Jerry Cotton 3168 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3168 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Während einer Karibik-Kreuzfahrt auf der MS Carmen 3 wurde Andrew McMillan ermordet, ein hochrangiger Mitarbeiter des US-amerikanischen State Department. Da das Schiff unter deutscher Flagge fuhr und der Mord in internationalem Gewässer geschehen war, fiel der Fall nicht nur in die Zuständigkeit des FBI, sondern auch in die des Bundeskriminalamts. Gemeinsam mit einem deutschen Kollegen gingen Phil und ich an Bord und nahmen die Ermittlungen auf. Und schon bald konnten wir uns vor Verdächtigen kaum retten und gerieten in einen gefährlichen Strudel aus Spionage, enttäuschter Liebe und Verrat ...

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EPUB

Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Kreuzfahrt in den Tod

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: (Film) »Der Schakal«/ddp-images

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5917-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Kreuzfahrt in den Tod

Er musste etwas unternehmen, so viel war klar. Es war nicht hinnehmbar, und selbst wenn es ihn seine Karriere kosten würde, musste er für klare Verhältnisse sorgen. Andrew McMillan kochte vor Wut und überlegte fieberhaft, wie er vorgehen konnte, um so wenig Schaden wie möglich anzurichten.

Er lehnte an der hölzernen Reling und blickte auf das schäumende Kielwasser des Kreuzfahrtschiffs, viele Fuß unter ihm.

Die Schritte hinter ihm konnte er wegen des tosenden Wassers nicht hören. Erstaunt blickte er auf den metallenen Stachel, der plötzlich aus seiner Brust ragte. Erst dann spürte er den Schmerz in der Brustgegend und sah mit völligem Unverständnis, dass sich der Stachel wieder zurückzog. Ein roter Fleck breitete sich mit rasender Geschwindigkeit auf seinem blütenweißen Seidenhemd aus.

»Was wissen Sie über Kreuzfahrtschiffe, Gentlemen?«, überraschte uns unser Chef, Assistant Director High, mit einer Frage, die Phil und mich am frühen Morgen auf dem falschen Fuß erwischte.

Wir hatten uns gerade unseren ersten Kaffee gegönnt, als Dorothy mit einem nichtssagenden »Der Chef muss Sie dringend in seinem Büro sprechen« aufgeschreckt hatte und sofort wieder aus der Teeküche verschwunden war. Warum musste sie es nur immer so spannend machen?

»Ich gehe mal davon aus, dass Sie uns nicht in einen außerplanmäßigen Urlaub schicken möchten, Sir«, bemerkte ich lächelnd. »Mit hoher Wahrscheinlichkeit geht es um ein Verbrechen auf einem Kreuzfahrtschiff, richtig?«

Mr High lächelte vielsagend und nickte. »Allerdings. Und wie sieht es mit der Rechtslage aus?«

Ich kramte in meinen Erinnerungen. »Das kommt darauf an, wem das Schiff gehört und unter welcher Flagge es fährt. Wenn ich mich nicht irre, hatten wir mal einen Fall auf einem US-amerikanischen Schiff mit einer Tat, die von einem US-Bürger begangen wurde oder der ein US-Bürger zum Opfer gefallen war. Damals waren die Zuständigkeiten eindeutig.«

»Sie treffen wie meist den Nagel auf den Kopf, Jerry«, erwiderte Mr High seufzend und überreichte mir über seinen Schreibtisch eine dünne Mappe. »Leider ist in diesem Fall die Situation ziemlich kompliziert, und Sie werden notgedrungen mit ausländischen Kollegen zusammenarbeiten müssen.«

Ich klappte die Mappe auf und hielt sie so, dass Phil auch einen Blick hineinwerfen konnte. Obenauf lag ein großformatiges Farbfoto, das einen Mann in den Fünfzigern zeigte. Er trug Anzug und Krawatte, hatte das kurze graue Haar perfekt gestylt und zeigte ein professionelles Politiker-Lächeln. Weder mir noch Phil sagte dieses Gesicht etwas, wie ich mit einem kurzen Seitenblick auf meinen Partner erkennen konnte.

»Das«, kommentierte unser Chef unsere neugierigen Blicke, »ist beziehungsweise war Andrew McMillan, achtundfünfzig Jahre alt und hochrangiger Mitarbeiter im State Department. Und wie Sie schon richtig vermutet haben, Jerry, ist ihm auf einem Kreuzfahrtschiff etwas zugestoßen.«

»Darf ich fragen, wo es passiert ist?«, warf ich schnell die Frage ein, die mich am meisten interessierte.

Mr High seufzte schwer. »Tja, das ist ja die Misere. Die Tat muss nach bisherigen Erkenntnissen in internationalem Gewässer geschehen sein, allerdings auf einem deutschen Kreuzfahrtschiff, das einen Tag später in den Hafen von Miami eingelaufen ist. Da das Schiff unter deutscher Flagge fährt, gilt auf ihm deutsches Recht. Die deutschen Behörden haben sich bereits eingeschaltet. Das deutsche Außenministerium hat Kontakt zu unserem State Department aufgenommen. Da es allerdings um einen Mord an einem US-Bürger geht und viele amerikanische Passagiere an Bord sind, hat man sich darauf geeinigt, dass sich das FBI an den Ermittlungen beteiligt.«

»Ich verstehe«, sagte ich.

»Die Federführung hat allerdings ein Beamter des deutschen Bundeskriminalamts, der bereits im Flieger nach Miami sitzt und in«, er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, »zwei Stunden auf dem internationalen Flughafen von Miami landen wird.«

Zum ersten Mal mischte sich Phil in die Unterhaltung ein, der sich von seiner anfänglichen Überraschung erholt zu haben schien. »Sie haben von Mord gesprochen, Sir. Inwieweit ist diese Erkenntnis gesichert?«

Mr Highs linker Mundwinkel wanderte ironisch nach oben. »So sicher, wie man von einem Mord ausgehen kann, wenn man einen Mann mit einem Einstichloch im Rücken und in der Brust, in seinem Blut liegend, auffindet. Darüber hinaus konnte kein Gegenstand sichergestellt werden, in den McMillan hinterrücks hätte hineinfallen können.«

Das schien mir eindeutig genug, doch eines lastete mir noch auf der Seele. »Was ist außer der Rechtslage das Besondere an diesem Fall?«

Mr High nickte, als habe er diese Frage erwartet. »Das Besondere – und deshalb hängt uns das State Department im Kreuz und drängt auf Ergebnisse – ist, dass McMillan ein Geheimnisträger der höchsten Sicherheitsstufe gewesen ist. Man schließt einen Terroranschlag oder vielmehr eine Aktion fremder Geheimdienste nicht aus. Es würde mich also auch nicht wundern, wenn Sie innerhalb kürzester Zeit Besuch von der NSA, der CIA oder Homeland Security auf dem Schiff bekämen.«

Mir war sonnenklar, dass sich die genannten Organisationen mitnichten bei uns anmelden oder gar eine Zusammenarbeit und einen Informationsaustausch mit uns anstreben würden. Das versprach, eine wirklich heikle Ermittlung zu werden.

***

Unser Flug war kaum auf dem Miami International Airport gelandet, als wir schon über Lautsprecher ausgerufen und aufgefordert wurden, uns am Kurzzeitparkplatz einzufinden, wo ein Fahrer auf uns wartete. Da wir wie immer mit leichtem Handgepäck reisten, mussten wir keine Schlange an Gepäckband abwarten und begaben uns sofort zu der angegebenen Stelle.

Ein junger Agent des Miami Field Office nahm uns in Empfang und fuhr uns auf dem schnellsten Weg zum Hafen. Bereits von Weitem sahen wir, dass die MS Carmen 3 abseits der anderen Kreuzfahrtschiffe vor Anker lag, die Miami als Startpunkt für ihre Reisen oder nur für einen kurzen Besuch der Stadt nutzten. Auf dem Kai gab es eine etwa dreihundert Fuß breite Absperrung, die mit Beamten der Hafenbehörde, Customs und der Border Patrol besetzt war. Rechts und links waren kleine Boote der Border Patrolin ständiger Bewegung, die das Schiff zur Seeseite hin sicherten und gewährleisteten, dass sich niemand näherte oder den Kreuzer gar verließ.

Mit gezückten Ausweisen liefen wir durch die Absperrung, um am Fuß der Gangway zu einem offenen Schott in der Mitte des Schiffs erneut aufgehalten zu werden. Langsam war ich es leid, alle paar Schritte meinen Ausweis vorzeigen zu müssen. Wenn ich allerdings gedacht hatte, es wäre nun vorbei, wurde ich am oberen Ende der Gangway eines Besseren belehrt.

»Gentlemen, ich darf Sie bitten, alle metallenen Gegenstände abzulegen und durch die Sicherheitsschleuse zu treten«, forderte uns ein Schiffsoffizier in recht gutem Englisch auf.

Phil wollte gerade aufbegehren, aber ich legte ihm die Hand auf den Arm. »Lass uns das gleich mit dem Kapitän klären. Ich möchte unseren Aufenthalt nicht schon zu Beginn mit einer Machtprobe belasten.«

Leise protestierend ergab sich Phil in sein Schicksal. Nachdem unsere Waffen in ein geschlossenes Behältnis gelegt worden waren und wir die Ausweise zurückerhalten hatten, führte uns ein anderer Offizier auf die Brücke.

Dort erwartete uns die nächste Überraschung. Der Schiffsoffizier, dessen Rang und Aufgabe ich nicht erkennen konnte, lotste uns durch eine Schaltzentrale, die einem Tower der Luftsicherheit zur Ehre gereicht hätte, und stoppte schließlich vor einem Mann in den Fünfzigern, von dem ich annahm, dass es sich um den Kapitän handelte. Er war so groß wie ich, aber wesentlich breiter und kräftiger. Sein wettergegerbtes Gesicht wurde von einem grauen Dreitagebart geziert, die stahlblauen Augen verengten sich bei unserem Eintreten vor Zorn.

Der Schiffsoffizier sprach in einer Sprache an, die ich nicht verstand, vermutlich in Deutsch. Die einzigen Worte die ich identifizieren konnte, waren »Agents« und »FBI«. Bevor wir in der Lage waren, etwas zu sagen, schaltete sich ein Zivilist ein, der neben dem Kapitän stand und nervös an den Knöpfen seines Jacketts spielte.

»Kapitän Ingebrigsten, bitte weisen Sie Ihre Leute an, in Gegenwart der FBI-Inspektoren Englisch zu sprechen. Ich erachte das als einen Akt der Höflichkeit.«

Sofort wanderte die Aufmerksamkeit des Kapitäns zu dem schmächtigen Mann im Anzug. Er bellte ihn in Deutsch an, dass es mich wunderte, dass sein Gegenüber nicht zurückwich. Aber trotz seiner wenig imposanten Erscheinung bewegte sich der unscheinbare Mann keinen Zoll, sondern lächelte nachsichtlich.

Dann wandte er sich an Phil und mich. »Bitte entschuldigen Sie die wenig freundliche Begrüßung, aber der Kapitän echauffiert sich über die Einmischung der Behörden in eine Angelegenheit, die er fälschlicherweise als seine Zuständigkeit betrachtet.« Er sprach überlaut, und die Mimik von Ingebrigsten zeigte überdeutlich, dass er jedes Wort verstand. Der Unbekannte streckte mir die Hand entgegen. »Ich darf mich vorstellen: Mein Name ist Kriminalhauptkommissar Hans Reichert vom BKA, dem deutschen Pendant des FBI«, ergänzte er unnötigerweise.

Ich hatte bereits auf einer internationalen Konferenz mit Kollegen seiner Dienststelle zu tun gehabt und wusste deshalb genau, was die Aufgaben und Zuständigkeiten des Bundeskriminalamts waren. Ich ergriff seine Hand und stellte erfreut fest, dass er einen festen und selbstsicheren Händedruck hatte.

»Angenehm. Ich bin Inspektor Cotton, und das ist mein Partner Inspektor Decker.«

»Ich freue mich, Sie kennenzulernen, und hoffe auf eine erfolgreiche und gute Zusammenarbeit. Tun Sie mir bitte einen Gefallen und sagen Sie mir immer ehrlich, was Ihnen nicht gefällt, wie Sie sich die Ermittlungen vielleicht anders vorstellen und wie ich behilflich sein kann. Hochoffiziell stehen die Ermittlungen unter der Leitung des Generalbundesanwalts, in dessen Auftrag das BKA handelt. Inoffiziell sehe ich uns als Partner, die ein gemeinsames Ziel haben und sich nicht in Kompetenzgerangel verlieren sollten.«

Meine Achtung vor dem glattrasierten, dunkelhaarigen Mann, der einen ganzen Kopf kleiner war als ich, stieg von Sekunde zu Sekunde. Mit seiner kurzen Ansprache hatte er alle Missverständnisse und die nicht von der Hand zu weisende Befürchtung vom Tisch gewischt, dass bei zwei zu einer Zusammenarbeit gezwungen Behörden eine versuchen würde, die andere nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen.

Aber ich hatte auch Ingebrigsten nicht vergessen und richtete meine nächsten Worte an ihn. »Kapitän, ich möchte mich für unser Eindringen in Ihren Bereich entschuldigen, aber es wurde ein Mitglied unserer Regierung auf Ihrem Schiff ermordet, und ich hoffe, wir können mit Ihrer Unterstützung rechnen, diesen Fall so schnell wie möglich aufzuklären.« Ich streckte ihm die Hand entgegen, die er jedoch geflissentlich übersah.

Stattdessen drehte er sich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Raum, wobei er in einer Sprache vor sich hin brabbelte, die nach meinem Verständnis weder Deutsch noch Englisch war.

Der deutsche BKA-Beamte schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich hätte gar nicht gedacht, dass die Norweger so temperamentvoll sein können. Bitte entschuldigen Sie sein schlechtes Benehmen, aber er muss sich erst mit dem Gedanken abfinden, dass sein Schiff hier an die Kette gelegt wurde und nun andere das Sagen an Bord haben.«

Wir nickten stumm.

»Bitte folgen Sie mir, Gentlemen, wir gehen an einen netteren Ort, wo wir uns bei einer guten Tasse Kaffee unterhalten können und ich Sie über den aktuellen Sachstand in Kenntnis setzen kann. Kommen Sie, kommen Sie.«

***

Als wir zehn Minuten später in einer ruhigen Ecke in einer der Bars saßen, wollte Reichert uns zunächst die Fakten über das Schiff erläutern.

Er zeigte sich angenehm überrascht, als ich ihm eröffnete, dass wir uns auf dem knapp drei Stunden dauernden Flug von Washington nach Miami bereits im Internet über die MSCarmen 3 informiert hatten. Das Schiff gehörte zur M-Klasse der Kreuzfahrtschiffe und konnte mit seiner mittleren Größe tausendvierhundertfünfzig Passagiere und fünfhundertvierzig Crewmitglieder beherbergen. Es war rund siebenhundert Fuß lang, neunzig Fuß breit und verfügte über insgesamt zwölf Decks. Das Schiff hatte sich auf einer Karibikkreuzfahrt befunden, nächste Station Yukatan. Als ich ihm erklärte, dass damit allerdings unsere bisherigen Kenntnisse endeten, gab er uns weitere Details.

»Nun, vielleicht fangen wir mal mit dem Opfer an: Ihr Landsmann wurde am gestrigen Abend auf dem Aussichtsdeck in der Nähe der Reling tot aufgefunden. Leider gibt es an dieser Stelle keine Kameraüberwachung, weshalb wir höchstens auf Zeugen hoffen können, die den Vorfall beobachtet haben. Jemand von der Crew ist so umsichtig gewesen, Fotos zu machen, bevor man die Leiche in einen Kühlraum gebracht hat, der dafür vorgesehen ist, plötzlich verstorbene Passagiere bis zum nächsten Hafen aufzunehmen. Dort liegt Mister McMillan auch jetzt noch. Ich wollte auf Sie beide warten, um mit Ihnen zu klären, wie wir am besten mit dem Leichnam umgehen.«

Ich machte den Vorschlag, die Leiche zu unserem Scientific Research Team überführen zu lassen, damit Dr. Gerold Willson, unser Gerichtsmediziner in Quantico, eine Obduktion durchführen konnte.

»Wunderbar«, freute sich Reichert und lächelte schelmisch. »Auch ich habe mich im Vorfeld schlaugemacht. Doktor Willson ist über die Grenzen Ihres Landes als hervorragender Rechtsmediziner bekannt. Es wäre nett, wenn Sie die entsprechenden Schritte in die Wege leiten könnten.«

»Eine Frage drängt sich mir allerdings auf«, schaltete sich Phil ein.

»Welche?«, fragte Reichert.

Ich ahnte, worauf mein Partner hinauswollte und wurde nicht enttäuscht.

»Ist es nicht merkwürdig«, erwiderte Phil, »dass der Täter die Leiche an Bord gelassen hat, wo er sie doch einfach nur über die Reling hätte werfen müssen?«

Reichert nickte wissend. »Das ist tatsächlich eine Frage, die sich mir auch gestellt hat, bis ich den mutmaßlichen Tatort in Augenschein genommen und mir die Leiche angesehen habe. Zum einen liegt das Aussichtsdeck nicht am Rand des Schiffs, also stehen tiefer liegende Decks weiter vor. Über die Reling geworfen wäre Mister McMillan von der Stelle, an der er lag, auf dem Pooldeck gelandet.« Er hob die Hand, als Phil Widerspruch einlegen wollte. »Und ja, der oder die Täter hätten die Leiche fünfzig Yards weiter tatsächlich über die Reling ins Meer stoßen können, aber«, er machte eine Pause und zuckte mit den Schultern, »Ihr Landsmann ist eine imposante Erscheinung gewesen, wovon ich mich in der Kühlkammer überzeugen konnte.«

Phil nickte.

»Er war fast sechseinhalb Fuß groß«, erklärte Reichert weiter, »und wog zu Lebzeiten bestimmt mindesten zweihundertachtzig Pfund. Wäre ich der Täter gewesen, ich hätte ihn ohne Hilfe auf keinen Fall über eine Reling wuchten können.«

Ich machte mir eine mentale Notiz, dass uns diese Information vielleicht etwas über die Anzahl der Täter oder das mögliche Geschlecht würde sagen können.

»Und natürlich könnte er oder sie vielleicht auch unmittelbar nach der Tat überrascht worden sein und musste sich schnell vom Tatort entfernen«, meinte Phil. »Okay, das klingt plausibel, warum die Leiche noch an Bord war.«

Ich blickte Phil an. »SRT?«

Er nickte bestätigend, zog sein Smartphone hervor und stand auf, um zu telefonieren.

»Soll ich warten, bis Ihr Partner wieder da ist, bevor ich fortfahre?«, fragte Reichert.

»Nein, nein, kein Problem. Erzählen Sie mir bitte alles, ich werde Inspektor Decker später im Hotel in Kenntnis setzen.«