Jerry Cotton 3229 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3229 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Ich bekam einen seltsamen Anruf von einer alten Freundin, der Broadway-Produzentin Susan Williams: Es war ein Hilferuf. Natürlich bin ich sofort zu ihr geeilt, doch ich konnte ihr nicht mehr helfen. Tatsächlich sah ich nur noch, wie sie erschlagen wurde, der Täter entkam. Das Einzige, was er zurückließ, war ein Kärtchen mit einer stilisierten lachenden Maske. Ich schwor mir, den Täter zu jagen und dem Teufel sein Grinsen auszutreiben ...


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Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Teufel vom Broadway

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Pelevina Ksinia/shutterstock; aluxum/iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8044-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Teufel vom Broadway

Seit Jahren hatte ich meine Highschool-Freundin Susan Williams nicht mehr gesehen. Nun war sie nach New York gekommen, denn sie wollte als Regisseurin am Broadway ein neues Stück herausbringen.

Wir verbrachten einen Abend voller Erinnerungen in einer kleinen Bar in Greenwich Village. Die Zeit verging wie im Flug, und es war schon nach Mitternacht, als ich Susan in meinem Jaguar zu ihrem Apartment fuhr.

Gerade hatte ich mich auf den Heimweg gemacht, da bekam ich einen Anruf von ihrem Handy.

Ihre Stimme klang verzweifelt. »Jerry, hilf mir … Bitte … Komm schnell …«

Dann brach die Verbindung ab.

Ich hatte es auf dem Weg zu meiner Wohnung in die Upper West Side Manhattan gerade bis zum Columbus Circle geschafft, als mich der Anruf erreichte.

Sofort gab ich Gas und passierte den Circle mit quietschenden Reifen. Sekunden später war ich auf der 9th Avenue Richtung Süden unterwegs.

Susans Stimme hatte panisch geklungen. Dabei war sie nicht der Typ, der sich leicht einschüchtern ließ.

Zum Glück hatte der Verkehr nach Mitternacht etwas nachgelassen. So schaffte ich die knappe Meile in wenigen Minuten.

Das Haus, in dem Susan für die Zeit ihrer Tätigkeit in New York ein Apartment gemietet hatte, war zwischen zwei Wolkenkratzer gequetscht. Eine Außentreppe führte zum Hochparterre.

Als ich die Stufen hinaufeilte und mich dabei der Haustür näherte, hörte ich von drinnen Lärm. Etwas wurde umgeworfen. Ein Schrei erklang.

Schon hatte ich meine Glock gezogen und mich innerlich darauf vorbereitet, die Tür einzutreten, da bemerkte ich, dass die Haustür nur angelehnt war.

Die Waffe in beiden Händen haltend, betrat ich das Haus. Vor mir lag eine schmale Treppe. Es war dunkel, nur die Straßenbeleuchtung drang herein. Zu hören war nichts mehr.

Nach ein paar Stufen erreichte ich den Eingang zur Wohnung. Er stand ebenfalls offen. Im matten Licht sah ich Susan, die auf der Schwelle der offenen Wohnungstür lag. Ich tastete nach ihrem Puls.

Nichts!

Mit einer schnellen Handbewegung griff ich in die Innentasche meines Sakkos und gab über mein Handy einen Notruf ab.

Kaum hatte ich mich aufgerichtet, fiel etwas in der Wohnung krachend um. Eine dunkle Gestalt hastete nach hinten ins Wohnzimmer. Kaum hatte ich die Zimmertür erreicht, sah ich die Gestalt durch ein offenes Fenster verschwinden. Dahinter gab es eine der für New York so typischen Feuerleitern, die der Unbekannte für seine Flucht nutzte.

Als ich den kleinen Austritt erreichte, floh ein dunkler Schemen gerade zwischen Mülltonnen hindurch in die nächste Querstraße. Ich sprang die drei Meter nach unten und rannte in dieselbe Richtung.

Sekunden später fand ich mich auf einem der Mietparkplätze wieder, für die man in Midtown Manhattan die wenigen unbebauten Grundstücke nutzte. Lichtreklamen von der 49th Street flackerten über Dutzende von Fahrzeugdächern.

Minutenlang lief ich zwischen den Autos umher, die Glock schussbereit in der Hand, um den Flüchtigen aufzustöbern. Aber es war vergeblich. Schließlich ließ mich die ferne Sirene des Rettungswagens aufgeben. Ich musste zurück und den Notarzt zu Susan führen.

Während ich über die Gasse zurückeilte, meldete ich den Vorfall beim NYPD. Für Verbrechen innerhalb der Stadt waren die dortigen Kollegen zuständig.

Als ich an die Stelle unterhalb der Feuerleiter kam, fiel mir etwas Weißes auf, das direkt unterhalb des Balkons auf dem Betonboden lag. Es war ein Kärtchen, und es war frisch und sauber, obwohl es am Abend geregnet hatte. Es konnte also noch nicht lange dort liegen. Der Täter musste es verloren haben.

So viel Glück, dass ein Mörder seine Visitenkarte am Tatort hinterließ, hat man selten. Und auch in diesem Fall sah es nur auf den ersten Blick so aus. Auf dem Kärtchen befand sich keine Adresse, sondern nur ein Symbol. Es zeigte eine einfach gezeichnete stilisierte Theatermaske. Ich sicherte es in einem Beutel für forensische Spuren. Dann ging ich in die Wohnung und empfing die Sanitäter vom Notarztwagen.

Sie konnten nur bestätigen, was ich schon herausgefunden hatte: Susan war tot. Erst jetzt fiel mir die Wunde an ihrem Kopf auf, die ich vorhin in der Dunkelheit nicht bemerkt hatte. Der Unbekannte hatte sie mit einem schweren Gegenstand erschlagen.

Mein Partner Phil sah mir am nächsten Morgen natürlich sofort an, dass etwas nicht stimmte.

Wie immer holte ich ihn an der vereinbarten Ecke in Upper West Manhattan auf dem Weg zum Dienst mit meinem Jaguar ab.

»Was ist los mit dir Jerry?«, fragte er. »Schlecht geschlafen? Oder bist du krank?«

Der morgendliche Verkehr war so dicht, dass wir eine Weile bis zur Federal Plaza brauchten. Es blieb also Zeit, Phil mein Erlebnis vom vergangenen Abend zu schildern.

»Den Rest der Nacht habe ich dann mit den Leuten vom NYPD verbracht«, schloss ich. »Die sind ja zuständig. Glaub mir, ich würde den Fall gern selbst übernehmen, aber das wird Mister High nicht zulassen. Wir haben mit unseren Fällen rund um den New Yorker Mob genug zu tun. Es ist eine Sache für das Police Department.«

Phil spürte, dass ich mich deswegen in einer Zwickmühle befand. Aber er ging nicht weiter auf die Zuständigkeiten der Strafverfolgungsbehörden ein.

»Was verbindet … ich meine, was verband dich mit Susan Williams?«, fragte er. »Wart ihr …? Du weißt schon.«

»Nein, waren wir nicht«, sagte ich. »Aber wir waren befreundet. Ich kenne … Ich meine, ich kannte Susan schon seit der Highschool. Sie hat schon in der Schulzeit großes Talent für das Theater bewiesen. Sie hat damals schon in einer Schulaufführung Regie geführt. Das war eine Riesensache. Du wirst es nicht glauben, aber ich habe da sogar selbst mitgemacht.«

Trotz des ernsten Themas konnte sich Phil ein Grinsen nicht verkneifen. Es war für ihn sicher ein lustiger Gedanke, sich vorzustellen, dass ich einmal auf einer Theaterbühne gestanden hatte. Und wenn es auch nur in der Schulzeit war.

»Du als Schauspieler?«, fragte er. »Was habt ihr denn gespielt?«

»Romeo und Julia«, antwortete ich.

»Und du warst Romeo? Mensch Jerry, das hätte ich dir gar nicht …«

»Ich war nicht Romeo«, unterbrach ich ihn. »Ich hatte noch nicht mal eine größere Rolle. Ich war einer der Schergen bei einer Kampfszene zwischen den beiden verfeindeten Familien.«

»Verfeindete Familien?« Er runzelte die Stirn. »Damit haben wir ja heute in New York auch wieder zu tun. Nur dass es diesmal Mafia-Familien sind.«

Über die Schulaufführung von damals hatte ich mit Susan auch in der Bar gesprochen. Sie hatte sogar Fotos von der Aufführung von damals dabeigehabt. Ich hatte mich gewundert, dass sie Fotoalben mit sich herumtrug. Denn sie führte ein Nomadenleben. Sie wohnte wochen- und monatsweise in Hotelzimmern oder Apartments und hatte ihren ganzen Hausstand bei ihrer Schwester eingelagert, die in Texas lebte und ein großes Haus besaß.

Während mir das alles wieder einfiel, kehrte Phil zu den Ereignissen der Nacht zurück. Auch er konnte es nicht lassen, zu dem Fall Überlegungen anzustellen. »Du hast gesagt, die Haustür war nur angelehnt«, sagte er.

»So war es«, bestätigte ich. »Und die Wohnungstür war ebenfalls offen, als ich kam.«

Sofort zog mein Partner seine Schlüsse. »Kein Einbruch, kein gewaltsames Eindringen. Susan Williams muss ihren Mörder also gekannt haben. Wahrscheinlich hat sie ihn auf der Straße getroffen. Vielleicht hat er auf sie gewartet und hat sie angesprochen, als du weggefahren bist. Es war ein Bekannter von ihr, sodass sie keinen Verdacht schöpfte.«

Ich nickte nachdenklich. Und dabei kam mir wieder ein Gedanke, den ich schon in der Nacht gewälzt hatte. »Ich hätte warten sollen, bis sie sicher im Haus ist«, sagte ich. »Dann wäre das nicht passiert.«

»Du weißt, dass du so was nicht denken solltest, Jerry«, sagte Phil. »Wenn der Mörder gesehen hätte, dass du bei ihr bist, hätte er eine andere Gelegenheit genutzt. Es ist nicht deine Schuld.«

»Sicher«, meinte ich, obwohl mir mein Bauchgefühl etwas anderes sagte.

Mittlerweile waren wir auf dem Broadway unterwegs, der berühmtesten Theaterstraße der Welt, auf der alle paar Meter für eine andere Show geworben wurde. Auf riesigen Displays blickten einem die Schauspieler entgegen, umgeben vom Gefunkel der Lichtreklamen. Eine davon wies auf Susans Stück hin.

»Mafia Mania«, sagte Phil verblüfft. »Sie hat ein Stück rausgebracht, das von der Mafia handelt? Will denn so was jemand sehen?«

»Sie hat es sogar selbst geschrieben. Ich glaube, sie hatte sich davon eine Menge erhofft.«

Phil kam ein Gedanke. »Sag mal Jerry … Könnte es sein, dass Susan jemandem vom Mob mit dem Stück auf die Füße getreten ist? Ich meine … die Sache mit der Karte … Vielleicht hat der Mörder sie gar nicht versehentlich verloren. Vielleicht wollte er eine Art Botschaft hinterlassen. Vielleicht steckt ja sogar eine kriminelle Organisation dahinter. Dann wäre es unser Fall …«

Während uns im Javits Federal Office Building an der Federal Plaza der Fahrstuhl aus der Tiefgarage hinaufbeförderte, überlegte ich, wie ich Mr. High, Assistant Director in Charge, eine Zuständigkeit für Susans Ermordung schmackhaft machen konnte. Das Beste war, erst einmal die ersten Ermittlungen des NYPD mitzuverfolgen. Sollte es außer dem Titel von Susans Show eine Verbindung zum organisierten Verbrechen geben, war das Ganze sofort ein Fall für unsere Task Force »TACTICS, die Abkürzung für Transnational Anti Crime Tactical Intervention Central Squad.

Oben im Flur begrüßte uns unser Kollege Steve Dillaggio. »Mister High hat sofort eine Besprechung einberufen. Ihr braucht gar nicht erst in euer Büro zu gehen.«

Phil erklärte, dass er nachkommen würde, und so ging ich mit Steve vor. Er erklärte mir kurz, worum es ging. »Die Pavone-Familie hat einen neuen Made Man«, sagte er. »Sie glauben, wir kriegen das nicht mit, aber wir haben durch Abhöraktionen herausgefunden, dass er etwas plant.«

Ein Made Man war ein Vollmitglied eines Mafiaclans. Normalerweise wurde er erst einmal Soldat, später stieg er dann vielleicht zum Underboss auf.

Als wir im Besprechungsraum ankamen, lagen schon Unterlagen mit dem Foto des neuen Mitglieds bereit. Außerdem gab es Kaffee, den Mr. Highs Sekretärin Helen so großartig zuzubereiten wusste.

Die anderen Mitglieder der Ermittlungsgruppe waren schon anwesend: Joe Brandenburg und sein Partner Les Bedell sowie Special Agent Zeerookah, der wieder einen seiner Maßanzüge trug.

»Guten Morgen«, begrüßte uns Mr. High, der nach ein paar Minuten hereinkam. Er sah in die Runde und fragte: »Wo ist Phil?«

»Hier bin ich, Sir«, rief mein Partner, der gerade durch die Tür kam. In der Hand hielt er ein paar Papiere. Offenbar hatte er sie gerade ausgedruckt. War er doch noch in unserem Büro gewesen?

Unser Chef nickte ihm zu. Alle warteten darauf, dass die Sitzung wegen der zu ergreifenden Maßnahmen gegen die Pläne der Pavone-Familie begann. Doch da bat mein Partner ums Wort.

»Was gibt es denn?«, fragte Mr. High, und eine gewisse Ungeduld war in seinem Tonfall nicht zu überhören.

»Ich würde gern ganz kurz etwas anderes vortragen«, sagte Phil. »Es dauert nur eine Minute«.

Der Chef nickte kurz, und ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen, als Phil in kurzen Worten von Susans Ermordung in der vergangenen Nacht berichtete. Er verschwieg auch nicht meine Verbindung zum Opfer und dass ich am Tatort gewesen war.

»Aber Ihnen ist klar, dass das erst einmal außerhalb unsere Zuständigkeit liegt?«, sagte Mr. High.

»Das dachten Jerry und ich auch, Sir. Bis ich auf das hier stieß. Das Symbol auf dem Kärtchen hat mich stutzig gemacht.«

»Haben Sie denn so etwas schon einmal gesehen?«, fragte der Chef.

»Gesehen nicht«, sagte Phil. »Aber davon gelesen. Als es Jerry mir beschrieb, fiel es mir wieder ein. Es gab Fälle in Los Angeles, in denen so ein Symbol ebenfalls eine Rolle gespielt hat.«

Mr. High sah mich an, und ich konnte in seinem Blick eine deutliche Portion Mitgefühl erkennen. Unser Chef hat seine Familie durch Verbrecherhand verloren. Niemand spricht über dieses dunkle Kapitel in seinem Leben, am wenigsten er selbst.

»Wenn die Ermordung von Susan Williams mit einem Fall in Kalifornien zusammenhängt, ist das tatsächlich ein Fall für das FBI«, stellte er klar. »Die Sache mit Pavone kann eine halbe Stunde warten. Bitte fahren Sie fort, Phil.«

Mein Partner schilderte, was er in den wenigen Minuten vor der Besprechung im Büro herausgefunden hatte. Er hatte nur die richtigen Stichwörter in den Computer im Büro eingeben müssen.

»Wie gesagt, es gab vor drei Monaten einen ähnlichen Fall in Los Angeles«, sagte er. »Und der ist bis heute ungelöst.«

»Wurde in L.A. auch jemand ermordet, und der Täter hinterließ ein solches Kärtchen?«, fragte ich.

»Nein, die Sache lag ein bisschen anders. Ein Ehepaar wurde entführt. William Birnbaum und seine Frau Martha. Das heißt, eigentlich weiß man gar nicht, was mit ihnen geschah. Die beiden verschwanden einfach und sind bis heute nicht wieder aufgetaucht. Es wurden keine Leichen gefunden, und es gab kein Erpresserschreiben.«

»Und wo ist die Verbindung zu dem Fall hier?«, fragte Mr. High.

»Darauf wollte ich sofort eingehen, Sir«, sagte Phil. »Die Birnbaums sind ebenfalls im Showbusiness tätig. Sie besitzen eine kleine Filmproduktionsfirma. Und sie haben vor ihrem Verschwinden einen seltsamen Brief erhalten. Einen Brief ohne Text. Aber mit einem markanten Symbol.« Er hielt das Papier in die Höhe, sodass alle es sehen konnten. Es war ein Scan des Briefes, der natürlich ein Bestandteil der Ermittlungsakten war.

»Das ist genau dasselbe Symbol«, bestätigte ich. »Das war auf der Karte.«

»Damit ist alles klar«, sagte Mr. High. »Jerry und Phil, Sie werden die Sache übernehmen. Wir müssen uns mit den Kollegen drüben in Kalifornien kurzschließen. Kümmern wir uns jetzt um den Neuzugang bei der Familie Pavone.«

Ich bedankte mich leise bei Phil, der neben mir saß.

»War doch selbstverständlich, Partner«, gab er zurück.

Natürlich folgte ich den Darlegungen meiner Kollegen im Pavone-Fall, aber ich gebe zu, dass es mir nicht leichtfiel. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu den Erlebnissen der Nacht ab.

Nach der Besprechung nahm mich Mr. High kurz beiseite.

»Ich habe Ihnen den Fall übertragen, Jerry«, sagte er. »Ich hoffe, ich muss Sie nicht daran erinnern, dass so ein Fall, in den man selbst involviert ist, gewisse Gefahren birgt.«

Ich wusste, was der Chef meinte. Wenn man erst einmal auf Verdächtige stößt und sich seinem Ziel, den Fall endlich zu lösen, ganz nah glaubt, kann es passieren, dass sich die Sichtweise verschiebt. Die professionelle Distanz fehlt.

Ich nickte. »Machen Sie sich keine Sorgen, Sir.« Ich versuchte ein Lächeln. »Phil passt ja auf mich auf.«

Damit entließ er mich, und ich ging hinüber in unser Büro, wo mein Partner gerade etwas am Computer recherchierte.

»In Los Angeles schlafen sie noch«, sagte er. »Sie sind drei Stunden in der Zeit zurück. Da kommen wir im Moment nicht an die richtigen Leute ran.«

»Gibt es denn nicht noch mehr Hintergrundinformationen, die wir aus den Datenbanken holen können?«

Phil grinste. »Was glaubst du, was ich hier mache? Und ich habe auch schon etwas entdeckt.«

Ich setzte mich. »Lass hören.«

»Zum Glück ist hier alles protokolliert. Die Ermittlungen liefen bisher zwar ins Leere, aber es gibt einen Special Agent in L.A., der sich besonders stark in die Sache mit den verschwundenen Produzenten reingehängt hat. Ein gewisser Sam Madson. Er hat in den Besprechungen immer wieder die Meinung vertreten, dass es bei dem Verschwinden der Birnbaums nicht um eine persönliche Sache geht, sondern um einen Schlag gegen die Showbusinessbranche.«

Ich lehnte mich zurück. »Und wie kommt Madson darauf?«

»Laut Protokoll beruft er sich auf sein Bauchgefühl.« Phil schüttelte belustigt den Kopf. »Methoden haben die in Los Angeles … eigenartig.«

»Trotzdem müssen wir sofort mit ihm sprechen, sobald er im Dienst ist«, sagte ich. »Und bis dahin sollten wir ein paar Fakten zusammentragen, die es mit seinem Bauchgefühl aufnehmen können.«

Wir nahmen Kontakt mit dem NYPD auf, und kurz darauf besuchte uns ein gewisser Detective Lawson, der uns auf den neuesten Stand brachte.

Er war ein bulliger Typ mit Dreitagebart, der sich schnaufend in einem unserer Stühle niederließ.

»Ich muss Ihnen leider sagen, dass wir nicht weit sind«, sagte er. »Der Täter hat außer dem Kärtchen keine Spuren hinterlassen. Die Schlagwaffe scheint der Unbekannte mitgebracht zu haben. Wahrscheinlich lief es so ab, wie Sie vermutet haben, Agent Cotton. Der Täter hat auf Miss Williams vor dem Haus gewartet, sprach sie an, und sie gingen gemeinsam hinauf. Drinnen griff er sie an.«

»Das heißt, sie kannte ihn«, unterbrach ihn Phil.