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Vor Jahren ermordete James Kensington zwölf FBI-Agents. Bevor er festgenommen werden konnte, tötete er sich selbst. Kensington war Mitglied der White Race Army, einer radikalen rassistischen Organisation, die das FBI - Feindbild Nummer eins - für einen Unterdrückungsapparat der Bundesregierung in Washington hielt. Nachdem ein Aussteiger der White Race Army behauptete, Kensington sei gar nicht der Täter gewesen und ein ganz anderes Motiv stecke hinter den Atlanta-Morden, nahmen Phil und ich uns des Falls an. Und schon bald erfuhren wir, dass jemand das J. Edgar Hoover Building, in dem wir unsere Büros hatten, in die Luft sprengen wollte!
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Die Atlanta-Morde
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: (Film) »Sniper – Der Heckenschütze von Washington«/ddp-images
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-6405-7
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Die Atlanta-Morde
James Kensington lag auf der Parkbank. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Die Augen waren geschlossen. In seiner Linken befand sich eine Automatik.
Kensingtons Atem ging schnell und heftig. Nur langsam wurde er etwas ruhiger.
Er öffnete die Augen. Sein Blick verriet latente Unruhe. Er richtete sich auf. Dann betrachtete er die Waffe in seiner Hand, während in der Ferne der Klang von Polizeisirenen zu hören war.
»Sie kommen«, sagte jemand. »Sie kommen, um dich zu holen!«
Die Stimme war ihm sehr vertraut, aber sie existierte nur in seinem Kopf.
»Du musst so viele von ihnen töten, wie du kannst!«, befahl die Stimme.
Kensington richtete sich auf. Er nahm die Waffe von der linken in die rechte Hand. Der Ärmel seiner Jacke rutschte etwas hoch. Ein Tattoo war zu sehen. In eckigen, an SS-Runen erinnernden Lettern standen dort die Worte White Race Army, dazwischen eine stilisierte Faust, die ein als Schattenriss dargestelltes Sturmgewehr in die Höhe reckte.
»Sie werden dich holen und dir schreckliche Dinge antun«, fuhr die Stimme fort. »Es ist Zeit, sich zu wehren. Du darfst nicht zulassen, dass du in ihre Hände gerätst!«
Die Polizeisirenen wurden lauter.
James Kensington spürte, wie ihm das Herz bis zum Hals schlug.
Sein Puls raste förmlich. Für einen Moment fühlte er sich wie gelähmt. Seine Finger krallten sich um den Griff der Waffe.
Die ersten Einsatzfahrzeuge trafen ein.
»Für unsere Rasse, Jim! Für den Süden! Sie wollen nichts anderes, als uns erniedrigen und beherrschen. Aber das wirst du nicht zulassen, mit dir werden sie das nicht tun!«
Kensington wirbelte herum. Er sah die Einsatzkräfte ausschwärmen. Auf ihren Jacken und den Kevlarwesten stand in weißen Buchstaben FBI. So groß, dass man es auch weiter Entfernung noch erkennen konnte.
»Ihr Schweinehunde«, murmelte Kensington. Seine Augen weiteten sich. »Ihr verdammten Schweinehunde!«
Weitere Einsatzfahrzeuge trafen ein. Der Lärm der Sirenen wurde ohrenbetäubend.
Eine Megafonstimme plärrte dazwischen und drang sogar durch das Orchester der Sirenen hindurch. »Achtung, Achtung, hier spricht das FBI! Legen Sie Ihre Waffe nieder und heben Sie die Hände! Leisten Sie bei Ihrer Festnahme keinen Widerstand! Ich wiederhole: Hier spricht das FBI! Bitte …«
Kensingtons Gesicht verzerrte sich. Er riss die Waffe herum.
Er war umstellt.
Von allen Seiten waren Waffen auf ihn gerichtet. Scharfschützen waren in Stellung gegangen.
Ich habe keine Chance!, durchfuhr es ihn. Sie werden mich kriegen!
»Doch, es gibt eine Möglichkeit, ihnen nicht in die Hände zu fallen«, sagte die Stimme. »Aber du darfst jetzt nicht zögern. Sonst machen sie mit dir, was schon mit so vielen anderen geschehen ist …«
»Gehirnwäsche!«, flüsterte Kensington laut.
»Du kannst es verhindern«, wiederholte die Stimme.
Kensington schluckte. »Ich weiß«, murmelte er, während die Megafonstimme erneut zu plärren begann.
James Kensington setzte die Mündung seiner Waffe an die Schläfe – und drückte ab.
***
Phil und ich befanden uns auf halbem Weg zwischen Washington und Baltimore. Es regnete stark. Die Scheibenwischer des Jaguar schafften es kaum, die Scheibe freizubekommen. Außerdem war es dunkel.
Aber der Mann, mit dem wir ein Treffen vereinbart hatten, schien einfach nicht zu den normalen Bürozeiten mit uns reden zu wollen.
»Ich hoffe, das ist nicht einfach nur irgendein Wichtigtuer, mit dem wir unsere Zeit vergeuden«, meinte Phil.
»Wenn jemand etwas über frühere Morde der White Race Army weiß und vor bevorstehenden Terroranschlägen auf Bundesbehörden warnen will, sollten wir das lieber ernst nehmen und notfalls auch eine halbe Stunde mit einem verrückten Wichtigtuer sprechen, der nur ein wenig beachtet werden will.«
Phil zuckte mit den Schultern. »So ähnlich scheint man das auf höherer Ebene wohl zu sehen, Jerry.«
»Sonst hätte man uns wohl kaum auf den Weg geschickt, um uns mit diesem Typen zu treffen«, erwiderte ich.
Alles hatte mit einem anonymen Anruf beim FBI begonnen. Der Anrufer hatte die direkte Durchwahl zu einem ranghohen Mitarbeiter im J. Edgar Hoover Building gehabt. Das Gespräch war aufgezeichnet worden, aber obwohl man genug Audiomaterial zur Verfügung hatte, war es unseren Spezialisten in Quantico nicht gelungen, herauszufinden, wessen Stimme das war. Man wusste nur eines: Der anonyme Anrufer hatte aus einer Telefonzelle in Baltimore angerufen. Die Zahl der Telefonzellen nahm im Zeitalter des Smartphones zwar stetig ab, es gab aber immer noch Tausende davon im ganzen Land. Und für eine geschützte Kommunikation waren sie besser geeignet als jedes Prepaidhandy oder das Internet.
Natürlich hatten unsere Kollegen die Zelle identifizieren können. Aber aus ihrer Lage ließen sich wohl nur bedingt Rückschlüsse ziehen. Es war unwahrscheinlich, dass der Anrufer in der direkten Umgebung wohnte. Wer so viel Wert darauf legte, nicht identifiziert werden zu können, der ging nicht gleich zum nächsten Fernsprecher, sondern machte sich vermutlich die Mühe, drei Subway-Stationen zu fahren. Andererseits sprach die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Anrufer aus dem Großraum Baltimore stammte, wie uns Dr. Mai-Lin Cha, die IT-Spezialistin und Mathematikerin unseres Scientific Research Team, anhand statistischer Auswertungen auseinandergesetzt hatte.
Nur schränkte diese Angabe die Suche nach dem Anrufer nicht gerade so ein, dass man damit rechnen konnte, ihn schnell zu finden.
Jetzt sah es so aus, dass er uns finden wollte.
Treffpunkt war ein 24-Stunden-Diner bei einer Tankstelle am Highway.
Und sobald wir dort eintreffen würden, hieß es für uns einfach nur abwarten. Er würde uns ansprechen.
***
Als wir das 24-Stunden-Diner am Highway erreichten, regnete es nach wie vor Bindfäden. Ich stellte den Jaguar auf einen Parkplatz, der möglichst nah am Eingang lag. Viele Trucks waren um diese Zeit hier zu finden. Man hatte deshalb kaum einen Überblick über das Areal und konnte schlecht erkennen, ob irgendwo ein Pkw zu finden war, dessen Nummer man sich hätte notieren können.
Aber ich war mir sicher, dass unser Mann das einkalkuliert hatte.
Und das schlechte Wetter und die Dunkelheit waren ebenfalls auf seiner Seite.
Ich zog mir die Kapuze meines Parkas über den Kopf.
Auf der vorletzten Stufe zum Eingang blieb ich stehen, drehte mich kurz um und ließ den Blick schweifen. Ein Schatten war mir zwischen zwei Trucks aufgefallen.
»Du willst hier jetzt nicht etwa Wurzeln schlagen, oder, Jerry?«, hörte ich Phils Stimme.
Vielleicht hatte ich mich getäuscht. Aber mein Instinkt sagte mir etwas anderes. Ich folgte Phil in das Diner.
Wenig später saßen wir an einem Tisch in Fensternähe. Ich trank einen Kaffee, Phil gönnte sich einen Hamburger. Außerdem legte ich ein ziemlich zerknittertes Exemplar von Stephen Kings Roman Cujo aufgeschlagen und mit dem Umschlag nach oben auf den Tisch, so, als hätte ich gerade darin gelesen und wollte mir merken, auf welcher Seite ich war.
Das Buch diente als Erkennungszeichen für unseren Kontakt.
Es war gar nicht so leicht gewesen, auf die Schnelle ein Exemplar zu besorgen, denn der Anruf des Unbekannten war erst am Abend eingegangen. Aber einer unserer Kollegen im J. Edgar Hoover Building hatte uns aushelfen können und sein Exemplar für den Einsatz gestiftet.
Die Strategie des Unbekannten lag auf der Hand. Er hatte durch knappe Fristen verhindern wollen, dass der Treffpunkt oder die Umgebung in irgendeiner Form überwacht werden konnten.
Ich nahm einen Schluck aus der Kaffeetasse und ließ den Blick schweifen. Draußen ließ der Regen zwischendurch ein wenig nach und wurde dann wieder heftiger. Durchnässte Trucker kamen herein, bestellten Hotdogs und Steaks.
Ein Fernseher lief. Zwei Wrestler vermöbelten sich vor einer begeisterten Menge, doch von den Gästen schien das kaum jemanden zu interessieren.
»Er lässt uns warten«, meinte Phil, als unser Kontakt auch nicht aufgetaucht war, als mein Partner den letzten Bissen seines Hamburgers gegessen hatte.
»Abwarten«, gab ich zurück. »Wenn er wirklich etwas über die White Race Army weiß, kann das eigentlich nur bedeuten, dass er selbst dazugehört und aussteigen will. Und du weißt so gut wie ich, wie heikel das sein kann.«
Phil nickte. »So einfach lassen die niemanden ziehen.«
»So ist es.«
»Soll ich dir was sagen: Der Kerl ist längst hier im Raum und beobachtet uns«, vermutete mein Freund. »Er will abchecken, ob wir allein hier sind, oder ob uns noch eine Armee von Agents auf den Fersen ist.«
»Gut möglich.«
Ein bulliger Typ in einer Kapuzenjacke fiel mir auf. Er sah schon zum zweiten Mal zu uns herüber und wollte offensichtlich nicht, dass wir davon etwas bemerkten. Im Laufe der Zeit entwickelt man in unserem Job einen Instinkt dafür, zu wissen, wenn jemand einen beobachtet. Und dieser Instinkt meldete sich jetzt gerade bei mir.
Phil hatte den Kerl ebenfalls entdeckt.
Er brauchte nichts zu sagen. Ich sah es ihm an. Und wir wussten beide, wie wir uns jetzt zu verhalten hatten, möglichst unauffällig nämlich. Wir taten so, als hätten wir den Mann nicht gesehen.
Ein paar Minuten vergingen, bis er schließlich an unserem Tisch auftauchte und sich mit seinem Bier zu uns setzte.
Er deutete auf Stephen Kings Cujo.
»Gutes Buch«, meinte er.
»Wenn man Bücher über tollwütige Katzen mag«, entgegnete ich.
Das war der Code. Es ging in Cujo natürlich um einen tollwütigen Hund, nicht um Katzen.
»Okay, fangen wir an«, sagte der Mann. »Ich werde nicht lange bleiben. Ist zu heikel für mich.«
»Wovor fürchten Sie sich?«, fragte ich.
»Dass man mich umbringt.«
»Solange wir bei Ihnen sind, werden wir alles tun, um das zu verhindern«, meldete sich Phil zu Wort.
Der Mann verzog das Gesicht. »Die werden einfach warten, bis Sie nicht mehr in der Nähe sind, schätze ich. Bis jetzt haben die noch jeden gekriegt, den sie kriegen wollten. Und überlebt hat deren Sonderbehandlung für Verräter bisher niemand. Und ein Verräter ist genau das, was ich für die inzwischen bin.«
Er hatte ziemlich lange Arme und gewaltige Hände. So große Hände hatte ich selten gehen. Auf einem der Handrücken waren ein paar Narben zu sehen: schlecht entfernte Tattoos in Hakenkreuzform.
»Mein Name ist Thorne Parker«, erklärte der Mann. »Sie werden in Ihren Dossiers sicherlich einiges über mich finden. Ich bin einschlägig vorbestraft, habe mehrere Gefängnisaufenthalte hinter mir, weil ich Juden, Schwarze und Latinos verprügelt und mich an verschiedenen Aktionen beteiligt habe, die nach Ansicht unserer Regierung gegen das Gesetz sind.«
»Sie sind oder waren Mitglied der White Race Army«, sagte ich. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
Thorne Parker nickte.
»Läuft zurzeit ein Strafverfahren gegen Sie, oder werden Sie gesucht?«, wollte Phil wissen. »Wir würden das ohnehin innerhalb von Augenblicken herausfinden, Mister Parker.«
»Natürlich«, antwortete Parker. Sein Lächeln wirkte verkrampft und säuerlich. »Nein, ich werde im Moment nicht gesucht. Nicht von Ihren Leuten jedenfalls. Dafür von meinen eigenen! Ich will zur Sache kommen: Sie werden sicher von den Atlanta-Morden gehört haben.«
»Das ist eine Weile her«, gab ich zurück. »Ein Mitglied der White Race Army hat Morde an mehreren FBI-Agents begangen.«
»Das FBI ist der Feind für die White Race Army«, bestätigte Parker. »Eine Organisation, die von Yankees geschaffen wurde, um den Süden zu unterdrücken und dafür zu sorgen, dass es keinen Widerstand mehr dagegen gibt, dass Schwarze, Asiaten und Latinos uns unser Land wegnehmen.«
»Sie sagen das immer noch wie einer, der dazugehört«, meinte ich.
»Ich war eben lange dabei«, sagte er. »Das prägt. Aber ich bin ausgestiegen.« Er beugte sich etwas vor und sprach in gedämpftem Tonfall. »Der Mann, den man damals verhaften wollte, war ein gewisser James Kensington. Vor seiner Verhaftung hat er sich selbst erschossen. Man fand eine Waffe bei ihm, mit der alle zwölf FBI-Agents ermordet worden waren.«
»Das ist eine treffende Zusammenfassung dessen, was wir auch wissen«, versetzte Phil.
»Nur wissen Sie nicht, dass der Mann, der sich damals erschossen hat, unschuldig war.«
»Die Waffe, die er verwendete, war identisch mit der Tatwaffe«, gab Phil zu bedenken.
»Der Mann ist benutzt worden. Ein psychisch Kranker, der für die Hintermänner ein nützlicher Idiot war. Was glauben Sie, was passiert, wenn man so einem Irren eine Waffe in die Hand drückt, die vorher für zwölf Morde benutzt wurde, und der Kerl plötzlich von FBI-Agents umstellt ist? Er ballert sich eine Kugel in den Kopf!«
»Haben Sie irgendwelche Beweise für Ihre Theorie?«, fragte ich.
»Die könnte ich besorgen. Die White Race Army finanziert sich durch den Drogenhandel in und um Atlanta. Da gibt es vielfältige Verbindungen zum organisierten Verbrechen. Selbst zu Leuten mit Gesichtern, die so dunkel sind, dass Sie nie darauf kämen, dass jemand, der für die Vorherrschaft der weißen Rasse kämpft, überhaupt mit so einem Typen reden würde.«
»Anscheinend ist man pragmatisch, wenn es ums Geschäft geht«, stellte ich fest.
»Das können Sie laut sagen!«
»Wie ich gerade schon meinte: Wir brauchen Beweise. Anhaltspunkte, denen wir nachgehen können. Namen. Wer steckt zum Beispiel hinter den Atlanta-Morden an unseren Kollegen, wenn es dieser Kensington nicht war?«
»Das bekommen Sie, wenn ich auch etwas kriege.« Er hob die Augenbrauen, sah erst mich und dann Phil erwartungsvoll an.
»Wir können Sie vor Ihren ehemaligen Freunden in Sicherheit bringen«, erwiderte ich.
»Sie meinen so eine Art Zeugenschutzprogramm?«
Ich nickte. »Genau.«
»Das reicht mir nicht. Die haben weitreichende Verbindungen. Ich lebe unter falschem Namen und habe wirklich jede nur erdenkliche Vorsichtsmaßnahme ergriffen. Trotzdem kann ich mir nie sicher sein, dass sie mich nicht doch aufstöbern. Und dann gibt es keine Gnade. Außerdem weiß ich nicht, inwieweit ich Ihren Leuten trauen kann.«
»Sie meinen, es gibt Anhänger der White Race Army beim FBI?«, erkundigte ich mich.
»Natürlich gibt es die, das ist gar keine Frage! Zumindest Verbindungsleute. Die versuchen ganz gezielt, feindliche Organisationen zu infiltrieren.«
»Feindliche Organisationen …«, echote Phil.
»So nennen die Ihresgleichen nun mal«, gab Parker zurück. »Sie müssen mir helfen, vollkommen neu anzufangen. Aber so, dass selbst Ihre Leute meine Spur nicht verfolgen können.«
»Ich weiß nicht, ob sich unsere Vorgesetzten für diese Idee erwärmen können«, zweifelte Phil.
»Außerdem will ich vollständige Immunität«, verlangte Parker. »Und zwar für alle Straftaten, die im Zusammenhang mit meiner Vergangenheit bei der White Race Army vielleicht noch in den Fokus Ihrer Ermittlungen geraten könnten.«
Phil und ich wechselten einen kurzen Blick.
Eines musste man dem Kerl lassen: Er verhandelte ziemlich hart.
»Wenn Sie Immunität für einen Mord wollen, dann wird kein Richter und kein Staatsanwalt da mitspielen, Mister Parker«, erklärte ich ihm dann ruhig.
»Keine Sorge, so etwas ist nicht dabei.«
»Was denn?«, hakte ich nach.
»Ich dachte an all die Dinge, die im Zusammenhang mit der Mitgliedschaft bei einer Organisation wie der White Race Army stehen und aus denen man mir einen Strick drehen könnte. Aber Sie sollten bedenken, dass die Informationen, die ich Ihnen anbiete, wirklich Insider-Informationen sind. An die kommt niemand heran, der nicht zum inneren Kreis gehört, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Wir werden sehen, was wir für Sie in dieser Hinsicht tun können«, versprach ich. »Aber es bleibt dabei: Man wird Ihnen kein Kapitalverbrechen nachsehen.«
»Und wir müssten etwas haben, um alle, die in dieser Sache etwas zu sagen haben, überzeugen zu können«, schloss sich Phil an. »Bis jetzt ist das noch nicht viel.«
»Darf ich daraus schließen, dass dem FBI seine toten Agents und die Frage, wer sie in Wahrheit umgebracht hat, nicht ganz so wichtig ist?«, fragte Parker mit einem zynischen Lächeln auf den Lippen. »Aber vielleicht interessiert es Sie mehr, einen zukünftigen Anschlag auf das J. Edgar Hoover Building zu verhindern.«
»Haben Sie da irgendeinen konkreten Hinweis?«, fragte ich und dachte darüber nach, mit wem ich es da eigentlich zu tun hatte. War dieser Thorne Parker am Ende nur ein Wichtigtuer, der versuchte, uns für seine Zwecke einzuspannen, oder steckte mehr dahinter?
Er zog einen Zettel aus der Hosentasche hervor und schob ihn mir hin.
»Was ist das?«, fragte ich.
»Wofür halten Sie es denn?«
»Sieht aus wie eine Handynummer.«
»Es ist eine Handynummer«, belehrte er mich. »Und zwar die Nummer des Prepaidgeräts, das von einer Person benutzt wird, die einen großen Sprengstoffanschlag auf das FBI-Hauptquartier in Washington plant.«
»Wenn Sie die Identität dieser Person kennen, dann …«, begann ich.