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Schatzjagd
Phil und ich wurden von einem Informanten angesprochen. Er bot uns Informationen über den Mafiaclan der Forzettas und teilte uns mit, dass die Familie sich einer ominösen Schatzjagd angeschlossen habe. Die Jagd, erklärte er, richte sich auf irgendein wertvolles Bild, das jemand unbedingt haben wolle. Dieser Jemand habe eine Art Ausschreibung in der Unterwelt gemacht, die Belohnung betrug sage und schreibe fünfzehn Millionen Dollar! Schon bald zeigte sich, dass es nicht wenige Menschen gab, die für einen solchen Betrag über Leichen gingen ...
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Seitenzahl: 138
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Schatzjagd
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: LeoPatrizi/iStockphoto
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-8298-3
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Schatzjagd
»Sie können es sich leichtmachen«, flüsterte der Mann scheinbar mitfühlend. »Sagen Sie uns einfach, was Sie wissen, dann ist all das nicht mehr nötig.«
Jameson Hunter schaute auf, richtete seine tränenden Augen auf ihn. Blut rann ihm das Gesicht herunter. Sein Körper war von Blutergüssen übersät. Es waren so viele, dass sich alles wie ein einziger, großflächiger Schmerz anfühlte. Er war am Ende seiner Kräfte, leistete kaum noch Widerstand.
Der Mann, der neben Hunter stand, nickte seinem breitschultrigen Begleiter zu, der ausholte und Hunter einen weiteren Schlag verpasste.
»Okay, ich sage Ihnen, was Sie wissen wollen!«, brachte Hunter mühsam hervor.
Er konnte kaum noch sprechen, weil sein Gesicht geschwollen war. Jede Bewegung des Mundes tat weh.
»Kluge Entscheidung«, sagte der Mann neben ihm und wirkte fast freundlich. »Also, wo ist es? Wo genau?«
Hunter setzte zum Sprechen an, spürte einen Reiz in seiner Kehle und hustete. Blut spritzte durch die Luft, ein Teil auf den Mann neben ihm.
Der verzog das Gesicht, zog ein Taschentuch heraus und wischte die Flecken so gut wie möglich ab.
»Mein Anzug hat über tausend Dollar gekostet!«, grollte er.
Normalerweise hätte Hunter einen bissigen Kommentar von sich gegeben, aber dazu war er in diesem Moment weder in der Position noch in der Lage. Alles, was er wollte, war, dass der Schmerz, der ihm fast das Bewusstsein raubte, aufhörte.
»Jetzt reden Sie endlich!«, forderte der Mann ungehalten.
Jede Spur von Menschlichkeit war aus seinem Ton verschwunden.
Hunter hob mit größter Anstrengung den Kopf und erzählte alles, was er wusste. Dann ließ er den Kopf fallen, schaute teilnahmslos auf den Boden und fühlte eine merkwürdige Leere.
Er hatte nachgegeben. Den Männern, die ihn gefoltert hatten, das verraten, was sie wissen wollten. Damit hatte er seinen Teil der Vereinbarung eingehalten. Jetzt würde er endlich aufhören, der Schmerz, den sie ihm zugefügt hatten.
Und tatsächlich: Der Mann, der die ganze Zeit neben ihm gestanden hatte, entfernte sich von ihm.
»Erspare ihm weitere Schmerzen«, sagte er zu seinem Begleiter. »Wir haben, was wir wollten. Mister Forzetta wird sich freuen, das zu hören.«
Hunter sah aus den Augenwinkeln, wie der Mann den schäbigen Raum verließ, und fühlte Hoffnung aufkeimen. Hoffnung, dass er es überstanden hatte und jetzt alles wieder gut werden würde. Doch als er seinen Kopf leicht anhob, blickte er in die Mündung einer Waffe.
»Schlaf gut!«, sagte der Schütze und schoss.
Jameson Hunter spürte keinen weiteren Schmerz, er war sofort tot.
Sein Mörder steckte die Waffe ein, schnitt die Leiche los, sodass sie auf die Kunststoffplane fiel, die den Boden bedeckte, stellte den Stuhl zur Seite und wickelte sein Opfer in die Plane ein. Dann transportierte er alles zum Wagen, um es später zu beseitigen.
Erst als er weg war, brachen die beiden Männer, die draußen vor dem Fenster gestanden hatten, ihr Schweigen.
»Das war heftig, Mann!«, stöhnte der eine von ihnen. »Die haben den Kerl echt kaltgemacht.«
»Damit geht er auf deren Konto, und wir haben nichts damit zu tun«, erwiderte der andere. »Trotzdem wissen wir jetzt, wo genau wir suchen müssen. Das erspart uns viel Arbeit.«
»Vielleicht sollten wir den Forzettas eine Grußkarte schicken, wenn wir als Millionäre irgendwo im Süden unsere Cocktails schlürfen«, scherzte der Erste, wurde aber schnell wieder ernst. »Wie auch immer, es wird Zeit, den nächsten Schritt zu planen.«
»Hoffentlich tischt uns Frankie nicht wieder so ein Märchen auf«, brummte Phil, während er einen vernünftigen Radiosender suchte.
»Das kann man bei ihm nie ganz ausschließen«, erwiderte ich und setzte den Blinker, um mit dem Jaguar rechts abzubiegen. »Allerdings hat er uns auch schon hilfreiche Tipps gegeben.«
»Zwei!«, konkretisierte Phil. »Soweit ich mich erinnere, waren es nur zwei, mit denen wir etwas anfangen konnten. Das Meiste, was aus seinem Mund kam, war gequirlte Kacke. Damit hätte er besser Fantasy-Autor werden können.«
»Ist das nicht dein heimlicher Berufswunsch?«, stichelte ich.
»Meiner? Ich dachte deiner!«, konterte Phil.
Wir näherten uns langsam einem der weniger angenehmen Bereiche von Brooklyn. Man merkte, dass die Anzahl der Graffiti an den Häuserwänden zunahm, genauso wie der Unrat auf den Bürgersteigen. Dunkle Gestalten musterten meinen Wagen mit gierigen Blicken, als wir an ihnen vorbeifuhren. Mir war klar, dass ich den Jaguar nicht einfach irgendwo abstellen konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass er – oder zumindest die Felgen – gestohlen wurden.
Keine fünf Minuten später zeigte Phil nach vorne, zu einer Bar. »Da, das ist der Treffpunkt!«
Ich nickte und fuhr langsam weiter.
»Keine Spur von ihm«, bemerkte ich beiläufig.
Phil blieb gelassen. »Hätte ich auch nicht erwartet. Er ist eher der Typ, der hinter den Mülltonnen da hinten haust und sich erst zeigt, wenn er deinen Jaguar sieht.«
Phil hatte recht, mutig war Frankie sicher nicht, eher verschlossen und geheimnisvoll. Manchmal auch etwas schräg. Er hatte etwas von Mel Gibson in Fletchers Visionen, nur nicht dessen gutes Aussehen.
Ich hielt den Wagen an, stellte den Motor aus und schaute auf die Uhr. »Wir sind etwas früh dran.«
»Dann bleibt ja noch Zeit für eine Runde Schach«, witzelte Phil.
»Hast du dein Schachbrett dabei?«
»Nein, aber auf meinem Rechner ist eine App installiert.«
»Schöne neue Welt«, lästerte ich. »Auf einem digitalen Display macht es sicher nicht so viel Spaß, dich vernichtend zu schlagen.«
»Die App zeigt animierte Figuren«, erwiderte er. »Und wenn ich deine Königin mit meinem Springer schlage … das ist wirklich gut animiert. Davon abgesehen …«
»Da ist er!«, fiel ich Phil ins Wort.
Er drehte den Kopf und erkannte den Informanten ebenfalls.
Wir stiegen aus. Frankie, der tatsächlich irgendwo aus Richtung der Müllcontainer gekommen war, blieb stehen. Er musterte uns genau, fast so, als wollte er unsere Identität überprüfen.
»Hallo, Frankie«, begrüßte Phil ihn. »Ganz schön spät am Abend.«
»Aber nicht zu früh, um zu reden«, ertönte die Stimme unseres Gegenübers. »Wenn ihr hört, was ich euch zu sagen haben, werdet ihr große Augen machen.«
»Dann sprich dich aus«, forderte Phil ihn auf. »Spann uns nicht auf die Folter. Worum geht es? Warum mussten wir den weiten Weg hierher auf uns nehmen?«
Frankie lächelte. »Es geht um die Forzettas. Das interessiert euch doch, nicht wahr?«
Sicher tat es das. Hinter dieser Mafiafamilie waren wir seit Monaten her. Erreicht hatten wir bisher leider nur wenig.
Phil kaschierte sein Interesse. »Könnte sein. Was hast du denn? Kennst du die Wunschliste des Paten fürs nächste Weihnachtsfest?«
Frankie kicherte. »Nein, davon habe ich keine Ahnung. Es geht um Geld. Eine Menge Geld. Scheinbar braucht die Familie eine größere Summe für die Kriegskasse.«
»Krieg? Mit wem?«, hakte Phil sofort nach.
»Keine Ahnung, ist nur eine Vermutung von mir«, antwortete Frankie mit einem Schulterzucken. »Warum sonst sollten sie bei der Schatzjagd mitmachen?«
»Schatzjagd?«, wiederholte ich skeptisch. Das klang, als ob uns Frankie wieder eine an den Haaren herbeigezogene Story verkaufen wollte.
Phil schien ähnliche Gedanken zu hegen, denn er verdrehte die Augen. »Das ist doch wohl nicht dein Ernst, oder? Du willst uns doch nicht erzählen, dass sie auf den Spuren von Indiana Jones nach dem heiligen Gral suchen?«
»Nein, nein, nicht so was.« Frankie winkte ab. »Es geht um ein Bild, genauer gesagt um ein Gemälde. Irgendein Kunstliebhaber hat einen Preis von ein paar Millionen darauf ausgesetzt. So eine Art Kopfgeld oder Preisgeld, wie auch immer man das in diesem Fall nennen mag. Und die Forzettas sind mit von der Partie.«
»Könnte interessant sein«, bemerkte Phil und warf mir einen Blick zu.
»Eben!«, meinte Frankie. Plötzlich wurde er unruhig. »Wie viel ist euch die Info denn wert?«
Phil griff in die Tasche und holte einen Geldschein heraus, den er Frankie reichte.
Der nahm ihn in die Hand, schaute kurz darauf und schüttelte den Kopf.
Phil verzog das Gesicht, griff wieder in die Tasche und zauberte einen weiteren Schein hervor.
Frankie schnappte ihn sich und nickte. »Also gut, ich sage euch alles, was ich weiß. Von dem Bild habe ich keine Ahnung, ihr müsst selbst herausfinden, worum es dabei geht und wo es sich befindet. Was ich aber mitbekommen habe, ist, dass sie einen Mann entführt und ausgequetscht haben, einen Wachmann oder so. Heißt Hunter mit Nachnamen. Ich dachte erst, es würde um die Jagd gehen, bis mit klar wurde, dass es sich um einen Namen handelte. Die haben ihm – so meine Schlussfolgerung – wohl übel zugesetzt, um zu erfahren, was sie wissen wollten. Und dann … tja, das könnt ihr euch wohl denken.«
»Sie haben ihn getötet?«, mutmaßte Phil.
»Schwer zu sagen«, erwiderte Frankie. »Konkret gesagt wurde das in dem Gespräch, das ich … zufällig gehört habe, natürlich nicht. Vielleicht haben sie ihn auch bestochen. Aber wenn irgendwo die Leiche von dem Typ auftaucht, dann sollte das klar sein. Und vielleicht habt ihr damit etwas gegen die Forzettas in der Hand.«
»Du weißt nicht zufällig mehr? Gibt es Zeugen für den Mord, falls einer stattgefunden hat? Wo genau haben sie ihn verhört? Und wer von den Forzettas hat das erledigt?«, hakte Phil nach.
Dafür erntete er von Frankie nicht mehr als ein Schulterzucken.
»Sorry, mehr weiß ich nicht«, behauptete er. »Hab das ja auch nur nebenbei mitbekommen. Wenn die wüssten, dass ich überhaupt etwas gehört habe, wäre ich jetzt sicher nicht hier. Hatte hinter einer Mülltonne … also eigentlich hatte ich mich nur ausgeruht, und die wussten nicht, dass ich da war. Sonst hätten sie wohl nicht so offen geredet.«
»Und wer genau waren sie?«, wollte ich wissen.
Wieder kam von ihm nur ein Schulterzucken. »Keine Ahnung, zwei Typen. Habe sie nicht gesehen, nur gehört, worüber sie gesprochen haben. Wahrscheinlich hätte ich noch mehr erfahren, wenn nicht ein dritter Typ gekommen wäre. Sie sind mit ihm weggegangen. Für die Forzettas arbeiten eine Menge Leute.«
Phil musterte ihn argwöhnisch. »Das ist wirklich alles?«
»Es gibt da eine alte Lagerhalle, im Norden von Brooklyn, unweit des East River«, ergänzte Frankie zögernd. »Da sollen die Hitmen der Forzettas mal die Typen hingebracht haben, die verhört werden mussten. Abgelegen, sodass man keine Schreie hört. Für ein paar Mäuse verrate ich euch, wo ihr suchen müsst.«
Phil holte einen weiteren Schein aus der Tasche und reichte ihn ihm. »Das ist der letzte!«
Frankie nannte uns die Adresse. Bevor wir uns bedanken konnten, verschwand er in der Dunkelheit.
»Was hältst du davon?«, fragte Phil und drehte sich in Richtung Wagen.
»Schwer zu sagen«, erwiderte ich nachdenklich. »Soweit wir wissen, verfolgt Mario Forzetta, das Oberhaupt der Familie, seit Monaten einen Expansionskurs. Da wären ihm ein paar Millionen als Zusatzeinnahme sicher willkommen. Wenn sich deine Frage darauf bezog, ob wir Frankies Aussage trauen können, dann habe ich gewisse Zweifel. Soll heißen, dass wir uns weiter umhören sollten. Du hast doch nichts darüber gehört, dass irgendjemand einen Preis auf ein Gemälde ausgesetzt hat, oder?«
»Kein Wort, nicht mal den Hauch eines Gerüchts«, antwortete Phil. »Aber wenn es um so viel Geld geht, sollten einige Leute davon wissen.«
»Das könnte eine lange Nacht werden«, befürchtete ich.
Wir gingen zurück zum Jaguar und fuhren los.
Bis zwei Uhr nachts waren wir unterwegs, vornehmlich in Brooklyn, aber auch in Queens. Von einem Bild oder Gemälde, auf das ein Preis ausgesetzt war, wusste keiner unserer Informanten etwas. Es war also kein Wunder, dass wir an Frankies Geschichte zu zweifeln begannen.
»Lass uns die Sache morgen weiterverfolgen«, brummte Phil und gähnte. »Ich bin fertig. Wir sollten eine Nacht darüber schlafen. Morgen können wir uns nach diesem Typen erkundigen, vielleicht bringt uns das weiter.«
»Nichts dagegen einzuwenden«, sagte ich.
Wir stiegen in den Jaguar und fuhren zurück nach Manhattan.
Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, quälte ich mich aus dem Bett. Gut vier Stunden Bettruhe waren nicht viel. Auch wenn ich daran gewöhnt war, zeitweise mit wenig Schlaf auszukommen, gefiel es meinem Körper nicht, so sehr gefordert zu werden. Glücklicherweise hatte ich mich die Tage zuvor gut ausruhen können.
Wie verabredet holte ich Phil kurz darauf am üblichen Treffpunkt ab. Er hatte eine braune Papiertüte mit Sandwiches, Donuts und natürlich Kaffee dabei.
»Hier, bitte!« Er reichte mir einen Becher.
Ich nickte dankend und nahm einen kräftigen Schluck. Phil packte ein Thunfisch-Sandwich aus und nahm einen großen Bissen.
Während der Fahrt googelte er, um herauszufinden, ob in New York gerade irgendwo besonders wertvolle Bilder für eine Ausstellung erwartet wurden.
»Es wäre schön gewesen, wenn Frankie etwas konkretere Angaben über das Bild hätte machen können«, bemerkte Phil.
»Dann sollten wir es über den Namen des Mannes versuchen, der entführt wurde«, schlug ich vor.
Phil nickte. Nachdem er eine Weile im Internet gesucht hatte – Hunter war nicht gerade ein seltener Nachname – wurde er fündig.
»Immerhin etwas, er existiert«, stellte er lächelnd fest. »Jameson Hunter, achtundvierzig Jahre alt, arbeitet für einen Sicherheitsdienst. Nicht verheiratet, keine Kinder. Nur eine Exfrau, wenn ich das richtig sehe. Keine Vorstrafen, nichts, was besonders auffällig wäre. Mal sehen, was ich in den sozialen Netzen über ihn in Erfahrung bringen kann …«
Er las eine Weile.
»Auf Facebook hat er zweihundertdreißig Freunde«, berichtete er dann. »Seit zwei Tagen hat er nichts mehr gepostet. Er hat eine Menge Katzenvideos gelikt, ebenso scheint er auf New York und die Yankees zu stehen. Über seinen Job finde ich hier allerdings nichts. Ach doch, hier steht, dass er Nachtschicht schieben musste. Aber keinen Hinweis auf den Arbeitgeber. Ich versuch’s woanders.«
Kurz bevor wir die Federal Plaza erreichten, wurde Phil fündig.
»Lockup Security Inc., da arbeitet er«, verkündete er.
»Wenn wir oben sind, rufen wir bei denen an«, sagte ich.
Wenig später gingen wir durch die Flure des New Yorker Field Office. Wie üblich um die Zeit, kurz vor dem offiziellen Arbeitsbeginn, ging es in den Gesprächen der Kollegen, die wir im Aufzug und auf den Fluren trafen, eher um Kaffee oder die Dates des vergangenen Abends. Nur wenige saßen schon an ihren Schreibtischen und gingen Hinweisen nach.
Kurz bevor wir unser Büro erreicht hatten, trafen wir auf eine Reihe von Agents und Analysten, die sich um etwas scharten. Als wir näher kamen, erkannten wir Zeerookah, der gerade einen guten Job als Alleinunterhalter machte.
Neugierig blieben auch Phil und ich stehen.
»… und natürlich hatte die Lady dann keinen Grund mehr, Nein zu sagen«, hörte ich noch.
Dann kam Steve Dillaggio und klopfte seinem Partner auf die Schulter.
»Und wenn ihr wissen wollt, wie die Geschichte mit Zeery und seiner neuesten Eroberung ausging, dann schaut morgen früh wieder vorbei«, wandte er sich an die Zuhörer. »Jetzt müssen wir erst einmal ein paar böse Buben überführen und hinter Gitter bringen.«
Ich bemerkte Dr. Iris McLane, unsere Psychologin, die unweit der Szene stand.
»Guten Morgen«, begrüßte ich sie. »Interessante Story, die Zeery zum Besten gegeben hat?«
Sie winkte ab. »Ich interessiere mich eher für die Art, wie Männer ihr Balzgehabe zur Schau stellen. Äußerst aufschlussreich, kann ich nur sagen.«
»Als Psychologin hört man wohl nie auf, andere zu analysieren«, mischte sich Phil ein. »Und? Wie steht es um Zeery? Wird er mit seiner neuen Flamme glücklich werden?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin Psychologin, keine Wahrsagerin.«
Mit diesen Worten wandte sie sich ab und verschwand.
»Vielleicht hätte sie etwas mehr Glück in der Liebe nötig«, flüsterte Phil mir zu.
»Wer nicht?«, entgegnete ich. »Lass uns die Sache mit Hunter weiterverfolgen.«
Er grinste. »Du meinst nicht etwa Sarah Hunter?«
Ich wusste, worauf er hinauswollte. Sarah und ich, das war … kompliziert. Aber das musste ich Phil nicht auf die Nase binden. Wobei er es ohnehin wusste und …
Nein, Sarah war weit weg. So weit, dass ich mir keine Gedanken um sie machen musste.
»Jameson Hunter!«, erwiderte ich mit Nachdruck. »Der Mann, der bei Lockup Security Inc. arbeitet und vielleicht noch lebt, sich möglicherweise aber auch schon in den ewigen Jagdgründen aufhält. Konzentration, Mister Decker!«
»Ist ja gut, war nicht böse gemeint«, sagte er und setzte sich, in unserem Büro angekommen, gleich vor den Rechner. »Also, Lockup Security Inc. ist ein größeres New Yorker Sicherheits- und Transportunternehmen mit mehreren Hundert Mitarbeitern. Nach dem, was man auf den Fotos auf ihrer Website sieht, scheinen sie eine Privatarmee zu besitzen. Genau das richtige Team, um ein Millionen Dollar teures Gemälde zu bewachen, wenn du mich fragst. Sollen wir versuchen, telefonisch etwas über Hunter herauszufinden?«
»Können wir. Wobei sie wahrscheinlich am Telefon keine Interna offenlegen werden. Willst du?«
Er schüttelte den Kopf, wählte die Nummer und drückte mir das Telefon in die Hand.
»Dein Charme ist besser für so etwas geeignet als meiner«, behauptete er.
»Nett formuliert«, sagte ich und wartete, bis sich jemand meldete.
»Lockup Security Inc.