Jerry Cotton 3256 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3256 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Operation Thanatos

Eine Frau namens April Brooks wandte sich an mich: Ihr Verlobter Robert Learman, ein höherer Pentagon-Beamter, war in New York verschwunden. Er hatte einen Verwandten besuchen wollen, war dort aber nie angekommen.
Während Phil und ich noch darüber nachdachten, wie wir vorgehen wollten, explodierte in einem New Yorker Vorort eine Bombe in einem illegalen Bordell. Es gab einen Haufen verbrannter Leichen - unter ihnen vermutete man auch Robert Learman ...
Mit Hochdruck fahndeten wir nach den Attentätern. Schnell zeigte sich, dass die Konkurrenten des betroffenen Bordellbetreibers wohl nicht dahintersteckten. Und dann kam uns ein ungeheuerlicher Verdacht: Führte die Spur am Ende direkt ins Pentagon?

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Operation Thanatos

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: South_agency/iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8855-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Operation Thanatos

Er wurde verfolgt! Plötzlich war sich Robert Learman ganz sicher.

Das schwarze Auto, das hinter seinem Taxi herfuhr, war ihm schon am Grand Central Terminal aufgefallen. Im selben Moment, als Learmans Yellow Cab losgefahren war, hatte der Wagen sich aus einer Parkbucht gelöst und drangehängt.

Learman war kurz in seiner Dienstwohnung in Midtown gewesen. Jetzt wollte er rüber nach Williamsburg.

Und schon wieder war der schwarze Wagen da. Dasselbe Fahrzeug, dasselbe Kennzeichen.

Learman musste eine Entscheidung treffen …

»Ist etwas nicht in Ordnung, Sir?«, fragte der Fahrer, der Learmans seltsame Bewegungen bemerkt hatte.

»Ja … das heißt … nein. Könnten Sie bitte an der nächsten rechts abbiegen?«

»Kein Problem, Sir. Wollen Sie woandershin?«

»Weiß ich noch nicht«, antwortete Learman kurz angebunden. Dass ihm hier in New York jemand nachspionierte, konnte er nicht gebrauchen.

Während sie an einer Ampel standen, spürte er, wie seine Unruhe wuchs. Endlich ging es weiter. Der Fahrer setzte den Blinker und lenkte den Wagen nach rechts. Learman drehte sich noch einmal um. Die Limousine kam hinter ihnen her.

Es war nicht zu erkennen, wer am Steuer saß. Der Himmel in New York war zwar wolkenverhangen, aber das graue Licht hatte sich für einen Moment auf der Windschutzscheibe gespiegelt und es unmöglich gemacht, durch das Glas zu sehen.

»Wie soll es jetzt weitergehen, Sir?«, kam es von vorne.

»Fahren Sie noch einmal um die Ecke und halten Sie einfach an. Ich steige dann aus.«

»Wie Sie wünschen, Sir.«

Wieder entstand Stau. Der schwarze Wagen war direkt hinter ihnen. Learman überlegte, wo sie genau waren.

Da kam ihm eine Idee. Die nächste Straße, auf die sie gelangen würden, war die Grand Street. Ein Stück weiter geradeaus in westlicher Richtung kam der Seward Park. Und dort konnte er …

Er wurde in den Sitz gedrückt, als das Taxi wieder losfuhr.

»Noch ein Stück weiter«, sagte Learman. »Bis hinten zum Park. Was wird die Fahrt kosten? Ich hab’s eilig.«

Er nestelte seine Geldbörse hervor. Der Fahrer nannte den Preis. Learman suchte die Dollars zusammen und rundete mit einem guten Trinkgeld auf.

Der Park kam in Sicht. Bäume säumten die Straße, dahinter ragten ein paar Gebäude auf, die zu einer Handballanlage gehörten, die sich auf dem Gelände befand.

Aus den Augenwinkeln sah Learman, dass auch der dunkle Wagen gestoppt hatte. Nichts wie raus hier!

Innerhalb von einer Sekunde hatte er das Taxi verlassen. Die Fußgängerampel an der nächsten Kreuzung zeigte zum Glück gerade Grün.

Learman lief hinüber, dann ein Stück auf der Straße zurück. Er erreichte den Fußgängerweg, der in den Park führte und ihn im weiteren Verlauf dann durchschnitt.

An dessen Ende, wusste Learman, gab es eine U-Bahn-Station.

Es waren gut zweihundert Yards. Learman rannte schneller. Mit dem Wagen kam man hier nicht durch. Wurde er zu Fuß verfolgt?

Als er ein Stück weit in den Park eingetaucht war, wagte er einen Blick über die Schulter. Ein schlanker Mann mit Sonnenbrille löste sich gerade aus der Limousine und rannte über die Straße auf den Eingang des Parks zu. Er machte sich gar nicht die Mühe, die Fußgängerampel zu benutzen. Wildes Gehupe ertönte von der Grand Street.

In den wenigen Sekunden, die Learman die Vorgänge dort drüben beobachtete, wurde ihm klar, dass der Mann ziemlich schnell war.

Der Vorsprung war sein einziger Vorteil!

Er rannte zwischen Joggern und Spaziergängern durch. Endlich kam die Straße auf der anderen Seite des Parks in Sicht.

Wo ging es in die U-Bahn? Wie so oft in New York war der Eingang erst sichtbar, wenn man fast davor stand. Und dann erwartete einen eine ziemlich schmale Treppe, an der kaum zwei Leute aneinander vorbeikamen. Learman hatte sich schon immer über dieses seltsame Missverhältnis gewundert. Riesige Wolkenkratzer, aber winzige U-Bahn-Eingänge, die man fast übersah.

Da! Ein halbhohes grünes Gitter säumte den schmalen Abgang, auf dem ein niedriges weiß-blaues Schild mit der Aufschrift »Subway« befestigt war.

Learman stürmte hinunter. Zum Glück hatte er immer ein paar Fahrscheine in der Tasche – für den Fall, dass er kein Taxi fand.

Der typische warme Mief der U-Bahn empfing ihn. Von unten ertönte das fauchende Geräusch eines einfahrenden Zuges. Bremsen quietschten. Er hatte Glück. Jetzt rein in die Bahn, und nichts wie weg.

Learman stieß auf Gedränge. Langsam bewegten sich die Menschen in die Bahn. Endlich war auch er drin, eingequetscht von den anderen Fahrgästen.

Schwer atmend, hielt er sich an einer Stange fest. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Im U-Bahn-Wagen war es noch stickiger als auf dem Bahnsteig. Sein Hemd klebte am Körper.

Am liebsten hätte er sich den Mantel vom Körper gerissen. Aber es war so eng, dass er noch nicht mal den Arm ausstrecken konnte.

Es vergingen noch quälende Minuten, bis die Bahn endlich fuhr. Learman atmete erleichtert auf. Auch wenn es nur abgestandene, verbrauchte Luft war, die seine Lungen erreichten, begann er sich langsam besser zu fühlen.

Wie hieß die nächste Station? Er würde sich wieder ein Taxi besorgen müssen, und dann ging es endlich rüber nach Williamsburg …

Er wandte den Kopf, um die Grafik über der U-Bahn-Tür zu betrachten, auf der die Stationen aufgelistet waren.

Da sah er ein Stück entfernt den Mann mit der Sonnenbrille.

Learman zuckte vor Schreck zusammen. Er wandte sich ab, blickte vorsichtig noch einmal hin.

Der Mann stand im selben Wagen wie Learman, gleich am nächsten Ausgang. Allerdings war er durch die eng gequetschten Fahrgäste von Learman getrennt. Die schwarzen Brillengläser starrten ihn an. Dazu verzog der Mann den Mund zu einem bösen Lächeln. In den Ohren trug er In-Ear-Kopfhörer, deren weiße Kabel in seinem Jackett verschwanden.

Die Bahn bremste. Learman musste machen, dass er hier herauskam.

»He, passen Sie doch auf!« Er erntete böse Kommentare, als er sich an den anderen Fahrgästen vorbeidrängte. Er dachte gar nicht lange nach und nahm den Ausgang, zu dem die wenigsten Menschen strebten. Trotzdem ließ es sich nicht vermeiden, dass er wieder jemanden anrempelte.

»Entschuldigung«, rief Learman nach hinten.

Die frische Luft, die ihm auf dem engen Treppenaufgang entgegenwehte, war eine Erlösung.

Oben angekommen, nahm er sich die Zeit, sich zu orientieren. Sein Blick streifte ein Straßenschild. Er befand sich in der Canal Street. Im Weiterrennen sah er sich nach einem Taxi um.

Heftiges Seitenstechen fraß sich plötzlich in seine Leiste. Plötzlich wurde ihm kurz schwarz vor Augen. Learman musste stehen bleiben. Er war alles andere als sportlich.

Er beugte sich vor und atmete kontrolliert tief ein und aus. Dabei saß ihm die Panik im Nacken. Er musste weiter.

Er zählte seine Atemzüge.

Zehn Mal, nahm er sich vor. Zehn Mal, und dann laufe ich weiter. Es muss sich doch ein Taxi finden lassen, es muss …

Plötzlich trat jemand neben ihn. Eine Hand packte Learman.

»Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte eine Stimme.

»Nein, es ist schon alles in Ordnung …«, begann er,

»Sie sollten nicht so schnell laufen«, sagte der andere. »Ich denke, es ist besser, wenn Sie einen Wagen nehmen.«

Er packte fester zu. Und jetzt sah Learman, dass es der Mann mit der Sonnenbrille war. Ein Wagen hielt. Es war die schwarze Limousine.

»Wir tun Ihnen gerne den Gefallen«, sagte er Mann.

Im nächsten Moment wurde Learman in das Fahrzeug gezerrt.

Es war ein Tag, den man rot im Kalender anstreichen konnte.

Phil und mir war es tatsächlich gelungen, um kurz nach achtzehn Uhr Feierabend zu machen. Darüber hinaus hatte ich es geschafft, in nur knapp fünfzig Minuten die Tiefgarage meines Apartments in der Upper West Side zu erreichen. Und das auch noch an einem Tag, an dem ein Spiel der New York Yankees übertragen wurde! Mir blieb sogar noch ein bisschen Zeit, Bier kaltzustellen und etwas zu essen zu ordern.

Ich wollte gerade zu meinem Festnetzapparat greifen, da begann er zu klingeln. Es war ein Anruf des Doorman, der unten im Haus in seinem Glaskasten dafür sorgte, dass niemand unberechtigt das Gebäude betrat. Außerdem kündigte er Besucher an.

»Eine Dame möchte Sie sprechen, Mister Cotton«, sagte er. »Sie heißt April Brooks. Sie sagt, sie kennt Sie.«

»Ich kenne sie aber nicht«, erklärte ich wahrheitsgemäß und nicht gerade mit der besten Laune. »Worum geht es denn?«

»Sie sagt, es sei etwas Dienstliches, Mister Cotton.«

Ich sah zum Fernseher hinüber, den ich schon eingeschaltet hatte. Bis das Spiel begann, war noch etwas Zeit. Sosehr ich auch überlegte, der Name der Frau kam mir nicht bekannt vor.

Das hieß aber nichts. Und wenn es sich wirklich um eine Sache handelte, für die das FBI zuständig war, konnte ich sie nicht einfach abwimmeln.

»Sagen Sie ihr, ich komme runter!«

Fünf Minuten später stand ich unten in der Eingangshalle einer Frau gegenüber, die wahrscheinlich höchstens Mitte dreißig war, sich aber kleidete, als wäre sie mindestens doppelt so alt. Ihr geblümtes Kleid, die klobigen Schuhe und die grünliche Strickjacke hatten etwas Großmütterliches.

Sie war ungeschminkt, und ihr rotblondes Haar war nachlässig mit einer Haarklammer nach hinten frisiert. In der Hand hielt sie eine unförmige Tasche so fest, als habe sie selbst hier in dem bewachten Gebäude Angst, jemand könne sie ihr entreißen.

»Entschuldigen Sie, kennen wir uns?«, fragte ich sie, nach dem wir uns begrüßt hatten.

»Nicht persönlich, Mister Cotton. Ich habe Ihre Adresse von Kollegen meines Verlobten«, sagte sie. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie in Ihrer Freizeit belästige …«

Sie sah mich schuldbewusst an. Offenbar war ihr dieser Überfall peinlich.

»Na, ob ich Ihnen jetzt im Dienstgebäude helfen kann oder hier, ist auch egal«, sagte ich aufmunternd.

Meine Freundlichkeit überspielte, dass bei mir alle Alarmglocken schrillten. Normalerweise erfuhr niemand meine Privatadresse. Aber sie kannte sie nun mal, und das war im Augenblick auch nicht der Punkt.

»Wie kann ich Ihnen denn helfen?«, fuhr ich fort. »Kommen Sie, gehen wir ein Stück.«

Ich nickte dem Doorman zu, dann trat ich mit der Dame auf die Straße hinaus.

»Ehrlich gesagt, es ist mir etwas peinlich … Aber es geht um meinen Verlobten«, sagte sie. »Er ist verschwunden.«

Innerlich atmete ich auf. Nicht dass mir Miss Brooks nicht leidgetan hätte. Aber das war eindeutig kein Fall für das FBI.

»Sie sollten eine Vermisstenanzeige aufgeben«, sagte ich. »Das ist der korrekte Weg in einem solchen Fall. Es sei denn, Sie haben einen klaren Hinweis darauf, dass Ihr Verlobter Opfer einer Straftat geworden ist.«

»Nein, so einen Hinweis habe ich nicht. Er wollte hier in New York seinen Cousin besuchen. Bei ihm war er aber nicht. Wissen Sie …« Sie blieb stehen und sah zu Boden. »Ich habe schon befürchtet, dass er hier in New York eine Geliebte hat …«

In mir regte sich wieder dieselbe Reaktion. Sie tat mir leid, aber auch dafür war ich nicht zuständig. Das Baseball-Spiel schien gerettet.

Sie schien in meinem Blick gelesen zu haben. »Ach, Mister Cotton … Ich weiß, dass das auch nicht in Ihren Zuständigkeitsbereich fällt und dass Sie mit ganz anderen Dingen zu tun haben, aber … Nehmen wir mal an, er habe keine Geliebte … was ich ihm auch nicht so recht zutraue. Es könnte auch mit seinem Job zu tun haben …«

»Mit seinem Job?«, fragte ich. »Was meinen Sie damit? Glauben Sie, er sei entführt worden? Wegen seines Jobs?«

»Na ja …« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. »Er arbeitet beim Pentagon. Soviel ich weiß, ist er Geheimnisträger. Und nun ist er definitiv verschwunden. Er geht nicht ans Handy, und gestern wollte er von seinem New-York-Trip wieder zurück sein.«

Die Alarmglocke meldete sich wieder. Und diesmal noch viel lauter! Jetzt verstand ich auch, woher sie meine Adresse hatte. Sie hatte gesagt, sie habe sie von Kollegen ihres Verlobten. Und Mitarbeiter des Pentagons liefen einem beim FBI schon mal über den Weg.

»Vermisst man ihn auch auf seiner Dienststelle?«, fragte ich.

»Nein, er hat gerade ein paar Tage Urlaub.«

»Und Sie haben wirklich keinen Hinweis auf eine Straftat?«

»Ich weiß überhaupt nichts, Mister Cotton. Aber ich weiß, dass im Pentagon seltsame Dinge geschehen.«

Am liebsten hätte ich ihr gesagt, dass sie da nicht die Einzige sei, aber natürlich unterließ ich das Scherzen.

April Brooks holte aus ihrer unförmigen Tasche eine Zeitung, faltete sie zurecht und hielt sie mir hin. Auf der Seite stand ein Artikel über das Verteidigungsministerium der USA. Die Überschrift lautete: Korruptionsverdacht bei führenden Pentagon-Beamten.

»Sie haben aber keinen Hinweis darauf, dass Ihr Verlobter damit etwas zu tun hat?«, fragte ich, nachdem ich den Text überflogen hatte.

»Nein, aber er arbeitet in derselben Abteilung, um die es hier geht. In der DARPA.«

Ich wusste, was sich hinter der Abkürzung verbarg. Die Buchstaben standen für »Defense Advanced Research Projects Agency«. Es war eine Einrichtung, die sich um besondere Projekte kümmerte, bei denen es um Forschungen für spezielle Technologien ging. Da es sich um eine Pentagon-Abteilung handelte, ging es natürlich um die allerneuesten Waffen und alles, was dazugehörte.

»Das heißt, Sie sind extra aus Washington hergekommen, um Ihren Verlobten zu suchen?«, fragte ich.

Sie blieb stehen und senkte den Blick. Dann nickte sie. »Nicht direkt aus Washington. Wir leben in Arlington, gleich auf der anderen Seite des Potomac River …«

Das kam auf dasselbe heraus.

Ich überlegte einen Moment. Natürlich konnte irgendeine Straftat, die das Pentagon betraf, mit dem Verschwinden des Mannes zu tun haben. Dann mussten wir vom FBI aus tätig werden.

Andererseits war der Verlobte volljährig und durfte hingehen, wo er wollte. Ohne triftigen Grund konnten wir keine Fahndung einleiten. Da konnte der Mann beruflich noch so sehr mit sensiblen Informationen zu tun haben.

»Ich werde Ihnen helfen«, sagte ich, und sofort schienen April Brooks’ hellbraune Augen aufzuleuchten.

»Wie ist der Name Ihres Verlobten«, fragte ich.

»Er heißt Robert«, sagte sie. »Robert Learman.«

Wir spazierten zur nächsten Wache des New York Police Department. Dort gab sie eine offizielle Vermisstenanzeige auf. Ich erklärte dem Beamten den besonderen Fall und bat darum, die Sache genau im Auge zu behalten.

»Ich danke Ihnen, Mister Cotton«, sagte April Brooks, als wir wieder auf der Straße standen.

»Fahren Sie noch heute Abend zurück nach Washington?«, fragte ich.

»Ich habe mir ein billiges Hotelzimmer genommen. Morgen früh geht es zurück. Ich werde heute Abend noch mal versuchen, Robert auf dem Handy zu erreichen. Vielleicht habe ich ja Glück.«

Ich gab ihr meine Karte, auf der auch meine Handynummer stand.

»Melden Sie sich bitte unbedingt, wenn er wieder auftauchen sollte«, sagte ich.

»Das werde ich.«

»Und melden Sie sich auch noch einmal bei seinem Cousin. Es kann ja sein, dass Ihr Verlobter doch noch Kontakt mit ihm aufnimmt.«

Wieder setzte sie diesen betretenen Blick auf, als ob ihr etwas peinlich wäre. »Ehrlich gesagt, habe ich ihm verschwiegen, was passiert ist.«

»Aber warum?«, fragte ich. »Er sollte doch wissen, dass Sie in New York sind.«

Sie runzelte die Stirn, hob den Kopf und sah mich an. »Roberts Familie ist ziemlich konservativ, Mister Cotton. Falls etwas an den Korruptionsvorwürfen dran sein sollte oder falls der andere Verdacht stimmt …«

»Der andere Verdacht?«, fragte ich, aber im selben Moment fiel mir ein, dass sie die Geschichte mit der Geliebten meinte.

»Das bekäme Roberts Familienleben nicht gut«, fuhr sie fort.

Das musste ich auf sich beruhen lassen, obwohl ich anderer Meinung war. So etwas sollte man nicht unter den Teppich kehren.

Ich wartete mit ihr auf das Taxi, das sie ins Hotel bringen würde. Dann machte ich mich auf den Heimweg und stieg mit einer halben Stunde Verspätung in das Baseball-Spiel ein.

Den ganzen Abend blieb ein seltsames Gefühl in mir zurück. Irgendetwas sagte mir, dass mich Miss Brooks und ihr Verlobter noch eine Weile beschäftigen sollten …

»Ihr habt sie wohl nicht alle!«, rief die Blondine mit dem Minirock entrüstet. Ihre dunkelhaarige Freundin lachte hysterisch los.

»Aber wir haben doch nur gemeint …«, begann Hank und sah seinen Kumpel Randy hilfesuchend an. Aber der grinste nur in sich hinein.

»Ich weiß, was ihr gemeint habt«, rief die Blonde mit unveränderter Lautstärke, sodass trotz der Musik alle Gäste der Bar im näheren Umkreis den Streit mitbekamen. »Ihr beiden Landeier habt gemeint, wir würden mit in euer Hotel kommen. So was läuft aber mit uns nicht, klar?«

»Wir haben euch Drinks spendiert«, rief Hank hilflos. »Wir waren doch nett zu euch, oder nicht?«

Der Blick der Blonden war ein Giftpfeil, den sie auf Hank abschoss.

Auch ihre Freundin hatte aufgehört zu lachen und sah Randy böse an.

»Komm, Peggy, wir gehen«, sagte sie eine Spur leiser und kletterte von dem Barhocker.

Als sie mit den Füßen unten ankam, wäre sie auf ihren High Heels beinahe umgeknickt. Mit den Dingern zu laufen, war die reinste Akrobatiknummer!

Leider stand Hank genau auf diese Kombination: Minirock, High Heels, enges Top, das deutlich mehr betonte als verbarg. Traurig sah er den beiden jungen Frauen nach, wie sie davonstöckelten.

»Darf’s noch was sein?«, fragte der Barkeeper, der sichtlich Mühe hatte, ein ausdrucksloses Gesicht zu machen.

Jetzt übernahm Randy die Führung.

»Nein, danke«, sagte er. »Hank, bezahl mal. Natürlich auch das von den Damen.«

»Na super, sonst noch was?«, schimpfte Hank, zog aber folgsam seine Brieftasche heraus, um Randys Aufforderung nachzukommen.

Am Geld lag es auch gar nicht. Davon hatten die beiden Kumpels, die von Beruf Softwareentwickler waren und eigentlich auf dem Land in Greenville bei Providence lebten, genug. Ihn ärgerte nur diese öffentliche Demütigung.

Verdammt, das hier war New York, oder nicht? Das war doch eine Stadt, wo die Frauen auch etwas lockerer drauf waren als bei ihnen in Rhode Island!