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Die National Bank of Indianapolis wurde überfallen. Während sich die Bankräuber in dem Gebäude verschanzten und zahlreiche Geiseln nahmen, fanden wir heraus, dass sie im Auftrag einer terroristischen Organisation handelten. Dann überschlugen sich die Ereignisse: Die Täter nahmen bei ihrer Flucht nur einen Teil der Beute mit, der Rest verschwand spurlos. Bevor wir uns darüber den Kopf zerbrechen konnten, versetzten uns die weiteren Ermittlungen in höchste Alarmbereitschaft, denn die Auftraggeber der Bande waren im Begriff, mit dem gestohlenen Geld einen nuklearen Sprengkopf im Darknet anzukaufen ...
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Söldner des Schreckens
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: (Film) »Doom«/ddp-images
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5321-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Söldner des Schreckens
Es handelte sich offensichtlich um Profis. Jeder der fünf Bankräuber, die in die altehrwürdige National Bank of Indianapolis mitten im regen Kundenverkehr am frühen Vormittag eingedrungen waren, hatte eine große Sporttasche bei sich. Und in jeder Sporttasche befanden sich zusammengefaltet ein bis zwei weitere Taschen. Zwölf Taschen reihten die Gangster insgesamt auf dem Tresen im Schalterraum auf. Als ein Angestellter den Alarmknopf betätigte, erwies sich der Anführer der Bankräuber als so effizient wie skrupellos. Mit einem einzigen Schuss in den Kopf aus seiner Maschinenpistole der israelischen Marke Uzi löschte er das Leben des Mitarbeiters aus.
Nach dem tödlichen Schuss befanden sich neben den fünf maskierten Gangstern noch einundvierzig Kunden und Mitarbeiter im Bankgebäude im Stadtzentrum. Darunter war auch ein uniformierter Wachmann. Doch mit Pfefferspray, Schlagstock und kleinkalibriger Pistole konnte er nichts gegen die fünf Maschinenpistolen der Bankräuber ausrichten.
Vernünftigerweise versuchte er es gar nicht erst, sondern legte sich zusammen mit den anderen Personen im Raum auf den Bauch und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Seine Waffen ließ er sich widerstandslos von einem der Gangster abnehmen.
Aus den Augenwinkeln beobachtete der farbige Wachmann, wie der Anführer mit seiner Uzi auf die Taschen deutete und dem Kassierer hinter dem Tresen einen einsilbigen Befehl erteilte: »Vollmachen.«
»Dazu muss ich in den Tresorraum«, stammelte der Mann. »Da komme ich nicht so einfach hinein. Es gibt jeden Morgen einen anderen tagesaktuellen Code, um das Schloss zu öffnen, der von einem Zufallsgenerator im Zentralrechner der Bank elektronisch erzeugt wird. Diesen Code muss ich beim außerhalb der Stadt sitzenden Leiter des Rechenzentrums telefonisch erfragen.«
Der Anführer musterte den Kassierer durch die Sehschlitze seiner Maske mit eiskaltem Blick. Die Maske stellte wie bei seinen Männern den Kopf von Walt Disneys Panzerknackern dar.
»Du musst uns nicht für blöd halten. Wir haben uns vorher informiert und uns in euer System gehackt.« Jetzt zog der Bankräuber einen Zettel aus der Hosentasche und reichte ihn dem Angestellten. »Hier ist der Code. Nimm deine zwei Kollegen dahinten und die beiden Bräute neben ihnen mit. In zehn Minuten seid ihr mit dem Geld wieder hier. Kommt bloß nicht auf dumme Gedanken, wir bewachen alle Ein- und Ausgänge.«
Die fünf Mitarbeiter der Bank kehrten schon nach sieben Minuten in den Schalterraum zurück. Sie hatten acht prall gefüllte Sporttaschen bei sich.
»Wo ist der Rest?«, wollte der Anführer wissen.
»Das ist alles, mehr war nicht da«, antwortete der Kassierer mit gesenktem Blick.
Er sollte die Augen nie mehr heben. Der Gangster schoss ihm kommentarlos mitten ins Herz. Dann wandte er sich an die anderen vier Angestellten. Die beiden Frauen pressten sich in namenlosem Entsetzen die Hand vor den Mund.
»In jede Tasche passen zwei Millionen Dollar. Bei acht Taschen macht das sechzehn Millionen. Ich weiß aber, dass sich im Tresorraum vierundzwanzig Millionen befinden.«
Einer der beiden anderen Mitarbeiter stöhnte auf.
»Also, holt uns die restlichen acht Millionen in den verbliebenen vier Taschen, sofort«, fuhr sie der Anführer an. »Keine Mätzchen mehr. Ihr habt gesehen, was mit eurem Kollegen passiert ist.«
Gehorsam machten sich die vier Angestellten nochmals auf den Weg und kamen nach weniger als zwei Minuten mit den restlichen vier Taschen wieder, die ebenfalls prall gefüllt waren.
»Brav.« Der Anführer deutete mit seiner Maschinenpistole auf den Teppich. »Jetzt legt euch zu den anderen auf den Boden und wagt es nicht, uns zu stören. Wir sind noch eine Weile beschäftigt.«
Der neben dem Tresen auf dem Bauch liegende Filialdirektor hob den Kopf.
»Was wollt ihr denn noch? Jetzt habt ihr doch euer Geld. Könnt ihr nicht einfach verschwinden und uns in Ruhe lassen?«
Der Anführer richtete drohend den Lauf seiner Waffe auf den Mann. »Bist du hier der Boss?«
»Ja, ich bin der Direktor dieser Filiale.«
»Irrtum, ich bin hier der Boss.« Der Gangster schüttelte den Kopf. »Und nur der Boss stellt Fragen. Wenn du dir noch einmal eine Stellung anmaßt, die du nicht hast, bist du tot. Das solltest du besser schnell lernen, eine zweite Chance gibt es nicht.«
Resigniert ließ der Filialdirektor das Gesicht auf den Teppich sinken.
Der Anführer verließ mit zwei weiteren Komplizen den Schalterraum. Die beiden verbliebenen Bankräuber hielten mit ihren Maschinenpistolen die auf dem Boden liegenden Geiseln in Schach.
***
Die drei Männer steuerten auf das kleine Büro des Wachmanns zu. Kaum hatten sie es betreten und die Tür hinter sich geschlossen, wandte sich der dritte Panzerknacker empört an den Anführer.
»Verdammt, was soll das? Der Filialdirektor hat recht, wir sollten verschwinden. Was wollen wir hier überhaupt noch?«
Statt einer Antwort erhielt er vom zweiten Mann einen ansatzlosen Schwinger in die Magengrube. Der Fragesteller brach zusammen. Als er auf dem Boden lag, setzte es noch einen Tritt in die Nieren.
»Das soll dir eine Lehre sein, niemals wieder die Anweisungen des Chefs infrage zu stellen«, zischte der Aggressor. »Halt einfach dein Maul und mach deinen Job! Deshalb haben wir dich mitgenommen.«
Mühsam richtete sich der niedergeschlagene Räuber auf und röchelte in seine Maske. »Was soll ich denn machen?«
»Du kennst dich doch mit Technik aus«, erwiderte der Anführer. »Sieh dich hier mal um.«
Der Mann ließ den Blick über den Tisch des Wachmanns wandern. Er sah mehrere Bildschirme und Schaltpulte.
»Die typischen Anlagen eines Wachmanns«, stellte er fest.
»Kannst du das System abschalten?«, wollte der Anführer wissen.
»Müsste gehen.« Der Angesprochene nickte und machte sich an die Arbeit. Es dauerte eine Weile, bis alle Monitore dunkel waren.
»Irgendwo müssten die Aufnahmen der letzten Stunde gespeichert sein, oder?«, erkundigte sich der Anführer.
In diesem Augenblick ertönten Sirenen von Einsatzfahrzeugen. Die Augen des Technikers weiteten sich. »Verdammt, jetzt haben sie uns, gleich sind wir fällig.«
Die Antwort war wiederum ein kräftiger Hieb des zweiten Mannes, der ihn zurücktaumeln ließ. Diesmal hatte ihn der Schlag vor die Brust getroffen.
»Konzentrier dich auf deine Arbeit und mach dir nicht in die Hose«, war das Einzige, was er zu hören bekam.
Mit zitternden Fingern betätigte er einige Knöpfe sowie Drehschalter und bediente eine Tastatur. Dann zog er einen Memory-Stick aus der vor ihm liegenden Armatur und hielt ihn dem Anführer hin. »Darauf sind alle Bilder aus den letzten sechzig Minuten.«
»Im System ist wirklich nichts mehr?«, fasste der Anführer nach.
»Alles gelöscht. Es wird auch nichts mehr aufgenommen«, bestätigte der Angesprochene.
»Dann sollten wir uns jetzt der nächsten Herausforderung widmen.« Der Anführer steckte den Stick in seine Brusttasche und verließ den Raum mit schnellen Schritten. Die beiden anderen Bankräuber folgten ihm zügig.
***
Zurück im Schalterraum hatte der Kopf der Bande die Situation schnell erfasst. Durch die verglaste Eingangstür waren zwei Einsatzfahrzeuge der Indianapolis Metropolitan Police zu sehen, die schräg auf dem Bürgersteig parkten. Davor hatten sich vier Polizeibeamte postiert und richteten ihre Dienstwaffen auf die Bank. Weitere uniformierte Polizisten waren durch die seitlichen und hinteren Fenster zu erkennen.
Der Anführer rieb seine Hände und wandte sich an die am Boden liegenden Kunden und Mitarbeiter der Bank.
»Meine Herrschaften, es sieht so aus, als müssten wir uns auf einen längeren Aufenthalt einrichten. Machen wir das Beste daraus. Mal sehen, wie das dem Geld, Ihnen und uns bekommt. Machen Sie sich besser keine Illusionen, wir teilen alle das gleiche Schicksal.«
Der Bankdirektor hob wieder den Kopf. »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie nicht mit Ihrer Beute einfach abgehauen sind, als noch Zeit dazu war.«
»Ein Glück, dass das keine Frage war. Sonst hätte ich dich jetzt erschießen müssen. Ich habe es dir ja vorhin erklärt.« Der Gangster warf dem Mann einen warnenden Blick zu. Dann richtete er sich an seine Leute. »Schnappt euch das Geld. Ihr wisst, was ihr zu tun habt.«
Jeder der vier Bankräuber nahm zwei Sporttaschen und schaffte sie aus dem Schalterraum. Kurz darauf kehrten sie zurück und trugen die verbliebenen vier Taschen mit dem Geld hinaus. In der Zwischenzeit hielt der Anführer die Geiseln mit seiner Maschinenpistole in Schach. Es dauerte nicht lange, bis ihm seine vier Männer wieder Gesellschaft leisteten.
»Wie geht’s jetzt weiter?«, wollte einer von ihnen wissen.
Die Antwort war ein verächtliches Schnauben. »Sieht so aus, als ob guter Rat teuer wäre. Mal sehen. Lassen wir uns überraschen.«
***
Detective Bruce Grant von der Indianapolis Metropolitan Police strich sich übers Kinn. Er war ratlos. Seine Leute hatten sich vorschriftsmäßig postiert. Das Bankgebäude war hermetisch abgeriegelt. Keiner kam heraus. Aber es kam auch niemand hinein.
Als einer der uniformierten Beamten den Bürgersteig vor dem Gebäude verließ und auf die Haupteingangstür zuging, pfiff ihm sofort eine Kugel um die Ohren. Sie war aus einem abgedunkelten Fenster im oberen Stockwerk abgefeuert worden. Dem Police Officer blieb nichts anderes übrig, als wieder hinter einem der Streifenwagen in Deckung zu gehen.
Die Geiselnehmer versuchten nicht, mit den Belagerern Kontakt aufzunehmen. Auf Durchsagen per Megafon reagierten sie nicht.
Detective Grant wusste nur, dass die Bank überfallen worden war. Im Police Department war ein Notruf eingegangen, der nur für solche Fälle vorbehalten war und der offensichtlich von einem Mitarbeiter der Bank ausgelöst worden war.
Das war jetzt über neunzig Minuten her. Seitdem gab es keine neuen Erkenntnisse.
Der Detective hatte bereits einen Techniker mit einem Wärmebilddetektor angefordert. Der Mann hätte längst da sein müssen.
Als er dann endlich kam, baute er umständlich seine Ausrüstung auf, selbstverständlich im Schutz der Streifenwagen. Darauf bestand Bruce Grant.
Dennoch wusste er nicht, ob die Maßnahme ausreichend war, um belastbare Erkenntnisse zu gewinnen.
»Können Sie auf diese Entfernung überhaupt zuverlässig feststellen, wie viele Personen sich in der Bank befinden?«, erkundigte er sich bei dem Spezialisten.
»Zweifelsfrei«, antwortete der Angesprochene und betätigte einige Schalter. »Die Technik ist da sehr weit fortgeschritten und hochsensibel. Warten Sie bitte noch einen Augenblick, wir haben es gleich … Oh, das wird Ihnen nicht gefallen.«
»Was denn?«, fragte Grant nervös nach.
»In dem Gebäude befinden sich vierzig Menschen.«
Der Detective schluckte angesichts der Menge. »So viele. Das dürfte unsere Kompetenzen bei Weitem überschreiten.«
»Bis vor kurzem waren es sogar noch zwei mehr«, ergänzte der Techniker. »Doch tote Körper erkalten schnell. Sie liegen im zentralen Bereich der Bank, vermutlich im Schalterraum. Bald wird ihre Signatur ganz vom Bildschirm verschwunden sein.«
»Das kann wohl nur eines bedeuten.«
»Sie haben bereits zwei Tote da drin.« Der Experte nickte bedeutungsschwer. »Sie haben es nicht nur mit Bankräubern und Geiselnehmern zu tun, sondern auch mit Mördern. Mindestens zwei Personen haben sie schon umgebracht. Die Gangster in der Bank haben nichts mehr zu verlieren.«
***
Detective Bruce Grant wusste sofort, was er zu tun hatte. Eine Geiselnahme dieses Ausmaßes war auch für eine Großstadt wie Indianapolis außergewöhnlich. Hinzu kamen noch die beiden Morde.
Die Vorschriften für solche Fälle waren eindeutig und ließen keinen Spielraum. Der Detective befolgte sie gerne, nahmen sie ihm doch die Last der Verantwortung. Er verständigte das örtliche Field Office des FBI.
Eine knappe halbe Stunde später traf Special Agent in Charge Mitch Hannigan am Tatort ein, im Schlepptau Agent Brenda Silver. Hannigan und seine Mitarbeiterin ließen sich zunächst über den Sachstand informieren und folgten konzentriert dem Bericht des Technikers.
»Wir müssen versuchen, mit den Bankräubern Kontakt aufzunehmen, bevor die Situation eskaliert«, forderte Detective Grant drängend. »Nur wie?«
»Immer langsam«, dämpfte der SAC den verzweifelten Eifer des Detective. »Zuerst sollten wir versuchen, mehr über die Geiselnehmer in Erfahrung zu bringen. Dann können wir zielgerichteter mit ihnen kommunizieren. Außerdem würde ich gerne wissen, wie viele Gangster überhaupt in der Bank sind.«
»Aber wie soll das gehen, wenn wir nicht mit ihnen sprechen und sich keiner von denen zeigt?«, warf Bruce Grant ein.
»Die Bande dürfte kaum vom Himmel gefallen sein«, erwiderte Mitch Hannigan emotionslos. »Irgendwie müssen sie hierhergekommen sein. Schauen wir uns einmal um. Agent Silver, was sehen Sie?«
Die blonde Frau mit der blassen Haut brauchte den Kopf nicht einmal zur Seite zu drehen. Sie hatte die Lage längst gecheckt und teilte ihre Beobachtungen mit.
»Hier in der Ditch Road gibt es weder Straßenbahnschienen noch eine Bushaltestelle. Die Typen dürften also kaum öffentliche Verkehrsmittel genutzt haben. Ein Taxi würde ich auch eher ausschließen.«
»Stimmt«, Grant nickte, »der Taxifahrer könnte zu einem gefährlichen Belastungszeugen werden.«
»Bleibt also die Anfahrt mit dem Auto«, fuhr Brenda Silver fort. »Keine zehn Yards neben dem Haupteingang parkt ein anthrazitfarbener Honda Accord gegen die Fahrtrichtung, offensichtlich in Eile abgestellt.«
»Was schließen wir daraus?«, schob Mitch Hannigan eine Zwischenfrage ein.
»Entweder, dass die Bankräuber nicht vorhatten, lange zu bleiben«, antwortete Agent Silver ohne Zögern, »oder dass sie wussten, dass sie auffallen und mit einer Belagerung zu tun bekommen würden. Dann wäre es auch egal, wenn ihr Auto entdeckt werden würde.«
»Wir sollten auf jeden Fall das Kennzeichen abfragen«, schlug Detective Grant vor.
»Schon geschehen.« Brenda Silver zückte ihr Smartphone. »Gerade kam das Ergebnis herein. Der Wagen wurde heute am frühen Morgen als gestohlen gemeldet. Die Gangster dürften in der Nacht den Motor kurzgeschlossen haben.«
»Gute Wahl«, stellte Mitch Hannigan fest. »Der Accord in dieser gedämpften Farbe ist nicht zu auffällig, aber wendig und durchzugsstark. Doch immerhin sagt uns das etwas über die Zahl der Bankräuber.«
»Sie dürfte zwischen zwei und fünf liegen«, führte Agent Silver den Gedankengang ihres Vorgesetzten fort. »Mehr als fünf Personen passen in den Wagen nicht hinein. Und es dürfte sich kaum einer im Kofferraum versteckt haben, viel zu auffällig beim Aussteigen. Andererseits ist dieser Banküberfall kaum ein Job für eine einzelne Person.«
»Deshalb also zwei bis fünf Gangster.« Detective Grant begann zu verstehen.
»Sagen wir eher drei bis fünf«, schränkte Silver weiter ein. »Auch zwei Bankräuber dürften für so einen Coup zu wenig sein. Denken Sie daran, dass sie knapp vierzig Geiseln unter Kontrolle halten müssen.«
»Haben die das denn vorher gewusst?«, fasste Bruce Grant nach.
»In etwa schon, nehme ich an«, meinte Brenda Silver. »Informationen über Kundenfrequenzen zu bestimmten Tageszeiten lassen sich diskret recherchieren, ebenso die Mitarbeiterzahlen.«
»Dann scheinen die Gangster da drin aber ziemlich ausgefuchst zu sein«, schloss der Detective.
»Sieht so aus«, stimmte ihm SAC Mitch Hannigan zu und rieb seine große Nase zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ich schätze, dass die Bankräuber einen ganz konkreten Plan verfolgen. Fragt sich nur, welchen.«
»Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, sie zu fragen«, schlug Grant vor.
»Nein, immer noch nicht«, widersprach ihm der SAC. »Ich denke, dass uns das Auto der Geiselnehmer zuvor noch einiges zu erzählen hat.«
***
Doch der Wagen wirkte wie chemisch gereinigt. Er enthielt weder Fingerabdrücke noch DNA, wie ein Team der Spurensicherung des Field Office kurz darauf vor Ort feststellte. Die Täter hatten offensichtlich sogar im Auto Handschuhe getragen. Ein weiterer Hinweis, dass hier Profis am Werk waren.
»Ende der Fahnenstange«, seufzte Bruce Grant resigniert, nachdem die Spurensicherer abgezogen waren. »Mehr ist wohl nicht herauszubekommen.«
»Ich denke doch«, wandte Agent Silver ein. »Dazu müssen wir nur in die Zentrale fahren.«
»In Ihre?«, hakte der Detective ungläubig nach.
»Nein, in Ihre«, erklärte Silver lakonisch.
Ein ordentliches Mittagessen fiel diesmal aus. Jeder der drei Ermittler nahm sich ein Stück aus einem mitgebrachten Pizzakarton. Wie gebannt starrten sie auf die Monitore in der Verkehrsleitzentrale der Indianapolis Metropolitan Police.
Hannigan, Silver und Grant ließen sich die Aufzeichnungen vom frühen Vormittag zeigen. Insbesondere interessierten sie sich für die Aufnahmen der Überwachungskameras in der Ditch Road.
»Darauf hätte ich auch selbst kommen können«, räumte Grant kleinlaut ein.
Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis in einer kurzen Filmsequenz ein anthrazitfarbener Honda Accord auftauchte. Am Steuer saß ein Mann mit einer Panzerknacker-Maske, neben ihm sein Zwilling. Die drei Gestalten auf dem Rücksitz waren identisch maskiert.
»Fünf Bankräuber, wie wir vermutet haben«, stellte Brenda Silver fest.