäude weitere auf. Auf dem firmeneigenen Parkplatz waren auch ein paar Privatfahrzeuge zu sehen.

»Ja, hier ist wirklich viel los«, sagte ich. »Finden wir heraus, wer hier das Sagen hat.«

Wir stiegen aus und gingen zu einem Detective, der nach seinem Namensschild Mike Madsen hieß. Er unterhielt sich gerade mit einem Mann, der eine Beule am Kopf hatte. Als er uns sah, unterbrach er die Befragung und trat auf uns zu.

»Sie müssen die Herren vom FBI sein, die uns angedroht wurden.«

»Angedroht?«, fragte Phil.

»Genau die sind wir«, bestätigte ich und zeigte ihm meinen Ausweis. »Wir sollen schauen, was hier los ist und ob eine Intervention des FBI nötig ist. Da Sie schon länger vor Ort sind, nehme ich an, dass Sie uns einiges erzählen können.«

»Wenn’s sein muss«, sagte er und gähnte unverhohlen.

Er schien kein Freund unserer Behörde zu sein oder hatte einfach Probleme mit Vorgesetzten, wie auch immer, aber ich hielt mich vorerst zurück.

»Ja, muss es.«

»Der Wachmann da, der mit der Beule, wurde er niedergeschlagen?«, wollte Phil wissen.

Detective Madsen schüttelte den Kopf. »Könnte man meinen. Aber nein, die Beule hat er sich zugezogen, als er bewusstlos geworden und umgefallen ist.« Er betrachtete den Mann stumm.

»Umgefallen?«, fragte Phil.

Seine geballten Hände zeigten mir, dass es ihn Mühe kostete, höflich zu bleiben.

Der Detective schaute ihn gelangweilt an. »Ja, umgefallen, sagte ich doch. Bleiben Sie ruhig, ich erzähle Ihnen ja schon alles.«

»Das will ich auch meinen«, knurrte Phil.

»Was wir bisher wissen, ist Folgendes: Gegen zwei Uhr hat einer der Nachtwächter, Steve Morris, seine Runde gemacht. Alles schien in Ordnung zu sein, was er auch seinen beiden Kollegen mitgeteilt hat. Dann wurde er von etwas getroffen, wahrscheinlich einem Betäubungspfeil, und war über eine Stunde bewusstlos.«

Phil und ich wechselten einen Blick.

»Etwa zur gleichen Zeit wurden seine beiden Kollegen betäubt, wahrscheinlich durch ein Gas«, fuhr Officer Madsen fort. »Sie sind gerade erst wieder aufgewacht und können nicht viel erzählen. Wie es aussieht, wurde die Videoüberwachung deaktiviert. Wer das getan hat und warum, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich für meinen Teil finde es erfreulich, dass die drei Nachtwächter nicht dran glauben mussten.«

»Ja, das ist auf jeden Fall erfreulich«, sagte ich.

Phil schaute nachdenklich drein. »Ein Giftpfeil und Gas, drei ausgeschaltete Nachtwächter. Das war auf jeden Fall kein Einbruch von ein paar Junkies oder Nullachtfünfzehn-Kriminellen, das war sorgfältig geplant. Und es gibt bisher keinen Hinweis darauf, was die hier wollten?«

Der Detective schüttelte den Kopf. »Nein, habe ich doch gesagt. Ich weiß weder, wer es war, noch kenne ich den Grund für den Einbruch. Der Boss des Ladens hier, ein gewisser Timothy Dutton, ist auf dem Weg und sollte in Kürze hier sein. Wahrscheinlich kann der Mann Ihnen mehr erzählen. So, das war’s erst mal. Wollen Sie jetzt übernehmen? Oder sollen meine Kollegen und ich hierbleiben?«

»Sie bleiben«, antwortete ich. »Bis jetzt wissen wir kaum mehr über das, was hier passiert ist, als vor unserem Eintreffen. Das muss sich ändern, und zwar schnell. So lange könnte es sich immer noch um einen Fall für die lokale Polizei handeln, auch wenn mir mein Gefühl sagt, dass dem nicht so ist.«

Detective Madsen verzog unwillig das Gesicht und vollführte eine Geste, die ich nicht genau deuten konnte, was für ihn wahrscheinlich auch besser war.

»Na gut, dann bleiben wir vorerst hier.«

»Und Sie lassen es uns unmittelbar wissen, wenn dieser Dutton eintrifft, ist das klar?«, sagte Phil, mittlerweile mehr als nur leicht genervt von der Haltung des Detective. Mir ging es nicht anders.

»Ja, klar«, sagte der wenig begeistert und ging zu einem seiner Kollegen.

Phil winkte ab. Wir waren schon zu oft unkooperativen Beamten begegnet, um uns weiter damit aufzuhalten.

Ich sah Mai-Lins Wagen auf den Parkplatz fahren. Wir gingen ihr entgegen und informierten sie kurz.

»Das bedeutet also, dass wir auf denjenigen warten, der uns hoffentlich sagen kann, was hier geschehen ist?«, folgerte sie richtig.

»So ist es. Bis dahin reden wir mit den Nachtwächtern, vielleicht können die uns doch etwas Brauchbares erzählen.«

Zwei Minuten später saßen Mai-Lin, Phil und ich zusammen mit dem Nachtwächter Steve Morris in einem Raum und befragten ihn. Er erzählte uns genau die gleiche Geschichte, die wir schon von Detective Madsen gehört hatten.

»Und sonst ist Ihnen nichts aufgefallen?«, fragte ich. »Nichts Verdächtiges? Passanten oder Fahrzeuge?«

Er schüttelte den Kopf.

»Dann zeigen Sie uns doch bitte die Stelle, an der es passiert ist!«, sagte Phil.

Der Nachtwächter brachte uns dorthin. Der Zaun war etwa zwanzig Yards entfernt. Dahinter befanden sich ein paar Büsche.

Phil deutete in die Richtung. »Gut möglich, dass sich der Schütze dort versteckt hat. Wir sollten die Stelle nach Spuren absuchen lassen. Ich kümmere mich darum.«

»Hey, Sie, FBI!«, rief in dem Augenblick jemand.

Es handelte sich um Detective Madsen.

»Was ist?«, fragte ich mit lauter Stimme.

»Der Chef des Ladens ist gerade angekommen, das sollte ich Ihnen doch sagen.«

»Danke.«

»Na, hoffentlich kann der etwas Licht ins Dunkel bringen«, murmelte Phil.

***

Als wir zum Haupteingang des Gebäudes von Beckforce Incorporated kamen, entdeckten wir Timothy Dutton. Er sah aus wie ein Yuppie, hatte einen teuren Anzug an und war von Kopf bis Fuß modisch gestylt. Ich schätzte ihn auf Anfang vierzig.

Ich ging direkt auf ihn zu. »Guten Morgen. Mister Dutton, nicht wahr?«

Er nickte und musterte mich kurz. »Und wer sind Sie?«

»Inspektor Cotton, FBI. Mein Kollege, Inspektor Decker, und ich sowie Doktor Cha wurden gerufen, um herauszufinden, was hier geschehen ist.«

Offenbar gefiel ihm nicht, dass wir da waren, denn seine Antwort war alles andere als höflich.

»Verdammt noch mal, um das herauszufinden, bin ich ja hier«, blaffte er. »Wenn Sie mir ein paar Minuten geben würden, könnte ich mich umsehen. Und jetzt lassen Sie mich bitte durch!«

Er ging an uns vorbei und betrat das Gebäude.

»Netter Kerl, echt angenehme Persönlichkeit«, bemerkte Phil sarkastisch. »Wobei ich nicht wirklich scharf darauf bin, ihn bei meiner nächsten Geburtstagsparty dabeizuhaben. Irgendwie steigt in mir gerade der Drang auf, ihn festzunehmen und ein paar Stunden ausgiebig zu verhören.«

»Lassen wir ihm einen Augenblick«, sagte ich. »Bis jetzt deutet alles darauf hin, dass er ein Opfer ist, kein Täter. Entsprechend werden wir ihn behandeln müssen. Ich bin auch bereit, über ein gewisses Maß an Unfreundlichkeit hinwegzusehen, wenn wir dafür endlich Antworten bekommen.«

Wir folgten Dutton ins Gebäude. Er verschwand in einem Fahrstuhl.

»Moderne Architektur«, bemerkte Mai-Lin. »Mir ist wieder eingefallen, woher ich das Unternehmen kenne: Es wurde vor ein paar Jahren in einer Technologie-Zeitschrift erwähnt. Irgendjemand hier hat für seine Forschung einen Preis bekommen.«

»Nutzen wir die Zeit, um etwas mehr über Beckforce herauszufinden«, sagte ich.

Sie nickte und holte ihr Notebook aus der Tasche und flog mit ihren zarten Fingern über Touchpad und Tastatur.

»Beckforce Incorporated wurde vor zwölf Jahren von Timothy Dutton mit einer Menge Venture Capital gegründet«, informierte sie uns dann. »Ein kluger Kopf, etwas exzentrisch vielleicht, aber genial. Er hatte sich bereits vorher in der Hardwareentwicklung einen Namen gemacht und wollte seine eigene Firma. Hat er dann auch bekommen.«

»Was genau wird hier entwickelt?«, wollte ich wissen.

»Zunächst Computer für spezielle Einsatzgebiete, vor allem für die Industrie. Geräte, die auch unter ungünstigen Bedingungen eingesetzt werden konnten. In dem Bereich sind sie immer noch tätig. Inzwischen aber auch für die Regierung. Viel mehr steht hier nicht.«

»Und was schließen Sie daraus, Mai-Lin?«, fragte Phil.

»Aus dem, was hier angedeutet wird und eben nicht steht, folgere ich mit achtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit, dass sie geheime Forschungen durchführen, möglicherweise fürs Militär.«

Ich pfiff durch die Zähne.

»Mir ist nicht bekannt, dass das FBI mit Beckforce zu tun hätte. Aber gut, noch ein paar weitere Zahlen: Hier arbeiten zweiundachtzig Mitarbeiter, der Jahresumsatz liegt bei neunundachtzig Millionen Dollar. Das ist enorm viel. Der Gewinn ist nicht besonders hoch, aber das hat nichts zu sagen, der wird aus steuerlichen Gründen oft möglichst gering gehalten.«

»Ein Selfmademan, ein Multimillionendollar-Unternehmen, geheime Forschungen und ein mysteriöser Einbruch. Bin gespannt, was wir noch alles rausfinden werden«, meinte Phil.

Ich schaute auf die Uhr. »Wir haben Dutton genug Zeit gegeben, denke ich. Es wird Zeit, von ihm ein paar Antworten zu erhalten.«

Wir schauten uns den Grundriss des Gebäudes an und fragten einen der Nachtwächter nach dem Weg zu Duttons Büro. Dann machten wir uns auf den Weg.

***

Die Tür zu seinem Büro stand offen. Wir traten ein. Ich fühlte mich sofort in einen Raum im Raumschiff Enterprise versetzt, denn genauso sah es hier aus. An den Wänden hingen keine Bilder, sondern Bildschirme, es gab zwei Konsolen und einen großen Schreibtisch mit einem Sessel dahinter, der in etwa dem des Captains entsprach. Darauf saß, mit einem Handy am Ohr, Timothy Dutton und telefonierte.

Als er uns sah, beendete er das Gespräch sofort. Es war nicht zu übersehen, dass er besorgt war, äußerst besorgt.

»Ah, Sie schon wieder«, sagte er nicht sonderlich erfreut und ließ sein Handy mit einer geübten Bewegung in einer seiner Jackentaschen verschwinden. »Ich sagte doch, Sie sollen mir ein paar Minuten Zeit geben.«

»Das haben wir«, entgegnete ich.

»Ein paar Minuten ist keine genaue Zeitangabe«, bemerkte Mai-Lin.

Dutton fixierte sie mit seinem Blick. »Und wer sind Sie, Miss Neunmalklug?«