Jerry Cotton 3160 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3160 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

An einem beliebten Strand in Miami wurde eine verstümmelte Leiche angespült. Nachforschungen ergaben, dass es sich um James Garner handelte, einen Undercoveragent, der gegen einen Schleuserring ermittelte. Außerdem war er der Cousin von SAC Connors, dem Leiter des zuständigen Field Office. Offensichtlich war Garner enttarnt und gefoltert worden, ehe er zur Warnung für andere Agents grausam ermordet und so abgeladen wurde, dass er schnell gefunden werden musste. Phil und ich nahmen die Ermittlungen auf und spürten bald am eigenen Leib, wie ernst es den Gangstern war ...

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EPUB

Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Eingeschleust

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: (Film) »The Night Manager«/ddp-images

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5785-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Eingeschleust

»Mama, Mama, hier drüben!«, schrie der kleine Junge aus Leibeskräften.

»Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte seine Mutter, die er schon genervt hatte, seit sie am Morgen an den Strand gefahren waren.

Sie sah, wie er mit einem Stock im flachen Wasser herumstocherte.

»Hier liegt ein komischer Fisch«, antwortete er.

Mit schnellen Schritten lief sie auf ihn zu. Zuerst war nicht genau zu erkennen, was er meinte. Der aufgewirbelte Sand, Algen und das schämende Wasser hinderten sie daran.

Als sie direkt neben ihm stand, zuckte sie plötzlich zusammen, packte ihren Sohn und riss ihn weg.

»Was ist denn Mama? Der Fisch tut keinem mehr was«, sagte er.

»Das ist kein Fisch, das ist ein Mensch!«, konnte sie gerade noch sagen, bevor sie sich übergeben musste.

»Es ist kein schöner Anblick«, sagte der Medical Examiner, der Special Agent in Charge Richard Connors, Leiter des Field Office Miami, durch den kühlen Raum führte. »Wollen Sie sich das wirklich antun?«

»Ich will und ich muss«, antwortete Connors tonlos.

Er zeigte sich gefasst. Sein dunkles Gesicht sah wie versteinert aus, ganz so, als wollte er keine Emotion nach außen dringen lassen. Das war er gewohnt. Als afroamerikanischer Leiter eines FBI Field Office, hatte er in seiner Karriere einiges über sich ergehen lassen müssen und es irgendwie geschafft, damit fertigzuwerden. Aber das hier war schlimmer. Das war privat.

Der Medical Examiner und Connors blieben vor den »Kühlschränken« stehen.

Noch einmal schaute ihn der Mann fragend an, kam aber nicht mehr dazu, etwas zu sagen.

»Machen Sie schon auf«, brummte Connors.

Er war es gewohnt, Befehle zu geben. Jeden Tag tat er das. Genauso, wie er niemals Schwäche zeigen durfte.

»Wie Sie wünschen«, sagte der Medical Examiner und zog die Schublade heraus.

Auf ihr lagen die sterblichen Überreste eines Mannes. Aber es war nicht irgendjemand, sondern Connors Cousin James Garner. Sein Körper sah schlimm aus. Die Folter, das Wasser, Tierfraß, es gab viele Gründe dafür.

»Sein Gesicht ist ziemlich mitgenommen«, erklärte der Medical Examiner. »Durch das Wasser und weil einige Fische … Daher war es zunächst nicht möglich, seine Identität herauszufinden. Da seine DNA in der Datenbank gespeichert war, konnten wir ihn trotzdem einwandfrei identifizieren.«

Connors nickte schweigend.

»Und noch etwas«, meinte der Medical Examiner und legte den Oberkörper des Toten frei. »Das dürfte Sie interessieren.«

Connors erkannte Schnittwunden, die Schriftzeichen ähnelten, allerdings nicht gut lesbar waren. »Was heißt das?«

»Wir konnten das rekonstruieren. Es heißt FED, also kurz für Federal Agent, Bundesagent.«

»Ich weiß, was Fed bedeutet«, erwiderte Connors bitter, hatte sich aber sofort wieder unter Kontrolle. »Wie ist er gestorben?«

Der Medical Examiner schluckte. »Viele der Verletzungen wurden ihm post mortem zugefügt, im Wasser. Aber er ist gefoltert worden. Die Todesursache war ein Schuss in den Kopf.«

»Danke. Lassen Sie mich bitte einen Moment mit ihm allein.«

»Selbstverständlich«, sagte der Medical Examiner und verschwand.

Connors versuchte, sich zusammenzureißen. Das fiel ihm schwer, aber er schaffte es. Die Trauer, die ihn quälte, verwandelte sich in Wut.

»Wer auch immer dir das angetan hat, er wird dafür bezahlen, das verspreche ich dir!«, sagte er grimmig.

***

»… daher ist es wichtig, dass wir den Triaden dort gar nicht erst die Chance geben, sich wieder zu sammeln«, sagte Mr High gerade, als sein Bürotelefon klingelte.

»Einen Moment«, meinte er zu Phil und mir und nahm den Anruf entgegen.

Wir schwiegen, hörten zu. Was die Person am anderen Ende der Leitung berichtete, waren alles andere als gute Nachrichten, das war nicht schwer zu erkennen. Aus dem, was Mr High erwiderte, konnten wir uns schon einiges zusammenreimen.

Als der Assistant Director das Gespräch beendet hatte, schaute er uns an. »Ich habe einen neuen Auftrag für Sie. Das war Richard Connors. Es hat einen Vorfall in Miami gegeben. Einer seiner Agents wurde getötet. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, handelt es sich bei dem Opfer um seinen Cousin.«

»Das ist hart«, versetzte Phil.

Mr High nickte. »Sein Cousin, Agent James Garner, hatte an einem Undercoverauftrag gearbeitet. Es ging um einen gut organisierten Schleuserring, der in der Gegend sein Unwesen treibt. Sie bringen Menschen für Geld aus Mittel- und Südamerika in die USA. Abgesehen davon, dass das allein schon eine strafbare Handlung darstellt, erreichen viele von denen, die sich hier ein neues Leben aufbauen wollen, ihr Ziel nicht. Sie sterben entweder oder werden hier als billige Sklavenarbeiter ausgenutzt.«

»Ein schmutziges Geschäft«, sagte ich. »Braucht SAC Connors Hilfe?«

»In der Tat. Da es sich bei dem Getöteten um einen Verwandten von ihm handelt, sollte jemand anderes die Ermittlungen leiten. Hinzu kommt, dass die Presse in Florida dem FBI zurzeit nicht gerade wohlgesonnen ist. Den Tod von Connors Cousin werden einige Reporter wahrscheinlich als Anlass nehmen, ihn auf Schritt und Tritt zu beobachten. Und wenn er sich selbst um die Angelegenheit kümmert, könnte das die Situation weiter verschärfen.«

»Wir sollen also den Mord aufklären und dafür sorgen, dass die Presse kein Futter bekommt«, fasste Phil zusammen.

»So ist es«, erwiderte Mr High. »Wenn Sie dabei einen Schlag gegen die Schleuser führen können, hätte ich nichts dagegen. Ich weiß, dass Garner dabei war, sich in der Organisation hochzuarbeiten, um seinen Kollegen in Miami genug Material zu liefern, damit der Menschenhändlerring zerschlagen werden kann. Sein Tod ist natürlich ein herber Rückschlag. Finden Sie heraus, was unternommen werden kann und wie weit uns das zurückgeworfen hat.«

»Wir geben unser Bestes«, sagte ich.

Als wir Mr Highs Büro verlassen hatten, wandten wir uns an Dorothy.

»Könnten Sie für uns zwei Flüge nach Miami buchen lassen?«, fragte Phil.

Sie lächelte. »Miami? Hört sich gut an. Wann soll es denn losgehen?«

»So schnell wie möglich«, antwortete ich.

»Ich will sehen, was ich machen kann«, gab sie zurück.

***

Tatsächlich befanden wir uns schon vier Stunden später im Flugzeug. Der Flug führte uns an der Ostküste entlang bis ins pulsierende Miami. Dort holten uns zwei Agents vom Flughafen ab und brachten uns auf direktem Weg zum Field Office.

SAC Connors erwartete uns bereits in seinem Büro.

»Gut, dass Sie so schnell kommen konnten«, begrüßte er uns und gab sich ruhig.

Ich konnte jedoch erkennen, dass es bei ihm innerlich ganz anders aussah. Der Tod seines Cousins musste ihn schwer getroffen haben.

»Unser herzliches Beileid, Special Agent in Charge«, sagte ich. »Es ist schon schwer genug, einen Agent zu verlieren, aber noch dazu einen Verwandten, das ist schlimm. Standen Sie sich nahe?«

Connors holte tief Luft. »Ja, wir kannten uns schon seit seiner Kindheit. Tatsächlich bin ich der Grund dafür, dass er zum FBI gegangen ist. Ich war sein Vorbild. Er war ehrlich und loyal, ein Mensch, der das Leben liebte. Ich will diejenigen, die für seinen Tod verantwortlich sind …«

»Das verstehen wir«, unterbrach ihn Phil, bevor er etwas Dummes sagen konnte. »Und glauben Sie mir, wir wollen sie ebenfalls drankriegen. Nur dürfen wir uns dabei nicht von persönlichen Gefühlen leiten lassen. Das mindert unsere Urteilsfähigkeit und kann zu Komplikationen führen.«

»Komplikationen?«, stieß Connors zornig hervor. »Komplikationen? James ist tot, er wurde gefoltert! Das sind keine Komplikationen, das ist eine Kriegserklärung! Diese verdammten Verbrecher haben einen guten Mann getötet und ihn in der Nähe eines Badestrands ins Wasser geworfen, damit er dort gefunden wird. Das wurde er auch, von einem Kind und seiner Mutter. Wer tut so etwas? Das sind keine Menschen!«

Ich war froh, dass er das, was ihn bedrückte, herausließ. Angestaute Wut war kontraproduktiv. Und äußerst schmerzhaft. Daher ermutigte ich ihn, weiterzusprechen.

»Was schlagen Sie vor?«, fragte ich deshalb.

Er stand auf. »Eine groß angelegte Razzia gegen alles und jeden, der auch nur im Entferntesten etwas mit der Schleuserbande zu tun haben könnte. Wir arbeiten mit der lokalen Polizei und der Küstenwache zusammen und schlagen erbarmungslos zu. Die sollen erfahren, was es bedeutet, sich mit uns anzulegen. Dann werden wir sie so lange in die Mangel nehmen, bis sie die Namen der Mörder ausspucken!«

»Hört sich nach einem guten Plan an«, sagte ich. »Erzählen Sie uns bitte etwas über die Schleuser und wie sie vorgehen.«

Er beruhigte sich ein wenig. »Sie ködern Menschen damit, in den Vereinigten Staaten ein besseres Leben führen zu können. Natürlich wollen das alle. Jede Person muss den Kojoten, wie die Schlepper auch genannt werden, zweitausendfünfhundert Dollar für die Überfahrt bezahlen. Das ist für viele eine Menge Geld. Doch was sie dann erwartet, das erfahren sie vorher nicht. Anders als in Arizona und anderen Grenzstaaten führt der Weg nach Florida über das Wasser.«

Ich nickte.

»Mit überfüllten Booten, von denen einige kentern. Jedes Jahr ertrinken Hunderte bei dem Versuch, über das Meer zu uns zu gelangen. Und wenn sie es doch schaffen, erwarten sie harte, arbeitsame Jahre. Sie werden oft wie Sklaven gehalten, dürfen die speziell eingerichteten Unterkünfte nicht verlassen. Tatsächlich werden sie dort eingesperrt. Mit dem Traum von einem besseren Leben hat das nichts zu tun. Es handelt sich um modernen Sklavenhandel, an dem eine Menge Leute verdienen. Die Schlepper bekommen Geld für die Überfahrt und Provisionen von den Firmen, bei denen die Menschen für wenig Geld zur Arbeit gezwungen werden. Ohne Pässe und gültige Einreisepapiere sind sie der Organisation machtlos ausgeliefert.«

»Und die Küstenwache schafft es nicht, die gesamte Küste zu überwachen«, sagte Phil.

Connors schüttelte den Kopf. »Nein, dazu ist das Gebiet zu groß. Hinzu kommt, dass die Schlepper teilweise mit kleinen motorisierten Booten arbeiten, die schwer auszumachen sind. Oder sie verstecken die Menschen in Containern. Ein paar Dutzend Menschen fallen auf einem großen Containerschiff nicht auf, da ohnehin nicht alle Container geöffnet werden. Tragisch wird es, wenn zu viele Personen in einen Container gepfercht werden und nicht für ausreichende Luftzufuhr gesorgt ist. Manch einer überlebt das nicht.«

»Und Agent Garner war es gelungen, die Organisation zu infiltrieren. Sicher haben Sie die Informationen, die er sammeln konnte, irgendwo niedergelegt. Können wir die Akten sehen?«

»Selbstverständlich«, antwortete Connors. »Besser noch, Sie können mit seiner Verbindungsperson sprechen. Agent Lucy Homestetter. Sie war die Einzige von uns, die in den letzten drei Monaten Kontakt zu ihm hatte. Sie wissen ja, wie das bei Undercoveroperationen läuft. Agent Homestetter weiß am besten über das Bescheid, was James herausgefunden hat. Ich dachte mir, dass Sie sie sprechen möchten und habe sie gebeten, sich bereitzuhalten. Einen Moment, ich lasse sie von meiner Sekretärin holen.«

Es dauerte keine fünf Minuten, da klopfte es an der Tür und Agent Homestetter trat ein. Sie war dreißig Jahre alt, zierlich gebaut, hatte naturblondes Haar, das sie hinten zu einem Zopf gebunden hatte, und trug unauffällige Alltagskleidung. Ihr Aussehen erinnerte mich ein wenig an Sarah Hunter, obwohl die Agentin eine etwas kleinere Nase hatte und markantere Wangenknochen. Auch ihre Augen hatten eine andere Farbe. Davon abgesehen hätten die beiden Schwestern sein können.

»Ich sollte zu Ihnen kommen, Sir«, sagte sie förmlich und schaute ernst drein.

»So ist es«, bestätigte Connors. »Das sind die Inspektoren Jerry Cotton und Phil Decker aus Washington. Sie werden im Fall von Agent Garner ermitteln.«

Ein kurzes Blinzeln bei der Erwähnung von Garners Namen zeigte mir, dass sie sein Tod berührte, auch, wenn sie das nicht zeigen wollte.

»Agent Lucy Homestetter«, sagte sie.

Connors lehnte sich in seinem Sessel zurück und schaute sie an. »Nehmen Sie doch Platz und erzählen Sie unseren Gästen etwas über das, was Agent Garner erreicht hat.«

»Sehr gerne, Sir«, sagte sie und setzte sich. »Agent Garner wurde vor etwa drei Monaten mit einem Undercovereinsatz beauftragt. Er sollte in die Organisation, die als Travellers bekannt ist, eindringen und Informationen sammeln. Ich war von Anfang an sein Kontakt. Zu Beginn lief es recht langsam. Dann, nach gut einem Monat, machte er Fortschritte und fing an, beim hiesigen Teil der Travellers zu arbeiten, der für die Verteilung der illegalen Einwanderer zuständig ist.«

»Wie darf ich mir das vorstellen?«, fragte ich.

»Sie haben mehrere Anlaufstellen in den USA, wobei die hier in Miami, soweit wir wissen, die größte und damit die wichtigste ist. Agent Garner hat zunächst versucht, die Struktur der Organisation zu erfassen und mir die Namen der Mitglieder mitgeteilt, die er in Erfahrung bringen konnte. Mit der Zeit bekamen wir so ein Bild davon, wie groß und verzweigt die Zweigstelle der Travellers in Miami ist.«

»Von wie vielen Travellers sprechen wir?«, wollte Phil wissen.

»Es sind, nach bisherigem Kenntnisstand, über sechzig Personen, die für die Gruppe arbeiten. Und dabei handelt es sich nur um die tatsächlichen Mitglieder, nicht die externen Helfershelfer. Agent Garner hat die meiste Zeit für einen gewissen Clive Starett gearbeitet, der gewissermaßen sein Mentor war. Starett hat ihm vertraut und ihm prekäre Aufgaben zugewiesen. Agent Garner hat vermutet, dass die sich die Köpfe der Travellers auf Haiti aufhalten und von dort ihre Operationen steuern.«

»Konnte er irgendwelche Namen in Erfahrung bringen?«, hakte ich nach.

Agent Homestetter schüttelte den Kopf. »Leider war ihm das bisher nicht gelungen. Etwa vor einer Woche brach der Kontakt zu ihm ab. Er tauchte nicht an unserem vorher festgelegten Treffpunkt auf. Auch sonst habe ich nichts mehr von ihm gehört. Inzwischen wissen wir ja, warum.« Beim letzten Satz blitzte Trauer in ihrem ernsten Gesicht auf, um sofort wieder zu verschwinden.

»Wir hatten noch keine Gelegenheit, uns die bisher gesammelten Informationen anzusehen«, meinte ich.

Sie warf einen kurzen Blick zu Connors, bevor sie antwortete. »Die kann ich Ihnen natürlich zur Verfügung stellen.«

»Danke, darum kümmern wir uns gleich«, erwiderte ich.

»Wir haben bereits eine Reihe von möglichen Zielen für eine groß angelegte Razzia festgelegt«, sagte Connors ernst. »Bereits heute Abend wollen wir losschlagen.«

Agent Homestetter räusperte sich.

Ich schaute sie an. »Ja, Agent? Haben Sie irgendwelche Einwände?«

Sie holte tief Luft. »Da die Travellers Agent Garner enttarnt haben, wissen wir nicht, was sie durch ihn von unserer Operation erfahren haben. Es könnte sein, dass sie viele ihrer Einrichtungen bereits geräumt haben. Was ich von einigen Informanten gehört habe, spricht dafür.«

»Genau deshalb müssen wir schnell zuschlagen, damit wir unseren Gegner überraschen können«, sagte SAC Connors.

»Agent Homestetters Einwand könnte berechtigt sein«, meldete sich Phil zu Wort. »Eine Razzia wäre auch das Erste, das mir in den Sinn gekommen wäre, um auf einen solchen Vorfall zu reagieren. Allerdings sollten wir prüfen, ob diese Maßnahme in der gegebenen Situation tatsächlich angemessen ist.«

Man sah Connors an, dass er protestieren wollte. Aber er bewahrte Haltung und hielt sich zurück. »Wie Sie meinen. Ich werde die Durchführung der Razzia vorerst auf Eis legen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.«

Phil nickte. »In Ordnung. Geben Sie uns ein wenig Zeit, die vorhandenen Informationen zu sichten und die Lage einzuschätzen, dann sehen wir weiter.«

Wir besprachen noch ein paar Details, dann verließen Phil und ich zusammen mit Agent Homestetter das Büro.

Sie führte uns zu ihrem Schreibtisch, wo sie uns einen Stapel Akten überreichte. »Das hier und das … und das. Das sind die Akten, die alles enthalten, was ich von Agent Garner erhalten habe. Es sind ein paar Audio- und Videodateien dabei, die recht aufschlussreich sind.«

Als sie Garners Namen aussprach, war etwas in ihren Augen, das mich stutzig machte.

»Sie haben lange mit Agent Garner zusammengearbeitet«, meinte ich. »Hatten Sie schon vor dem Einsatz mit ihm zu tun?«

Ihr Gesicht lief rot an. »Weniger. Wir haben uns natürlich im Büro gesehen, sonst hatten wir eigentlich keinen Kontakt.«

»Und während des Einsatzes? Sind Sie sich dabei vielleicht nähergekommen?«

Sie schluckte. »Inspektor, das ist, James und ich …«