Jerry Cotton 3295 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3295 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Eigentlich war die Razzia, die das NYPD in einem illegalen Klub in New York durchführte, gar kein Fall für uns. Doch dann versuchte die festgenommene Klubchefin Tamara Kiss, mit dem FBI einen Deal zu machen. Sie behauptete, die Entführung der Mafia-Prinzessin Elena Wood beobachtet zu haben. Wenn das stimmte, konnte es schlimme Folgen nach sich ziehen: ein Krieg der Familien im Gangland! Sofort versuchten wir herauszufinden, wo sich Elena Wood aufhielt. Doch niemand schien sie zu vermissen, angeblich war sie auf einer Europareise. Als dann Tamara Kiss vor ihrem Transport nach Rikers Island ermordet wurde, überschlugen sich die Ereignisse ...


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Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Tod einer Mafia-Prinzessin

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Seleznev Oleg / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9963-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Tod einer Mafia-Prinzessin

Elena Wood schlug die Augen auf. Dunkelheit umgab sie und dazu eisige Kälte. Wo war sie? Hatte man sie in einem Kellerloch eingesperrt? Sie versuchte sich zu erinnern. Sie hatte das Hotel verlassen, wollte ein Taxi nehmen und dann … Man hatte sie entführt! Eine Welle der Panik durchflutete sie, und mit ihr kam der Schmerz zurück. An ihrem Kopf pulste er im Takt des Herzschlags. Sie wollte sich bewegen, aber es ging nicht. Sie war gefesselt.

»Hallo?«, krächzte sie in die Dunkelheit. »Hallo – ist da jemand?«

Ihre Stimme verhallte. Sie musste sich in einem großen Raum befinden. Und während sie noch lauschte, hörte sie Schritte, die sich langsam näherten …

Inspector Hobbs trat auf die Bremse des Streifenwagens. Die Reifen quietschten. Neben ihm kamen weitere Einsatzfahrzeuge vom NYPD zum Stehen. Sofort sprangen die Beamten heraus.

Ihr Ziel war der unscheinbare Backsteinbau, der vor ihnen aufragte. Von außen wirkte er wie eines der vielen Bürogebäude, die es in Queens zu Hunderten gab. Doch Insider hatten berichtet, dass hinter den Mauern illegale Machenschaften abliefen. Es gab Prostitution, Drogenhandel und wahrscheinlich noch ein paar andere Sachen, deren Aufklärung Hobbs ein paar Pluspunkte in der Personalakte einbringen würde.

»Und Action«, rief Hobbs in das Mikrofon des Funkgeräts, und sofort setzten sich die mehr als zwanzig Polizisten in Bewegung.

»Du hättest Filmregisseur werden sollen, Kenneth«, sagte der Captain, der neben ihm im Wagen saß, und lachte.

Die Razzia lief planmäßig ab. Die Beamten, die allesamt wie Hobbs und der Captain Kevlarwesten trugen, stießen die Vordertür auf. Purpurfarbenes Licht ergoss sich auf die Straße. Zuerst dröhnte noch harter Techno in die Nacht, dann erstarben die Klänge, und man hörte von drinnen das Geschrei erschrockener Frauen.

Hobbs und sein Kollege stiegen aus und sahen zu, wie acht leicht bekleidete Prostituierte in die kalte Nacht herausgeführt wurden. Auch ein paar erschrockene Freier waren unter den Personen.

»Scheint sich gelohnt zu haben«, sagte Hobbs.

Nach ein paar Minuten meldete ihm einer der Beamten, dass das Haus sicher sei. »Jetzt ist nur noch Tamara Kiss übrig. Die wollten Sie doch selbst festnehmen, wenn ich das richtig verstanden habe.«

Hobbs spürte, wie ihn innere Befriedigung durchströmte. Die legendäre Tamara war die Chefin des Ladens. Das NYPD war ihr schon seit Monaten auf den Fersen. Man wusste, dass sie vor Jahren illegal aus Mexiko in die Staaten gekommen war und sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit hochgearbeitet hatte. Vor einem Jahr war sie Hobbs bei einer ähnlichen Aktion entwischt und hatte dabei sogar einen Beamten angeschossen. Das hatte Hobbs eine Menge Ärger eingebracht. Jetzt musste er die Scharte auswetzen, und es schien zu gelingen.

Er beauftragte den Captain, die anderen Festnahmen zu überwachen. Jetzt kamen weitere Beamte mit Plastikkisten heraus, in denen weiße Päckchen lagen. Erste Funde der Durchsuchung. Eine Vision streifte Hobbs' inneres Auge. Die Vision von der feierlichen Beförderung zum Deputy Chief.

Mit festen Schritten betrat er das Gebäude. Das purpurfarbene Licht strahlte immer noch. Einer der Beamten führte Hobbs durch einen großen Raum mit Sofas, Sesseln und einer Bar in einen schmalen Gang. An dessen Ende ging es in ein Büro, in dem normales Licht herrschte.

Zwei Cops standen links und rechts neben Tamara Kiss, die auf einem Chefsessel saß und mit Handschellen gefesselt war. Sie wirkte wie eine Sängerin kurz vor ihrem Auftritt. Ein enges rotes Kleid verhüllte ihren Körper, der schon viele in Aufregung versetzt hatte. Ihr schulterlanges Haar glänzte wie lackiert. Der Blick, mit dem sie Hobbs empfing, war hart.

»Sie haben sich wohl nicht getraut, mich selbst festzunehmen«, sagte sie abschätzig.

»Deswegen bin ich hier«, erklärte Hobbs. »Tamara Kiss, Sie sind festgenommen wegen Förderung der Prostitution und Drogenhandel. Sie haben das Recht zu schweigen …«

»Lass den Scheiß!«, zischte sie. »Wenn du Eier in der Hose hättest, wärst du selbst herkommen, anstatt eine ganze Hundertschaft vorzuschicken.«

»Glaubst du, ich hätte Lust darauf, wieder einen meiner Leute verletzt oder diesmal sogar tot zu sehen?«, gab Hobbs zurück.

Tamara Kiss lächelte kalt. »Habe ich dir das letzte Mal Angst gemacht?«

Ja, das hatte sie, aber das hätte Hobbs niemals zugegeben.

Ihre Handgelenke waren auf dem Rücken gekreuzt und zusätzlich an den Stuhl gefesselt. Von ihr ging keine Gefahr aus. Hobbs gab den beiden Beamten ein Zeichen, den Raum zu verlassen.

»Was nun?«, fragte sie, als die Kollegen draußen waren. »Warum willst du mit mir allein sein? Hast du eine Überraschung für mich?« Sie zeigte nicht die geringste Spur von Angst.

»Ich will Informationen«, antwortete Hobbs.

Tamara Kiss lachte kalt.

Der Inspector ließ nicht locker. »Geschäftspartner. Kunden. Geldgeber. Irgendwer muss dir geholfen haben, den Laden aufzubauen.«

Sie kniff die Lippen zusammen und sagte nichts.

»Nun komm schon. Ist dir nicht klar, dass sich das zu deinen Gunsten auswirkt? Weißt du, welche Strafe dich erwartet? Ich kann beim Staatsanwalt ein gutes Wort für dich einlegen.«

Tamara Kiss sagte immer noch nichts. Allerdings ging eine Veränderung in ihr vor. Ihr Körper entspannte sich. Sie sackte ein wenig in dem Stuhl zurück. Als hätte sie sich mit ihrer Festnahme abgefunden.

Das werden wir ja sehen, dachte Hobbs.

Er öffnete die Tür und holte die beiden Polizisten wieder herein. »Nehmt sie mit«, ordnete er an. »Wir treffen uns im Revier.«

Während er aus dem Gebäude trat, brodelte er innerlich vor Ärger. Er musste die entscheidenden Informationen aus Tamara Kiss herausbekommen, koste es, was es wolle. Er hatte keine Lust, diesen Ermittlungssieg seinem Nachfolger in der nächsten Schicht zu überlassen.

Als er ins Auto stieg, zeigte die Uhr neben dem Tacho kurz nach halb vier. Er hatte bis sieben Zeit, Tamara zur entscheidenden Aussage zu bewegen.

Der Captain war schon mit den anderen vorgefahren, und so saß er allein im Wagen, als er das kurze Stück zum 144. Polizeirevier zurücklegte, das gleich am Astoria Boulevard lag. Dort wurden die Verhafteten erst einmal hingebracht und verhört.

Hobbs sorgte dafür, dass Tamara Kiss eine Einzelzelle erhielt. Es war ein zweieinhalb Yards breiter und drei Yards tiefer weiß getünchter Raum mit einer Pritsche, einem Aluminiumwaschbecken und einer Toilette hinter einer halbhohen Abtrennung. Der Inspector ließ sie eine Stunde schmoren, dann startete er einen zweiten Versuch.

Die Klubchefin saß in ihrem roten Kleid auf dem improvisierten Bett und strahlte immer noch denselben Stolz aus wie in ihrem Büro.

Hobbs hätte am liebsten aufgegeben, doch dann sagte Tamara Kiss etwas.

»Ich hab’s mir überlegt«, erklärte sie.

Er hatte sich schon wieder halb umgedreht und wandte sich der Frau zu. »Was?«, fragte er ungläubig.

»Hörst du schlecht? Ich sagte, ich hab’s mir überlegt. Ich gebe euch Informationen und will dafür einen Deal mit dem Staatsanwalt.«

Hobbs entspannte sich innerlich. Endlich. Alles wurde gut. Am liebsten hätte er sich neben sie gesetzt, aber er musste Haltung wahren. »Dann schieß mal los.«

Sie sah ihn ungläubig an. »Nicht mit dir, Kleiner.«

»Nicht mit mir?«, rief er. »Mit wem sonst? Ich bin der Einsatzleiter der Razzia, ich …«

»Ich will jemanden vom FBI sprechen«, unterbrach sie ihn. »Und nicht irgendwen. Sein Name ist Jerry Cotton.«

Ein kalter Wind fegte um die Häuserblocks, als ich Phil an der gewohnten Ecke abholte. Schon von Weitem sah ich ihn, denn er trug eine dicke Steppjacke in Alarmrot.

»Willst du bei der Feuerwehr anfangen?«, begrüßte ich ihn. Mit ihm kam die eisige Luft in meinen Jaguar. Die Jacke war so dick, dass sich Phil in den Sportsitz quetschen musste.

»Heute Nacht hat es Minusgrade gegeben«, erklärte er. »Ich habe jedenfalls keine Lust auf eine Erkältung.«

Ich war Phils manchmal aufflackernden Hang zu extravaganter Kleidung gewohnt und grinste vor mich hin.

Wir hatten gerade im Berufsverkehr die Strecke bis auf Höhe des Times Square geschafft, da kam ein Anruf von unserem Kollegen Steve Dillaggio, der als Special Agent in Charge das Field Office des FBI in New York leitete. Er meldete sich nicht über mein Handy, sondern über Funk. Er wusste, dass wir gerade im Wagen saßen.

»Guten Morgen, Steve«, begrüßte ich ihn. »Schon im Büro?«

»Gerade angekommen«, sagte er. »Und da kam eine Nachricht vom NYPD, vom hundertvierzehnten Revier in Queens.«

»Was haben die für uns?«, fragte ich.

Steve fasste zusammen, was in der Nacht geschehen war. Die Razzia in dem illegalen Bordell, die Festnahme von Tamara Kiss.

»Der Name sagt mir was«, unterbrach ich ihn. »Er taucht immer wieder im Zusammenhang mit Prostitution und Drogen auf.«

»Mittlerweile hat es die Lady zu einer eigenen Firma gebracht«, klärte mich Steve auf. »Aber das ist nun zu Ende.«

»Sie ist sicher eine gut Informantin für uns«, erwiderte ich. »Ich bin mir sicher, sie hat viele Verbindungen.«

»Genau darum geht es, Jerry. Sie ist bereit auszusagen und will einen Deal mit der Staatsanwaltschaft machen.«

»Und warum tut sie es dann nicht einfach?«, wunderte ich mich.

»Der Einsatzleiter der Razzia, Inspector Hobbs, stößt auf Granit. Sie will nur mit einer einzigen Person sprechen. Mit dir. Der Himmel weiß, warum.«

Er bat uns, dass wir uns sofort auf den Weg zum Astoria Boulevard machen sollten. »Im Laufe des Tages wird sie mit den anderen aus der Festnahme nach Rikers Island ins Untersuchungsgefängnis gebracht. Wenn wir Glück haben, können wir dann schon mit ihren Informationen weiterarbeiten.«

Ich gab zurück, dass ich das alles verstanden hatte, und unterbrach die Verbindung. Dann machte ich mich auf den Weg zur Queensboro Bridge, über die wir über den East River gelangten.

»Das klingt, als würde die Lady dich persönlich kennen«, brummte Phil. »Bei welcher Gelegenheit hast du sie getroffen?« Er grinste anzüglich.

Ich blieb ernst. »Ich weiß nicht mal, wie sie aussieht. Aber wahrscheinlich hat sich mein Name in Unterweltkreisen herumgesprochen.«

Nach einer knappen Dreiviertelstunde bog ich vom Astoria Boulevard auf einen von einer halbhohen Mauer umrandeten Parkplatz ein. Daneben lag ein zweistöckiges Betongebäude, vor dem weiß-blaue Fahrzeuge des NYPD parkten. Drinnen empfing uns Inspector Hobbs, ein rothaariger kleiner Cop, der ziemlich nervös wirkte.

»Sie will nur mit Ihnen reden, Agent Cotton. Mit Ihnen ganz allein.« Er warf einen Blick auf Phil.

»Es ist also besser, du wartest hier«, sagte ich und folgte Hobbs in den Keller, wo die Zellen lagen. Ihm war der Ärger anzusehen. Natürlich hätte er für die Aussagen der Festgenommenen lieber selbst Fleißkärtchen gesammelt.

»Meinen Sie, ich könnte dabei sein?«, fragte er, als wir vor der Zellentür aus Stahl standen.

»Sie will nur alleine mit mir sprechen«, erklärte ich. »Ihre eigenen Worte, Inspector.«

Er sah resigniert zu Boden. Ich trat in die Zelle.

»Sind Sie Agent Cotton?«, fragte die Frau im roten Kleid, die auf der Pritsche saß. Ihre Ausstrahlung war selbst in dieser tristen Umgebung enorm.

»Sind wir uns schon mal persönlich begegnet?«, wollte ich wissen.

Sie schüttelte den Kopf. »Ihr Ruf eilt Ihnen voraus. Deshalb habe ich darauf bestanden, mit Ihnen zu reden. Und nicht mit diesem feigen Kriecher da draußen.«

Die Bezeichnung mochte auf Hobbs zutreffen, aber es war nicht an mir, solche Aussagen einem Kollegen gegenüber zu unterstützen. »Was haben Sie zu sagen?«, fragte ich.

»Ich habe eine wichtige Information für Sie, Agent Cotton. Und ich möchte dafür einen Deal.«

»Sie wissen, welche Informationen wir von Ihnen wollen, Mrs. Kiss«, entgegnete ich. »Alle Verbindungen, die mit Ihrem illegalen Bordell zu tun haben.«

»Ich biete Ihnen etwas anderes. Etwas, das mit meinem Fall eigentlich gar nichts zu tun hat.«

»Was genau meinen Sie?«

»Es geht um Elena Wood, Agent Cotton. Die Tochter von James Wood.«

»James Wood? Der Geschäftsmann?« In meinem Gedächtnis ploppte etwas auf. James Wood hatte Verbindungen zur Mafia. Er hatte sich Kämpfe mit mehreren italienischen Familien geliefert und war siegreich daraus hervorgegangen.

»Elena Wood ist entführt worden. Vor der Tiefgarage des Hotels Blooming Garden. Ich war Zeugin. Gestern Abend. Man hat sie in einen Wagen gezerrt. Sie hat mir sogar zugerufen, ich solle ihr helfen.«

»Warum haben Sie es nicht getan?«, fragte ich, während ich überlegte, ob ich die Geschichte glauben sollte.

»Ich wusste, dass das NYPD etwas gegen mich vorhat. Ich wollte keinen Ärger.« Ich zögerte, und so redete sie weiter. »Sie sind doch mit Ermittlungen im Bereich des organisierten Verbrechens befasst. Sie müssen wissen, was das bedeutet. Jemand hat es auf Wood abgesehen. Das kann große Auswirkungen im Gangland haben. James Wood und seine Angehörigen stehen auf der Abschussliste vieler Leute in New York.«

Auf mich wirkte die Information nicht wie eine Lüge oder eine Ausflucht. Trotzdem spielte ich Tamara Kiss gegenüber den Skeptischen.

»Sie hätten trotzdem gleich die Polizei verständigen können«, sagte ich. »Das kommt mir unglaubwürdig vor.«

Sie lächelte nur und schwieg.

»Außerdem«, fuhr ich fort, »hätten Sie das auch Inspector Hobbs sagen können. Warum musste ich deswegen herkommen?«

»Ich wollte eben lieber mit dem FBI sprechen. Gehen Sie meinen Informationen nach. Sie werden sehen, dass ich die Wahrheit sage. Gilt unser Deal?«

Mir war klar, was das bedeutete. Die Dinge, die aufgrund der Razzia herauskommen würden, gingen wahrscheinlich weit über die Zuständigkeit des NYPD hinaus. Es würde um das organisierte Verbrechen gehen, und das betraf die Task Force T. A. C. T. I. C. S., die zum New Yorker FBI gehörte. Tamara Kiss wusste das und hatte sich mit mir gleich den richtigen Verhandlungspartner gesucht.

»Das war sehr schlau von Ihnen«, gab ich zu. »Wir überprüfen, was Sie gesagt haben. Alles Weitere werden wir sehen.«

Damit ging ich.

Nach unserer Rückkehr wurden wir sofort ins Büro von Mr. High gerufen. Der Assistant Director in Charge, der die Task Force T. A. C. T. I. C. S. leitete, saß wie immer äußerlich völlig ruhig hinter seinem Schreibtisch. Wir hatten ihn schon von unterwegs informiert.

Nachdem er uns begrüßt hatte, stand er auf und wies auf die Gruppe aus ledergepolsterten Stühlen in der Ecke. Wir nahmen Platz.

»Ich habe mit dem NYPD telefoniert«, sagte Mr. High. »Sie sollen auf jeden Fall versuchen, noch mehr Informationen aus Mrs. Kiss herauszuholen.«

»Halten Sie die Geschichte über Elena Woods Entführung für eine Lüge, Sir?«, fragte ich.

Der Assistant Director in Charge schüttelte langsam den Kopf. »Das nicht. Trotzdem sollten wir die Sache überprüfen. Vorher bringen wir uns auf den neuesten Stand, was die Familien Wood und Rossellini betrifft. Ich habe Steve und Zeerookah hinzugebeten. Sie werden Sie bei den Ermittlungen unterstützen. Steve hat die Zusammenhänge zwischen den Familien in der letzten Zeit beobachtet und verfügt über die aktuellsten Informationen.«

Wie auf Kommando ging die Tür auf und Steve Dillaggio und sein Partner Zeerookah, den wir alle nur Zeery nannten, kamen herein. Der Agent, der Vorfahren im Volk der Cherokee besaß, machte seinem Ruf als bestgekleideter G-man New Yorks mal wieder alle Ehre. Zum dunkelgrauen Maßanzug trug er ein weißes Hemd, außerdem handgenähte italienische Schuhe. Eine dunkelblaue Seidenkrawatte mit einem blassgrünen abstrakten Muster, das wahrscheinlich von einem angesagten Designer stammte, rundete seine Erscheinung ab.

Steve ergriff sofort das Wort. »Es klingt fast so, als habe sich Tamara Kiss die Information über Elena Woods Entführung für den Fall ihrer Verhaftung aufgespart. Denn sie hat recht. Wenn das wahr ist, kriegen wir in New York einen neuen Familienkrieg. Oder wir sind schon mittendrin.«

»Was bedeutet das genau?«, fragte Mr. High.

»In den letzten Jahren hatten Wood und Rossellini schwere Auseinandersetzungen wegen Gebietsansprüchen. Es ging um Drogenhandel und Schutzgelderpressung. Die Sache ist so ausgegangen, dass Rossellini den Kürzeren zog und jetzt eigentlich finanziell mit dem Rücken zur Wand steht.«

»Also könnte er hinter der Entführung stecken?«, wollte Phil wissen.

»Nein, das glaube ich auch nicht. James Wood ist zwar reich und verfügt über eine Menge Firmen wie zum Beispiel für Werttransporte … Aber er ist alt, krank und trauert seiner verstorbenen Frau nach. Wie so oft im Leben hat die Liebe alles verändert.«

»Klingt direkt romantisch«, meinte ich.

»Ist es auch, Jerry«, fuhr Steve fort. »Woods Tochter Elena verliebte sich in Carlo Rossellini, und nun sind die beiden ein Paar. Wahrscheinlich wird demnächst geheiratet, und das würde Rossellini finanziell sanieren.«

Phil nickte. »Das ändert die Sache natürlich.«

»Was wissen wir über Elena Wood?«, fragte Mr. High.

Diesmal ergriff Zeerookah das Wort. »Ich habe eben noch mal alles zusammengetragen, was es gibt. Sie ist vierundzwanzig Jahre alt, sehr intelligent und sportlich. Sie hat Betriebswirtschaft studiert und arbeitet gelegentlich in der Firma ihres Bruders Daniel. Es ist ein Softwareunternehmen in New York City.«

»Habe ich das richtig verstanden?«, fragte ich. »James Wood, dessen Familie zum organisierten Verbrechen gehört, besitzt eine Werttransportfirma? Das klingt, als wollte man den Wolf zum Schäferhund machen.«

»Trotzdem ist es so«, sagte Steve. »Und es kommt noch besser. Obwohl wir im Field Office genau wissen, in welchen Bereichen Wood und Rossellini tätig sind, hat es die Staatsanwaltschaft noch nie geschafft, gegen ihn Anklage zu erheben.«

»Hat denn irgendjemand Elena Woods Verschwinden zur Anzeige gebracht?«, erkundigte ich mich, obwohl ich nicht daran glaubte.

Steve schüttelte den Kopf. »Aber wir bleiben da dran.«

»Fragen wir Mister Wood oder Mister Rossellini doch einfach, wo Elena Wood ist«, meinte Phil. »Oder besuchen wir sie in ihrer Wohnung.«

»Das wäre die einfachste Lösung«, sagte ich. »Auf der anderen Seite dürfen wir auch nichts aufwirbeln.«

Mr. High nickte. »Jerry hat recht. Suchen Sie sie, aber seien Sie vorsichtig. Es könnte ja sein, dass Carlo Rossellini über die Entführung noch gar nichts weiß.«