Jerry Cotton 3267 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3267 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Bei einem Überfall auf einen Supermarkt wurde der Manager erschossen. Pech für die Gangster, dass ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ein Streifenwagen - besetzt mit den Sergeants Christopher Mitchell und Joseph Fox - ganz in der Nähe war. Sie stellten die Verbrecher, und es kam zu einem wilden Feuergefecht. Schließlich waren die Räuber gezwungen, sich mit mehreren Geiseln in den Markt zurückzuziehen.
NYPD und FBI umstellten das Gebäude, die Profilerin Dr. Iris McLane sollte mit den Gangstern verhandeln. Diese verlangten freies Geleit und drohten, alle zehn Minuten eine Geisel zu erschießen. Zum Glück gelang es uns, alle Geiseln bis auf eine zu befreien. Doch dummerweise konnte sich einer der Gangster in den Keller retten und durch die Kanalisation fliehen. Der zweite wurde von Sergeant Fox angeschossen. Auf der Trage liegend, fauchte ihm der verletzte Gangster ins Gesicht: "Du wirst sterben, Cop!"

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 141

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Du wirst sterben, Cop!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: John Roman Images/shutterstock

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9267-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Du wirst sterben, Cop!

Alles war wie immer.

Fast alles.

Denn plötzlich tauchten in der Filiale der internationalen Supermarktkette DISACO zwei Typen auf, die Angst, Panik und sogar den Tod »im Gepäck« hatten.

Sie waren mit Nylonstrümpfen maskiert, trugen schwarze Regenjacken, obwohl die Sonne schien, und darunter großkalibrige Waffen, die sie auch skrupellos einzusetzen gedachten, wenn es die Situation erforderlich machen sollte …

Zwei Stunden vor dem Überfall kauten Rambo und Rocky, die beiden Räuber, noch einmal gut durch, was sie vorhatten, um das Risiko zu minimieren.

»Um siebzehn Uhr geht die stellvertretende Filialleiterin von Kasse zu Kasse, übernimmt das bis zu diesem Zeitpunkt eingenommene Geld, bringt es ins Büro der Betriebsleitung und legt es in den Safe«, sagte Rambo.

Er hieß eigentlich anders, aber da er ein großer Stallone-Fan war, hatte er sich diesen Namen zugelegt, und sein Komplize hieß aus demselben Grund Rocky. Sie waren neunzehn und zwanzig Jahre alt und wollten heute bei DISACO mal so richtig absahnen.

»Die Tür ist mit einem sechsstelligen Zahlencode gesichert«, fuhr Rambo fort. »Aber den brauchen wir uns nicht zu beschaffen. Sobald die Frau das Büro betritt, sind wir zur Stelle, schlüpfen mit ihr hinein, krallen uns den Zaster und verduften wie ein Furz im lauen Abendwind.«

Rocky kicherte. »Die Alte wird Augen machen, wenn ich ihr meine Wumme zeige.«

Rambos Miene verfinsterte sich. »Dein Hosenstall bleibt zu, Kumpel.«

»Ich meine die andere Wumme.«

Gegen die hatte Rambo nichts einzuwenden.

»Wenn die Sache reibungslos abgeht, ist sie im Nullkommanix erledigt und niemand kommt zu Schaden«, sagte er. »Im anderen Fall könnte der Coup auch sehr blutig werden.«

Rocky schürzte die Lippen. »Ich hab kein Problem damit. Es gibt ohnehin schon viel zu viele Menschen auf der Welt.« Er hob die Hand. »Gib mir fünf, Bro.«

Rambo hatte grinsend abgeklatscht, und jetzt waren sie im Supermarkt und zogen ihre Operation wie geplant durch. Sobald die fünfzigjährige, rundliche stellvertretende Filialleiterin mit der Geldkassette das Büro der Marktleitung betrat, bekam sie von hinten einen brutalen Stoß.

Sie schrie erschrocken auf, ließ die Metallkassette fallen und stolperte verstört vorwärts, während ihr die beiden Maskierten mit raschen Schritten folgten.

Zwei junge Frauen und ein Mann mittleren Alters befanden sich im Raum. Sie saßen an großformatigen Schreibtischen. Der Mann beantwortete am Computer Bestellungsanfragen, die Frauen telefonierten.

»Auflegen!«, blaffte Rambo. »Sofort auflegen!«

Die Frauen gehorchten augenblicklich.

»Keiner bewegt sich!«, rief Rambo rau. »Sonst knallt’s!«

Er fuchtelte bedrohlich mit seiner Kanone herum.

Der Mann und seine Kolleginnen waren kalkweiß.

Rocky bückte sich, hob die Geldkassette auf, öffnete sie und stopfte die vielen Banknoten, die in diesem Büro gezählt und gebündelt werden sollten, hastig in die großen, eigens zu diesem Zweck eingenähten Innentaschen seiner Regenjacke.

»Fertig?«, fragte Rambo, während er die Anwesenden mit seinem Revolver in Schach hielt.

»Fertig«, antwortete Rocky.

»War uns ein Fest, Leute!«, sagte Rambo zu den DISACO-Angestellten. Und zu Rocky: »Abmarsch!«

»Schön brav bleiben, wenn ihr an eurem Leben hängt«, rief Rocky.

Dann zog er sich – mit prall gefüllten Taschen – im Krebsgang zurück.

Rambo ging neben ihm. Er öffnete die Tür. Von innen brauchte man keinen Code dafür.

Noch lief die Aktion wie geschmiert, doch plötzlich stellte sich den Maskierten Hugh Woodruff, der Marktmanager, mit kühner Entschlossenheit entgegen. Er war in der Nähe gewesen, hatte den erschrockenen Schrei seiner Stellvertreterin und den scheppernden Aufprall der Metallkassette gehört und war sofort hierher geeilt.

»Verdammt!«, entfuhr es Rocky.

»Aus dem Weg, Mann!«, schnappte Rambo.

Hugh Woodruff dachte nicht daran, ihm diesen Gefallen zu tun. Er war bis vor zehn Jahren bei der Army gewesen. Bestens trainiert, mutig, entscheidungsstark.

Man hatte ihm nahegelegt, sich bei den Navy Seals, den Härtesten der Harten, zu bewerben. Und er hätte das auch mit ziemlicher Sicherheit getan, wenn ihm DISACO nicht einen gut bezahlten Job mit besten Aufstiegschancen angeboten hätte.

Es kam für ihn nicht infrage, den Weg für die Maskierten freizugeben.

»Gottverdammtes Lumpenpack!«, schnauzte er die Verbrecher an. »Nichts arbeiten, aber viel Geld haben wollen, was? Das würde euch so passen!«

Rambo richtete seine Waffe auf ihn.

»Ich bringe dich in den Knast, du feiger Hosenscheißer!«, knurrte Hugh Woodruff. »Glaubst du, ich fürchte mich vor dir?«

»Du gehst jetzt auf der Stelle zur Seite, sonst lege ich dich um«, zischte Rambo. Schließlich hatte er es verdammt eilig. »Ich bluffe nicht.«

Knisternde Spannung lag in der Luft. Inzwischen hatten einige Kunden mitbekommen, was da lief, und jemand rief nervös nach der Polizei.

Für einen Sekundenbruchteil schien die Zeit stillzustehen. Woodruff gab nicht nach – und Rambo wusste, dass er handeln und seine Drohung wahrmachen musste.

Er hatte kein Problem damit, konnte nur nicht verstehen, wie man dermaßen unvernünftig sein konnte.

Wofür hielt sich der Marktmanager? Meinte er, Superman zu sein? Und unverwundbar? Hing der Blödmann denn überhaupt nicht an seinem Leben? Was wollte er mit bloßen Händen gegen zwei bewaffnete, zu allem entschlossene Räuber ausrichten?

Rambo beschloss, kurzen Prozess mit dem Idioten zu machen.

Woodruff war ein exzellenter Nahkämpfer. Bei der Army war er innerhalb kürzester Zeit besser gewesen als die Männer, die ihn ausgebildet hatten, und er trainierte noch immer viermal in der Woche mit großem Ehrgeiz und beispielloser Härte. Er verließ sich darauf, dass die Maskierten nicht damit rechneten, von ihm angegriffen zu werden – und genau darin sah er seine Chance. Er stieß einen röhrenden Kampfschrei aus und wuchtete sich vorwärts.

Doch Rambo ließ sich nicht überrumpeln. Er stoppte den viel zu selbstbewussten Angreifer eiskalt mit einer schnellen Kugel, ehe es zum – von Woodruff beabsichtigten – Körperkontakt kommen konnte.

Der Marktmanager wurde zuerst kraftvoll herumgerissen und brach dann, tödlich getroffen, zusammen – und zwischen den DISACO-Verkaufsregalen brach eine Panik aus, wie es sie in diesem Supermarkt noch nie gegeben hatte.

»Los!«, sagte Rambo zu seinem Komplizen. »Raus!«

Sie stürmten los, und niemand versuchte sie mehr aufzuhalten.

»Echt?«, staunte Zelda Mitchell. »Du hast es getan?«

Joseph Fox nickte stolz. »Yep.«

»So richtig, wie es sich gehört?«

»Aber hallo.«

»Mit Niederknien, Ring zeigen und fragen?«

»Genau so«, bestätigte Fox.

»Ich hätte, ehrlich gesagt, nicht gedacht, dass du so romantisch bist«, gestand Zelda.

»Ich musste die feierliche Aktion dreimal verschieben, bis die Situation endlich optimal war«, vertraute Sergeant Joseph Fox seiner Kollegin an. Sie waren ungefähr gleich alt.

»Und nun bist du mit Becca Quaid offiziell verlobt. Vom Markt. Nicht mehr zu haben«, fasste Sergeant Zelda Mitchell schmunzelnd zusammen.

»Seit gestern«, bestätigte Fox.

Der Polizeifunk untermalte permanent ihr sehr privates Gespräch: Eine aus dem Ruder gelaufene Demonstration von Umweltaktivisten da … Ein Mann, der in selbstmörderischer Absicht auf ein Baugerüst geklettert war, dort …

Mord und Totschlag an allen Ecken und Enden. Aber immer zu weit entfernt für den NYPD-Wagen, in dem Sergeant Fox und seine aparte Kollegin unterwegs waren.

»Wie hat Becca reagiert?«, wollte die junge Polizistin wissen.

Kein anderer Beruf wäre für sie infrage gekommen. Nicht, nachdem der Vater und alle drei Brüder bereits Cops gewesen waren. Sie saß neben Fox auf dem Beifahrersitz.

»Erzähl«, verlangte sie mit leuchtenden Augen. »Ich bin ja überhaupt nicht neugierig, möchte nur alles wissen. War sie überrascht? Hat sie geahnt, dass du ihr einen Heiratsantrag machen würdest?«

»Sie war total von der Rolle, hat geweint, mich geküsst und mindestens hundert Mal Ja gesagt. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja …« Er lachte glücklich.

»Sie ist eine wunderbare Frau. Eine bessere Wahl hättest du nicht treffen können. Ihr passt großartig zusammen.«

»Finde ich auch«, gab Fox zurück. »Ich küsse den Boden, auf dem sie geht.«

Er und Zelda waren ein Herz und eine Seele, doch das war nicht immer so gewesen. Sie hatten erst dienstlich und menschlich zueinander finden müssen.

Anfangs war Fox verärgert gewesen, als ihm der Captain Zelda Mitchell als Partnerin aufs Auge gedrückt hatte. Er hatte sie für eine affektierte Tussi gehalten, die immer alles besser wissen wollte.

Und Joseph Fox war in ihren Augen ein blöder Macho gewesen. Einer von diesen vielen bescheuerten, testosterongesteuerten Typen, die es in einer Großstadt wie New York wie Sand am Meer gab und die von Frauen immer nur das Eine wollten.

Ein großer Irrtum auf beiden Seiten. Seit sie ihn erkannt hatten, waren sie ein unzertrennliches Team und auch privat die besten Freunde – ohne … Nun ja, ohne irgendwelche sexuelle Ambitionen. Auf dieser Ebene gingen sie getrennte Wege.

»Wann werdet ihr heiraten?«, erkundigte sich Zelda Mitchell.

»Damit wollen wir noch etwas warten.«

»Nach dem Motto: Drum prüfe ewig, wer sich bindet? Worauf wollt ihr denn warten?«

»Wir haben noch keine Wohnung gefunden, die sowohl preiswert als auch groß genug für uns beide wäre.«

»Ich hoffe, ihr vergesst nicht, mich zu eurer Hochzeit einzuladen«, sagte Zelda Mitchell.

»Wie könnten wir?«, gab ihr Kollege schmunzelnd zurück. »Becca liebt dich. Sie hat sogar vor, dich zu fragen, ob du ihre Trauzeugin sein möchtest.«

Ehe Zelda Mitchell dazu Stellung nehmen konnte, platzte ihnen eine Meldung aus der Zentrale in den Wagen, die sie nicht ignorieren durften: Eine Filiale der internationalen Supermarktkette DISACO, ganz in ihrer Nähe, war überfallen worden.

»Wir übernehmen«, gab Zelda Mitchell Bescheid, während ihr Kollege Lichtspiel und Musik einschaltete und losbrauste.

Als Rambo und Rocky aus dem Supermarkt kamen, jaulte ein Polizei-Streifenwagen mit quietschenden Reifen direkt auf sie zu.

»Verdammt, wo kommen denn die so schnell her?«, schrie Rocky wütend.

Rambo blieb stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen.

»Was tun wir jetzt?«, wollte Rocky gehetzt wissen.

»Zurück!«, entschied Rambo. »Wir müssen zurück.«

»Wieder in den Supermarkt?«

»Hast du eine bessere Idee?«

Der Streifenwagen stoppte. Zelda Mitchell und Joseph Fox sprangen mit gezogenen Dienstwaffen heraus. Fox schrie nervös, die Verbrecher sollten ihre Revolver fallen lassen und gut sichtbar die Hände heben.

Rocky fluchte und schoss auf die Uniformierten. Die beiden Sergeants gingen hinter ihrem Fahrzeug in Deckung. Menschen ergriffen schreiend die Flucht.

»Wir brauchen Verstärkung, Zelda«, keuchte Joseph Fox.

Während seine Kollegin diese anforderte, feuerte Sergeant Fox auf die Räuber. Aber er traf sie nicht.

Rocky gelang es, sich eine übergewichtige alte Frau zu krallen. Sie fing sofort an, gellend um Hilfe zu schreien, doch niemand wagte ihr beizustehen. Rocky benutzte sie als Schutzschild. Jede Cop-Kugel, die ihm hätte gelten sollen, hätte die Frau getroffen. Sie stolperte in ihrer ausufernden Hysterie über ihre eigenen Füße, drohte ohnmächtig zu werden.

»Hilfe! So helft mir doch!«, kreischte die Geisel.

Rocky ballerte in Richtung Streifenwagen und zog sich mit seiner dicken, schwammigen Deckung mehr und mehr zurück. Rambo genoss gleich doppelten Schutz, denn er hielt sich gewissenhaft hinter Rocky und der Frau, während ein zweiter und ein dritter Streifenwagen eintrafen.

»Scheiße!«, krächzte Rocky. »Sieht so aus, als wären wir am Arsch.«

»So schnell geben wir nicht auf«, blaffte Rambo renitent. »Wir brauchen nur ein paar Geiseln mehr, dann müssen die Cops nach unserer Pfeife tanzen.«

Als wir eintrafen, hatten sich die Räuber mit ungefähr fünfzehn Geiseln im Büro der Betriebsleitung eingeigelt. Der DISACO-Supermarkt war von Cops umstellt. Ein Entkommen schien für die Verbrecher so gut wie unmöglich zu sein.

Wir erfuhren, dass sie den Marktmanager eiskalt gekillt hatten.

»Der Mann liegt noch drinnen«, berichtete uns Sergeant Fox. »Er hat zu viel riskiert. Ich würde niemals mit bloßen Händen einen bewaffneten Schwerkriminellen angreifen. Das konnte ja nur schiefgehen – selbst bei jemandem, der beinahe bei den Navy Seals gelandet wäre, wie man von ihm sagt.«

»Kann man mit den Typen reden?«, fragte ich.

»Man kann sie anrufen«, gab Zelda Mitchell, Fox’ Partnerin, Auskunft. Ihre hübschen Augen lagen im Schatten ihres schwarzen Mützenschirms.

»Weiß man schon, wer sie sind?«, erkundigte sich Phil.

Fox schüttelte den Kopf. »Sie sind mit Nylonstrümpfen maskiert.«

»Wie geht es den Geiseln?«, fragte ich.

»Den Umständen entsprechend«, lautete Sergeant Fox’ Antwort.

Alle Personen, die sich nicht in Reichweite der Räuber befunden hatten, hatten inzwischen das Gebäude verlassen. Aber um jene, die den Verbrechern in die Hände gefallen waren, mussten wir uns große Sorgen machen.

Phil und ich waren nicht allein gekommen. Wir hatten Supervisory Special Agent Dr. Iris McLane mitgebracht. Die attraktive, ledige und kinderlose Psychologin war Anfang fünfzig, groß gewachsen, schlank, hatte eine blonde Kurzhaarfrisur und blaue Augen.

Ich hatte sie mir schon einige Male mit langen blonden Haaren vorzustellen versucht, war aber jedes Mal gescheitert. Vermutlich, weil sie bereits das Beste aus ihrem Typ herausgeholt hatte.

Iris stammte aus Chicago, hatte in Boston studiert, einen Master in Rechtswissenschaften und Soziologie sowie einen Doktortitel in Psychologie. Sie war eine unserer besten Profiler, trug zumeist ein schwarzes Kostüm und Stilettos, die so hoch waren, dass ich mir damit garantiert den Hals gebrochen hätte.

Sie sollte mit den Verbrechern reden, sie zur Freilassung der Geiseln und zur Aufgabe bewegen. Ich beneidete sie nicht um diesen Job.

»So, wie ich diese Brüder einschätze, werden Sie nichts erreichen, Doctor McLane«, meinte Joseph Fox mit gerümpfter Nase und zweifelnder Miene.

Die schöne Psychologin zuckte mit den Schultern. »Dann habe ich es wenigstens versucht.«

Sie war gut im Verhandeln, wusste hervorragend zu argumentieren und hatte schon oft unmöglich scheinende Kompromisse herausgeholt. Das darf ich behaupten, weil dies bei weitem nicht unser erster Einsatz mit ihr war. Wir wussten, wie sie arbeitete, und sie genoss meine vollste Bewunderung.

Man brachte ihr ein Telefon, und sie setzte sich mit den Geiselnehmern in Verbindung …

Als das Telefon klingelte, fuhr Rocky wütend herum.

»Lass es läuten«, zischte er.

Doch Rambo griff nach dem Hörer.

»Pass auf die Geiseln auf«, forderte er seinen Komplizen auf.

Alle lagen mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, wie es die Räuber befohlen hatten. Keiner regte sich. Es hatte den Anschein, als wäre niemand mehr am Leben.

»Warum willst du mit denen reden?«, zeterte Rocky. »Die lügen dir doch bloß die Hucke voll. Sie wissen, was wir wollen, und wenn sie nicht bald parieren, wird hier eine Menge Blut fließen.«

Das Schluchzen einer Frau war zu hören.

»Maul halten!«, brüllte Rocky, dessen Nerven schon zur Hälfte blank lagen.

Rambo meldete sich. »Was gibt’s?«, fragte er unfreundlich.

»Hier ist Supervisory Special Agent Doctor McLane vom FBI«, kam es aus dem Hörer.

»Oh«, gab Rambo mit hohntriefender Stimme zurück. »Welche Ehre. Was kann ich für Sie tun, Lady?«

»Sie könnten mir einen ganz großen Gefallen tun«, sagte die Profilerin.

»Der da wäre?«, wollte Rambo wissen.

»Lassen Sie die Geiseln frei und kommen Sie unbewaffnet und mit erhobenen Händen heraus.«

»Habe ich soeben ein Déjà-vu, oder was?«, fragte Rambo.

»Wieso?«

»Kennen Sie diesen bescheuerten Film ›Und täglich grüßt das Murmeltier‹ mit Phil Murray?«, fragte Rambo.

»Bill.«

»Was?«

»Der Schauspieler heißt Bill Murray«, sagte Iris McLane.

»Okay. Aber im Film heißt er Phil. Er ist ein Wetterfrosch, der in eine Zeitschleife geraten ist. So ähnlich komme ich mir im Moment auch vor. Was Sie soeben gesagt haben, habe ich vor ein paar Minuten schon mal gehört. Da kam es bloß von einem Mann. Wollen Sie wissen, was ich ihm geantwortet habe? Er soll sich verpissen. Und dasselbe sage ich jetzt Ihnen. Verpissen Sie sich, Doctor McLane.«

»Ich habe ein Messer bei mir«, flüsterte derweil eine der Geiseln, ein junger Mann namens Mark Wells.

»Sei um Himmels willen still«, gab Audrey Gordon, seine Freundin, beschwörend zurück. »Willst du, dass sie uns töten?«

»Ich kann damit gut umgehen.«

Sie wusste das. Er war als Messerwerfer ziemlich zielsicher. Das hatte er ihr schon mehrmals gezeigt.

»Bitte lass es stecken, Mark«, flehte sie ihn dennoch an. »Bring uns nicht in noch größere Schwierigkeiten.«

»Ich könnte den, der telefoniert, sicher treffen …« Mehr konnte Wells nicht sagen, denn Rocky war auf ihn aufmerksam geworden und mit wenigen Schritten bei ihm.

»Was hab ich gesagt?«, herrschte der Geiselnehmer ihn an, und dann bestrafte Rocky den Ungehorsamen, indem er mit dem Revolver zweimal kräftig zuschlug.

Für Audrey Gordon sah es so aus, als hätte der Verbrecher ihren Freund erschlagen, und sie konnte nicht verhindern, dass sie einen entsetzten Schrei ausstieß.

Rocky hob gleich wieder die Waffe. »Schnauze, sonst …«

Audrey verstummte augenblicklich und weinte lautlos um ihren – vielleicht toten – Freund.

»Hat Ihnen mein Kollege gesagt, dass der gesamte DISACO-Komplex umstellt ist?«, fragte Iris McLane ihren Gesprächspartner.

»Ja, das hat er«, gab Rambo unbeeindruckt zur Antwort. »Und hat er Sie dahingehend informiert, dass wir hier ungefähr fünfzehn Geiseln haben?«

»Sind alle wohlauf?«, erkundigte sich Dr. McLane.

»Ich denke schon«, sagte Rambo. »Bis auf einen jungen Mann. Der hat von meinem Kumpel gerade ordentlich was auf die Rübe gekriegt, weil er ungehorsam war, und rührt sich nun nicht mehr. Vielleicht ist er tot. Wen kratzt es? Ich nehme an, Sie kennen unsere Forderung.«

»Wir können Sie und Ihren Komplizen nicht einfach laufen lassen«, sagte Iris McLane.

»Wieso nicht?«, fragte Rambo verständnislos.

»Sie haben den Markt-Manager erschossen.«

»Er wollte es nicht anders«, sagte Rambo ohne Mitleid. »Er hielt sich offenbar für Chuck Norris.«