Jerry Cotton 3361 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3361 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Unser IT-Genie Dr. Ben Bruckner rief mich in aller Herrgottsfrühe zu Hause an und warf mich aus dem Bett. Ein wichtiges Serversystem, das unter anderem für den Internetverkehr im Big Apple zuständig war, war ausgefallen. Der Vorfall bedrohte die nationale Sicherheit. Zusammen mit Phil und unserem jungen Kollegen fuhr ich zu einer Serverfarm im Nordwesten Brooklyns. Vor Ort fanden wir heraus, dass jemand dort eingebrochen war, Zugriff auf die Systeme hatte - und eine Administratorin sowie mehrere Wachleute getötet hatte. Der oder die Täter hatten keinerlei Skrupel gehabt. Und schon bald legte sich ein Schatten über New York!


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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Schatten über New York

Vorschau

Impressum

Schatten über New York

Es war früh am Morgen, kurz nach zwei, als Greta Lewis vor einem Computermonitor saß. Wie es Teil ihrer Aufgabe war, überprüfte sie die Funktionsdaten der Server in der Anlage. Es waren mehrere Tausend Computer, die ihrerseits von Computern überwacht wurden.

»Alles im grünen Bereich«, sagte sie zu sich selbst.

Sie wollte gerade die nächste Überprüfung vornehmen, als sie ein krachendes Geräusch hörte.

Was war das? Jemand vom Sicherheitsdienst? Aber es sollte doch niemand Zugang zu diesem Bereich haben!

Greta Lewis stand auf und setzte sich in Bewegung, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Mit einem Mal fröstelte es sie. Und das, obwohl die geregelte Raumtemperatur bei exakt siebenundsiebzig Grad Fahrenheit lag. Sie verspürte den Impuls wegzulaufen. Ihre Neugier war stärker.

Mit langsamen Schritten, sie war leicht schläfrig, bog sie um die nächste Ecke. Vor ihr stand plötzlich ein schwarz gekleideter Mann mit Maske.

Sie setzte gerade zum Sprechen an, als sie mit zwei gezielten Schüssen getötet wurde.

Ohne einen Laut von sich zu geben, brach sie tot zusammen.

Mein Handy klingelte. Ich öffnete die Augen, langte nach dem Gerät und warf einen Blick darauf. Zu meiner Überraschung war es nicht Mr. High, der mich zu so später oder, besser gesagt, früher Stunde anrief. Es war Ben, Dr. Ben Bruckner.

»Guten Morgen«, sagte ich. »Steckst du in Schwierigkeiten? Oder brauchst du Unterstützung bei einem deiner Internetspiele?«

»Es ist eigentlich weder das eine noch das andere«, antwortete Ben und übersprang die Begrüßung. »Ich war gerade online, ja, und dabei habe ich etwas Merkwürdiges festgestellt. Ein wichtiges Serversystem hier im Raum New York ist ausgefallen. Es ist vollkommen vom Netz. Die haben Pufferbatterien, Notstromaggregate, diverse Sicherheitssysteme und ... Es ist fast unmöglich, dass so etwas passiert.«

»Hast du schon die zuständigen Leute angerufen und sie gebeten, das Übliche in solch einem Fall zu unternehmen? Ich meine, den Computer auszuschalten und wieder einzuschalten?«

»Nein, nein, nein, du verstehst nicht, was los ist!«, erwiderte Ben aufgebracht. »Hier geht es nicht um einen Computer, sondern um eine komplette Serverfarm. Tausende von Computern, Festplatten, alles in einem Hochsicherheitsbereich gelagert. Und das Ding ist ausgefallen. Das ist fast unmöglich. Und ja, ich habe versucht, dort jemanden zu erreichen. Ohne Erfolg! Da stimmt etwas nicht. Es könnte sich um einen terroristischen Anschlag oder sonst etwas in dieser Größenordnung handeln!«

Mit einem Mal war ich hellwach. »Terroristischer Anschlag? So schlimm? Wo befindet sich diese Serverfarm?«

»In Brooklyn. Wir sollten da hinfahren und nach dem Rechten sehen.«

»Okay, wenn du meinst. Wo treffen wir uns?«

»Ich komme bei dir vorbei«, sagte Ben. »Wir nehmen meinen Wagen. Dann können wir Phil auch mitnehmen.«

»Phil? Ja, wäre besser. Falls da wirklich etwas im Busch ist, beschwert er sich sonst, dass wir ihn nicht mitgenommen haben. Aber ich hoffe, es ist nicht irgendein Käfer, der das System lahmgelegt hat.«

»Käfer? Bug? Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Dass ein Käfer ein Computerproblem verursachen kann, ist lange her. Wir benutzen seit Jahrzehnten keine Relais mehr.«

»Wie auch immer«, sagte ich und hatte keine Lust, mit ihm zu diskutieren. »Rufst du ihn an oder ...?«

»Ja, das erledige ich.« Damit legte Ben auf.

»Guten Morgen«, sagte ich zu mir selbst. »Der Tag fängt ja gut an.«

Ben hatte nicht erwähnt, wann er bei mir sein wollte, also stand ich auf, machte mich frisch und zog mir etwas an. Ich überlegte, etwas zu essen, hatte aber keinen Hunger. Ein Glas Wasser reichte mir, um in Gang zu kommen. Für Kaffee war es etwas zu früh. Oder zu spät, je nachdem wie man es betrachtete.

Ich erhielt eine Textnachricht von Ben, in der er mir seine ETA, Estimated Time of Arrival, also geschätzte Ankunftszeit, mitteilte. Demnach hatte ich noch etwas Zeit. Mich noch einmal hinzulegen, war keine gute Idee. Ich entschied mich, doch eine Kleinigkeit zu essen.

Anschließend nahm ich meine Waffe, zog die Jacke an und verließ das Apartment.

Draußen im Flur war es totenstill. Kein Wunder um diese Zeit. Nicht einmal der Nachbar, der zuweilen im Internet virtuelle Schlachten mit Gegnern auf der ganzen Welt bestritt, war wach. Vielleicht war er auch nicht zu Hause. Ich erinnerte mich daran, dass er kürzlich etwas von Urlaub gesagt hatte.

Urlaub. Eigentlich keine schlechte Idee. Mein letzter war schon mehr als ein halbes Jahr her. Bei der aktuellen Lage in der Stadt wollte ich jedoch nicht einfach wegfliegen. Die Mobster hielten uns ziemlich auf Trab. Und jetzt bestand sogar die Möglichkeit eines terroristischen Anschlags. Die Bedrohung lag wie ein Schatten über New York.

Während ich mit dem Fahrstuhl nach unten fuhr, dachte ich daran, Mr. High zu informieren. Andererseits hatte Ben das vielleicht schon getan. Außerdem wusste ich noch nicht, ob überhaupt ein Verbrechen vorlag. Womöglich hatte nur jemand den falschen Knopf gedrückt oder einen Stecker herausgezogen, der nicht hätte herausgezogen werden sollen.

Statt bis zum Jaguar in der Tiefgarage zu fahren, stieg ich im Erdgeschoss aus.

Der Doorman, ein stämmiger Kerl Anfang dreißig, saß in seiner verglasten Kabine, behielt mit einem Auge die Überwachungsmonitore im Blick und machte irgendetwas an einem Notebook.

Ich grüßte ihn.

»Guten Morgen, Mister Cotton, alles in Ordnung?«

»Schwer zu sagen«, antwortete ich. »Ein Kollege hat mich angerufen. Es gibt Arbeit. Könnte sich aber auch um einen Fehlalarm handeln. Und wie sieht es bei Ihnen aus?«

»Alles ruhig«, antwortete er. »Keine besonderen Vorkommnisse.«

»Dann ist ja gut. Ist mit Ihrem Internet alles in Ordnung?«

Er nickte. »Denke schon, ich wüsste nicht, dass ... Moment mal, nein, irgendetwas stimmt nicht. Ich bekomme keine Verbindung. Nicht mal zu Google.«

»Tatsächlich?«, sagte ich überrascht und schaute zu ihm in die Kabine. »Das ist Ihnen vorher nicht aufgefallen?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich schaue gerade einen Film, den ich mir vor ein paar Tagen heruntergeladen habe. Wieso? Was ist los? Hat jemand das Internet gelöscht?« Beim letzten Satz grinste er.

»Gut möglich«, erwiderte ich mit einem verschmitzten Lächeln.

Ich war kein Internetexperte. Allerdings wusste ich, dass das Internet grundsätzlich so konstruiert worden war, dass es weiterfunktionierte, selbst wenn ein Teil ausfiel. Das hieß nicht, dass nicht ganze Gebiete oder sogar Länder zeitweise ohne Internetverbindung sein konnten. Tatsächlich war das schon oft vorgekommen. Vor allem Beschädigungen der Unterseekabel, über die der Großteil des internationalen Internetverkehrs abgewickelt wurde, führten immer wieder zu Problemen. Es war nicht nur einmal passiert, dass ein Bootsanker eines dieser Kabel beschädigt hatte und anschließend Millionen von Menschen ohne Internetverbindung gewesen waren. Daher waren diese Kabel potenzielle Ziele für terroristische Anschläge.

Als Nächstes auf der Liste der Internetziele standen die großen Serverfarmen. Davon gab es weltweit viele. Und sie waren hervorragend gegen Stromausfall und derlei Dinge geschützt. Trotzdem konnte man über sie große Teile des Internets lahmlegen.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Bens Wagen vor der Tür hielt. Ich verabschiedete mich vom Doorman, verließ das Haus und stieg zu Ben ins Auto. Phil saß auf dem Rücksitz.

»Guten Morgen«, sagte ich. »Da wären wir. Wohin genau geht es jetzt?«

»Das zeige ich euch.« Ben trat aufs Gaspedal.

Er fuhr schnell und rasanter, als ich es von ihm erwartet hätte.

»Und du denkst, dass es sich um einen terroristischen Anschlag handeln könnte?«, fragte ich.

Er nickte. »Das ist zumindest eine der Möglichkeiten. Ich konnte nicht mehr auf die Rechner der Serverfarm zugreifen, und dort meldet sich niemand. Normalerweise hätte ich das NYPD informiert, doch es könnte sich hier um eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit handeln. Außerdem muss nicht jeder wissen, wo sich die Serverfarm befindet.«

»Wir aber schon? Oder wirst du uns gleich die Augen verbinden?«, scherzte Phil.

Ben blieb ernst. »Wenn ich das müsste, würde ich das tun. Ganz so vertraulich ist es nicht, es soll nur nicht an die große Glocke gehängt werden, wo sich diese spezielle Serverfarm befindet. Man muss Leute, die unserem Land schaden wollen, ja nicht mit der Nase darauf stoßen.«

»Nein, sicher nicht«, sagte ich. »Ich habe gerade mit meinem Doorman gesprochen. Er hatte keine Internetverbindung. Im Moment ist es früh am Morgen, es wird den Leuten jedoch bald auffallen. Da sollten wir eine Erklärung haben.«

»Das werden wir«, sagte Ben. »Davon gehe ich zumindest aus. Vielleicht irre ich mich ja auch, und es ist nicht so schlimm. Dann können wir wieder schlafen gehen, und alles ist gut.«

Ich musterte ihn kurz. Man konnte ihm ansehen, dass er unruhig war. Als Computerexperte wusste er um die Bedeutung des Internets und dessen Störung. Es ging ja nicht nur darum, dass ein paar Millionen Menschen keine Filme streamen konnten. Das Internet war fester Bestandteil unseres sozialen und wirtschaftlichen Lebens geworden. Ein großer Ausfall konnte schnell Millionen von Dollars kosten und enorme Probleme verursachen.

Wir nahmen die Ed Koch Queensboro Bridge, um den East River zu überqueren. Von dort fuhren wir Richtung Süden, nach Brooklyn. Da die Straßen fast leer waren, kamen wir gut voran. Es erschien mir, als wären wir in einer Geisterstadt unterwegs. So früh am Morgen waren nicht einmal die Frühaufsteher unterwegs.

Schließlich erreichten wir ein Gewerbegebiet im Südwesten von Brooklyn, nicht weit von der Upper Bay entfernt. Ben steuerte auf eine größere Halle zu, die von einem Zaun umgeben war.

»Kein Schriftzug«, meinte Phil, als Ben angehalten hatte. »Ist das die Serverfarm? Sieht aus wie eine beliebige Lagerhalle.«

»Das ist Absicht«, antwortete Ben. »Da drin steht Technik für zig Millionen Dollar. Die dortigen Server haben eine enorme Speicherkapazität.«

Wir stiegen aus und schauten uns um. Es war ruhig, keine Menschenseele zu sehen.

Ich bemerkte ein paar Überwachungskameras. »Wenn wir zum Zaun gehen, sollte uns da drinnen jemand sehen können.«

Phil nickte. »Ist anzunehmen.«

Wir liefen zum Eingangstor und klingelten. Nichts geschah. Auch nicht, als wir unsere Marken in die nächste Kamera hielten.

»Lass uns mal das Gelände erkunden«, sagte Phil.

Wir machten uns auf den Weg. Als wir die Rückseite erreicht hatten, erkannten wir, dass der Zaun an einer Stelle zerstört war und sich in der Wand des Gebäudes ein Loch befand.

»Sieht aus, als hätte jemand den Zaun mit einem Panzer niedergewalzt«, sagte Ben ernst. »Allerdings deuten die Reifenspuren darauf hin, dass es kein Panzer war, eher eine Art Geländewagen.«

Ich nickte. »Phil, informiere die Kollegen, hier ist tatsächlich etwas nicht in Ordnung.«

Mein Freund machte einen Anruf bei Mr. High und erklärte ihm, was passiert war.

»Wir gehen jetzt ins Gebäude, Sir«, sagte er und beendete das Gespräch, woraufhin er sich an Ben und mich wandte. »Der Chef mobilisiert Verstärkung. Bis dahin sind wir auf uns allein gestellt.«

Ich zog meine Waffe und entsicherte sie.

Phil und Ben taten es mir gleich. Dann bewegten wir uns mit schnellen Schritten zum Loch in der Gebäudewand.

»Gesprengt?«, fragte Ben.

»Gut möglich«, sagte ich. »Vielleicht sind die Täter auch anders vorgegangen. Eine Sprengung hätte sicher jemand gehört. Nichtsdestoweniger hat sich jemand gewaltsam Zugang verschafft. Finden wir heraus, warum und ob er sich noch im Gebäude aufhält.«

Ich ging voran, Phil und Ben folgten mir ins Gebäude. Ein Gang führte nach links. Zu sehen war niemand. Auch nicht zu hören. Es war gespenstig ruhig.

»Sollte es im Gebäude kein Sicherheitspersonal geben, Ben?«, fragte Phil.

»Genau weiß ich das nicht. Aber gewöhnlich befinden sich in solchen Einrichtungen rund um die Uhr Leute, für Sicherheit und Wartung.«

Wir bewegten uns weiter. Schließlich fanden wir die erste Leiche. Ein Mann, seiner Kleidung nach zu urteilen, gehörte er zum Sicherheitsdienst, lag reglos am Boden. Auf seinem Overall waren zwei Einschusslöcher zu erkennen.

»Präzise Schüsse«, stellte Phil fest. »Profis.«

Er überprüfte sicherheitshalber den Puls des Mannes, während Ben und ich die Umgebung im Blick behielten, dann schüttelte er den Kopf.

Wir setzten unseren Weg fort und gelangten zu einer Tür, die offen stand. Dahinter standen reihenweise Serverschränke.

»Die Tür sollte eigentlich verschlossen sein.« Ben deutete auf einen Handscanner. »Das ist ein Sicherheitsbereich, den nicht jeder betreten darf.«

»Irgendjemand hat sich wohl nicht daran gehalten«, sagte Phil. »Wir sollten uns dort umschauen.«

Wieder ging ich vor, durch die Tür in den Serverraum. Es war relativ warm, die Luft trocken. All die Lüfter und Festplatten verursachten ein monotones Geräusch.

»Ist es nicht zu warm hier drin?«, wollte Phil wissen. »Ich dachte, Serverräume müssten gekühlt werden.«

»Für einen Server sollten Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Ordnung sein. Und es ist ... da!« Ben deutete nach vorne.

Dort lag noch ein Opfer. Eine Frau.

Wir gingen zu ihr. Auch sie war tot.

»Ich kenne sie«, sagte Ben erschüttert. »Sie heißt Lewis, Greta Lewis. Sie ist ... war gut. Hochqualifiziert. Wahrscheinlich gehörte sie zu den Systemadministratoren, die die Computer überwachen und warten.«

»Ebenfalls zwei Treffer, an der gleichen Stelle«, bemerkte Phil. »Wer immer hier war, wollte keine Zeugen zurücklassen.«

Ben schaute auf Greta Lewis hinab. »Sie war nicht mal dreißig, hat jahrelang studiert und sich weitergebildet, gehörte zu den Topleuten in ihrem Job, und jetzt das ... Das ist eine solche Verschwendung, ist so unfassbar unnötig ...«

Der Tod der Frau traf Ben hart. Vielleicht lag es daran, dass er sie kannte. Oder daran, dass sie ihm in gewisser Weise ähnlich war. Hinzu kam sicher die Tatsache, dass jemand, dessen Ausbildung so lange gedauert hatte, von einem Moment auf den anderen aus dem Leben gerissen worden war. Und natürlich, dass sie noch so jung gewesen war und den größten Teil ihres Erwachsenenlebens noch vor sich gehabt hätte.

Phil und ich waren in dieser Beziehung abgehärteter. Es ließ uns auch nicht kalt, doch wir hatten einen emotionalen Schutzwall aufgebaut. Wir versuchten, Distanz zu den Opfern zu bewahren. Meist funktionierte das. Im vorliegenden Fall spürte ich allerdings, wie eine emotionale Woge von Ben zu mir herüberschwappte und mich traf.

»Wir müssen weiter!«, sagte ich. »Vielleicht finden wir jemanden, der den Angriff überlebt hat – oder den Angreifer.«

Phil nickte.

Ben brauchte einen Augenblick länger.

Gemeinsam erkundeten wir die Räumlichkeiten weiter.

Fast alle Türen waren offen. So konnten wir uns frei bewegen und kamen ungehindert voran. Auf unserem Weg fanden wir weitere Opfer. Sie alle waren auf die gleiche Art und Weise getötet worden.

»Immerhin haben sie nicht leiden müssen«, sagte Phil leise.

»Ich weiß nicht, ob das ein Trost für sie war«, erwiderte Ben noch immer aufgewühlt.

Nachdem wir uns umgesehen hatten, hörten wir draußen Motorgeräusche. Als wir nachschauten, trafen wir die ersten Agents, die Mr. High uns zur Unterstützung geschickt hatte. Steve Dillaggio und Zeerookah. Die beiden stiegen aus ihrem Wagen und kamen auf uns zu.

»Und? Was ist hier los?«, fragte Steve.

»Die Serverfarm ist überfallen worden«, antwortete ich. »Soweit wir wissen, wurden alle Mitarbeiter getötet. Den Grund dafür kennen wir noch nicht.«

»Schlimm!«, meinte Steve. »Wurde etwas gestohlen?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wenn ja, dann haben wir das nicht gesehen. Eine Crime Scene Unit sollte Spuren sichern, bevor wir alle da reinstürmen.«

»Mister High hat mehrere Teams angefordert, um die Spuren zu sichern«, sagte Steve.

»Wenn das erledigt ist, müssen wir schauen, was mit den Servern los ist«, murmelte Ben. »Theoretisch hätten die Eindringlinge alles Mögliche machen können. Ich kann mir eine ganze Reihe unangenehmer Szenarien vorstellen.«

»Zum Beispiel?«, fragte Phil.

»Sie könnten Daten gelöscht haben. Oder irgendwelche Schadsoftware eingespielt haben, die von hier in alle Welt verteilt wird. Allerdings hätten sie für letztgenannte Aktion nicht so viel Aufwand betreiben und so viele Menschen töten müssen.«

»Wir wissen also, dass wir so gut wie nichts wissen«, brummte Phil. »Das sollten wir ändern. Und zwar schnell, denn mein Bauchgefühl sagt mir, dass es nicht besser werden wird. Wer immer für all das verantwortlich ist, hat noch viel mehr geplant.«

»Gab es irgendwelche Hinweise auf terroristische Aktivitäten im Raum New York, von denen wir wissen?«, fragte ich in die Runde.

Alle schüttelten den Kopf.