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Ein Filmteam stieß bei Dreharbeiten in einer einsamen Bucht in Tampa Bay an der Westküste Floridas auf die Leiche einer verstümmelten Frau. Da an den Küsten von Georgia und South Carolina mehrere Tote mit einem ähnlichen Verletzungsmuster angeschwemmt worden waren, wurden Phil und ich vom Field Office in Tampa angefordert. Kaum hatten wir die Identität des letzten Opfers ermittelt, kamen wir einer dubiosen Klinik auf die Spur ...
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Reise ohne Wiederkehr
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: (Film) »Bella Block: Weiße Nächte«/ddp-images
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5151-4
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Reise ohne Wiederkehr
»Und Action!«
Brenda schwamm los, während die Windmaschine das Wasser aufwühlte und ihr fast die Haare vom Kopf riss. Sie drehten eine weitere Folge von Killerboat. Das war eine dieser Vorabendserien mit viel Action, flachem Humor und schalen Sprüchen. Brenda spielte das Opfer, das gleich zu Beginn ertrinkt. Wieder hatte sie nur eine winzige Nebenrolle, und dafür musste sie sich auch noch anschreien lassen.
»Mehr Drama!«, brüllte der Regisseur vom Boot herunter, in dem er mit dem Kamerateam neben ihr herfuhr.
Sie gab ihr Bestes. Während sie im Wasser zappelte und japste, stieß sie gegen etwas Glitschiges. Zuerst dachte sie, sie sei dem Boot zu nahe gekommen, aber dann tauchte etwas direkt vor ihren Augen an die Oberfläche.
Entsetzt blickte sie in die lippenlose Fratze einer Wasserleiche.
Mr High hatte mich vor einer Stunde in meinem Apartment angerufen. Er hatte besorgt geklungen. Jetzt standen Phil und ich im Vorzimmer seines Büros im J. Edgar Hoover Building.
»Guten Morgen, Inspektor Cotton und Inspektor Decker«, begrüßte uns die Sekretärin des Chefs etwas steif, was so gar nicht zu ihrer farbenfrohen Garderobe passen wollte. Heute trug sie einen neongrünen Pullover, der ihre dunkle Haut gut zur Geltung brachte.
»Guten Morgen, Dorothy«, grüßte ich gut gelaunt zurück, denn ich hatte drei freie Tage hinter mir und noch mal so viele Urlaubstage vor mir. Ich fühlte mich ausgeruht und voller Tatendrang.
»Sie machen ja ein Gesicht, als würde der Untergang der Welt kurz bevorstehen«, bemerkte Phil. »Dabei scheint draußen die Sonne. Die Vögel tirilieren, und die Bienen summen fröhlich.«
Dorothy verzog keine Miene.
Phil seufzte. »War nur ein Versuch, gute Laune zu verbreiten.«
Ich zwinkerte ihr zu. »Können wir reingehen?«
Dorothy nickte. »Er erwartet Sie schon.«
Assistant Director High blickte auf, als Phil und ich eintraten. »Schön, dass Sie es so kurzfristig einrichten konnten«, sagte er und zeigte auf die beiden Besucherstühle vor seinem Schreibtisch.
Wir nahmen Platz.
»Es gibt Arbeit«, begann er ohne Umschweife, »sehr unschöne Arbeit, wie ich fürchte.«
»Überfahrene Tiere von den Highways kratzen?«, fragte Phil launig, aber Mr High war ebenso wenig zu Späßen aufgelegt wie Dorothy.
»Möglicherweise werden Sie sich das wünschen, wenn ich Ihnen sage, worum es geht.«
Phils Lächeln erstarb, und auch mir verging die Lust zu scherzen. Das hörte sich ausgesprochen ernst an.
»In Tampa Bay wurde gestern der Leichnam einer Frau gefunden«, berichtete Mr High, »und zwar bei Dreharbeiten zu einer Fernsehserie.«
Ich runzelte irritiert die Stirn. »Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht ganz, warum Sie uns dafür aus dem Urlaub zurückholen. Das ist wohl eher ein Fall für die Kollegen vom örtlichen Field Office, oder?«
Mr High seufzte. »Ich wünschte, es wäre so. Leider ist es die dritte Leiche mit ähnlichen Verletzungsmustern innerhalb kürzester Zeit.«
»Also ein Serienkiller«, schloss Phil.
»Wurden alle Leichen in Tampa aufgefunden?«, hakte ich nach.
»Nein. Die anderen beiden wurden an der Küste von Georgia angeschwemmt. Und da ist noch etwas: Allen drei Opfern wurden Organe entnommen.« Mr High räusperte sich, als müsste er sich wappnen für die nächste Information. »Außerdem hat man ihnen die Hände abgeschnitten.«
Phil pfiff leise durch die Zähne. »Da waren dann wohl Profis am Werk. Ich vermute, keines der Opfer konnte bisher identifiziert werden.«
Mr High nickte. »Keine Papiere, keine Fingerabdrücke, kein Treffer in der DNA-Datenbank.«
»Darf ich?«, fragte ich und langte nach der Akte, die unser Chef vor sich auf dem Tisch liegen hatte.
Da er nicht protestierte, zog ich sie heran, schlug sie auf und blickte auf das Foto einer entsetzlich entstellten Frauenleiche. Die Haut war marmoriert und hatte sich an vielen Stellen schwarz verfärbt. Ich ging davon aus, dass sie schon länger im Wasser gelegen hatte. Im Bauchbereich erkannte ich grob zusammengenähte Schnitte. Einer war erkennbar älter als der zweite. Sie ähnelten beide den Nähten, die unser Rechtsmediziner Dr. Gerold Willson seinen Kunden nach der Obduktion verpasste.
»Ich nehme an, dass die alte Narbe von den Organdieben stammt und die andere vom obduzierenden Forensiker«, sagte ich.
Mr High nickte. Er hatte während seiner langen Laufbahn einiges zu Gesicht bekommen, aber das hier schien auch ihm zu schaffen zu machen.
»Tatsächlich kein schöner Anblick«, sagte ich leise, während ich Phil die Akte hinschob.
Er überflog die Fotos und klappte den Aktendeckel zu. »Wir suchen also einen Serienkiller, der auf frische Nieren steht?«
»Für mich sieht es eher nach organisiertem Organhandel aus«, sagte Mr High.
»Und das in Florida? Das ist doch eher eine Spezialität der Chinesen.« Ich konnte es kaum glauben, aber die Tatsachen sprachen für sich.
»Das dachte ich bisher auch«, antwortete unser Chef. »Aber wenn man bedenkt, dass sich mit Organhandel inzwischen weit mehr Geld verdienen lässt als mit Prostitution und Drogen, wundert es mich nicht, dass diese Seuche jetzt auch zu uns herüberschwappt.«
Dem konnte ich nicht widersprechen.
»Und was ist unser Auftrag, Sir?«, fragte Phil.
»Sie reisen heute noch nach Tampa und unterstützen die Kollegen des Field Office vor Ort«, antwortete Mr High. »Fangen Sie bei der Frau an! Finden Sie heraus, wer sie ist und wer ihr das angetan hat! Und beeilen Sie sich! Wenn sich die Sache herumspricht, haben wir auch noch die Presse am Hals.«
»Wenn es sich tatsächlich um organisierten Organhandel dreht, werden wir das komplette SR-Team brauchen«, überlegte Phil.
»Doktor Willson, Doktor Cha und Agent Mendez benötigen wir auf jeden Fall«, gab ich Phil recht. »Auf Doktor Fortesque können wir erst einmal verzichten. Aber er soll sich bereithalten.«
»Das sehe ich genauso«, stimmte Mr High mir zu. »Ich habe schon mit Quantico telefoniert. Die drei sind auf dem Weg. Sie beide fliegen am Nachmittag hinterher.«
»Na dann, auf nach Florida«, meinte Phil, »da herrscht zumindest besseres Wetter.«
***
Special Agent Cooper Blackly erwartete uns am Tampa International Airport. Er war ein untersetzter Mittfünfziger mit beginnender Glatze, der auf den ersten Blick recht gemütlich wirkte. Seine durchdringenden Augen und der eiserne Händedruck verrieten allerdings, dass dieser Eindruck täuschte.
»Willkommen im Land der Urlauber«, begrüßte er uns und grinste breit.
»Im Moment wohl eher das Land der Albträume«, meinte Phil und rieb sich verstohlen die Hand.
Blackly wurde augenblicklich ernst. »Sie haben recht. Schreckliche Sache.«
»Lassen Sie uns keine Zeit verlieren«, bat ich, »und bringen Sie uns bitte auf den neuesten Stand!«
»Kein Problem«, antwortete der Agent. »Am besten fahren wir zuerst ins Field Office, da kann ich Sie kurz briefen. Möglicherweise haben Ihre Kollegen dann auch schon weitere Informationen.«
»Dann ist unser Team schon bei der Arbeit?«, wollte Phil wissen, während wir Blackly aus dem Flughafengebäude folgten.
»Natürlich«, schnaubte er. »Doktor Willson war nicht aufzuhalten. Er ist sofort in die Rechtsmedizin gefahren. Er konnte es gar nicht erwarten, die Leiche in Augenschein zu nehmen. Doktor Cha und Agent Mendez erwarten Sie im Hotel. Sie studieren von dort aus die Akten.« Er lächelte verlegen. »Bei uns ist es leider etwas eng.«
Wir stiegen ein. Blackly lenkte den Wagen nach ein paar Straßen auf die West Gray Street, in der sich das Tampa Field Office befand. Die Fahrt dauerte nicht lange.
Ich zog meine Jacke aus, als wir vor dem Gebäude aus dem klimatisierten Chevrolet Tahoe stiegen. Im Gegensatz zu Washington war es hier sommerlich warm. Vor dem Eingang wuchsen Palmen.
Blackly geleitete uns in sein Büro. Irgendein guter Geist hatte Orangensaft bereitgestellt, Phil und ich nahmen uns dankbar ein Glas und tranken, während Special Agent Blackly mit der Rechtsmedizin telefonierte.
»Doktor Willson ist schon wieder auf dem Rückweg. Er müsste jeden Augenblick hier sein«, informierte er uns, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte. Er ließ sich ächzend in seinen Schreibtischstuhl fallen. Fast im selben Moment flog die Tür auf und unser texanischer Forensiker kam herein.
»Was für eine Schweinerei«, begrüßte er uns.
»Ich freue mich auch, Sie zu sehen«, erwiderte Phil.
Gerold ließ sich auf den letzten freien Stuhl fallen. Trotz seiner frischen Bräune sah er müde aus. Blackly schob ihm ebenfalls ein Glas Orangensaft hin, das er in einem Zug leerte.
»Können Sie uns schon etwas sagen, Gerold?«, fragte ich.
Der Mediziner schüttelte den Kopf. »Nicht viel. Leider ist die Leiche in einem schlechten Zustand. Auf jeden Fall handelt es sich um eine Frau, Anfang bis Mitte fünfzig, circa fünfeinhalb Fuß groß. Die Haarfarbe würde ich irgendwo bei Graubraun ansiedeln.«
»Augenfarbe?«, fragte Phil.
Gerold warf ihm einen mitleidigen Blick zu. »Sie hat mehr als zwei Wochen im Wasser gelegen. Die Fische haben hübsch an ihr geknabbert, Phil. Ich denke, das beantwortet Ihre Frage hinreichend, oder?«
Blackly verschluckte sich und begann zu husten.
»Bemerkenswert ist, dass ihr außer den Händen beide Nieren entfernt wurden. Soweit ich es in der Kürze sehen konnte, war das professionelle Arbeit.«
»Gibt es irgendwelche Merkmale, die uns bei der Identifizierung helfen könnten, Gerold? Tattoos, Narben, Piercings, na, Sie wissen schon«, fragte ich.
Der Mediziner seufzte. »Das sieht schlecht aus. Das einzig Auffällige ist der Zahnstatus. Vorne links fehlt ein Eckzahn, und andere Zähne sind leicht kariös.«
Phil beulte mit der Zunge seine linke Wange aus. »Das erinnert mich daran, dass ich mir eine neue Krone machen lassen muss«, nuschelte er. »Wenn das nicht so viel Geld kosten würde.«
Das brachte mich auf eine Idee. »Vielleicht konnte sie sich den Zahnarzt nicht leisten.«
Gerold verzog den Mund. »Kann ich mir nicht vorstellen. Immerhin hat sie sich irgendwann mal teure Implantate einsetzen lassen.«
Ich wandte mich an unseren Kollegen aus Tampa, der die ganze Zeit schweigend zugehört hatte. »Was ist mit den beiden Opfern aus Georgia? Gibt es da ähnliche Befunde?«
Blackly schob uns eine Akte über den Tisch. »Hier sind die Berichte. Soviel ich ihnen auf die Schnelle entnehmen konnte, waren die beiden Leichen in einem noch miserableren Zustand als unser Opfer mit den schlechten Zähnen. Es gibt aber Hinweise, dass ebenfalls Organe entfernt wurden. Außerdem fehlen die Hände.«
Phil blätterte die Akte durch, Gerold blickte ihm dabei über die Schulter.
Der Mediziner seufzte resigniert. »Nicht mehr viel übrig von den beiden. Da kann man nicht viel machen.«
»Ist denn genug von der Frau übrig, dass wir ein Phantombild erstellen lassen können?«, fragte ich, denn irgendwo mussten wir mit der Identifizierung beginnen.
Gerold hob die Schultern. »Im jetzigen Zustand sicher nicht. Aber der Schädel ist in Ordnung, und die Weichteile sind nicht vollkommen zerstört.«
»Was heißt das?«, fragte Phil.
»Das heißt, ich kann versuchen, ihr Gesicht zu rekonstruieren. Dann haben wir wenigstens ein Bild, das ihr ähnlich sieht.«
»Gut. Wenn Sie damit fertig sind, schicken Sie Mai-Lin ein Foto, damit sie es durch die Gesichtserkennung laufen lassen kann«, bat ich.
»Aber das kann ich auch selbst machen«, protestierte unser Forensiker.
Sein Eifer irritierte mich ein wenig. »Ich dachte, Sie wollen sich nach der Gesichtsrekonstruktion die Leiche noch mal vornehmen.«
Phil sprang mir bei. »Mai-Lin und Concita warten auf ihren Einsatz. Etwas Arbeit können Sie ihnen ruhig überlassen.«
»Na schön«, gab Gerold nach. »Dann fahr ich jetzt zurück in die Katakomben. Wenn wir wissen, wie die Lady ausgesehen hat, hilft uns das bestimmt weiter.«
»Das sehe ich auch so«, sagte ich.
Gerold hob die Hand und verabschiedete sich. In den nächsten Stunden würden wir ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Phil gähnte herzhaft und reckte sich. »Ich würde jetzt auch gern ins Hotel verschwinden und mich frisch machen. Ich stinke wie ein Iltis, außerdem habe ich Hunger.«
»Gute Idee«, stimmte ich ihm zu, denn er hatte auch meinen Zustand treffend beschrieben.
Blackly stemmte sich aus seinem Stuhl hoch. »Dann bringe ich Sie jetzt zur Fahrbereitschaft. Ein Interceptor steht schon für Sie bereit.«
***
Das Aloft Tampa Downtown war eines dieser mehrstöckigen Cityhotels, von denen es hier nur so wimmelte. Es lag direkt am Kennedy Boulevard, einer Ausfallstraße, von der man schnell in alle Richtungen gelangte.
Eine attraktive Latina mit den feurigsten Augen, die ich jemals gesehen hatte, händigte uns die Chipkarten für unsere Zimmer aus und machte uns auf den Pool und den Fitnessraum aufmerksam. Phil interessierte das kaum. Er fragte nach den Öffnungszeiten der Bar und wann sie Feierabend habe.
»Entschuldigen Sie, Samantha.« Ich las den Namen von dem Schild auf ihrer Bluse ab. »Wir sind mit Doktor Cha und Agent Mendez verabredet. Können Sie die beiden bitte informieren, dass wir uns in einer halben Stunde hier in der Lobby mit ihnen treffen wollen?«
Ihr charmantes Lächeln kühlte ein wenig ab. »Selbstverständlich.« Sie griff zum Telefonhörer.
Neben mir schnappte Phil nach Luft. »Das ist eine rein berufliche Verabredung«, fügte er mit Nachdruck hinzu.
Ich griff seinen Arm und schleppte ihn zum Fahrstuhl, bevor er der Lady einen Heiratsantrag machen konnte.
Nach der Dusche und mit frischem Hemd fühlte ich mich wieder wie ein Mensch. Es war inzwischen Abend, und ich machte mich auf den Weg zur Hotellobby, wo Mai-Lin und Concita bereits auf uns warteten.
»Schön, Sie zu sehen, Jerry«, begrüßte mich Concita. »Hatten Sie einen guten Flug?«
»Bis auf ein paar Turbulenzen war es ganz angenehm«, antwortete ich.
»Ich hoffe, Sie haben Arbeit für mich«, sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin mit einem erwartungsvollen Lächeln.
In diesem Moment tauchte Mai-Lin auf. Die zierliche Mathematikerin hatte ihren Laptop unterm Arm, ohne den man sie kaum zu Gesicht bekam, und begrüßte mich gewohnt reserviert. Hinter ihr erschien Phil. Während er aus dem Fahrstuhl stieg, warf er Samantha ein strahlendes Lächeln zu, das sie kaum erwiderte. Stattdessen vertiefte sie sich demonstrativ in ihren Bildschirm.
»Lassen Sie uns im Restaurant alles Weitere besprechen«, schlug ich vor, »ich habe nämlich gehört, die Langusten sollen hier besonders gut sein.«
»Diese Viecher mit den Tentakeln?« Phil schüttelte sich.
»Eine Spezialität der Region.« Mai-Lin nickte wissend. »Die Tentakel heißen übrigens Antennen.«
»Ich hoffe, die haben hier auch Steak«, knurrte Phil.
»Bestimmt«, beruhigte ihn Concita und erhob sich aus ihrem Sessel. »Dann mal los! Ich habe nämlich einen Bärenhunger.«
Im Restaurant bat ich den Kellner, uns in einer Nische etwas abseits von den anderen Gästen zu platzieren, damit wir ungestört reden konnten. Als wir Platz genommen hatten, klärte ich Mai-Lin und Concita über den neuesten Stand der Dinge auf.
»Und was genau ist nun meine Aufgabe?«, fragte Concita.
»Da wir es höchstwahrscheinlich mit organisiertem Organhandel zu tun haben, möchte ich Sie bitten, jeden, der irgendwie in dieser Sache in Erscheinung tritt, zu durchleuchten«, antwortete ich. »Und wenn es die Putzfrau ist oder der Gärtner.«
»Das klingt nach vielen Leuten«, sagte Concita. »Geben Sie mir einen Wink, wo ich beginnen soll!«
»Fangen Sie bei den Filmleuten an, die die Leiche gefunden haben«, erwiderte ich. »Uns interessiert jede Unregelmäßigkeit. Alles andere wird sich ergeben.«
Der Kellner kam und wollte unsere Bestellungen aufnehmen. Ich war noch nicht dazu gekommen, die Speisekarte zu studieren, und fragte nach seiner Empfehlung.
»Mit einem Tampa-Teller machen Sie nichts falsch«, schlug er vor, und ich stimmte zu.
Phil bestellte ein Steak, Concita einen Shrimpssalat. Zuletzt kam die Reihe an Mai-Lin, die vollkommen abwesend auf den Bildschirm ihres Laptops starrte. Sie reagierte auch nicht, als der Kellner sie erneut ansprach.
Wir kannten das von ihr, also bestellte Phil für sie. »Ich denke, mit Sushi machen wir hier nichts falsch.«
Der Kellner ließ sich seine Irritation nicht anmerken und notierte die Bestellung. Dann verschwand er.
»Gibt es Neuigkeiten?«, fragte ich Mai-Lin. Ihre Abwesenheit musste einen besonderen Grund haben. Mit versteinerter Miene drehte sie uns den Bildschirm zu.