Jerry Cotton 3374 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3374 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Auf dem Nachhauseweg machten sich die Bordkameras meines Jaguar bemerkbar. Der Land Rover vor uns war zur Fahndung ausgeschrieben. Als Phil das Fahrzeug überprüfte, bemerkte er, dass zu dem Kennzeichen eigentlich ein Subaru Impreza gehörte. Seltsamerweise handelte es sich laut Firmenlogo auf dem Heck um einen Dienstwagen der McNairy Coal Mining Company. Waren die zwei Insassen mit falschem Kennzeichen unterwegs, um eine Straftat zu begehen? Wir folgten ihnen kurzerhand in die Catskill Mountains. Dort gab es mitten in den Wäldern ein Kohleabbaugebiet. Der Land Rover fuhr auf das Abbaugelände. Ohne Vorwarnung eröffneten die Männer das Feuer. Als wir zurückschossen, detonierte plötzlich eine Bombe und zerriss die Angreifer in Stücke. Und schon bald erkannten wir, dass wir es mit gefährlichen Ökoterroristen zu tun hatten!


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Seitenzahl: 142

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Wir und die Ökoterroristen

Vorschau

Impressum

Wir und die Ökoterroristen

Eigentlich hatte Frank Losat schon zu viel hinter sich, um vor einer Aktion noch nervös zu sein. Jetzt war er es doch. Mit einem Grinsen öffnete er die Schreibtischschublade, schnappte sich eines der zwanzig Wegwerfhandys, die er dort gebunkert hatte, und wählte eine Nummer, die er auswendig kannte. Sein Gesprächspartner meldete sich fast umgehend.

»Alles klar bei euch?«, fragte er und nickte dann. »Gut. Aber denkt dran, es darf keine Toten geben, nicht mal Verletzte, keinen Kratzer bei irgendjemandem. Noch nicht. Und jetzt jagt das verdammte Ding in die Luft. Viel Glück.«

Losats Grinsen fiel in die Kategorie extrem fies. Er war gerade dabei, all seine Ideale zu verraten, die er über so viele Jahre hochgehalten hatte. Nur welche Wahl hatte er? Keine. Es war ihm auch egal. Was am Ende zählte, war das Geld. Nichts anderes.

Manhattan, Interstate 87

»Das war wirklich ein scheißlanger Tag heute.« Phil streckte sich gähnend auf dem Beifahrersitz. »Ich glaube, ich schau noch ein bisschen bei Jimmy Kimmel rein, haue mir ein kühles Bier hinter die Kiemen und schlafe dabei höchstwahrscheinlich auf der Couch ein.«

Ich lächelte ungläubig, während ich den Jaguar über den nächtlichen Broadway lenkte. »Phil, bist du's? Sagtest du gerade Jimmy Kimmel? Das meinst du ja wohl nicht ernst. Seit wann interessierst du dich für Stars und Sternchen?«

Phil drehte den Kopf und grinste mich an. »Heute Abend ist mal wieder Matt Damon zu Gast. Ich liebe es, wie sich die beiden bekriegen. Das ist total witzig, glaub es mir ruhig. Tausendmal besser als so ein langweiliges Baseballspiel.« Er nickte gewichtig. »Kimmel versus Damon ist das Beste, was die Late Night Shows im Moment hergeben.«

»Schon möglich. Ich werde mir trotzdem die Yankees gegen die Phillies anschauen. Darauf freue ich mich schon den ganzen Tag.«

Obwohl sich der Herbst bereits mit Regenschauern und kühlen Tagen anmeldete, war der Broadway in den Abendstunden noch stark bevölkert, die Straße ebenso. Ich musste aufpassen, denn die Lichter der Hochhäuser und Reklamen spiegelten sich in den Wasserpfützen auf der Fahrbahn und blendeten manchmal. Eine Ampel stoppte uns. Der Verkehr aus der West 70th Street schob sich auf den Broadway. Die üblichen Yellow Cabs zwischen anderen Autos, einem Bus und einer Harley mit Rockerbesatzung. Als die Ampel schon wieder Grün zeigte und ich losfuhr, schoss ein dunkler Land Rover Discovery mit quietschenden Reifen aus der Siebzigsten West und drückte sich vor uns auf die Fahrbahn. Jetzt musste ich abbremsen.

»Was haben sie dem ins Bier getan?«, fluchte Phil, den es in den Gurt gedrückt hatte. »McNairy Coal Mining Company, hm.« Tatsächlich hatte der Discovery ein großes Firmenlogo auf dem Heck. Es zeigte ein paar Berge, auf denen ein Grubenhelm thronte. Darüber spannte sich der Firmenname im Halbkreis. »Heute scheint mal wieder Idiotentag zu sein«, setzte Phil seine Schimpftirade fort. »Erst der Taxifahrer und jetzt ...«

Ein leiser Warnton unterbrach ihn mitten im Satz. Er kam vom Tabletcomputer. Ich kannte den Ton nur zu gut und wurde sofort aufmerksam. Aufkommendes Adrenalin spülte meine Müdigkeit weg. Phil ging es genauso. Er nahm das Tablet aus der Halterung und legte es auf die Oberschenkel.

»Die Kennzeichenkameras«, sagte er überflüssigerweise. »Da ist ein Kennzeichen in der Fahndung. Und zwar das unseres speziellen Freundes vor uns.«

Tatsächlich verfügte der Jaguar rundum über Kameras samt speziellem Rechner, der ständig die erfassten Kennzeichen abglich und uns sofort anzeigte, wenn nach einem gefahndet wurde.

»Was machen wir?«, fragte Phil. »An die Cops übergeben? Ich würde Jimmy Kimmel nur äußerst ungern sausen lassen, weißt du? Ist ja eigentlich nicht unser Bier.«

»Klär die Sache erst mal ab«, schlug ich vor, während ich mich hinter dem Discovery hielt. »Dann sehen wir weiter.« Im Seitenspiegel des Discovery sah ich, dass auf dem Beifahrersitz jemand saß. »Sie sind mindestens zu zweit.«

Phil tippte auf dem Display herum und stellte die Verbindung zum allgemeinen Fahndungscomputer her.

»Hm«, sagte er, »das Auto mit dem entsprechenden Kennzeichen wurde vor fünf Wochen in Queens als gestohlen gemeldet. Allerdings handelt es sich bei dem gestohlenen Wagen um einen Subaru Impreza ...«

»Dann benutzen sie das gestohlene Nummernschild also nur. Das hört sich nach einer deutlich schwereren Straftat an als Autodiebstahl«, erwiderte ich. »Möglicherweise ist auch der Firmenwagen gestohlen. Check das bitte mal, Phil.«

Er nickte.

»Klar, Jerry, bin schon dabei.« Nachdem er ein paarmal auf dem Display herumgetippt hatte, schüttelte er den Kopf. »Zumindest hat die McNairy Coal Mining Company kein Auto als gestohlen gemeldet.«

Ich spürte ein leichtes Bauchdrücken. Wir würden gleich die West 90th Street erreichen, in die ich abbiegen musste. Ich tat es nicht.

»Wir bleiben dran«, sagte ich entschlossen. »Das stinkt gewaltig zum Himmel. Kannst du mal McNairy Coal Mining googeln?«

»Und damit sage ich euch für heute endgültig Adios, Kimmel und Damon.« Phil schob einen abgrundtiefen Seufzer hinterher. »Wir könnten immer noch an die Cops übergeben, Jerry. Nein? Na gut. Dann wollen wir doch mal sehen ...«

Er drückte den Tabletcomputer wieder in die Konsole und tippte nun auf seinem Handy herum. Aufmerksam las er, während ich mich nach hinten fallen ließ und auf diese Weise zwei Autos zwischen den Discovery und den Jaguar brachte.

»Hm, die McNairy Group besteht aus mehreren Firmen, die allesamt im Kohleabbau und in der Holzindustrie tätig sind«, erklärte Phil schließlich. »McNairy ist aber keiner der Big Player auf diesen Gebieten, sondern ein mittelständischer Konzern, der seine Aktivitäten auf die Staaten New York, Pennsylvania und West Virginia beschränkt. Mit Abstrichen noch Ohio und Virginia. Vor neun Jahren waren drei McNairy-Firmen Anschlagsziele von Ökoterroristen ...« Phil scrollte weiter. »Dann war es wieder ruhig. Im Moment steht McNairy erneut im Fokus der Umweltschützer. Es geht um ein Sägewerk bei West Saugerties, das er angeblich mitten im Naturschutzgebiet baut. Die Wellen schlagen anscheinend ziemlich hoch, es hat bereits einige Protestaktionen verschiedener Umweltgruppen gegen ihn gegeben. Alle friedlich.«

»Ökoterroristen«, murmelte ich und trommelte mit den Fingern auf dem Steuerrad herum. »Phil, was ist, wenn die da vorne McNairy Coal Mining angreifen wollen? Dann könnten sie versuchen, mit einem angeblichen Firmenwagen leichter aufs Betriebsgelände zu gelangen ...«

»Du meinst, dass die den Discovery umlackiert haben?«

Ich nickte. »Genau das meine ich. Warum sollte ein regulärer McNairy-Firmenwagen mit falschem Nummernschild herumfahren? Das ergibt wenig Sinn.«

»Zunächst mal, ja, da hast du recht, Jerry. Vielleicht ist das Ganze doch eher harmlos.«

»Möglich. Das werden wir abklären. Wenn wir es hier tatsächlich mit Ökoterroristen zu tun haben, fällt das ganz klar in unsere Zuständigkeit.«

»Ich wusste, dass du das sagen würdest, um dich an meinem Schmerz zu weiden.« Phil grinste, was im Schein einer vorbeihuschenden Reklametafel ein wenig dämonisch wirkte. »Dann verlängern wir unseren Dienstschluss eben ein wenig. Ich informiere gleich mal die Einsatzzentrale.«

Ich war wirklich gespannt, wohin der Discovery fuhr. Wir verfolgten ihn durch Harlem und die West Bronx. Es gab nach wie vor genügend Verkehr, sodass wir nicht auffielen, zumal ich mich noch ein Stück weiter zurückfallen ließ. Auf Höhe der Kingsbridge Heights wechselte der Fahrer auf die Interstate 87 und fuhr weiter nördlich Richtung Albany.

Phil tippte weiter auf seinem Handy herum.

»McNairy Coal Mining betreibt tatsächlich ein Abbaugebiet bei Poughkeepsie«, stellte er fest. »Das ist gar nicht so weit von hier und ganz grob die Richtung, in die wir gerade fahren. Jerry, du könntest tatsächlich recht haben.«

»Warten wir mal ab. Wenn die über den Stewart Airport hinausfahren, liege ich mit ziemlicher Sicherheit falsch. Dann stoppen wir sie und nehmen sie fest.«

Sie taten es nicht. Beim New York Stewart International Airport wechselte der Discovery auf die Interstate 84 East und rechts des Hudson auf den Highway 90 nach Norden.

»Genau auf Poughkeepsie zu«, murmelte Phil fast andächtig. »Jerry, manchmal frage ich mich tatsächlich, ob du so was wie hellseherische Fähigkeiten hast.«

Ich lächelte. »Quatsch. Nur jede Menge Erfahrung und ein gutes Kombinationsvermögen. So wie du eben auch. Du kannst es nur besser verbergen als ich.«

Interstate 87 North

Peter Zaduk saß auf dem Beifahrersitz und tippte auf seinem Handy herum.

»Was schaust du da?«, fragte Justin Dill, der den Land Rover Discovery steuerte und einen kurzen Seitenblick riskierte. Er sah, dass Zaduk über Facebook Messenger mit irgendjemandem chattete.

»Nichts Besonderes«, erwiderte Zaduk und schob das Handy auf die Ablage vor sich. Die Kraft in dieser Bewegung verriet Ärger oder sogar Wut. Er schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht. »Ich begreife einfach nicht, was plötzlich in Frank gefahren ist«, wechselte er abrupt das Thema. »Haben die dem Weichspüler in den Kaffee getan? Jetzt dürfen wir plötzlich niemandem auch nur das kleinste Haar krümmen. Kannst du mir vielleicht sagen, was die Scheiße soll, Justin?«

Dill hob kurz die Schultern, während er ausscherte und an zwei Kleinwagen vorbeizog. »Das fragst du mich jetzt gefühlt zum dreißigsten Mal. Ich hatte in der Zwischenzeit immer noch keine Eingebung. Leider.«

Zaduk schaute aus dem Seitenfenster und klopfte mit den Fingern nervös auf der Seitenkonsole herum.

»Leck mich«, erwiderte er aggressiv. »Dann hätte ich genauso gut bei Earth First bleiben können. Warum bitte sollen wir die Pisser unter allen Umständen verschonen? Das sind alles Umweltzerstörer, die keine Gnade verdient haben. Wenn wir die Erde retten wollen, müssen wir genauso gnadenlos und rücksichtslos sein wie die. Immer nur reden, nützt nichts. Wir müssen andere Zeichen setzen.«

»Das sehe ich ja auch so«, sagte Dill. »Nur Frank wird schon wissen, was er tut.«

»Ach ja? Da bin ich mir gar nicht so sicher, Justin, weißt du? Warum greifen wir nicht dieses verfluchte Sägewerk an? Das wäre aus meiner Sicht die zielführendere Aktion. Dort könnten wir noch was verhindern, wenn wir es komplett abfackeln. Das Kohlerevier ist das völlig falsche Ziel, da ist ohnehin nichts mehr zu machen. Und wem bitte tut es weh, wenn wir einen Kohlebagger in die Luft jagen? Das juckt doch keinen, da kriegen wir wahrscheinlich nicht mal eine Schlagzeile in der Times oder in den News.«

»Immerhin greifen wir McNairy an«, wollte Dill seinen Kumpan beschwichtigen. »Ich meine, wir sollten nicht zu viel da drüber nachgrübeln, sondern einfach Franks Auftrag ausführen.«

»Machen wir ja. Aber ein bisschen selber denken muss schon noch erlaubt sein. Immerhin ist Frank nicht mein Boss. Und deiner auch nicht. Deswegen müssen wir auch nicht alles so machen, wie er es von uns verlangt.«

Dill drehte für einen Moment den Kopf. Misstrauisch starrte er Zaduk an. »Wie meinst du das, Pete?«

Zaduk schnaufte und beugte sich in den Fußraum hinunter, wo seine Umhängetasche lag. Er öffnete sie und zog eine Uzi heraus. Grinsend hielt er die Maschinenpistole am Griff in die Höhe, den Zeigefinger am Abzug.

Dill verzog vor Schreck fast das Steuer.

»Sag mal, spinnst du?« fauchte er, als der Wagen wieder in der Spur war. »Was willst du mit dem Ding? Frank hat ausdrücklich gesagt, dass wir keine Waffen mitnehmen dürfen. Damit wir gar nicht erst in Versuchung kommen, sie einzusetzen.«

»Frank kann mich mal. Ich brauche die Kleine ganz sicher nicht. Es beruhigt mich einfach nur ungemein, wenn ich sie dabei habe.« Er musterte Dill intensiv. »Was ist? Willst du mich jetzt bei Frank verpetzen?«

Dill murmelte etwas vor sich hin, während sie in eine Zahlstelle fuhren, denn die Benutzung der Interstate 87 als sogenannte Toll Road war gebührenpflichtig.

Kurze Zeit später wechselte Dill auf die Interstate 84.

»So langsam wird's ernst«, sagte Zaduk, der die Uzi auf seinen Oberschenkeln liegen hatte. »Ich bin wirklich mal gespannt, ob die uns mit dem Wagen hier tatsächlich so einfach aufs Firmengelände durchwinken, wie Frank behauptet hat.«

»Wenn er das sagt, dann ist es so«, erwiderte Dill scharf. »Das hat er vorher ausspionieren lassen. Was ist denn bloß los mit dir? Sonst stellst du auch nicht alles infrage. Du scheinst ja heute eine Scheißlaune zu haben.«

»Das geht dich einen Dreck an, Justin, klar?«

»Uuuuh«, erwiderte Dill nur.

Kohleabbaugebiet Poughkeepsie, New York State

Der Land Rover Discovery nahm etwa fünf Meilen vor Poughkeepsie die Abzweigung, die laut Hinweisschild zur McNairy Coal Mining Region South führte. Die Hinweise, dass ich mit meiner Befürchtung richtig lag, verdichteten sich. Da es laut Karte keine Abzweigungen mehr gab, an denen uns der Discovery verloren gehen konnte, ließ ich mich so weit zurückfallen, dass die Insassen die Scheinwerfer des Jaguar nicht mehr sehen konnten. Das war möglich, weil die schmaler werdende Straße in zahlreichen Biegungen durch immer weiter ansteigendes waldreiches Gelände führte.

Zwanzig Minuten später lichtete sich das Gelände. Über einen lang gezogenen gerodeten Platz fuhren wir auf eine hell erleuchtete breite Einfahrt zu, die von Schranken gesichert wurde. Ein hoher Zaun zog sich links und rechts über die Hügel und verschwand irgendwo im Wald. Dahinter erhoben sich die mächtigen Kohlehalden als schwarze Schattenrisse. Sie wirkten so kahl wie irgendeine Landschaft auf dem Mond, der gerade halb voll von einem weitgehend wolkenlosen Himmel schien. Welcome to McNairy Coal Mining Region South, stand auf einem riesigen Schild über der Zufahrt. Von dem Discovery war nichts mehr zu sehen.

Ich fuhr an die Schranke hin. Aus dem lang gezogenen Pförtnerhaus zur Linken löste sich ein Wachmann und schlenderte gemächlich zu uns heran. Ich ließ die Scheibe hinunter. Misstrauisch musterte er uns.

»Was wollen Sie mit so einem Wägelchen hier?«, fragte er mit rauer Stimme. »Sie haben sich wohl verirrt, was?« Er grinste. »Einfach umdrehen, dann kommen Sie ganz von selbst wieder auf den Highway.«

Ich zeigte ihm meine Dienstmarke.

»FBI?«, murmelte er.

Ich nickte. »Hier müsste gerade ein Discovery durchgekommen sein. Haben Sie den kontrolliert?«

»Nein. Das war ein Firmenwagen. Den habe ich, äh, einfach durchgewunken.« Der Mann kratzte sich am Bart und kniff die Augen leicht zusammen. »Warum?«

»Möglicherweise stimmt mit den Insassen etwas nicht.«

»Sie meinen ...?« Er stockte.

»Wie viele Ihrer Leute sind im Moment auf dem Gelände?«, fragte ich.

»Nur mein Kollege und, äh, ich. Im Verwaltungsgebäude ist keiner mehr.«

»Wo ist der Discovery hingefahren? Zur Verwaltung?«

Hinter dem Zaun gabelte sich der Weg.

»Da lang geht es zum Verwaltungsgebäude ...« Der Wachmann deutete nach links. »Aber die sind rechts gefahren.«

»Wohin geht es da?«

»Direkt auf die Abbauhalde C-zwei.«

»Gibt es Abzweigungen?«

»Nein. C-zwei ist außerdem eine Sackgasse, da geht es, äh, nicht weiter. Die anderen Halden erreicht man alle über den Weg am Verwaltungsgebäude vorbei.«

»Stehen dort Maschinen?«

»Ja.«

»Wie weit ist es bis C-zwei?«

»Eine knappe, äh, halbe Meile, würde ich sagen.«

»Ist es normal, dass um diese Zeit noch jemand aufs Gelände fährt?«

»Ja, das kommt, äh, vor. Reparaturen an den Geräten werden immer nachts erledigt.«

»Gut. Sie werden mit Ihren Kollegen im Pförtnerhaus bleiben, bis wir die Situation geklärt haben«, wies ich ihn an.

Er nickte eingeschüchtert.

Ich lenkte den Jaguar auf den breiten, unbefestigten Weg in Richtung C-zwei. Er führte zwischen hohen Hügeln mit Abraum hindurch. Nach einer Viertelmeile ließen wir den Wagen stehen und huschten mit gezogenen Waffen weiter. Wir brauchten das auf unseren Glocks montierte taktische Licht nicht, der Halbmond spendete uns genügend Helligkeit, sodass wir das Gelände vor uns gut erkennen konnten. Ein kühler Wind wehte uns den Geruch von Kohle und Dreck ins Gesicht.

»Hölle, das geht sicher auch nach dem dritten Duschen noch nicht runter«, fluchte Phil leise, während wir an einem an der Seite stehenden riesigen Caterpillar-Muldenkipper vorbeihasteten.

Der Weg mündete auf eine Ebene von etwa hundert Yards Durchmesser. Die Kohlebagger hatten sich bereits weit in das Kohleflöz hineingefressen, die Wände ragten dreiseitig fast zweihundert Fuß in den Nachthimmel. Am Fuß der Abbruchhalde sahen wir den riesigen Schaufelradbagger. Davor standen vier Muldenkipper hintereinander, aufgereiht wie bei einer Perlenkette. Drei davon waren bereits beladen, der vierte stand direkt unter dem Beladegerät des Baggers. Die Greifschaufel hing halb offen über der Ladefläche des Kippers. Der Discovery war wegen der Lichtkegel seiner Scheinwerfer und den rot leuchtenden Rücklichtern nicht zu übersehen. Er stand fast genau unter dem Beladegerät, nicht weit vom letzten Muldenkipper entfernt. Zwei Männer knieten im Scheinwerferkegel und hantierten mit irgendetwas herum.

»Was immer die da tun, sie tun es weiter ganz offen«, murmelte Phil. »Als würden sie wirklich dazugehören.«

Ich nickte und versuchte den Kohlegeschmack in meinem Mund zu ignorieren und den ständigen Hustenreiz zu unterdrücken.

»Wir gehen da rechts entlang und nutzen dann die Deckung der Trucks«, erwiderte ich leise.

Phil nickte nur.

Entlang des Randes der Abbruchhalde gab es genügend Einschnitte und Steinhaufen, die uns als Deckung dienten. Außerdem schienen die Männer dort ziemlich auf ihre Arbeit konzentriert zu sein. Wir kamen relativ rasch voran, mussten aber höllisch aufpassen, dass wir nicht stolperten.

»Wir nehmen sie in die Zange«, flüsterte ich, als wir den hintersten Muldenkipper erreicht hatten und uns an den riesigen Vorderreifen drückten. Jetzt kam auch noch der Geruch nach Gummi hinzu. »Bleib du hier, ich gehe ganz nach vorne.«

»Okay.«

Ich lief alleine weiter. Immer wieder knirschte Geröll unter meinen Schuhen. Obwohl die Männer halblaut redeten, hatte ich Angst, dass sie es in der tiefen Stille hier hörten. Sie taten es nicht.