Jerry Cotton 3190 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3190 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Wir hatten einen Menschenhändlerring in Newark, New Jersey hochgehen lassen. Als sich Monate später einer der früheren Köpfe der Organisation - jetzt unser wichtigster Kronzeuge im Prozess gegen die Bande - auf dem Weg zum Gericht befand, griffen Unbekannte den Gefangenentransporter an. Sie töteten den Mann und flohen mit seiner Leiche. Phil und ich mussten die Ermittlungen wiederaufnehmen und konnten bald nicht mehr zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden. Denn es gab ganz offensichtlich noch eine weitere Partei, die im Hintergrund die Fäden zog ...

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EPUB

Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Verraten und verkauft

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: DragonImages/iStockphoto

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6495-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Verraten und verkauft

Ein Knall ließ die drei Männer zusammenzucken.

»Was war das?«, fragte einer von ihnen.

»Verdammt, wie haben sie uns hier gefunden?«, fluchte der Zweite.

Während der Dritte, Gilbert Dennoy, fortfuhr, belastende Unterlagen zu vernichten, zogen die beiden anderen ihre Waffen und hetzten aus dem Zimmer.

Dennoy hörte, wie Schüsse fielen. Er wusste, dass ihm nicht viel Zeit bleiben würde. Einen Augenblick lang wollte er dem Impuls nachgeben, zu fliehen. Aber nein, keine Chance! Das Haus war bereits umstellt.

Er hatte kaum eine halbe Minute, dann stürmten schwer bewaffnete Männer den Raum.

Als er in die Mündungen der schussbereiten Waffen blickte, hörte er: »Hände hoch! Und keine Bewegung!«

»Nicht schießen, ich kooperiere!«, rief er und streckte die Arme so weit wie möglich nach oben.

»Alles klar, der Flug ist gebucht, Jerry. Wir haben genügend Zeit, alle Beweise liegen vor, das hört sich für mich fast wie Urlaub an«, sagte Phil auf dem Weg zu Mr Highs Büro.

»Hoffentlich klappt alles«, erwiderte ich nachdenklich.

Phil klopfte mir auf die Schulter. »Warum so pessimistisch? Im Grunde haben wir die Ridley-Bande ja schon vor drei Monaten zerschlagen. Jetzt geht es nur noch darum, den verbliebenen Mitgliedern den Todesstoß zu versetzen.«

Phil hatte recht. Es war schon mehr als ein Dreivierteljahr her, dass wir in Newark, New Jersey gegen die als Ridley-Bande bekannte Organisation von Menschenhändlern ermittelt hatten. Damals waren Tom Ridley, der Kopf der Bande, sein Stellvertreter und weitere Mitglieder zu Tode gekommen. Der Buchhalter, Gilbert Dennoy, war verhaftet worden und hatte uns geholfen, Anklagen gegen weitere Mitglieder vorzubereiten. Dennoy sollte nun als Kronzeuge vor Gericht aussagen, damit diesen Leuten der Prozess gemacht werden konnte.

»Es wäre mir lieber, wenn die Sache schon vorbei wäre«, gab ich zurück. »Obwohl ich generell Vertrauen in unsere Justiz habe, besteht immer noch die Möglichkeit, dass irgendetwas passiert. Ich mag es nicht, wenn fast alles von einem Zeugen abhängt.«

»Es wird schon alles glatt laufen«, versuchte mich Phil aufzumuntern. »Genau deshalb fliegen wir ja nach Newark, um das sicherzustellen und auszuhelfen, falls es nötig sein sollte. Wir landen heute Nachmittag dort, sorgen dafür, dass alles in Ordnung ist, lassen Dennoy morgen aussagen und fliegen wieder zurück. Ein klassischer Vierundzwanzig-Stunden-Job.«

Ich schenkte ihm einen zweifelnden Seitenblick. »Wann haben wir denn jemals einen klassischen Vierundzwanzig-Stunden-Job gehabt?«

Phil schaute nachdenklich drein, setzte zum Reden an, überlegte weiter und antwortete schließlich: »Als wir im Auftrag von Mister High ein paar Senatorenhände in Washington schütteln mussten wegen der Genehmigung des gestiegenen FBI-Etats.«

Es dauerte einen Augenblick, bis ich mich erinnerte, was er meinte. »Das ist über zehn Jahre her. Damals haben wir im Field Office New York gearbeitet.«

Phil blickte versonnen. »Ja, das war eine schöne Zeit gewesen.«

Ich nickte. Es ist ein einfacher Job, dachte ich. Mir war selbst nicht klar, warum ich mir Sorgen machte. Vielleicht war es Vorahnung oder einfach kriminalistischer Argwohn.

»Guten Morgen«, begrüßte uns Dorothy.

Wie üblich war die Assistentin des Assistant Director modisch, aber dezent gekleidet. Den grauen Grundton ihres Kostüms ergänzten ein rotes Halstuch und weitere Accessoires in der gleichen Farbe.

»Guten Morgen«, erwiderte Phil den Gruß. »Das steht Ihnen außerordentlich gut.«

»Danke«, sagte sie lächelnd.

Ich nickte nur und hielt mich mit Komplimenten zurück. Meine Gedanken kreisten immer noch um den Fall der Ridley-Bande und den bevorstehenden Gerichtstermin.

»Sie können direkt reingehen, er erwartet Sie«, meinte Dorothy und deutete auf die Tür von Mr Highs Büro.

Phil ging vor, ich folgte ihm.

Mr High legte die Akte in seiner Hand weg und kam ohne viel Federlesens zum Punkt. »Ich habe gerade mit SAC Hayes telefoniert. Er hat bestätigt, dass für morgen alles vorbereitet ist.«

Milton Hayes war der Leiter des Field Office Newark. Ein guter Mann, der selbst lange als Special Agent gearbeitet hatte, bevor er in eine Führungsposition aufgestiegen war.

»Ich habe Jerry schon gesagt, dass es keine Probleme geben wird«, sagte Phil. »Aber irgendwie scheint er mir nicht zu glauben.«

Mr High musterte mich eindringlich. »Sollte ich mir wegen irgendetwas Sorgen machen?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, alles in Ordnung. Ich bin nur froh, wenn die Geschichte erledigt ist. Der eigentliche Einsatz liegt immerhin schon mehr als drei Monate zurück.«

»Ja, die Mühlen der Justiz mahlen manchmal langsam«, bestätigte Mr High. »Aber wenn der morgige Tag vorüber ist, wird die Ridley-Bande endlich der Vergangenheit angehören. Wann geht Ihr Flug?«

»In knapp zwei Stunden«, antwortete Phil. »Wenn wir ankommen, machen wir einen Abstecher zum Field Office, überprüfen die Sicherheitsvorkehrungen für den Transport des Kronzeugen und finden uns morgen früh im Gericht ein.«

»Dann wünsche ich viel Erfolg«, entgegnete Mr High. »Ich habe schon einen neuen Fall für Sie. Aber darüber können wir morgen sprechen, wenn alles erledigt ist. Sie kommen doch morgen zurück, oder?«

Phil nickte. »Wenn alles glattgeht, sind wir am Nachmittag wieder hier.«

Wir verabschiedeten uns brachen zum nahegelegenen Ronald Reagan National Airport auf.

Da wir nur Handgepäck hatten, konnten wir direkt einchecken.

Der Flug verlief unspektakulär. Obwohl sich einige hübsche Stewardessen um unsere Sicherheit kümmerten, nutzte Phil die Zeit für ein Nickerchen.

Im Flughafengebäude wurden wir von zwei Special Agents empfangen, die uns zum Field Office brachten. Dort erwartete uns bereits SAC Hayes.

»Schön, dass Sie da sind«, begrüßte er uns gut gelaunt. »Wie ich Mister High schon mitgeteilt hatte, ist alles vorbereitet, damit wir morgen die letzten Mitglieder der Ridley-Bande hinter Gitter bringen und die Akte endgültig schließen können. Die Agents, die an dem Fall gearbeitet haben, können das Ende der Gerichtsverhandlung kaum erwarten.«

»Da sind sie nicht allein«, erwiderte ich. »Für die Sicherheit wurde gesorgt? Ich meine, Dennoy befindet sich nach wie vor in einem sicheren Haus, wird morgen wohlbehalten zum Gericht gebracht?«

Hayes nickte. »Er ist dort, wo er sein soll. Bisher gab es nicht den kleinsten Zwischenfall. Den Transport übernehmen handverlesene Agents. Sie müssen sich keine Sorgen machen, Inspektor Cotton. Die Ridley-Bande ist ohnehin quasi nicht mehr existent, diejenigen, die morgen angeklagt werden, sind in Haft, daher rechne ich, ehrlich gesagt, nicht mit irgendwelchen Zwischenfällen.«

»Man kann nie wissen«, meinte ich. »Ohne Ihre Maßnahmen infrage stellen zu wollen, würde ich gerne wissen, was genau für den morgigen Tag geplant ist.«

»Kein Problem, das können wir selbstverständlich durchgehen«, sagte Hayes, dem meine Nachfrage nicht zu stören schien.

Phil und ich folgten seinen Ausführungen interessiert. Tatsächlich sah der Plan gut aus. Ich hätte es kaum besser machen können. Letztlich einigten wir uns dennoch darauf, das Team, das Dennoy zum Gericht bringen sollte, aufzustocken und auch im Gericht selbst mehr Agents einzusetzen.

Als ich mich später am Abend in meinem Hotelzimmer schlafen legte, spürte ich, wie eine Last von mir wich. Eigentlich konnte nun nichts mehr schiefgehen.

Ein Irrtum, wie sich bald herausstellen sollte.

***

Am nächsten Morgen war ich früh auf den Beinen. Phil traf ich beim Frühstücksbuffet im Hotel.

Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es 8:24 Uhr war. Die Gerichtsverhandlung sollte um Punkt zehn beginnen. Uns blieb also genug Zeit.

Ich hatte mein Frühstück und die Fahrt so geplant, dass wir um Viertel nach neun im Gericht sein würden. Zu diesem Zeitpunkt sollte sich auch der Transport mit dem Kronzeugen auf den Weg machen.

Gegen Viertel vor neun verließen Phil und ich das Hotel und brachen mit dem Dienstwagen auf, den SAC Hayes uns zur Verfügung gestellt hatte. Der Verkehr war geringfügig dichter als erwartet, trotzdem erreichten wir das Gericht zur geplanten Zeit.

Hayes war bereits vor Ort, zusammen mit einigen seiner Agents. Zwei von ihnen, mit denen wir an dem Fall gearbeitet hatten, warteten zusammen mit ihm im Gerichtsgebäude. Die anderen waren im Gebäude und der Umgebung postiert.

»Alles im grünen Bereich«, berichtete Hayes. »Keine besonderen Vorkommnisse. Sowohl der Richter als auch die Angeklagten, alle sind bereits im Gebäude.«

»Und Dennoy?«, wollte ich wissen.

»Der ist unterwegs«, kam die Antwort. »Sollte in einer Viertelstunde hier sein. Es läuft alles genau nach Plan.«

Eigentlich sollte ich zufrieden sein. Stattdessen fühlte ich wieder dieses Unbehagen in mir aufsteigen. Eine Vorahnung? Vielleicht.

»Könnten Sie Ihre Leute kontaktieren und überprüfen, dass alles in Ordnung ist?«, bat ich.

Der Leiter des Field Office nickte. »Sicher.« Er holte sein Handy hervor und führte ein nur wenige Sekunden dauerndes Gespräch. Dann steckte er das Telefon wieder weg und sagte zufrieden: »Sie sind unterwegs und werden planmäßig hier sein.«

Ich nickte stumm.

Phil schaute kurz zu mir herüber. Sein Blick war nicht schwer zu deuten. Ich sollte Hayes und seine Leute nicht verrückt machen. Wir hatten alle nötigen Vorkehrungen getroffen.

Aber hatten wir das wirklich?

***

Special Agent Ryan Pancrofft steckte sein Handy wieder ein.

»Schon wieder Hayes?«, fragte sein Partner, der am Steuer saß, und verzog das Gesicht.

Pancrofft nickte. »Klar, wer sonst? Die Sache scheint ihm Sorgen zu bereiten. Wahrscheinlich will er keinen Fehler begehen, jetzt, wo die beiden Inspektoren aus Washington hier sind.«

»Die werden ihm wahrscheinlich Druck machen. Ohne Grund, wenn du mich fragst. Es läuft doch alles … Verdammt!«

Pancroffts Partner musste scharf bremsen, weil plötzlich ein Müllwagen von der nächsten Seitenstraße angeschossen kam und etwa sechzig Yards von ihnen entfernt stehen blieb. Mitten auf der Straße.

»Verfluchter Mist, was soll das?«, stieß Agent Pancrofft hervor und hielt sich unwillkürlich mit der rechten Hand fest.

Die Frage war rhetorischer Natur. Ihm war längst klar, was das zu bedeuten hatte. Jemand wollte sie zum Stehen bringen. Ein schneller Blick nach hinten zeigte ihm, dass dort ein Truck die Straße versperrte. Ihr Wagen und die beiden hinter ihnen, in denen sich Gilbert Dennoy und weitere Agents befanden, waren eingeschlossen und konnten weder vor noch zurück. An den Seiten versperrten Bäume und parkende Autos den Weg, von der Straße wegzukommen.

»Wir werden angegriffen!«, gab er über Funk durch. »Ruhe bewahren und bereit machen!«

Ehe er zu Ende gesprochen hatte, vernahm er Feuer aus automatischen Waffen. Seinen Sicherheitsgurt hatte Pancrofft bereits gelöst und duckte sich. Kugeln durchschlugen die Scheiben, Glassplitter regneten auf ihn und seinen Partner nieder.

Mit geübtem Griff zogen die Agents ihre Waffen und warteten auf eine Feuerpause.

Als es einen Moment ruhiger wurde, hob Agent Pancrofft den Kopf und wollte sich ein Bild der Lage machen.

Entsetzt sah er, wie der Müllwagen, der sie zum Halten gebracht hatte, auf sie zu raste.

»Die wollen uns rammen!«, brüllte er, um seinen Partner zu warnen und versuchte, sich irgendwo festzuhalten.

Eine Sekunde später erfolgte der Aufprall.

Die beiden Agents wurden in der Enge ihres Wagens hin und her geschleudert und verloren fast das Bewusstsein. Die Airbags blähten sich explosionsartig auf und dämpften ihren Aufprall, um sofort wieder in sich zusammenzufallen.

Damit erging es ihnen immer noch besser als ihren Begleitern in den anderen Fahrzeugen.

Die beiden Agents im zweiten Wagen, in dem sich auch Dennoy befand, wurden ebenfalls unter Beschuss genommen. Bei dem Versuch, sich zu verteidigen, wurden sie von mehreren Kugeln tödlich getroffen. Die Agents im dritten Wagen wurde wie Agent Pancrofft und sein Partner gerammt und so für den Moment außer Gefecht gesetzt.

Als Agent Pancrofft öffnete mühsam die Augen und schaute sich um. Der Wagen war demoliert, die Scheiben zerfetzt, der Rahmen verzogen. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er damit vor eine Wand geprallt. Er schmeckte Blut im Mund, und sein Körper schmerzte überall. Sein Partner lag fast reglos neben ihm. Nur sein Brustkorb hob und senkte sich langsam.

Vorsichtig hob Agent Pancrofft den Kopf und konnte sehen, was sich im Wagen hinter ihm abspielte. Mehrere maskierte Männer traten an das Fahrzeug heran und zerrten Gilbert Dennoy heraus. Der wehrte sich, hatte aber keine Chance. Ein Gewehrkolben traf ihn im Rücken. Der Gefangene schrie auf und ging zu Boden. Einer der Angreifer hob ihn hoch und zerrte ihm vom Wagen weg.

Agent Pancrofft versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Was konnte er tun? Sie unter Beschuss nehmen? Er dachte an seine Glock, konnte sie jedoch nicht finden. Er hatte sie unmittelbar vor dem Aufprall verloren.

Sein Handy? Er griff in sein Sakko. Es war noch da.

Bevor er seinen Vorgesetzten kontaktieren konnte, verfolgte er, wie sich Dennoy erneut widersetzte. Er machte Anstalten, wegzulaufen, doch der Mann, der ihn zum Fahrzeug der Angreifer schleifte, hielt ihn eisern fest und stieß ihn schließlich in den Wagen. Als Dennoy, der halb im Auto lag, nach ihm trat, zog der Mann seine Waffe, richtete sie auf Dennoy und schoss zwei Mal!

Ein anderer Angreifer schrie ihn an. Offenbar war er ganz und gar nicht damit einverstanden, dass sein Kollege Dennoy erschossen hatte.

Wenige Augenblicke später verschwanden die maskierten Gestalten, und der Müllwagen ging in Flammen auf, ebenso der Truck auf der anderen Seite.

Agent Pancrofft wischte sich Blut aus dem Gesicht und kontaktierte Hayes übers Handy. »Sir, wir sind angegriffen worden. Mehrere Agents verletzt, vielleicht tot. Brauchen Unterstützung und Krankenwagen, schnell!«, sagte er mit sich überschlagender Stimme und spürte, wie das Sprechen ihm mit jedem Wort Schmerzen bereitete.

»Sind schon unterwegs«, hörte er Hayes’ Stimme. »Verdammt, wie konnte das passieren! Wie geht es Ihnen?«

»Den Umständen entsprechend«, antwortete der Agent. »Die Kerle wollten Dennoy entführen und haben ihn getötet, als er sich gewehrt hat. Ich habe es mit ansehen müssen und konnte dagegen nichts tun.«

Einen Augenblick lang schwieg Hayes. Es war genau das eingetreten, was nicht hätte passieren dürfen.

»Unterstützung wird gleich bei Ihnen sein. Halten Sie durch!«, sagte er.

Agent Pancrofft bestätigte und kümmerte sich um seinen Partner, der übel aussah. Auf seiner rechten Gesichtshälfte hatte sich ein dunkler Bluterguss gebildet, und das Auge war geschwollen. Doch er lebte!

***

»Wie bitte!« Ich war entsetzt, als ich vom Überfall auf den Transport hörte. »Was genau ist passiert?«

»Ich weiß bisher nur, dass meine Männer angegriffen wurden«, antwortete Hayes aufgeregt.

»Schicken Sie sofort Verstärkung«, wies Phil den Leiter des Field Office an. »Wir brechen ebenfalls auf. Einer Ihrer Agents, der sich in Newark auskennt, soll uns begleiten.«

Es war typisch für Phil, dass er keine Sekunde abwartete, sondern sofort handelte.

Ich nickte Hayes zu, der einen seiner Agents herbeirief, eine zierliche, rothaarige Frau Ende zwanzig, und sie kurz instruierte. Dann machten wir uns auf den Weg.

»Wir nehmen unseren Wagen«, entschied ich, als wir das Gerichtsgebäude verlassen hatten.

»In Ordnung, Inspektor«, sagte sie und rannte hinter Phil und mir die Stufen des Gebäudes hinunter Richtung Parkplatz.

Ich setzte mich hinters Steuer, die Agentin auf den Beifahrersitz. Phil nahm im Fond Platz.

Noch bevor alle angeschnallt waren, startete ich den Motor und gab Gas.

»An der Ausfahrt nach rechts, an der nächsten Kreuzung geradeaus«, lotste mich die Kollegin.

Während sie mir die Richtung vorgab und ich mich aufs Fahren konzentrierte, koordinierte Phil über Handy alle nötigen Maßnahmen.

»Irgendeinen Hinweis auf die Angreifer?«, fragte ich nach hinten.

»Sie sind vom Tatort aus in südliche Richtung geflohen«, antwortete Phil. »Einer der Agents vor Ort hat einen schwarzen Geländewagen wegfahren sehen, mit getönten Scheiben. Es müssen mindestens zwei Männer darinsitzen und der tote oder verletzte Dennoy.«

»Irgendwelche Sichtungen von der Polizei?«

»Bisher negativ«, gab mein Partner zurück.

»In welche Richtung würden Sie vom Tatort fliehen, wenn Sie zu den Angreifern gehören würden?«, fragte ich die Kollegin neben mir.

Sie schaute mich einen Augenblick lang überrascht an, verstand jedoch, was ich meinte. »Nach Süden. Oder Westen. Fahren Sie erst einmal geradeaus weiter. Glauben Sie, dass wir sie noch erwischen?«

»Keine Ahnung«, entgegnete ich. »Wir sollten auf jeden Fall nichts unversucht lassen. Wir wurden uns übrigens noch nicht vorgestellt. Ich bin Inspektor Cotton.«

Die junge Frau lächelte. »Ich weiß. Es hat sich schon herumgesprochen, dass Sie und Ihr Partner nach Newark kommen. Ich bin Special Agent Denise Jenner.«

»Freut mich, Sie kennenzulernen, Agent«, sagte ich. »Auch wenn die Umstände nicht die besten sind.«

Sie nickte. »Die Nächste rechts, auf der Strecke ist gewöhnlich weniger Verkehr.«