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Gordon Stanford, langjähriger Präsident der New York Yankees, kam unter mysteriösen Umständen ums Leben. Von Stanfords Tod profitierten viele Menschen, sowohl Rivalen im eigenen Team als auch in konkurrierenden Baseballvereinen. Einige Wochen später besuchten Phil und ich den Big Apple, um uns mit Steve Dillaggio ein Spiel der Yankees anzusehen. Der Schlagmann der Red Sox, klarer Favorit in der Major League, starb vor unseren Augen auf dem Feld. Nach diesem Todesfall unterstützen wir unseren New Yorker Kollegen bei den Ermittlungen und erkannten schnell, dass nichts war, wie es schien ...
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Sudden Death
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: (Film) »Acht Mann und ein Skandal«/ddp-images
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-6486-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Sudden Death
Gordon Stanford war in Hochstimmung. Kein schlechtes letztes Gefühl, bevor man aus dem Leben schied. Doch das würde er erst wenige Augenblicke später wissen.
Gerade lehnte er lässig auf den Ellenbogen aufgestützt am Außengeländer seines Penthouse, vierzig Stockwerke über Tribeca. Die dreißig Jahre jüngere Lady, die in diesem Moment vor ihm auf die Knie ging, hatte er am frühen Abend in einer Bar zwei Blocks weiter kennengelernt. Erwartungsvoll griff er nach seinem Hosenknopf. Doch die Frau packte seine Knöchel und veränderte ohne großen Kraftaufwand den Schwerpunkt seiner Körpermitte. Hilflos mit den Armen rudernd stürzte Stanford über das Geländer.
Die Profikillerin arbeitete effizient. Nachdem sie den Mann vom Dach geworfen hatte, ging ihr Puls ruhig und gleichmäßig. Sie wischte ihre Fingerabdrücke von Geländer und Türklinken. Danach spülte sie die beiden Champagnergläser und stellte sie zurück in den Schrank.
Den restlichen Inhalt der Flasche Veuve Clicquot schüttete sie in den Ausguss. Welch eine Verschwendung, dachte sie und schüttelte den Kopf. Doch ihr Honorar würde viel höher ausfallen. Dafür konnte sie bald in Champagner baden, wenn sie wollte.
Sie durfte nur keine Spuren hinterlassen. Das war ein wesentlicher Teil ihres Auftrags. Sonst wäre der Job für diese Bezahlung auch fast zu leicht gewesen.
Die leere Flasche nahm sie mit, um sie später in einem Mülleimer an der Upper East Side zu entsorgen. Dann fuhr sie mit dem Hochgeschwindigkeitsaufzug hinunter ins Erdgeschoss. Niemand hatte sie zu dieser späten Stunde gesehen.
Auch als sie etwas früher am Abend Stanfords privaten Eingangsbereich genutzt hatten, war niemand in der Nähe gewesen. Darauf hatte die Killerin geachtet. Außerdem war es zu diesem Zeitpunkt schon dunkel gewesen.
Es dürfte also keine Zeugen ihres Zusammentreffens gegeben haben. In der Bar, in der sie sich von Stanford hatte ansprechen lassen, hätte auch niemand eine nützliche Beschreibung von ihr abgeben können. Nicht einmal Stanford selbst hatte bis zum Schluss bemerkt, dass sie eine blonde Perücke trug.
Und dass die Sonnenbrille, die sie wie jede zweite Frau in der Weather Up Bar in Tribeca unweit des Broadway aufgesetzt hatte, eigentlich nur dazu diente, ihre Augenpartie wirksam zu verbergen, war ebenfalls niemandem aufgefallen. So verschwand die Profikillerin nach Erledigung ihres Auftrags zu dieser Nachtstunde wieder in der Anonymität, die sie eigentlich nie verlassen hatte.
***
Das Telefon in Steve Dillaggios Schlafzimmer hörte nicht auf, zu klingeln. Er öffnete nur ein Auge und schielte auf die beleuchtete Zeitanzeige des Radioweckers. Irgendwann drehte er sich auf die Seite, nahm missmutig den Hörer ab und meldete sich mit einem brummenden Geräusch.
»Wir haben einen verdächtigen Todesfall, Sir«, kam Special Agent David Spencer gleich zur Sache. Das war der Kollege, der in dieser Nacht im Field Office Dienst hatte.
»Ein verdächtiger Todesfall, sagen Sie?« Steves Unmut wurde immer größer. »Geht es hier nun um Mord oder nicht?«
»Das wissen wir nicht genau«, erwiderte der Special Agent. »Der Mann ist vom Dach seines Penthouse in den Tod gestürzt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann man unmöglich sagen, ob dabei Fremdeinwirkung im Spiel war.«
»Dann ist es auch unmöglich, mich dafür nachts um zwei zu wecken«, brummte der Assistant Director des FBI Field Office New York in den Hörer. »Wenn wir nicht einmal wissen, ob der Mann ermordet worden oder nur unglücklich gefallen ist, könnte das genauso gut ein Fall für das NYPD sein. Ich kann nicht glauben, dass Sie mich deshalb mitten in der Nacht angerufen haben.«
»Legen Sie bitte noch nicht auf«, insistierte Spencer. »Der Mann, der mitten in Tribeca zerschmettert auf dem Bürgersteig liegt, ist Gordon Stanford.«
Keine zwanzig Minuten später fand sich Steve Dillaggio in einer luxuriösen Penthousewohnung mit einem atemberaubenden Ausblick über den Big Apple wieder. Das war zweifelsfrei Stanfords Domizil. Der Assistant Director nickte langsam, als er durch die Räume schlenderte. Überall entdeckte er Trophäen, die vom Ruhm ihres Bewohners zeugten.
Außerdem hatten die Beamten bereits Stanfords Führerschein in einer Jacke an der Garderobe sichergestellt. Ein nächtlicher Anruf beim Hausmeister beseitigte die letzten Zweifel an der Identität des Wohnungsinhabers.
Wohl konnte niemand mehr das Bild im Führerschein mit den Gesichtszügen der Leiche unten auf dem Bürgersteig vergleichen. Die waren nämlich nicht mehr vorhanden. Stanford war mit dem Kopf zuerst aufgekommen.
Doch die Indizien waren eindeutig: Die ersten Ermittlungsbeamten vor Ort hatten die Wohnungstür verschlossen vorgefunden. Dafür stand die Glastür vom Wohnzimmer zur umlaufenden Terrasse des Penthouse weit offen.
Steve war sich sicher, dass die Untersuchung der DNA des Toten seine Identität bestätigen würde. Das durfte nur noch eine Formsache sein. Am nächsten Morgen sollte der Gerichtsmediziner dem AD bestätigen, dass er mit seiner Annahme recht hatte.
Blieb die Frage offen, ob hier ein Mordfall vorlag und das FBI tätig werden musste. Steve rief seinen Mitarbeiter zu sich.
»Wir sollten hier alles sehr gründlich untersuchen«, eröffnete er ihm.
»Sehe ich genauso, Assistant Director«, erwiderte Spencer.
»Wenn wir die Ermittlungen einstellen, bevor wir eine Fremdeinwirkung zweifelsfrei ausschließen können, möchte ich nicht den Aufschrei in der Presse hören«, begründete Steve seine Position. »Vor allem, wenn sich hinterher herausstellen sollte, dass es doch ein Mord war.«
»Zunächst einmal spricht einiges dagegen«, gab der Special Agent zu bedenken. »Die Wohnungstür war verschlossen, und Stanford schien allein gewesen zu sein, als er vom Dach stürzte. Es gibt keine Zeugen, die etwas anderes behaupten.«
»Genauso gibt es aber auch keine Zeugen, die belegen können, dass er allein war«, setzte Steve dagegen.
»Das liegt in der Natur der Sache, wenn man allein ist«, erwiderte Spencer ungerührt. »Außerdem hat die Spurensicherung bisher keine Indizien gefunden, die auf die Anwesenheit einer zweiten Person im Penthouse in den letzten Stunden hindeutet.«
Dillaggio warf seinem Mitarbeiter einen langen Blick zu. »Dann sollten die Kollegen noch einmal ganz genau hinsehen. Und wenn es die ganze Nacht dauert. Schlafen können sie auch morgen noch.«
»Ich verstehe.« Spencer nickte. »Wenn wir hier etwas verpatzen, kommen wir öffentlich an den Pranger. Auch wenn ich mich persönlich gar nicht so sehr für Baseball interessiere. Aber jeder in New York weiß wohl, wer Gordon Stanford ist.«
***
Die Ermittlungsergebnisse, die der Assistant Director am nächsten Vormittag nach nur wenigen Stunden Schlaf auf den Schreibtisch bekam, waren ernüchternd. Nichts. Die Spurenlage war äußerst dürftig.
»Die Befragungen unter den Anwohnern haben heute Morgen nichts ergeben«, berichtete Special Agent Spencer, der gerade in Steves Büro kam, als dieser durch den Bericht der Spurensicherung blätterte. »Weder in Stanfords Haus noch in den umliegenden Gebäuden hat irgendjemand etwas beobachtet. Viele haben schon geschlafen. Und wer noch wach war, hat nicht in Richtung des Penthouse geblickt.«
»Schon klar.« Steve hob müde eine Hand. »Erst als der Mann auf das Pflaster aufschlug und tot war, wurde es interessant. Dann haben plötzlich alle hingeschaut.«
»Aber niemand hat zu diesem Zeitpunkt etwas Verwertbares beobachtet, das für uns interessant sein könnte.«
»Die Spurensicherung hat auch nichts zu bieten.« Der AD wedelte mit der dünnen Akte, in der sich die spärlichen Notizen der Tatortuntersuchung befanden. »Keine Fingerabdrücke, keine fremde DNA, nichts, gar nichts. In diesem Penthouse wirkt alles fast klinisch sauber. So, als hätte dort jemand vorsätzlich Spuren abgewischt.«
»Eigentlich auch schon wieder verdächtig«, meinte Spencer.
»Würde ich ebenfalls so sehen«, stimmte ihm sein Vorgesetzter zu. »Nur haben wir vorerst nichts anderes und müssen nun mit dieser Faktenlage arbeiten. Stellen wir deshalb einmal die Arbeitshypothese auf, Gordon Stanford wäre ohne Fremdeinwirkung vom Dach gestürzt. Welche Möglichkeiten bleiben dann?«
»Im Grunde nur zwei«, gab der Special Agent nach kurzem Nachdenken zur Antwort. »Entweder wollte sich der Mann das Leben nehmen und ist vorsätzlich gesprungen, oder er war unachtsam und ist gestürzt.«
»Ich wage die Behauptung, dass wir die zweite Möglichkeit ausschließen können.«
»Warum?«, wollte Spencer wissen.
»Ich habe hier einen ersten Bericht der Gerichtsmedizin.« Steve nahm eine weitere Akte von seinem Schreibtisch. »Der Tote hatte nur null Komma drei Promille Alkohol im Blut. Das ist alles andere als ein Vollrausch. Damit kann man sogar noch Auto fahren, auch wenn man es nicht unbedingt sollte.«
»Immerhin war Stanford achtundsechzig Jahre alt«, wandte Spencer ein. »Vielleicht konnte er den Alkohol nicht mehr so gut vertragen.«
»Der Mann war für sein Alter topfit«, widersprach Steve. »Das hat nicht nur die Untersuchung des Gerichtsmediziners ergeben. Anders hätte er diesen Job gar nicht machen können. Solche Spitzenkräfte arbeiten jeden Tag zwölf bis vierzehn Stunden.«
»Bleibt die Selbstmordtheorie«, meinte der Special Agent. »Vielleicht litt er ja unter Burn-out.«
»Glaube ich nicht«, entgegnete der AD. »Der Mann tauchte jeder Woche in den Medien auf und wirkte wie aus dem Ei gepellt. So smart tritt man nicht auf, wenn ein Burn-out-Syndrom einen an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt.«
»Manche können sich ziemlich gut verstellen.«
»Wir sollten vorurteilsfrei und nüchtern ermitteln, ob es Anzeichen gab, dass Gordon Stanford selbstmordgefährdet war, Agent Spencer«, schlug Steve vor. »Am besten fangen wir in seinem privaten Umfeld an.«
***
Das war leichter gesagt als getan. Der Präsident der New York Yankees, des erfolgreichsten Baseballvereins in der Geschichte der Vereinigten Staaten, hatte viele Bewunderer, aber keine echten Freunde. Nach drei gescheiterten Ehen gab es auch keine Frau, die ihm wirklich nahestand.
»Gordon konnte immer noch viele Frauen haben«, berichtete einer seiner Vorstandskollegen dem Assistant Director vertraulich. »Er hielt sich gut in Form und sah für sein Alter ganz passabel aus. Hinzu kamen sein Geld, sein Erfolg und sein öffentliches Ansehen. Das wirkte auf viele Frauen anziehend.«
»Und da könnte uns keine mehr über ihn sagen?«, hakte Steve nach.
»Eigentlich ließ Gordon niemanden so recht an sich heran«, lautete die Antwort. »Weder Männer noch Frauen. Er genoss das Leben und den Erfolg. Aber im Grunde vertraute er niemandem und gab auch nichts von sich preis.«
»Hatte er Ängste, oder wirkte er manchmal unsicher?«, wollte der AD wissen.
»Im Gegenteil. Er fühlte sich in seiner Rolle offensichtlich wohl und hatte alles im Griff.«
Steve sah ein, dass er hier nicht weiterkam. Verwandte gab es auch nicht, die ihm mehr Informationen hätten liefern können. Stanfords Eltern waren längst tot, Geschwister hatte er nicht.
»Vielleicht gab es berufliche Probleme«, schlug Special Agent Spencer vor, als der AD das Thema im Kreis seiner Mitarbeiter im Field Office diskutierte.
»Ist zumindest einen Versuch wert«, meinte Steve. »Wir sollten den Verein einmal genauer unter die Lupe nehmen.«
Das Ergebnis war ernüchternd. Gordon Stanford hatte kurz vor seinem Tod einige weitere Höhepunkte seiner Karriere feiern können. Sein Verein war in der letzten Saison nicht nur sportlich mit dem erneuten Gewinn der World Series im Baseball äußerst erfolgreich gewesen, sondern zeigte sich auch wirtschaftlich sehr gesund aufgestellt.
Deshalb hatte Stanford über die Mittel für einige spektakuläre Neueinkäufe von Spielern verfügt und von dieser Möglichkeit ausgiebig Gebrauch gemacht. Die Sportpresse hatte ihm erst vor wenigen Tagen beste Voraussetzungen für eine weitere erfolgreiche Saison bescheinigt. Dabei waren noch nicht einmal alle Vertragsverhandlungen mit den neuen Spielern abgeschlossen.
Es wäre also vermutlich sogar noch besser für ihn gelaufen – wenn Gordon Stanford nicht der Tod dazwischengekommen wäre.
Der AD schüttelte den Kopf, als ihm Spencer die Zusammenfassung über das berufliche Wirken des Opfers vorlegte. »Der Mann hatte ganz gewiss keinen Grund, sich das Leben zu nehmen. Weder beruflich noch privat. Und aus Versehen ist so ein ausgeschlafenes Kerlchen gewiss nicht vom Dach seines eigenen Penthouse gestürzt.«
»Aber Fremdeinwirkung lässt sich nun einmal nicht nachweisen«, gab der Special Agent zu bedenken. »Auch nicht ansatzweise.«
»Dann müssen wir das Thema eben völlig anders angehen«, erwiderte Steve. »Wir sollten überprüfen, wer von Stanfords Tod profitieren könnte.«
***
Auf diese Frage fand das Team um Steve Dillaggio schon bald mehr Antworten, als den Beteiligten lieb sein konnte. Es gab so viele Konkurrenten und Mitbewerber, die nach dem Dahinscheiden des Präsidenten der Yankees Morgenluft witterten, dass es unmöglich erschien, sich auf einen einzelnen Verdächtigen zu konzentrieren.
Das fing schon im eigenen Verein an. Hier standen mehrere heiße Anwärter auf Stanfords Nachfolge bereit, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Vorstands. Seine Stellvertreter machten sich genauso Hoffnungen wie führende Mitglieder des Managements.
Dabei ging es um viel mehr als das bloße Prestige. Es standen buchstäblich mehrstellige Millionenbeträge im Raum. Jahr für Jahr.
Der Präsident des Vereins handelte regelmäßig lukrative Sponsorenverträge aus, die zu Beginn einer jeden Saison erneuert wurden. Dabei fielen immer auch für den Verhandlungsführer attraktive Provisionen ab, ganz legal. Auch nach einer ordentlichen Versteuerung reichten die Zuwendungen einer einzigen Amtsperiode aus, damit ein Mann für den Rest seines Lebens ausgesorgt hatte.
Hinzu kamen die mehr als großzügigen Aufwandsentschädigungen für den Präsidenten und seine Gewinnbeteiligung, die ebenfalls nicht zu knapp ausfiel, weil die Yankees seit vielen Jahren einen Erfolg nach dem anderen verbuchen konnten.
Jeder von Stanfords potenziellen Nachfolgern hatte also ein veritables Motiv, ihn aus dem Leben befördern zu lassen. Aber nicht nur die.
Für die anderen Vereine in der Major League im Baseball war der Weg zu den ganz großen Fleischtöpfen versperrt, solange Gordon Stanford diese für sich allein beansprucht hatte. Die wichtigsten Sponsoren-Etats erhielt immer nur der Präsident der New York Yankees, wenn seine Mannschaft das erfolgreichste Team der Vereinigten Staaten war.
Dafür hatte Stanford mit eiskalter Konsequenz gesorgt. Er hatte stets die besten Spieler eingekauft und seine Männer zu einer unschlagbaren Einheit zusammengeschweißt.
Wer also an den Yankees vorbei an die ganz großen Sponsoren-Etats heranwollte, musste zuerst ihren Präsidenten aus dem Weg räumen. Das hätte nicht nur für die Präsidenten der anderen Vereine, sondern auch für deren Vorstandsmitglieder und Manager eine verlockende Option sein können. So wurde die Zahl der möglichen Verdächtigen immer unüberschaubarer.
Hinzu kamen die Spielerkarrieren, die Gordon Stanford zerstört hatte. Der Einfluss und die Macht dazu waren ihm gegeben worden und er hatte von dieser Möglichkeit in den vergangenen Jahrzehnten ausgiebig Gebrauch gemacht. Wenn er einen Spieler nicht für gut genug gehalten hatte, hatte Stanford dafür gesorgt, dass er nicht mehr zum Einsatz kam.
Für die anderen Vereine war ein solcher Mann dann auch nur noch zweite Wahl. So gab es mehr als genug Ex-Profis der Major League, an deren Scheitern der Präsident der Yankees einen erheblichen Anteil hatte. Und Rache war bekanntlich ebenfalls ein starkes Mordmotiv.
Steve erkannte, dass er an dieser Stelle vorerst nicht weiterkam. Er beschloss, einen alten Freund anzurufen, der früher in New York gelebt hatte und ein langjähriger Fan der Yankees war. Von ihm erhoffte er sich einige zusätzliche Informationen und Anregungen.
***
Sein Freund meldete sich gleich beim ersten Klingelzeichen. »Steve, schön von dir zu hören. Ehrlich gesagt, bin ich aber nicht wirklich überrascht. Ich habe mit deinem Anruf gerechnet.«
Steve konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Ich dachte mir schon, dass du die Zeitung gelesen hast.«
»Steht ja seit Tagen kaum mehr etwas anderes auf den Titelseiten«, erwiderte der Freund.
»Auch in der Washington Post?«
»Wenn der Präsident des erfolgreichsten Sportvereins der nordamerikanischen Major League vom Dach seines Penthouse in den Tod stürzt, ist das ein Ereignis von nationaler Tragweite. Schließlich geht es dabei nicht nur um Sport, sondern auch um das ganz große Geld. Daran kommt die Post nicht vorbei.«
»Gordon Stanford war wohl eine wichtige Schlüsselfigur an den Schalthebeln der wirtschaftlichen Macht in diesem Land«, stimmte Steve zu. »Darüber habe ich in den letzten Tagen viel gelernt. Das war mir vorher gar nicht so bewusst.«
»Als echter Fan ist mir das längst klar gewesen. Aber ich finde es auch schade, dass der Sport so kommerzialisiert wird. Ich hatte schon so manches Mal Sorge, dass dadurch zu viel vom ursprünglichen Geist des Baseballs zerstört wird.«
»Du bist eben schon immer ein Idealist gewesen.«