Jerry Cotton 3337 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3337 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Phil und ich kannten den Ex-Cop Joseph Fragger schon seit vielen Jahren. Er jobbte inzwischen als Kopfgeldjäger, stöberte Typen auf, die auf Kaution frei waren und ihre Gerichtstermine nicht eingehalten hatten. Die neue Frau an seiner Seite war Jenna Yates, die Fragger tatkräftig bei der Arbeit unterstützte. Doch das junge Glück war nicht von langer Dauer. Als sie einem Verbrecher auf der Spur waren, hetzte der ihnen drei gemeingefährliche Gangster auf den Hals. Auch Jenna fiel ihnen in die Hände - und rächte sich. Wir setzten alles daran, die Gewalt auf beiden Seiten so schnell wie möglich zu beenden, und gerieten dabei selbst zwischen die Fronten!


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Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Der Kopfgeldjäger

Vorschau

Impressum

Der Kopfgeldjäger

In ihren Kreisen nannte man sie die »tödliche Dreifaltigkeit«. Es gab nichts, was sie nicht für Geld erledigten. Wenn die Kasse stimmte, mähten sie eiskalt jeden Senator mit ihren Kalaschnikows nieder, ertränkten, wenn gewünscht, eine ungeliebte Ehefrau oder machten selbst den prominentesten Boxchampion kalt, falls der sich weigerte, bei einem Wettbetrug mitzumachen. Und diesmal sollte das gewissenlose Schurkentrio ein ganz besonders aufsehenerregendes Exempel statuieren.

Ronan Garbeen – er gehörte dem einundfünfzigköpfigen Stadtrat von New York City an – hatte seit Längerem sein Leben nicht mehr richtig im Griff.

Er trank zu viel, rauchte verbotenes Zeug und brachte sich vor jeder Sitzung mit Koks auf Vordermann. Illegale Glücksspiele und Frauen mit zweifelhaftem Ruf rundeten sein negatives Lebensbild ab.

Aus diesem Grund hatte sich Martha, seine Ehefrau, vor zwei Jahren von ihm scheiden lassen und ihren Schönheitschirurgen geheiratet.

»An den Hals geworfen hat sie sich dem geschniegelten Affen«, sagte Ronan Garbeen jedem, der es hören wollte. Und allen anderen.

Er lebte auf zu großem Fuß und hatte überall Schulden. Auch bei einem Kredithai namens Perry Stoner, der endlich sein Geld wiederhaben wollte.

Nachdem Stoner ihn mehrmals – immer eindringlicher, aber dennoch stets vergeblich – gemahnt hatte, verlor er die Geduld und fasste einen grausamen Entschluss.

Es war früher Abend. Ronan Garbeen war high und schwebte auf einer Wolke aus Wohlbehagen und Sorglosigkeit. Regen prasselte gegen die Fenster.

Ein angenehmes Geräusch, wenn man im Trockenen saß und nicht rausmusste. Garbeen warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Er hatte seinen Sohn seit zwei Tagen nicht gesehen, doch das war keine Seltenheit.

Sie lebten ziemlich oft aneinander vorbei. Mal war der Vater nicht daheim. Mal war der Sohn verschollen, ohne dass man sich deshalb Sorgen machen musste, denn schließlich war Luke Garbeen mit achtzehn Jahren kein Kind mehr.

Er hatte Freunde. Und verspielte Freundinnen, denen es hin und wieder großen Spaß machte, ihn für mehrere Tage – und Nächte – an ihr Bett zu fesseln.

Wie zum Beispiel Ruth, die aussah, als könnte sie kein Wässerchen trüben, es aber faustdick hinter den Ohren hatte. Luke hatte sie neulich mit nach Hause gebracht und seinem Vater vorgestellt, und Ronan Garbeen war sehr schnell aufgefallen, dass die Kleine einen extrem ausgeprägten Vaterkomplex hatte. Sie hatte mit ihm nicht bloß ein bisschen geflirtet, sondern ihm ganz ungeniert und unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie sich nicht nur für junge Männer, sondern auch für reifere Gentlemen erwärmen konnte. Für Letztere fast noch mehr, weil die erfahren waren und ganz genau wussten, was sie wollten.

Draußen pflügte ein schwarzer Kastenwagen den aufgeweichten Rasen vor Garbeens Haus.

Er sprang wütend auf. »Ist der besoffen, oder was?«

Das Fahrzeug hielt an, die Seitentür flog auf, und etwas wurde rausgeworfen oder rausgestoßen. Ein Mensch. Ein junger Mann.

Sein Sohn!

Die Tür wurde zugeknallt, und der Kastenwagen fuhr weiter. Luke Garbeen erhob sich. Sein Vater trat ans Fenster.

Luke stand im Regen und rief verzweifelt: »Dad! Dad! Bitte hilf mir!«

Ronan Garbeen wusste nicht, was sein Sohn damit meinte.

»Hilf mir, Dad!«

Garbeen konnte sich nicht erklären, wieso der Junge nicht ins Haus kam. Jetzt öffnete Luke seine Lederjacke, und Ronan Garbeen riss entsetzt die Augen auf.

Er konnte nicht glauben, was er sah. Was trägt Luke denn da?, hallte es in seinem Kopf. Das ist ... Das ist ... Verdammt, das ist eine Sprengstoffweste! Jemand hat meinem Sohn eine Sprengstoffweste umgehängt!

»Dad!«, rief Luke noch einmal in größter Verzweiflung. »Hilf mir!«

Doch ehe Ronan Garbeen irgendetwas tun konnte, wurde die Todesweste gezündet. Es gab einen mörderischen Knall. Ein glutroter Feuerball flammte auf.

Eine gewaltige Druckwelle prallte gegen das Fenster und zerstörte es. Glassplitter flogen Garbeen ins Gesicht. Er erlitt zahlreiche Schnittwunden, wurde wuchtig zurückgestoßen und so brutal zu Boden geschleudert, dass er augenblicklich das Bewusstsein verlor.

Ich wusste schon von dem schrecklichen Ereignis, bevor uns Mr. High auf diesen aufsehenerregenden Fall ansetzte. Es kam in den Morgennachrichten.

»Gestern Abend wurde der achtzehnjährige Sohn des New Yorker Stadtrats Ronan Garbeen auf eine besonders grausame und verabscheuungswürdige Weise ermordet«, sagte der Sprecher. »Unbekannte Täter haben ihm eine Sprengstoffweste umgehängt und sie vor den Augen seines Vaters gezündet. Ein Terrorakt kann zurzeit nicht ausgeschlossen werden. Bisher hat sich jedoch noch niemand zu dem Attentat bekannt.«

Eine Stunde später saßen Phil und ich in Mr. Highs Büro und wurden mit Fotos konfrontiert, die nur schwer zu ertragen waren. Die Bombe, die Luke Garbeen zerfetzt hatte, hatte grauenvolle Arbeit geleistet.

Der Kopf des jungen Mannes lag neben dem, was einmal sein Körper gewesen war. Die Explosion hatte ihn ihm – wie fast immer in solchen Fällen – glatt abgetrennt.

»Es befinden sich bereits eine Menge Gerüchte im Umlauf«, sagte unser Chef. »Die einen vermuten die Russen hinter dem Anschlag. Die anderen verdächtigen den Iran. Es wird auch gemutmaßt, dass hier ein lateinamerikanischer Geheimdienst seine Hände im Spiel hat. Oder die Mafia. Das Spektrum der Verdächtigen ist breit gefächert.«

»Mal sehen, was Ronan Garbeen zu sagen hat«, bemerkte ich.

Mr. High nickte. »Reden Sie mit ihm. Aber seien Sie rücksichtsvoll, und überfordern Sie ihn nicht. Er ist zurzeit psychisch schwer angeschlagen und extrem labil.«

»Wir haben nicht vor, ihn gefühlsroh auseinanderzunehmen, Sir«, sagte Phil.

»Ich bin mir sicher, Sie werden den passenden Ton finden und ihn richtig behandeln.« Mit diesen Worten entließ uns unser Vorgesetzter.

Helen, seine attraktive Sekretärin, warf uns einen ernsten Blick zu. »Die Menschen werden immer brutaler«, sagte sie besorgt seufzend. »Luke Garbeen ... Noch so jung ... Mein Gott, worauf steuern wir zu?«

»Wir werden die Täter zur Rechenschaft ziehen«, erwiderte mein Partner.

»Hoffentlich sehr bald«, versetzte Helen leidenschaftlich. »Ich drücke euch ganz fest die Daumen!«

Wir verließen ihr Vorzimmer.

Wenig später stiegen wir in meinen roten Jaguar und fuhren los.

Ronan Garbeen wollte uns zunächst nicht einlassen, obwohl wir ihm unsere Dienstmarken zeigten. Er trat dann doch zur Seite.

»Na schön, kommen Sie herein«, murmelte er.

Er sah schlecht aus, war unrasiert und unordentlich gekleidet. Sein verknittertes Hemd war so weit offen, dass wir sein Feinrippunterhemd sehen konnten, und er hatte eine deutlich wahrnehmbare Alkoholfahne.

Er sagte, er sei noch nicht im Bett gewesen. Das glaubten wir ihm aufs Wort, denn er machte genau diesen Eindruck. Im Wohnzimmer sah es chaotisch aus. Das kaputte Fenster war noch nicht repariert worden, nur mit Plastik zugeklebt.

Der Stadtrat schlenkerte flüchtig mit der Hand. »Setzen Sie sich, wohin Sie wollen.«

Wir nahmen Platz. Er bot uns nichts an. Das störte uns nicht. Wir hätten ohnehin alles abgelehnt. Schließlich hatten wir ihn nicht aufgesucht, um mit ihm ein gemütliches Plauderstündchen abzuhalten.

Der Stadtrat deutete mit dem Kopf aufs Telefon. »Ich habe es ausgesteckt, weil es pausenlos geläutet hat. Kollegen, Reporter, Martha, meine geschiedene Frau ... Sie macht mir die Hölle heiß, weil ich nicht gut genug auf unseren Jungen aufgepasst habe. Das kann ich jetzt gerade noch gebrauchen. Herrgott, Luke war achtzehn. Hätte ich ihn zu Hause festbinden sollen?«

Wir baten den Stadtrat, uns so genau wie möglich zu erzählen, was sich gestern Abend zugetragen hatte.

Ronan Garbeen zuckte mit den Schultern. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich war allein zu Hause. Wo sich mein Sohn aufhielt, wusste ich nicht. Es kam immer wieder mal vor, dass er bei Freunden übernachtete. Wir gingen damit stets sehr locker um. Wenn er da war, war's gut. Wenn nicht, war's auch okay. Es hat geregnet. Plötzlich fuhr ein schwarzer Kastenwagen auf meinen Rasen. Die Tür wurde geöffnet. Man hat meinen Sohn hinausgestoßen. Dann flog die Tür wieder zu, und der Wagen fuhr weiter. Luke stand auf. Er rief mich. ›Dad, hilf mir!‹, rief er. Immer und immer wieder. Er klang entsetzlich verzweifelt, hatte Todesangst. Als ich die Sprengstoffweste sah, hakte mein Verstand aus. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und ehe ich etwas unternehmen konnte, explodierte die Ladung und zerfetzte den Jungen vor meinen Augen. Die Druckwelle drückte das Fenster ein, warf mich zu Boden, und ich verlor das Bewusstsein. Als ich zu mir kam, war das Haus voller Leute. Feuerwehr, Rettung, Polizei ...«

Er drehte den Kopf zur Seite, damit wir die Tränen in seinen Augen nicht sahen. Wir sahen sie trotzdem.

»Die verzweifelten, unglücklichen Rufe meines Sohns werden mich bis ans Ende meiner Tage verfolgen«, sagte er mit erstickter Stimme. »Es war grauenvoll.«

Wir wussten inzwischen, dass man den schwarzen Kastenwagen gefunden hatte. Die Täter hatten ihn gestohlen, aber sie hatten darin keine verwertbaren Fingerabdrücke hinterlassen.

»Wer könnte dieses abscheuliche Verbrechen verübt haben, Mister Garbeen?«, fragte Phil.

»Ich weiß es nicht.«

»Haben Sie Feinde?«

»Politische Gegner. Das schon. Aber keine Feinde. Jedenfalls keine, denen ich solch ein grausames Verbrechen zutrauen würde.«

»Und Ihr Sohn?«

»Der schon gar nicht. Er war überall beliebt.«

»Wurden Sie schon einmal in irgendeiner Form bedroht, Mister Garbeen?«, fragte ich.

Der Stadtrat schüttelte den Kopf. »Noch nie.«

»Wie viele Personen befanden sich in dem Kastenwagen?«, wollte mein Partner wissen.

»Ich habe keine Ahnung, Agent Decker. Es ging alles so wahnsinnig schnell. Es müssen mindestens zwei gewesen sein. Einer, der das Fahrzeug lenkte, und einer, der Luke hinausgestoßen hat. Vielleicht waren es auch drei.«

»Hatten Sie schon mal Ärger mit der Mafia?«, fragte ich.

»Nein.«

»Oder mit irgendeiner anderen kriminellen Organisation?«, fragte Phil.

»Auch nicht. Meiner Ansicht nach war das die Tat irgendwelcher radikaler Fanatiker.«

»In welcher politischen Ecke sind die zu finden?«

Der Stadtrat zuckte mit den Schultern.

»Warum haben die sich ausgerechnet Sie ausgesucht, Mister Garbeen? Hat man Sie mit irgendwelchen Forderungen konfrontiert, die Sie nicht erfüllen konnten oder wollten? Sind Sie jemandem bewusst oder unbewusst auf die Zehen getreten? Haben Sie jemanden direkt oder indirekt herausgefordert?«

Der Stadtrat schloss überfordert die Augen. »Glauben Sie mir, Agent Cotton, wenn ich Ihnen helfen könnte, würde ich es tun«, sagte er kraftlos. »Aber ich kann es nicht.«

»Sie haben nicht den leisesten Verdacht«, stellte mein Partner fest.

»So ist es«, bestätigte Ronan Garbeen.

»Es hat wohl keinen Sinn, Sie zu fragen, wie die Täter ausgesehen haben«, sagte Phil. »Ich tu's trotzdem. Könnten Sie die Männer beschreiben?«

»Nein, Agent Decker. Das ist mir ganz und gar unmöglich. Es war Abend. Es war dunkel. Und es hat geregnet.«

Wir standen auf und bedankten uns dafür, dass er uns trotz des erlittenen, anhaltenden Seelenschmerzes empfangen hatte.

»Wissen Sie, was ich mir wünsche?«, sagte der Stadtrat mit belegter Stimme.

»Was?«, fragte ich.

Ronan Garbeens Lippen wurden hart. »Es ist wahrlich kein frommer Wunsch ... Aber ...« Es zuckte in seinem Gesicht. »Ich habe meinen Sohn geliebt. Sein Verlust schmerzt mich mehr, als ich in Worte fassen kann. Ich war stolz auf meinen Jungen. Er hat mir unglaublich viel bedeutet. Deshalb wünsche ich mir, dass diese grausamen Killer einen ähnlich bestialischen Tod erleiden müssen wie Luke.«

Sie hatten so etwas wie eine Zentrale, in einem stillgelegten U-Bahn-Stollen. Sie nannten es ihre »Begegnungszone«. Hier trafen sie einander, um ungestört neue Pläne zu schmieden, Bomben zu bauen oder Schießübungen auf Ratten zu veranstalten. Martin »Hasenzahn« Burton, Aaron »Wolfsgesicht« Elfman und Brendan »Schiefhals« Dante – die tödliche Dreifaltigkeit. Elfman hatte ein Sixpack Starkbier mitgebracht. Das kam immer gut an.

Sie saßen in bequemen aufgeblasenen Gummisesseln, die mit einem elastischen Stoffgewebe überzogen waren und wie kleine Schlauchboote aussahen. Burton, der die Idee mit der Sprengstoffweste gehabt hatte, riss gerade die zweite Bierdose auf.

Er bespritzte sich dabei von oben bis unten und zischte: »Verfluchte Scheiße.«

Elfman sah Dante an und grinste. »Der Schwachmat kann nicht mal eine Dose öffnen. Aber mach dir nichts draus, Martin. In Bier zu baden, kommt ohnedies immer mehr in Mode.«

Martin Burton wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht und bleckte seine gebleichten Hasenzähne. »Habe ich dir heute schon gesagt, was du mich kannst?«

»Nein. Was denn?«

»Fangt jetzt bloß nicht an zu streiten«, warf Dante ein. Er hielt den Kopf immer ein wenig schief, damit ihn der Nacken nicht schmerzte, hatte mal an einem illegalen Straßenrennen teilgenommen und einen schweren Unfall gebaut. Seitdem litt er an den Folgen eines Peitschenschlagsyndroms. Die Ärzte hatten es »Schleudertrauma« genannt.

»Aber nein«, sagte Elfman. »Keine Sorge, Brendan. Wir lieben uns doch. Nicht wahr, Martin? Ist es nicht so? Und was sich liebt, das neckt sich, sagt man.«

»Wenn du mich noch mal ›Schwachmat‹ nennst, gebe ich dir eins in deine dämliche Fresse«, grummelte Burton.

Man konnte bei ihm nie wissen, ob er so etwas ernst meinte oder ob es nur so dahergesagt war. Das kam auf seine emotionale Tagesverfassung an.

Elfman hob die Hände. »Na schön«, schlug er einen versöhnlichen Ton an. »Ich nehme den ›Schwachmaten‹ zurück, wenn du die ›dämliche Fresse‹ zurücknimmst.«

Ehe die Angelegenheit zu einem echten Problem werden konnte, sagte Brendan Dante: »Wir haben eine verdammt gute Presse, Leute. Wisst ihr das? Selbst das kleinste Käseblatt berichtet über Luke Garbeens spektakuläre Himmelfahrt.«

»Das war zu erwarten«, sagte Burton stolz. »Schließlich passiert so etwas nicht jeden Tag. Das rüttelt die Leute wach, reißt die Massen vom Hocker, bringt tagelang Schlagzeilen.« Er sah Dante an. »Frage an dich, unseren Finanzexperten: Wurde die zweite Tranche mittlerweile bezahlt?«

»Es wurde mir zugesagt, dass sie noch heute überwiesen wird«, antwortete Dante.

»Behalte das im Auge.«

»Versteht sich von selbst.«

»Wir dulden keine Verzögerung.«

»Wir kriegen unser Geld«, sagte Dante zuversichtlich. »Mach dir keine Sorgen, Martin.«

»Mach ich mir nicht«, sagte Burton. »Ich erwarte bloß, dass alles seine Ordnung hat. Wir haben den Auftrag prompt erledigt. Also hat man dafür auch prompt zu bezahlen.«

Wir trafen Joseph Fragger auf der Federal Plaza. Er hatte beruflich im FBI-Hauptquartier zu tun gehabt, streckte sich am Straßenrand, machte den Hals lang und hielt nach einem freien Taxi Ausschau.

Neben ihm stand eine dunkelhaarige Frau, die ich mir gut in einem Amazonenfilm hätte vorstellen können. Oder als Wonder Woman.

Sie war rassig, sexy und von edelstem Geblüt. So viel Klasse sah man selten in den Straßenschluchten unserer Stadt. Sie war gertenschlank, hatte hübsche kleine Brüste und trug einen schwarzen Latexanzug, der sich wie eine zweite Haut an sie schmiegte und die makellosen Konturen ihres phänomenalen Körpers detailgetreu nachzeichnete. Ihr heißer Anblick raubte einem den Atem und sprengte mühelos selbst die widerstandsfähigsten Gelübdeketten.

Joseph hätte uns garantiert übersehen, weil er in die andere Richtung schaute. Und wir hätten ihn ohne den exzellenten Blickfang an seiner Seite wahrscheinlich ebenfalls übersehen. So aber fiel er uns – gleich nach ihr – auf.

»Joseph!«, platzte es aus Phil heraus.

Er drehte sich um. Seine Augen wurden groß. »Phil!« Dann sah er mich. »Jerry!« Er lachte. »So ein Zufall!«

Joseph Fragger war mal beim NYPD gewesen. Ein verdammt guter Polizist. Wir kannten ihn schon ziemlich lange. Er war x-mal Cop des Monats gewesen und hätte seinen Job, den er heiß geliebt hatte, bestimmt nicht aufgegeben, wenn man ihm nicht eines Tages einen knochentrockenen, überkorrekten, stocksteifen, absolut humorlosen Captain vor die Nase gesetzt hätte, mit dem er einfach nicht klarkam. Der Mann hatte ihm das Leben schwer gemacht, wo er nur konnte.

Irgendwann hatte es Joseph gereicht. Er hatte nach einem wilden Wortgefecht vor versammelter Mannschaft alles hingeschmissen und den Dienst quittiert.

Seitdem war er mehr oder weniger sein eigener Herr und jobbte recht erfolgreich als Kopfgeldjäger. Er stöberte für die Staatsanwaltschaft Typen auf, die auf Kaution frei waren und ihre Gerichtstermine nicht eingehalten hatten. Wir liefen einander immer wieder mal über den Weg, und Joseph freute sich jedes Mal ehrlich, uns wiederzusehen. So war es auch diesmal. Zum Glück vergaß er nicht, uns mit dem heißen Eyecatcher an seiner Seite bekannt zu machen.

»Jenna, das sind Jerry Cotton und Phil Decker, die besten G-men, die ich kenne«, sagte er. »Die Unterwelt zittert vor ihnen. Selbst die skrupellosesten Gangsterbosse fürchten sie. Sie sind hart wie Stahl, unbestechlich und beneidenswert erfolgreich.«

Phil lächelte bescheiden. »Joseph übertreibt gern.«

»Jerry. Phil«, sagte Joseph. »Das ist Jenna Yates, meine Partnerin.«

Ich staunte. »Partnerin? Du arbeitest nicht mehr allein?«

»Es hat sich herausgestellt, dass ich mit Jenna nicht nur bestens harmoniere, sondern alle Aufträge auch wesentlich schneller und effizienter erledigen kann.«

Wir gaben Jenna Yates beeindruckt die Hand und brabbelten dünne Höflichkeitsfloskeln. Diese hinreißend schöne Frau trieb selbst den selbstbewusstesten Mann in die Defensive und machte ihn befangen.

Jenna schien sich dieser Wirkung voll bewusst zu sein. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte sie mit samtweicher Stimme.

»Die Freude ist ganz auf unserer Seite«, erwiderte Phil höflicher, als ich ihn je erlebt hatte.

»Ich frage mich, wieso Joseph mir noch nie von Ihnen beiden erzählt hat«, sagte Jenna.

Phil griente in Joseph Fraggers Richtung. »Er wird seine Gründe haben.«

Endlich entdeckte Joseph ein freies Taxi. Er und Jenna hatten es eilig, deshalb hob er rasch die Hand.

»Wir müssen uns unbedingt mal wieder zusammensetzen und über die alten Zeiten reden«, sagte der Kopfgeldjäger.

Phil sah Jenna an und meinte mit Freude: »Jederzeit.«