Jerry Cotton 3233 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3233 E-Book

Jerry Cotton

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Jagd auf die Immobilienhaie


Eine ältere Nachbarin bat mich um Hilfe. Sie erzählte mir von einem Bekannten, der drangsaliert wurde, damit er aus seiner Wohnung auszog - und er sei kein Einzelfall, betonte sie. Sie kenne mehrere Leute, die regelrecht gemobbt würden und zu verängstigt seien, um sich an die Polizei zu wenden. Ein Mann soll sogar gestorben sein! Da Phil und ich gegenwärtig keinen offenen Fall hatten, erlaubte Mr. High uns, der Sache nachzugehen. Und schon bald nahmen wir die blutige Spur der Immobilienhaie auf ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2019

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Jagd auf die Immobilienhaie

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: fizkes/shutterstock

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8165-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Jagd auf die Immobilienhaie

Ein Geräusch riss Adam Reynolds aus dem Schlaf. Der alte Mann setzte sich in seinem Bett auf und lauschte. Da! Jetzt hörte er es ganz deutlich. Das waren sie! Offenbar war er der Nächste auf ihrer Liste!

Er stand auf, zog sich seinen Morgenmantel an und tastete mit zitternden Fingern nach dem Baseballschläger, den er in der Ecke stehen hatte. Mit unsicheren Händen packte er das Holz und versteckte sich hinter seinem Schrank.

Vor Angst fiel ihm das Atmen schwer, sein Brustkorb fühlte sich an, als würde er zusammengequetscht.

Glas splitterte!

Als er plötzlich einen Schatten in seinem Schlafzimmer sah, übermannte ihn die Furcht vollends. Er sackte zusammen und fühlte, wie sein Herzschlag aussetzte, dann wurde es um ihn herum dunkel – für immer!

»Alter Mann, du lässt langsam nach«, rief Phil mir, schnell atmend, zu.

Wieder ein Punkt für ihn. Er war in Führung und dem Sieg nah.

Ich holte tief Luft und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Mein Herz raste. Kein Wunder, Phil hielt mich beim Squash ganz schön auf Trab. Er trainierte das regelmäßig, ich eher selten. Kein Wunder also, dass seine Technik besser war als meine.

Der nächste Aufschlag folgte. Der Ball krachte gegen die Hallenwand und kam dann auf mich zugeschossen. Mit einer schnellen Bewegung parierte ich ihn und sorgte dafür, dass sich der Aufschlagwinkel änderte. Diesmal ging Phils Schläger ins Leere.

»Ein Punkt für dich«, seufzte er. »Meine Ansprache scheint dich zu motivieren.«

»Ein wenig«, bestätigte ich. »Immerhin kann ich dich ja nicht gewinnen lassen, ohne mein Bestes zu geben.«

»Sehe ich auch so«, erwiderte Phil.

Wenige Minuten später war das Match vorbei. Er hatte gewonnen, wenn auch nur knapp.

»Das war gar nicht schlecht«, sagte er auf dem Weg zu den Duschen. »Wenn du dich weiter steigerst, hast du bald eine Chance zu gewinnen.«

»Sicher. Immerhin bist du auch nicht mehr der Jüngste.«

Nach dem Duschen zogen wir uns an und verabschiedeten uns. Phil hatte es nicht weit, sein Apartment befand sich nur ein paar Hundert Yards von der Sporthalle entfernt. Ich stieg in den Jaguar und fuhr nach Hause.

Da wir seit fast einer Woche keinen dringenden Fall zu bearbeiten hatten, konnten wir ausnahmsweise pünktlich Feierabend machen und hatten Zeit für so etwas wie Freizeit. Nachdem wir die aktuellen Kinofilme durch hatten, stand Sport auf unserem Programm.

Körperlich erschöpft, gleichzeitig aber auch sehr zufrieden, fuhr ich mit dem Fahrstuhl zu meinem Apartment.

Als ich ausstieg, begegnete mir meine Nachbarin: eine Rentnerin, die ihren Hund mehrmals täglich Gassi führte. Normalerweise grüßte sie immer freundlich, doch diesmal war etwas anders. Sie machte einen traurigen Eindruck, irgendetwas stimmte nicht. Ob es mit dem Hund zu tun hatte? Er war jedenfalls nicht bei ihr.

»Alles in Ordnung, Miss Meyhard?«, fragte ich.

»Nein, ganz und gar nicht, Mister Cotton«, erwiderte sie. »Es ist nicht wegen mir. Ein Freund, er hat Probleme, große Probleme. Und nicht nur er!«

»Was meinen Sie? Welche Art von Problemen?«

»Das Haus, in dem er zur Miete wohnt, ist kürzlich an einen neuen Eigentümer verkauft worden. Und jetzt arbeitet der daran, dass die Mieter ausziehen, damit er die Wohnungen renovieren und mehr Geld machen kann. Daher steht mein Freund Roy enorm unter Druck, und allen anderen Mietern geht es genauso. Es handelt sich bei fast allen um ältere Menschen, die darauf angewiesen sind, dass ihre Miete relativ günstig bleibt. Und sie haben auch ein Recht, dort zu wohnen! Doch seit der neue Eigentümer da ist, häufen sich die unangenehmen Vorfälle.«

Meine Alarmglocken läuteten.

»Was genau meinen Sie mit ›unangenehme Vorfälle‹?«, hakte ich nach.

»Die Mieter werden gemobbt und unter Druck gesetzt, mit allen legalen, aber auch illegalen Mitteln. Vor ein paar Tagen ist bei einem Mieter eingebrochen worden. Er starb an Herzversagen. Jetzt haben die anderen natürlich noch mehr Angst.«

»Das hört sich nicht gut an«, sagte ich. »Es ist nicht unüblich, dass ein neuer Eigentümer Häuser renoviert, um höhere Mieten verlangen oder die Wohnungen mit Gewinn verkaufen zu können. Wenn er dabei allerdings gegen geltendes Recht verstößt … War Ihr Freund schon bei der Polizei?«

»Nein, das war er nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Genau wie die meisten anderen Mieter hat er zu viel Angst, sich an die Cops zu wenden. Mister Reynolds – der Mann, der an einem Herzinfarkt gestorben ist –, wollte sich einen Anwalt nehmen. Jetzt, nachdem bei ihm eingebrochen wurde und er sich buchstäblich zu Tode erschreckt hat, haben die anderen Mieter noch mehr Angst. Ich habe meinem Freund gesagt, dass einer meiner Nachbarn vom FBI ist, und gedacht, Sie könnten vielleicht etwas unternehmen, ohne dass es auf die Mieter zurückfällt.«

»Auch als Agent sind meine Möglichkeiten natürlich beschränkt«, erwiderte ich, um keine falschen Hoffnungen zu wecken. »Zudem muss ich das mit meinem Vorgesetzten besprechen.«

Sie schaute mich flehend an.

»Ich will sehen, was ich tun kann«, sicherte ich ihr zu. »Geben Sie mir doch schon mal die Adresse und ein paar weitere Infos.«

»Danke!« Sie lächelte zaghaft. »Es handelt sich nicht nur um ein Haus, sondern um mehrere, die in derselben Gegend liegen. Ich habe in meinem Apartment die Notizen, die kann ich Ihnen gerne holen. Einen Moment, bitte.«

Mit einer Vitalität, die ich ihr kaum zugetraut hätte, machte sie kehrt, ging in ihr Apartment und kam wenige Sekunden später zurück.

»Hier, das sind alle Unterlagen, die ich habe«, sagte sie und drückte mir mehrere Zettel in die Hand. »Das sind die Adressen der Häuser, die von meinem Freund und auch die von Mister Reynolds, bei dem eingebrochen wurde.«

Ich nickte. »Damit kann ich schon etwas anfangen. Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn ich mehr weiß.«

»Sie sind ein Schatz«, sagte sie überglücklich.

»Nur keine Vorschusslorbeeren, noch habe ich ja nichts unternommen«, sagte ich und ging in mein Apartment.

Dort legte ich meine Sachen ab und schaute mir die betroffenen Häuser auf Google Street View an. Es handelte sich, so meine Einschätzung, um Gebäude, die bereits in den 1920ern oder 1930ern errichtet worden waren. Davon gab es in der Gegend einige. Viele waren bereits renoviert worden, aber natürlich nicht alle.

Ich suchte nach Zeitungsartikeln und Blogeinträgen, fand aber keine, die sich speziell auf die besagten Häuser bezogen. Hatte Miss Meyhard vielleicht übertrieben? Oder war das Fehlen von Informationen ein Indiz dafür, dass es die Mieter wirklich nicht wagten, auf den Missstand aufmerksam zu machen?

Ich erledigte ein paar private Angelegenheiten, den üblichen Papierkram, während in meinem Hinterkopf bereits mein kriminalistisch geschulter Verstand zu arbeiten begann. Doch noch hatte ich zu wenig Informationen, um zu irgendwelchen Ergebnissen zu kommen.

Kurz vor Mitternacht ging ich ins Bett, nicht ahnend, dass ich kurz davor war, in ein Wespennetz zu stechen.

»Und? Muskelkater? Wäre nicht verwunderlich«, sagte Phil statt einer Begrüßung, als ich ihn am nächsten Morgen an der üblichen Straßenecke abholte.

»Hält sich in Grenzen«, erwiderte ich und lächelte. »Immerhin kann ich meine Extremitäten schon wieder halbwegs bewegen. Und wie ist es bei dir?«

»Prächtig«, behauptete Phil strahlend. »Ich spiele ja schon etwas länger Squash als du, daher war das für mich eher Aufwärmtraining als körperliche Belastung.«

»Hört, hört!«, bemerkte ich. »Aber wechseln wir das Thema. Irgendein Hinweis darauf, dass wir einen neuen Auftrag erhalten?«

Phil warf mir einen belustigten Blick zu. »Du meinst, ob die Kristallkugel unserer hauseigenen Wahrsagerin oder die Flugrichtung der Vögel darauf schließen lassen?«

»Nicht ganz so esoterisch«, erwiderte ich. »Ich dachte eher an Aussagen von Mister High, Helen oder irgendwelchen Agents. Oder Nachrichten über Verbrechen.«

Phil zuckte mit den Schultern. »Um ganz ehrlich zu sein: Ich habe keine Ahnung. Aber eines weiß ich ganz genau: dass es mir langsam in den Fingern juckt. Einerseits ist es zwar ganz schön, dass kein großes Unrecht geschieht, das unser Eingreifen nötig macht. Andererseits …«

»Ja, ich weiß genau, was du meinst«, unterbrach ich ihn. »Mir ist übrigens gestern Abend etwas Interessantes passiert. Meine Nachbarin – Miss Meyhard, die mit dem kleinen Hund – hat mich angesprochen. Einer ihrer Bekannten hat wohl Probleme mit seinem Vermieter und ist damit wohl nicht allein. Es hörte sich an, als würden die Mieter genötigt auszuziehen.«

Phil horchte auf. »Die bekannte Masche? Jemand kauft ein heruntergekommenes Haus, scheucht die Mieter heraus, renoviert und verkauft teuer wieder?«

»Hört sich zumindest danach an«, bestätigte ich.

»Ob das reicht, um Mister High davon zu überzeugen, uns ermitteln zu lassen, bezweifele ich«, meinte Phil. »Ein Mord wäre gut. Aber ein paar Mieter mit Problemen, das ist eher was für die Gerichte.«

»Einer der Mieter ist gestorben«, sagte ich. »Details kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass er wohl einen Herzanfall erlitten hat, während bei ihm eingebrochen wurde.«

»Hervorragend!«, stieß Phil erfreut aus und wurde gleich wieder ernst. »Ich meine natürlich, das ist tragisch. Könnte aber helfen, die Sache in einen Fall für uns zu verwandeln.«

Ich nickte. »Dachte ich ebenfalls. Mal sehen, ob Mister High etwas anderes für uns hat. Sonst wäre das eine Alternative zur Büroarbeit.«

»Eine willkommene Alternative!«, ergänzte Phil.

Eine gute Viertelstunde später fuhren wir mit dem Fahrstuhl in den dreiundzwanzigsten Stock des Javits Federal Office Building, in dem sich unser Büro befand. Neben uns befanden sich sechs andere Personen in der Kabine, von denen ich nur zwei vom Sehen kannte.

Oben angekommen stiegen wir aus. Phil war einen Moment lang abgelenkt, weil eine weibliche Analystin seine Aufmerksamkeit auf sich zog, und wäre fast mit Joe Brandenburg kollidiert.

»Immer schön langsam, Phil«, scherzte Joe, der elegant ausgewichen war. »Wenn du so weitermachst, werden dir die Frauen eines Tages noch zum Verhängnis.«

»Habe ich ihm auch schon öfter gesagt, aber er hört ja nicht auf mich«, stimmte ich ihm zu.

»Wenn man immer wieder im Sumpf des Verbrechens watet, bietet ein wenig Schönheit eine angenehme Abwechslung«, konterte Phil schlagfertig. »Guten Morgen, Joe. Wie stehen die Aktien?«

»Keine Ahnung, die Wall Street ist heute nicht unser Einsatzgebiet«, erwiderte Joe lächelnd. »Les und ich müssen nach Long Island, einer Spur nachgehen.«

»Dann viel Erfolg«, wünschte Phil. »Ich hoffe, dass Mister High auch für uns etwas zu tun hat. Jerry beim Squash zu schlagen, wird auf Dauer langweilig.«

»Ihr seid echte Workaholics«, bemerkte Joe lachend und verabschiedete sich.

Auf dem Weg zum Büro unseres Chefs begegnete uns noch Les Bedell, der im Vorbeigehen grüßte. Schließlich machten wir vor Helens Schreibtisch Halt.

»Guten Morgen, schöne Frau«, sagte Phil.

»Guten Morgen«, erwiderte sie gut gelaunt. »Um die nächste Frage vorwegzunehmen: Er ist noch nicht in seinem Büro. Aber auf dem Weg. Kaffee?«

»Haben wir da jemals Nein gesagt?«, fragte Phil.

Helen lächelte. »Selten. Eigentlich nur, wenn ihr in Eile wart.«

»Sind wir gerade nicht«, sagte ich und grüßte sie ebenfalls. »Ist kürzlich etwas vorgefallen, dass auf einen neuen Fall für uns hindeutet?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Mir ist nichts bekannt, das muss aber nichts heißen. Er hatte gestern eine Menge Telefonate.«

Damit war natürlich Mister High gemeint.

Wenige Minuten später, wir hatten gerade unseren herrlich duftenden Kaffee getrunken, traf unser Chef ein.

Er wirkte relativ entspannt, was bei ihm eher unüblich war. Ich ahnte schon, dass das ein Hinweis darauf war, dass unsere Dienste nicht dringend benötigt wurden.

Und tatsächlich: In seinem Büro eröffnete er uns, dass die Lage an der Verbrechensfront relativ ruhig war.

»Das kann sich natürlich jederzeit ändern«, teilte er uns mit. »Bleiben Sie also in Bereitschaft.«

Ich räusperte mich. »Es gibt da eine Sache, die nicht unbedingt in unseren Zuständigkeitsbereich fällt, der ich aber gerne nachgehen würde«, sagte ich und erzählte ihm von der Situation der Mieter, wegen der mich meine Nachbarin angesprochen hatte.

»Sie haben recht, das sieht nicht nach einem FBI-Fall aus«, stimmte Mr. High mir zu. »Sie können sich aber gerne umhören und ein paar Nachforschungen anstellen, solange nichts anderes anliegt.«

»Prima«, freute sich Phil. »Ein Fall!«

»Nein, kein Fall.« Mr. High schüttelte den Kopf. »Zumindest kein offizieller.«

»Aber wenn wir etwas finden …«, argumentierte Phil.

»… dann können wir das Thema noch einmal erörtern«, vollendete Mr. High seinen Satz.

»Danke, Sir«, sagte ich.

»Und? Ein neuer Fall?«, fragte Helen, als wir das Büro unseres Chefs verlassen hatten.

»Nicht direkt«, antwortete Phil. »Bezeichnen wir es einfach als Dienst an der Öffentlichkeit.«

Ich musste grinsen. »Nette Formulierung. Wie auch immer, wie wäre es mit einem Abstecher nach Harlem?«

»Bin dabei«, sagte Phil.

Wenige Minuten später saßen wir im Jaguar, auf dem Weg in Richtung Nordosten. Wir wollten uns die Häuser ansehen, in denen es Probleme zwischen Mietern und Vermietern gab.

Unsere erste Station war ein Haus auf der 144th Street, im Norden von Harlem. Hier gab es eine Menge Häuser, die vier oder mehr Stockwerke hatten. Gute alte Backsteinbauten, die teilweise ein wenig heruntergekommen waren.

Einige von ihnen waren Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, als in Harlem viele wohlhabende Bürger gewohnt hatten. Anfang des 20ten Jahrhunderts hatte der Zuzug von Migranten aus Europa begonnen, später waren sie von Afroamerikanern abgelöst worden, die bald den Hauptteil der Bevölkerung ausmachten.

Durch mangelnde Investitionen waren viele Gebäude im Laufe der Zeit verkommen. Erst gegen Ende des 20ten Jahrhunderts hatte Harlem, wie viele andere Stadtteile New Yorks, eine Renaissance erlebt. Investoren kauften Häuser und renovierten sie, woraufhin die Mieten und Immobilienpreise ständig anstiegen. Es hatte immer mal wieder Reibereien zwischen Investoren und Mietern gegeben. Daher war ich nicht verwundert gewesen, als meine Nachbarin mir von einer solchen Situation erzählt hatte.

Mieter unter Druck zu setzen und sie zum Auszug zu zwingen, war natürlich illegal. Und manchmal steckte mehr dahinter, als auf den ersten Blick ersichtlich war.

»Hier wohnt also dieser Roy Pearson, der Freund deiner Nachbarin?«, fragte Phil, als wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen und das Haus betrachteten.

»Das hat sie gesagt.« Ich nickte. »Normalerweise würde ich ihm einen Besuch abstatten, aber nach dem, was Miss Meyhard gesagt hat, fürchtet er Repressalien, wenn bekannt wird, dass er sich, wenn auch indirekt, an das FBI gewandt hat.«

»Was machen wir also?«, fragte Phil. »Hier herumsitzen und Däumchen drehen?«

»Wir beobachten«, erwiderte ich. »Unauffällig.«

Phil nickte. »Eine Observierung also. Dann hätten wir an Verpflegung denken sollen.«

Ich lächelte. »Hier in der Nähe werden wir sicher irgendwo Sandwiches bekommen, wenn dich der Hunger quält.«

Wir spazierten die Straße entlang. Miss Meyhard hatte noch von fünf weiteren Häusern gesprochen, die wir uns ebenfalls anschauten.

Zunächst fanden wir heraus, dass bei fast allen Renovierungsaktivitäten zu beobachten waren. Vor den Häusern standen Baumaterialien auf den Bürgersteigen, und aus zwei Häusern war Lärm zu hören, den offenbar Bauarbeiter verursachten.

»Das ist alles nicht gerade schön für die Leute, die in den Häusern wohnen, aber nicht illegal«, meinte Phil, als wir uns alle Häuser angeschaut hatten und uns auf dem Weg zurück zum Jaguar befanden.

»Nein, ist es nicht«, stimmte ich ihm zu. »Handwerker sind selten leise. Aber das ist sicher nicht das, was Miss Meyhard gemeint hat. Sie sprach davon, dass die Mieter unter Druck gesetzt würden, eingeschüchtert. Sieht aus, als müssten wir etwas tiefer in die Sache einsteigen.«

Phil nickte. »Dann wird es sich wohl nicht vermeiden lassen, dass wir mit diesem Mister Pearson reden. Wir können einen Ort auswählen, wo ihn niemand kennt. Ich kann seine Telefonnummer heraussuchen, wir rufen ihn an und vereinbaren ein Treffen.«

»Oder wir regeln das über Miss Meyhard«, dachte ich laut. »Vielleicht weiß er noch gar nicht, dass sie mit mir geredet hat. Wenn wir ihn ohne Vorbereitung anrufen, reagiert er vielleicht ablehnend.«

Phil zuckte mit den Schultern. »Wie du willst.«

Wir hatten den Jaguar fast erreicht, als wir sahen, wie sich vor dem gegenüberliegenden Haus mehrere Bauarbeiter daran machten, eine Seilwinde in einem der oberen Stockwerke zu installieren. Unten auf der Straße befanden sich ebenfalls einige, die den Bürgersteig absperrten.