Jerry Cotton 3198 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3198 E-Book

Jerry Cotton

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Im Puerto-Rico-Graben im Westen des Atlantischen Ozeans stieß ein Flugzeugträger der U. S. Navy auf ein kleines U-Boot, das sich auf Kollisionskurs befand, jedoch keinerlei Anstalten machte, auszuweichen. Funkanrufe wurden nicht beantwortet. Nur knapp gelang es, eine Kollision zu verhindern. Der Kapitän war überzeugt, es mit einem Halbtaucher für den Drogenschmuggel zu tun zu haben. Doch wenig später stellte sich heraus, dass sich in dem U-Boot keinerlei Drogen befanden, dafür fünf Tote. Und wir hatten die schwere Aufgabe, Licht in das Drama zu bringen, das sich in 20.000 Fuß Tiefe abgespielt haben musste!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 146

Veröffentlichungsjahr: 2018

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Geisterfahrt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: (Film) »K19: The Widowmaker‹«/ddp-images

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6503-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Geisterfahrt

Charlotte Amalie, Amerikanische Jungferninseln

Joel Lozano war nervös, als er den nächtlichen Dschungelpfad entlangfuhr. Maldonados Haus stand einsam auf einer kleinen Lichtung. Nur wer es kannte, fand hierher. Licht brannte. Lozano stellte den alten, rostzerfressenen Buick vor dem Haus ab und ging hinein. Maxi Maldonado war über einen Tisch gebeugt und zog sich eine Line Kokain in die Nase.

»Hallo, Joel, hab dich kommen sehen«, sagte Maldonado, ohne aufzuschauen. »Was liegt an? Bin noch nicht fertig.«

Lozano kam ohne Umschweife zur Sache. »Hallo, Maxi. Mir ist zu Ohren gekommen, dass du La Neta verlassen und für die Konkurrenz arbeiten willst. Stimmt das?«

Maldonados Reaktion war eindeutig. Er fuhr herum. In seiner Hand lag eine Pistole. Lozano war den Tick schneller. Er zog seine eigene und schoss. Maldonado sackte zusammen.

»Bist du denn total bescheuert, Maxi?«, murmelte Lozano im Schock.

Mit zitternden Händen steckte Lozano seine Pistole wieder weg. Er ging zu dem gekrümmt daliegenden Mann, der noch keine dreißig Jahre alt gewesen war. Blut floss langsam unter Maldonados Kopf hervor und bildete eine hässliche Lache. Als er den leblosen Körper mit der Fußspitze auf den Rücken drehte, erkannte Lozano, dass da nichts mehr zu machen war. Er hatte Maldonado direkt über der Nasenwurzel in die Stirn getroffen.

Wut stieg in ihm hoch. Unbeherrscht trat er auf Maldonados Leiche ein. »Du verfluchter Vollidiot«, stieß er hervor. »Ich wollte dir doch nur ein besseres Angebot machen …« Jedes Wort war ein neuer Tritt. »Warum hast du das getan?«

Lozanos Magenkrämpfe blieben. Wenigstens bekam er wieder einen klaren Kopf. Es war nun mal nicht zu ändern. Jetzt mussten sie eben das Beste aus der Situation machen. Er ging ins Schlafzimmer, nahm ein Kissen und legte es unter den Kopf der Leiche. Dann riss er das fleckige Laken aus dem Bett und wickelte Kopf und Kissen darin ein. So wollte er verhindern, dass weiter Blut auf den Boden floss.

Lozano war kräftig genug. Er fasste die Leiche unter den Armen und schleppte sie zu Maldonados Pick-up, der neben dem Haus parkte. Lozano legte sie ab, hob sie hoch und warf sie auf die Ladefläche. Er wusste, wo Maldonado seine Autoschlüssel aufbewahrte, holte sie und fuhr mit der Leiche zu einer einsamen Bucht.

Es roch wunderbar. Die Geräusche des nächtlichen Dschungels, die er sonst so liebte, erschreckten ihn jetzt. Nervös sah er sich um. Dann schleppte er die Leiche zum Ufer und ließ sie in das warme Wasser gleiten, auf dem das Mondlicht silberne Reflexe warf.

Seine Magenkrämpfe verstärkten sich, als er wie gebannt auf die treibende Leiche starrte. Mit dem Laken um den Kopf wirkte sie fast wie ein Gespenst. Kurze Zeit später begann das Wasser, zu brodeln und zu schäumen. Lozano wusste, dass die Haie bis fast ans Ufer der kleinen Lagune schwammen. Jetzt verrichteten sie ganze Arbeit.

Lozano atmete erleichtert auf und fuhr zurück. Maldonado hatte keine Angehörigen, niemand würde ihn vermissen. Wenigstens das …

Trotzdem reinigte er den Boden sorgfältig und suchte die Umgebung nach Blutspritzern ab. Als er einigermaßen zufrieden war, griff er nach seinem Smartphone. Lozano zögerte einen Augenblick, weil dieses Gespräch äußerst unangenehm werden würde. Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, drückte er auf den entsprechenden Kontakt.

***

Puerto-Rico-Graben, Nordküste von Puerto Rico

Kampfpilot Sam Steffensmeier drückte die F/A-18E Super Hornet ein wenig tiefer. Er befand sich im Anflug auf die USS John C. Stennis. Der Flugzeugträger und seine Begleitschiffe waren rund fünfundzwanzig Seemeilen entfernt, er konnte die Flugzeugträgerkampfgruppe mit bloßem Auge am Horizont erkennen. Der tiefblaue Nordatlantik unter ihm lag so glatt und ruhig da wie ein Spiegel. Zu seiner Rechten zog sich in einiger Entfernung die Nordküste von Puerto Rico hin. Wie ein riesiger Wal lag die Insel im Wasser.

»He, Sam, ich hab da was auf dem Radar«, sagte Feltus Reddy, sein Systemoffizier, mit dem ihn auch eine private Freundschaft verband. »Etwa zwei Seemeilen voraus. Oberflächenziel. Es ist so klein, dass das Radar es jetzt erst erfasst hat. Siehst du was?«

»Nein«, erwiderte Steffensmeier. »Ich geh mal etwas runter.«

»Jetzt müssten wir’s gleich eingeholt haben.«

Steffensmeier hatte gute Augen. Er bemerkte die kleine Bugwelle in der unendlichen blauen Weite. Und die gelbe Fläche dazwischen. Nur für einen kurzen Augenblick allerdings, dann war das Ding aus dem Sichtbereich verschwunden. »Tatsächlich, da war es. Ein U-Boot«, stellte er verblüfft fest.

»Bist du sicher, Sam? Da müsste das Echo größer sein.«

»Kein Marine-U-Boot. Eher ein privates, ein Tauchboot, das an der Wasseroberfläche schwimmt. Ich schau noch mal nach. Setz du einen Funk an den Alten ab.«

Während sich Reddy von der Funkstation mit Commander Ben Freeman verbinden ließ, der das auf dem Flugzeugträger stationierte Carrier Air Wing 9 kommandierte, und die Erlaubnis einholte, das unbekannte Objekt aufklären zu dürfen, flog Steffensmeier einen weiten Bogen. Dann drosselte er die Geschwindigkeit, ging tiefer, flog das Objekt schräg von hinten an und kreuzte es dann. Dabei kippte er so weit über den linken Flügel ab, dass es die Männer nun für einige Sekunden deutlich in Augenschein nehmen konnten.

»Tatsächlich, ein kleines Tauchboot, das unbeirrt seinen Kurs hält, Commander«, meldete nun Steffensmeier. »Es fährt direkt auf den Konvoi zu.«

»Kehren Sie zum Träger zurück, Major«, erwiderte Freeman. »Wir werden versuchen, das U-Boot über AIS zu warnen.«

»Jawohl, Commander.« Major Steffensmeier ging erneut auf Anflugkurs. Mit ohrenbetäubendem Lärm setzte die Super Hornet auf dem Deck des Flugzeugträgers auf. Weil die Landung härter als sonst war, wurde die Zweimann-Crew gehörig durchgeschüttelt.

***

Puerto-Rico-Graben, Nordküste von Puerto Rico

Der Captain der USS John C. Stennis, Ivan Mihaljevic, stand auf der Brücke, drehte seine Schirmmütze in den Händen und starrte auf den Radarschirm. Das unbekannte Tauchboot hielt weiter Frontalkurs auf den Konvoi. Es hatte sich bis auf fünf Seemeilen genähert und reagierte nach wie vor nicht auf Anrufe des Automatic Identification System, mit dem Schiffe aller Nationen Daten über Kurs, Geschwindigkeit, Position und andere Informationen austauschen konnten.

»Möglicherweise hat das Tauchboot gar kein AIS an Bord«, mutmaßte der Executive Officer, der neben dem Captain stand und über das Flugdeck auf die See davor blickte.

»Davon bin ich sogar fest überzeugt, XO«, erwiderte Mihaljevic. »Ich sage Ihnen, was wir da vor uns haben. Das ist ein Drogen-U-Boot, einer dieser berüchtigten Halbtaucher, die nur wenige Inches unter der Oberfläche fahren und irgendwo im mittelamerikanischen Dschungel gebaut wurden. Durch die Karibik werden ja tonnenweise Drogen in die Staaten geschmuggelt.«

»Mit Verlaub, Sir, müsste es dann nicht in die andere Richtung fahren?«, erwiderte der Executive Officer.

Mihaljevic erlaubte sich ein kurzes Grinsen. »Erwischt, was XO?« Er setzte die Schirmmütze wieder auf. »Natürlich wird das Ding da auf dem Rückweg sein. Die erste Generation der Drogen-U-Boote war nur für eine Fahrt gebaut, schreckliche Bedingungen an Bord. Aber in der Zwischenzeit sollen ja schon Boote der dritten Generation fahren, aus Stahl gefertigt, mit zwei parallel betriebenen Maschinen, die hohe Leistungen bringen und enorme Reichweiten ermöglichen.«

»Das habe ich auch gehört, Captain. Haben Sie schon mal so ein Drogen-U-Boot gesehen?«

»Nein. Dann könnte das heute also die Premiere werden.«

Der Executive Officer nickte nachdenklich. »Vielleicht sollten wir auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass dieses seltsame Boot den Träger angreift. Wenn es bis oben hin voll mit Sprengstoff ist …«

Der Captain schüttelte entschieden den Kopf. »Die wissen, dass sie niemals auch nur in unsere Nähe kommen. Um überhaupt eine Chance zu haben, müssten sie sich von unten nähern. Aber auch da haben sie keine.« Wieder grinste er. »Wie sollte das Mini-Ding an unseren Lenkwaffenzerstörern, U-Booten und Tomahawk-Marschflugkörpern vorbeikommen? Nein, das ist ein Drogen-U-Boot. Und soll ich Ihnen mal was sagen, XO? Wenn sich die Insassen nicht identifizieren, werden wir es aufbringen, die Leute da drinnen festnehmen und sie mitsamt dem Halbtaucher im Hafen von San Juan abliefern, wo sich dann die Polizei darum kümmern darf. Ich werde das mit Commander Landau vom Wing abstimmen.«

»Natürlich, Captain.«

Die Tauchbootbesatzung meldete sich erwartungsgemäß nicht. Außerdem änderte sie auch den Kurs nicht, obwohl sie den Schiffskonvoi längst bemerkt haben musste. Als sich das gelbe Tauchboot noch eine Seemeile vor der USS John C. Stennis befand, die es wohl um einige Hundert Yards verfehlen würde, klatschte neben dem Lenkwaffenzerstörer USS Michael Murphy ein Schnellboot aufs Wasser, in dem sich ein schwer bewaffneter Kampftrupp befand. Mit hoher Geschwindigkeit hielt das Boot auf den Halbtaucher zu, passierte ihn, beschrieb eine Kurve und fuhr dann längsseits mit. Mihaljevic beobachtete die Aktion mit dem Fernglas. Nun wurde auch klar, dass das Boot um die hundertfünf bis hundertzwanzig Yards lang sein musste.

»Enorme Größe für ein Tauchboot«, sagte der Captain anerkennend zu seinem Executive Officer. »Allein das deutet stark auf ein Drogen-U-Boot der dritten Generation hin. Sogar einen kleinen Turm hat es.«

Zwei Marines betraten das Tauchboot. Auf dem schmalen, mit einem Handlauf gesicherten Laufsteg balancierten sie zum Heck. Während einer der Marines seinen Kameraden mit der Maschinenpistole absicherte, brachte dieser eine Sprengladung an den Schrauben an. Als sie zurück auf dem Schnellboot waren, legte es ab und entfernte sich ein Stück. Kurz darauf sah der Captain einen hellen Blitz im Heck des Tauchboots. Gleichzeitig stieg eine Wasserfontäne hoch, das Heck des gelben Torpedos hob sich ebenfalls ein Stück aus dem Wasser. Der Knall war zu leise, als dass er die dicken Wände des Flugzeugträgers hätte durchdringen können.

Das Tauchboot schwankte gefährlich hin und her, wurde noch einige Yards weitergeschoben, um dann still in der rundum nach wie vor leicht aufgewühlten See zu liegen.

Das Schnellboot ging erneut längs. Ein Marine sprang auf das Tauchboot und klopfte mit einem schweren Gegenstand, wahrscheinlich einem Schraubenschlüssel, gegen die Einstiegsluke. Nichts rührte sich. Der Mann brachte routiniert die nächste Sprengladung an. Nachdem das Schnellboot wieder auf Abstand gegangen war, blitzte es erneut. Drei Marines enterten das Tauchboot und öffneten die Luke. Nachdem sie hineingerufen hatten, zwängte sich einer ins Innere des Tauchboots.

Kurze Zeit später meldete sich Commander Landau bei Mihaljevic. »Halten Sie sich fest, Captain. Meine Männer haben gerade eine unglaubliche Entdeckung gemacht …«

***

Washington D. C.

Phil wartete bereits auf mich. Breit grinsend sprang er in meinen Jaguar und machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem.

»Morgen, Jerry.« Sein Grinsen blieb.

Ich fuhr los und reihte mich in den dicht fließenden Morgenverkehr ein.

»Was ist denn mit dir los?«, fragte ich, als er mit den Fingern auf der Türverkleidung Piano spielte. »Hast du dir versehentlich Whisky in den Frühstückskaffee geschüttet? Oder vielleicht absichtlich?«

»Weder noch. Ich glaube, ich hab’s.«

Ich drückte mich in eine Lücke auf der linken Spur und kassierte dafür ein lang gezogenes Hupen meines Hintermanns. Dann ging es wieder nur noch im Schneckentempo weiter. »Was hast du?«, fragte ich in Richtung Phil. »Kannst du dich bitte mal so ausdrücken, dass dich auch ein Normalsterblicher versteht?«

»Hast du gestern Abend die neue Quizshow gesehen?«

»Äh, nein. Welche meinst du?«

»WOW auf ABC natürlich. Die ist gerade der absolute Quotenbringer. Aber du warst ja schon immer ein übler Ignorant, was diese Dinge anbelangt …«

Ich grinste ebenfalls. »Na, danke auch. Willst du zu Fuß zu den Headquarters?«

Phil verschränkte die Arme im Nacken und drückte den Rücken durch. »Es wäre anstrengender, aber garantiert schneller. Auf jeden Fall bringen sie bei WOW zum Schluss immer ein Tagesrätsel, das sie in der nächsten Sendung auflösen. Das von gestern lautet: In einem Hotelrestaurant befindet sich ein Korb mit fünfundzwanzig Äpfeln. Jeder der fünfundzwanzig anwesenden Baseballspieler schnappt sich einen Apfel und geht damit aufs Zimmer. Trotzdem befindet sich noch ein Apfel im Korb. Wie ist das möglich?« Er schaute mich herausfordernd an. »Kannst du dieses Rätsel lösen, Jerry? Ich hab’s extra einfacher für dich gemacht, indem ich Baseballspieler nehme. Im Original sind es nämlich Footballspieler.«

»Du bist so gut zu mir.« Mein Ehrgeiz erwachte. »Hm«, murmelte ich. »Lass mich mal kurz überlegen …« Das tat ich immer noch, als wir bereits in die Pennsylvania Avenue einbogen. Ich kam einfach nicht dahinter. Phils penetrantes Dauergrinsen ging mir allmählich auf die Nerven. »Dann sag schon«, erwiderte ich schließlich. »Ich gebe auf.«

»So schnell, Jerry? Nein, ich glaube, ich lasse dich noch ein wenig im eigenen Saft schmoren. Du kommst sicher noch drauf. Ich habe auch eine Nacht drüber schlafen müssen …«

»Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde«, sagte ich und lenkte den Jaguar in die Tiefgarage des J. Edgar Hoover Building.

Mit dem Aufzug fuhren wir hoch. Im Flur, auf dem unsere Büros lagen, kam uns Dorothy Taylor entgegen. Sie lächelte, als sie uns bemerkte. Mr Highs Sekretärin trug eine schreiend bunte afrikanische Dashiki-Bluse, enge Jeans und kleine Perlenzöpfchen im Kraushaar.

Phil blieb für einen Moment der Mund offen stehen. »Guten Morgen, Dorothy«, begrüßte er sie. »Hat Ihnen heute schon jemand gesagt, dass Sie atemberaubend aussehen?«

»Danke.« Sie lächelte kühl. »Guten Morgen, Jerry, Phil. Gehen Sie bitte an Ihren Büros vorbei, direkt in Mister Highs Hoheitsgewässer. Er hat bereits nach Ihnen gefragt.«

»Hoheitsgewässer?«, erwiderte Phil. »Das haben Sie aber schön gesagt, Dorothy. Haben Sie gestern übrigens WOW gesehen?«

Ihr Lächeln wurde weicher. »Natürlich. Das schaut doch im Moment jeder. Aber bisher bin ich noch nicht auf die Lösung des Tagesrätsels gekommen. Sie vielleicht, Phil?«

»Schon möglich«, erwiderte er.

Ich zog ihn am Ärmel. »Komm jetzt, wir wollen Mister High nicht länger warten lassen. Dorothy weiß auch so, dass du schön und intelligent bist.«

Phil zog bedauernd die Schultern hoch und folgte mir. Der Assistant Director hing am Telefon, als wir eintraten. Mit einer Handbewegung bat er uns, am Besprechungstisch Platz zu nehmen. »Ja natürlich, Director«, sagte er dann. »Sie sind gerade eingetroffen … Selbstverständlich. Ich informiere Sie, sobald ich Näheres weiß … Ja, danke.« Er beendete das Gespräch und setzte sich zu uns. »Guten Morgen, Jerry, Phil. Können Sie sich vorstellen, was in einem U-Boot passiert ist, das mit einer komplett toten Besatzung über die Weltmeere schippert?«

Ich runzelte die Stirn und begann zu ahnen, warum Dorothy das Wort Hoheitsgewässer benutzt hatte.

Phil dagegen grinste. »Sir, das könnte doch glatt ein Tagesrätsel aus WOW sein.«

»WOW schaue ich auch gelegentlich«, gab Mr High zurück. »Gestern musste ich allerdings passen. Haben Sie’s gesehen, Phil?«

»Selbstverständlich.«

»Wie war das Tagesrätsel?«

Phil erklärte es ihm, während ich innerlich seufzte. Im Moment war ich draußen.

Mr High überlegte einen Moment. »Das dürfte nicht allzu schwierig sein«, meinte er. »Ich denke, ich hab’s.«

Phil starrte ihn ein wenig enttäuscht an. »Was denn, so schnell?«

Mr High lächelte. »In so was war ich schon früher immer gut. Die Lösung ist, dass einer der Footballspieler seinen Apfel mitsamt dem Korb aufs Zimmer nimmt.«

Phil strahlte. »Darauf bin ich auch gekommen, Sir. Es ist so einfach wie genial …«

Das stimmte. Ich ärgerte mich ein wenig, diese Erleuchtung nicht selbst gehabt zu haben. »Was ist jetzt mit dem U-Boot und der toten Besatzung?«, fragte ich. »Sie hatten da so etwas angedeutet, Sir.«

»Was? Ach so, ja.« Mr High nickte und kniff die Augen leicht zusammen. »Das Field Office in San Juan hat uns um Hilfe gebeten, da Special Agent in Charge David Santana im Moment nicht genügend Leute frei hat, zumal wohl auch hier in den Staaten ermittelt werden muss. Nun, die Sache ist folgende: Gestern hat der Flugzeugträger USS John C. Stennis, der von einem humanitären Einsatz auf den Spanischen Jungferninseln zurückkehrte, über dem Puerto-Rico-Graben ein privates U-Boot abgefangen, das auf Kollisionskurs war und nicht auf Funkanrufe reagierte. Der Captain glaubte, an ein Drogen-U-Boot geraten zu sein, brachte es auf und ließ es nach San Juan schleppen. Die dortige State Police sprengte schließlich die Luke. Als die Polizisten in das U-Boot eindrangen, bot sich ihnen ein furchtbares Bild. Vier Männer und eine Frau waren an Bord, allesamt tot. Erschossen …«

Mr High machte eine kleine Pause, um das Bild auf uns wirken zu lassen.

»Dann war das U-Boot also auf einer Geisterfahrt«, murmelte ich und spürte dabei ein leichtes Ziehen im Magen.

»Ja, Jerry, das stimmt wohl. Da mindestens drei der Toten US-Staatsbürger sind, schalteten die Behörden unser Field Office ein«, fuhr Mr High fort. »Ich habe mit Director Fuller gerade abgesprochen, dass Sie beide sich um den Fall kümmern werden. Denn die Sache scheint ziemlich mysteriös zu sein, da müssen die besten Leute ran.«

»Was meinen Sie damit, Sir?«, wollte ich wissen.

»Nun, bei dem U-Boot handelt es sich um die SeastarFour …«

Phil runzelte die Stirn. »Da klingelt was bei mir. Ist das nicht das U-Boot, das im Golf von Mexiko verschollen sein soll?«

Mr High nickte. »Genau. Die SeastarFour wurde vor elf Tagen als vermisst gemeldet, die Medien haben sich ja ausgiebig um das Thema gekümmert und über die Suche berichtet. Nun taucht das Boot plötzlich rund dreizehnhundert Seemeilen entfernt auf. Zudem befanden sich mindestens drei Männer an Bord, die dort gar nicht hätten sein dürfen.«

»Hatte die Seastar nicht einen offiziellen Auftrag, Sir?«, erkundigte sich Phil.

»Meines Wissens schon. Sie sollte wohl die Todeszone erforschen. Finden Sie es heraus. Und halten Sie mich auf dem Laufenden.«

»Ich bin mir nicht ganz sicher, Sir, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass private U-Boote so weit fahren können«, sagte ich. »Das ist wirklich seltsam.«

»Auch das werden Sie herausfinden, Jerry.«

Ich nickte. »Dann machen wir uns am besten gleich an die Arbeit, Sir. Ich gehe davon aus, dass wir im Moment von allen anderen Fällen freigestellt sind.«

»Natürlich. Viel Glück!«

***

Washington D. C.

Ich rief Special Agent in Charge Santana an.