Jerry Cotton 3186 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3186 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Von den Sets der weltberühmten Actionfilmreihe Jack Hart in Washington, Las Vegas und im Grand Teton National Park, Wyoming wurden drei ungewöhnliche Fahrzeuge gestohlen, Autos der Superlative aus der schottischen Sportwagenschmiede Hunt Motors, die extra für den Film hergestellt worden waren. Sie steckten voller neuester Technologie und waren mehrere Millionen Dollar schwer. Da die Spuren tief in den Sumpf des organisierten Verbrechens führten, nahmen Phil und ich die Ermittlungen auf. Und schon bald hatten wir es nicht nur mit schwerem Diebstahl, sondern auch mit einem kaltblütigen Mord zu tun ...

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EPUB

Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Mord am Set

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: (Film) »Better call Saul«/ddp-images

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6491-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Mord am Set

Jimmy Olsen erwachte aus seiner Ohnmacht. Das Pochen in seinem Kopf rief ihm den Griff des Magnum Colt in Erinnerung, der dafür verantwortlich war. Erst nach einem kurzen Moment konnte sich Jimmy orientieren. Er saß angeschnallt auf dem Fahrersitz eines Autos, die Hände mit Kabelbinder ans Lenkrad gefesselt. Seine Schiebermütze mit dem Texaco-Emblem war ihm in die Stirn gerutscht. Er sah aus dem Seitenfenster. Der Typ, der ihn erst hergeholt und dann niedergeschlagen hatte, drückte einen roten Knopf an der Steuerung der Presse. Die Hydraulik jaulte auf. Der Besucher hantierte am Joystick einer Fernsteuerung herum, die um seinen Hals hing. Kurz darauf packte eine Riesenhand den Wagen und hob ihn mitsamt Jimmy Olsen in die Luft. Während das Fahrzeug in Richtung Schrottpresse schaukelte, rüttelte Jimmy verzweifelt am Lenkrad. Als ihm bewusst wurde, welches Schicksal diese Nacht für ihn bereithielt, begann er, zu kreischen wie eine alte Jungfer. Natürlich gab es im Umkreis von zehn Meilen niemanden, den sein Gebrüll interessierte.

Erst nachdem die Schrottpresse den Wagen unter nervenzerrüttendem Knirschen zu einem Würfel von zweieinhalb Fuß Seitenlänge presste, verstummten Jimmy Olsens Schreie.

Phil und ich trabten atemlos in Mr Highs Vorzimmer.

Seine Sekretärin Dorothy Taylor sah überrascht von ihrem Schreibtisch auf. »O, hallo. Sie haben es ja doch noch rechtzeitig geschafft.«

»Aber zu welchem Preis, Dorothy?«, keuchte ich und wedelte mit der Verwarnung über fünfundfünfzig Dollar, die mir der Uniformierte von der Highway Patrol in die Hand gedrückt hatte. »Phil hat mich einen kurzen Moment abgelenkt, und schon war ich höchstens eine Meile über dem Speed Limit.«

»Acht Meilen pro Stunde, um es genau zu sagen. Und ich habe mich immerhin beteiligt, Evel Knievel«, bemerkte Phil.

»Sie können direkt rein, Mister High erwartet Sie«, meinte Dorothy. »Und so gerne ich Sie unterstützen würde, aber den Strafzettel müssen Sie leider selbst bezahlen.«

Ich klopfte, wartete die Aufforderung ab, einzutreten, und öffnete die Tür.

Phil und ich tauschten einen irritierten Blick. Der Chef saß nicht wie üblich an seinem Schreibtisch, versteckt hinter Aktenbergen. Er stand, die Hand in die Hüfte gestemmt, vor dem Flachbildschirm, der an einer Wand montiert war, und sah einen Hollywood-Film an. An einem Vormittag.

»Kommen Sie rein, Gentlemen. Setzen Sie sich.« Der Blick des Chefs klebte am Bildschirm.

Dorothy kam und stellte Kaffee bereit. Als während einer besonders wilden Autoverfolgungsjagd Reifenquietschen ertönte, obwohl die Autos über Sandboden fuhren, brach der Chef in Gelächter aus. Schließlich drückte er einen Knopf der Fernbedienung, und das Bild fror mitten in der Explosion eines Tanklastzugs ein.

Mr High nahm uns gegenüber auf einem Stuhl Platz.

»Ich wusste gar nicht, dass es Sie noch nach Action verlangt, Sir«, wunderte ich mich. »Oder handelt es sich um eine berufliche Fortbildung?«

Der Chef lachte. »Nein, Jerry. Ich war schon seit Jahren nicht mehr zur Erbauung im Kino. Kennen Sie den Streifen?«

»Jack Hart?«, spekulierte ich, denn ich hatte das Gesicht des Hauptdarstellers Alistair Parker erkannt.

»Sehr richtig. Jack Hart – Im Auge des Hurrikans. Der achtzehnte Film in der Jack-Hart-Reihe, wie man mir sagte. Kam vor zwei Jahren heraus und spielte weltweit eine Milliarde Dollar ein.«

»Ich gehe nicht in diese Art Filme«, sagte Phil lapidar. »Die Action regt mich viel zu sehr auf.«

»Ist das nicht ein Hunt HM-elf?«, fragte ich, mit dem Finger auf das Standbild deutend, wo aus der Flammenhölle die markante Schnauze eines englischen Sportwagens hervorsprang wie ein Raubtier auf der Flucht.

Mr High nickte zustimmend. »Womit wir bei der Frage angekommen sind, warum ich Sie beide hergebeten habe. Denn dass ich mir einen Jack-Hart-Streifen nicht zum Zeitvertreib ansehe, können Sie sich sicher denken.«

Er holte eine Aktenmappe hervor und präsentierte uns das Bild eines Sportwagens, der mit demjenigen auf dem Bildschirm eine gewisse Ähnlichkeit hatte. Er sah höchstens noch ein wenig windschnittiger und moderner aus.

»Der Nachfolger des HM-elf ist der Hunt HM-dreizehn. Keine Ahnung, was mit dem HM-zwölf passiert ist, das Management von Hunt Motors ist schweigsamer als die CIA. Der HM-dreizehn wurde speziell für den neunzehnten Jack-Hart Film Phantom Abyss entwickelt, der im Moment gedreht wird. Genauer gesagt handelt es sich um drei Prototypen des Modells. Entworfen und zusammengeschraubt in Edinburgh, Schottland, extra eingeflogen für die Dreharbeiten in die USA. Und vor drei Tagen gestohlen von den Sets in Washington, Las Vegas und im Grand Teton National Park.« Der Chef ließ die Information einsickern.

»Geklaut, Sir? Alle drei auf einmal?«, wunderte sich Phil.

»Mehr oder weniger, mit wenigen Stunden Abstand«, antwortete der Chef.

»Wenn die bei eBay versteigert werden, bietest du besser nicht mit«, neckte mich Phil. »Sonst kassierst du noch ein paar mehr Strafzettel.«

»Auf meinen Jaguar lasse ich nichts kommen«, wehrte ich ab.

»Das Diebesgut loszuwerden, dürfte nicht einfach werden«, sagte Mr High. »Den Wagen gibt es offiziell gar nicht zu kaufen. Vielleicht wird es das auch nie, denn der Hersteller hat bislang keine Pläne für eine Serienfertigung verlautbart.«

»Und was haben wir beide damit zu tun?«, fragte ich. »Ich meine, ich hätte ja nichts gegen ein Verfolgungsrennen gegen professionelle Autodiebe. Die landen wenigstens nicht bei der erstbesten Kurve im Potomac.«

»Ich schon«, wandte mein Partner ein, der üblicherweise auf dem Beifahrersitz Platz nehmen musste.

»Aber ist Autodiebstahl nicht eher etwas für die zuständigen Field Offices?«, fuhr ich fort.

»Ihr Engagement war ursprünglich nicht vorgesehen. Der Fall wurde von Agent Christopher Hill aus dem Field Office Washington bearbeitet. Dann kam ans Licht, dass Hill nebenberuflich als Berater für Centennial, die Produktionsfirma der Jack-Hart-Reihe tätig ist. Und zwar ohne Genehmigung seines Vorgesetzten und ohne Kenntnis der Behörde.«

Der Name Christopher Hill brachte irgendetwas in mir zum Klingen. Das sagte ich auch Mr High.

»Hill war einer von drei Agents aus dem Field Office, die vor einem Jahr Gegenstand einer internen Untersuchung wegen Korruptionsverdachts waren. Die Anschuldigungen wurden fallen gelassen, da man ihm nichts nachweisen konnte. Aber den Ruch der Bestechlichkeit ist er nicht losgeworden.«

»Das Field Office in Washington ist sicher groß genug, um Hill zu ersetzen«, gab ich zu bedenken.

»Durchaus, Jerry. Aber das ist nicht alles. Sagt Ihnen beiden der Name LaRocca etwas?«

»Es gibt eine LaRocca-Familie in Pittsburgh. Die verdienen Geld mit Schrott. Im Wortsinn, sie besitzen Schrottplätze und verschieben Diebesgut, gestohlene Luxuslimousinen vor allem«, wusste Phil.

»Der Haupt-Stuntman am Set in Washington ist ein gewisser Tony LaRocca, Spross ebenjener Pittsburgh-LaRocca-Familie.«

Das war natürlich etwas anderes. Wenn der Mob hier seine Finger im Spiel hatte, war der Diebstahl dreier Supersportwagen durchaus Phils und meine Domäne.

»Dann muss man wohl nur eins und eins zusammenzählen«, schloss mein Partner. »Nehmen wir uns diesen LaRocca vor. Das wird ein Spaziergang.«

Mr High schob mir die Aktenmappe herüber. »Da bin ich mir nicht so sicher. Möglicherweise steckt mehr dahinter, als wir vermuten. Auf jeden Fall lassen Sie sich diesmal einen Wagen aus dem Fuhrpark geben, der ein paar mehr PS unter der Haube hat.«

Ich grinste in Phils Richtung.

»Na toll«, seufzte er und rollte mit den Augen.

Wir waren drauf und dran, das Büro des Chefs verlassen, als er mich noch einmal zurückrief und mich bat, die Tür zu schließen.

»Eine Sache noch, Jerry, eine ziemlich wichtige sogar.«

»Ja, Sir?«

»Kommen Sie nicht ohne eine Autogrammkarte von Alistair Parker zurück, sonst redet Dorothy kein Wort mehr mit uns beiden.«

***

Unser erster Weg führte uns zum Drehort von Jack Hart in Washington, dem Pool am Lincoln Memorial. Hier waren zuvor schon so viele Filme gedreht worden, dass jeder Amerikaner den Ort auf dem Bildschirm im Bruchteil einer Sekunde erkannte. Auf dem Weg dorthin studierte Phil die Akte und setzte uns beide über die wichtigsten Ergebnisse der bisherigen Ermittlungen ins Bild.

Am Lincoln Memorial angekommen, mussten wir uns an einem Sperrgitter ausweisen. Die Location war weiträumig abgeriegelt, Hunderte Fans drängelten sich, um einen Blick auf Alistair Parker und seine Filmpartnerin Anna-Nicole Royce zu erhaschen. Der finster dreinschauende glatzköpfige Security-Gorilla mit dem dunklen Anzug und dem Knopf im Ohr sah selbst aus wie eine Figur aus einem drittklassigen Actionstreifen. Als wir durch die Absperrung marschierten, schrie mir eine junge Lady zu, sie sei buchstäblich zu allem bereit, wenn ich sie nur mitnähme.

»Unglaublich, oder?«, wunderte sich Phil kopfschüttelnd.

»Links am Pool vorbei auf der Wiese neben dem Zelt der Maske steht der Produzententrailer. Da finden Sie auch Mister Weintraub«, wies uns der Security Guard den Weg.

An der Kopfseite des Pools wimmelte es nur so vor Leuten. Eine Kamera wurde auf einen Schienenwagen montiert, Reflektoren wurden ausgerichtet, um die Szenerie optimal zu beleuchten, und jeder zweite schrie wichtig in sein Funkgerät. Phil und ich bahnten uns einen Weg durch das Chaos, ohne dass jemand sonderlich Anteil nahm. Auf einer Wiese etwas abseits standen Wohnwagen, die von extra Security-Personal bewacht wurden. Wieder wurden unsere FBI-Ausweise neugierig beäugt, bevor man uns ins Heiligtum vorließ.

Die Tür eines der Trailer wurde aufgestoßen und Anna-Nicole Royce, derzeit eines der angesagtesten Models der Welt und erfolgreiche Schauspielerin, trat heraus. Für ihren perfekten Look waren sicher ein Dutzend Stylisten verantwortlich. Was auch immer der Spaß gekostet hatte, jeder Cent war gut investiert. Royce sah in natura mindestens ebenso hinreißend aus wie auf der Leinwand. Sie drehte sich zu mir und lächelte mich an. Ich lächelte zurück.

»Mein bestes Pferd im Stall, auch wenn sie gelegentlich die Peitsche braucht«, ertönte eine sonore Stimme hinter uns. Ich drehte mich um.

Harry Weintraub, Produzent der Jack-Hart-Reihe sowie mehrerer Dutzend weiterer Blockbuster und einer der einflussreichsten Männer Hollywoods, stand hinter uns. Er maß mehr als sechs Fuß und wog sicher drei Zentner. So makellos Royce war, so abstoßend war Weintraubs Äußeres mit dem pockennarbigen Gesicht und dem strähnigen Haar, das er seine Glatze notdürftig kaschierend quer über den breiten Schädel drapiert hatte. Die Schöne und das Biest, fuhr es mir durch den Kopf, und Phil schien das Gleiche zu denken.

»Mister Weintraub, ich bin Inspektor Cotton vom FBI, und das ist mein Partner Inspektor Decker«, stellte ich uns vor.

»Ich weiß, wer Sie sind, Cotton. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus.«

Eine junge Frau reichte Weintraub ein Klemmbrett. Er studierte das Dokument und unterschrieb mit einem vergoldeten Füllfederhalter, den er aus seinem Jackett fischte. »Sagen Sie Adrian, noch eine Überschreitung seines Budgets und ich werfe ihn den Löwen zum Fraß vor.«

Die Frau nickte stumm.

»Ist jemand am Set ermordet worden?«, fragte Weintraub schließlich, nachdem sie sich wieder zurückgezogen hatte. »Ich meine wahrhaftig ermordet, nicht nur auf Zelluloid? Der Drehbuchautor war heute Morgen ziemlich nah dran. Dem Idioten hätte ich liebend gern den Hals umgedreht.« Er brach über seinen Scherz in Gelächter aus. Es ähnelte dem Wutschnauben eines Walrosses.

»Es geht um die drei gestohlenen Hunt HM-dreizehn«, sagte ich.

Weintraub zog eine Augenbraue hoch. »War dafür nicht dieser Mister Hell zuständig?«

»Agent Hill. Inspektor Decker und ich haben den Fall aufgrund seiner Dimension übernommen.«

»Was genau meinen Sie denn mit ›Dimension‹?« Weintraubs ohnehin schon kleine Augen verengten sich zu Schlitzen.

»Können wir Mister LaRocca sprechen?«, ignorierte ich die Frage.

Weintraubs Handy klingelte. Kommentarlos wandte er sich ab und entfernte sich einige Schritte von uns, während er das Gespräch annahm. Phil und ich warteten geduldig, bis er wieder zurückkehrte.

»Entschuldigung, wie lautete Ihre Frage?«

»Tony LaRocca, wir möchten ihn sprechen«, antwortete ich.

»LaRocca, wieso ausgerechnet den?«

»Weil wir mit jedem sprechen, der …«, setzte Phil an.

Wieder klingelte Weintraubs Mobiltelefon. Er griff danach und war im Begriff, sich ein weiteres Mal von uns wegzudrehen.

Da entwand ich ihm das Gerät, nahm das Gespräch an und sagte: »Mister Weintraub ist die nächsten zehn Minuten nicht zu sprechen.« Dann ließ ich sein Handy in meiner Jacketttasche verschwinden.

Weintraub sah mich fassungslos an, dann brach er in wieherndes Lachen aus. »Falls Sie je Interesse an einem Job in Hollywood haben, rufen Sie mich an. Männer Ihres Kalibers kann ich gebrauchen.«

In diesem Moment klingelte es wieder in seiner Tasche. Weintraub zog ein anderes Telefon heraus. »Was? Nein, natürlich bin ich zu sprechen. Mein neuer Assistent ist nur etwas übereifrig.« Er zwinkerte mir zu. Nachdem er das Telefonat beendet hatte, stellte er sein Handy demonstrativ ab.

»Wir befragen jeden, der mit den Sportwagen zu tun hatte, auch Tony LaRocca«, erklärte ihm Phil.

»Tony ist nicht in Washington, er musste nach Las Vegas, ein Set Piece vorbereiten. Sie können aber Logan McPherson sprechen, den Geschäftsführer von Hunt Motors. Er trägt die Verantwortung für einen Teil des Fuhrparks.«

»Warum ist Mister McPherson nicht nach Schottland zurückgekehrt?«, wollte ich wissen.

»Fragen Sie ihn selbst. Wir haben die HM-dreizehn inzwischen durch Autos eines anderen Herstellers ersetzt.«

»Wo finden wir Mister McPherson?«, fragte Phil.

»Finden Sie’s raus. Sie sind doch beim FBI!«, grölte Weintraub. Er sah mich erwartungsvoll an. »Kann ich jetzt mein Telefon zurückhaben?«

Ich hielt ihm das Gerät hin, überließ es ihm jedoch nicht gleich. »Überspannen Sie den Bogen nicht, Weintraub. Dass Sie eine Hollywoodgröße sind, beeindruckt mich nicht im Geringsten. Wenn Sie mir unverschämt kommen, lasse ich Sie direkt vom Set weg in Gewahrsam nehmen, man wird Sie zweiundsiebzig Stunden festhalten und Ihnen all Ihre Mobiltelefone wegnehmen. Was wird es Centennial kosten, wenn Sie drei lange Drehtage weder telefonisch noch auf anderem Wege erreichbar sind, um Entscheidungen zu fällen? Eine Million? Zehn Millionen?«

Weintraubs überhebliche Fassade fiel von ihm ab und gab den Blick frei auf einen zornigen Despoten, dem man sein Zepter wegzunehmen drohte. Er riss mir förmlich das Handy aus der Hand. »Das probieren Sie mal, Cotton. Dann lernen Sie meine Anwälte kennen.« Er marschierte davon und ließ uns einfach stehen.

Wenige Augenblicke später begleitete uns ein weiterer Security Guard zum Fuhrpark ein wenig abseits, wo wir auf Logan McPherson treffen sollten. Weintraub hatte seinen Mitarbeiter mit Eiseskälte angewiesen, uns nach der Unterredung vom Gelände zu werfen.

***

Laird Logan McPherson, Geschäftsführer der legendären schottischen Sportwagenschmiede Hunt Motors, war ein aristokratischer Hüne mit akkurat gestutztem Vollbart und maßgeschneidertem Anzug. An der rechten Hand trug er einen auffälligen Siegelring. Wir standen in einem Nebenraum der mobilen Werkstatt, in der alle in der Szene eingesetzten Autos gewartet wurden. McPherson trank Tee aus einer zerbrechlich wirkenden Porzellantasse, uns hatte man Kaffee angeboten, der allerdings die Bezeichnung nicht verdiente. Seinen enthusiastischen Ausführungen rund um die Prototypen merkte man deutlich an, dass der Typ Benzin im Blut hatte.

»Der Wagen ist ein echtes Geschoss. Zwei-Komma-eins-eins-Gallonen-W-sechzehn-Motor, also ein Doppel-V-Aggregat mit zwei VR-acht-Zylinderbänken, unterstützt von vier Turboladern. Gute siebenhundertachtzig kW Leistung, tausendeinhundert Nm Drehmoment. Von null auf hundert in zwei Komma zwei Sekunden. Das beste Auto, das wir je gebaut haben.«

»Und der Spritverbrauch?«, fragte ich.

»Wenn Sie ihn rücksichtslos genug fahren, eine halbe Gallone die Meile.«

»Heiliges Kanonenrohr!«, entfuhr es mir.

»Und der Wagen kann mehr als nur schnell fahren«, sagte McPherson.

»Und das wäre?«, wollte ich wissen.

»Wir haben so ziemlich das Beste vom Besten an Technologie verbaut: ein Augmented-Reality-Head-Up-Display mit Irissteuerung, komplett autonomes Fahren, ein vierundzwanzig Stunden verfügbares digitales Assistenzsystem namens CARSON. Und noch so einigen anderen Schnickschnack.«

»Schleudersitz? Flammenwerfer?«, erkundigte sich Phil.

McPherson antwortete mit einem müden Lächeln.

»Wer hatte Zugriff auf die Prototypen?«, fragte ich.

»Außer mir nur Mister LaRocca, der Chef-Stuntman. Er ist der Einzige, der den HM-dreizehn fahren darf.«

»Was passierte in den Tagen vor dem Diebstahl?«, wollte Phil wissen.

»Die Autos wurden per Luftfracht direkt hierher geliefert, in der Werkstatt nebenan auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft und für die Dreharbeiten vorbereitet. Hauptsächlich wurden Befestigungspunkte für die Innenkameras verbaut, und CARSON wurde auf Alistair Parkers Stimme kalibriert. Die Prototypen standen über Nacht in eigens dafür bereitgestellten verschließbaren Containern. Einen Tag später wurden zwei der drei Wagen nach Las Vegas und Wyoming weitertransportiert, wo sie für die anderen Units benötigt werden.«

»Die Wagenschlüssel?«

»Es gibt keine, Inspektor Cotton«, gab McPherson zurück.

»Wie kommt man in den Wagen? Und wie startet man ihn?«, war Phil überrascht.

»Es gibt keine Schlösser. Aber einen Startknopf. Einen ziemlich schicken roten auf der Mittelkonsole.«

»Ist das nicht ein wenig leichtsinnig?«, wunderte ich mich.

»Der HM-dreizehn ist kein Serienfahrzeug, sondern ein fahrbereiter Prototyp, der ausschließlich für den Film konstruiert wurde. Es gibt nur diese drei Exemplare weltweit. Wir hatten bei der Entwicklung, ehrlich gesagt, ganz andere Sorgen als Türschlösser und Zündschlüssel. Ich war ziemlich erleichtert, dass wir überhaupt vor dem ersten Drehtag fertig wurden.« McPherson nippte an seinem Tee und verzog das Gesicht. »Ein ordentlicher Highland Single Malt wäre mir lieber.«

»Was ist Laird eigentlich für ein Name?«, erkundigte ich mich.

»Ein Highland Laird ist so etwas wie ein Lord.«

»Dann leben Sie auf einer Trutzburg in den schottischen Highlands?«, wollte Phil wissen.

McPherson lachte, aber in seinem Lachen schwang auch etwas Bitterkeit mit. »Das Vermögen meiner Familie steckt bis auf den letzten Cent in Hunt Motors. Zumindest das, was noch davon übrig ist.«

»Haben Sie irgendeinen Verdacht?«, fragte ich.

»Es war niemand vom Set. Das müssen Profis gewesen sein, anders kann ich mir das nicht erklären.«

»Woher hätten die von den Autos wissen können?«, hakte ich nach.

»Schlagen Sie im Varieté oder jedem anderen Branchenblatt Hollywoods oder der Automobilindustrie nach. Der HM-dreizehn ist seit Wochen das Gesprächsthema Nummer ein. Abgesehen von Parker und Royce natürlich.«

»Was halten Sie von Mister LaRocca?«, fragte Phil.

»Der Stuntman? Ein einwandfreier und integrer Mann. Er hat die Stunts mit dem HM-elf und dem HM-zehn