Jerry Cotton 3173 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3173 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Clark Donwell, ein ehemaliger FBI-Agent aus Washington, verstarb. Seine Witwe übergab Mr High massenweise Unterlagen, die Donwell nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst erstellt hatte. Er war aufgrund psychischer Probleme frühzeitig pensioniert worden - überall hatte er Intrigen und Verschwörungen gewittert. Seine Recherchen hatten jedoch immer ins Nichts geführt. Phil und ich erhielten den Auftrag, die Akten durchzusehen, bevor sie vernichtet werden sollten. Und schneller als uns lieb war, stießen wir auf eine zwielichtige Firma: Black Inc. Nachdem das Unternehmen Wind von unseren Ermittlungen bekommen hatte, fackelte man nicht lange und setzte alles daran, um uns aus dem Weg zu räumen ...

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EPUB

Seitenzahl: 116

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Black Inc.

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: (Film) »Brothers in Arms«/ddp-images

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6286-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Black Inc.

Barry Heffermeyer schaute Sport, als es klingelte.

»Verdammt, warum kommt immer dann jemand, wenn man sich mal entspannen will!«, fluchte er und ging zur Haustür.

Er blickte durch den Türspion, konnte aber niemanden erkennen.

Zur Sicherheit hakte er die Türkette ein und öffnete.

Blitzschnell wurde die Stahlkette mit einem Bolzenschneider durchtrennt und die Tür aufgestoßen. Zwei maskierte Männer drangen in das Haus ein und packten Heffermeyer.

»Nein, bitte nicht!«, stieß er hervor.

Sie schlugen heftig auf ihn ein, verschonten aber sein Gesicht. Schließlich ließen sie von ihm ab.

»Wenn du nicht die Klappe hältst, kommen wir wieder«, knurrte einer der Männer.

Dann verschwanden sie so schnell, wie sie aufgetaucht waren.

»Wir wollen Ihnen nur helfen«, sagte ich zu dem Mann, der uns im Verhörzimmer gegenübersaß.

Er lachte hämisch. »Klar, Feds, die jemandem wie mir helfen wollen. Und als Nächstes erzählen Sie mir, dass der Weihnachtsmann tatsächlich existiert. Danke, nein, keine Chance, ich packe nicht aus!«

»Das ist letztlich Ihre Entscheidung«, erwiderte ich. »Wir geben Ihnen ein wenig Zeit, darüber nachzudenken.«

Ich stand zusammen mit Phil auf und verließ den Raum.

»Wenn er schlau ist, steigt er auf den Deal ein«, brummte Phil.

Ich nickte. »Ja, aber genau das ist das Problem: wenn er schlau ist. Der Kerl hält sich zwar für furchtbar intelligent, sein IQ ist aber kaum höher als der eines Sandwich.«

Phil grinste.

Dorothy bog um die Ecke und ging schnellen Schrittes auf uns zu. Sie sah richtig gut aus, fast zu gut für ihren Job. Wahrscheinlich hatte sie nach Feierabend ein Date.

»Guten Tag, Miss Taylor, Sie sehen heute wieder gut aus«, begrüßte Phil sie, bevor auch nur ein Wort über ihre Lippen kam.

»Danke«, erwiderte sie und zeigte ansonsten keine Reaktion auf Phils Charme. »Mister High möchte Sie sprechen.«

»Ein neuer Fall?«, fragte Phil interessiert.

Sie nickte. »Er hatte Besuch von einer Claire Donwell.«

»Donwell?«, fragte ich nachdenklich. »Kommt mir bekannt vor. Hat die Lady etwas mit Clark Donwell zu tun?«

Mein Partner hob die Augenbrauen. »Meinst du den ehemaligen Agent, der vor Kurzem gestorben ist, Jerry? Ja, ich glaube, dazu gab es ein Memo. Als Donwell beerdigt wurde, waren wir in Philly, wenn ich mich recht erinnere.«

Ich nickte. »Ja, die Geschichte mit dem Anschlag in der Mall.«

»Finden wir heraus, was die beiden zu bereden hatten«, meinte Phil und stiefelte los.

Als wir kurz darauf Mr Highs Büro betraten, arbeitete er an seinem Computer.

»Nehmen Sie Platz«, bat er nach einer förmlichen Begrüßung. »Wie ist das Verhör gelaufen?«

»Nicht gut«, antwortete ich.

Mr High nickte. »Schade, ich dachte, Sie könnten vielleicht zu ihm durchdringen. Es war immerhin einen Versuch wert. Dann kann sich Agent Walters weiter um die Sache kümmern. Für Sie habe ich etwas anderes. Es geht um Agent Clark Donwell, der kürzlich verstorben ist. Kannten Sie ihn?«

»Nicht persönlich«, gab ich zurück. »Er war viele Jahre beim FBI, nicht wahr?«

»Jahrzehnte«, erwiderte Mr High. »Ein guter Mann, der seit seinem sechsundzwanzigsten Lebensjahr beim Field Office Washington tätig war. Er verfügte über einen außergewöhnlichen Spürsinn. Allerdings wurde er laut seiner Akte vor sieben Jahren vorzeitig in den Ruhestand geschickt. Es heißt, er habe er paranoide Tendenzen entwickelt.«

»Das hört sich nicht gut an«, bemerkte Phil.

Mr High räusperte sich. »Ich will nicht vorschnell über Agent Donwell urteilen. Wie ich seiner Akte entnehmen konnte, hat er im Laufe seiner Karriere eine Menge Fälle gelöst. Seine Witwe hat mich aufgesucht. Das ist der einzige Grund, weshalb ich mich überhaupt mit der Sache beschäftige. Sie meinte, ihr Mann habe eine Menge Informationen zu einer Verschwörung zusammengetragen. Auf dem Sterbebett habe sie ihm versprechen müssen, die Unterlagen dem FBI zukommen zu lassen.«

»Verschwörungstheorien? Muss das sein?«, fragte Phil und seufzte.

»Es ist mir lieber, das überprüfen zu lassen. Vielleicht ist an der Geschichte nichts dran. Aber was, wenn Agent Donwell doch einem Verbrechen auf der Spur gewesen ist? Einer Sache, die wir als Hirngespinst abgetan haben, wodurch jedoch vielen Menschen Schaden zugefügt wird? Nein, es ist nicht meine Art, so etwas zu ignorieren. Ich will Gewissheit.«

»Und warum kümmern sich nicht die Kollegen vom Field Office Washington darum?«, wollte Phil wissen.

»Voreingenommenheit«, war die knappe Antwort. »Deshalb will ich jemanden darauf ansetzen, der mit neutralem Blick vorgeht. Ich spreche bewusst nicht von einem Fall, da es noch keiner ist. Aber wer weiß, vielleicht können Sie das Gegenteil beweisen.«

»Kam Claire Donwell deshalb zu Ihnen, Sir, weil sie dachte, dass sie im Field Office niemand ernst nimmt?«, fragte ich.

Mr High nickte. »Ja. Clark Donwell hatte bereits meinen Vorgänger, Assistant Director Homer, über derartige Angelegenheiten informiert. Soweit ich weiß, hat sich daraus nie ein Fall entwickelt. Wir sind es diesem Agent schuldig, seiner Arbeit, auch über die Pensionierung hinaus, wenigstens Aufmerksamkeit zu schenken.«

»Gut, wir übernehmen das«, meinte ich.

Phil schwieg, er war offensichtlich nicht begeistert.

»Die Adresse von Mrs Donwell kann Ihnen Dorothy heraussuchen.«

Wir verabschiedeten uns und verließen das Büro.

»Das gefällt mir überhaupt nicht«, raunte Phil, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Jetzt sollen wir schon Hirngespinsten hinterherjagen.«

»Möglichen Hirngespinsten«, stellte ich klar.

***

Eine Dreiviertelstunde später erreichten wir das Haus, in dem Claire Donwell wohnte. Es befand sich nordwestlich von Washington in einem ruhigen Vorort. Es war nicht besonders groß, eher bescheiden, aber die sauberen Backsteinmauern zeigten, dass es gut in Schuss gehalten wurde. Auch der kleine Vorgarten machte einen gepflegten Eindruck.

»Na dann«, sagte Phil, holte tief Luft und klopfte an die Haustür.

Wenige Augenblicke später öffnete eine modern gekleidete Frau Anfang sechzig.

Sie musterte uns und lächelte dann. »Guten Tag, Agents.«

»Guten Tag, Mrs Donwell«, sagte ich und wies mich aus. »Die Inspektoren Decker und Cotton. Mister High hat uns gebeten, Ihnen einen Besuch abzustatten.«

»Kommen Sie bitte rein.«

Wir betraten das Haus, in dem alles sauber und ordentlich aussah. Die dunkeln Böden waren blitzblank geputzt, die Räume perfekt aufgeräumt.

»Möchten Sie einen Kaffee?«, fragte sie, nachdem Phil und ich im hellen Wohnzimmer Platz genommen hatten.

»Gerne, Ma’am«, antwortete ich.

»Clark hat Kaffee geliebt«, sagte sie traurig, als sie uns kurz darauf einschenkte. »Hat Mister High Ihnen etwas über die Ermittlungen meines Mannes erzählt? Ich meine, über die nach seiner Pensionierung?«

»Wenig«, sagte ich.

»Als Clark freigestellt wurde, war er am Boden zerstört. Es ging ihm schlecht, er wurde sogar eine Zeit lang krank. Als es ihm wieder besser ging, fing er an, sich eine Beschäftigung zu suchen. Aber nicht wie andere Pensionäre, die einen Job als Nachtwächter annehmen oder Eisenbahnmodelle sammeln. Nein, er wollte etwas gegen das Verbrechen unternehmen. Bei seinen privaten Ermittlungen blühte er auf. Allerdings war ich nie sicher, ob überhaupt etwas daran war.«

»Sie wissen also nicht, ob er tatsächlich ein Verbrechen aufgedeckt hat?«, wollte ich wissen.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Beim letzten Fall, den Clark verfolgte, war es irgendwie anders als sonst. Er machte sich wirklich Sorgen.«

»Hat er Ihnen gesagt, worum es ging?«, wollte ich wissen.

»Nein – um mich zu schützen. Das waren seine Worte. Er hat zwei Jahre lang Hinweise zusammengetragen, war manchmal sogar nachts unterwegs, um zu observieren. Ich habe nie einen Blick in seine Unterlagen geworfen. Tatsächlich habe ich das Zimmer seit seinem Tod nur betreten, um sauber zu machen. Wenn Sie wollen, führe ich Sie hoch.«

»Gerne«, sagte ich.

Wir folgten ihr über die schmale Treppe in die obere Etage.

Dort schloss sie eine stabile Tür mit Zylinderschloss auf und trat ein. »Hier ist es. Alles, was Clark in den letzten Jahren zusammengetragen hat.«

Das Zimmer maß etwa neun mal zwölf Fuß und machte einen aufgeräumten Eindruck – mit Ausnahme des Schreibtischs, auf dem sich Dutzende Akten stapelten. An der rechten Wand befanden sich mehrere Aktenschränke.

»Hier finden Sie alles, womit sich mein Mann beschäftigt hat«, erklärte Clair Donwell. »Sie können sich gerne alles ansehen. Und das, was ich dem FBI übergeben sollte, befindet sich in dieser Kiste.«

Aus den Augenwinkeln sah ich Phil aufatmen. Ein Karton mit Unterlagen war weitaus einfacher zu bewältigen als sämtliche Akten, die Agent Donwell hier gelagert hatte.

»Die nehmen wir mit«, erwiderte ich.

Phil nickte. »Damit fangen wir an und kommen wieder, falls wir weitere Unterlagen benötigen.«

»Natürlich kann es nicht schaden, sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen«, ergänzte ich. »Damit wir eine Vorstellung davon bekommen, womit sich Ihr Mann beschäftigt hat. Dürfen wir Fotos machen?«

Mrs Donwell winkte ab. »Kein Problem, wenn Sie wollen, können Sie auch alles mitnehmen. Ich denke, dass Clark den Großteil der Unterlagen bereits in Kopie Assistant Director Homer hat zukommen lassen. Furchtbar, was dem Mann zugestoßen ist. Das hat Clark schwer getroffen.«

»Das ist wahr«, sagte ich und dachte an die Umstände, die vor einigen Jahren zum Tod von H. G. Homer, Mr Highs Vorgänger als Leiter der Operation Section East, geführt hatten.

In der nächsten Stunde arbeiteten wir uns durch die Aktenschränke. Zum Glück hatte Donwell alles gut sortiert. Anschließend griffen wir uns die besagte Kiste und trugen sie nach unten. Wir verabschiedeten uns von Mrs Donwell.

»Ich hoffe, Sie finden etwas«, sagte sie. »Es wäre schön, wenn all die Zeit, die mein Mann investiert hat, nicht verschwendet gewesen wäre.«

»Wir geben Ihnen Bescheid«, erwiderte ich, bevor wir uns auf den Weg machten.

***

»Einige der Sachen waren, wenn du mich fragst, wirklich an den Haaren herbeigezogen«, meinte Phil, als wir mit dem Jaguar unterwegs in Richtung J. Edgar Hoover Building waren. »Nicht gerade Ufosichtungen, aber schon recht absonderliches Zeug. Kein Wunder, dass Donwell frühzeitig pensioniert wurde. Es hätte dem Image des FBI ganz schön schaden können, wenn ein Agent solche Dinge verfolgt und das irgendwann publik wird.«

Ich setzte den Blinker, um abzubiegen, und nickte. »Sicher, ein paar seiner Nachforschungen waren, sagen wir, merkwürdig. Ich hätte mich damit bestimmt nicht abgegeben. Um aber fair zu bleiben: Man hat Donwell praktisch rausgeworfen. Das muss man irgendwie verarbeiten. Manch einer kommt damit zurecht, andere nicht. Und da Donwell vorher schon gewisse Tendenzen hatte, ist es nachvollziehbar, dass er in die Richtung weitergearbeitet hat. Das muss noch lange nicht bedeuten, dass all seine Nachforschungen auf reinen Hirngespinsten beruhen.«

In den FBI Headquarters angekommen, begaben wir uns in mein Büro und packten den Inhalt der Kiste aus. Jeder bekam einen Stapel Akten. Phil besorgte Kaffee, dann machten wir uns an die Arbeit.

Ich erkannte schnell, dass es sich in allen Unterlagen um eine Investmentgesellschaft namens Black Inc. drehte. Ein offiziell in Washington eingetragenes Unternehmen, das ein Vermögen von einigen Milliarden Dollar verwaltete. Das war zwar eine Menge Geld, bei derartigen Firmen aber nicht ungewöhnlich und kein Grund, auf kriminelle Machenschaften zu schließen. Doch da war noch mehr: einige verdächtige Hinweise. So hatte Donwell herausgefunden, dass ein Mann gegen Black Inc. Anzeige wegen Betrug erstattet, diese dann aber kurz darauf wieder zurückgezogen hatte.

»Vielleicht haben sie sich außergerichtlich geeinigt«, mutmaßte Phil.

»Möglich.«

Außerdem hatte Donwell einen ähnlichen Fall dokumentiert, bei dem der Kläger einen Unfall gehabt und anschließend ebenfalls die Anzeige zurückgezogen hatte.

»Es könnte sich wieder um eine Einigung handeln, bei der sie dem Typen einfach Geld gezahlt haben, um die Sache nicht öffentlich werden zu lassen«, sagte Phil. »Große Unternehmen handhaben das oft so. Es ist für sie weitaus weniger kostspielig, Zehntausende von Dollar zu zahlen, als schlechte Publicity zu erhalten.«

Stutzig wurde ich auch bei einem Reporter vor, der kritisch über Black Inc. hatte berichten wollen, dann aber gefeuert worden und seitdem arbeitslos war. Sein angeblicher Informant, ein ehemaliger Mitarbeiter von Black Inc., war spurlos verschwunden.

»Das klingt verdächtig«, gab Phil zu. »Trotzdem muss das noch lange nicht bedeuten, dass Black Inc. Dreck am Stecken hat.«

Ich nickte. »Nein, muss es nicht. Vielleicht hat die Entlassung des Mannes ja andere Gründe gehabt und Donwell hat einfach zwanghaft versucht, eine Verbindung herzustellen. Andererseits könnte an der Sache auch etwas dran sein. Wir sollten dem nachgehen.«

Phil zuckte mit den Schultern. »Also gut, wo setzen wir an?«

»Wir sollten behutsam vorgehen«, antwortete ich nachdenklich. »Ein Unternehmen, das mit solchen Summen hantiert, ist ein Big Player. Eine falsche Beschuldigung kann eine Menge Probleme mit sich bringen, nicht nur für uns. Wir können Concita bitten, sich das Unternehmen anzuschauen. Und was uns betrifft: Ich würde gern mit dem Reporter sprechen, der entlassen wurde.«

Phil hatte nichts einzuwenden. Wir riefen Agent Mendez an, unsere Wirtschaftsexpertin aus Quantico, informierten sie umfassend und baten sie, Erkundigungen über Black Inc. einzuziehen. Sie verfügte über eine Menge Kontakte und sicherte uns zu, diskret vorzugehen.

Dann nahmen wir den Reporter unter die Lupe.

Er hieß Henry Sucre und war auf der Frederick Road in Germantown, ein paar Meilen nordwestlich von Washington, gemeldet, einer einfachen Wohngegend mit vielen ungepflegten Apartmenthäusern und einer Menge Graffiti.

»Da vorne, das muss es sein«, sagte Phil und deutete auf ein Haus, das wahrscheinlich aus den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts stammte. Die Fassade war sicher einmal weiß gewesen, inzwischen war daraus ein schmutziges Grau geworden.

Wir stiegen aus und schauten uns um. Einige Augenpaare musterten uns – und vor allem meinen Wagen.

An der Haustür überflogen wir die Klingelschilder. Der Name Sucre war nicht dabei.

»Fragen wir jemanden im Haus«, schlug Phil vor und war im Begriff, irgendwo klingeln, als ein Mann mit einer braunen Einkaufstüte auf die Tür zukam und uns misstrauisch beäugte.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er mit einem Unterton, der eher nach »besser, Sie suchen schnell das Weite« klang.

»Können Sie«, erwiderte ich. »Wir suchen Henry Sucre.«

Er hielt inne und verzog das Gesicht. »Sucre? Der wohnt hier nicht mehr, schon länger nicht. Wenn Sie ihn finden, dann erinnern Sie ihn daran, dass er mir noch drei Monatsmieten schuldet.«

»Sie sind sein Vermieter?«, erkundigte ich mich.