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Ein Bekannter von Mr High behauptete, sein Freund, der Reporter Patric Huffman, sei ermordet worden. Der Journalist war angeblich eines natürlichen Todes gestorben, jedoch kurz vor seinem Ableben einer großen Sache auf der Spur gewesen: In kleineren Krankenhäusern in Delaware und New Jersey war die Sterblichkeitsrate von Krebspatienten deutlich höher als in großen Kliniken. Der Verdacht lag nahe, dass jemand aus reiner Profitgier die Heilung von Tausenden Menschen mit gepanschten Medikamenten gefährdete. Als Phil und ich den Fall übernahmen, stießen wir bald auf einen internationalen Skandal ...
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Der süße Tod
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: (Film) » Tödliche Nebenwirkungen«/ddp-images
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5149-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Der süße Tod
Es war bereits dunkel, als Patric Huffman die Insulinspritze ansetzte und sich das Hormon spritzte.
»So, dann werden wir mal zu Abend essen«, sagte er zu sich selbst.
Während der Mahlzeit bemerkte er, dass er immer müder wurde, und fragte sich, ob er vielleicht die falsche Dosis gespritzt hatte.
Doch er verwarf diesen Gedanken gleich wieder. »Nein, unwahrscheinlich. Es war einfach ein langer Tag.«
Er erhob sich, ging ein paar Schritte und legte sich aufs Sofa. Seine Glieder fühlten sich bleischwer an. Sicherheitshalber kontrollierte er noch einmal die Spritze. Damit war alles in Ordnung. Die Dosis war richtig gewesen.
Wenige Augenblicke später fiel er in einen tiefen Schlaf.
Huffman wusste nicht, dass ihn von draußen jemand mit dem Fernglas beobachtete. Auch nicht, dass er nie wieder aufwachen würde.
Phil und ich waren gerade vom Mittagessen zurück ins Büro gekommen, als uns Dorothy Taylor entgegenkam.
»Hallo, schöne Frau«, sagte Phil charmant lächelnd.
»Sie können es einfach nicht lassen, nicht wahr, Inspektor Decker?«, erwiderte Mr Highs Assistentin und schaute gelangweilt drein.
»Nicht wirklich«, sagte mein Partner.
Ich lächelte. »Nehmen Sie ihn nicht ernst, Dorothy! Und melden Sie ihn nicht wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Das macht sich nicht gut in der Akte eines aufstrebenden Inspektors.«
Phil schaute mich überrascht an. »Wie bitte? Aufstrebender Inspektor? Und was meinst du mit sexueller Belästigung? Ich wollte nur nett sein …«
Dorothy versuchte, sich ein Grinsen zu verkneifen. »Vielleicht werde ich dieses Mal noch darüber hinwegsehen. Aber nur, weil Mister High Sie dringend sprechen will. Beide.«
»Wir sind schon unterwegs«, sagte ich und zog Phil mit mir. »Los, komm!«
Kurz darauf standen wir vor dem Büro des Assistant Director. Wir klopften an und traten ein. Der Chef war nicht allein. Bei ihm saß ein Mann Mitte fünfzig, schlank, gut gekleidet, mit angegrautem, kurzem Haar. Ich hatte ihn nie zuvor gesehen.
»Schön, dass Sie da sind«, sagte Mr High und stellte uns vor.
Der Mann stand auf und begrüßte uns mit einem kräftigen Händedruck. »Angenehm, Alan Durham.«
Auch der Name sagte mir nichts.
Wir nahmen Platz und richteten unsere Aufmerksamkeit auf Mr High.
Der räusperte sich. »Mister Durham ist ein Bekannter von mir, dem wir einige interessante Informationen zu verdanken haben. Diesmal ist er allerdings in eigener Sache hier. Wollen Sie den beiden Inspektoren erzählen, worum es geht?«
Durham nickte. »Sehr gerne. In der vorletzten Nacht ist ein guter Freund von mir, Patric Huffman, verstorben. Das mag zunächst nicht ungewöhnlich sein, denn er hatte Diabetes und Krebs. Mit dem Krebs hatte er schon länger zu tun, deshalb wurde ihm vor zwei Jahren die Bauchspeicheldrüse entfernt, weshalb er Diabetiker wurde. Bei einer Untersuchung vor einem knappen halben Jahr wurde erneut Krebs bei ihm diagnostiziert. Er sollte ins Krankenhaus und hat sich über Einrichtungen in seiner Nähe informiert, insbesondere über die kleineren Einrichtungen, weil er die für persönlicher hielt.«
Ich wartete darauf, dass der Mann zum Punkt kam.
»Dabei fiel ihm auf«, fuhr Durham fort, »dass einige eine überdurchschnittlich hohe Sterblichkeitsrate bei Krebspatienten hatten. Als investigativer Reporter wollte ihm das natürlich nicht aus dem Kopf gehen. Nach einer Operation befasste er sich näher damit und sagte mir vor zwei Wochen, dass er einer ziemlich großen Sache auf der Spur sei.«
Jetzt wurde es interessant.
»Und jetzt ist er tot. Soweit ich bisher in Erfahrung bringen konnte, geht der Arzt von einer Unterzuckerung aus. Aber das halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Patric hat immer peinlich genau darauf geachtet, seinen Blutzucker zu kontrollieren und das Insulin regelmäßig zu spritzen. Ganz ehrlich, ich habe Zweifel, dass es sich um einen natürlichen Tod handelt.«
»Sie meinen, er ist ermordet worden?«, fragte Phil.
»Ja, ganz genau. Natürlich bin ich nicht sicher, ich meine, bei seinem schlechten körperlichen Zustand wäre es durchaus möglich, dass er einfach gestorben ist. Aber was, wenn nicht? Er hat mir oft geholfen, und ich schulde es ihm, dem Ganzen zumindest nachzugehen.«
»Haben Sie sich an die örtliche Polizei gewandt?«, wollte ich wissen.
Durham verzog das Gesicht. »Ja, da war ich heute früh. Da hielt es niemand für nötig, irgendetwas zu unternehmen. Sie meinten, wenn der Pathologe einen Hinweis auf Fremdeinwirkung feststellen würde, würden sie schon davon erfahren. Ich glaube nicht, dass in der Angelegenheit etwas unternommen wird.«
»Vielleicht nicht von der Polizei, aber von uns«, sagte Mr High. »Es liegen bisher keine Beweise für ein Verbrechen vor, aber es besteht immerhin ein berechtigter Verdacht. Grund genug, der Sache nachzugehen.«
Phil blickte skeptisch.
»Ich habe mir die Unterlagen angesehen, die Huffman Mister Durham zugeschickt hat. Demnach gibt es sowohl in Delaware als auch in New Jersey ein paar kleinere Krankenhäuser, bei denen die Sterblichkeitsrate von Krebspatienten um siebzehn Prozent höher liegt als bei den größeren Kliniken in denselben Bundesstaaten. Üblich ist sonst nur eine Abweichung von etwa fünf Prozent.«
Mein Partner beugte sich vor.
»Das ist natürlich nur eine Statistik«, führte Mr High weiter aus, »aber da wir diesen Hinweis bekommen haben, werden wir ihm auch nachgehen. Ich möchte nicht, dass wir den Vorfall auf sich beruhen lassen und in ein paar Jahren einen Skandal erleben, der Huffmans Verdacht bestätigt.«
»Das bedeutet, dass wir den Fall übernehmen sollen?«, fragte ich.
»Noch ist es kein Fall«, erwiderte Mr High. »Überprüfen Sie die Angaben und finden Sie heraus, auf welche Art und Weise Mister Huffman aus dem Leben geschieden ist! Sollte sich herausstellen, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist oder dass etwas mit den Krankenhäusern nicht stimmt, dann wird es ein Fall.«
»Ich habe Mister High alle Informationen, die mir vorliegen, zur Verfügung gestellt«, sagte Durham.
Mr High nickte und reichte uns eine Akte. »Hier sind die Unterlagen. Nehmen Sie sich der Sache an und erstatten Sie mir kurzfristig Bericht!«
»Wird erledigt, Sir«, bestätigte ich, nahm die Unterlagen und verließ mit Phil das Büro.
»Und? Ein neuer Fall?«, fragte Dorothy, die wieder an ihrem Platz saß.
»Ein möglicher Fall«, antwortete ich vage und schaute Phil an. »Was meinst du?«
»Wird sich zeigen«, antwortete er. »Im Moment habe ich, ehrlich gesagt, zu wenig Informationen, um mir darüber eine fundierte Meinung zu bilden.«
»Dann sollten wir das ändern«, sagte ich. »Wir gehen die Unterlagen durch, die Durham mitgebracht hat. Und wir sollten veranlassen, dass Gerold die Obduktion von Huffman durchführt oder sie wiederholt, falls schon eine stattgefunden hat. FGF kann die toxikologische Untersuchung übernehmen. Wenn die beiden nichts finden, dann können wir ziemlich sicher sein, dass keine Fremdeinwirkung vorhanden war.«
»Und falls doch, dann haben wir einen Fall«, schloss Phil.
Wir gingen in mein Büro und arbeiteten uns durch die Papiere. Es handelte sich hauptsächlich um Statistiken und Ausdrucke von diversen Websites.
»Notizen von Huffman sind nicht dabei, auch kein Artikel oder etwas in der Art«, bemerkte Phil, als wir alles gesichtet hatten.
»Nein, die hat er Durham wohl nicht geschickt. Aber die sollten wir auf seinem Computer finden. Wir sollten in jedem Fall die Zahlen prüfen lassen. Das Internet ist nicht immer zuverlässig. Und vor Gericht haben die Zahlen höchstwahrscheinlich auch keine Relevanz.«
»Das könnte Mai-Lin erledigen. Ich rufe sie direkt an«, sagte Phil, holte sein Handy hervor und stellte die Verbindung her.
»Hallo, Phil«, hörte ich Mai-Lins vertraute Stimme. »Gibt es Arbeit?«
»So ist es«, antwortete er. »Wir haben einen Hinweis auf einen möglichen Mord.«
Er briefte sie und erklärte, was wir von ihr benötigten.
»Fundierte Zahlen? Statistisch aufbereitet? Das sollte kein Problem sein. Ich werde offizielle Quellen nutzen und auswerten. Es wäre dennoch hilfreich, die Statistiken zu haben, die Ihnen bereits vorliegen.«
»Die kann ich einscannen und Ihnen zuschicken«, sagte Phil. »Sind nur ein paar Seiten, sollte also nicht allzu lange dauern.«
»In Ordnung, sobald die Scans da sind, fange ich an«, bestätigte sie.
Phil bedankte sich und beendete die Verbindung.
***
»So, erledigt«, sagte Phil und zog sich einen Stuhl ran, um neben mir Platz zu nehmen. »Schon was über das potenzielle Opfer gefunden?«
Ich nickte und deutete auf meinen Monitor. »Ja. Patric Huffman war ein äußerst erfolgreicher Reporter. Er hat während seiner Karriere eine ganze Reihe von Missständen aufgedeckt: Bestechung von Gewerkschaftsfunktionären, illegale Preisabsprachen, gekaufte Politiker, Fälschung von Qualitätszertifikaten und vieles mehr. Damit hat er sich sicher eine Menge Feinde gemacht.«
Phil nickte.
»In den letzten Jahren hat er es ruhiger angehen lassen.«
»Das ist wohl auf seine Erkrankung zurückzuführen«, meinte Phil.
»Ja. Von der Sache mit den Krankenhäusern habe ich im Netz nichts finden können. Das bedeutet wohl, dass er seine Recherchen noch nicht abgeschlossen hatte.«
»Interessant. Wie sieht es mit Informationen aus seinem Privatleben aus?«
»Er war verheiratet«, gab ich zurück, »hat sich aber vor mehr als zehn Jahren scheiden lassen. Keine Kinder. Über Hobbys und dergleichen habe ich nichts gefunden, nur ein Hinweis darauf, dass er ein Workaholic war, der voll und ganz in seinem Beruf aufgegangen ist. Er hat sich teilweise undercover in die Unternehmen oder Gruppen begeben, die er aufs Korn genommen hat.«
Phil überflog den Text auf dem Monitor. »Aus ihm hätte vielleicht sogar ein Detective oder Agent werden können, wer weiß.«
Wir schwiegen einen Augenblick.
»Gut, was sagt uns das alles?«, fragte Phil schließlich. »Ein Mann, der vielen Leuten auf die Füße getreten ist und sich im Laufe seines Berufslebens eine Menge Feinde gemacht hat. Viele von denen kämen als potenzielle Täter in Frage, falls tatsächlich ein Verbrechen vorliegen sollte.«
Ich nickte. »Dann sollten wir herausfinden, ob das der Fall ist. Rufen wir Gerold an!«
Phil stellte die Verbindung her und wenige Augenblicke später hatten wir Dr. Gerold Willson, den Mediziner unseres Scientific-Research-Teams, in der Leitung.
»Howdy«, begrüßte uns der Texaner. »Werden wieder mal meine außergewöhnlichen Fähigkeiten gebraucht?«
»Sicher«, sagte ich. »Genau wie die von FGF. Vorgestern verstarb der Reporter Patric Huffman. Es wäre möglich, dass jemand nachgeholfen hat. Was wir brauchen, ist eine gründliche Obduktion, eine toxikologische Untersuchung und was Sie sonst noch für nötig halten, damit wir Gewissheit haben, was mit dem Mann passiert ist.«
»Klar, kein Problem. Wenn ich ein paar mehr Informationen bekomme, veranlasse ich, dass die sterblichen Überreste in mein Labor überführt werden.«
»Details schicken wir Ihnen sofort«, sagte Phil.
»Wunderbar. Ich werde FGF aus dem Winterschlaf wecken und Bescheid geben.«
»Winterschlaf?«, fragte Phil nach.
»Na ja, er hatte in den letzten Tagen wenig zu tun, hat sich gelangweilt, und irgendwie kamen wir auf das Thema Winterschlaf. Immer, wenn ich ihn sehe, spreche ich ihn darauf an. Inzwischen kann er es nicht mehr hören und zeigt äußerst interessante Reaktionen. Nicht mehr ganz so konservativ und zugeknöpft, wie es für einen Engländer üblich ist.«
»Verstehe. Viele Grüße an ihn«, sagte Phil. »Bis später.«
Gut anderthalb Stunden später hörten Phil und ich zuerst von Mai-Lin. Wir nahmen ihren Anruf in meinem Büro entgegen.
»Ich habe eine erste Analyse fertiggestellt und kann die statistischen Informationen von Mister Huffman nur bestätigen. In den letzten zwei Jahren lag der Prozentsatz der verstorbenen Krebspatienten in einigen kleineren Krankenhäusern in Delaware und New Jersey in der Tat höher als in den größeren Krankenhäusern dieser Bundesstaaten. Ich habe aber bisher nur einen Teil dieser Krankenhäuser unter die Lupe genommen. Eine umfassende Analyse wird noch ein paar Stunden Zeit in Anspruch nehmen.«
»Danke für die Zwischeninfo«, sagte Phil. »Ja, eine vollständige Analyse wäre wünschenswert. Vor allem möchten wir wissen, welches die Krankenhäuser sind, die aus dem Rahmen fallen.«
»Gut, ich schicke den Zwischenbericht und arbeite weiter daran«, sagte sie und verabschiedete sich.
»Dann basieren die Statistiken wohl auf fundierten Daten«, stellte Phil fest.
Ich nickte. »Ja. Das bedeutet allerdings noch nicht, dass dahinter irgendwelche kriminellen Aktivitäten stecken. Wir sollten den Obduktionsbericht von Huffman abwarten, dann können wir über die weitere Vorgehensweise entscheiden. Hat sich Gerold schon gemeldet?«
»Nur eine kurze Textnachricht, dass er alles in die Wege geleitet hat und er wahrscheinlich noch heute mit seiner Arbeit beginnen kann. Könnte aber spät werden.«
Noch ahnte ich nicht, was uns in den nächsten Tagen bevorstand.
***
Kaum hatte ich Phil am anderen Morgen an der bekannten Ecke abgeholt, klingelte mein Handy. Gerold war in der Leitung. Ich stellte ihn auf die Freisprechanlage des Jaguar.
»Guten Morgen, ich hoffe, ich bin nicht zu früh dran«, meldete er sich.
»Nein, wir sind beide ausgeschlafen«, erwiderte ich.
»Gut. Die Obduktion ist abgeschlossen. FGF hat die halbe Nacht durchgearbeitet, um die toxikologische Untersuchung durchzuführen.«
»Oh, ja, das habe ich«, meldete sich Dr. Frederik Fortesque mit seinem leichten britischen Akzent. »Guten Morgen übrigens.«
»Guten Morgen«, sagte ich. »Und? Was haben Sie herausgefunden, Gerold?«
»Interessanter ist eigentlich, was ich herausgefunden habe«, sagte Frederik.
»Immer schön der Reihe nach!«, wandte Gerold ein. »Also, zunächst einmal hatte noch niemand mit einer Obduktion begonnen. Das war von Vorteil. Was wir schon wussten, hat sich bestätigt: Huffman hatte Krebs und Diabetes. Der Tod trat spät in der Nacht ein, um genau zu sein, in den frühen Morgenstunden vor zwei Tagen. Ursache war eine starke Unterzuckerung. Sein Körper ist quasi im Schlaf verhungert.«
»Tatsächlich? Ist so etwas überhaupt möglich?«, fragte Phil. »Wenn man Hunger hat, wacht man doch auf, oder?«
»Gewöhnlich schon«, antwortete Gerold. »Allerdings kann eine Unterzuckerung, wenn sie stark genug ist, einen komatösen Zustand verursachen. Dann ist die Person bewusstlos und wird nicht wach. Das scheint bei Huffman so gewesen zu sein.«
»Kommt so etwas häufig vor?«, wollte ich wissen.
»Bei Diabetikern gelegentlich, wenn sie vergessen, ihr Insulin zu spritzen, bis es zu spät ist. Allerdings beantwortet das in diesem Fall nicht die eigentliche Frage, nämlich die nach der Ursache.«
»Genau«, meinte Frederik.
»So, jetzt sind Sie an der Reihe«, sagte Gerold zu ihm.
»Endlich. Ja, die Frage nach der Ursache dafür, dass der Mann in ein Koma gefallen ist, daran haben wir ein wenig gerätselt«, berichtete der Chemiker. »Zuerst haben wir angenommen, dass es mit der Diabetes zu tun hätte, wie Gerold schon sagte. Davon ist auch der Arzt ausgegangen, der den Tod festgestellt hat. Wir waren natürlich gründlicher, argwöhnisch, könnte man auch sagen, und haben weiter nachgeforscht.«
Er hielt inne.
»Ja, und?«, fragte Phil ungeduldig.
»Es waren eine Menge Tests nötig, aber letztendlich habe ich ein schwer nachweisbares Sedativum im Blutkreislauf finden können. Bei einer Routineuntersuchung hätte man es sicher nicht entdeckt.«
»Richtig«, sagte Gerold. »Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse kommen wir zu folgendem Schluss: Mister Huffman hat sich ein starkes Sedativum gespritzt, wurde dadurch lange Zeit bewusstlos und unterzuckerte so stark, dass er ins Koma fiel und schließlich starb.«
»Also gab es doch eine Fremdeinwirkung«, sagte Phil. »Er ist quasi vergiftet worden.«
»Das haben wir nicht gesagt«, wandte Gerold ein.
»Wir haben es aber auch nicht ausgeschlossen«, ergänzte Frederik.
»Wie bitte? Was denn jetzt?«, fragte Phil.
»Es ist so: Wir wissen nicht, wie genau das Sedativum in seinen Blutkreislauf gelangt ist. Wahrscheinlich mit einer Spritze. Er hat viele Einstiche, wie bei Diabetikern üblich. Es ist aber nicht klar, ob er sich das Mittel absichtlich gespritzt hat oder ob es ihm jemand verabreicht hat. Das zu klären ist uns leider nicht möglich gewesen.«
»Da sind wir wohl gefragt«, sagte ich. »Aber noch ist nicht eindeutig klar, dass ihm jemand das Sedativum gegen seinen Willen gegeben und ihn damit getötet hat.«
»Wobei die Tatsache, dass es nur schwer nachzuweisen ist, darauf hinweist. Oder handelt es sich um ein handelsübliches Mittel, an das Huffman selbst leicht kommen konnte?«, wollte Phil wissen.
»Nein, das Zeug ist nicht frei verkäuflich«, antwortete Frederik. »Es könnte natürlich sein, dass Huffman einen Dealer hatte, der mit derartigen Medikamenten handelt. Ich persönlich halte das nicht für wahrscheinlich, aber möglich wäre es.«
Ich bedankte mich für die Infos und unterbrach die Verbindung.
»Damit wären wir einen Schritt weiter«, sagte Phil. »Durhams Verdacht, dass Huffman ermordet wurde, hat sich erhärtet, wurde aber noch nicht zweifelsfrei bestätigt. Wir sollten mit ihm reden. Vielleicht war Huffman selbstmordgefährdet.«