Jerry Cotton 3141 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3141 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Mara - ein Name, der einem das Fürchten lehrte. Denn die Jugendbande, eine der gefährlichsten weltweit, hinterließ zahllose Leichen im Kampf um Waffen und Drogen. Die Organisation hatte in Mittelamerika ihren Ursprung und verbreitete jetzt auch in den Staaten Angst und Schrecken. Als Antonio White, Boss des Mara-Zweigs "Terminus" in Alabama, bei einem Autounfall starb, stellte sich die Frage: War es Zufall oder Mord? Das fragten Phil und ich uns ebenfalls. Schließlich gab es bereits genügend Anwärter auf Whites Nachfolge. Und bevor wir die Hintergründe durchschaut hatten, gerieten wir selbst mitten in blutige Machtspiele!

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EPUB

Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Blutige Machtspiele

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: (Film) »Sin Nombre«/ddp-images

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5318-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Blutige Machtspiele

»Hammer, der geht ja ab wie eine Rakete!«, stieß Antonio White begeistert aus und schaltete einen Gang höher. Der Sportwagen, in dem er saß, fuhr bereits mit über hundert Meilen pro Stunde und beschleunigte weiter.

Im Rausch der Geschwindigkeit sah der Fahrer die Lichter der Straßenlaternen an sich vorbeiziehen.

»Jetzt wollen wir mal sehen, wie viel du wirklich draufhast!«, sagte er und trat das Gaspedal durch.

Der Wagen machte einen Ruck nach vorne und entfaltete die gesamte Kraft seines Motors.

White war begeistert. Da er angetrunken war, bemerkte er allerdings nicht, wie schnell das Fahrzeug bereits war.

Als eine Kurve in Sicht kam, bremste er ab. Zu schnell. Der Wagen geriet ins Schlingern. White verlor die Kontrolle. Eine Sekunde später überschlug sich das Fahrzeug mehrfach, bevor es auf dem Dach landete.

Zitternd kam es zum Stillstand, genauso wie Whites Herz.

Es klopfte an der Tür zu Diego Hirvelas Büro.

»Herein!«, sagte er, blieb aber an seinem Schreibtisch sitzen.

Ein sechs Fuß großer Mann mit kurzgeschorenen Haaren und Drachen-Tattoos auf den Armen trat ein. Es handelte sich um Maurice Arellano, Hirvelas rechte Hand. Sein Gesicht zeigte, dass er keine guten Nachrichten brachte.

»Was ist los?«, fragte Hirvela und lächelte. »So, wie du aussiehst, könnte man denken, deine Freundin hätte es mit einem anderen getrieben.«

Arellano schüttelte den Kopf. »Antonio ist tot. Hatte einen Autounfall. Ich habe es gerade erfahren.«

Hirvelas Lächeln verschwand. »Verdammt! Nein! Das kann doch nicht wahr sein. Ist das sicher?«

»Ja, ist es. Er hat den neuen Wagen ausprobiert, den getunten Japaner.«

Hirvela atmete tief durch. »Dann stehen uns schwere Zeiten bevor.«

***

»Es ist eine Sache, über einen Fall einen Bericht zu schreiben, aber eine ganz andere, wenn man das für jede Kugel, die man abfeuert, tun muss«, fluchte Phil.

»Wir sind Staatsbedienstete, keine Desperados oder Revolverhelden«, sagte ich. »Die Bürger dieses Landes wollen wissen, was wir für sie und in ihrem Auftrag tun.«

»Schon okay, ich habe grundsätzlich nichts dagegen, wenn es nicht bedeuten würde, dass ich noch mehr Berichte schreiben müsste.«

»Wie es aussieht, hat Sie jemand erhört«, sagte Dorothy, die plötzlich in der Tür von Phils Büro stand. »Mister High möchte Sie beide sehen.«

Phil lächelte und folgte Dorothy und mir zu Mr Highs Büro. Unser Chef beendete gerade ein Telefongespräch, als wir eintraten.

»Guten Morgen«, begrüßte er uns und legte sein Handy weg. »Es gibt Arbeit in Mobile, Alabama. April Eden, die Leiterin unseres dortigen Field Office, hat mich kontaktiert und um Hilfe gebeten. Noch ist nicht viel passiert, aber sie befürchtet, dass es nicht mehr lange ruhig bleiben wird. Antonio White ist vergangene Nacht mit seinem Auto verunglückt.«

»Sollten wir den kennen?«, fragte Phil interessiert.

»Der Name tauchte mal in einem Memo auf, das ist aber schon einige Zeit her«, sagte ich.

Mr High beugte sich vor. »Antonio White war der Boss der Terminus-Organisation, eines Ablegers der Mara.«

»Mara?«, sagte ich. »Die Jugendbanden, die vor allem in Mittel- und Südamerika aktiv sind und seit einiger Zeit auch bei uns. Kriminelle Schwerpunkte: Drogen- und Waffenhandel. Sie gelten als überaus brutal.«

»So ist es«, sagte Mr High. »Die Zahl ihrer Mitglieder im Raum Mobile wird auf etwa zweihundert geschätzt. Es sind nicht nur Jugendliche, da die ursprünglichen Mitglieder inzwischen älter sind. Zumindest diejenigen, die bis jetzt überlebt haben. Eden fürchtet einen internen Machtkampf, weil es wohl mehrere Anwärter für Whites Position gibt.«

»Das könnte richtig unangenehm werden«, bemerkte Phil.

»Richtig«, bestätigte Mr High. »Details über die Lage werden Sie in Mobile erhalten. Zuerst sollten Sie herausfinden, ob White eines natürlichen Todes gestorben ist oder ob jemand nachgeholfen hat. Dann sollten wir die Situation nutzen, um die Organisation zu zerschlagen oder zumindest zu schwächen. Das ist Ihre zweite Aufgabe.«

»Verstanden«, sagte Phil.

»Und last but not least müssen Kollateralschäden vermieden werden. Ich will nicht, dass unbescholtene Bürger darunter leiden müssen, dass die Bande Probleme hat. Der letzte Punkt ist eigentlich der wichtigste.«

»Hört sich nach einer Menge Arbeit an«, meinte mein Partner.

»Das Field Office Mobile wird Ihnen jede mögliche Unterstützung gewähren. Wenn abzusehen ist, dass die Kollegen allein mit der Situation klarkommen, ist Ihr Einsatz in Alabama beendet.«

»Also doch keine Lebensaufgabe«, meinte Phil und verkniff sich angesichts Mr Highs ernster Miene ein Grinsen.

»Sie fliegen noch heute. Nehmen Sie den nächsten erreichbaren Flug! Die Sache ist dringend, äußerst dringend.«

»Um beim Unfall Fremdeinwirkung ausschließen zu können, sollten wir Doktor Willson und Doktor Fortesque mitnehmen«, sagte ich.

»Wie Sie wollen, ich habe nichts dagegen einzuwenden«, gab Mr High zurück. »Dorothy wird Ihnen bei den Flügen helfen. Viel Erfolg!«

Wir verließen sein Büro.

»Uns bleibt noch ein wenig Zeit, Recherchen über die Mara anzustellen«, sagte ich auf dem Weg zu meinem Büro.

Phil nickte. Wenig später schaltete er sein Notebook ein, ging verschiedene Datenbanken durch und recherchierte im Internet.

»Mara ist nur der Oberbegriff für diese Jugendbanden, die sich neben enormer Brutalität durch gut organisierte Strukturen auszeichnen«, berichtete er schließlich. »Sie leben nach ihren eigenen Regeln und bleiben, soweit möglich, unter sich. Hört sich gar nicht gut an. Ob SAC Eden einen Informanten in die Terminus-Organisation hat einschleusen können?«

»Keine Ahnung«, sagte ich. »Das wird sie uns sicher sagen, wenn wir in Mobile ankommen. Wünschenswert wäre es. Aber du hast recht, das hört sich nicht gut an. Organisierte Kriminalität ist immer ein harter Brocken. Könnte schwierig sein, dort etwas zu bewirken.«

»Wir werden das schon hinkriegen«, sagte Phil.

Wir führten unsere Recherchen fort und fuhren anschließend zum Ronald Reagan National Airport, wo wir Gerold und Frederik trafen. Sie kamen nur wenige Augenblicke, bevor wir aufgefordert wurden, an Bord der Maschine zu gehen.

»Das war knapp«, sagte Gerold und atmete schnell. »Die Obduktion, mit der ich beschäftigt war, hat doch länger gedauert als geplant. Und dann konnte FGF seinen Notfallrucksack nicht finden.«

»Kann ich etwas dafür, dass die Putzfrau, oder wer auch immer, ihn verlegt hat?«, wandte Frederik ein.

»So etwas muss man einplanen, denn in einem wirklichen Notfall hat man nicht die Zeit zu suchen«, erwiderte Gerold.

»Klar, das weiß ich auch. Aber das müssen Sie nicht immer wiederholen.«

»Wiederholung ist gut, um seine Lektion zu lernen«, sagte Gerold grinsend. »Außerdem macht es mir Spaß, ab und zu einen Inselbewohner zu necken.«

»Ehemaligen Inselbewohner«, konterte Frederik. »Oder wollen Sie die Ostküste der Vereinigten Staaten als Insel bezeichnen?«

»Nein, ich bezog mich damit auf das Königreich, in dem Sie geboren wurden.«

Frederik schüttelte den Kopf. »Bitte, nicht das schon wieder! Wir hatten das doch bereits besprochen. England ist heute eine Demokratie, das Königshaus ist quasi entmachtet.«

»Quasi«, sagte Gerold.

»Ich hoffe, das geht nicht den ganzen Flug so«, flüsterte mir Phil ins Ohr.

Ich nickte. »Falls die beiden nicht bald aufhören, müssen wir uns etwas überlegen. Sitzen Sie zusammen?«

»Ich fürchte schon.«

»Einen guten Flug«, sagte eine freundliche Stewardess und gab mir meine Platzkarte zurück.

Nach mir waren Phil und die anderen an der Reihe. Wir gingen zum Flugzeug und nahmen Platz. Frederik und Gerold saßen direkt vor uns.

»So, ich werde jetzt erst mal ein wenig Musik hören. Europäische Klassik«, sagte Frederik und setzte seinen Kopfhörer auf.

»Eine typische Reaktion, wenn einem die Argumente ausgehen«, sagte Gerold und schnappte sich eine Zeitschrift.

»Problem gelöst«, raunte ich Phil zu.

Er nickte zufrieden.

Der Flug verlief angenehm ruhig. Bis nach Alabama war es nicht weit. Es dauerte nur wenig länger als eine Flugstunde, bis wir landeten.

SAC Eden hatte zwei Agents geschickt, um uns vom Flughafen abzuholen. Sie kamen mit zwei Autos, damit wir alle Platz fanden.

Auf der Fahrt zum Field Office von Mobile hatten wir Gelegenheit, die Stadt zu sehen. Mit ihren rund zweihunderttausend Einwohnern war es keine große Stadt. Sie lag im Süden von Alabama, direkt am Meer. Als größte Hafenstadt des Bundesstaates bot sie nicht nur Händlern die Möglichkeit, Waren aus aller Welt umzuschlagen, sondern auch Kriminellen. Für die Mara beziehungsweise deren Ableger Terminus war der Standort damit gut gewählt.

»Wir sind da«, sagte unser Fahrer und deutete auf ein Gebäude aus Sandstein.

Er hielt kurz darauf an, und wir stiegen aus.

Nachdem wir das Gebäude betreten und die Sicherheitsschleuse passiert hatten, begrüßte uns April Eden persönlich.

»Guten Tag, herzlich willkommen in Mobile!«, sagte der SAC. »Ich freue mich, dass Sie so schnell kommen konnten. Mister High hat die Dringlichkeit der Lage also erfasst.«

»Ja, das hat er«, erwiderte ich.

»Ich werde Sie briefen«, sagte Eden. »Folgen Sie mir bitte!«

Sie führte uns zum Fahrstuhl. In der dritten Etage stiegen wir aus. Statt zu ihrem Büro zu gehen, wie ich es erwartet hatte, brachte uns Eden in ein Großraumbüro, in dem ein halbes Dutzend Agents arbeitete. An den Wänden hingen Fotos von mehreren Personen und verschiedenen Tatorten.

»Willkommen in der Einsatzzentrale unserer Terminus-Einheit!«, erklärte Eden. »Die Organisation ist uns schon länger ein Dorn im Auge, sodass wir bereits eine umfangreiche Informationssammlung erstellt haben. Mit dem Tod von Antonio White wird es innerhalb der Organisation eine Menge Bewegung geben. Mehrere Leute werden Anspruch auf Whites Nachfolge erheben.«

Ich nickte. »Wissen wir, wer dafür in Frage kommt?«

Der SAC zeigte auf zwei Fotos. »Wahrscheinlich wird es einer seiner beiden Stellvertreter sein. Das hier ist Al Birleson, siebenundzwanzig Jahre alt und mehr oder weniger sein gesamtes Leben kriminell. Er kümmert sich bei Terminus um das Geschäft mit dem Drogenhandel.«

Ich betrachtete das Foto näher.

»Sein größter Konkurrent wird Diego Hirvela sein, der für den Waffenhandel zuständig ist«, fuhr SAC Eden fort. »Mit seinen zweiundzwanzig Jahren gehört er zu den Senkrechtstartern innerhalb der Organisation. Beide sind machtgierig und werden dem anderen kaum den Vortritt lassen.«

»Ziemlich junge Burschen«, bemerkte Phil.

»Das stimmt. Lassen Sie sich davon aber nicht täuschen! Beide wissen, wie ihr Geschäft läuft, sind nicht zimperlich und haben es bisher geschafft, jeden Versuch, sie vor Gericht zu bringen, zu vereiteln. Manchmal ändern Zeugen auf einmal ihre Meinung, andere verschwinden – Sie wissen ja, wie das läuft.«

»Sind die beiden die einzigen Anwärter?«, wollte ich wissen.

Eden zuckte die Schultern. »Diese Frage ist schwer zu beantworten. Wir nehmen an, dass einer der beiden die Nachfolge antritt. Es könnte natürlich auch jemand anders versuchen, die Gunst der Stunde zu nutzen. Zwar gibt es innerhalb der Organisation Regeln, aber was die Nachfolge des Bosses betrifft, zählt wohl in erster Linie, wer mehr Leute auf seine Seite bringen kann. Die ganze Sache wird sicher nicht ohne Auseinandersetzungen ablaufen.«

»Ich verstehe«, sagte ich.

»Wenn wir Glück haben, verläuft alles glimpflich. Nur fürchte ich, dass wir uns darauf nicht verlassen können. Die frei gewordene Position ist für viele verlockend. Es sind schon Menschen für weniger umgebracht worden.«

Ich nickte. »Gut, dann konzentrieren wir uns zunächst auf die beiden und sehen, wohin das führt. Sie haben, wie ich hier erkennen kann, eine Menge Informationen über die beiden Anwärter und die gesamte Organisation zusammengetragen. Die können wir gut gebrauchen. Doktor Willson und Doktor Fortesque werden sich mit dem Unfallgeschehen beschäftigen. Sie haben recht: Wir sitzen auf einem Pulverfass. Entsprechend müssen wir koordinieren, wie wir am sinnvollsten vorgehen.«

Eden nickte und gab einem ihrer Männer die Anweisung, sich um Gerold und Frederik zu kümmern. Dann rief sie einen Mann und eine Frau herbei.

»Das sind die Agents Will Palmer und Patricia Delgato. Sie ermitteln bereits seit über zwei Jahren gegen Terminus und kennen die Struktur der Organisation ziemlich gut.«

Die beiden begrüßten uns. Agent Palmer war ein hochgewachsener, kräftiger Mann mit mittelblonden Haaren und einem kurzen, modischen Bart. Agent Delgato war, zumindest äußerlich, das genaue Gegenteil von ihm. Ihre pechschwarzen Haare, mandelbraunen Augen und südländischen Gesichtszüge deuteten auf mittel- oder südamerikanische Vorfahren hin. Sie war etwa einen Kopf kleiner als ich, zierlich gebaut, hatte aber einen festeren Händedruck, als man erwartet hätte.

Es waren hauptsächlich die beiden, die uns mit den Details zu Terminus vertraut machten. Insgesamt dauerte das Briefing über eine Stunde.

»… weshalb es wahrscheinlich ist, dass sowohl Birleson wie auch Hirvela im Moment ihre Männer um sich scharen werden, um für das, was kommt, bereit zu sein. Ich bin mir sicher, dass es in Kürze zu den ersten Zusammenstößen kommen wird. Und die werden ziemlich blutig werden«, schloss Agent Delgato.

»Es ist eine Sache, wenn sich die Kerle gegenseitig an die Kehle gehen«, sagte Eden. »Wir befürchten allerdings, dass sie keine Rücksicht auf andere nehmen werden und sich nicht um Kollateralschäden scheren.«

Agent Delgato nickte. »Das steht zu befürchten. Wenn es hart auf hart kommt, ist denen egal, wohin ihre Kugeln fliegen. Erst letzte Woche ist ein Händler angeschossen worden, weil er in eine Auseinandersetzung zwischen den Leuten von Terminus und einer Gang geraten ist.«

Ich nickte nachdenklich und setzte zu einer Entgegnung an.

Doch bevor ich dazu kam, rief jemand: »Gerade kam eine Polizeimeldung rein. Es gab einen Kampf zwischen Mitgliedern der Organisation.«

»Vielleicht sollten wir uns das anschauen«, schlug Phil vor.

»Wenn Sie wollen. Ich gebe Ihnen ein Team mit, damit nichts passiert«, sagte Eden.

***

»Du bist einer von Hirvelas Männern, richtig?«, sagte Enrique Davos zu dem jungen Mann, der ihm entgegenkam.

Der blieb stehen. »Kennen wir uns?«

»Ich bin Enrique, gehöre zu Birleson«, sagte er. »Und wie heißt du?«

»Tony, Tony Vasquez«, antwortete er und verzog das Gesicht, weil er Davos’ Fahne roch.

»Du freust dich sicher schon darauf, in Zukunft für den neuen Boss zu arbeiten.«

»Wen meinst du?«

»Na, Birleson, wen sonst?«, erwiderte Davos und lächelte grimmig. »Der wird euch Schwuchteln schon beibringen, wie das Geschäft läuft.«

Vasquez war Ende zwanzig, schlank und durchtrainiert, aber fast einen Kopf kleiner als Davos. Seinen rechten Arm zierten verschiedene Tattoos, die einen Teil seiner Taten abbildeten, die er als Terminus-Mitglied verübt hatte. Für ihn waren sie so etwas wie Orden, die seine Verdienste darstellten. Viele Mara, auch die von Terminus, ließen sich tätowieren. Er überlegte, einfach weiterzugehen, doch sein Stolz hinderte ihn daran.

»Hör auf damit! Noch ist nicht klar, wer White ersetzen wird. Und davon abgesehen: Uns kann das egal sein.«

»Klar, natürlich ist es einer Schwuchtel wie dir egal«, sagte Davos und unterstrich seine Worte mit einer anzüglichen Geste.

Dann zog er sein Shirt aus und brachte seine Tätowierungen zum Vorschein. Er hatte mehr als sein Gegenüber, weit mehr.

Vasquez spürte Wut in sich aufsteigen. Sosehr er dagegen anzukämpfen versuchte, es gelang ihm nicht.

»Das nimmst du sofort zurück!«, fauchte er.

»Keine Chance, du Sch …«

Noch bevor Davos das Wort aussprechen konnte, hatte sein Gegenüber zugeschlagen und ihn am Kinn erwischt. Davos strauchelte, machte zwei Schritte zurück, konnte sich aber auf den Beinen halten. Der Schlag hatte ihn weder außer Gefecht gesetzt noch beruhigt. Ganz im Gegenteil: Er zog ein Messer hervor und ging damit auf Vasquez los. Der reagierte sofort und sprang zur Seite, sodass der Angriff ins Leere lief.

»Wenn du kämpfen willst, kannst du das haben«, stieß Vasquez zornig aus. Der Adrenalinspiegel in seinem Blut schnellte nach oben. Sein Körper schaltete in den Kampfmodus. Auch er zog ein Messer und wartete auf den nächsten Angriff.

Davos drehte sich um und machte einen Schritt auf seinen Gegner zu. Dann standen sich die beiden einen Augenblick lang gegenüber und beobachteten den anderen.

Um Davos zu provozieren, machte Vasquez einen schnellen Schritt zur Seite. Und tatsächlich: Davos reagierte wie erwartet und schnellte auf ihn zu. Vasquez wich aus, sprang zur ungeschützten Seite seines Gegners und rammte ihm das Messer in die Rippen.

Stöhnend brach Davos zusammen. Als er auf dem Boden lag, röchelte er.

Vasquez schaute sich um. Es war niemand zu sehen. Mit etwas Glück hatte sie niemand beobachtet. Er wischte das Blut von seinem Messer, steckte es ein und lief weg.

Davos war das erste Opfer des blutigen Machtkampfes unter den Terminus-Mitgliedern – aber nicht das letzte.

***

Als Phil und ich den Tatort erreicht hatten, war er bereits von der lokalen Polizei abgesperrt worden. Die Agents, die uns begleiteten, schwärmten aus und sicherten die Gegend. Ein Notarztwagen stand innerhalb der Absperrung. Ich zählte gut ein Dutzend Cops, Ärzte und andere Personen, die am Tatort beschäftigt waren.

Ein Mann, dem Anschein nach ein Beamter der lokalen Polizei, kam auf uns zu. »Sie müssen die hohen Tiere vom FBI sein, die uns angekündigt wurden. Ich bin Detective Morten und dachte, das wäre mein Fall, bis ich den Anruf von meinem Chef erhielt.«

Phil schaute ihn an. »Freut mich. Hat er uns wirklich als hohe Tiere vom FBI bezeichnet?«

Der Detective schluckte. »Nein, eigentlich ist das nur eine Umschreibung für das, was er gesagt hat und … Wollen Sie wirklich, dass ich näher darauf eingehe?«