Jerry Cotton 3375 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3375 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Vincent Valor, ein Computerfreak und Hacker, wurde tot aufgefunden. Es sah nach einer Hinrichtung aus, denn ihm hatte man in den Kopf geschossen. Eigentlich ein Fall fürs NYPD. Da der Mann unter dem Verdacht stand, für die New Yorker Mafia gearbeitet zu haben, übernahmen Phil und ich den Fall. Die Beweislage war mehr als mau, schon bald spürten wir jedoch eine groß angelegte Verschwörung um Öl, Macht und Geld auf und erkannten: Tote Hacker singen nicht!


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Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Tote Hacker singen nicht

Vorschau

Impressum

Tote Hacker singen nicht

»Ich ... ich werde niemandem etwas erzählen, das schwöre ich!«, brachte der junge Mann flehend hervor.

Er kniete auf dem kalten Boden eines alten Lagerhauses und wagte es kaum aufzuschauen. Trotz der kühlen Luft liefen ihm Schweißperlen die Stirn hinunter.

»Das würde ich Ihnen gerne glauben«, sagte der Mann, der neben ihm stand. »Ganz ehrlich, ich bin jemand, der gerne glauben möchte. Aber die Erfahrung hat mich gelehrt, dass das nicht ausreicht. Manchmal muss man selbst dafür sorgen, dass man keine Probleme bekommt.«

»Nein, nicht, ich ... ich werde Ihnen keine Probleme bereiten, Ehrenwort, ich ...«

Eine Kugel unterbrach ihn und beendete sein Leben. Sein lebloser Körper fiel zur Seite und schlug auf dem harten Boden auf. Sein Mörder steckte die Waffe ein, hob die Patronenhülse auf, schaute sich noch einmal um und verließ den Tatort.

»Wir sind spät dran«, sagte Phil und genehmigte sich einen Schluck Kaffee.

Ich schaute auf die Uhr und nickte. »Ja. Ich hätte wohl auf dich hören und in die letzte Straße abbiegen sollen.«

Phil nickte. »Stimmt, du solltest öfter auf mich hören. Darf ich dich zitieren, ich meine, wenn das in Zukunft nötig sein wird?«

Ich lächelte. »Das wirst du sicher nicht von meiner Zustimmung abhängig machen, oder?«

»Nein, werde ich nicht«, antwortete er. »Willst du noch ein Sandwich? Wir haben noch Truthahn und Käse mit Ei.«

»Da kann ich kaum ablehnen. Wir sollten herausfinden, warum es sich hier staut und wie lange das noch dauern wird.«

Phil schaute, ob irgendwelche Berichte über Unfälle und dergleichen vorlagen. »Es handelt sich um einen Unfall, ein paar Hundert Yards vor uns. Die Kollegen vom NYPD sind schon vor Ort. Keine Angabe über die geschätzte Wartezeit.«

»Na prima«, gab ich unzufrieden von mir.

Wenn man in einem roten Jaguar F-Type saß, war ein Stau das Letzte, was man gebrauchen konnte, auch wenn diese im Berufsverkehr von New York City alltäglich waren.

Während ich überlegte, bei Helen anzurufen und ihr Bescheid zu geben, klingelte mein Handy. Mr. High war dran.

»Guten Morgen«, sagte er freundlich. »Sind Sie schon im Büro?«

»Nein, Sir, wir stecken im Stau fest«, antwortete ich.

»Verstehe. Dann fahren Sie am besten direkt zum Tatort. Ein Mann namens Vincent Valor ist tot aufgefunden worden. Er wurde erschossen. Eigentlich ein Fall fürs NYPD, aber wie es scheint, steht Valor unter Verdacht, für die New Yorker Mafia tätig gewesen zu sein. Daher übernehmen wir. Ich schicke Ihnen, was ich bisher an Informationen habe.«

»Verstanden, Sir«, sagte ich.

Wir beendeten das Gespräch.

Ich informierte Phil, der gleich darauf die entsprechenden Daten aufrief.

»Da haben wir ihn ja schon«, sagte er. »Vincent Valor, siebenundzwanzig, ledig, keine Kinder. Hat Informatik studiert, steht im Verdacht, sich als Hacker illegal Zugriff zu geschützten Firmennetzwerken verschafft zu haben. Beweise gab es bisher keine, weshalb er trotz zweier Verhaftungen nie verurteilt worden ist. Und ja, er soll seine besonderen Fähigkeiten in den Dienst der Mafia gestellt haben. Konkret wird hier die Andronetti-Familie genannt. Details darüber, was genau er für die Andronettis gemacht haben soll, finde ich auf Anhieb nicht.«

Ich setzte den Blinker, wartete eine Lücke ab, was dank des Staus nicht lange dauerte, scherte aus der Spur aus und fuhr den Jaguar auf die Gegenspur, um zurückzufahren. »Wohin müssen wir?«

»Nach Brooklyn«, antwortete Phil. »Er ist dort in einem Lagerhaus gefunden worden. Jemand hat einen Schuss gemeldet, die Kollegen vom NYPD haben sich umgeschaut und die Leiche gefunden.«

Er nannte mir die Adresse.

Wir brauchten eine gute Stunde dorthin. Die Lagerhalle war offensichtlich schon länger nicht mehr genutzt worden. Der sie umgebende Zaun war verbogen, rundherum wucherte Unkraut, es hatte sich Müll angesammelt, und einige der wenigen, hoch liegenden Fenster waren zerbrochen. Der Bereich war vom NYPD abgesperrt, ich zählte zwei Streifenwagen und mehrere Fahrzeuge einer Crime Scene Unit. Von der Presse war niemand zu sehen. Vielleicht war ein einfacher Mord für die Sensationsmedien nicht genug, um dafür Sendezeit einzuplanen. Von Valors Verbindung zur Mafia war wahrscheinlich noch nichts durchgesickert.

Wir überwanden die Absperrung und suchten den leitenden Ermittler.

»Das bin ich«, sagte ein dynamisch wirkender, gut gekleideter Mann Anfang dreißig, der uns vor dem rostigen Hallentür begrüßte. »Detective Peter Schomaker. Sie sind die beiden Agents vom FBI, die mein Chef angekündigt hat?«

Ich nickte. »Die Agents Decker und Cotton von der Taskforce zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens.«

Schomaker nickte. »Davon habe ich schon gehört. Zu dumm, dass die ehrenwerten Familien wieder wie Phönix aus der Asche aufgestiegen sind und uns Ärger machen. Ich habe meinem Chef schon vor Jahren gesagt, dass wir die Typen nicht aus den Augen lassen sollten. Darauf hat niemand gehört, und jetzt haben wir den Salat. Nur warum interessiert sich die Taskforce für das Opfer? War er ein Mafioso?«

»Nein, aber es besteht der dringende Verdacht, dass er für die Familien gearbeitet hat«, antwortete ich.

Schomaker seufzte. »Wenn dem so ist, hat er wahrscheinlich etwas mitbekommen, was er nicht wissen sollte, und wurde deshalb zum Schweigen gebracht. Die Art, wie er aus dem Leben schied, deutet darauf hin. Kopfschuss aus nächster Nähe. Eine Hinrichtung. Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Tatort.«

Wir betraten die alte Lagerhalle. Mehrere Mitarbeiter der Crime Scene Unit schwirrten dort herum und gingen ihrer Arbeit nach. Etwa in der Mitte der gut vierundzwanzig Fuß hohen Halle lagen die sterblichen Überreste des Mordopfers. Der leblose Körper war noch nicht abgedeckt worden. Um ihn herum eine Menge Staub und Vogeldreck, außerdem Blätter und was sonst noch durch die zerbrochenen Fenster hereingeweht worden war. Vielleicht fanden die Kollegen dadurch ein paar Hinweise auf den Täter, etwa einen Schuhabdruck oder Informationen über seine Schrittweite. Hinweise, die dabei helfen konnten, den Kreis der Verdächtigen einzuschränken.

»Er liegt da, wie er von meinen Kollegen gefunden wurde«, sagte Detective Schomaker und deutete aus einiger Entfernung auf den Boden. »Man sieht recht genau, wo der Täter gestanden haben muss. Ziemlich gefühllos, jemandem aus der Entfernung in den Kopf zu schießen. Wenn Sie mich fragen, war es nicht das erste Mal, dass dieser Typ abgedrückt hat.«

»Typ?«, fragte ich.

Der Detective lächelte. »Damit wollte ich nicht gegen die Gleichstellungsregeln verstoßen. Die Schuhgröße weist auf einen Mann hin. Außerdem möchte ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen, dass eine Frau so etwas tut.«

»Keine Bange, in der Beziehung wollen wir sicher nicht mit den Männern gleichziehen«, meldete sich eine Frau der Crime Scene Unit zu Wort und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.

»Von der Wahrscheinlichkeit und den Indizien her möchte ich Ihnen recht geben, Detective«, sagte ich. »Sonstige Hinweise auf den Täter? Reifenspuren? Videoaufnahmen?«

»Oder seine Sozialversicherungsnummer?«, erwiderte der Detective und schüttelte den Kopf. »Nein, nichts dergleichen. Dieses Gebäude steht schon länger leer, keine Kameras, kein Nachtwächter, nichts. Reifenspuren mag es gegeben haben, doch der Regen heute früh hat alle Hinweise zerstört. Bisher habe ich im nahen Umkreis keine Zeugen gefunden.«

»Wie sieht es mit dem Todeszeitpunkt aus?«, wollte Phil wissen.

»Heute Nacht, zwischen ein und drei Uhr«, antwortete der Detective.

»Wie steht es um das Handy des Opfers? Seine Brieftasche?«, fragte Phil weiter.

»Fehlt beides. Auch sonst hat er keine Unterlagen, Schriftstücke, Urkunden oder sonst etwas bei sich. Keine Uhr, keine Speichersticks, nur die Kleider, die er am Leib trägt. Ich würde Ihnen gern mehr bieten, kann ich aber nicht.«

»Soweit wir wissen, hat jemand einen Schuss gehört und die Polizei gerufen«, sagte ich. »Demnach hat der Täter keinen Schalldämpfer verwendet. Gibt es Hinweise auf die Waffe? Haben Sie die Patronenhülse? Und das Projektil?«

»Die Hülse nicht, dafür das Projektil. Ist ziemlich verformt, weil es an der Wand dort abgeprallt ist. Mehr weiß ich nicht. Die Kollegen von der Crime Scene Unit werden Ihnen einen ausführlichen Bericht geben können.«

»Gut, dann übernehmen wir jetzt die Ermittlungen«, sagte ich.

Der Detective nickte und reichte mir seine Visitenkarte. »Halten Sie mich auf dem Laufenden? Ich meine, wenn Sie den Täter haben?«

»Machen wir.« Ich nahm die Karte entgegen.

Er verabschiedete sich. Phil und ich schauten uns den Tatort und die Umgebung genauer an, konnten jedoch nichts finden, das uns weiterhalf. In der unmittelbaren Umgebung wohnte niemand, der nächste Bürgersteig befand sich weiter weg.

»Ein perfekter Ort, um jemanden zu töten«, bemerkte Phil.

»Als Profi hätte ich sicher einen Schalldämpfer benutzt. Dann hätte der Mord gar keine Aufmerksamkeit erregt«, sagte ich.

»Vielleicht war es dem Täter egal. Oder er liebt den tödlichen Klang einer Waffe.«

»Vielleicht«, sagte ich. »Zuerst schauen wir uns das weitere Umfeld genauer an. Vielleicht hat doch irgendjemand etwas gesehen. Oder es gibt Kameras, die etwas aufgezeichnet haben könnten.«

Wir machten uns an die Arbeit. Leider führte dieser Ansatz zu nichts.

»Dann nehmen wir uns Valors privates Umfeld vor«, sagte ich. »Er war nicht verheiratet. Gab es sonst jemanden in seinem Leben?«

Wir überprüften das und fanden einen Hinweis auf eine Freundin. Sie war die Nächste, mit der wir sprechen wollten.

Jessica Miller, Vincent Valors Freundin, lebte in Brooklyn. Genau wie er bis zu seinem Tod. Es war nicht schwer, die Frau ausfindig zu machen. Sie wohnte in einem schicken Apartmenthaus in Greenwood Heights. Es war nicht besonders groß, hatte nur zwei Zimmer, war aber geschmackvoll eingerichtet. Die Pastelltöne der Wände standen im Kontrast zu den schwarzen oder ebenholzfarbenen Möbeln. Sie schien sich für Kunst der Renaissance zu interessieren, denn einige Drucke der Werke alter Meister hingen im Wohnzimmer.

»Sie wollten mich wegen Vincent sprechen?«, sagte sie, nachdem wir im Wohnzimmer Platz genommen hatten. »Ich hoffe, es ist nichts passiert ...«

Ihre Unsicherheit war nicht zu übersehen. Das war kein Wunder. Wenn das FBI jemanden besuchte, dann bedeutete das oft nichts Gutes.

»Wir haben leider keine guten Neuigkeiten für Sie«, sagte ich ruhig. »Ihr Freund Vincent Valor wurde heute tot aufgefunden.«

Sie öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Stattdessen wurden ihre Augen feucht, und sie fing an zu weinen.

Es dauerte einen Moment, bis sie wieder sprechen konnte.

»Und ... und es ist sicher, dass er wirklich ... tot ist?«, sagte sie mit schwacher Stimme.

»Leider ja«, erwiderte ich. »Er ist erschossen worden, heute früh. Wissen Sie, wo er war oder wohin er wollte?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Er sagte gestern Abend, er habe noch etwas zu erledigen und könne sich daher nicht mit mir treffen. Es ging wohl um seine Arbeit.«

»Klang er irgendwie besorgt?«, fragte ich.

»Nein. Zumindest kam es mir nicht so vor.«

Ich nickte. »Wissen Sie denn, für wen er gearbeitet hat?«

»Daraus hat er immer ein Geheimnis gemacht. Er meinte, es sei jemand, der gut zahlt, es allerdings vorzieht, nicht genannt zu werden. Anfangs fand ich das merkwürdig und war neugierig, aber da Vince nichts gesagt hat, habe ich irgendwann aufgehört, mir darüber Gedanken zu machen. Er hat ganz gut verdient und schien zufrieden zu sein, also war ich auch zufrieden. Warum fragen Sie? Glauben Sie, sein Tod hat etwas mit seinem Job zu tun?«

»Das nehmen wir an«, sagte ich. »Es gibt Hinweise darauf, dass er für die Mafia tätig war.«

»Was?«, stieß sie überrascht hervor. »Für die Mafia? Vince? Nein, also ... Sind Sie sich sicher?«

»Wir haben gerade erst mit den Ermittlungen begonnen, deshalb können wir das noch nicht endgültig bestätigen. Es gibt jedoch Hinweise, die darauf hindeuten. Das ist auch der Grund, warum sich das FBI um diesen Fall kümmert«, erläuterte Phil. »Es ist, auch in Ihrem Interesse, wichtig, dass Sie uns alles erzählen, was Sie wissen. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die entscheidend sind.«

Sie nickte und tupfte mit einem Taschentuch vorsichtig über ihr Gesicht. »Sicher haben Sie recht, doch ich muss das erst einmal verdauen. Vince und ich, wir kannten uns ein gutes Jahr, er war ein wenig schüchtern, der nerdige Typ, aber total nett. Ich hatte vorher viele Freunde, die cooler und sportlicher waren, in anderer Hinsicht jedoch nicht zum Zusammenleben taugten. Bei Vince hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass er der Richtige ist, und jetzt das ... Ich brauche erst einmal einen Tee. Wollen Sie auch einen?«

»Gerne«, sagte ich, Phil lehnte dankend ab.

Wir ließen ihr ein wenig Zeit, um in die Küche zu gehen und den Tee aufzubrühen. Man konnte ihr ansehen, dass sie damit zu kämpfen hatte, die Fassung zu bewahren. Sie schlug sich wacker.

»So, bitte«, sagte sie und stellte mir Tee hin. »Der soll beruhigend wirken.«

Sie hatte sich eine extragroße Tasse gekocht und pustete hinein.

Ich kostete ebenfalls und gab ihr so noch einen Moment.

Als sie die Tasse halb leer getrunken hatte, setzte sie sie mit zitternden Händen ab. »Die Nachricht von seinem Tod – langsam merke ich, wie hart mich das getroffen hat. Ich versuche, ruhig zu bleiben, aber Sie müssen verzeihen, wenn das nicht so klappt.«

»Natürlich«, sagte ich.

Sie holte tief Luft. »Es ist so, Vince hat mir vor ein paar Wochen erzählt, dass er einen ganzen Batzen Geld bekommen habe. Eigentlich Bitcoins, das ist ja so gut wie Geld. Er hat die teilweise schon in Dollars umgetauscht. Dann hat er mich richtig fein zum Essen ausgeführt, mir ein Notebook gekauft und sich allerlei Schnickschnack besorgt. Er hat sich dabei richtig wohl gefühlt, meinte, er habe endlich den Durchbruch geschafft. Ich sollte niemandem davon erzählen.«

Ich horchte auf. Nun wurde es schon interessanter. »Hat er gesagt, warum?«

»Er wolle niemanden neidisch machen, ja, das hat er gesagt. Ich habe keinem von dem Geld erzählt, bis jetzt.«

»Wissen Sie, um wie viel Geld es sich gehandelt hat?«, fragte Phil. »Ich meine, wenn man die Bitcoins in Dollars umrechnet.«

»Nein, nicht genau. Er redete von einem sechsstelligen Betrag. Also eine ganze Menge Geld.«

Ich nickte. »Gut, er bekam also das Geld, hat einen Teil davon gewechselt und ausgegeben. Ist seitdem sonst etwas Ungewöhnliches passiert? Irgendwelche Anrufe? Hat er jemanden getroffen? Wurde er verfolgt?«

»Nein, nichts dergleichen«, antwortete sie. »Zumindest nicht dass ich wüsste. Er hat manchmal spätabends gearbeitet, das kam vor.«

»In Ordnung. Wir würden gern einen Blick in sein Apartment werfen. Haben Sie einen Schlüssel?«, wollte Phil wissen.

Sie nickte. »Wenn Sie wollen, komme ich mit und schließe Ihnen auf. Ist ja nicht weit von hier, er wohnt ... wohnte einen Block weiter. Deshalb sind wir uns auch über den Weg gelaufen und ...«

Sie versuchte ihre aufwallenden Emotionen zu unterdrücken, was einigermaßen gelang.

Keine zwanzig Minuten später standen wir drei vor der Tür von Valors Apartment.

Sie holte den Schlüssel aus der Tasche. »Soll ich?«

»Besser, ich mache das. Treten Sie bitte zur Seite.« Ich ließ mir den Schlüssel geben.

Sie ging aus dem Weg, Phil und ich zogen unsere Waffen und machten uns bereit.

Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn leise herum. Dann öffnete ich vorsichtig die Tür.

Nichts geschah. Kein Laut war aus dem Apartment zu hören.

Ich nahm die Waffe hoch und ging vor. Phil war direkt hinter mir. Es dauerte keine zehn Sekunden, bis wir das Apartment überprüft hatten. Es war niemand dort.

»Sie können reinkommen, Miss Miller«, sagte ich. »Nur fassen Sie bitte nichts an.«

Mit langsamen Schritten trat sie ein.

»Es sieht normal aus«, sagte ich. »Oder fehlt irgendetwas?«

Jessica Miller schaute sich um.

»Auf den ersten Blick sieht tatsächlich alles normal aus. Vince mochte keine Unordnung. Für ihn hatte alles seinen Platz.« Sie öffnete ein paar Schränke und Schubladen. In einigen befanden sich leere Fächer. »Hier standen CDs und DVDs. Die fehlen. Und die USB-Sticks, die Vince hier in der Schublade aufbewahrt hat. Er hatte auch irgendwo eine externe Festplatte, eigentlich sogar mehrere, wenn ich mich recht entsinne. Keine Spur davon. Von seinen Notebooks ganz zu schweigen. Er hatte sich, als er das Geld bekommen hatte, ein Gaming-Notebook in der höchsten Aufbaustufe gekauft. Das hat locker fünf Riesen gekostet. Das sehe ich nirgends.«

»Könnte es sein, dass er irgendwo ein zweites Büro hatte?«, wollte Phil wissen.

»Möglich«, antwortete sie. »Davon weiß ich aber nichts. Ich habe nie mitbekommen, dass er die Computer und Datenträger aus diesem Apartment irgendwohin mitgenommen hätte. Von seinem Notebook für unterwegs mal abgesehen.«