Jerry Cotton 3249 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3249 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Gefährliche Fiktion

Der bekannte Comic-Künstler Hank Chapman wird in seinem Hotelzimmer tot aufgefunden. Er war in New York, um einen hochdotierten Preis entgegenzunehmen. Jerry und Phil übernehmen den Fall. Schnell wird klar, dass der Ermordete ein großes Geheimnis um sein Privatleben gemacht hat. Es gibt weder Angehörige noch Freunde.
Doch dann stoßen die G-men möglicherweise auf eine heiße Spur, die Chapman in seinen letzten Comic eingebaut hat ...

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Gefährliche Fiktion

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: jamesteohart/iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8702-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Gefährliche Fiktion

»Zimmerservice!«, rief Rachel McAllister, nachdem sie an die Tür des Hotelzimmers geklopft hatte.

Als der Gast nach einem weiteren Klopfen noch immer nicht reagierte, öffnete sie die Tür und rollte das bestellte Frühstück vorsichtig in das Zimmer.

»Ihr Frühstück, Mister Chapman, pünktlich wie bestellt!«, sagte sie und versuchte, nicht aufs Bett zu schauen.

Aus den Augenwinkeln sah sie jedoch, dass dort niemand lag.

»Warum bestellt jemand Frühstück ans Bett, wenn er dann nicht da ist?«, sagte sie zu sich selbst. »Manche Gäste wissen echt nicht …«

Sie stockte. Hinter dem Bett lag jemand. Zumindest konnte sie Schuhe sehen.

Nachdem sie zwei Schritte nach vorne gemacht hatte, sah sie den Gast. Er lag auf dem Boden, den Kopf in einer Blutlache, und schaute mit leblosen Augen ins Nichts.

Hank Chapman war tot!

»Ein paar Tage zum Ausspannen sind ja nicht schlecht«, bemerkte Phil und unterdrückte ein gelangweiltes Gähnen. »Allerdings wüsste ich dafür bessere Orte als unser Büro.«

»Tatsächlich?«, erwiderte ich und grinste. »Du bist also nicht hin und weg, weil wir uns seit zwei Tagen mit wenig amüsanter Büroarbeit beschäftigen?«

Phil schüttelte den Kopf. »Nichts gegen Büroarbeit. Die muss gemacht werden, das ist mir durchaus bewusst. Aber nicht von uns, sondern von den Leuten, die darin aufgehen. Wenn wir schon mal verschnaufen können, dann würde ich lieber ein paar Sonnenstunden am Strand von Waikiki-Beach auf Hawaii verbringen. In Kalifornien auf den Wellen reiten wäre auch nicht zu verachten. Oder mich in Miami bei ein paar Cocktails amüsieren.«

»Und was hältst du von Jetset-Zielen wie Ibiza? Oder Saint-Tropez?«

Er schaute auf. »Europa? Warum nicht auch mal der alten Welt einen Besuch abstatten. Und wenn wir schon über den Atlantik sind, können wir auch mal in Dubai vorbeischauen. Was meinst du? Ich könnte Mister High fragen, ob es den Teil der Erde nicht gerade nach zwei altgedienten FBI Agents dürstet.«

»Nette Fantasie«, sagte ich. »Apropos dürstet, wolltest du dich nicht nützlich machen und Helen einen Besuch abstatten? Ich sage nur: Kaffee!«

»Da war doch was …«, sinnierte Phil und setzte zu einem wahrscheinlich äußerst geistreichen Kommentar an.

In dem Moment klopfte es an der Tür, und Helen trat ein.

»Hallo. Ich störe doch nicht, oder?«, fragte sie freundlich.

»Nicht im Geringsten«, erwiderte ich mit einem Lächeln.

»Ihr seht irgendwie gelangweilt aus«, stellte sie fest. Für einen Moment nahm ihr Gesicht einen ernsteren Ausdruck an, dann lockerten sich ihre Gesichtszüge wieder. »Mister High hat nach seinen beiden Lieblingsagents gefragt.«

Phil horchte auf. »Lieblingsagents? Hat er das wirklich so gesagt?«

»Natürlich nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber wenn man einen Mann kennt, weiß man, was er meint, wenn er etwas sagt. Wie auch immer: Wenn ich mich nicht irre, gibt es Arbeit für euch.«

»Cool!«, meinte Phil. »Dürfen wir wieder einen Mafiagangster hochnehmen? Oder eine Razzia durchführen?«

»Davon hat er nichts erwähnt«, meinte Helen. »Aber wenn ihr wissen wollt, um was es geht, könnt ihr ihn ja selbst fragen. Er erwartet euch.«

»Worauf warten wir dann noch?«, sagte Phil und zog sein Sakko über.

Ich stand ebenfalls auf und ging zusammen mit ihm und Helen zu Mr. Highs Büro.

Unser Chef sah müde aus. Schlaf war bei jemandem in seiner Position knapp bemessen. Ich überlegte, eine diesbezügliche Bemerkung zu machen, verzichtete aber darauf. Es hatte in der Vergangenheit nie viel gebracht, und diesmal würde es wahrscheinlich nicht anders sein.

»Wie geht Ihre Arbeit voran?«, wollte Mr. High wissen.

»Geht so«, antwortete Phil, ohne groß nachzudenken. »Büroarbeit halt. Nicht unser Spezialgebiet.«

Mr. High nickte. »Dann wird es Sie freuen, dass ich Ihnen einen Fall übertragen werde.«

»Ein Fall?« Phils Miene heiterte sich schlagartig auf. »Klasse, Sir! Worum geht es?«

»Es gab einen Mord, im Excelsior Hotel. Ein Mann namens Hank Chapman wurde erschlagen. Ich möchte, dass Sie sich der Sache annehmen.«

Phil nickte. »Gerne. Wer ist er? Diplomat? Mafioso? Oder gehört er zu einer Gang?«

»Nichts davon«, sagte Mr. High. »Er ist aus Montana, von Beruf Comiczeichner. Tatsächlich einigermaßen berühmt in der Szene.«

»Comiczeichner?«, stieß Phil überrascht aus. »Inwiefern fällt das in unsere Zuständigkeit?«

»Zum einen stammt er aus einem anderen Bundesstaat«, erklärte Mr. High. »Hinzu kommt, dass das NYPD im Moment ziemlich überlastet ist. Last but not least habe ich zwei Agents, die sich quasi im Leerlauf befinden und deren Stimmung mit jedem Tag, den sie nicht an einem Fall arbeiten, schlechter wird. Sind das genug Gründe?«

»Sicher, Sir«, antwortete Phil.

Mr. High nickte. »Gut, dann kümmern Sie sich darum. Fahren Sie zum Hotel und nehmen Sie die Ermittlungen auf.«

»Wird erledigt, Sir«, bestätigte ich.

Mit diesen Worten stand ich auf und verließ, gefolgt von Phil, das Büro.

»Na, spannender Fall?«, fragte Helen, als wir die Bürotür hinter uns geschlossen hatten.

»Das muss sich erst noch herausstellen«, meinte Phil. »Comiczeichner. Hört sich irgendwie nicht nach einer großen Sache an.«

»Vielleicht hatte er ja mit Stan Lee zu tun«, bemerkte ich, um Phils Interesse zu wecken.

»Stan Lee? War das nicht der Comiczeichner von Marvel?«, fragte Helen.

Phil schüttelte den Kopf. »Nein, nein, er war kein Zeichner, sondern Comicautor. Und noch einiges mehr. Aber kein Zeichner. Ist aber 2018 gestorben. Im Alter von fünfundneunzig Jahren. Ihm und seinen Kollegen haben wir eine Menge Superhelden zu verdanken. Aber genug dazu. Von Hank Chapman habe ich noch nie gehört.«

»Dann wird es Zeit, das zu ändern«, sagte ich.

Wenige Minuten später saßen wir im Jaguar und waren unterwegs.

Phil war erstaunlich still.

»Was ist los?«, fragte ich nach ein paar Minuten.

»Ich musste nur an Stan Lee denken. Daran, was er alles geschaffen hat«, antwortete er. »Millionen von Fans hat er mit seinen Comics unterhalten. Ganz abgesehen von den Marvel-Filmen, die dem Ganzen eine völlig neue Dimension verliehen haben. Ich kann mich noch an den Vorspann von Captain Marvel erinnern, in dem er kurz nach seinem Tod geehrt wurde. Das war schon was.«

Ich nickte. »Ja, das hatte er sich redlich verdient. Und das macht dich so nachdenklich?«

»Er hat so vielen Menschen etwas Gutes getan. Und ich …«

»Du bist Agent. Und rettest Leben. In der realen Welt, nicht in irgendeinem Comic-Universum. Manche Menschen sind eben berühmter und erreichen mehr Leute als andere. So ist das eben. Jeder hat seine Aufgabe. Und solange man selbst mit dem, was man macht, zufrieden ist, gibt es nichts daran auszusetzen.«

»Schon wahr«, meinte Phil und aktivierte sein Notebook. »Mal sehen, was wir über Mister Chapman wissen. Da haben wir ihn ja. Er ist … war dreiundvierzig, ledig, hatte keine Kinder. Keine Vorstrafen, war nie im Gefängnis, nicht einmal ein Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit oder Falschparkens. Vom Gesichtspunkt unserer Datenbank hat er eine weiße Weste.«

»Und sonst? Mister High erwähnte, dass er aus Montana stammte. Ist bekannt, warum er in New York besucht hat?«

»Im Bericht steht, dass er wahrscheinlich wegen einer Comicmesse in der Stadt war«, antwortete Phil. »Moment mal, läuft vielleicht gerade die New York Comic Con?«

Er schaute im Internet nach und nickte. »Die fängt morgen an. Gut möglich, dass er dort hin wollte.«

»Das werden wir sicher klären können, wenn wir in seinem Hotelzimmer sind«, sagte ich. »Was hat er denn gezeichnet? Irgendetwas, das wir kennen?«

Phil googelte im Internet. »Er hat an einer Comicserie namens Doctor Vector gearbeitet. Ist wohl ein Superheld.«

»Nie gehört«, bemerkte ich. »Was kann der denn?«

»Mal sehen … er war Wissenschaftler und nach einem Unfall in der Lage, die Vektoren von Kräften zu verändern, somit in der Lage, alle Arten von Energie zu kontrollieren«, fasste Phil zusammen. »Hört sich interessant an.«

»Die Serie wurde aber nicht von Marvel Comics oder DC Comics veröffentlicht, oder?«

Phil, der inzwischen weitergelesen hatte, verneinte. »Nein, bei irgendeiner unbekannten Firma. Interessant ist, dass der Comicverlag seinen Sitz hier in New York hat. Wenn nötig, können wir Chapmans Verleger schnell einen Besuch abstatten.«

»Das könnte hilfreich sein«, stimmte ich Phil zu. »Die Fahrt dauert noch gut zwanzig Minuten. Willst du dich währenddessen in die Welt des Doctor Vector einlesen?«

Phil verzog das Gesicht. »Ich bevorzuge zwar eher Filme, aber warum nicht? Du glaubst doch nicht etwa, dass sich in den Comics ein Hinweis auf den Täter befindet, oder?«

»Wer weiß«, entgegnete ich. »Immerhin hat es jeder gute Superheld mit mindestens einem Superschurken zu tun. Vielleicht passt die Methode, die der Täter angewandt hat, zu einem dieser Bösewichte. Falls ja, könnte es ein Hinweis darauf sein, dass der Mord etwas mit den Comics von Chapman zu tun hatte.«

»Gewagte Theorie«, murmelte Phil und schaute sich im Netz einige Comics des Opfers an.

Als wir das Excelsior Hotel erreicht hatten, parkte ich den Wagen in unmittelbarer Nähe. Wir betraten das herrschaftliche, aber in die Jahre gekommene Gebäude durch den Haupteingang.

»Riecht irgendwie leicht vermodert«, flüsterte Phil mir zu, als wir über den abgetretenen, bordeauxroten Teppich zur Rezeption gingen.

»Liegt wahrscheinlich daran, dass einige der Einrichtungsgegenstände hier so alt sind wie das Gebäude selbst«, mutmaßte ich. »Vielleicht wird es oben in den Zimmern besser.«

»Hoffentlich«, brummte Phil.

An der Rezeption empfing uns eine junge Lady mit asiatischen Gesichtszügen. »Guten Tag, meine Herren. Was kann ich für Sie tun?«

Phil hielt seine Dienstmarke hoch. »Guten Tag. Sie könnten uns sagen, wo wir Mister Chapman finden.«

Ihr Lächeln wich einem betroffenen Gesichtsausdruck. »Zimmer 212. Ihre Kollegen sind schon dort.«

»Danke.«

Wir stiegen die Treppe hinauf in den zweiten Stock. Das war im Vergleich zum Fahrstuhl auf zwei Arten besser für die Gesundheit. Zum einen, weil es dem Kreislauf einen kleinen Kick gab. Zum anderen, weil Fahrstühle – das hatte Mario Puzo in Der Pate korrekt beschrieben – leicht zu Todesfallen werden konnten, aus denen es kein Entkommen gab. Zwar hatten wir keinen akuten Grund anzunehmen, dass unser Leben bedroht war, aber man konnte nie wissen. Abgesehen davon, was waren schon zwei Stockwerke?

Auf dem Weg nach oben kamen uns zwei Mitarbeiter der Crime Scene Unit in weißen Schutzanzügen entgegen. Wir kannten sie nicht. Das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit, denn sie gingen, ohne zu grüßen, an uns vorbei.

Vor Zimmer 212 machten wir Halt. Ein älterer Cop mit grau melierten Haaren versperrte uns den Weg.

Er musterte uns argwöhnisch, sagte schließlich: »FBI?«

Ich nickte. »Gut beobachtet. Wir wollten zu Detective Meloy.«

Der Cop nickte, drehte den Kopf zur Seite und rief: »Meloy! Sie haben Besuch!«

»So viel zum Thema Telekommunikation«, scherzte Phil.

Der Cop schaute ihm an. »Warum sollte ich ihn anrufen, wenn er keine zehn Yards entfernt ist?«

Phil klopfte ihm auf die Schulter. »War nicht so gemeint.«

Aus dem Hotelzimmer trat ein junger Mann, groß und schlank, gut aussehend. Er kam direkt auf uns zu.

»Da sind Sie ja. Mein Chef hat Sie bereits angekündigt. Sagte was von einem Deal mit dem FBI und dass Sie den Fall übernehmen. Soll mir nur recht sein, ich habe im Moment genug um die Ohren. Im Moment ist in unserem Bezirk echt der Teufel los, wir kommen kaum noch hinterher.«

»Machen wir gerne«, sagte ich und fügte wenig ernst hinzu: »Nicht zuletzt, weil mein Partner auf Comics steht.«

»Wer nicht?«, erwiderte Detective Meloy. »Allerdings werden Sie bei dem Opfer möglicherweise nicht auf Ihre Kosten kommen. Er hat zwar Comics gezeichnet, aber nur von einem eher unbekannten Helden, Vectorman oder so.«

»Doctor Vector«, korrigierte Phil. »Und nur um das klarzustellen: Ich bevorzuge die Verfilmungen.«

Der Detective winkte ab. »Ich eigentlich auch. Wollen Sie sich das Zimmer ansehen? Die Kollegen von der Crime Scene Unit haben ihre Arbeit beendet und den Tatort freigegeben.«

Ich nickte und folgte ihm, zusammen mit Phil, ins Hotelzimmer. Es war nicht besonders groß. Das Bett nahm einen großen Teil der Fläche ein. Daneben gab es einen Kleiderschrank, einen Tisch und die Tür zum Bad. Auf halbem Weg zum Bett stand ein Servierwagen mit unberührtem Frühstück. Neben dem Tisch lag ein Stuhl auf dem Boden, daneben ein paar Comichefte.

Die Leiche von Hank Chapman befand sich hinter dem Bett auf dem Boden, wo sie von der Tür aus nicht direkt zu sehen war. Abgesehen davon, dass er blass aussah und sein Kopf in einer Blutlache lag, hätte er auch als schlafend durchgehen können. Zumindest auf den ersten Blick. Als ich genauer hinschaute, erkannte ich einen Bluterguss auf der nach unten gerichteten Seite des Gesichts.

»Die Tatwaffe?«, fragte Phil.

»Haben wir nicht gefunden«, antwortete der Detective. »Der Täter wird sie mitgenommen haben. Die Kollegen von der Crime Scene Unit meinten, dass die Todesursache wahrscheinlich ein Schlag auf den Kopf gewesen ist. Mit einem stumpfen Gegenstand. Könnte etwas gewesen sein, das sich hier im Zimmer befunden hat. Er weist darüber hinaus verschiedene Blutergüsse am Oberkörper und im Gesicht auf. Sieht aus, als hätte jemand heftig auf ihn eingeschlagen.«

»Vielleicht wollte jemand etwas aus ihm herausprügeln«, mutmaßte Phil.

Der Detective nickte. »Das war auch meine Idee. Leider kann ich Ihnen weder sagen, was die Täter wissen wollten, noch ob er geredet hat.«

»Die Täter?«, hakte ich nach.

»Die Kollegen von der Crime Scene Unit waren sich nicht sicher, meinten aber, dass sich zur Tatzeit außer Chapman wahrscheinlich zwei Personen im Zimmer aufgehalten hätten«, sagte der Detective. »Genauere Angaben können sie erst machen, wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind.«

»Irgendwelche Zeugen, die gesehen haben, wer in das Zimmer gegangen ist oder es verlassen hat?«, wollte Phil wissen.

Detective Meloy schüttelte den Kopf. »Die Leiche wurde von einer Mitarbeiterin des Hotels entdeckt. Sie hat niemanden aus dem Zimmer kommen sehen. Wenn die Schätzung unserer Kollegen stimmt, wurde Chapman gestern Abend zwischen zwanzig und zweiundzwanzig Uhr getötet. Gefunden wurde er erst heute früh um kurz nach zehn.«

»Also erst zwölf bis vierzehn Stunden später«, murmelte ich nachdenklich. »Eine Menge Zeit. Wie sieht es aus mit Videokameras? Ich habe im Flur keine bemerkt.«

Der Detective verzog das Gesicht. »Das ist ein ziemlich altes Hotel, nicht nur, was die Architektur betrifft. Es gibt nur wenige Kameras, und dummerweise ist die Anlage vorgestern ausgefallen. Ergo: keine Videoaufzeichnungen.«

»Da will es uns wohl jemand besonders schwer machen«, stellte ich fest. »Aber egal, irgendjemand wird schon irgendetwas mitbekommen haben. Wenn Chapman gestern zwischen zwanzig und zweiundzwanzig Uhr getötet wurde, muss er irgendwann vorher ins Hotel gekommen sein, genauso wie die Täter, wenn es denn mehrere sind. Wir befragen die Angestellten, die zu der Zeit Dienst hatten.«

»Dazu bin ich bisher nicht gekommen«, meinte der Detective. »Aber ich habe etwas anderes für Sie. Chapman hatte Karten für die Comic Con. Die sind im Moment auf dem Weg ins Labor, weil sich darauf Blutflecken befinden, wahrscheinlich vom Opfer, möglicherweise aber auch von einem der Täter. Die Comic Con fängt morgen an, und Chapman hat vorgestern hier im Hotel eingecheckt. Er war also auf jeden Fall wegen der Messe hier. Dass er schon so früh angereist ist, könnte darauf hindeuten, dass er darüber hinaus noch etwas anderes vorhatte. Ach ja: Sein Handy haben wir nicht gefunden, haben die Täter vermutlich mitgenommen, vielleicht, um Beweise zu vernichten. Das war aber dann wohl alles, was ich Ihnen sagen kann. Damit ist das jetzt Ihr Fall, und ich mache mich auf den Weg. Auf mich wartet ein Ehestreit, der eskaliert ist.«

Er verabschiedete sich und verließ das Hotelzimmer.

»Unser Fall«, murmelte Phil. »Machen wir das Beste daraus.«

Nachdem wir uns im Zimmer von Hank Chapman umgeschaut hatten, wandten wir uns an den Geschäftsführer des Hotels. Ein eher zierlich gebauter Neuseeländer, der mich ein wenig an Higgins aus der Fernsehserie Magnum erinnerte. Allerdings war sein Akzent alles andere als britisch.

»Ich hoffe, wir können die Angelegenheit schnell und diskret über die Bühne bringen«, sagte er, als wir ihn in seinem Büro aufgesucht hatten. »Natürlich kommt es vor, dass man im Hotelbetrieb ab und zu mit der Polizei zu tun hat. Aber Mord! Und dann noch das FBI! Das habe ich in meiner zwanzigjährigen Karriere noch nicht erlebt.«

»Es gibt für alles ein erstes Mal«, sagte Phil wenig beeindruckt. »Wenn Sie mit uns kooperieren, werden wir unsere Ermittlungen so schnell und reibungslos wie möglich über die Bühne bringen. Dazu benötigen wir zunächst eine Liste der Mitarbeiter, die gestern Abend im Hotel waren, sagen wir zwischen achtzehn und vierundzwanzig Uhr.«

»Die bekommen Sie, keine Frage«, erwiderte der Geschäftsführer prompt.

»Danach müssen wir diese Personen befragen«, fuhr Phil fort. »Je schneller sie verfügbar sind, desto besser.«

»Darum werde ich mich kümmern«, versprach der Geschäftsführer. »Benötigen Sie einen Raum, um die Befragungen durchzuführen?«

»Das wäre nicht schlecht«, antwortete Phil.

»Dann gebe ich Ihnen einen. Und schicke Ihnen gleich die erste Person von der Liste, okay?«

Er gab sich wirklich Mühe, uns zu unterstützen … oder loszuwerden, je nachdem, wie man es betrachtete.