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Wir sollten die Ermordung von Svetlana Kovacs aufklären, die auf einer Liste potenzieller russischer Spione stand. Der Tatort befand sind im Haus von Edgar Fleming, einem Programmierer. Die Räume, alle voller Computer, waren offensichtlich durchsucht worden. Kurz nachdem Phil und ich vor Ort eingetroffen waren, entdeckten die Kollegen im Keller eine verschlossene Kammer. Darin ein weiteres Arbeitszimmer mit einem IBM Series/1 aus den 1970er-Jahren und den passenden Acht-Zoll-Disketten. Sofort hatte ich einen schlimmen Verdacht. Denn der Mord musste etwas mit dem Atomwaffensteuerungssystem der US Air Force zu tun haben, das zum Teil mit diesem alten System betrieben wurde. Und schneller als uns lieb war, mussten wir einen Raketenalarm in NYC auslösen!
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Raketenalarm in NYC
Vorschau
Impressum
Raketenalarm in NYC
»Edgar, mein Schatz, wo bist du? Ich habe eine Überraschung für dich«, sagte die junge Frau, als sie barfuß die Treppe herunterkam.
Abgesehen von einem aufgeknöpften weißen Herrenoberhemd verdeckte nichts ihre weiblichen Reize. Ihr langes blondes Haar hing verspielt hinunter, sie war ungeschminkt und sah gerade deshalb natürlich schön aus. In ihren Händen hielt sie zwei Cocktailgläser inklusive Schirmchen.
Im Erdgeschoss angekommen, schaute sie sich um. Der Mann, den sie suchte, war nicht zu sehen.
Sie hörte ein Geräusch, lächelte und bewegte ihren schlanken Körper in die entsprechende Richtung. »Hallo, warum versteckst du dich denn?«
Plötzlich stand ein Schatten vor ihr. Sie zuckte zusammen. Ihr Lächeln schwand.
»Nein, nein!«, stieß sie erschrocken hervor, ließ die Gläser fallen und hob reflexartig die Hände, als sie die Waffe erblickte.
Das waren ihre letzten Worte.
Zwei gezielte Schüsse trafen ihren Oberkörper.
Sie war sofort tot.
»Helen hat gerade angerufen, Mister High möchte uns sehen«, sagte ich an diesem Morgen zu meinem Partner, der den Kopf zu unserem Büro hineinsteckte. »Ich habe nur auf dich gewartet.«
»Ein neuer Fall?«, fragte Phil interessiert.
»Wenn ich raten müsste, würde ich darauf tippen. War die letzten Tage recht ruhig. Viel zu ruhig für meinen Geschmack.«
Phil nickte. »Ja, als wären alle New Yorker Gangster in den Urlaub gefahren.«
Auf dem Flur vor unserem Büro trafen wir Zeerookah. Er war ungewöhnlich leger gekleidet.
»Hallo, was ist denn mit dir los?«, fragte Phil unwillkürlich. »Kein Sakko, kein steif gebügeltes Hemd, keine Krawatte?«
»Eine Krawatte gehört nicht unbedingt zu meinem Standardoutfit«, klärte unser indianischer Kollege ihn auf. »Und ja, ich bin etwas lässiger gekleidet als sonst. Aber nein, es geht nicht um einen Undercovereinsatz. Ich habe heute Urlaub, bin quasi auf dem Weg zum Flughafen, musste allerdings noch kurz etwas im Büro erledigen.«
»Urlaub?«, fragte Phil überrascht. »Warst du nicht gerade erst auf Hawaii?«
Zeerookah verzog das Gesicht. »Eben erst, klar, das war vor vier Monaten. Und ich fliege wieder hin. Waikiki Beach hat es mir eben angetan.«
»Viel Spaß!«, sagte ich. »Schick uns eine Postkarte.«
»Wahrscheinlich werde ich eher eine mitbringen«, erwiderte er. »Ich bin ja nur eine Woche weg und damit fast so schnell wieder hier wie die Post.«
Er machte sich auf den Weg, und ich ging mit Phil weiter zu Mr. Highs Büro.
»Hawaii würde mir jetzt auch gefallen«, bemerkte mein Freund.
»Wenn dir Mister High Urlaub gibt, könntest du dich Zeery anschließen«, meinte ich.
Phil zeigte sich unschlüssig, sagte jedoch nichts zu meinem Vorschlag. Stattdessen begrüßte er Helen.
»Hallo, Phil«, erwiderte sie den Gruß. »Mister High erwartet euch, ihr könnt sofort reingehen.«
Ich klopfte und trat gefolgt von Phil in das Büro unseres Chefs.
Assistant Director in Charge John D. High stand am Fenster und schaute nach draußen auf die Federal Plaza. Als wir eintraten, drehte er sich um.
»Es gibt Arbeit.« Er nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. »Eine junge Frau ist erschossen worden.«
»Fällt das nicht in den Aufgabenbereich des NYPD?«, fragte Phil, nachdem wir Platz genommen hatten.
»Normalerweise schon«, antwortete er. »Was den Fall für uns und die nationale Sicherheit interessant macht, ist die Tatsache, dass sie im Haus von Edgar Fleming gefunden wurde. Fleming hat mehrere Jahre bei der Air Force gearbeitet, hatte eine Sicherheitsstufe, die Grund genug für uns ist, in der Angelegenheit zu ermitteln.«
»Air Force?«, echote ich. »In welcher Funktion? Pilot?«
Mr. High schüttelte den Kopf. »Nein, nichts dergleichen. Er ist Programmierer. Weitere Details kann ich Ihnen aktuell nicht nennen, da ich keine habe. Seine Akte ist angefordert, mal sehen, wie kooperativ sich die Air Force zeigt. Sie fahren zum Tatort und übernehmen offiziell die Ermittlungen. Die Adresse und alles, was wir haben, wird Helen Ihnen schicken. Sie können sich das während der Fahrt anschauen.«
»Wo wohnt Mister Fleming?«, wollte ich wissen.
»Jackson Heights in Queens«, sagte er.
Phil erhob sich. »Dann wollen wir uns mal vor Ort eine Meinung bilden.«
Ich stand ebenfalls auf. »Wir melden uns, wenn wir mehr wissen.«
Mr. High nickte wortlos.
Wir verließen sein Büro und schlossen die Tür hinter uns.
»Der Fall Fleming ...«, sagte Phil zu Helen.
»... ist quasi schon unterwegs zu euch«, beendete sie seinen Satz.
Nach einem kurzen Abstecher zu unserem Büro fuhren wir mit dem Fahrstuhl nach unten. Wenig später waren wir mit dem Jaguar in den Straßenschluchten von Manhattan unterwegs.
Phil las vor, was Helen uns geschickt hatte. »Edward Fleming, siebenunddreißig Jahre alt, ledig, keine Kinder, wohnt schon länger in dem Haus. Dass er für die Air Force gearbeitet hat, wissen wir schon. Wie es aussieht, wohnt er in dem Haus allein, keine Informationen, ob das Opfer seine Freundin war. Bisher ist die Frau nicht identifiziert worden. Im vorläufigen Bericht der Kollegen heißt es, dass sie nackt war.«
»Nackt? Waren die beiden intim, haben sich gestritten, und er hat sie umgebracht?«
»Schwer zu sagen, Jerry, denn wie es scheint, ist er nicht auffindbar«, sagte Phil. »Er ist weder im Haus noch in der Nähe. Wahrscheinlich wäre ihre Leiche nicht so schnell oder überhaupt nicht gefunden worden, wenn nicht eine der Kugeln, die auf sie abgefeuert wurden, eine Scheibe durchschlagen hätte. Den Schuss hat wohl keiner gehört, zumindest wurde nichts gemeldet. Eine Nachbarin hat das zersplitterte Glas gesehen und die Polizei informiert. Die sind in das Haus und haben die Leiche der jungen Frau entdeckt.«
»Interessant«, erwiderte ich. »Es besteht also die Möglichkeit, dass Fleming der Mörder ist.«
»Sieht bisher so aus. Wobei die Informationen äußerst dürftig sind. Wir sollten also keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
Ich nickte zustimmend.
Bis nach Jackson Heights waren es ein paar Meilen. Wir fuhren den Franklin D. Roosevelt Drive am East River entlang, der in der Sonne glitzerte, und überquerten ihn auf der Williamsburg Bridge. Ich genoss den Ausblick und das Gefühl von Raum, das trotz der dicken Metallstreben aufkam, die die Sicht auf den Fluss und die Hochhäuser und Gebäude an beiden Uferseiten beeinträchtigte. Phil schien es ähnlich zu gehen, er schaute aus dem Fenster und atmete einmal tief durch. Nach den Straßenschluchten Manhattans ist die Atmosphäre am und speziell über dem East River frei und offen, besonders bei so schönem Wetter wie an diesem Tag.
Auf der anderen Uferseite in Williamsburg angekommen, folgten wir der Interstate 278 nach Nordosten. Als wir von der Interstate abfuhren, war es nicht mehr weit bis zur 80th Street im Stadtteil Jackson Heights. Dort gab es zunächst wenig Häuser und viele Grünflächen, doch je weiter wir die Straße entlangfuhren, desto dichter wurden die Anwesen, bis wir schließlich in einen Bereich mit zweistöckigen Gebäuden kamen, die winzige Vorgärten hatten, teilweise gut, teilweise weniger gut in Schuss gehalten. Dem Baustil nach zu urteilen, stammten die meisten aus den 1960er- oder 1970er-Jahren. Hier sollte Edgar Fleming wohnen.
Sein Haus war nicht schwer zu finden, da die Polizei den Bereich weitläufig abgesperrt hatte. Ein Cop sorgte dafür, dass keiner der wenigen Schaulustigen über die Absperrung gelangte. Wie es schien, hatte das aber auch niemand vor.
Als wir uns näherten, kam er direkt auf uns zu.
»Hier geht es nicht weiter!«, rief er mit tiefer Bassstimme.
Ich zog meine Dienstmarke hervor. »FBI. Wir müssen uns den Tatort ansehen.«
Er warf einen Blick auf meine Marke und nickte. »Das ist natürlich etwas anderes. Weiß der Detective Bescheid?«
Phil zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wo ist er denn? Und wie ist sein Name?«
»Im Haus«, antwortete der Officer. »Detective Matt Mortens.«
Phil bedankte sich. »Wir klären das mit ihm.«
Wir gingen auf direktem Weg zur Haustür und traten ein. Die Kollegen von der Crime Scene Unit waren dabei, ihre Sachen zu packen. Offenbar waren sie mit ihrer Arbeit bereits fertig.
»Detective Mortens?«, sagte ich laut.
Ein paar der Anwesenden drehten sich kurz zu uns um und setzten ihre Arbeit fort. Im ersten Stock, bei der Treppe, erschien ein dynamisch wirkender Mann, schwarz, mit kurzem Haarschnitt und funkelnden Augen.
»Haben Sie nach mir gerufen?«, wollte er wissen.
Ich nickte. »So ist es. Die Agents Decker und Cotton, FBI. Unser Chef hat uns hergeschickt, damit wir uns den Tatort ansehen.«
»Ihr Chef?«, erwiderte er. »Mister High?«
»Genau der«, erwiderte Phil. »Sie kennen ihn?«
Detective Mortens nickte. »Kennen ist übertrieben, aber sein Ruf eilt ihm voraus. Wenn er seine Leute auf einen einfachen Mordfall ansetzt, wird er dafür einen guten Grund haben.«
»Wieso kommen Sie nicht herunter und erzählen uns, was Sie bisher herausgefunden haben?«, bat ich.
Der Detective zögerte kurz. Fast schien es mir, als wollte er, dass wir zu ihm nach oben kommen. Dann lief er doch die Treppe hinunter und blieb vor uns stehen. Er war nicht nur äußerst muskulös, sondern auch groß, überragte Phil und mich um einen halben Kopf.
»Fangen wir bei der Leiche an, kommen Sie mit.« Er führte uns zum Wohnzimmer.
Dort lag die ermordete Frau, mitten im Zimmer, auf dem Holzfußboden. Ich konnte zwei Einschusslöcher im Brustbereich erkennen. Der Tod musste schnell erfolgt sein, ich konnte nicht viel Blut ausmachen.
»Wie Sie sehen, hat sie nur ein Hemd an, ein Herrenhemd, das ihr zu groß ist«, erklärte der Detective. »Wahrscheinlich gehört es dem Hausbesitzer Edgar Fleming. Weitere Kleidung von ihr haben wir oben gefunden, im Schlafzimmer. Es sieht nicht so aus, als hätte sie hier gewohnt, keine zweite Zahnbürste oder Ähnliches im Badezimmer, kein eigener Kleiderschrank, die üblichen Anzeichen fehlen. Keine Ahnung, ob sie das erste Mal hier war oder ob sie und der Hausbesitzer schon länger liiert waren. Auf jeden Fall hatten sie Sex, das ist nicht zu übersehen.«
»Und wer ist sie?«, wollte Phil wissen.
»Wenn die Angaben auf ihrem Führerschein korrekt sind, den wir übrigens gerade erst gefunden haben, heißt sie Svetlana Kovacs. Ich bin noch nicht dazu gekommen, die Angaben oder sie zu überprüfen. Das können Sie ja dann erledigen.«
»Werden wir«, sagte ich. »Gibt es Hinweise, die für Fleming als Täter sprechen?«
»Es ist sein Haus«, antwortete der Detective. »Das ist auch schon alles. Die Mordwaffe haben wir nicht gefunden.«
»Sie könnte also auch von jemand anders getötet worden sein«, sagte ich.
Der Cop nickte. »Durchaus möglich. Wenn die Kollegen von der Crime Scene Unit den ballistischen Bericht fertig haben, wissen wir hoffentlich mehr. Sie haben auch DNA-Spuren aufgenommen. Wer weiß, vielleicht hat der Mörder, wenn es sich nicht um Fleming handeln sollte, Haare oder Fingerabdrücke hinterlassen. Ich kann Ihnen aktuell nur sagen, wo der Täter und das Opfer gestanden haben müssen, nämlich hier und dort. Eine Kugel ist im Körper stecken geblieben, die andere war ein glatter Durchschuss und ist durch das Fenster da vorne nach draußen geflogen. Wäre das Fenster nicht beschädigt worden, wären die Kollegen wahrscheinlich nicht so schnell am Tatort gewesen.«
»Gut für uns«, sagte ich. »Hat jemand gesehen, wie Fleming oder sonst jemand kürzlich das Haus verlassen hat?«
»Wir haben mit den Befragungen begonnen, bisher jedoch niemand gefunden, der etwas gesehen hat«, gab der Detective zurück. »Interessant ist, dass wir den Wagen von Fleming entdeckt haben. Er steht nur gut zwanzig Yards vom Haus entfernt.«
»Dann ist er nicht damit unterwegs«, meinte Phil.
Der Detective nickte. »Vielleicht, weil ihm klar war, dass wir ihn mit seinem Wagen sofort finden würden.«
»Gut möglich«, sagte ich. »Oder er musste schnell fliehen.«
»Sie halten ihn für unschuldig?«
»Ich ziehe nur die verschiedenen Möglichkeiten in Betracht«, antwortete ich. »Aber wie dem auch sei, wir müssen Fleming finden. Sie haben noch keine Fahndung herausgegeben?«
»Noch nicht«, bestätigte der Detective.
»Dann werden wir das veranlassen«, sagte Phil.
Der Detective seufzte. »Das wäre von meiner Seite aus erst einmal alles. Ich bleibe noch hier, falls weitere Fragen aufkommen und ...«
In dem Moment trat eine schlanke Frau von der Crime Scene Unit auf uns zu. »Wir haben etwas im Keller gefunden, eine versteckte Tür. Das sollten Sie sich ansehen.«
Der Detective, Phil und ich folgten ihr in den Keller. Dort befanden sich stapelweise Computer, teilweise recht alte Modelle.
Die Tür, zu der wir geführt worden waren, befand sich hinter einem Regal. Sie war verschlossen.
»Sollen wir sie öffnen?«, fragte die Frau.
»Haben Sie den Schlüssel?«, fragte Phil. »Oder alternativ ein Brecheisen?«
»Nur Letzteres.« Sie besorgte ihm eines.
Phil nahm das stählerne Werkzeug, setzte es an und öffnete die Tür mit einem Ruck. Dahinter wurde ein beleuchteter Raum sichtbar.
»Keine Spur von Fleming«, bemerkte er. »Aber der Monitor dort ist eingeschaltet.«
»Uralt«, stellte ich fest. »Zumindest, was Computer betrifft. Der Schrank dort, das ist ein IBM Series/1. Wenn ich mich recht erinnere, stammt sie aus den Siebzigerjahren. Das kann Ben uns sicher genauer sagen. Sieht aus, als wäre das Gerät eingeschaltet.«
»Warum sollte jemand so einen Dinosaurier-Computer benutzen? Da hat doch heute jede Smartwatch mehr Rechenpower«, bemerkte der Detective verdutzt.
»Vielleicht ist Fleming ja ein Retrofreak.« Ich schaute mich um und bemerkte mehrere Stapel mit alten Acht-Zoll-Disketten. »Oder er hat an etwas gearbeitet, das wir genauer untersuchen sollten. Ben soll sich das ansehen. Bis dahin versiegeln wir den Raum!«
»Versiegeln? Was ist mit der Crime Scene Unit? Die hat sich den Raum noch nicht vorgenommen«, wandte der Detective ein.
»Wir verlassen jetzt gemeinsam diesen Raum, und niemand wird ihn bis auf Weiteres betreten.«
Der Detective schaute mich verwundert an. »Wieso? Ist dieser alte Schrotthaufen etwa eine Million wert?«
Ich gab ihm keine Antwort, sondern stellte sicher, dass alle den Geheimraum verließen und die Tür so gut wie möglich verschlossen wurde.
»Kannst du hier aufpassen, Phil? Ich rufe Mister High an.«
Er nickte. »Kein Problem. Sagst du mir dann auch, was los ist?«
»Ja, später. Es ist nur ein Verdacht, und ich hoffe sehr, dass ich mich irre!«
Phil zuckte mit den Schultern und blieb vor der Tür stehen. Ich ging zusammen mit Detective Mortens und der Mitarbeiterin der Crime Scene Unit über die Treppe ins Erdgeschoss.
»Wenn Sie mich einen Moment entschuldigen würden, ich muss telefonieren«, sagte ich zum Detective.
»Sie haben doch da unten etwas gesehen! Was? Hinweise auf einen Mord? Oder einen alten Fall? Los, raus mit der Sprache!«
Ich überlegte, ihn einzuweihen, entschied mich jedoch dagegen. Falls ich tatsächlich recht behalten sollte, war es besser, wenn so wenig Personen wie möglich Bescheid wussten.
»Es ist nur ein Verdacht«, erwiderte ich. »Nicht mehr und nicht weniger. Ich kann verstehen, dass Sie neugierig sind, aber ich will erst wissen, was los ist, bevor sich irgendwelche Gerüchte verbreiten.«
»Gerüchte?«, gab er leicht gereizt von sich. »Glauben Sie etwa, ich wäre nicht in der Lage, ein Geheimnis für mich zu behalten, und würde Gerüchte in die Welt setzen?«
»Wir kennen uns erst ein paar Minuten«, erwiderte ich. »Es ehrt mich, dass Sie glauben, ich könnte jemanden so schnell und sicher einschätzen. In diesem Fall muss ich zuerst mit meinem Vorgesetzten sprechen. Das richtet sich nicht gegen Sie persönlich.«
Er musterte mich, dann entspannten sich seine Gesichtszüge. »Nun gut, belassen wir es dabei – für den Moment!«
Ich nickte, verließ das Haus und ging zum Jaguar, um mich ungestört unterhalten zu können. Nachdem ich eingestiegen war, kontaktierte ich Mr. High.
»Hallo, Jerry, was gibt es?«, drang seine Stimme aus meinem Handy.
»Wir sind bei Flemings Haus, von ihm keine Spur. Es ist möglich, aber nicht sicher, dass er die Frau getötet hat. Ihr Name ist Svetlana Kovacs, bisher haben wir sie noch nicht überprüft. Es gibt jedoch eine andere Sache, die mir Kopfzerbrechen bereitet. Im Keller haben wir einen alten IBM Series/1 gefunden, augenscheinlich voll funktionsfähig und eingeschaltet, mitsamt Acht-Zoll-Disketten.«
»Was, Acht-Zoll-Disketten? Die alten Dinger habe ich schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen und ...« Dann fiel bei ihm der Groschen, und er kam zu der gleichen Schlussfolgerung wie ich. »Verdammt, Sie glauben doch nicht ...?«