Jerry Cotton 3338 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3338 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Der berühmte Schauspieler Desmond Brewster wollte für das Amt des Senators für New York kandidieren. Da tauchte ein Video auf, in dem er seine Untreue und Beziehung zu einem Starlet gestand. Nach Brewsters Aussage handelte es sich bei der Aufnahme um eine Fälschung. Er besuchte Mr. High höchstpersönlich, damit sich das FBI um die Angelegenheit kümmerte. Wir übernahmen den außergewöhnlichen Fall und fragten uns als Erstes, ob wir es tatsächlich mit einem Deepfake zu tun hatten, einem realistischen Medieninhalt, der durch Techniken künstlicher Intelligenz verfälscht worden war ...


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Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Deepfake

Vorschau

Impressum

Deepfake

Gebannt starrte Debra auf den Monitor.

»Was schaust du da, Schatz?«, fragte Desmond Brewster unbekümmert und stellte sich neben sie. Zärtlich legte er die Hand auf die Schulter seiner Ehefrau.

Sie drehte sich auf ihrem Stuhl zu ihm um. »Du Schuft, du verlogener Schuft, wie konntest du!«

Ehe er wusste, wie ihm geschah, sprang Debra auf und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Dann stapfte sie ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.

Brewster blickte ungläubig auf den Bildschirm. Darüber flimmerte ein Video von ihm, von dem er nicht das Geringste wusste. Noch weniger wusste er, dass dieses Video mehr als einen Menschen das Leben kosten würde.

»Noch mehr Akten?«, brummte Phil, als uns auf einer Sackkarre fünf weitere Kartons ins Büro gebracht wurden.

Bevor wir uns über die Aktenberge auslassen konnten, stand Helen, Mr. Highs Sekretärin, in der Tür.

Phil und ich schauten auf.

»Ist euch Todeszug nach Alamo ein Begriff?«, fragte sie.

Phil nickte. »Klar, der Actionstreifen mit diesem coolen Schauspieler ... Wie hieß er noch gleich?«

»Der auch Flammen über Los Angeles gedreht hat, den meinst du, nicht wahr?«, sagte ich.

»Brewster, Desmond Brewster«, gab Helen schwärmend von sich. »Ich muss ehrlich sagen, er ist in natura weitaus charmanter als auf der Leinwand. Sieht jedoch genauso gut aus.«

»Er ist hier? Desmond Brewster ist hier?«, fragte ich überrascht.

Helen nickte. »Ja, ist er. Sitzt gerade bei Mister High im Büro und unterhält sich mit ihm. Schon seit zwanzig Minuten.«

Phil lächelte. »Wahrscheinlich spielt er in seinem nächsten Film einen FBI Agent und will von uns ein paar Tipps, um das realistisch darstellen zu können. Das wäre doch mal was.«

»Genau weiß ich das nicht«, sagte Helen. »Ich weiß nur, dass der Chef euch sehen möchte.«

Phil stand auf, zog sein Sakko an und richtete es sorgfältig. »Wie sehe ich aus?«

»Wie Phil Decker«, antwortete ich.

Er verzog das Gesicht.

»Filmreif«, ergänzte Helen.

Wir folgten ihr zu Mr. Highs Büro. Ich klopfte an, wir traten ein.

Und tatsächlich, da saß er, Desmond Brewster, der bekannte Actionheld. Er war nicht mehr der Jüngste, Ende vierzig, sah aber nach wie vor blendend aus. Vielleicht sogar besser als in seinen jungen Jahren. Sein kantiges Gesicht war kantiger geworden, was gut zu seinen Rollen passte und Frauenherzen überall auf der Welt schneller schlagen ließ. Neben George Clooney und Brad Pitt war er einer der bestaussehenden Schauspieler der Gegenwart und hatte Züge von Colin Farrell. Actionmäßig spielte er angeblich auf Augenhöhe mit Bruce Willis. Ich war gespannt, wie viel der Mensch mit dem Leinwandhelden zu tun hatte.

Mr. High wandte sich an uns. »Agent Cotton, Agent Decker, das ist Desmond Brewster.«

»Hocherfreut.« Phil schüttelte Brewster die Hand.

»Guten Tag«, sagte ich und gab ihm ebenfalls die Hand.

Er hatte einen festen Händedruck, genauso wie ich es erwartet hatte.

Wir nahmen auf Mr. Highs Geste hin Platz.

»Sie wissen es vielleicht nicht, aber Mister Brewster ist ein bekannter Schauspieler«, begann Mr. High. »Außerdem will er für das Amt des Senators für New York kandidieren. Gewissermaßen ist er in dieser Funktion bei uns.«

Ich horchte auf. Das klang nicht danach, dass Brewster Beratung für seine nächste Filmrolle benötigte.

»Besser, Sie schauen sich selbst an, worum es geht.« Mr. High zeigte uns auf einem Monitor ein Video von Brewster.

»... sehe ich es als meine Pflicht an, ehrlich zu sein, mir selbst gegenüber schonungslos ehrlich zu sein. In der Vergangenheit war ich kein Engel. Ich habe Dinge getan, die ich heute bereue. Ganz besonders die Tatsache, dass ich eine Affäre mit Candy Cold gehabt habe, und zwar zu einer Zeit, als ich bereits mit meiner wundervollen Frau Debra verheiratet war und dabei ...«

Mr. High stoppte das Video und schaute Phil und mich an.

»Gegen Ehrlichkeit ist sicher nichts einzuwenden.« Ich musterte Brewster. »Doch darum geht es hier nicht, oder?«

»Ich hatte nie eine Affäre mit Candy Cold!«, stieß Brewster hervor. »Und ich habe meine Frau in den Jahren unserer Ehe nie betrogen, das müssen Sie mir glauben.«

Phil beäugte ihn argwöhnisch. »Und warum haben Sie das dann gerade gebeichtet?«

»Genau das ist der Punkt«, bemerkte Mr. High. »Dieses Video ist eine Fälschung. Mister Brewster kam zu mir, weil er nie etwas dergleichen gesagt hat.«

»Irgendjemand will meinen Ruf zerstören!«, rief Brewster. »Wer immer das war, hat Aussagen von mir zusammengeschnitten, was weiß ich, wie er das gemacht hat, und das ins Netz gestellt. Das Video ist schon eine halbe Million Mal heruntergeladen worden. Ist Ihnen klar, was das bedeutet?«

»Nichts Gutes«, sagte ich nachdenklich.

Für ihn als Schauspieler mochte eine derartige öffentliche Beichte von Vorteil sein, für ihn als Kandidaten für ein öffentliches Amt war es das sicher nicht. Die amerikanische Bevölkerung verhielt sich in dieser Hinsicht enorm konservativ.

»Deepfake«, gab ich leise von mir.

»Wie? Was wollen Sie damit sagen?«, wollte Brewster wissen.

»›Deepfake‹ ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus ›Deep Learning‹ – tiefgehendes Lernen, einem Begriff aus der Computertechnologie – und ›Fake‹ – Fälschung. Dabei werden modernste Computertechniken verwendet, um Bild und Ton abzuändern oder zu fälschen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Verfahren hier eingesetzt wurde.«

Mr. High nickte. »Das wird Doktor Bruckner gewiss bestätigen können, wenn er das Video analysiert hat.«

»Wenn Sie das könnten, wäre mir sehr geholfen«, sagte Brewster. »Dann kann ich öffentlich machen, dass es sich um eine Fälschung handelt und dass das vom FBI bestätigt wurde. Wenn ich bedenke, wie meine Frau darauf reagiert hat ... Ihr wird ein Stein vom Herzen fallen.«

»Ihre Frau ist Debra Brewster, nicht wahr?«, fragte Phil.

Brewster nickte mit einem Lächeln im Gesicht. Bei der Frau konnte ich das gut nachvollziehen. Debra Brewster, vormals bekannt als Debra Olchenko, war ein bildschönes Topmodel. In den letzten zwei Jahren war sie auf der Liste der hundert schönsten Frauen der Welt gewesen. Zu Recht, wie ich fand, wobei ich das nur anhand der Fotos beurteilen konnte. Wie viel von der Schönheit echt war und wie viel nicht, war bei der ausgiebigen Verwendung von Photoshop und anderen Techniken heutzutage immer eine berechtigte Frage.

»Sobald unser Computerexperte den Verdacht von Agent Cotton bestätigt hat, werde ich Sie informieren, Mister Brewster«, sagte Mr. High zu. »Es stellt sich die Frage, wer sich die Mühe gemacht hat, ein solches Video zu produzieren und ins Netz zu stellen. Haben Sie einen Verdacht?«

»Da kommen eine Menge Leute infrage«, antwortete Brewster. »Ich bin in meiner Karriere viele Male angeeckt. Das Filmgeschäft ist nichts für Menschen mit schwachen Nerven. Ich konnte mich behaupten, doch viele, mit denen ich zu tun hatte, sind gescheitert. Ein extrem harter Auswahlprozess. Sicher bin ich in meiner Karriere dem ein oder anderen auf die Füße getreten oder habe ihm eine Rolle weggeschnappt.«

»Es wäre gut, wenn Sie uns eine Liste erstellen würden«, sagte Mr. High.

Brewster nickte. »Das werde ich tun. Und ich möchte Ihnen schon jetzt für Ihre Unterstützung danken, die ich außerordentlich schätze.«

Er gab noch einige für Politiker übliche Floskeln von sich und verabschiedete sich dann.

Mr. High lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Wie es aussieht, haben Sie einen neuen Fall, Gentlemen. Finden Sie heraus, wer dieses Video ins Internet gestellt hat und warum.«

»Wird erledigt, Sir«, sagte ich. »Ben wird uns mit Sicherheit eine große Hilfe sein.«

Mr. High nickte. »Er hat im Moment zwar einige Projekte, an denen er arbeitet, aber bei diesem Fall soll er Ihnen trotzdem helfen. Wenn sich jemand auf diese Weise in die Meinungsbildung bei demokratischen Wahlen einmischt, wonach es hier aussieht, sollten wir tätig werden.«

»Vielleicht reicht es, öffentlich zu bestätigen, dass es sich bei dem Video um eine Fälschung handelt«, meinte Phil.

»Um den Imageschaden für Mister Brewster zu beseitigen, mag das ausreichen«, erwiderte Mr. High. »Wir sollten trotzdem herausfinden, wer dahintersteckt, um weitere derartige Versuche einzudämmen.«

Phil und ich stimmten ihm zu und verließen das Büro.

»Ist er nicht wunderbar?«, schwärmte Helen.

Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich sie zuletzt derart verzückt gesehen hatte.

»Wer? Brewster? Ja, ganz ansehnlich«, sagte Phil.

»Und so galant«, fügte sie hinzu.

»Wahrscheinlich wird er dem ganzen FBI New York Autogrammkarten zur Verfügung stellen, wenn wir sein Problem gelöst haben«, meinte ich.

Helen nickte hoffnungsvoll.

Zusammen mit Phil ging ich zu Ben, der vor seinem Computer saß und sich ein Computerprogramm anschaute.

»Hallo, wir hörten, du hättest einige Projekte, an denen du arbeitest«, sagte ich.

Er schaute auf und lächelte. »Ja, habe ich. Doch wie heißt es so schön? Willst du, dass etwas erledigt wird, gib es jemandem, der viel Arbeit hat. Oder so ähnlich. Was habt ihr auf dem Herzen?«

»Es geht um ein Deepfake-Video«, antwortete ich. »Zumindest gehe ich davon aus, dass es sich um eines handelt.«

Ben nickte. »Ja, Mister High hat mir gerade einen Link dazu geschickt. Ich habe es mir aber noch nicht angeschaut. Einen Moment.«

Er tippte auf seiner Tastatur und wirbelte mit der Maus herum. Einen Augenblick später erschien das Video von Desmond Brewster auf einem Monitor. Wir schauten es uns von vorne an. Mr. High hatte uns nur einen kleinen Ausschnitt gezeigt.

»Sieht tatsächlich aus wie Brewster«, stellte Phil fest.

Ich nickte. »Ja, wenn ich nicht von ihm selbst gehört hätte, dass er es nicht ist, hätte ich keine Zweifel.«

»Ziemlich gute Arbeit«, meinte Ben. »Hat Brewster etwas zum Hintergrund gesagt? Ob er weiß, wo das ist?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben ihn allerdings auch nicht gefragt. Ist das wichtig?«

Ben seufzte. »Falls der Hintergrund einen Teil von Brewsters Haus zeigt, wurde es vielleicht dort aufgenommen. Das muss nicht sein, wäre jedoch ein Hinweis darauf, dass derjenige, der das Video erstellt hat, Zugang zu Brewsters Haus hatte. Das ist aber nur eine Möglichkeit. Viel erkennen kann man vom Hintergrund ohnehin nicht. Das da scheint ein Poster zu sein, ist leider unscharf. Ich werde versuchen, mehr darüber herauszufinden, und das Video analysieren. Könnte ein paar Stunden dauern.«

»Dann ermitteln wir in der Zwischenzeit in eine andere Richtung«, sagte Phil.

Wir ließen Ben allein und gingen in unser Büro.

»Ich weiß, wo wir ansetzen«, sagte mein Partner. »Candy Cold. Im Video behauptet der falsche Brewster, dass er mit ihr eine Affäre gehabt hätte. Vielleicht hat sie etwas damit zu tun. Durch das Video ist ihr Name in aller Munde, das erhöht die Publicity.«

»Was wissen wir über sie? Ich meine, abgesehen davon, dass sie Schauspielerin ist?«

Phil loggte sich in seinen Computer ein. »Da haben wir die Lady schon. Candy Cold ist, wer hätte das gedacht, nicht ihr tatsächlicher Name. Sie heißt eigentlich Linda Azumi Lee, ist neunundzwanzig Jahre alt, geboren in den USA, Vater ist Amerikaner, mütterlicherseits ist sie japanischer Herkunft, ledig und kinderlos. In ihrer Akte steht, dass sie zweimal verhaftet wurde. Einmal wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses und einmal wegen Drogenbesitz. Nein, da sind auch noch ein paar Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit und Falschparken. All das liegt schon ein paar Jahre zurück.«

»Also eher Jugendsünden?«, hakte ich nach.

»Könnte man so sehen. Genauso wie die Tatsache, dass sie ihre Schauspielkarriere als Pornodarstellerin begonnen hat. ›Jugendsünde‹ ist der falsche Begriff, denn sie war damals schon volljährig. Ich recherchiere jetzt übrigens im Internet und nicht mehr in unseren Datenbanken. Sie hat zwei Softcorefilme gedreht, hatte dann eine Affäre mit einem Regisseur in Hollywood, der ihr den Sprung zu den ersten B-Movies ermöglicht hat. In den Folgejahren hat sie sich weiter hochgearbeitet, böse Zungen behaupten, eher hochgeschlafen. Tatsächlich verlief ihre Karriere wohl parallel zu verschiedenen Affären und Beziehungen zu Größen des Filmbusiness.«

»Da würde Brewster ins Bild passen. Er ist ein angesagter Filmstar.«

Phil nickte. »Ja, er passt zu ihrem Beuteschema. Die beiden haben einen Film zusammen gedreht, Flammen über Los Angeles. Sie war die vollbusige asiatische Schönheit, die er immer wieder retten musste. Folglich hielten sich die beiden am selben Filmset auf. Wäre durchaus möglich, dass sie dort eine Affäre hatten. Gab es in Hollywood nicht mal diese Regel: Deine Position in der Hierarchie der Filmstars richtet sich danach, mit welchem anderen Star du ins Bett gehst?«

»Mag sein«, sagte ich. »Wann wurde Flammen über Los Angeles denn gedreht? War er da nicht schon mit seiner jetzigen Frau verheiratet?«

»Das war vor vier Jahren, also schon lange bevor er für den Senatorenposten kandidieren wollte. Und ja, da war er bereits mit Debra Brewster verheiratet. Mal eine Frage: Glaubst du ihm? Ich meine, dass er wirklich keine Affäre mit Candy Cold hatte? Vor seiner Ehe mit Debra Brewster war er ein ziemlicher Schürzenjäger.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, Phil. So wie ich das sehe, ist beides möglich, dass er treu war oder eben nicht. Unsere Aufgabe ist es nicht, diese Frage zu beantworten, sondern herauszufinden, wer hinter dem Video steckt.«

Er lehnte sich zurück. »Was meinst du? Wenn du als bekannter Hollywoodstar die Wahl hättest zwischen Candy Cold und Debra Brewster, wen würdest du wählen?«

»Ich persönlich Debra Brewster«, antwortete ich. »Sie ist eine natürliche Schönheit. Candy Cold sieht ebenfalls gut aus, exotisch, strotzt aber nur so vor Silikon. Meiner Meinung nach hat sie das stark übertrieben.«

»Sehe ich genauso«, sagte mein Freund. »Wenn ich mir die Sache vom Gesichtspunkt eines Filmstars wie Brewster ansehe, könnte ich mich auch für beide entscheiden. Anders ausgedrückt, ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich treu gewesen ist.«

»Das lässt sich herausfinden«, sagte ich. »Fragen wir Candy Cold. Oder lassen wir sie von ein paar Kollegen fragen, wenn sie in Kalifornien lebt.«

»Moment mal, vielleicht haben wir Glück.« Phil schaute etwas nach. »Ja, sie wohnt in L. A., ist aber zurzeit auf einer Promotiontour für ihren neuesten Film. Aktuell ist sie an der Ostküste unterwegs. Da wird sie auch in New York Halt machen.«

Wir hatten Glück. Candy Cold hielt sich tatsächlich in New York auf, genauer gesagt im Times Square Edition Hotel, direkt am Times Square, und war bereit, uns zu empfangen.

Die Fahrt vom FBI Field Office an der Federal Plaza zum Times Square war für uns Routine. Ich war den Weg schon so oft gefahren, dass ich es gar nicht mehr zählen konnte.

Wir parkten in der Nähe des imposanten Hochhauses, in dem sich das Hotel befand.

»Vierhundertzweiundfünfzig Zimmer, sechs Restaurants, Fitnesscenter und vieles mehr, da würde ich auch gern mal ein paar Tage verbringen«, bemerkte Phil, als wir vor dem Eingang standen und nach oben schauten.

»Wobei für dich eher die sechs Restaurants ausschlaggebend wären und nicht das Fitnesscenter, oder?«

Er verzog das Gesicht. »Ich habe eben einen gesunden Appetit.«

»So kann man das auch ausdrücken«, erwiderte ich mit einem Lächeln.

Wir betraten das Gebäude und durchquerten die Lobby, um zur Rezeption zu gelangen.

Sofort wurde ein gut gekleideter Weißer Mitte dreißig auf uns aufmerksam. »Guten Tag, Gentlemen, willkommen im Times Square Edition. Was kann ich für Sie tun?«

»Wir haben einen Termin mit Candy Cold«, antwortete ich.

»Einen Moment, ich schaue nach.« Er warf einen Blick auf den Monitor vor ihm. »Tut mir leid, eine Miss Cold zählt nicht zu unseren Gästen.«

»Und wie sieht es mit einer Ludmilla Olchenko aus?«, fragte Phil.

»Leider auch nichts«, erwiderte der Mann.

Ich zog meine Dienstmarke hervor und hielt sie ihm vor die Nase. »Wir sind keine Fans, sondern in offiziellem Auftrag hier. Und es ist mir egal, wie sie heißt, ich will wissen, in welchem Zimmer wir sie finden.«

Der Mann schluckte. »FBI? Sorry, das konnte ich ja nicht ahnen. Wir haben strikte Anweisung, niemandem etwas von Miss Colds Aufenthalt in unserem Hotel zu sagen. Es waren schon über ein Dutzend Reporter hier und haben versucht, ihre Zimmernummer herauszukriegen.«

»Das verstehe ich gut. Abgesehen davon haben wir, wie ich schon sagte, einen Termin. Hat sie nicht Bescheid gesagt?«

»Falls ja, wurde das hier nicht vermerkt. Einen Moment, ich werde sie anrufen.« Er führte ein kurzes Telefongespräch und wandte sich wieder uns zu. »Alles klar, da hat es wohl ein Missverständnis gegeben. Miss Cold empfängt Sie. Zimmer drei-zwei-eins-eins.«

»Ist das im zweiunddreißigsten Stock?«, hakte ich nach.

»So ist es, Sir«, bestätigte er.

»Danke.«

Wir gingen zum Fahrstuhl und blieben vor der verschlossenen Tür stehen.

Phil drückte den Knopf.

»Wollen wir nicht lieber die Treppe nehmen?«, versuchte ich, ihn aufzuziehen.

»Ich war erst gestern Abend zwei Stunden im Fitnessstudio«, sagte er trotzig.