Jerry Cotton 3162 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3162 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Phil und ich waren auf dem Rückflug von einer Konferenz in Seattle, Washington. Ein Schneesturm zwang uns zu einem Zwischenstopp in Bemidji, Minnesota. In der Lobby des Hotels, in dem wir untergebracht wurden, fiel uns eine Frau auf: Alicia Gardner. Mehr zufällig erfuhren wir, dass sie besessen war von einer Bande, die immer nur bei Unwetter zuschlug. Denn ihr Vater, Robert Gardner, war bei einem Überfall auf seine Apotheke erschossen worden. Bevor wir Alicia davon abhalten konnten, weiter auf eigene Faust zu ermitteln und sich in Gefahr zu begeben, machten wir selbst Bekanntschaft mit der skrupellosen Blizzard-Bande ...

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EPUB

Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Blizzard-Bande

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: (Film) »Im Fadenkreuz – Allein gegen alle«/ddp-images

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5834-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Blizzard-Bande

Wendy Ravenbush wollte gerade ihren Drugstore schließen, als jemand die Tür aufdrückte, sie zurückdrängte und unsanft zur Seite stieß.

»Los, öffnen Sie die Schränke mit den Medikamenten und die Kasse!«, vernahm sie eine dunkle Männerstimme.

Als sie sich umdrehte, sah sie zwei Männer mit Skimasken, die sie weiter in den Laden schoben.

Sie zuckte erschrocken zusammen. »Bitte, tun Sie mir nichts!«

»Dann machen Sie schon!«, forderte der eine Mann.

Mrs Ravenbush wollte der Aufforderung nachkommen, aber sie war starr vor Schreck, konnte sich kaum bewegen.

»Wird’s bald!«, knurrte der, der auch zuvor gesprochen hatte, und verpasste ihr mit der flachen Hand einen Schlag ins Gesicht, der so heftig war, dass sie zu Boden ging.

Tränen quollen ihr aus den Augen. Mit zitternden Fingern zog sie einen Schlüsselbund aus der Rocktasche und versuchte, aufzustehen.

Der andere Mann verlor die Geduld und gab einen Schuss auf sie ab, traf ihr Bein. Der Schmerz war unerträglich, sie schrie.

»Maul halten«, sagte der Schütze ungerührt. »Sonst blase ich dir das Licht aus!«

Sie hielt sich die Hand vor den Mund und rang um Beherrschung, während er sich die Schlüssel packte und mit seinem Komplizen das Geschäft ausraubte.

So schnell, wie sie gekommen waren, verschwanden die Täter wieder.

»Verdammt, muss das sein!«, beschwerte sich der Geschäftsmann, der hinter Phil und mir in der kleinen Passagiermaschine vom Typ Gulfstream G150 von Seattle nach Washington saß. »Ich würde mein Essen gern drin behalten.«

Er war schätzungsweise fünfzig Jahre alt, hatte schütteres Haar und trug einen Designeranzug. Die Größe seines Mundwerks stand in direktem Gegensatz zu seiner Körpergröße. Und seine Toleranz gegenüber Luftlöchern schien nicht besonders hoch zu sein.

»Immer mit der Ruhe«, sagte Phil. »So etwas kann vorkommen.«

Mein Partner und ich befanden uns auf dem Rückflug von einer Konferenz in Seattle, Washington.

»Kann, darf aber nicht«, fauchte der Mann und griff zu seinem Glas, das halb mit Glenmorangie Scotch gefüllt war, um es in einem Zug zu leeren.

Es saßen fünf weitere Passagiere in der Maschine. Ein neureiches Ehepaar, er Anfang vierzig, mit protziger Uhr und blond gefärbtem Haar, sie perfekt geschminkt, ebenfalls blondiert, mit künstlich vergrößerter Oberweite, die sie offenbar gern zur Schau stellte. Dann waren da noch ein etwa siebzigjähriger Geistlicher, der wenig redete, und zwei adrett gekleidete Geschäftsfrauen Ende dreißig, die Phil und mir ab und zu interessierten Blicke zuwarfen.

»Schade, dass ich meine Glock nicht bei mir trage«, flüsterte mir Phil zu. »Sonst könnte ich mich so nach vorn beugen, dass er sie sehen kann. Das würde ihn sicher zum Schweigen bringen.«

»Wahrscheinlich«, erwiderte ich grinsend. »Aber da sie genau wie meine im Flugzeugtresor eingeschlossen ist, musst du ihn entweder ohne Waffengewalt zum Schweigen bringen oder seine Kommentare ertragen.«

»Das Leben ist nicht gerecht«, gab er nach einem Seufzer von sich.

Der Geschäftsmann wandte sich mit einem Mal direkt an Phil. »Sie reden doch nicht etwa über mich? So etwas kann ich gar nicht leiden.«

»Und ich stehe nicht auf Typen, die ihren Mund nicht halten können«, erwiderte Phil schroff. »Aber wie es aussieht, meint es das Schicksal heute mit uns beiden nicht gut.«

Der Mann wurde rot und setzte gerade zu einem bissigen Kommentar an, als sich der Pilot über das Lautsprechersystem meldete. »Ladys und Gentlemen, wie Sie vielleicht schon mitbekommen haben, hat sich die Wetterlage plötzlich verschlechtert. Vor uns zieht ein Blizzard auf. Daher werden wir aus Sicherheitsgründen in Kürze auf dem Bemidji Regional Airport landen. Ich hoffe auf Ihr Verständnis und möchte Sie bitten, sich anzuschnallen. Vielen Dank!«

»Landen? Was soll das heißen, ich habe einen wichtigen Termin in Washington«, sagte Phils unfreundlicher Gesprächspartner.

»Nicht nur Sie«, sagte ich und überprüfte meinen Sicherheitsgurt.

»Bemidji? Nie gehört. Wo liegt das?«, fragte eine der beiden Geschäftsfrauen und schaute Phil fragend an.

Der zuckte nur mit den Schultern.

»Soweit ich weiß, in Minnesota«, antwortete der Geistliche. »Ja, jetzt erinnere ich mich: ein kleiner Ort. Ich bin da mal vorbeigekommen, ist aber schon eine kleine Ewigkeit her. Nicht weit von der kanadischen Grenze entfernt.«

»Und da werden wir landen? Ich hoffe, es wird nur eine kurze Unterbrechung unserer Reise. Sonst wüsste ich gar nicht, was ich tun sollte, um die Zeit totzuschlagen«, sagte die Frau und visierte Phil wieder an.

»Es gibt in der Gegend schöne Seen«, meinte der Geistliche, allerdings war der Frau anzusehen, dass es nicht das war, woran sie gedacht hatte.

Phil wollte nicht unfreundlich erscheinen und erwiderte ihren Blick mit einem kurzen Lächeln, fing dann aber ein Gespräch mit mir an. Mir war klar, dass weder sie noch ihre Kollegin sein Typ waren. Und um die Wahrheit zu sagen: meiner auch nicht.

»Wir werden sicher ein paar Stunden verlieren«, sagte er zu mir. »Dumm gelaufen, da hätten wir auch eine spätere Linienmaschine nehmen und auf diesen Privatjet verzichten können.«

Wenige Augenblicke später wurden die Passagiere heftig durchgerüttelt. In den Augen einiger Fluggäste war Furcht zu lesen.

Ich war sicher, dass wir heil runterkommen würden, auch wenn Blizzards manchmal unangenehm werden konnten. Dafür hatte ich genug Flugerfahrung. Phil ließ das Herumschaukeln des Jets ebenfalls kalt. Außer uns blieb nur der Geistliche gelassen.

Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir, dass vor uns tatsächlich ein großer Sturm aufzog. Wir flogen auf eine riesige Wolkenwand zu, die allerdings noch viele Meilen entfernt war.

»Wir setzen in Kürze zur Landung an«, kam die Durchsage des Piloten. »Es könnte etwas ungemütlich werden. Bitte bleiben Sie angeschnallt.«

Als er den letzten Satz ausgesprochen hatte, sackte die Maschine mehrere Fuß ab, ganz so, als wollte jemand seine Worte unterstreichen. Dann wurden wir wieder durchgeschüttelt, diesmal war es wirklich schlimm. Die Passagiere blieben stumm. Ich sah, wie der neureiche Ehemann die Hand seiner Frau ergriff und fest drückte.

Durchs Fenster konnte ich den Erdboden erkennen. Er kam schnell näher. Einen Moment lang fragte ich mich, ob der Pilot das Flugzeug noch unter Kontrolle hatte.

Wir flogen eine Kurve, dann konnte ich zwei asphaltierte Landebahnen ausmachen, die sich kreuzten und von oben betrachtet wie ein X aussahen.

Der Jet drehte, sackte tiefer, setzte zur Landung an. Wir waren auf etwa zweihundert Fuß heruntergegangen, als ihn eine starke Böe traf und zur Seite drückte. Der Pilot zog die Maschine wieder hoch und startete kurz darauf einen zweiten Landeversuch. Jetzt hatten wir Glück. Die Reifen setzten auf, und der Pilot leitete das Bremsmanöver ein.

Die Passagiere, mit Ausnahme von Phil und mir, klatschten. Ihnen war die Erleichterung anzusehen, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Als wir gut drei Minuten später zum Halt gekommen waren, löste zuerst der unfreundliche Geschäftsmann seinen Gurt und drängte Richtung Ausgang.

»Immer mit der Ruhe«, bemerkte Phil.

»Ruhe? Ich will hier raus und zwar schnell«, schnaubte er.

Er musste sich nicht lange gedulden. Wenige Minuten später befanden wir uns alle zu Fuß auf dem Weg zum Flughafengebäude, das nicht allzu alt sein konnte. Eine einstöckige Konstruktion mit auffällig rotem Dach.

Es war kalt, und einzelne Schneeflocken fielen vom Himmel auf uns nieder. Zeitweise war es ziemlich windig. Da es auch in Seattle, wo wir gestartet waren, recht kalt gewesen war, hatten Phil und ich dicke Mäntel dabei, sodass uns das Wetter nicht allzu viel ausmachte.

»Wen kann ich sprechen, wer hat hier das Sagen?«, fragte der Geschäftsmann ungeduldig und schaute sich in der Halle um. »Ich muss wissen, wann es weitergeht!«

»Im Moment leider gar nicht«, antwortete unser Pilot, ein erfahren wirkender Mann mit markantem Gesicht und angegrauten Schläfen. »Wir müssen warten, bis das Unwetter vorbei ist. Bei einem Blizzard kann man das nie so genau sagen. Ich habe gerade mit der Fluggesellschaft gesprochen. In deren Namen möchte ich mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen und Sie alle zum Essen einladen.«

»Essen? Hört sich gut an«, sagte Phil erfreut.

Auch die anderen Passagiere hatten nichts gegen eine Stärkung einzuwenden, mit Ausnahme des nörgeligen Geschäftsmannes, der betonte, dass er erst telefonieren müsse.

»Ganz schöner Wichtigtuer, nicht wahr?«, hörte ich eine Stimme neben mir.

Ich schaute zur Seite und sah eine der beiden Geschäftsfrauen, die uns bereits im Flugzeug nicht aus den Augen gelassen hatten. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie ihre Kollegin auf Phil zuging.

»Manche Leute sind eben so«, erwiderte ich, freundlich, aber distanziert.

Ganz in der Nähe des Bemidji Regional Airport befand sich das Northside Hotel, in dessen Restaurant wir es uns gemütlich machten. Wir waren nicht die einzigen Gäste. Ich zählte gut ein Dutzend Personen, die sich ebenfalls dort eingefunden hatten. In Anbetracht des Wetters war das kein Wunder, denn das Schneetreiben draußen wurden immer heftiger.

»Mein Gefühl sagt mir, dass wir unseren Flug heute nicht mehr fortsetzen werden«, brummte Phil.

Ich nickte. »Gut möglich. Wir sollten Mister High informieren, dass wir später kommen.«

»Das übernehme ich«, sagte Phil und kümmerte sich darum.

Ich studierte indes die Speisekarte und suchte mir etwas aus.

Die beiden Geschäftsfrauen näherten sich dem Tisch, an dem wir saßen. »Ist hier noch frei?«, fragte die Brünette.

Ich wollte sie nicht vor den Kopf stoßen, außerdem schienen sie sympathisch zu sein, also nickte ich. »Natürlich, Sie können sich gern setzen.«

Das taten sie auf der Stelle. Das war, wie ich kurz darauf feststellen musste, ein großer Fehler, denn sie konnten ihren Redefluss nicht zügeln. Das traf vor allem auf die Größere der beiden, blond mit graublauen Augen, zu. Es war Phil, der mich schließlich rettete und unter einem Vorwand von der Gesellschaft der beiden befreite.

»Dafür hab ich was gut bei dir«, sagte er, als wir den Restaurantbereich des Northside Hotels verließen und zur Lobby unterwegs waren.

»Absolut«, entgegnete ich. »Das war Rettung in letzter Sekunde.«

Wir fanden ein paar Sessel, die vom Restaurant aus nicht zu sehen waren, und nahmen dort Platz. Ich atmete tief durch. Die Ruhe war angenehm.

Die nächsten Minuten unterhielt ich mich mit Phil. Wir genehmigten uns einen Drink und ließen es uns gut gehen.

Dabei fiel mir eine junge Frau Mitte zwanzig auf. Sie hatte rotes Haar, zartblasse Haut und sah gut aus. Aber das war nicht das Einzige, was mich fesselte. Es war die Art, wie sie immer gebannt aus dem Fenster schaute, ganz so, als ob sie auf etwas warten würde.

Nach ein paar Minuten stand ich auf und ging zu ihr. »Ganz schön spannend, so ein Schneesturm.«

Sie schaute mich erschrocken an. »Wie bitte?«

»Sie sehen die ganze Zeit aus dem Fenster und beobachten den Schneesturm, nicht wahr?«

Sie schluckte. »Ja, natürlich, so ist es. Hat etwas, diese entstehende Naturgewalt zu beobachten. Und Sie? Sie stammen nicht aus der Gegend, oder?«

Ich lächelte. »Nein. Was hat mich verraten?«

Sie erwiderte mein Lächeln. »Zum einen Ihr Akzent. So reden die Leute hier in der Gegend nicht. Und dann Ihr Auftreten. Das ist viel zu nobel.«

»Nobel? Ich glaube, so hat mich noch nie jemand bezeichnet. Ich nehme das als Kompliment.«

»So war es gemeint.«

Wir wechselten ein paar Worte, dann verabschiedete sie sich und verließ die Hotellobby.

Ich schaute ihr hinterher.

»Schien nett zu sein«, sagte Phil, der plötzlich neben mir stand.

»Da kann ich nicht widersprechen. Aber sie hat wohl … Irgendetwas stimmt nicht mit ihr«, gab ich zurück.

»Warum? Weil sie dich hat sitzen lassen?«

Ich lächelte. »Nein. Hinter ihrem Lächeln war etwas, Trauer, Schmerz, ich weiß es nicht genau. Sie hat mich nicht an sich herangelassen.«

»Scherzkeks. Diesen Schutzmechanismus besitzen alle Frauen. Genau deshalb …«

»Nein, das meine ich nicht«, winkte ich ab. »Irgendetwas bedrückt sie. Und ich wüsste nur zu gerne, was es ist.«

Als ich aus dem Fenster blickte, sah ich, wie die junge Lady zu einem Auto ging und einstieg. Sie schaltete aber weder das Licht ein noch fuhr sie los.

Ich ging zum Rezeptionisten, der uns beobachtet hatte. »Entschuldigung, die junge Frau, mit der ich mich gerade unterhalten habe, kennen Sie sie?«

Er nickte. »Ja, das ist Alicia Gardner, wieso?«

»Sie schien besorgt zu sein.«

»Kein Wunder«, sagte er. »Vor ein paar Wochen ist ihr Vater, Robert Gardner, ein Apotheker, bei einem Überfall zu Tode gekommen. Hat sie wohl ziemlich mitgenommen. Seitdem ist sie … Sagen wir mal, sie benimmt sich sonderbar.«

Ich horchte auf. »Ein Überfall? Hat die Polizei den oder die Täter festgenommen?«

Der Rezeptionist schüttelte den Kopf. »Nein, soviel ich weiß, nicht. War wohl die Gang, die seit einiger Zeit hier in der Gegend ihr Unwesen treibt. Sie haben es, soweit ich mich erinnere, vor allem auf Medikamente abgesehen. Und natürlich auch auf Geld. Es gab sicher ein halbes Dutzend Überfälle, die auf deren Konto gehen, vielleicht mehr.«

»Interessant«, sagte ich, als sich Phil zu uns gesellte. »Erzählen Sie weiter.«

»Es heißt, die Bande würde sich ziemlich gewitzt verhalten, immer nur dann zuschlagen, wenn die Behörden abgelenkt sind. Alles fing an, als es hier vor gut zwei Monaten einen ziemlich heftigen Sturm gegeben hat. Da haben sie zum ersten Mal zugeschlagen. Seitdem noch ein paarmal. Bei einigen Überfällen haben sie sogar selbst für die Ablenkung gesorgt, heißt es. Bei ihren Raubzügen gehen sie ziemlich brutal vor. Erst letzte Woche haben sie eine Frau angeschossen, von Miss Gardners Vater ganz zu schweigen. Als der Krankenwagen den Tatort erreicht hatte, war er schon tot.«

»Schlimme Sache«, sagte ich und verzog das Gesicht.

Ein Blick nach draußen zeigte mir, dass der Schnee immer dichter wurde.

»Denkst du das Gleiche wie ich?«, fragte Phil, als sich der Rezeptionist abgewandt hatte und sich um einen anderen Gast kümmerte.

Ich nickte. »Wahrscheinlich. Wir sollten sie nicht allein lassen, sie könnte sonst eine Dummheit begehen. Schlimm genug, dass es ihren Vater erwischt hat.«

Wir zogen unsere Mäntel an und verließen das Hotel. Draußen war es windig und bitterkalt, durch den Schnee konnten wir nicht weiter als rund fünfzig Yards weit sehen. Ihr Auto, ein silbergrauer Mercedes-Geländewagen, war kaum zu erkennen. Wir stapften über die Straße darauf zu und hofften, dass bei diesem Wetter kein Auto mehr unterwegs war.

Sie saß noch im Wagen, wie ich kurz darauf erkennen konnte. Als ich klopfte, zuckte sie erschrocken zusammen und schaute mich an. Erst nachdem sie mich erkannt hatte, entspannten sich ihre Gesichtszüge.

»Was wollen Sie?«, hörte ich ihre Stimme aus dem Wageninneren.

Sie machte keine Anstalten, die Tür zu öffnen oder die Fensterscheibe hinunterzulassen.

»Wir würden gerne mit Ihnen reden«, sagte ich laut, damit sie mich verstehen konnte.

»Ich bin im Moment beschäftigt. Sie sollten lieben wieder ins Hotel gehen«, versuchte sie, mich abzuwimmeln.

»Dort kann ich aber nicht mit Ihnen reden«, erwiderte ich. »Wenn Sie mir einen Augenblick geben würden …«

Sie entriegelte die Türen, Phil und ich stiegen ein.

Bei Phils Anblick auf der Rückbank erschrak sie. Augenscheinlich hatte sie ihn vorher nicht bemerkt.

»Sorry, das ist Phil, mein Partner.«

»Ihr Partner? Sie sind doch nicht etwa …?«, fragte sie überrascht.

»Wir arbeiten zusammen«, beruhigte ich sie. »Beim FBI.«

»Oh«, sagte sie und schluckte, als ich ihr meine Dienstmarke zeigte. »Davon haben Sie mir gar nichts erzählt.«

»Hat sich bei unserem netten Gespräch nicht ergeben«, gab ich zurück. »Ich habe erfahren, dass Sie kürzlich einen schlimmen Verlust erlitten haben. Unser herzliches Beileid.«

»Danke«, sagte sie leise. »Aber deshalb müssen Sie sich nicht die Mühe machen, mir hinterhergehen. Schon gar nicht zu zweit. Es ist nicht einfach, aber ich komme zurecht.«

»Wirklich?«, fragte ich. »Man hat mir erzählt, dass Ihr Vater bei einem Überfall getötet wurde. Die Täter hatten es auf Medikamente abgesehen. Und jetzt sitzen Sie hier in Ihrem Wagen und beobachten den Drugstore da vorne. Man muss kein Genie sein, um sich zusammenzureimen, dass Sie auf diejenigen warten, die Ihren Vater getötet haben, in der Hoffnung, dass sie bei diesem Wetter vielleicht einen weiteren Raub begehen würden.«