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FBI-Inspektor Elmer Fielding wurde in Chicago ermordet. Er war den "Justice Fighters", einer Todesschwadron, auf der Spur, die Kriminelle hinrichtete, an die die Justiz entweder nicht herankam oder die nach Ansicht der Verschwörer zu milde bestraft wurden. Als Phil und ich uns des Falls annahmen, dauerte es nicht lange, bis die Gruppe das nächste Todesurteil aussprach!
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Tödliches Finale
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: (Film) »The Good Cop«/ddp-images
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-4692-3
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Tödliches Finale
Elmer Fielding parkte den Wagen auf dem abgelegenen Industriegelände am Rand von Chicago. Hier wurde schon lange nichts mehr produziert. Die Fabrikhallen standen leer, ein paar Maschinen, die beim Konkurs des Unternehmens nicht hatten verkauft werden können, rosteten vor sich hin.
Ratten und streunende Katzen verirrten sich vielleicht noch hierher. Und Leute, die einen Ort für ein Treffen suchten und dabei von niemandem beobachtet werden wollten.
Elmer Fielding schlug den Kragen seines Mantels hoch. Die Hand glitt in die Seitentasche. Dort schloss sie sich um den Griff einer Automatik.
Vom Michigansee wehte ein eiskalter Wind herüber.
Fielding erreichte den Seiteneingang der ersten Fabrikhalle. Das Schloss war ausgebaut. Man konnte einfach hineingehen.
Fielding erstarrte.
Der Mann, mit dem er sich hatte treffen wollen, lag in eigenartig verrenkter Haltung auf dem Boden.
In der Stirn klaffte ein daumengroßes Einschussloch.
Fielding zog seine Waffe und sah sich um. Aber es war nirgends jemand zu sehen. Kein Geräusch verriet, dass der Mörder noch in der Nähe war.
Fielding kniete neben der Leiche nieder. Das Blut aus der Schusswunde war längst geronnen. Ein dunkler Fleck hatte sich gebildet. Eine Blutlache war in den Beton eingezogen.
Dann hörte er Schritte.
Fielding blickte auf. Hinter einem der vor sich hin rostenden Maschinenblöcke war eine Gestalt hervorgetreten. Der Mantel reichte bis zu den Knien. Der Kragen war hochgestellt.
In der Rechten hielt der Mann eine Automatik mit aufgeschraubtem Schalldämpfer. Die Mündung zeigte in Kopfhöhe auf Fielding.
»Sie?«, fragte Fielding. Er wirkte konsterniert und vollkommen überrascht.
»Jedenfalls können Sie nicht behaupten, Sie seien nicht gewarnt worden«, sagte der Mann im Mantel.
Fielding wusste, dass er zu lange gezögert hatte. Die Sekunde, in der ihm bewusst geworden war, wen er vor sich hatte, fehlte ihm nun.
Er versuchte es trotzdem, denn ihm war klar, dass er keine andere Chance hatte. Fielding riss die Dienstwaffe hoch und feuerte. Aber der Mann im Mantel war schneller. Seinen Schuss hörte man kaum. Das Geräusch klang wie ein Schlag mit einer zusammengerollten Zeitung.
Fieldings Körper zuckte. Der erste Schuss hatte ihn am Oberkörper getroffen, ungefähr auf Herzhöhe. Die Wucht des großkalibrigen Geschosses warf ihn zurück. Fielding trug eine Kevlar-Weste unter der Kleidung. Sein eigener Schuss verriss und ging irgendwo in eine der rostigen Maschinen.
Der nächste Schuss traf Fielding mitten in die Stirn. Ein dritter und vierter Schuss folgten, ebenfalls Kopftreffer.
Fielding ging wie ein gefällter Baum zu Boden und blieb auf dem Beton liegen. Es war unmöglich, jetzt noch sein Gesicht zu erkennen.
Der Killer schraubte den Schalldämpfer ab und steckte ihn in die Manteltasche. Die Waffe selbst legte er neben den Toten.
Der Mann im Mantel trug Latexhandschuhe. Weder Schmauch noch irgendwelche anderen Spuren würden sich an seinen Händen nachweisen lassen.
Er drehte den Toten halb herum und begann damit, ihn systematisch zu durchsuchen. Er schien keine Eile damit zu haben. Dass hier draußen jemand den Schuss aus der Waffe des Toten gehört hatte, war mehr als unwahrscheinlich.
Und wenn doch, wird sich niemand darüber wundern, dachte der Mann im Mantel. So weit ist es schon mit unserer Stadt gekommen …
***
Ich holte Phil an diesem Morgen an der bekannten Ecke ab. Es war ein Hundewetter. Feiner Nieselregen hatte Washington in eine Waschküche verwandelt, und wenn man dem Wetterbericht Glauben schenkte, dann bestand auch keine Aussicht darauf, dass sich innerhalb der nächsten Woche viel daran änderte.
»Nicht mal ein Schirm hilft dagegen«, meinte mein Kollege, nachdem er sich zu mir in den Jaguar gesetzt hatte.
Ich fuhr los. »Wäre nett, wenn du dich mit deinen nassen Haaren jetzt nicht schüttelst.«
»Sehr witzig. Selten so gelacht, Jerry.«
»Ganz im Ernst: Ich hoffe wirklich, dass Mister High irgendeinen Job für uns hat, der nicht in Washington, zu erledigen ist«, meinte Phil nach einer Weile.
»Wie wäre es mit Miami? Gehört doch auch zu unserem Einsatzgebiet. Dort soll es im Moment warm und sonnig sein.«
»Bei dem Glück, das wir im Moment haben, schickt uns Mister High nach Rhode Island oder Maine, und da regnet es im Moment noch viel mehr als bei uns.«
Wir quälten uns durch den morgendlichen Verkehr in der Hauptstadt und erreichten schließlich das J. Edgar Hoover Building.
Unser Weg führte als Erstes zum Büro unseres Chefs, Assistant Director High. Ich sah kurz auf die Uhr an meinem Handgelenk. Wir waren überpünktlich.
»Gehen Sie trotzdem schon mal rein!«, begrüßte uns Dorothy Taylor, Mr Highs Sekretärin.
Als wir sein Büro betraten, war er gerade in ein Telefonat vertieft. Mit einer Geste bedeutete er uns, dass wir uns setzen sollten.
Worum es genau ging, konnte ich mir aus den Bruchstücken nicht zusammenreimen. Dazu waren Mr Highs Gesprächsanteile zu gering.
Als schließlich noch jemand den Raum betrat, war mir klar, dass irgendeine größere Sache auf Phil und mich wartete. Bei dieser Person handelte es sich nämlich um Assistant Director Segal, den Leiter der Field Operation Section Midwest. Möglicherweise ging es um eine Operation, die über die Grenzen unserer eigenen Section hinausging.
Das organisierte Verbrechen scherte sich in der Regel nicht um mehr oder weniger willkürlich gezogene Zuständigkeitsgrenzen, sondern verfolgte mit aller Rücksichtslosigkeit seine eigenen Ziele.
George Segal nickte uns kurz zu, kratzte sich an seinem haarlosen, schwarzen Schädel und setzte sich ebenfalls.
»Guten Morgen«, sagte Mr High, nachdem er das Telefonat beendet hatte. Er wandte sich an Segal. »Ich habe soeben mit SAC Howard gesprochen«, erklärte er.
Die Rede war von Special Agent in Charge Howard, dem Leiter des FBI Field Office Chicago. Chicago lag im Zuständigkeitsbereich der Section Midwest, und damit machte auch das Erscheinen von AD Segal Sinn.
»Ich hoffe, Sie haben ihn nicht in unsere Pläne eingeweiht«, sagte Segal lächelnd.
»Nur in den Teil, den er wissen muss«, erwiderte Mr High.
»Gut.«
»Sie können ganz beruhigt sein.« Mr High deutete auf Phil und mich. »Meine Inspektoren Decker und Cotton brauche ich Ihnen ja nicht vorzustellen.«
»Wir haben es mit einem schwierigen Fall zu tun, in dem wir leider bisher nicht weitergekommen sind«, erklärte Segal ohne Umschweife an Phil und mich gerichtet.
»Und das hat etwas mit Chicago zu tun«, schloss ich.
»Sie sagen es«, nickte Segal.
»Im Zuständigkeitsbereich des Field Office Chicago gibt es eine Serie ungeklärter Morde an Kriminellen«, erklärte Mr High. »Die Opfer passen nicht in die üblichen Schemata, und nach den bisherigen Ermittlungen ist es daher eher unwahrscheinlich, dass es sich um Opfer von Bandenkriminalität handelt.«
»Worum geht es dann?«, wollte ich wissen.
»Assistant Director Segal und die Kollegen der Section Midwest vermuten eine Art Todesschwadron, die Kriminelle, mutmaßliche Kriminelle, systematisch aus dem Weg räumt. Alles Personen, bei denen man auf die Idee kommen könnte, dass die Justiz zu milde mit ihnen war, oder Leute, die immer dafür gesorgt haben, dass kein Blut an ihren weißen Westen zu sehen ist, und stattdessen andere die Drecksarbeit für sich verrichten ließen.«
»Eine Todesschwadron?«, echote ich. »Das heißt, es besteht die Annahme, dass Angehörige der Sicherheitskräfte darin verwickelt sind?«
»Sowohl vom FBI Field Office Chicago als auch von der Polizei in Chicago«, ergänzte Segal. »Sie können sich denken, dass die bisherigen Ermittlungen schwierig verlaufen und auf viele Widerstände gestoßen sind.«
»Ich will nicht hoffen, dass es Kollegen gibt, die so etwas stillschweigend gutheißen und wegsehen«, meinte Phil.
»Doch, genau das scheint der Fall zu sein«, erklärte Segal. »Vielleicht ist in dem ein oder anderen Fall auch falsch verstandener Korpsgeist dabei. Diese Probleme gibt es immer wieder. Jetzt hat sich die Lage allerdings dramatisch zugespitzt.« Assistant Director Segal atmete tief durch, bevor er weitersprach. »Ich habe einen Inspektor nach Chicago geschickt. Sein Name war Elmer Fielding. Und die Tatsache, dass ich von ihm in der Vergangenheit spreche, deutet schon an, was passiert ist: Er wurde erschossen, bevor er die Hintergründe dieser Verbrechen aufklären konnte.«
»Assistant Director Segal und ich sind uns einig, dass es keinen Sinn hat, jetzt einen weiteren Inspektor nach Chicago zu schicken«, sagte Mr High. »Der oder die Täter sind offenbar in der FBI Field Operation Section Midwest gut vernetzt.«
»Davon müssen wir leider ausgehen«, meinte Segal. »So betrüblich das ist.«
Mr High strich sich durch das silbergraue Haar. »Auf die Kollegen in Chicago können wir uns auch nicht unbedingt verlassen, wie sich gezeigt hat.«
»Auf SAC Howard können Sie sich absolut verlassen, und ich bin ihm sehr dankbar für seine vorbehaltlose Unterstützung in dieser Sache«, sagte Segal. »Aber ansonsten wissen wir nicht, wer in Chicago falschspielt und uns in die Suppe spuckt.«
»Kurz gesagt, es muss jemand von außen den Fall übernehmen«, schloss Mr High.
»Das ruft nach einer verdeckten Ermittlung«, meinte ich.
»Genau das hat mir Assistant Director High vorgeschlagen«, gab Segal zurück.
»Ich dachte mir, dass Sie, Jerry, sich unter falscher Identität nach Chicago begeben und dort als einfacher Special Agent Dienst machen. Ihr Partner wird ein gewisser Frank Vega sein. Der steht auf der Liste derjenigen, die wir verdächtigen, zumindest Mitwisser dieser Todesschwadron zu sein.«
»Ein Mann, der es mit den Regeln nicht so genau nimmt, wenn Sie verstehen, was ich meine«, ergänzte Segal.
Ich nickte. »Ja, das kann ich mir so ungefähr vorstellen.«
»Er hatte immer wieder Ärger deswegen, weil er über die Stränge geschlagen hat, sich in kritischen Situationen nicht beherrschen konnte, Gefangene misshandelte und so weiter. Das volle Programm. Ehrlich gesagt kann er froh sein, überhaupt noch dabei zu sein.«
Ich hob die Augenbrauen. »Sie meinen, da hält jemand die Hand über ihn, Assistant Director Segal?«
»Lesen Sie sich die Akten durch! Der Verdacht liegt nahe«, bestätigte Segal.
»Verstehe.«
»Abgesehen von Ihrem Kollegen Inspektor Decker ist SAC Howard der Einzige vor Ort, der in Ihre Mission eingeweiht ist«, erklärte Segal. »Aber er wird sich davon nichts anmerken lassen, und Sie werden ihn auf dienstlicher Ebene weder kontaktieren noch über den Stand der Ermittlungen informieren. Mit einem Wort: Sie unterlassen alles, was über den Rahmen Ihrer neuen Identität hinausgeht.«
»In Ordnung«, sagte ich.
»Für Sie, Phil, habe ich eine andere Aufgabe«, erklärte Mr High. »Sie werden offiziell als ermittelnder FBI-Inspektor nach Chicago reisen.«
»Das heißt, ich bin Fieldings offizieller Nachfolger«, stellte Phil fest.
Mr High nickte. »Und als solcher denselben Gefahren ausgesetzt, sobald Sie etwas herausgefunden haben, was jemandem dort unangenehm ist.«
»Immerhin bin ich vorgewarnt.«
»Das war Fielding auch, Inspektor Decker«, sagte Segal. »Er war der fähigste Agent meiner Section und ganz bestimmt alles andere als ein leichtsinniger Mann. Wir nehmen an, dass er irgendetwas entdeckt hat, was jemandem hätte gefährlich werden können.«
»Jemandem, der mit dieser Todesschwadron zu tun hat«, schlussfolgerte Phil.
Segal nickte. »Ja, das ist anzunehmen. Fielding wollte sich mit einem gewissen Lieutenant Clinton Baily vom Chicago Police Department treffen. Baily wollte auspacken, was er über die Todesschwadron wusste, aber dabei anonym bleiben, weil er Repressalien fürchtete. So zumindest hat es Fielding mir in unserem letzten Telefonat berichtet.«
»Zu dem Treffen ist es nicht mehr gekommen?«, hakte ich nach.
Segal wandte den Blick in meine Richtung. »Das wissen wir nicht. Tatsache ist, dass Baily und Fielding zusammen in einer alten Fabrikhalle am Rand von Chicago erschossen aufgefunden wurden. Die Tatwaffe wurde vom Täter zurückgelassen. Es handelt sich um eine Automatik, die in mehreren Schießereien einer Drogengang namens The Lucky Ones verwendet worden ist.«
»Haben die etwas mit dem Tod unserer Kollegen zu tun?«, fragte ich.
»Entweder das oder es sollte der Eindruck erweckt werden, dass irgendein Gangster Fielding und seinen Informanten auf dem Gewissen hat.«
»Was ziemlich plump wäre, Assistant Director Segal«, meinte ich.
»Wir wissen nicht, wie nah Fielding der Wahrheit gekommen ist. Vielleicht hätte er durch das Gespräch mit Baily entscheidende Hinweise erhalten, und es war für die Gegenseite einfach keine Zeit, sorgfältiger zu planen«, wandte Segal ein. »Und davon abgesehen: Wenn Sie die Dossiers studieren, die für Sie zusammengestellt wurden, werden Sie feststellen, dass man sich dieser Vorgehensweise bei verschiedenen Morden dieser Death Squad bedient hat.«
»Was heißt das genau?«, hakte ich nach.
»Man hat Waffen verwendet, die bereits benutzt worden waren, und zwar in einschlägig bekannten kriminellen Kontexten.«
»Und wer kommt an solche Waffen am besten heran?«, warf Phil ein und gab die Antwort auf diese rhetorische Frage gleich selbst. »Natürlich genau die Agents oder Cops, die sie bei irgendwelchen Razzien beschlagnahmt und anschließend unterschlagen haben.«
»Das trifft den Nagel auf den Kopf, Inspektor Decker«, nickte Segal.
»Sie werden nicht viel Zeit haben, sich in den Fall einzuarbeiten«, erklärte Mr High. »Schließlich werden Sie beide umgehend in Chicago erwartet. Allerdings in unterschiedlicher Eigenschaft.«
Phil sah mich kurz an. »Wenn du nur ein einfacher Special Agent bist und ich Inspektor bleibe, dann …«
»Hör auf, Phil!«
»… bin ich ja sogar mal dir gegenüber weisungsbefugt«, schloss mein Partner.
»Du bist dienstälter. Bist du das nicht sowieso?«
»Das habe ich nie in den Vorschriften nachgeschlagen, Jerry«, sagte Phil grinsend.
Sofort wurden wir wieder ernst.
»Sie werden sich offiziell nicht kennen«, fasste Mr High zusammen. »Zur weiteren Vorgehensweise: Vermeiden Sie zunächst jeden Anschein, dass Sie etwas miteinander zu tun haben, und insbesondere Sie, Jerry, sollten äußerst vorsichtig sein, wenn Sie Kontakt zur Zentrale hier in Washington oder zu Phil aufnehmen! Man verrät sich manchmal durch Kleinigkeiten.«
»Natürlich«, sagte ich. »Was ist mit der eventuell notwendigen Unterstützung durch unser Scientific-Research-Team in Quantico?«
»Die haben Sie natürlich«, versicherte Mr High. »Was Phil angeht, kann er diese Unterstützung auch offiziell anfordern und einsetzen. Was Sie angeht, Jerry, so sollten Sie bei der Kontaktaufnahme immer äußerste Vorsicht walten lassen. Und das meine ich ernst.«
Was er meinte, war mir durchaus klar. In einem verdeckten Einsatz gab es immer die Gefahr, dass man aufflog. Das konnte auf vielfältige Weise geschehen. Und eine der häufigsten war, dass der Betreffende nicht gut genug auf sein Smartphone aufgepasst hatte. Die Möglichkeiten der modernen Kommunikationstechnologien erleichterten es zwar einerseits, auch während des verdeckten Einsatzes mit seiner Zentrale in Verbindung zu bleiben. Gleichzeitig erhöhten sie aber auch das Risiko, dass man enttarnt wurde. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen konnte man es zum Beispiel nie vollkommen ausschließen, dass das eigene Handy nicht von der anderen Seite gehackt und überwacht wurde.
»Ich werde vorsichtig sein«, versprach ich.
»Da bin ich mir sicher, Jerry«, meinte Mr High.
***
»Na, wie ist die Aussicht, mal eine Weile Dienst zu machen, ohne dass ich die ganze Zeit auf dich aufpasse?«, meinte Phil, nachdem wir das Büro von Mr High verlassen hatten.
Wir hatten uns beide einen Kaffee besorgt. Anschließend hatten wir uns in Phils Büro begeben. Mein Partner nahm einen Schluck und ließ seinen Rechner hochfahren. Wir wollten uns mit den Fakten des Falles vertraut machen, auch wenn dafür nicht viel Zeit blieb. Meine Maschine nach Chicago ging nämlich schon am frühen Nachmittag. Phil würde am Abend folgen.
»Du? Auf mich aufpassen?«, echote ich und nahm ebenfalls einen Schluck Kaffee aus meinem Becher.
»Ja, sicher.«
»Ich habe das irgendwie anders in Erinnerung, Phil.«
»Ach, ja?«
»Exakt umgekehrt, um genau zu sein.«
»Ach, komm, Jerry, das ist nicht dein Ernst!« Phils Finger glitten über die Tastatur. Er rief die über unser Datenverbundsystem zugänglichen Dossiers auf, die uns zur Verfügung standen. Dazu kamen die Unterlagen, die eigens für uns zusammengestellt worden waren.
Wir überflogen die Berichte der Gerichtsmedizin, der Ballistik, Zeugenaussagen und was es sonst noch so gab.
»Baily sollte unser Ansatzpunkt sein«, meinte ich. »Fielding wollte ihn treffen. Der Grund dafür bestand mutmaßlich darin, dass Baily auspacken wollte.«
»Leider ist es dazu nicht mehr gekommen. Und befragen können wir ihn auch nicht mehr«, meinte Phil.
»Das ist mir schon klar«, gab ich zurück. »Aber ich will auf einen anderen Punkt hinaus.«
»Und der wäre?«
»Jemand wie Baily entschließt sich nicht von heute auf morgen, sich an einen FBI-Inspektor zu wenden, um gegen die eigenen Kollegen auszusagen.«