Jerry Cotton 3209 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3209 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Die ganze Welt stand unter Schock: Lady Scarlett Riley, die britische Countess of Scarambough, war unter tragischen Umständen im Queens-Midtown Tunnel ums Leben gekommen. Der Fahrer des Wagens hatte die Kontrolle verloren, die Limousine war gegen die Tunnelwand gekracht. Der Autounfall erinnerte Phil und mich an ein ähnliches Unglück in Paris. Doch als wir die Ermittlungen aufnahmen, starben unsere Zeugen wie die Fliegen ...

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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Blaues Blut und kaltes Grab

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: (Film) »Paparazzi«/ddp-images

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6515-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Blaues Blut und kaltes Grab

Die eisig kalte Winternacht lechzte nach Blut, Tod und Verderben. Wie bei einem satanischen Ritual, das nach einem Menschenopfer verlangte.

Am Personalausgang des Luxushotels Plaza Athénée auf der Upper East Side warteten zahlreiche Paparazzi, die sich nicht hatten täuschen lassen. Normalerweise hätte ihr Zielobjekt das Hotel durch den vorderen Eingang genommen – doch nicht an diesem Tag.

Dann endlich erschienen zwei Männer und eine Frau: der Fahrer, ein Leibwächter und die britische Herzogin Scarlett Riley. Sie waren überrascht, dass die Fotografen hier auf sie lauerten. Ein Blitzlichtgewitter zerriss die Dunkelheit, Rufe wurden laut.

Der Bodyguard schirmte die Countess of Scarambough routiniert ab. Schnell stiegen die drei Briten in die schwere Mercedes-Maybach-Limousine, die gleich darauf mit durchdrehenden Reifen losraste.

Einige Fotografen hockten bereits auf ihren Motorrädern, auf den Soziussitzen jeweils ein Kollege mit Kamera. Die Visiere ihrer Integralhelme waren nach unten geschoben. Silbernes Mondlicht spiegelte sich darin und machte ihre Gesichter unsichtbar.

Mit den wendigen Sportmotorrädern, deren Kennzeichen abgeklebt waren, folgten die Paparazzi dem Mercedes mit einigem Abstand. Es war kurz nach zehn Uhr. Die Menschenjagd hatte begonnen.

Der Konvoi fuhr über die Park Avenue durch halb Manhattan bis Murray Hill, einer attraktiven Wohngegend, um schließlich in der 34th Street zwischen der First und Second Avenue die Einfahrt zum Queens-Midtown Tunnel zu nehmen. Der verband auf rund zwei Meilen mit zwei parallel verlaufenden Röhren unter dem East River hindurch die beiden Boroughs Manhattan und Queens auf der Interstate 495. Die Ausfahrt von dieser Seite aus lag im Stadtteil Hunters Point, Long Island City.

Die herkömmlichen Mautstellen waren durch automatische Stationen mit Sensoren und Kameras ersetzt worden, die in verschiedenen Bereichen angebracht waren. Um diese Zeit herrschte kaum Verkehr.

Der Mercedes tauchte auf der rechten Fahrbahn in den hell erleuchteten Tunnel ein, verfolgt von zwei Motorrädern. Die beiden anderen Maschinen befanden sich auf der linken Spur.

Jetzt beschleunigten die Bikes, kamen bis auf wenige Yards auf Augenhöhe seitlich und hinter die Limousine heran. Blitzlichter zuckten wie Lasersperre durch die Röhre.

Lady Scarlett, die im Fond des Maybach hinter dem Beifahrer, dem Bodyguard, saß, hielt ihre Hand abwehrend zwischen Gesicht und die ungetönte Scheibe. Ihre Augen waren geweitet, das blonde Haar glänzte im Blitzlichtfeuer wie ein Heiligenschein.

Plötzlich leuchteten die Bremslichter des Mercedes auf und zwangen ihre Jäger zu waghalsigen Manövern und scharfem Abbremsen. Dann gab der Fahrer erneut Gas. Es war offensichtlich, dass er versuchte, die Verfolger abzuschütteln. Allerdings hingen die vier Motorräder wie Kletten an der Limousine.

Und dann geschah es!

Mit irrsinniger Geschwindigkeit raste der Maybach in eine leichte Kurve und schlingerte mit quietschenden Reifen hin und her. Der Fahrer verlor vollkommen die Kontrolle.

Bruchteile von Sekunden dehnten sich zu einer halben Ewigkeit. Der Mercedes brach aus, schleuderte nach links und rechts und wieder auf die andere Fahrbahn und krachte schließlich mit einem ohrenbetäubenden Lärm gegen die Tunnelwand.

Metall kreischte, Glas splitterte, Kunststoff deformierte. Wegen der Geschwindigkeit prallte der Maybach von der Betonwand ab, drehte sich um 180 Grad gegen den Uhrzeigersinn und kam quer in Richtung der Tunneleinfahrt zum Stehen.

Die Paparazzi bremsten ihre Maschinen scharf ab, um schnelle Blicke in das völlig deformierte Autowrack zu werfen. Anschließend wechselten sie auf die andere Fahrspur und rasten durch den Ausgang des Queens-Midtown Tunnel in die Nacht.

Seit zwei Tagen hatte ich Schwierigkeiten, einzuschlafen. Stundenlang wälzte ich mich im Bett hin und her, bis ich in einen unruhigen Halbschlaf verfiel. Vielleicht beschäftigte mich unbewusst der letzte Fall. Oder aber ich befand mich in einer Phase, in die jeder einmal kam, der ansonsten so ruhig wie ein Baby schlief.

Auch an diesem Abend erging es mir nicht anders. Irgendwann, als sich endlich die erlösende Schwärze über mein Bewusstsein senkte, klingelte mein Handy und riss mich aus dem wohltuenden Dämmerzustand. Um diese Zeit war das beileibe kein gutes Zeichen. Unwillig öffnete ich die Augen, warf ein Blick auf das Display und war sofort hellwach. Es war Mr. High.

Die Stimme des Assistant Director in Charge und Leiter der Task Force T.A.C.T.I.C.S. klang seltsam angespannt. Er gab mir eine Adresse durch und bat mich, zusammen mit Phil sofort dorthin zu kommen. Unsere Kollegen Joe Brandenburg und Les Bedell waren bereits unterwegs. Ebenso Steve Dillaggio, der Stellvertreter des Chefs.

»Lady Scarlett Riley ist tödlich verunglückt«, verriet Mr. High, bevor er auflegte.

Ich war entsetzt! Die britische Countess of Scarambough war eine weltweite Ikone, besser bekannt als so mancher Politiker. Millionen Menschen verehrten sie wegen ihres humanitären Engagements, vor allem wegen ihres Einsatzes gegen Landminen. Genauso wie einst die Princess of Wales, die bei einem Verkehrsunfall im Pariser Alma-Tunnel ums Leben gekommen war …

Ein Schauder rieselte über meinen Rücken. Während ich mich anzog, klingelte ich Phil aus dem Bett. Wenig später sammelte ich meinen Partner an der gewohnten Ecke ein. Er sah blass aus.

Es war eiskalt, nur etwas über zwanzig Grad Fahrenheit. Die Luft roch nach Schnee, und der Himmel über der Skyline des Big Apple war mit dunklen Wolken verhangen. Die Heizung im Wagen lief auf Hochtouren.

Phil zeigte sich genauso geschockt über den mutmaßlichen Unfalltod von Lady Scarlett wie ich. »Sie ist … sie war … die Mutter Teresa der Briten.«

Dem konnte ich mich nur anschließen. Da auf amerikanischem Boden bei dem Unfall eine Ausländerin umgekommen war, noch dazu, da es sich um eine prominente Person handelte, nahm sich das FBI des Falls an.

Wortlos steuerte ich den Jaguar durch die Straßen Richtung Murray Hill, wegen der vielen dort ansässigen indischen Restaurants und Lebensmittelläden auch »Curry Hill«genannt. Der Verkehr war um diese Zeit dünn.

Bevor wir den Queens-Midtown Tunnel erreichten, blinkten uns die Warnlichter der Polizei-, Feuerwehr- und Rettungswagen entgegen. Gleich darauf vernahmen wir auch das durchdringende Heulen der Sirenen weiterer Einsatzfahrzeuge.

Die Cops hatten die Einfahrt weiträumig abgesperrt und leiteten den Verkehr um. Beim Anblick unserer Dienstausweise winkten sie uns zu Detective Lieutenant Dan Pryer durch, der den Einsatz leitete. Wir kannten ihn bereits von früheren Fällen.

Ich stellte den Jaguar vor dem Tunnel ab. Zu Fuß gingen wir in die Röhre hinein. Der Wind, der hier hindurchblies, stach wie tausend kleine Nadeln auf unserer Haut. Ich richtete den Kragen meiner dick gefütterten Winterjacke auf und vergrub die Hände in den Seitentaschen.

Der Unfallort sah aus wie ein Schlachtfeld. Überall lagen Trümmer, Glassplitter, Metall- und Kunststoffteile des fast völlig zerstörten Maybach herum. Blutlachen schimmerten auf dem Asphalt und auf den deformierten Sitzen.

Am Wrack arbeiteten bereits Spezialisten von der Spurensicherung, ebenso Kollegen der Emergency Service Unit, die nicht nur für Anti-Terror-Einsätze zuständig war, sondern auch für die Bergung nach schweren Unfällen.

Wir nickten Steve, Joe, Les und Detective Pryer zu.

»Dem ersten Anschein nach verlor der Fahrer aufgrund überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle und prallte in der Kurve gegen die gegenüberliegende Wand«, klärte uns Steve auf.

»Die Aufnahmen der Überwachungskameras werden zur Stunde noch ausgewertet«, ergänzte Pryer, ein schlaksiger Mann mittleren Alters.

»Wie viele Insassen?«, wollte ich mit Blick auf das, was von der Limousine übrig war, wissen.

»Insgesamt drei«, gab Steve zurück. »Lady Scarlett, ihr Bodyguard Jonathan Morgan und der Fahrer Paul Ludlum.« Er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr. »Die Herzogin hat es nicht geschafft, ebenso wenig ihr Leibwächter. Sie sind noch im Unfallwrack verstorben. Der einzige Überlebende ist der Fahrer. Er wurde kurz vor eurer Ankunft von einer Ambulanz ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht.«

Wie ich wusste war dies das New York Hospital Medical Center of Queens in der E 38th Street. Die Leichen von Lady Scarlett und Jonathan Morgan waren bereits geborgen und auf dem Weg ins Forensic Pathology Center, dem NYU Langone Medial Center Campus in der First Avenue. Dort würde das Office of Chief Medical Examiner, das Büro des Obersten Gerichtsmediziners der Stadt New York, die Obduktion durchführen.

So wie es jetzt aussah, schien es sich tatsächlich um einen tragischen Unfall zu handeln. Blieb die Frage, weshalb der Fahrer mit überhöhter Geschwindigkeit durch den Tunnel gerast war und so die Katastrophe ausgelöst hatte. Die Aufnahmen der Überwachungskameras würden uns näheren Aufschluss darüber geben. Ebenfalls die medizinische Untersuchungen des Fahrers, ob er eventuell unter Drogen- oder Alkoholeinfluss gestanden hatte.

Tragischer Unfall reißt Lady Scarlett aus dem Leben!

Ein Engel ist von uns gegangen!

Die Herzogin der Herzen ist tot!

Die Welt stand unter Schock. Der mutmaßliche Unfalltod der beliebten Persönlichkeit beherrschte tagelang die Nachrichten rund um den Globus. Natürlich waren die Verschwörungstheoretiker längst dabei, die Legende von einem Mord an Lady Scarlett zu stricken. Sie wollten nicht akzeptieren, dass es sich auch um ein tragisches Unglück handeln konnte. So war das eben nun mal.

Allerdings waren unsere eigenen Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, deshalb lag von Seiten des FBI kein endgültiges Ergebnis über den Unfallhergang vor. Hinzu kam, dass die Aufnahmen aus dem Queens-Midtown Tunnel Erschreckendes belegten: Der Maybach mit Lady Scarlett und ihren Begleitern war von Paparazzi auf Motorrädern verfolgt worden. Die Fotografen hatten den Wagen gejagt und dermaßen bedrängt, dass der Fahrer beim Manöver, sie abzuschütteln, die Kontrolle verloren hatte. Das also war der wahre Grund, weshalb die Limousine mit überhöhter Geschwindigkeit durch den Tunnel gerast war.

Und damit sah die Sachlage ganz anders aus. Die Paparazzi, die den Unfall verursacht hatten und anschließend, ohne jegliche Hilfe zu leisten, verschwunden waren, mussten wir aufspüren. Leider war dies trotz der Überwachungskameras nicht so einfach. Die Motorradfahrer und die Personen auf den Soziussitzen hatten allesamt schwarze Lederkombis getragen. Aufgrund der geschlossenen Integralhelme konnten wir keine Gesichter erkennen.

Doch das war noch nicht alles. Normalerweise hätten wir die Fahrer auch über die Sensoren der automatischen Mautstationen identifizieren können. Denn für die Durchquerung des Tunnels wurde eine Gebühr fällig, die jedoch nicht, wie früher, über die stationären Mautstellen eingetrieben wurde, sondern elektronisch. Über einen sogenannten E-ZPass auf der Basis von RFID-Chips-Transpondern, die in der Regel hinter der Windschutzscheibe angebracht waren, wurden die Fahrzeuge von den Sensoren zur automatischen Abrechnung erfasst. Diese Module gab es auch zum Außenanbau, beispielsweise an der Kennzeichenbefestigung von Motorrädern. Bei Fahrzeugen ohne einen E-ZPass machten die Mautstellenkameras Fotos der Kennzeichen, die Gebührenrechnung wurde anschließend über die Post an die Besitzer verschickt.

Allerdings waren, im Gegensatz zum Maybach, die entsprechenden Funksignale der RFID-Transponder der Paparazzi-Bikes blockiert worden. Und deren Kennzeichen waren unkenntlich gemacht. So kamen wir also nicht weiter.

Blieben nur noch die Modelle der Motorräder. Inzwischen wussten wir von unseren Fahrzeugexperten, dass es sich ausnahmslos um ältere Hondas CB 500 mit Zweizylindermotoren handelte. Aufgrund ihrer Robustheit, des Fahrwerks und der geringen Kosten wurden solche Bikes auch bei Fahrschulen als Ausbildungsmaschinen verwendet.

Steve setzte unseren IT-Experten Dr. Ben Bruckner darauf an, Näheres über die Herkunft herauszufinden. Vielleicht kamen wir so bei der Fahndung nach den Motorradfahrern einen Schritt weiter.

Der Maybach-Fahrer Paul Ludlum befand sich nach wie vor in einem kritischen Zustand. Er lag im Koma. Die Mediziner hielten sich vage, ob wir ihn in den nächsten Tagen oder gar Wochen überhaupt vernehmen konnten.

An diesem trüben Wintermorgen saßen Steve, Ben, Phil und ich im Büro von Mr. High. Joe Brandenburg gesellte sich zu uns. Der frühere Captain des NYPD besaß gute Kontakte in die Stars-und-Sternchen-Szene des Big Apple und kannte dementsprechend viele Paparazzi.

Der Assistant Director in Charge blickte uns ernst entgegen. »Der Fall hat oberste Priorität. Nicht nur das britische Außenministerium sitzt uns bereits im Nacken, sondern auch das US Department of the Interior. Der Innenminister verlangt persönlich Bericht von mir.« Er wandte sich an Ben. »Haben Sie zur Herkunft der Motorräder schon etwas herausgefunden?«

Der junge IT-Experte räusperte sich. Er strich eine Strähne des leicht gewellten hellblonden Haars, das er mit Gel zu bändigen versuchte, aus dem blassen Milchgesicht. Wie immer war er mit einem klassischen Anzug und Krawatte bekleidet.

»Einen Tag vor dem Unfall im Queens-Midtown Tunnel wurden bei einem Honda-Motorradhändler in der Bronx vier CB-500-Maschinen gestohlen, allesamt ältere gebrauchte Motorräder«, berichtete er. »Auf dem Außengelände, auf dem sie standen, gibt es jedoch keine Überwachungskameras. Der Händler hat den Diebstahl am nächsten Morgen der Polizei gemeldet.«

Mr. High nickte nachdenklich. »Finden Sie alles zu den Hintergründen des Aufenthalts von Countess of Scarambough in den Staaten heraus. Und auch sonst alles, was damit in Verbindung stehen könnte.« Dann sah der Chef Joe Brandenburg an. »Sie kümmern sich um die Paparazzi. Krempeln Sie die ganze Promifotografen-Szene in der Stadt um und finden Sie heraus, wer die Motorradfahrer sind.«

Der große, breitschultrige Special Agent nickte. »Ich verspreche, dass ich jeden Stein umdrehen werde, Sir.«

Schließlich kamen wir an die Reihe. »Und Sie, Jerry und Phil, kümmern sich um Casper Hoover, den Barkeeper des Plaza Athénée, in dem Lady Scarlett abgestiegen ist.«

Phil und ich hoben die Augenbrauen. Gleich darauf folgte die Erklärung.

»Gerade hat sich Mister Hoover in den Nachrichten darüber ausgelassen, dass der Fahrer der Herzogin vor Antritt der Fahrt getrunken hätte. Fühlen Sie ihm dahingehend auf den Zahn.«

»Wohin wollte die Countess überhaupt in dieser Nacht?«, fragte ich.

»Zu einem Dinner mit Senatsabgeordneten im Patsy’s, Jerry.«

Das Patsy’s war ein Edel-Italiener in West-Manhattan.

Phil horchte auf. »So spät noch?«

Mr. High fuhr sich mit einer Hand durch das silbergraue Haar. »Offenbar ist Lady Scarlett aufgehalten worden. Daher wollte sie das Restaurant, in dem extra ein Hinterzimmer für das Treffen angemietet worden war, zu später Stunde noch aufsuchen.«

Mein Partner war mit dieser Antwort nicht ganz zufrieden. »Wissen wir denn, von wem oder was sie aufgehalten worden ist?«

»Nicht genau«, meinte der Chef. »Die Countess führte wohl verschiedene private Gespräche mit London, die mehr Zeit als üblich in Anspruch nahmen.«

»Und in der Zwischenzeit soll sich der Fahrer an der Bar ein paar Drinks genehmigt haben?« Ungläubig blickte ich den Chef an.

»So ist es, Jerry. Das jedenfalls berichtet Casper Hoover. Sehr ungewöhnlich für den Fahrer einer Prominenten. Finden Sie heraus, ob das stimmt. Allerdings gibt noch einen anderen Zeugen, der an diesem Abend in der Bar war, der dies bestätigt. Sein Name ist Harold Tomlinson. Sprechen Sie auch mit ihm.«

Das Plaza Athénée lag in der 37 East 64th Street auf der Upper East Side, nur zwei Straßen südöstlich vom Central Park entfernt. Hier stiegen hauptsächlich Prominente, Industriemagnaten und andere Vermögende ab, die es sich leisten konnten. Neben hundertdreiundvierzig mit luxuriösem Komfort ausgestatteten Zimmern, die auf siebzehn Etagen verteilt waren, verfügte das Hotel zudem über einen Wellness- und Fitnessbereich sowie über ein Konferenzzentrum. In der mondänen Bar Lounge, die in einem unverwechselbaren Interieur gehalten war, fanden wir Casper Hoover.

Er nickte uns mit einem professionellen Lächeln zu, da er uns für Gäste hielt. Als wir ihm unsere Dienstausweise präsentierten, wurde er ernst. Er ahnte wohl, weshalb wir hier waren, und sprach ein paar Worte mit einem Kollegen, der ihn hinter der Bar ablöste.

Zusammen begaben wir uns in einen mit einem violetten Vorhang abgetrennten Bereich, wo wir uns auf schweren, in englischem Stil gehaltenen Ledersesseln niederließen.

Hoover war ein sympathischer Mann Ende vierzig mit angegrautem Haar. Dünne Falten hatten sich tiefer in seine Haut eingegraben, als es in dem Alter üblich war. Seine Augen waren wach und freundlich.

»Sie kommen wegen Mister Ludlum«, sagte er, ohne um den heißen Brei herumzureden.

Ich nickte. »Genauer gesagt, wegen Ihrer öffentlichen Aussage, er habe am Abend des Unfalls in der Bar getrunken.«

Hoover leckte sich über die dünnen Lippen. »Ja, Agent Cotton, das ist korrekt. Zu dieser Zeit hatte ich Dienst und bediente Mister Ludlum. Er trank schnell hintereinander vier Scotch on the Rocks.«

»Können Sie das etwas präzisieren?«, bat Phil.