Jerry Cotton 3329 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3329 E-Book

Jerry Cotton

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein maskierter Mann, der sich "der Skorpion" nannte, weil er in diesem Sternzeichen geboren war, versetzte ganz New York in Angst und Schrecken. Niemand war vor ihm sicher. Er konnte jederzeit und überall zuschlagen. Arme, Reiche, Männer, Frauen fielen ihm zum Opfer. Er entstellte sie, indem er ihnen Säure ins Gesicht spritzte. Phil und ich unternahmen alles, um dem gefährlichen Irren auf die Spur zu kommen. Dass der Mann nicht verrückt war, sondern einen ganz bestimmten Plan verfolgte, erkannten wir fast zu spät.


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Schmerzgrenze

Vorschau

Impressum

Schmerzgrenze

Er war wieder unterwegs und auf der Suche nach einem Opfer. Dass er schon bald eines finden würde, war für ihn gewiss. Schließlich leben im Big Apple mehr als acht Millionen Menschen, und er war nicht wählerisch.

Männlich, weiblich, jung, alt – egal. Ihm waren alle recht. Und er kaprizierte sich auch auf keinen bestimmten Ort. Er, der Mann, der sich »Skorpion« nannte, weil ihn seine Mutter an einem kalten, nebeligen 1. November kreischend aus ihrem Schoß gepresst hatte. Er hasste sie dafür ...

Diesmal drehte der Skorpion seine Runden in Queens. Es war früher Abend. Er saß in seinem Wagen, fuhr gemächlich durch die Straßen, hatte keine Eile.

Bei einem Mann, der den Bürgersteig entlangging, machte es in seinem Kopf plötzlich klick. Er hatte seine Wahl getroffen und sein Opfer gefunden.

Der Typ war zu gut gekleidet, hatte zu langes, in der Mitte gescheiteltes, seidig glänzendes schwarzes Haar, sah zu gut aus, hielt sich zu gerade, stolzierte wie ein eitler Gockel durch den Bezirk, bildete sich wahrscheinlich ein, jede Frau müsste den Boden küssen, auf den er seinen Fuß gesetzt hatte. So viel aufdringlich zur Schau gestelltes Selbstbewusstsein widerte den Skorpion an. Der Brechreiz auslösende Narziss brauchte einen Dämpfer. Und zwar einen kräftigen.

Auf dem Beifahrersitz lag eine schwarze Drei-Loch-Sturmhaube aus Polyacryl. Der Skorpion wusste, dass er damit furchterregend aussah.

In Kürze würde er sie über den Kopf ziehen, um unerkannt zu bleiben. Sein Opfer ging an einem mit Efeu bewachsenen Einfamilienhaus vorbei.

Auf der düsteren Veranda saß ein milchgesichtiger Junge und rauchte Gras. Er versuchte, die selbst gedrehte Zigarette hastig zu verbergen.

»Ha-hallo, Mister Mathison!«, rief er errötend.

»George.« Mathison griente. »Keine Sorge, das bleibt unter uns.«

George stellte sich dumm. »Äh ... was?«

»Du weißt schon.« Mathison ging schmunzelnd weiter. Am Postkasten des übernächsten Hauses blieb er stehen. Mandy Mathison, stand darauf. Er öffnete den kurzen, röhrenförmigen Kasten und nahm zwei Briefe heraus.

Mandy, dachte der Skorpion mit verächtlich gerümpfter Nase. Wie weibisch. Aber der Name passt zu dir, M-a-n-d-y.

Während Mathison seinen Bungalow betrat, fuhr der Skorpion noch ein Stück weiter, parkte sein Auto neben einem alten Kastanienbaum und schlenderte gemächlich zurück. Niemand sah, dass er sich hinter Mathisons Haus vorsichtig an einem der Fenster zu schaffen machte.

Bevor er sich lautlos über das glatte Fensterbrett schob, maskierte er sich. Sekunden später befand er sich im Bungalow seines Opfers.

Nebenan läutete das Telefon. Der Skorpion schlich zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Mandy Mathison nahm den Anruf entgegen und stellte auf Lautsprecher. Der Skorpion sah sein ahnungsloses Opfer während des Telefonats hin und her gehen. Mathison legte das Jackett ab, zog das weiße Hemd aus der Hose und knöpfte es auf.

Sixpacks, dachte der Skorpion zynisch, während er säureresistente Handschuhe anzog. Klar, die dürfen bei einem wie ihm natürlich nicht fehlen. Gut strukturiert. Ein Muskel härter als der andere. Der schöne Mandy ist darauf bestimmt sehr stolz und hegt und pflegt sie täglich mit einem ausgeklügelten Fitnessprogramm.

Schluchzen kam aus dem Lautsprecher. Eine junge Frau. Sie klang kläglich und verzweifelt. Mathison verdrehte – was sie nicht sehen konnte – die Augen. Die Anruferin tat ihm offensichtlich kein bisschen leid. Sie nervte ihn.

»Mandy, ich habe das nicht so gemeint«, beteuerte sie unglücklich. »Ich war furchtbar wütend. Im Zorn sagt man oft Sachen ...«

»Man sollte immer zuerst denken und dann reden.«

»Ja, ich weiß, und ich bin auch bereit, mich für meine unüberlegten Äußerungen zu entschuldigen. Das ... das ... das war nicht ich, Mandy.«

Er blieb hart. »Tut mir leid, Kylie. Deine Reue kommt zu spät. Du hast mir Dinge an den Kopf geworfen ...« Er zog sein Hemd aus und warf es über die Lehne eines Stuhls.

Der Skorpion sah kein Fett am Körper seines Opfers.

»Ich bedauere jedes einzelne Wort, Mandy«, wimmerte Kylie. »Heiliges Ehrenwort.«

Kriech nicht so vor diesem Charakterschwein, dachte der Skorpion ärgerlich.

»Du hast mich schwer beleidigt«, sagte Mathison, als wäre er zutiefst gekränkt.

»Wenn ich dir doch sage ...«

»Lass mich in Ruhe, Kylie«, fiel er ihr harsch ins Wort.

»Aber ich liebe dich.«

»Ruf mich nie wieder an«, sagte er gefühlsroh. »Hörst du? Nie wieder!«

»Bitte, Mandy, gib mir noch eine Chance. Dieses halbe Jahr mit dir ... Das waren die schönsten sechs Monate meines Lebens.«

Er ließ sich nicht erweichen. »Es ist aus, Kylie. Das war's. Man muss erkennen, wann aus einer Beziehung die Luft raus ist. Finde dich damit ab. Such dir einen anderen. Oder geh zu Ronnie zurück. Der nimmt dich bestimmt mit offenen Armen wieder auf.«

Sie weinte laut. »Ich will nicht Ronnie. Ich will dich.«

»Mich kannst du nicht mehr haben.«

»Wie kannst du nur so gefühllos sein?«

»Ciao, Kylie. Mach es gut.«

»Du barbarischer Mistkerl! Du herzloser Bastard! Du elende Kreatur!« Ihre Stimme wurde immer schriller und höher und überschlug sich im obersten Bereich. »Man sollte dich ...«

Mathison legte auf.

In diesen wenigen Minuten hatte sich der Skorpion ein sehr hässliches Bild von seinem Opfer gemacht, und es erfüllte ihn mit großer Genugtuung zu erkennen, dass er den Mann von Anfang an richtig eingeschätzt hatte: Mandy Mathison war ein affektiertes, großkotziges, unausstehliches Arschloch.

Ich werde ihn für dich bestrafen, Kylie, dachte er. Du wirst mit mir zufrieden sein.

Er näherte sich unbemerkt seinem Opfer und griff sich im Vorbeigehen eine Alabaster-Venus. Mit der schlug er Mathison kurzerhand nieder.

Ich klopfte einmal. Keine Reaktion. Ich klopfte noch einmal. Wieder nichts. Aber es war mit Sicherheit jemand zu Hause, denn die Motorhaube des Wagens, der vor der Garage stand, war noch warm.

Erst als meine Faust die Tür so wuchtig traf, als wollte ich sie einschlagen, maulte drinnen jemand: »Verdammt, ja. Wer hat's denn da so eilig?«

»Aufmachen! FBI!«

»Heilige Scheiße!« Nach Freude klang das nicht.

Die Tür blieb zu, und der Mann, der hier wohnte, versuchte, sich durch die Hintertür zu verdrücken, doch wir waren alte Hasen und hatten mit dieser einfallslosen Nummer gerechnet.

Deshalb hatte sich Phil hinter dem Haus postiert, und als Hayden Jenkins dort – struppig, in bordeauxroter Mikrofleecehose und reichlich stoned – auftauchte, stoppte mein Partner ihn mit der Glock in der Hand. Also kehrte Jenkins um und ließ mich widerstrebend ein.

»Hallo, Hayden«, sagte ich freundlich.

»Das ist Polizeiwillkür.«

Ich trat ein. »Was denn?«

»Ich habe nichts getan.«

»Hat jemand das Gegenteil behauptet?«

»Ihr Partner hat mich mit seiner Dienstwaffe bedroht.«

»So? Hat er das?«

»Er hat seine verdammte Glock auf mich gerichtet. Ich hab mir beinahe in die Hose geschissen, dachte, das wäre ein Raubüberfall oder etwas in der Art. Man weiß ja nie ...«

»Wie geht es dir, Hayden? Wir haben einander lange nicht gesehen. Ich wollte, ich könnte sagen, dass du gut aussiehst. Aber ich will nicht lügen.«

»Ich hab zurzeit 'ne Menge Stress, Mann.«

»Wieso sind deine Augen so glasig?«

»Was wird das hier?«, begehrte Hayden Jenkins auf. »Wollt ihr mich fertigmachen? Ich hab 'ne Tablette genommen.«

»Gegen den Stress.« Ich denke, das klang ein wenig zynisch.

»So ist es«, bestätigte Jenkins.

»Angenommen, ich möchte auch eine haben. Würdest du mir eine geben?«

»Tut mir leid. Ich habe keine mehr.«

Ich war mir sicher, dass wir alles Mögliche an illegalen Substanzen gefunden hätten, wenn wir es darauf angelegt hätten, deswegen waren wir jedoch nicht hier.

»Darf ich fragen, was dich so stresst?«, erkundigte sich Phil.

»Euer Überfall zum Beispiel.«

»Und was noch?«, fragte mein Freund trocken.

»Wenn ich aufzuzählen anfange, was mir alles meine Substanz raubt, werde ich heute nicht mehr fertig.«

»Du kannst dir sicher vorstellen, weshalb wir hier sind«, sagte ich.

»Nein, kann ich nicht.«

»Wir suchen Bodo«, sagte Phil.

Jenkins staunte. »Bei mir?«

»Er ist dein Cousin«, erwiderte ich.

»Aber er ist doch in der Klapse.«

»Ist er nicht mehr«, widersprach Phil. »Er ist abgehauen. Hat sich im Schmutzwäschecontainer versteckt und von den ahnungslosen Leuten der Reinigungsfirma hinausschieben lassen.«

»Clever«, sagte Hayden Jenkins, als wäre er stolz auf seinen Verwandten.

»Nur sobald er draußen ist, weiß er nicht, wohin«, meinte mein Partner. »Viele Möglichkeiten hat er nicht.«

»Eine davon bist du«, meinte ich.

»Hier ist er nicht.«

»War er hier?«, wollte Phil wissen.

»Nein.«

»Er braucht ein Versteck«, sagte mein Partner. »Du bist sein ...«

»Herrgott noch mal, dafür kann ich doch nichts, Mann«, schnappte Hayden Jenkins hysterisch. »Freunde kann man sich aussuchen. Verwandte nicht.«

Phil hob die Schultern. »Er war also nicht hier.«

»Nein, war er nicht.«

»Hat er dich angerufen?«

»Auch nicht.«

»Hat er dir irgendeine Nachricht zukommen lassen?«

»Hören Sie, Bodo Jenkins ist ein durchgeknallter Vollidiot. Er hat seinen Chef mit Säure bespritzt, weil der ihm keine Gehaltserhöhung geben wollte, und gedroht, dessen gesamte Familie zu entstellen. Dann hat er die beiden Cops, die ihn festgenommen haben, gebissen und vor Gericht so getobt, dass man ihn für unzurechnungsfähig erklärt und in diesen Psychokasten gesteckt hat. Glauben Sie im Ernst, ich nehme so einen Trottel bei mir auf? Der Typ ist gefährlich. Wer weiß, was dem einfällt, wenn ihm etwas gegen den Strich geht? Ich könnte keine Nacht mehr durchschlafen.«

»Okay, er ist also nicht hier«, sagte mein Partner.

Hayden Jenkins breitete die Arme aus. »Wollt ihr euch davon überzeugen?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Wir glauben dir.«

»Nachdem jetzt also geklärt ist, wo dein Cousin nicht ist, hätten wir gerne gewusst, wo er ist«, sagte Phil.

»Von mir?«

»Ist sonst noch jemand im Haus?«, fragte mein Partner kühl.

»Tut mir leid, ich habe keine Ahnung.«

»Würdest du es uns sagen, wenn du es wüsstest?«, fragte ich.

»Auf jeden Fall. Ich meine, wer ist schon scharf auf Ärger mit dem FBI?«

Ich zeigte auf Hayden Jenkins und sagte streng: »Sollte er sich bei dir melden, hören wir umgehend von dir, verstanden?«

Er nickte unterwürfig.

Mandy Mathison kippte um wie ein fachgerecht gefällter Baum. Er schlug lang hin und gab keinen Laut mehr von sich. Die Venus war zerbrochen, obwohl der Skorpion nicht allzu kräftig zugeschlagen hatte.

Schließlich hatte er ja nicht die Absicht gehabt, den Mann zu erschlagen. Er ließ die halbe Alabaster-Nackte, die er noch in der Hand hielt, achtlos fallen, fesselte und knebelte sein Opfer und lehnte es neben einer Bodenvase aus Terrakotta an die Wand. Um sich die Wartezeit zu verkürzen, durchstöberte er Mathisons Jacketttaschen, und es stellte sich heraus, dass der Mann Finanzberater war.

Auf dem Schreibtisch aus hellem Kirschholz lag ein elegantes Filofax. Der Skorpion blätterte den in braunes Leder gebundenen Organizer flüchtig durch und entdeckte irgendwo Kylies vollen Namen, ihre Adresse und Telefonnummer. Sie hieß Kylie LeBrock und wohnte auf Staten Island.

Das Telefon läutete, und der Skorpion machte sich den Spaß, den Anruf entgegenzunehmen.

»Ja?«, sagte er, Mathisons Stimme imitierend.

Am anderen Ende war Kylie LeBrock.

Sie klang ruhig und gefasst. »Ich habe Tabletten genommen ... Viele Tabletten ... Alle, die ich im Haus hatte ... Bist du jetzt zufrieden, Mandy? Ich werde sterben ... Du wirst mich los sein ... Für immer ... So wie du es dir wünschst ... Ich habe dich geliebt, liebe dich noch immer, obwohl du mich so schlecht behandelt hast ... Lebe wohl, du schöner Egoist ... Ich würde dich gerne hassen, kann es aber nicht. Doch ich hoffe, dass dich mein Tod bis ans Ende deiner Tage schwer belasten wird ... Keine Minute deines Lebens sollst du mehr froh sein ... Deine Gewissensbisse sollen dich grausam zermürben ... Du hast es nicht besser verdient.«

Sie legte auf.

»Kylie!«, rief der Skorpion. »Kylie!«