Jerry Cotton 3182 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3182 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Das FBI ermittelte seit geraumer Zeit zusammen mit der DEA gegen das mexikanische Muerta-Drogenkartell. Nachdem eine junge Frau Juan Santiago, einen in mehreren US-Bundesstaaten gesuchten Verbrecher und Nummer drei des Kartells, in Mexiko bei einem Mord beobachtet hatte, entsandte Mr High Phil und mich in das Land der Azteken, um die örtliche Bundespolizei zu unterstützen. Unser Ziel war es, Santiago festzunehmen und ihn schnell und sicher in die USA zu überführen. Es dauerte allerdings nicht lange, bis wir bei diesem Unterfangen in einen tödlichen Hinterhalt gerieten!

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EPUB

Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Aus dem Hinterhalt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: (Film) »Pearl Harbor«/ddp-images

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6487-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Aus dem Hinterhalt

Ein Schuss hallte durch den weitläufigen Hof. Vor Schreck verschluckte sich Ana Deleos an dem Wasser, das sie gerade trank. Nur mit Mühe schaffte sie es, das Glas festzuhalten und kein Geräusch zu machen, als sie sich nach rechts wandte und durch das Fenster der kleinen Küche sah, was geschehen war.

Ein Mann war erschossen worden. Zusammengebrochen lag er auf dem Boden, mit dem Kopf in einer sich ausweitenden Blutlache. Vor ihm stand ein großer, kräftiger Kerl mit einer Pistole in der Hand. Er steckte die Waffe weg und schaute sich um. Einen Moment lang schien es so, als würde er ihr geradewegs in die Augen blicken. Doch tatsächlich konnte er Ana nicht sehen, weil sich das Licht der mexikanischen Sonne im schmutzigen Fensterglas spiegelte.

Die Angst, dass er sie bemerkte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie wusste, wer er war. Dass er niemals Zeugen zurückließ. Und dass er leichtes Spiel mit ihr hätte, da ihre wenigen Kollegen alle vorne in der Fabrik waren und nicht mitbekamen, was in der abgelegenen Küche oder im Hinterhof passierte.

Instinktiv verharrte Ana in Bewegungslosigkeit und wartete, bis er verschwunden war. Erst dann atmete sie auf. Sie hatte es überstanden. Vorerst.

Es war noch dunkel, als mich das Klingeln des Handys aus meinen Träumen riss. Der schwache Schein einer Straßenlaterne, der durch einen Spalt im Vorhang drang, reichte mir, um die Umrisse der Möbel meines Schlafzimmers in Washington zu erkennen.

Der Klingelton verriet mir, dass Mr High von seinem Büroanschluss aus mit mir sprechen wollte. Mit einer geübten Bewegung nahm ich das Smartphone und richtete mich im Bett auf. Als ich auf das leuchtende Display schaute, sah ich, dass es 5:49 Uhr war. Mein Chef hatte wohl wieder Nachtschicht gemacht. Oder es musste etwas passiert sein.

»Guten Morgen, Sir«, meldete ich mich und versuchte, nicht verschlafen zu klingen, was mir nur leidlich gelang.

»Guten Morgen«, erwiderte er. »Wir haben einen eindeutigen Hinweis erhalten, wo sich Juan Santiago aufhält.«

Jetzt war ich hellwach. »Wo?«, war alles, was ich sagte.

»Kommen Sie ins Büro, dann informiere ich Sie über die Details«, antwortete er. »Stellen Sie sich auf eine Reise in den Süden ein. Phil weiß schon Bescheid. Er wartet darauf, abgeholt zu werden.«

»Ich mache mich sofort auf den Weg, Sir.«

Er bestätigte und legte auf.

Ich legte das Handy weg, stand auf und ging ins Bad. Keine Viertelstunde nach Mr Highs Anruf saß ich in der Tiefgarage am Steuer meines Jaguars und drehte den Zündschlüssel herum. Der Motor heulte auf, und ich fuhr los.

Auf der Fahrt zu Phil dachte ich an Juan Santiago, einen der Männer, die wir seit Monaten zu fassen versuchten. Er war Mitglied der Führungsriege des Muerta-Kartells, genauer gesagt die Nummer drei. Ein großer Fisch. Aufgewachsen war er in den Vereinigten Staaten. Daher kannte er unser Land besser als jeder Mexikaner. Nach einer steilen Karriere als Krimineller war er bald zum Koordinator aller Aktivitäten des Kartells in den USA aufgestiegen. Er hatte den Drogenumsatz seiner Organisation innerhalb von drei Jahren mehr als verzehnfacht. Das war der DEA und dem FBI natürlich nicht entgangen.

Vor ein paar Monaten hatten wir genug Beweise gegen ihn gesammelt, unter anderem wegen Mordes, sodass wir ihn verhaften endlich konnten. Die Aktion entwickelte sich jedoch zu einem Fehlschlag für beide Behörden. Santiago verletzte einige Beamte, konnte flüchten und setzte sich ins Ausland ab. Seit dem Zeitpunkt war er untergetaucht. Wenn Mr High mich zu früher Stunde aus dem Bett warf, dann musste er sicher einen guten Tipp bekommen haben, wo sich Santiago aufhielt. Ich war gespannt.

Als ich an der üblichen Ecke in der Nähe von Phils Apartment eintraf, stand er bereits dort. Er machte einen für die Uhrzeit ungewöhnlich ausgeruhten Eindruck, trug ein modernes Sakko und eine Jeans. Neben ihm standen seine Reisetasche und ein Rucksack.

»Guten Morgen«, begrüßte er mich, nachdem er die Beifahrertür geöffnet hatte, und verstaute sein Gepäck. »Vielleicht geht’s nach Florida. Da soll Santiago vorletzten Monat gesehen worden sein.«

»Keine Ahnung«, erwiderte ich und zuckte ich mit den Schultern. »Der Typ ist glitschig wie ein Aal, schwer zu fassen. Und jedes Mal, wenn er uns entkommt, steigt die Zahl seiner Opfer.«

»Ja, wird Zeit, dass wir ihn aus dem Verkehr ziehen«, sagte Phil, während ich den Blinker setzte und in den Seitenspiegel schaute, um abzubiegen.

Als wir wenig später Mr Highs Büro erreichten, war Dorothy noch nicht an ihrem Platz. Ich klopfte an die schwere Bürotür, dann traten wir ein.

Mr High saß an seinem Schreibtisch. Er sah müde aus. Unter den Augen hatte er dunkle Schatten. Wahrscheinlich hatte er die Nacht durchgemacht oder nur wenige Stunden geschlafen. Darauf deutete auch die leere Kaffeekanne hin, die vor ihm stand.

»Wir haben also einen Hinweis auf Santiago?«, fragte ich, nachdem wir uns kurz begrüßt hatten.

Er nickte. »Laut Augenzeugenberichten soll er sich in Mexiko aufhalten. Er hat dort einen Mord begangen – einen, von dem wir wissen.«

»Dann hat er diese schlechte Gewohnheit nicht abgelegt«, meinte Phil ernst und runzelte die Stirn. »Das wird ihm diesmal hoffentlich zum Verhängnis werden. Wie lange liegt die Tat zurück?«

»Nicht einmal einen Tag«, antwortete Mr High. »Die Spur ist also noch frisch. Allerdings sollten wir uns nicht darauf verlassen, dass es sich tatsächlich um Santiago handelt. Andererseits können wir einen solchen Hinweis nicht ignorieren.«

Ich nickte.

»Fliegen Sie nach Mexiko und nehmen Sie den Mann fest«, fuhr der Assistant Director fort. »Selbstverständlich in Zusammenarbeit mit den mexikanischen Behörden. Santiago hat sowohl dort wie auch bei uns unzählige Verbrechen begangen. Dafür würden wir ihn gerne hier vor Gericht stellen. Wahrscheinlich werden die Mexikaner nichts dagegen haben, da eine Gerichtsverhandlung in Mexiko zu einer Reaktion des Kartells führen könnte. Das ist ja schon oft genug vorgekommen.«

»Sicher, wenn wir die Nummer drei des Muerta-Kartells verurteilen, werden die nicht erfreut sein«, meinte ich. »Vor allem, da die Nummer zwei, Roberto Magris, vor wenigen Wochen von Federales erschossen worden ist. Die Mexikaner übergeben uns Santiago und nutzen uns dadurch praktisch als Blitzableiter für den Zorn des Kartells.«

Mr High lehnte sich im Stuhl zurück. »Nach Magris’ Tod wäre Santiagos Verhaftung ein weiterer Schlag gegen das Kartell. Dann hätte die Nummer eins ihre wichtigsten Handlanger verloren und wäre gezwungen, ihre Deckung zu verlassen. Das ist genau das, was wir wollen, um die Führungsriege des Kartells endgültig zu zerschlagen. Aber im Moment gilt unsere Aufmerksamkeit Santiago. Ich habe hier die Informationen zu seinem möglichen Aufenthaltsort zusammengestellt. Die können Sie durchgehen, während Sie unterwegs sind.« Er reichte Phil einen USB-Stick.

Mein Partner nahm ihn entgegen und steckte ihn ein. »Da wird uns auf dem Flug nicht langweilig.«

»Melden Sie sich, sobald Sie in Mexiko angekommen sind«, sagte Mr High und setzte eine besorgte Miene auf. »Und noch etwas: Unterschätzen Sie das Kartell nicht. Auch wenn Santiago untergetaucht ist und im Verborgenen agiert, wird er gut geschützt sein. Gehen Sie kein Risiko ein, vertrauen Sie niemandem. Bei allem, was wir bisher bei diesem Fall erlebt haben, den Rückschlägen der vergangenen Monate, gibt es nichts, was ich dem Kartell nicht zutrauen würde. Falls Sie Unterstützung benötigen, melden Sie sich.«

»Darauf kommen wir zu gegebener Zeit gerne zurück«, versicherte ich. »Spätestens wenn wir Santiago mithilfe der Federales festgenommen haben.«

»Sie müssen nicht so lange warten. Nichts gegen unsere mexikanischen Kollegen. Viele von ihnen sind hingebungsvolle Beamte, die für den Kampf gegen das Verbrechen in ihrem Land viel riskieren. Allerdings gibt es auch einige, deren moralische Standards nicht so erhaben sind. Ihr Kontaktmann sollte meiner Einschätzung nach vertrauenswürdig sein. Jemand vom Kartell hat seine Schwester getötet. Seitdem führt er einen persönlichen Kreuzzug gegen das Kartell. Das muss aber nicht heißen, dass er immer in unserem Sinne handelt. Bleiben Sie also wachsam.«

»Wir werden Augen und Ohren offen halten und umsichtig vorgehen«, versprach Phil.

Wir besprachen noch ein paar Details, anschließend verabschiedeten wir uns von Mr High.

***

Der Flug verlief unspektakulär. Eigentlich waren es zwei Flüge, denn unser erstes Ziel war der General Mariano Escobedo International Airport in Monterrey, Mexiko, gut hundert Meilen südlich von Texas. Von dort ging es mit einer kleineren Maschine weiter nach Westen, und zwar nach Torreón. Dort landeten wir auf dem Francisco Sarabia International Airport.

Torreón war eine Stadt mit rund sechshunderttausend Einwohnern und somit nicht gerade klein. Außer man war, wie Phil und ich, Riesenstädte wie New York gewohnt.

Als sich die Tür des Flugzeugs nach der Landung öffnete, kam uns trockene, heiße Luft entgegen. Nach dem Aufenthalt in der temperierten Kabine war das gewöhnungsbedürftig, wenn auch keine Überraschung. Wir waren oft genug in Mexiko gewesen, um zu wissen, dass es dort richtig heiß werden konnte. Daher trugen wir luftige Kleidung an.

Der Flughafen war kleiner als diejenigen, die ich von der Ostküste der Vereinigten Staaten kannte. Hier gab es neben den größeren Düsenflugzeugen viele ein- und zweimotorige Propellermaschinen. Etwa ein Dutzend stand in der Nähe der Landebahn.

Phil hielt die Hand schützend über die Augen und schaute in den blauen Himmel. Ein Wagen kam auf uns zu gefahren. Durch die getönten Scheiben war nicht zu erkennen, wer darin saß. Ich spannte unwillkürlich meine Muskeln an und machte mich bereit, die Glock zu ziehen. Mexiko war nicht zu vergleichen mit den Vereinigten Staaten. Hier waren Angriffe auf Polizeibeamte nicht ungewöhnlich. Auch vor FBI-Agents schreckte man nicht zurück. Die Tatsache, dass Phil und ich als Inspektoren einen höheren Posten bekleideten, würde sicher kein Kartellmitglied davon abhalten, uns zu töten. Ganz im Gegenteil.

Auch Phil fixierte den Wagen und war bereit, sich zu verteidigen.

Das Fahrzeug hielt gut zehn Yards von uns entfernt. Dann geschah einige Sekunden lang nichts. Schließlich wurde die Beifahrertür geöffnet und ein Mann stieg aus. Es handelte sich um einen Mexikaner, keine Frage. Er hatte schwarzes Haar, das kurz geschoren war. Seine Nase war etwas zu breit für sein Gesicht, dennoch sah er recht gut aus. Als er näher kam, bemerkte ich, dass er das rechte Bein ein wenig nachzog. Davon abgesehen galt meine Aufmerksamkeit der Waffe, die er bei sich trug.

»Willkommen in Mexiko, ich bin José Villoros, Policía Federal, División Antidrogas«, begrüßte er uns freundlich.

Wir verlangten nicht, dass er sich auswies. Mr High hatte uns genug Informationen gegeben, dass wir ihn einwandfrei identifizieren konnten. Er sah ein wenig älter aus als auf den Fotos.

»Inspektor Decker«, erwiderte Phil und schüttelte ihm die Hand.

»Inspektor Cotton«, sagte ich und tat es ihm gleich.

Dabei schaute ich Villoros in die hellbraunen Augen. Es war ihm anzusehen, dass er schon einige schmerzvolle Erfahrungen hinter sich hatte. Und das, obwohl er noch relativ jung war, nicht einmal dreißig. Ich überlegte, was ihm neben dem Verlust seiner Schwester noch zugestoßen sein konnte.

Mir fiel auf, dass er keine Uniform trug. Wahrscheinlich wollte er nicht auffallen. Wenn man es mit einem Gegner wie dem Muerta-Kartell zu tun hatte, war es besser, nicht als Zielscheibe herumzulaufen.

»Wollen wir?«, fragte er, deutete in Richtung seines Wagens und schaute sich wie ein Bodyguard nach etwaigen Bedrohungen um.

Wir verstauten unser Gepäck im Kofferraum, dann stiegen wir ein. Neben Villoros war nur noch der Fahrer im Wagen, ebenfalls ein Mitglied der mexikanischen Bundespolizei, den uns Villoros vorstellte. Dabei vergaß er nicht, darauf hinzuweisen, dass er absolut vertrauenswürdig sei. Ich hatte das schon oft gehört, blieb argwöhnisch, zeigte es aber nicht.

Wir verließen den Flughafen und fuhren Richtung Innenstadt. Die Straßen waren reparaturbedürftig, hatten viele Schlaglöcher. Wegen der harten Federung des Wagens konnte man jedes einzelne spüren.

Die Gegend, durch die wir anfangs kamen, machte einen ärmlichen Eindruck. Niemand schien sich um die Instandhaltung der Häuser zu kümmern. Auf den Bürgersteigen bewegten sich merkwürdige Gestalten. Ein paar Kinder spielten auf einer ungepflegten Wiese Fußball. Wahrscheinlich träumten sie davon, einmal große Spieler zu werden, Stars, um den armen Verhältnissen entfliehen zu können.

»Wohnen Sie hier in der Stadt?«, fragte Phil unseren Kontaktmann.

»Nicht in diesem Viertel, aber in der Stadt«, antwortete Villoros. »Es sieht nicht überall so aus wie hier. Die Gegend um den Flughafen ist in den letzten Jahren ziemlich heruntergekommen. Bei all dem Geld, das in die Verbrechensbekämpfung gesteckt wird, bleibt nicht viel für andere, ebenfalls wichtige Projekte übrig.«

»Ein paar finanzkräftige Sponsoren wären gut«, bemerkte Phil.

Villoros lächelte verbissen. »Sicher wären die gut. Leider ist es in dieser Gegend schwer, Investoren zu finden. Zwar haben wir in den letzten zwei Jahren Fortschritte gemacht, aber es ist vielen potenziellen Geldgebern immer noch zu unsicher. Das Muerta-Kartell ist einer der Hauptgründe für die Situation. Aber es gibt natürlich viele weitere.«

»Wenn wir Santiago schnappen, sollte es wieder ein wenig besser werden«, sagte Phil.

»Das ist zu hoffen«, erwiderte Villoros und holte tief Luft.

Die Probleme seiner Stadt und der Leute, die dort lebten, ließen ihn offensichtlich nicht kalt. Das war ein gutes Zeichen. Er war keiner von denen, die durch die Macht des Kartells so sehr eingeschüchtert waren, dass sie keine Hoffnung mehr hatten. Ein guter Mann. Ich hoffte, dass wir in der Lage sein würden, ihn bei seinem Kampf gegen das Kartell zu unterstützen.

Als wir an einer roten Ampel anhalten mussten, schaute ich mich aufmerksam um. Auch Phil und die beiden Mexikaner waren auf der Hut. Ein bewegungsloses Fahrzeug war ein besseres Ziel als eines, das auf der Straße fuhr.

Ich entdeckte eine Gruppe Jugendlicher, die uns aber nicht beachtete. Eine ältere Frau mit gebücktem Oberkörper ging vor uns über die Straße. Jeder Schritt schien ihr schwerzufallen. Hinzu kam, dass sie eine Tasche mit Einkäufen bei sich hatte. Unter anderen Umständen wäre ich ihr zur Hilfe gekommen, aber hier war es nicht ratsam, das Auto zu verlassen.

Unser Fahrer wartete, bis die Ampel wieder Grün zeigte, dann gab er Gas. Der Wagen fuhr weiter, und wir ließen die Flughafengegend hinter uns. Die Umgebung sah bald tatsächlich besser aus. Es gab weniger Müll auf den Bürgersteigen, und die Häuser waren besser in Schuss.

»Hier kümmern sich die Leute mehr um ihr Eigentum, nicht wahr?«, stellte Phil fest.

Villoros nickte. »Ja, die Bewohner haben mehr Geld. Reich sind die meisten auch nicht, aber in diesem Viertel lässt es sich relativ gut leben. Ich bin hier, ein paar Straßen weiter, aufgewachsen.«

Bis zur Polizeistation brauchten wir nur noch ein paar Minuten. Wir passierten eine Schranke, die zum Hinterhof führte. Es gab zwei mit Schnellfeuergewehren bewaffnete Posten. Ich konnte nicht sehen, ob ihre Waffen entsichert waren, hatte aber schon davon gehört, dass es einige der Polizisten in den Krisengebieten Mexikos so handhabten. Es gab ihnen den Bruchteil einer Sekunde mehr Zeit, um im Fall eines Angriffs zu reagieren. Das konnte ihnen das Leben retten. Außerdem hatte ich mir sagen lassen, dass sie mit einer entsicherten Waffe in der Hand aufmerksamer waren.