Jerry Cotton 3357 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3357 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Der Mathematiker und Programmierer Peter Armstrong wurde während einer Joggingrunde kaltblütig erschossen. Er war auf der Stelle tot. Es gab keine Zeugen, keine Aufzeichnungen von Überwachungskameras. Handy und Brieftasche des Mannes fehlten. Alles sprach dafür, dass Armstrong einem klassischen Raubmord zum Opfer gefallen war. Da er für ein Unternehmen gearbeitet hatte, das auch für die Regierung tätig war, übernahmen wir vom FBI den Fall. Schnell versanken wir im Sumpf der Mafia, um am Ende festzustellen: Whistleblower leben gefährlich!


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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Whistleblower leben gefährlich

Vorschau

Impressum

Whistleblower leben gefährlich

Es war spät in der Nacht, als Peter Armstrong den Malcom X Boulevard im nördlichen Central Park entlangjoggte. Seine Smartwatch signalisierte ihm, dass er die optimale Pulsfrequenz erreicht hatte. Daher verringerte Armstrong seine Geschwindigkeit ein wenig.

Er bog, wie schon so oft, auf einen der Seitenwege ab, der ihn näher zum See bringen sollte. Nach wenigen Schritten nahm er eine vermummte Gestalt wahr, die genau auf ihn zuhielt.

Bevor Armstrong ausweichen oder etwas von sich geben konnte, zog die Person eine Waffe und richtete sie auf ihn.

Eine Schrecksekunde lang setzte sein Herzschlag aus. Dann trafen ihn zwei Kugeln und brachten sein Herz für immer zum Stillstand.

Peter Armstrong war auf der Stelle tot.

Ich hatte gerade einen merkwürdigen Traum, irgendetwas mit Außerirdischen, die in New York gelandet waren und es auf eine Kaffeemaschine abgesehen hatten, als mich das Klingeln meines Handys aus dem Schlaf riss. Ein Blick aufs Display zeigte mir, dass es kurz nach fünf war. Fünf Uhr morgens wohlgemerkt.

Ich setzte mich auf und nahm den Anruf entgegen.

Die Stimme meines Chefs ertönte. »Guten Morgen, Jerry. Es gibt Arbeit. Ein Mord im Central Park. Die Details schicke ich Ihnen zu. Können Sie Phil informieren und sofort dorthin fahren?«

»Natürlich, Sir«, sagte ich fast automatisch zu Mr. High. »Bin gleich unterwegs.«

»Gut. Informieren Sie mich, wenn Sie den Tatort in Augenschein genommen haben«, sagte er und beendete das Gespräch abrupt.

Ich holte tief Luft und schaute mich um. Mein Schlafzimmer sah im gedämpften Licht der Straßenbeleuchtung richtig gemütlich aus. Ich verspürte den Drang, mich wieder hinzulegen und weiterzuschlafen. Ein Drang, den zu unterdrücken ich gewohnt war. Es war nicht das erste Mal, dass Mr. High mich in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett holte.

Mit den Fingern strich ich über das Display meines Handys und kontaktierte Phil.

»Weißt du, wie spät es ist?«, hörte ich seine verschlafen klingende Stimme.

»Ja, weiß ich. Mister High hat mich gerade angerufen. Mord im Central Park. Wir sollen zum Tatort fahren.«

»Kann das nicht das NYPD übernehmen? Ich ... ich bin nicht allein und ... Ist schon gut, ich mache mich bereit. Holst du mich gleich ab?«

»Ja, bin in ein paar Minuten unterwegs.«

»Lass dir ruhig Zeit, ich ... na, du weißt schon.«

»Bis gleich!«, sagte ich und beendete das Gespräch.

Ich stand auf und ging ins Bad. Eine kalte Dusche half mir, wach zu werden. Dabei bemerkte ich eine schmerzende Stelle am Oberschenkel. Dort hatte ich einen großen blauen Fleck. Ein Überbleibsel der letzten Festnahme.

Nach der Dusche zog ich mich an, trank ein Glas klares Wasser und verließ kurz darauf mein Apartment. Um die Zeit war im Haus nicht viel los, die meisten Bewohner schliefen noch. Die meisten, denn aus einem Apartment hörte ich explosionsartige Geräusche und Schüsse. Nichts, was mich beunruhigte, denn der Nachbar hatte ein Faible für Computerspiele. Außerdem ging er seinem Hobby zu außergewöhnlichen Zeiten nach, weil er oft mit Gleichgesinnten von der Westküste und aus Asien aktiv war.

In der Tiefgarage angekommen, ging ich zum Jaguar und hielt einen Moment inne, bevor ich den Motor startete. Es war ein Augenblick der Stille, den ich genoss, wenn ich Gelegenheit dazu hatte. Der Moment, bevor ich in meinen geliebten Wagen stieg, die Tür schloss und den Motor anließ.

Dann heulte der Motor auf, ich spürte die vertraute Vibration und gab Gas.

Auf den Straßen war noch nicht viel los. Doch es würde nicht mehr lange dauern, bis der Big Apple zum Leben erwachen würde. Ich genoss die morgendliche Ruhe, die Leichtigkeit, mit der ich den Wagen durch die Wolkenkratzerschluchten fahren konnte.

Als ich den üblichen Treffpunkt erreicht hatte, war Phil noch nicht zu sehen. Ich überlegte, ob ich ihn noch einmal anrufen sollte, verwarf den Gedanken jedoch wieder und nutzte die Zeit, um mich über unseren neuen Fall zu informieren. Schließlich kam er um die Ecke geeilt und stieg wenige Sekunden später in den Wagen.

»Guten Morgen«, begrüßte er mich gut gelaunt. »Ich bin ja nicht gerade der geborene Frühaufsteher, aber der heutige Tag fängt irgendwie gut an.«

Als erfahrener Ermittler war mir klar, was ihm gute Laune bereitete und dass es nicht die Tatsache war, dass ich ihn in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett geklingelt hatte. »Stellst du mir die Lady irgendwann vor?«

Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ja, vielleicht nein. Wer weiß, wohin uns das Leben führt?«

»Du redest merkwürdiges Zeug.« Ich verdrehte die Augen. »Immerhin scheint es dir gut zu gehen. Ich habe gerade ein paar Infos von Mister High erhalten. Du kannst sie dir anschauen und herausfinden, ob inzwischen weitere Daten vorliegen.«

Phil schnappte sich den Laptop und warf einen Blick darauf. »Das Opfer heißt Peter Armstrong. Er ist Mathematiker und Programmierer. Wurde erschossen. Täter unbekannt. Und warum setzt Mister High uns darauf an? Das ist doch ein Fall fürs NYPD.«

»Lies weiter«, sagte ich.

Phil kam meiner Aufforderung nach. »Er arbeitet für Lunatech Inc., einem Unternehmen, das auch für Regierungsbehörden tätig ist. Daher weht der Wind. Es besteht die Möglichkeit, dass die nationale Sicherheit bedroht ist. Hier steht aber nichts davon, dass es konkrete Hinweise darauf gibt.«

Ich schüttelte den Kopf. »Das herauszufinden, ist unsere Aufgabe.«

Bald schon hatten wir den Central Park erreicht. Ich fuhr so nah wie möglich an den Tatort heran und parkte den Jaguar auf der Central Park North, nicht weit von der Kreuzung mit dem Malcom X Boulevard entfernt. Wir stiegen aus. Hinter uns, auf der anderen Straßenseite, befand sich eine Reihe von zehnstöckigen Hochhäusern, vor uns eine kleine Steinmauer und dahinter der Central Park, der um diese Zeit düster wirkte.

Es gab schon ein paar Jogger, die auf den Wegen des Parks ihrer sportlichen Aktivität nachgingen. Von Schaulustigen war nichts zu sehen.

Wir betraten den Park und folgten Polizisten und Mitarbeitern der Crime Scene Unit. So erreichten wir die Absperrung recht schnell. Als uns ein Officer aufhalten wollte, zeigte Phil seinen Ausweis vor, und wir wurden durchgelassen.

»Sieht aus, als wäre die Crime Scene Unit schon fertig«, bemerkte er.

In der Tat packten die Kollegen von der Spurensicherung ihre Sachen bereits ein.

»Mal sehen, wer uns weiterhelfen kann.«

Wir mussten nicht suchen. Eine Uniformierte Ende zwanzig, kam auf uns zu. »Sie müssen die beiden Special Agents vom FBI sein, die mir angekündigt wurden.«

»Genau, die sind wir«, sagte ich. »Die Agents Decker und Cotton.«

»Und mit wem haben wir zu dieser frühen Stunde das Vergnügen?«, sprach Phil sie freundlich an.

Sie musterte ihn argwöhnisch. »Detective Tilda Vandervee. Ich bin bereits seit zwei Stunden am Tatort und halte hier für Sie die Stellung. Na ja, Letzteres eigentlich erst seit einer guten Stunde. Da habe ich nämlich gehört, dass das FBI den Fall übernehmen will. Darf man fragen, warum? Mein Boss hat das mit keinem Wort erwähnt. Ist der Typ ein Terrorist? Oder haben wir es mit einem Serienmord zu tun?«

»Weder noch«, antwortete ich. »Er ist Mitarbeiter eines Unternehmens, das für die Regierung tätig ist. Sein Tod könnte die nationale Sicherheit betreffen. Was haben Sie bisher herausgefunden?«

Sie bat uns, ihr zur Leiche zu folgen. »Das ist Peter Armstrong. Seiner Kleidung nach zu urteilen, war er am Joggen, und zwar spät in der Nacht. Keine Ahnung, ob das seine übliche Routine ist oder nicht. Jemand hat auf ihn geschossen, zweimal. Ein Treffer in den Bauch, einer in die Brust. Der in die Brust war es wahrscheinlich, der schnell zum Tod geführt hat.«

»Und das Kaliber?«, wollte ich wissen.

»Haben wir noch nicht, auch keine Patronenhülsen. Entweder hat der Schütze sie mitgenommen, oder er hat einen Revolver verwendet. Möglicherweise mit Schalldämpfer, denn es ist zur Tatzeit, kurz nach Mitternacht, kein Schuss gemeldet worden. Das Opfer wurde erst gegen drei Uhr gefunden.«

»Sonst noch etwas?«

»Wir haben weder Brieftasche noch sonstige Wertgegenstände gefunden. Es sieht so aus, als hätte der Mann eine Armbanduhr getragen, die ihm ziemlich unsanft vom Handgelenk gerissen wurde, zumindest gibt es an der entsprechenden Stelle Hautabschürfungen. Sein Handy ist noch da, aber da heutzutage dank all der Krimiserien jeder Kleinkriminelle weiß, wie schnell wir gestohlene Handys aufspüren können, ist es nicht verwunderlich, dass der Täter es zurückgelassen hat.«

»Eine umfassende Zusammenfassung«, sagte ich. »Was denken Sie? War es ein Raubmord?«

Detective Vandervee zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wäre prinzipiell möglich, da ihm alle Wertsachen geraubt wurden. Andererseits könnte jemand einen Raubmord vorgetäuscht haben. Suchen Sie sich etwas aus.«

»Kluge Antwort«, bemerkte Phil. »Wie sieht es mit Spuren vom oder Hinweisen auf den Täter aus?«

»Nicht gut. Hier kommen täglich Hunderte von Leuten vorbei. Selbst wenn die Kollegen von der Crime Scene Unit DNA finden, ist es unwahrscheinlich, dass sie zum Täter passt. Auch mit sonstigen Spuren sieht es mau aus.«

Phil seufzte. »Ja, was waren das noch für Zeiten, als die Täter Zigaretten rauchend auf ihre Opfer warteten und wir sie anhand der Glimmstängelreste überführen konnten.«

»Die Zeiten sind lange vorbei«, sagte sie. »Auch Mörder schauen Fernsehen und kennen wahrscheinlich die ganzen CSI-Folgen besser als wir.«

»Zeugen haben Sie also keine gefunden?«, hakte ich nach.

»Nein, keine.«

»Haben Sie irgendetwas unternommen, um die Aufzeichnungen der Kameras in der Umgebung zu sichern?«

»Nein, noch nicht. Seit ich weiß, dass ich den Fall abgeben muss, habe ich mich auf die Aktionen direkt am Tatort beschränkt. Alles Weitere können Sie übernehmen. Ich habe auch keine Angehörigen informiert. Hatte er Familie?«

»Soweit wir wissen, keine Frau und keine Kinder«, antwortete Phil. »Seine Schwester lebt in der Stadt.«

Sie nickte. »Immerhin lässt er keine Kinder zurück. Das ist, neben der Tatsache, dass ein Mensch einen anderen Menschen getötet hat, immer das Schlimmste.«

Phil und ich nickten schweigend.

Wir besprachen noch ein paar Details mit Detective Vandervee, dann verabschiedete sie sich und verließ den Tatort.

Phil holte tief Luft. »Wie schätzt du den Fall ein? Raubmord oder war Armstrong das Ziel?«

»Gute Frage«, erwiderte ich. »Die fehlenden Wertgegenstände weisen auf Raub hin. Allerdings sind zwei Kugeln recht viel, wenn man eigentlich nur Geld für den nächsten Schuss oder was immer will. Außerdem ist der Central Park nicht mehr so gefährlich, wie er es vor ein paar Jahrzehnten war. Darüber hinaus gibt es keine Anzeichen, die darauf hindeuten, dass sich Armstrong gewehrt oder Widerstand geleistet hätte.«

»Vielleicht hat er etwas Falsches gesagt, der Junkie, der ihn mit der Waffe bedroht hat, hatte einen geistigen Kurzschluss oder schlicht Angst und hat den Zeigefinger gekrümmt. Es ist schon oft genug vorgekommen, dass ein Mensch wegen ein paar Dollars sein Leben lassen musste. Traurig, aber wahr.«

»Ja, leider«, sagte ich. »Verbrechen ist nicht immer logisch. Und schon gar nicht fair. Doch in diesem Fall erscheint es mir irgendwie gezielt. Wir sollten herausfinden, ob Armstrong oft im Park gejoggt ist und dieser Weg Teil seiner üblichen Strecke war. Mein Gefühl sagt mir, dass es so war.«

»Zu dumm, dass es in der Gegend keine Kameras gibt«, brummte Phil. »Wenn es sich tatsächlich um einen gezielten Mord handelt, wird der Täter nicht unbedingt den nächsten Ausgang gewählt haben. Er könnte den Park also überall betreten und wieder verlassen haben. Vielleicht findet Ben in den Videoaufzeichnungen aus der Umgebung einen Hinweis auf den Schützen.«

»Lass uns den Ablauf kurz durchspielen, Phil. Du bist Armstrong und joggst durch den Park, kommst von dort hinten. Ich bin der Täter und stehe hier. Was habe ich vorher getan? Jemanden gesucht, dem ich Geld abnehmen kann? Oder Armstrong beobachtet und ihm hier aufgelauert?«

»Du könntest dort, hinter den Büschen, gestanden haben.« Phil deutete in die Richtung. »Da sind nur keine Fußabdrücke zu sehen. Zu viel Laub. Wir sollten die Kollegen von der Crime Scene Unit fragen, ob sie das Gebiet abgesucht haben.«

Gesagt, getan. Die Kollegen hatten alle Spuren erfasst, auch dort, wo wir den Täter vermutet hatten. Viel gefunden hatten sie nicht. Die Ergebnisse würden wir mit dem Bericht erhalten.

»Gut, der Täter hat Armstrong gestoppt. Die Leiche hat, soweit ich das beurteilen kann, keine Abwehrverletzungen. Sieht auch nicht aus, als hätte er den Täter gekratzt. Schade, denn dann hätten wir dessen DNA. Gut, zwei Schüsse, der Täter nimmt sich alle Wertgegenstände und flieht. Möglich sind diese zwei Richtungen.«

Wir suchten beide ab. Dabei fiel uns nichts auf, das für die Ermittlungen hilfreich gewesen wäre.

Nach einer Stunde schlossen wir unsere Untersuchung des Tatorts ab und gaben die Leiche zum Abtransport frei.

Inzwischen war New York zum Leben erwacht. Von den Straßen hörte man den Verkehrslärm, auch im Park war mehr los.

Wir gingen zum Jaguar, nahmen Platz und kontaktierten Mr. High, dem wir die aktuellen Untersuchungsergebnisse und Vermutungen mitteilten.

»So weit, so gut«, sagte er. »Wir kennen weder den Täter, noch können wir ausschließen, dass Armstrongs Tod etwas mit seiner Arbeit zu tun hat. Gehen Sie der Sache weiter nach.«

»Machen wir.« Ich schaute auf die Uhr. »Bei Lunatech Inc. sollten sie bald mit der Arbeit beginnen. Ich bin gespannt, wie sie dort auf Armstrongs Tod reagieren.«

Wir beendeten das Gespräch mit Mr. High.

Phil schaute auf die Uhr. »Sieht aus, als hätten wir Zeit für ein kurzes Frühstück.«

Ich nickte und steuerte ohne weiteren Kommentar das nächste Deli an, wo wir uns mit dem Nötigsten versorgten.

Genug Kaffee und ein paar Sandwiches später erreichten wir das Firmengebäude von Lunatech Inc. im nördlichen Harlem, ein recht imposantes Gebäude. Nicht so sehr wegen seiner Höhe, denn mit seinen sieben Stockwerken zählte es in Manhattan eher zu den »kleinen« Häusern, sondern wegen seiner modernen Architektur.

»Glas, Glas und nochmals Glas«, kommentierte Phil den modernen Baustil. »Man kann weder Geschossdecken noch tragende Wände erkennen.«

»Das liegt wahrscheinlich daran, dass das Glas spiegelt. Und daran, dass der Architekt diese Teile der Konstruktion versteckt hat.«

»Ist ihm gut gelungen.«

»Wie sieht's aus? Wollen wir erst einen Statiker rufen, oder bist du bereit, das Gebäude auch ohne zu betreten?«, fragte ich mit einem Grinsen.

Wir betraten die weitläufige Lobby durch die automatischen Glastüren und hielten auf die Rezeption zu, die alles andere als durchsichtig war. Sie bestand aus dunklem Marmor.

»Guten Morgen, herzlich willkommen bei Lunatech Inc. Was kann ich für Sie tun?«, begrüßte uns eine freundliche Empfangsdame.

Ihre dunkle, fast schwarze Haut stand im Kontrast zur cremefarbenen Kleidung, die sie trug und die sie vornehm wirken ließ.

»Guten Morgen, Cotton und Decker, FBI New York.« Phil hielt seine Dienstmarke hoch. »Wir würden gern mit Ihrem Chef reden.«

»Mit Mister Cleese?«, erwiderte sie mit einem konservativen Lächeln. »Haben Sie einen Termin?«

»Nein, haben wir nicht«, antwortete Phil. »Aber einen ziemlich guten Grund. Ist er schon im Büro?«

»Einen Moment, ich frage nach.«

Sie kontaktierte jemanden und informierte ihren Gesprächspartner über unseren Besuch.

Dann wandte sie sich wieder uns zu. »Es wird sich gleich jemand um Sie kümmern. Wenn Sie bitte im Wartebereich Platz nehmen würden.«

Geschlagene zehn Minuten mussten wir ausharren, ohne dass sich jemand um uns kümmerte. Ich war kurz davor, zurück zur Rezeption zu gehen und mit Nachdruck nach einem Termin zu verlangen, als eine stilvoll gekleidete Frau Ende dreißig auf uns zu trat. Ihre eng anliegende Kleidung betonte ihre Figur, die mich an von Monica Bellucci erinnerte. Allerdings hatte die Frau vor uns ihre Haare blondiert und war auch sonst eher der blasse Typ. Ihr Gesicht war dezent geschminkt, was ihr einen natürlichen Look verlieh.

»Guten Morgen, ich bin Therese Brenner, die Privatsekretärin von Mister Cleese. Mir wurde gesagt, Sie wollten ihn sprechen. Kann ich erfahren, worum es geht?«

Sie zeigte sich kühl, unnahbar und äußerst professionell.

»Um Peter Armstrong«, antwortete ich.

»Ja und? Was ist mit ihm?«, fragte sie ahnungslos.

»Er ist tot.«

Mit dieser Antwort schien sie nicht gerechnet zu haben, denn ihr Gesichtston wurde noch eine Spur blasser, und sie schluckte. »Wie bitte? Peter ist tot? Mein Gott, was ist passiert?«

»Genau das versuchen wir herauszufinden«, sagte ich. »Und aus diesem Grund sind wir hier.«

Ihre kühle Fassade bröckelte zusehends. »In diesem Fall hat Mister Cleese natürlich Zeit für Sie. Wenn Sie mir bitte folgen würden.«