Jerry Cotton 3286 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3286 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Mr. High berief eine Teambesprechung ein. Es ging um drei Morde, die alle in den letzten Wochen geschehen waren, die Opfer allesamt Männer. Schnell fand unser Kollege Ben Bruckner heraus, dass alle drei Mordopfer eines gemeinsam hatten: Sie waren gewalttätig gegenüber ihren Exfrauen und Lebensgefährtinnen gewesen. Waren etwa Frauen die Täterinnen? Natürlich wäre das denkbar, wenn auch sehr ungewöhnlich. Dann klärte uns Iris McLane darüber auf, wie Frauen dachten, die ihre Männer ermordeten ...

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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Bluthochzeit im Leichenhaus

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: andrey_l / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9652-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Bluthochzeit im Leichenhaus

Mr. High berief eine Teambesprechung ein. Es ging um drei Morde, die alle in den letzten Wochen geschehen waren, die Opfer allesamt Männer. Schnell fand unser Kollege Ben Bruckner heraus, dass alle drei Mordopfer eines gemeinsam hatten: Sie waren gewalttätig gegenüber ihren Exfrauen und Lebensgefährtinnen gewesen. Waren etwa Frauen die Täterinnen? Natürlich wäre das denkbar, wenn auch sehr ungewöhnlich. Dann klärte uns Iris McLane darüber auf, wie Frauen dachten, die ihre Männer ermordeten …

Roger Mayweather hatte noch dreißig Sekunden zu leben!

Allerdings ahnte er das nicht im Geringsten. Vielmehr konzentrierte er sich darauf, den Spitzen-BH der halbnackten Schönen aufzuhaken, die vor ihm im Schlafzimmer stand. Sein lüsterner Blick war auf die üppigen Brüste gerichtet, die ihn bereits in der Diskothek, in der er die junge Frau vor wenigen Stunden kennengelernt hatte, halb verrückt gemacht hatten.

In diesem Moment überlagerte triebhaftes Verlangen sein logisches Denken, lähmte den angeborenen Gefahreninstinkt in ihm.

Mayweather registrierte zwar, dass die Kleine einen winzigen Schritt von ihm wegmachte, und auch, dass ihre rechte Hand, die sie hinter dem schmalen Rücken versteckt gehalten hatte, seitlich auf ihn zu zuckte. Doch viel zu spät bemerkte er das lange Messer in ihrer zierlichen Faust.

Noch bevor er überhaupt eine Abwehrbewegung machen konnte, ratschte die scharfe Klinge mit einem einzigen Schnitt von einer Halsseite zur anderen über seine Kehle.

Der grelle, pochende Schmerz, der ihn schlagartig erfasste, war alles verzehrend. Innerhalb eines Sekundenbruchteils schrumpfte die lodernde Korona seines Lebens zusammen, als hätte man aus einem Ball die Luft herausgelassen.

Dann war da nur noch der eisige Tod, der ihn tief hinabzerrte in eine dunkle Finsternis, aus der es keine Wiederkehr mehr gab.

»Ich habe dir schon vor dem Spiel prophezeit, dass ich dieses Mal richtigliegen werde!«, frotzelte Phil und sah mich über die Pasta asciutta hinweg an.

Natürlich erwischte mich mein Partner damit auf dem falschen Fuß, wusste er doch ganz genau, dass ich beim Baseball ein ausgesprochener Fan der New York Yankees war. Leider hatten diese gestern gegen die Boston Red Sox verloren, und das auch noch im heimischen Stadion. Klar, dass mich Phil damit aufzog.

Ich schwieg eisern, tat so, als ob ich ihn nicht gehört hätte, und ließ mir einfach die Spaghetti mit Hackfleischsoße munden. Wir saßen wieder einmal im Mezzogiorno, unserem Lieblingsitaliener, und aßen zu Mittag.

Als Phil erneut mit den Yankees anfing, um mich zu ärgern, bekleckerte er beim Aufdrehen der Nudeln die nagelneue Versace-Krawatte mit der Hackfleischtomatensauce. Eigentlich hatte er mit dem Edel-Schlips Zeery Konkurrenz machen wollen, der bei uns als der bestgekleidete G-man im ganzen Staat New York galt. Das war jetzt hinfällig, denn zwischen dem eleganten Streifenmuster prangte ein hässlicher rostroter Fleck.

Unwillkürlich musste ich grinsen. Allerdings konnte ich Phils Malheur nicht auskosten, weil mein Handy vibrierte.

Es war Helen, die Sekretärin unseres Chefs. Mr. High hatte eine dringende Besprechung einberufen. Sie hatte keine Ahnung, um was es dabei ging.

Phil und ich waren ohnehin fertig mit dem Essen. Wir zahlten und setzten uns in meinen Jaguar, den ich anschließend durch den Mittagsverkehr von Manhattan lenkte.

Es war ein wunderschöner Maitag, fast wie aus dem Bilderbuch. Die Sonne hing dunstig und weich an einem stahlblauen, wolkenlosen Himmel über den Häuserschluchten des Big Apple.

Die Temperaturen waren frühlingshaft angenehm. Es kam mir sogar so vor, als ob Passanten und Straßenverkehrsteilnehmer mit einem Lächeln unterwegs waren, weniger hupten und fluchten, allein schon aus Freude an diesem herrlichen Tag.

Doch als ein alter, verrosteter Sprinter aus einer Nebenstraße schoss und meinen Flitzer beinahe gerammt hätte, wäre ich nicht rechtzeitig auf die Bremsen gestiegen, zerplatzte diese Illusion wie eine Seifenblase.

Trotz der obligatorischen Staus erreichten wir fast in Rekordzeit die Federal Plaza. Nachdem ich den Jaguar in der Tiefgarage des Javits Federal Office Building abgestellt hatte, fuhren wir mit dem Lift in den dreiundzwanzigsten Stock. Auf derselben Etage wie das Büro von Phil und mir lag auch das des Assistant Director in Charge, der zudem Leiter der Task Force T.A.C.T.I.C.S des FBI-Distrikts New York war.

Helen, seine gut aussehende, dunkelhaarige und immer freundliche Vorzimmerdame, hatte ihren berühmt-berüchtigten Kaffee gekocht. Es gab wohl niemanden, der das besser konnte als sie. Natürlich kamen wir nicht an ihr vorbei, ohne eine Tasse in Mr. Highs geräumiges Büro mitzunehmen.

Der Chef selbst war noch nicht da. Dafür saßen am Besprechungstisch Iris McLane, Zeerookah und Ben Bruckner.

Wir begrüßten alle mit einem kurzen Nicken und setzten uns auf die ledergepolsterten Stühle.

Zeery quittierte den Tomatenfleck auf Phils Krawatte mit einem schelmischen grinsen. Bevor er jedoch eine spitze Bemerkung machen konnte, trat Mr. High ins Büro. Er kam gleich zur Sache.

»Vor etwa zwei Stunden hat sich Ethan Armstrong vom NYPD-Revier 9th Precinct gemeldet.«

Phil und ich tauschten einen Blick, denn wir kannten den Captain von verschiedenen Ermittlungen.

»In einem Apartment in der 3rd Street gab es einen Mord«, fuhr Mr. High fort. »Das Opfer ist ein gewisser Roger Mayweather, weiß, fünfunddreißig Jahre alt, geschieden, Kassierer bei Fair Supermarkets – der Laden liegt gleich neben seiner Wohnung. Nach Feierabend zog er zumeist los, um in diversen Bars und Diskotheken sein spärliches Einkommen zu verjubeln. Für One-Night-Stands war er stets offen. Soweit die bisherigen Informationen von Captain Armstrong.«

Nach und nach sah der ADIC jeden einzelnen von uns an.

»Dieser Mord war nicht der einzige dieser Art«, ergänzte er dann. »Vielmehr scheint es sich um einen Serienkiller zu handeln. Innerhalb weniger Wochen ist Mayweather das dritte Opfer, bei dem mit ähnlichem Muster vorgegangen wurde.«

»Wer sind die beiden anderen?«, fragte Phil

»Truman Jones, geschieden, wohnhaft in der 12th Street, und der Texaner Rand Norcross, ebenfalls von seiner Frau getrennt, der in der 44th Street wohnte. Da die drei Toten aus unterschiedlichen Bundesstaaten stammen, ist das FBI für die Fälle zuständig. Armstrong hat inzwischen jedoch von Seiten des NYPD eine Sonderkommission eingerichtet, mit der wir eng zusammenarbeiten werden.«

Mit einem Seitenblick stellte ich fest, dass Ben Bruckner auf seinem Tablet bereits die Obduktionsberichte der ersten beiden Opfer aufgerufen hatte. Der von Mayweather fehlte natürlich noch.

Die Autopsien waren vom Office of Chief Medial Examiner durchgeführt worden. Das OCME war das Büro des Obersten Gerichtsmediziners der Stadt New York und die größte Forensik des Landes.

»Sie sagten, dass es sich höchstwahrscheinlich um einen Serienmörder handelt, Sir«, meldete sich Dr. Iris McLane zu Wort.

Die Psychologin war nicht nur spezialisiert auf Dissoziationsstörungen, sondern hatte auch mehrere Fachbücher über Serienkiller verfasst, die inzwischen zu internationalen Standardwerken avanciert waren.

»Gibt es denn eine einheitliche Vorgehensweise?«, wollte sie wissen.

Mr. High antwortete nicht sofort, sondern strich sich geistesabwesend mit den Fingern durch sein silbergraues Haar.

»Mayweather wurde mit einem Messer, vermutlich einem Jagd- oder Outdoor-Messer die Kehle durchtrennt, Jones mit einer 9mm Smith & Wesson M & P 9 erschossen und Norcross mit Zyankali vergiftet«, erwiderte er dann.

»Und was lässt dann darauf schließen, dass es sich um einen Serienkiller handeln könnte, Sir?« Zeery kam Iris mit der Frage zuvor.

»Wie wir alle aus Erfahrung wissen, wechseln manche Täter absichtlich die Tatwaffe, um es den Ermittlern zu erschweren, einen Zusammenhang zu erkennen.«

»Oder sie wechseln die Opfertypen«, warf Iris ein.

Der ADIC nickte bedächtig. »In diesem Fall scheint jedoch die erste Annahme zuzutreffen, denn die Opfertypen waren dieselben: Männer mittleren Alters, geschieden und allein lebend.«

Ich räusperte mich. »Vielleicht handelt es sich aber auch nicht um einen Serienkiller, sondern um verschiedene Beziehungstaten.«

Die Gründe dafür, dass Menschen in ihrem persönlichen Umfeld töteten, waren vielschichtig. Entweder wollten sich die Täter vorzeitig das Erbe sichern, der Ehemann oder die Ehefrau störte, die neue Beziehung stachelte sie dazu an, oder die Schwiegermutter nörgelte zu viel. In dieser Hinsicht hatten wir schon die komplette Bandbreite erlebt.

»Jerry hat recht«, stimmte mir auch Iris zu. »Beziehungsmorde werden besonders häufig von Frauen begangen, und in allen drei Fällen haben wir von ihren Partnerinnen getrennte Männer.«

»Und welche Erkenntnisse hat die Spurensicherung, Sir?«, wollte Phil wissen. »Gibt es Hinweise in die eine oder andere Richtung?«

Mr. High hob entschuldigend die Hände. »Die Ermittlungen stehen ganz am Anfang, deshalb gibt es erst wenig Antworten.«

Er wandte sich an mich.

»Jerry, Sie leiten unser Team in dieser Sache und arbeiten eng mit Captain Armstrong zusammen. Phil, Zeery, Iris und Ben unterstützen Sie dabei. Viel Glück.«

Das noble Striplokal war gerammelt voll. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Obwohl der Saphir Pussy Club im hintersten Winkel von Hell‘s Kitchen lag, gehörte er zu den besten Adressen solcher Etablissements in der ganzen Stadt. Vor allem Einheimische kamen hierher.

Don Olson und Lawrence Quigley betraten den Club durch den VIP-Eingang. So, wie es ihrem gesellschaftlichen Status angemessen war. Die beiden Männer trugen dunkle Anzüge, weiße, gestärkte Hemden, dunkelblaue Krawatten und hochwertige Lederslipper.

Sie waren nicht nur enge Freunde und Arbeitskollegen, sondern sogenannte Yuppie-Broker, die für ihre Kunden mit Wertpapieren an der Börse handelten und dafür eine ordentliche Courtage, eine Vermittlungsgebühr für die Transaktionen, erhielten. Selbst wenn seit der letzten Finanzkrise die Geschäfte etwas schlechter liefen, gab es immer noch genügend Spekulanten, die an der Börse Handel trieben.

Don Olson war fünfundzwanzig, groß und massig, mit einem Stiernacken, den er sich mit täglichem Training in einem der teuren Fitness-Studios der Stadt antrainiert hatte. Seine roten, altmodisch gegelten Haare, die auf irische Vorfahren schließen ließen, standen wie Bündel Strohhalme von seinem quadratischen Schädel ab. Sein eckiges Gesicht mit der hohen Stirn wurde von einer großen Brille dominiert, hinter der übernatürlich vergrößerte, türkisgrüne Augen funkelten.

Lawrence Quigley war das genaue Gegenteil von ihm. Klein, zierlich, kahlgeschoren, ein ebenmäßiges hübsches Gesicht, in dem auch die dicht beieinander stehenden hellen Augen nicht störten. Die Stoppeln seines Dreitagebarts erinnerten an Eisenfeilspäne und verliehen seiner Erscheinung etwas Verruchtes.

Einmal die Woche besuchten sie den Saphir Pussy Club oder ähnliche Lokale. Schließlich waren sie Singles, genossen es, mit ihrem Geld jedes Mädchen, das sie haben wollten, auch »überreden« zu können. Zumindest die Käuflichen.

Als die beiden Broker die Security passiert hatten, gingen sie vom Vorraum in das eigentliche Lokal hinein. Hier schlug ihnen nicht wie in den heruntergekommenen Läden kalter Zigarettenqualm, billiges Parfüm, Schweiß und ohrenbetäubende Hardrock-Musik entgegen, sondern dezente Jazzmusik, mit der man in einem solchen Club nicht unbedingt rechnete.

Rauchen war selbstverständlich verboten, und die Klimaanlage sorgte für frische Luft. Gegenüber von der großen, rechteckigen Bühne, die aufgrund einer Auftrittspause momentan verwaist war, spielte eine vierköpfige Band mit Klarinette, Kontrabass, Gitarre und Schlagzeug.

Die Hocker an der langen Bar mit der Mahagonitheke waren alle besetzt. Aber ohnehin hatten die Freunde eine der großen Nischen an der rot und schwarz gestrichenen Wand reserviert, die sie nun ansteuerten. Dort angekommen, ließen sie sich in den beiden Ledersesseln nieder, zwischen denen ein kleiner Glastisch stand.

Bei der leichtbekleideten Kellnerin, die wie ein Abziehbild eines Victoria-Secret-Models aussah, bestellten sie standesgemäß Dom Pérignon. Wenig später erschien das Girl mit einem Eiskübel und schenkte den Champagner in zwei Gläser.

»Bist du neu?«, fragte Quigley sie selbstgefällig. »Ich habe dich hier noch nie gesehen.«

»Ich habe erst vorige Woche angefangen«, antwortete die blutjunge Frau, die höchstens zwanzig war, zögernd und schüchtern, so als müsse sie sich zu einer Antwort zwingen.

Dabei verzog sie ihren vollen, sinnlichen Mund zu einem geschäftsmäßigen Lächeln, an dem sich die jadegrünen Augen in dem grell geschminkten Gesicht mit den hohen Wangenknochen und der niedlichen Stupsnase jedoch nicht beteiligten. Ihr aschblondes Haar fiel schwer auf die wohlgeformten Schultern. In beiden Ohrläppchen steckten Diamantohrringe aus quadratisch geschliffenen Steinen.

»Na dann! Kannst du auch noch was anderes, außer Getränke bringen?« Olson lachte auf. Es klang wie das Glucksen einer Kröte.

Dabei ließ er lüsterne Blicke über den zierlichen, aber an den richtigen Stellen üppigen Frauenkörper gleiten, der in einem kurzen, roten Minikleid aus mattierter Seide steckte. Über dem weit ausgeschnittenen Dekolleté prangte ein goldenes Namensschild, auf dem Casey stand.

»Ich darf nicht auf die Bühne, wenn Sie das meinen.«

»Hör dir die Kleine an!« Quigley konnte seine Augen nicht von dem Mädchen lassen.

»Du bist zu schön, als dass dein Stern jemals verblassen könnte«, schmeichelte Olson, als befände er sich mit seinem Freund in einem Wettbewerb um Caseys Gunst. Allerdings machte sein erneutes Glucksen dieses Kompliment sofort wieder zunichte. »Um nur Getränke zu bringen, bist du einfach zu hübsch. Und wenn du auch nicht strippen darfst, dann verrichtest du wohl andere Dienste, nicht wahr? Du weißt schon, was ich meine …«

Casey lief rot an, schüttelte den Kopf, wandte sich schnell von den beiden Männern ab und eilte zur Bar zurück, um die nächste Bestellung auszuführen.

Die Broker grinsten hämisch. Dann hoben sie ihre Champagnergläser, prosteten sich zu und tranken in großen Schlucken. Der perlende Schaumwein belebte ihre Begierde noch mehr.

»Es gibt nichts Besseres als Dom Pérignon!«, sinnierte Quigley in der Pose eines Protzes, der sich das teure Getränk leisten konnte wie andere Mineralwasser.

Sein Blick war fest auf Casey gerichtet, die wie eine Gazelle durch die Tischreihen tänzelte und die Gäste bediente.

Die Jazzmusik brach ab, und die Lichter auf der Bühne gingen an. Die Besucher konzentrierten sich auf das Strip-Girl, das im Halbdunkel stand, das jetzt durch verschiedene farbige Lichteffekte aufgehellt wurde.

Es war eine Latina, ebenfalls blutjung und mit einem traumhaften Körper gesegnet. Bekleidet war sie lediglich mit einem knapp sitzenden pinkfarbenen Bikini. Ihre kakaobraune Haut schimmerte ölig.

Als sie ihr langes, schwarzes Haar zurückwarf und die freidrehende Pole-Dance-Stange hinaufkletterte, um sich gleich darauf in akrobatisch-erotischen Posen zu räkeln, fingen die ersten Gäste an, sie mit Pfiffen anzufeuern. In dem Punkt unterschied sich das Publikum hier nicht von dem einfacherer Etablissements.

Die Latina kletterte wieder von der Stange und wand sich dann wie eine Schlange auf dem Glasboden. Als das Gejohle immer lauter wurde, riss sie sich mit einer hundertfach eingeübten, lasziven Bewegung das winzige Bikinioberteil von den perfekten Brüsten.

Auch die beiden Broker verfolgten die heiße Vorstellung, genossen sie in vollen Zügen. Ihre Augen hingen wie Blutegel an dem halbentblößten Körper der jungen Latina.

Als sie schließlich die Nummer beendete, winkte Don Olson sie großspurig heran. Er atmete schwer, seine Rechte lag in seinem Schoss.

»Ich muss dieses kleine Miststück einfach haben!«, raunte er Quigley zu, der Casey zuzwinkerte, die an ihm vorbeiging.

»Tu dir keinen Zwang an, Don«, gab dieser zurück. »Die Nacht ist noch jung und unsere Träume feucht.«

Als die Latina mit dem nichtssagenden Künstlernamen Lorena mit ihren endlos langen Beinen und wippenden Brüsten an ihren Tisch kam, blieb sie stehen, um gekonnt ihren schlanken, athletisch durchtrainierten Körper zu präsentieren.

Als Vollprofi wusste sie natürlich, dass sie den großen, massigen Mann mit dem Stiernacken bereits im Sack hatte, während der Kleine nur Augen für die Kellnerin besaß.

»Na, Honey, willst du mir einen Drink spendieren?« Lorenas gurrende Stimme war Samt in Olsons Ohren.

Er nickte eifrig. »Klar doch, Baby!«

Die Stripperin ließ sich nicht zweimal bitten, sondern setzte sich mit aufreizender Pose auf den Schoss des Großen. Ihre schlanke Beine schimmerten wie frischer Kakao.

»Was hast du denn noch im Repertoire, außer einer heißen Stripnummer?«, wollte Olson wissen, während er mit einer Hand bereits die Brust der Tänzerin befummelte.

Lorena lachte grell auf. »Nicht das, was du offensichtlich willst, Honey. Das ist verboten hier.«

»Hab dich nicht so! Ich weiß, wie der Hase läuft. Erst sagt ihr Nein, um den Preis in die Höhe zu treiben, und nachher landen wir doch in einem Bett.«

»Du scheinst ja ein ganz schlimmer Finger zu sein, Honey.«

Als Casey vorbeikam, bestellte die Latina einen Cocktail. Natürlich den teuersten auf der Karte, aber dem Gast, der das bezahlte, machte das nichts aus. Schließlich war Geld nicht sein Problem, genauso wenig wie das seines Kumpels.