Jerry Cotton 3273 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3273 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Ich machte Urlaub auf Hawaii und genoss das schöne Leben. Doch als ich eines Abends mitbekam, wie zwei Männer eine Frau bedrängen, war es damit schlagartig vorbei. Ich griff ein, zeigte meine Kampfkunst und verjagte die beiden. Anschließend kümmerte ich mich um die Frau. Was ich nicht wusste: Ich war beobachtetet worden, und der Unbekannte gab seinen Männern die Anweisung, meinen Namen und Wohnort herauszufinden.
Am nächsten Tag wurde ich von mehreren Männern entführt. Ich wachte in einem Lager wieder auf, in dem viele Männer in Käfigen festgehalten wurden. Ich erfuhr, dass sie dorthin gebracht worden war, um an illegalen Kämpfen teilzunehmen ...

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Seitenzahl: 142

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Todeskampf

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: miami beach forever/shutterstock

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9273-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Todeskampf

Mit grimmigen Mienen standen sich die beiden vor Testosteron strotzenden Männer gegenüber. Auf der rechten Seite ein athletischer Kerl von zweihundert Pfund, links ein etwas kleinerer, aber bulligerer Typ mit kahlgeschorenem Kopf.

Während sich die Kontrahenten argwöhnisch musterten, jubelte und kreischte die Menge außerhalb des Rings. Die Zuschauer hatten viel Geld gezahlt, um dem Kampf der schwitzenden Muskelpakete beizuwohnen.

Der rechte Hüne täuschte einen Angriff vor, sein Gegenüber reagierte. Dann sprang der Rechte wirklich nach vorne und verpasste seinem Gegner einen heftigen Schlag vor die Brust. Der taumelte getroffen zurück, gewann aber schnell das Gleichgewicht wieder.

Sofort ließ der Rechte einen weiteren Angriff folgen. Diesmal war der bullige Mann vorbereitet. Er sprang zur Seite, wich dem Angreifer aus und packte ihn von hinten am Hals. Dort klammerte er sich fest und drückte so fest zu, wie er konnte.

Der Hüne versuchte der tödlichen Umklammerung zu entkommen. Er sprang nach hinten. Ohne Erfolg. Dann wälzte er sich auf dem Boden.

Doch der bullige Kämpfer ließ nicht locker. Sogar als ihm sein Gegner in den Arm biss, behielt er den Griff bei, drückte sogar noch fester zu.

Der Todeskampf des Hünen dauerte mehr als eine Minute. Seine Versuche, zu entkommen, wurden immer schwächer. Bald schon war er kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren.

»Gleich ist es so weit!«, ertönte über die Lautsprecher eine männliche Stimme. »Leben oder Tod? Treffen Sie Ihre Wahl!«

Ein Raunen ging durch die Zuschauermenge. Dann streckten viele der Männer und Frauen ihre Arme aus und hoben oder senkten ihre Daumen. Ganz wie zwei Jahrtausende zuvor im römischen Zirkus.

»Wie ich sehe, ist das Urteil nicht einstimmig«, ertönte wieder die Stimme. »Aber die Mehrheit ist ganz klar für Tod! Tod! Tod!«

Der bullige Mann, dessen Arme den Hals seines Gegners umklammert hielten, zögerte. Er wollte den Mann nicht töten. Aber er wusste, dass sie beide sterben würden, wenn er nicht tat, was von ihm gefordert wurde.

Verzweifelt blickte er sich um. Und schaute in die Mündung einer Waffe, die auf seinen Kopf gerichtet war.

Nein! Er wollte nicht sterben!

Er schloss die Augen, zögerte noch einen Moment und drückte weiter zu, bis das Leben aus dem Hünen gewichen war.

Dann stand er auf und wurde als Sieger gefeiert.

Als Sieger wider Willen. Er hatte einen Menschen getötet, um zu überleben.

Und es war nicht der letzte Mann, für den die Arena den Tod bedeuten würde.

»Möchten Sie noch einen, Sir?«, fragte mich die braun gebrannte Schönheit und blickte auf meinen schwitzenden Körper herunter.

»Ja, gerne«, antwortete ich lächelnd.

Sofort verschwand sie mit meinem leeren Glas, um einen weiteren Cocktail zu holen.

»Wie im Paradies«, sagte ich leise zu mir selbst.

Und tatsächlich: Hawaii war wirklich paradiesisch. Noch besser war, dass ich keinen Cent für meinen Kurzurlaub ausgeben musste. Ich sollte nämlich an einer nationalen Police Convention teilnehmen, die hier auf Hawaii stattfand. Als Vertreter des FBI. Und da mir Mr. High ein paar freie Tage gegönnt hatte, war ich schon früher angereist.

Phil sollte ebenfalls an der Veranstaltung teilnehmen, hatte aber vorher ein paar persönliche Dinge zu erledigen. Ein Onkel, den er schon eine halbe Ewigkeit nicht gesehen hatte, war gestorben. Er wollte ihm die letzte Ehre erweisen und dann pünktlich zur Police Convention in Hawaii eintreffen.

Ich hatte nichts dagegen, ein paar Tage allein auszuspannen. So konnte ich ungestört das schöne Wetter genießen, die kühlen Drinks und alles andere, was Big Island, so der inoffizielle Name der Hauptinsel Hawaii, zu bieten hatte. Und das war nicht wenig. Bei dem schönen Wetter verhielten sich die Touristen äußerst zeigefreudig. Vor allem die weiblichen.

»Bitte sehr, Sir!«, sagte die Kellnerin und stellte den nächsten Cocktail neben meine Sonnenliege.

Ich bedankte mich und setzte mich auf. Mein Blick schweifte über den Poolbereich des Hotels, in dem ich mich befand. Ich war erst vor zwei Stunden angekommen und hatte mir den Strand für den nächsten Tag aufs Programm gesetzt.

»Versicherungsvertreter?«, hörte ich eine fragende Stimme neben mir und schaute mich um.

Nicht weit entfernt saß ein leicht korpulenter Mann von Mitte fünfzig und musterte mich.

»Wie kommen Sie darauf?«, entgegnete ich, ohne seine Frage zu beantworten.

»Weil hier gerade eine Konferenz von Versicherungsvertretern stattfindet und die quasi alles überrennen«, antwortete er. »Natürlich bin ich auch einer von denen. Daher meine Frage.«

»Nein, ich mache ein paar Tage Urlaub«, sagte ich, ohne auf meinen Beruf einzugehen.

Als FBI Agent hatte ich gelernt, mit Informationen nicht zu freizügig umzugehen.

»Hatte auch nicht gedacht, dass Sie in der Versicherungsbranche tätig sind«, setzte er das Gespräch fort. »Wobei Sie sicher gut verkaufen könnten. Schon mal über eine Karriere in der Versicherungsbranche nachgedacht?

»Früher vielleicht mal«, antwortete ich. »Sind Sie mit Ihrem Job zufrieden?«

Er hob sein Glas. »Wenn man mit Reisen in den sonnigen Süden bei Laune gehalten wird, dann ja.«

Ich hob mein Glas ebenfalls, und wir nahmen jeder einen Schluck.

Da ich wenig Interesse daran hatte, mich weiter mit ihm zu unterhalten und am Ende eine Versicherung abzuschließen, hielt ich das Gespräch kurz und verließ den Poolbereich. Es war ohnehin Zeit fürs Abendessen. Entsprechend ging ich auf mein Zimmer und gönnte mir eine ausgiebige Dusche. Anschließend ging ich frisch gekleidet in den Restaurantbereich.

Das Büfett war hervorragend! Wäre Phil hier gewesen, hätte er vor Freude sicher Luftsprünge gemacht.

Na ja, nicht wirklich. Aber er hätte sicher die frisch gegrillten Hamburger probiert. Da er nicht da war, übernahm ich das für ihn.

Die Fisch- und Obstspezialitäten der Insel waren ebenfalls nicht zu verachten. Letztlich verbrachte ich fast eine Stunde mit dem Büfett. Dann war es Zeit für einen Verdauungsspaziergang.

Der Sonnenuntergang am Waikiki Beach war herrlich. Das Farbenspiel dieses atemberaubenden Naturereignisses lockte jeden Abend Tausende von Touristen an. Und ich war diesmal einer von ihnen.

Es war ein ungewohntes Gefühl, mit derart vielen Personen an einem Ort zu sein. Gewöhnlich bevorzugte ich weniger Menschen um mich herum.

Nachdem die dunkelrote Sonne hinter dem Meereshorizont verschwunden war, schwand die Menschenmasse schnell. Die meisten kehrten zu ihren Hotels zurück. Andere suchten die berühmte Altstadt auf.

Da ich etwas Ruhe suchte, ging ich den Strand entlang in Richtung Norden. Mit jedem Schritt wurde es ruhiger und leerer.

Irgendwann hielt ich inne, setzte mich auf den warmen Sand und schaute aufs dunkle Meer hinaus. So viel Platz. Und so wenig Menschen. Ich konnte nur erahnen, was sich alles unter der Meeresoberfläche abspielte.

Wenig später machte ich mich auf den Rückweg. Es dauerte nicht lange, bis die Hotels nicht mehr weit von mir entfernt waren.

Während ich mich auf einen gemütlichen Abend einstellte, hörte ich auf einmal jemanden schreien. Ich schaute mich um und sah eine Frau, die von mehreren Männern umringt war. Sie hatte langes, dunkles Haar, leicht asiatische Gesichtszüge und steckte offensichtlich in der Klemme.

Die beiden Männer, die sie belästigten, waren Weiße. Kräftige Kerle, die »Nein bedeutet Nein!« wohl nicht richtig verstanden hatten.

Ihre kräftigen Oberarme kamen durch die eng anliegenden T-Shirts gut zur Geltung. Auch sonst hielt ihre Statur die anderen Männer in der Umgebung wohl davon ab, sich einzumischen und ihnen Einhalt zu gebieten. Cops waren auch keine in Sichtweite. Mir blieb wohl keine andere Wahl, als selbst einzugreifen.

Ich beobachtete das Schauspiel noch einen kurzen Augenblick, dann ging ich bis auf zehn Yards an die drei heran.

»Guten Abend. Alles in Ordnung?«, fragte ich.

Die beiden drehten ihre Köpfe sofort in meine Richtung und schauten mich an.

»Natürlich, alles in Ordnung«, antwortete der Kleinere der beiden und machte einen Schritt auf mich zu. »Willst du dich etwa einmischen? Dann komm her!«

Auch der andere ließ sofort von der Frau ab.

Mir wurde klar, dass es den beiden wohl weniger um die Frau gegangen war als darum, eine Schlägerei zu beginnen. Und natürlich war die »Jungfrau in Not«-Masche wie immer dazu geeignet, einen edlen »Ritter« wie mich dazu zu bringen, sich einzumischen.

Zwar hatte ich nicht viel Hoffnung, die Angelegenheit verbal zu regeln, trotzdem startete ich einen Versuch.

»Es ist nicht nötig, dass wir …«

Weiter kam ich nicht. Der Kleinere hatte mich inzwischen erreicht und holte zum Schlag aus. Er war kräftig, keine Frage. Aber ziemlich langsam. Es bereitete mir keinerlei Schwierigkeiten, seinem Schlag auszuweichen.

Auf einen Gegenangriff verzichtete ich. Er roch nach Alkohol. Wahrscheinlich hatte er zu viel getrunken.

»Wie wäre es, wenn wir das einfach vergessen und zurück ins Hotel gehen?«, unternahm ich einen weiteren Versuch, die Angelegenheit friedlich zu regeln.

»Bist du eine Pussy, oder was?«, fragte der Größere der beiden grimmig und spannte seine Muskeln demonstrativ an.

Mich beeindruckte das wenig. Ich bereitete mich darauf vor, die beiden mit der gebührenden Härte außer Gefecht zu setzen. Mein Herzschlag beschleunigte sich, der Adrenalinspiegel stieg, ich ging in Kampfstellung.

Keinen Augenblick zu früh. Der Größere stürmte auf mich zu, versuchte mich zu rammen und zu Boden zu schleudern. Ich sprang zur Seite und ließ ihn ins Leere laufen. Er stolperte und fiel in den feuchten Sand.

Aber er rappelte sich schnell wieder auf. Mit wütendem Blick wandte er sich wieder mir zu. Genau wie sein Begleiter, der jetzt neben ihm stand. Beide fixierten mich, warteten auf eine gute Gelegenheit anzugreifen.

»Wollt ihr noch lange da stehen bleiben?«, provozierte ich sie, um die Sache schnell hinter mich zu bringen.

»Bist ein Sprücheklopfer, nicht wahr?«, fauchte der Größere. »Aber nicht mehr lange. Wir werden dir schon das Maul stopfen!«

Ich spürte die extreme Feindseligkeit, die von den beiden zu mir herüberschwappte. Echt miese Typen. Jetzt, wo ich einen kurzen Augenblick hatte, ihre Gesichter im Schein der entfernten Laternen genauer zu betrachten, fielen mir die Narben und krummen Nasen auf. Sie hatten sich bestimmt schon oft geprügelt. Ein Grund mehr, die Angelegenheit schnell zu beenden.

Beide machten einen Schritt auf mich zu. Ich blieb stehen, gefasst darauf, unmittelbar reagieren zu müssen. Dann schnellte der Größe auf mich zu. Wieder schien er mich rammen zu wollen. Doch dann holte er mit der Rechten aus und schlug nach mir.

Ich machte zwei Schritte zurück. Seine Faust schoss ins Leere. Mit einem Schritt war ich neben ihm und verpasste ihm einen Schlag in die Seite. Er stöhnte vor Schmerz auf und ging in die Knie.

In diesem Augenblick war der Kleine neben mir und versuchte, mit seiner Faust meinen Kopf zu treffen. Nur knapp konnte ich dem Hieb entgehen. Seine Faust sauste an meinem Gesicht vorbei. Ich packte sie, zog fest und brachte ihn so aus dem Gleichgewicht. Er ging zu Boden.

In der Zwischenzeit hatte sich der Große wieder aufgerichtet. Er schien es gewohnt zu sein, Schmerzen wegzustecken.

Sein nächster Angriff war aber weniger geschickt als der vorangegangene. Man merkte, dass er von Schmerz getrieben war und nicht mehr klar denken konnte. Wild fuchtelte er mit seinen Fäusten vor mir herum und hoffte auf einen Zufallstreffer.

Den Gefallen tat ich ihm nicht. Ich wich aus, ließ ihn weiter zuschlagen, darauf kalkulierend, dass ihm bald die Puste ausgehen würde.

Erst als sein Begleiter wieder aufstand, verpasste ich ihm einen Schlag, der ihn auf den Boden schickte. Dann wandte ich mich dem Kleineren zu, dessen Augen mich böse anfunkelten. Er schien unschlüssig zu sein, wartete ab. Während ihn jede Faser seines Körpers dazu drängte, mich anzugreifen, behielt zunächst noch die Vernunft Oberhand, und er hielt sich zurück.

Zur Abschreckung setzte ich mein grimmiges Gesicht auf. Das gab wahrscheinlich den Ausschlag. Er packte seinen Begleiter, half ihm hoch. Dann machten sie sich zusammen aus dem Staub.

Nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte, schaute ich mich um. Die Frau, die von den beiden belästigt worden war, stand ein paar Yards von mir entfernt. Sie sah verschreckt aus. Ihre Hände zitterten.

»Alles in Ordnung?«, erkundigte ich mich.

Sie zögerte einen Moment und nickte dann. »Ja, alles klar. Denke ich. Und … danke. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn Sie nicht gekommen wären.«

»Gern geschehen«, sagte ich. »Es tut mir leid, dass Sie das mitansehen mussten. Aber manche Typen verstehen leider nur Gewalt.«

Sie kam vorsichtig auf mich zu. »Schon in Ordnung. Sind Sie … ich meine, geht es Ihnen gut?«

»Ja, alles in Ordnung.« Ich nickte lächelnd. »Einer hätte mich fast erwischt, aber ich habe Glück gehabt.«

»Sie waren richtig gut«, bemerkte sie und kam noch etwas näher.

Obwohl es alles andere als kalt war, spürte ich die Wärme, die von ihr ausging. Sie war eher zierlich gebaut, schätzungsweise Anfang dreißig und sah gut aus. Eher der nette Typ Frau. Ihr eng anliegendes, farbenfrohes Kleid schmiegte sich an ihren Körper. Außer einer Handtasche hatte sie nichts bei sich.

»Ich denke, ich schulde es Ihnen, Sie einzuladen«, fuhr sie fort. »Wollen Sie etwas trinken?«

»Das ist doch nicht nötig«, wehrte ich ab.

»Und ob es das ist!«, widersprach sie mir und fasste mich am Arm. »Kommen Sie mit. Ich brauche dringend etwas zu trinken, um den Schock aus meinen Gliedern zu bekommen. Und Sie sehen aus, als könnten Sie auch einen Schluck vertragen.«

»Wenn Sie so höflich fragen, kann ich wohl kaum ablehnen«, sagte ich und ging zusammen mit ihr los.

Sie hakte sich an meinem rechten Arm ein und schien sich langsam zu beruhigen.

»Kennen Sie sich hier aus?«, fragte ich.

Sie lächelte. »Geht so. Ich bin gerade erst angekommen, war aber schon ein paar Mal hier im Urlaub. Sofern die guten Bars nicht in der Zwischenzeit geschlossen haben, weiß ich, wohin ich Sie entführen kann. Ich heiße übrigens Jennifer. Jennifer Holdt.«

»Jerry Cotton«, entgegnete ich. »Sie sind nicht zufälligerweise Versicherungsvertreterin?«

»Weil die gerade eine große Veranstaltung auf der Insel haben? Nein, ich bin Meeresbiologin. Arbeite normalerweise an der Westküste, in Frisco.«

»Ich komme aus New York. Und Versicherungsvertreter bin ich auch nicht. Arbeite im Staatsdienst.«

»Staatsdienst? Also Beamter? Ich hätte nicht gedacht, dass sich ein Beamter so gut verteidigen kann.«

»Es gibt halt solche und solche Beamten.«

Wir kamen bei einer gemütlich aussehenden Bar an. Sie ging voran, winkte einem der Kellner zu und besorgte uns einen schönen Platz am Fenster. Anschließend studierte sie die Getränkekarte und gab ihre Empfehlungen ab. Ich hatte nichts dagegen und bestellte das, was sie vorgeschlagen hatte. Ich empfand es als angenehm, sie in meiner Nähe zu haben.

Was ich nicht wusste, war, dass wir die ganze Zeit beobachtet wurden.

»Ein guter Kerl«, sagte der Mann mit dem strohfarbenem Sonnenhut, nachdem er Jerry hatte kämpfen sehen. »Findet heraus, wo er wohnt. Ich will ihn haben.«

»Wird erledigt, Boss«, sagte sein Handlanger. »Was ist mit den beiden Kerlen? Die beiden haben ganz schön was abgekriegt.«

»Hattest du sie engagiert?«

»Nein, die beiden nicht. Diese Schlägerei, das war eher Zufall«, kam die Antwort des schmächtigen Mannes.

»Dann werden sie auch nicht entlohnt, Hektor«, bestimmte der Boss.

»Verstehe«, sagte dieser und ging los.

Der Boss schaute ihm nach und versank dann in seinen Gedanken. Es hatte in der letzten Zeit ein paar Verluste gegeben. Entsprechend war es an der Zeit, neue Kämpfer zu finden. Das Geschäft florierte. Und so sollte es auch bleiben.

Noch ahnte er nicht, wer Jerry war.

»Das hat gutgetan«, sagte ich zu Jennifer. »Ich habe schon lange nicht mehr in so angenehmer Gesellschaft getrunken.«

»Sie sind ein Charmeur«, erwiderte sie lächelnd.

»Das höre ich selten. Aber vielen Dank. In Ihrer Gesellschaft fällt mir das zugegebenermaßen nicht schwer.«

»Das wiederum höre ich nicht oft. Gewöhnlich habe ich eher mit Männern zu tun, die die Verschmutzung der Meere als gottgegebene Tatsache ansehen und nicht das geringste Interesse daran haben, etwas dagegen zu unternehmen. Und wenn ich sie wiederholt darauf hinweise, sehnen sie sich nichts mehr herbei, als dass ich verschwinde.«

»Ja, manchmal kann der Job ziemlich hart sein. Aber Sie sind wirklich charmant.«

Sie zeigte mir ein verschmitztes Lächeln. »Sagen wir mal so: Ich kann charmant sein. Und manchmal nutze ich das schamlos aus. Wo wir gerade beim Thema Scham sind: Wäre es zu aufdringlich von mir, Sie zu bitten, die Nacht mit mir zu verbringen?«

Ich schluckte.

»Aufdringlich, nein, nicht wirklich«, antwortete ich und überlegte, wie ich darauf reagieren sollte.

Letztlich war ich nicht abgeneigt. Sie war nett, attraktiv und hatte das gewisse Etwas. Einen Ring trug sie auch nicht, sie war also nicht gebunden … Wobei ich das lieber noch überprüfen wollte.

»Könnten wir denn damit jemanden verärgern?«, fragte ich sicherheitshalber.

Sie schüttelte den Kopf. »Wenn Sie damit meinen, ob ich gebunden bin: nein! Mein Freund hat gerade vorletzte Woche mit mir Schluss gemacht. Mein Exfreund, sollte ich besser sagen. Vielleicht würden wir ihn damit verärgern. Aber was glauben Sie, wie ich mich gefühlt habe, nachdem er … es war keine einfache Trennung. Und er hat sicher mehr dazu beigetragen, dass es so gekommen ist, als ich. Aber jetzt bin ich frei und kann tun und lassen, was ich will. Und ich will dich!«

Unsere Blicke begegneten sich, und es war klar, dass wir die Nacht miteinander verbringen würden. Wir zahlten und gingen zu meinem Hotel.