Jerry Cotton 3376 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3376 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Das ganze FBI-Team war im Einsatz, um den mutmaßlichen Waffenhändler Chris Debrasi zu stellen. Auf frischer Tat bei einem Deal, der laut eines Undercovercops unmittelbar bevorstand, wollten wir ihn festnehmen. Auf dem Weg dorthin wurde ich Zeuge, wie Debrasi entführt wurde. Phil und ich nahmen sofort die Ermittlungen auf, stießen aber überall auf eine Mauer des Schweigens. Von den Tätern keine Spur. Waren wir in einen Bandenkrieg der New Yorker Waffenhändler geraten? Dann erkannten wir, dass jemand ein ganz anderes Spiel spielte ...


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Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Falsches Spiel

Vorschau

Impressum

Falsches Spiel

Sandra Conzega öffnete die Schublade des Schreibtischs und nahm ein Handy heraus. Es war eines von den sicheren, die nicht zum Besitzer zurückzuverfolgen waren. Sie wählte eine Nummer. Eine Männerstimme meldete sich.

»Heute Abend«, sagte sie nur. »Mach dich bereit.«

Ein paar Sekunden lang hörte sie den Mann durch die Leitung atmen.

»Bist du dir sicher?«, erwiderte er dann. »Der Zeitpunkt ist nicht so gut. Wir ...«

»Ich habe nicht angerufen, um zu diskutieren«, unterbrach sie ihn scharf. »Heute Abend. Du weißt Bescheid.«

Sie legte auf, brachte das Handy wieder in der Schublade unter und holte etwas anderes heraus. Eine dunkle, schwere Pistole.

»Mittagspause bei unserem Stammitaliener«, sagte Phil und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Wann hat es das zum letzten Mal gegeben?«

»Gefühlt sind es wahrscheinlich Jahre«, meinte ich. »Immerhin scheinen sie uns hier im Mezzogiorno nicht vergessen zu haben.«

Mein Partner nickte dem Kellner zu, der in diesem Moment gekommen war, um das Geschirr abzuräumen. Wir hatten gerade jeder eine Riesenportion Pasta verdrückt, und mehr als zwei schmutzige Teller waren davon nicht übrig geblieben.

»Wünschen die Signori noch ein Dessert?«, fragte er. »Signor Cotton, Sie waren doch immer ein Freund unseres hausgemachten Tiramisu?«

Ich wollte gerade darüber nachdenken, da meldete sich mein Handy. Ein Blick aufs Display zeigte mir, dass es wohl nichts würde mit dem Dessert. Phil hatte es auch gesehen, machte ein enttäuschtes Gesicht und gab dem Kellner ein Zeichen.

»Jerry, Ihre Mittagspause in allen Ehren, aber Sie müssen sofort zurückkommen«, sagte Mr. High. Der Ton seiner Stimme ließ bei mir die Alarmglocken klingeln. »Wir haben einen Hinweis auf die Geschäfte der Debrasis. Und wir müssen schnell handeln.«

Eilig bezahlten wir die Rechnung. Minuten später waren wir in meinem Jaguar Richtung Federal Plaza unterwegs. Der Verkehr war zum Glück nicht so stark, doch es blieb noch genug Zeit, um Phil zu informieren. Er hatte die ersten Ermittlungen gegen die Debrasi-Familie nicht mitbekommen, weil er im Urlaub gewesen war.

»Die Familie schmuggelt im großen Stil«, informierte ich ihn. »Vor allem Waffen, aber auch andere Dinge wie Drogen. Die kriegen sie aus Südamerika, die Waffen wahrscheinlich aus ehemaligen Sowjetstaaten. Vor einigen Monaten hat das NYPD einen Undercoverermittler eingeschleust. Er sollte herausfinden, wann der nächste große Deal stattfindet. Damit wir die Beteiligten auf frischer Tat fassen. Offenbar steht jetzt so etwas bevor.«

Als wir im dreiundzwanzigsten Stock des Jacob K. Javits Federal Building aus dem Aufzug stiegen, spürten wir schon auf dem Flur die Anspannung, die auf der Etage herrschte.

Gerade kam unser Kollege Steve Dillaggio aus seinem Büro, gefolgt von seinem Dienstpartner Zeerookah. Unser Kollege, der indianische Wurzeln besaß, war wie immer in perfektem Maßanzug, handgenähten italienischen Schuhen und Designerkrawatte zum Dienst erschienen.

»Da seid ihr ja«, sagte Steve. »Wir sollen alle in den Besprechungsraum kommen.« Er klopfte auf eine Akte, die er unter dem Arm trug. »Das ist das Material unseres Undercovermanns. Ich bin mir sicher, heute Abend schnappen wir Chris Debrasi endlich. Und seinen Geschäftspartner, wer immer das ist.«

Im Besprechungsraum hatte sich die ganze Taskforce T. A. C. T. I. C. S. versammelt. Sie war die Sondereinheit des New Yorker FBI zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens. Mr. High begrüßte uns knapp und erläuterte allen, was es mit der Familie Debrasi auf sich hatte.

Der große Monitor hinter ihm zeigte einen schwarzhaarigen Mann Mitte vierzig. Das war Chris Debrasi, der nach dem Tod seines Vaters die Geschäfte übernommen hatte.

»Unser Informant hat herausgefunden, dass heute Abend in einem New Yorker Hafen die Übergabe einer Waffenlieferung stattfinden soll«, erläuterte der Chef. »Debrasi wird wohl selbst dabei sein. Es geht uns aber nicht nur darum, ihn selbst auf frischer Tat festzunehmen, sondern auch die Person, mit der er Geschäfte macht.«

Die Taktik, die dahintersteckte, war klar. Wahrscheinlich hätten wir Debrasi längst aufgrund der Erkenntnisse des Undercoverbeamten festnehmen können. Doch solange wir nicht wussten, mit wem er kooperierte, liefen wir Gefahr, uns einen weiteren großen Fisch entgehen zu lassen. Und ihn auch noch zu warnen.

»Wir wissen leider nicht, wo der Deal genau stattfinden wird«, sagte Mr. High. »Es wird also eine Überwachung nötig sein. Elektronisch findet sie bereits statt.«

Er nickte unserem Kollegen Dr. Ben Bruckner zu, der wie immer rote Flecke im Gesicht bekam, als er plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. Er schien sich hinter den Monitor seines aufgeklappten Notebooks verkriechen zu wollen. Als ein, zwei Sekunden Stille entstanden, räusperte er sich und hob sein jungenhaftes Gesicht.

»Ja, Sir«, sagte er. »Die Überwachung steht. Debrasi ist im Moment in seinem Apartment in Manhattan. Wenn er zum Treffpunkt aufbricht, wissen wir das. Vorausgesetzt, er hat sein Handy dabei.«

»Und wenn nicht, schauen wir in die Röhre«, sagte Joe Brandenburg mit seiner rauen Stimme. »Das ganze digitale Zeug hilft nichts, wenn es wirklich darauf ankommt. Das einzige Richtige ist die gute alte Überwachung von Mann zu Mann. Wie wir es damals beim NYPD gemacht haben.« Er brachte immer wieder seine Vergangenheit als Captain bei der Stadtpolizei ins Spiel.

Mr. High warf ihm einen ernsten Blick zu. »Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen, Joe. Wir wissen ja zum Glück schon einiges. Der Zeitpunkt wird am Abend sein. Und das Treffen wird irgendwo auf dem Hafengelände stattfinden. Trotzdem gehen wir auf Nummer sicher. Jerry wird Debrasi überwachen und gegebenenfalls verfolgen. Ben übernimmt weiter die elektronische Kontrolle. Alle anderen brauchen wir auf dem Hafengelände. Es soll sich um das Areal am Gowanuskanal handeln. Kein besonders großer Hafen, aber immerhin groß genug, dass Verdächtige fliehen können.« Er machte eine kurze Pause. »Hat noch jemand einen Vorschlag?«, fragte er in die Runde.

Niemand sagte etwas. Joe schüttelte den Kopf. Erst dacht ich, er hätte wieder einen Einwand. Dann zeigte sich, dass ich mich irrte.

»Klingt nach einem guten Plan«, sagte er.

Sandra Conzega verzichtete darauf, ein weiteres Mal zu telefonieren. Sie hatte keine Lust auf Diskussionen.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit hielt sie sich in ihrer Wohnung in Brooklyn auf, die sie seit einigen Monaten bewohnte. Sie hätte auch ein Zimmer im Haus ihres Vaters auf Staten Island behalten können. Obwohl das Haus riesig war, hatte sie dort plötzlich so etwas wie eine unerträgliche Enge empfunden. Zum Leidwesen ihres Vaters war sie eines Tages ausgezogen.

Vor ihrem Fenster, das auf die viel befahrene Flushing Avenue hinausging, brannten bereits die Straßenlampen. Leichter Nieselregen, fein wie Nebel, waberte in den Lichtkegeln. Der Feierabendverkehr hatte eingesetzt.

Sie hatte den Zeitplan genau im Kopf.

In der Sekunde, für die sie es sich vorgenommen hatte, verstaute sie die Pistole in ihrer geräumigen Handtasche. Sie zog ihren Mantel an, nahm den Schlüssel, verließ die Wohnung und ging in eine nahegelegene Tiefgarage. Ihr Wagen, ein dunkler Volkswagen Transporter, stand auf einem gemieteten Platz in einer dunkleren Ecke.

Sie fuhr auf die Flushing Avenue hinaus und bog nach Süden ab. Nach einigen Meilen durch Wohngebiete tauchte vor ihr im Regen ein Metallzaun auf. Hinter der etwa sieben Fuß hohen Barriere ragten im Licht der Scheinwerfer Grabsteine zwischen alten Bäumen auf. Das war der Green-Wood Cemetery.

Sandra folgte dem Zaun, bis sie zu einer Einfahrt gelangte. Hier ging es auf den Parkplatz, der um diese Zeit vollkommen verwaist war. Niemand hatte jetzt ein Interesse daran, ein Grab zu besuchen. Außerdem war der Friedhof bis zum Morgengrauen geschlossen.

Sie suchte sich einen Platz abseits der gelblichen Beleuchtung. Nachdem sie den Motor abgestellt hatte, griff sie hinter sich und holte zwei Kennzeichen hervor. Sie öffnete die Tür.

Der Regen rauschte jetzt nur so. Sie spürte, wie ihr das Wasser in die Haare und kalt den Nacken hinunterlief, während sie die Nummernschilder austauschte. Die neuen, die sie anbrachte, waren gefälscht und gehörten angeblich zum Sonnenstaat Kalifornien.

Nachdem sie wieder auf den Fahrersitz geklettert war, sah sie auf die Uhr. Sie war perfekt im Zeitplan und hatte sogar noch fast fünf Minuten übrig. Einen Moment dachte sie darüber nach, noch kurz hier stehen zu bleiben. Aber ein einsames Fahrzeug auf einem ansonsten verlassenen Parkplatz erregte in dieser Stadt deutlich mehr Aufmerksamkeit als ein fahrendes.

Also ließ sie den Motor an und fuhr den Transporter zurück auf die Straße.

Bis zum Gowanuskanal war es nur eine halbe Meile.

Bis in den Nachmittag hinein sichteten wir die Informationen, die wir über die Familie Debrasi hatten. Eigentliches Oberhaupt war Amanda Debrasi, die Witwe von Chris Debrasis Vater. Sie lebte in ihrer Residenz außerhalb der New Yorker Innenstadt an der Little Neck Bay.

Chris Debrasi war ein Einzelkind, also so etwas wie der Kronprinz der Familie. Und wir hatten richtig daran getan, uns ganz und gar auf ihn zu konzentrieren. Davon gingen wir jedenfalls aus. Wir und Larry Bloom, so hieß der Undercoverbeamte, der uns mit den Informationen über den bevorstehenden Deal versorgt hatte.

Bevor ich mich auf den Weg machte, um Debrasi zu überwachen, telefonierte ich mit ihm.

»Die Familie ist ziemlich klein«, sagte er. »Das ist ungewöhnlich. Aber sie haben Helfer, die sich um die Abwicklung der Geschäfte kümmern. Die sorgen auch für die Aufbewahrung der Ware. Es ist gar nicht so einfach herauszufinden, wo diese Lager sind.«

»Das habe ich in Ihren Unterlagen gelesen, Larry«, sagte ich. »Unser IT-Experte Ben Bruckner versucht, etwas darüber herauszufinden.«

»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das hinkriegt«, sagte Bloom.

Kein Wunder, dass er dieser Ansicht war. Er kannte Ben nicht. Er wusste nichts über seine unglaublichen Fähigkeiten als ehemaliges Wunderkind, das schon mit dreizehn auf dem College war und dessen Intelligenzquotient jenseits des Messbaren lag. Ben war in der Lage, all die Milliarden Daten, die ihm die Leitungsnetze, die Überwachungskameras, die öffentlichen und privaten Telefone und vieles andere ständig boten, mit selbst geschriebenen Programmen zu verknüpfen. Bloom konnte das nicht wissen, also nahm ich es ihm nicht übel.

»Wir werden schon etwas herausbekommen«, sagte ich und verabschiedete mich.

Natürlich konnte ich die Überwachung nicht mit meinem Jaguar durchführen. Die Fahrbereitschaft stellte mir einen kleinen dunklen Hyundai zur Verfügung. Es war ein Allerweltsauto, das nicht auffiel, allerdings auch nicht besonders schnell war.

»Erwarten Sie denn eine Verfolgungsjagd, Agent Cotton?«, fragte der Beamte, der für die Ausgabe der Fahrzeuge verantwortlich war.

»Eher nicht. Es ist wichtiger, nicht gleich als Mitglied einer Bundesbehörde erkannt zu werden.« Damit nahm ich die Schlüssel entgegen und machte mich auf den Weg zu Debrasis Adresse.

Der Hyundai mochte ein einfaches Fahrzeug sein. Er hatte jedoch ein Funkgerät, über das wir digital verschlüsselt in Kontakt bleiben konnten.

»Debrasi ist immer noch in seiner Wohnung«, informierte Ben mich, als ich gegenüber eine Parklücke gefunden hatte.

»Du meinst, sein Handy ist dort«, versuchte ich einen Scherz, indem ich an das anknüpfte, was Joe gesagt hatte.

Ben blieb ernst. »Nein. Weder die Kamera im Aufzug noch am Ausgang des Apartmenthauses hat ihn aufgenommen. Und sein Wagen steht auch noch in der Tiefgarage, an deren Tor es übrigens auch eine Kamera gibt. Und ja, das Handy ist in der Wohnung. Wenn man die Daten alle zusammen betrachtet, kann man davon ausgehen ...«

»Alles klar, Ben, gute Arbeit«, sagte ich. »Ich hab nur einen Witz gemacht. Gib mir Bescheid, wenn sich etwas tut.«

Über anderthalb Stunden herrschte fast vollständige Funkstille. Nur anhand sehr weniger einzelner Meldungen erfuhr ich, dass sich die Kollegen auf den Weg zum Gowanuskanal machten. Schließlich meldete sich Ben über Funk.

»Debrasi hat die Wohnung verlassen«, sagte er. »Wahrscheinlich kommt er gleich zur Tür heraus. Oder er geht in die Tiefgarage, und dann siehst du seinen Wagen.«

Ich wusste, dass Debrasi einen dunkelblauen Mercedes fuhr. Auch das Kennzeichen war uns bekannt. Es war der einzige Wagen, der auf seinen Namen gemeldet war.

»Na, dann hat die Warterei ja wahrscheinlich ein Ende«, brummte Joe in den Funkverkehr. »Es ist kein Vergnügen, hier am Hafen herumzustehen und den Regentropfen beim Fallen zuzuschauen.«

»Ich dachte, du bist das aus deiner Zeit beim NYPD gewöhnt?«, schaltete sich Steve ein.

Während sie herumflachsten, behielt ich das Haus im Auge, in dem Debrasi wohnte.

»Sieht so aus, als wäre er auf dem Weg in die Tiefgarage«, sagte Ben. Wahrscheinlich hatte er das durch die elektronische Verfolgung von Debrasis Handy in Kombination mit den Überwachungskameras herausgefunden.

Es dauerte noch knappe fünf Minuten, da ging das Tor der Tiefgarage neben dem Eingang auf. Über die Rampe schob sich der markante Kühler eines Mercedes auf die Straße. Ich konnte den berühmten Stern im Schein der Straßenbeleuchtung aufblitzen sehen. Mittlerweile war es dunkel geworden.

»Da ist er«, sagte ich ins Funkgerät. »Ich nehme die Verfolgung auf.«

Als ich den Hyundai aus der Parklücke rollen ließ, wurde der Regen stärker, und ich musste die Scheibenwischer anstellen. Debrasi hielt auf den East River zu und nahm den FDR Drive nach Süden. Schließlich folgte er der verschlungenen Auffahrt zur Brooklyn Bridge.

Ich wollte gerade meine Position durchgeben, da war Ben wieder zu hören.

»Sieht so aus, als wäre er tatsächlich zum Gowanuskanal unterwegs«, sagte er.

»Dann wird es ja gleich spannend«, gab Joe seinen Senf dazu.

»Wieso verfolge ich den Burschen eigentlich, wenn Ben durch die Handyüberwachung sowieso weiß, wo er sich aufhält?«

»Es kann ja sein, dass er auf einmal auf die Idee kommt, sein Telefon abzuschalten, Jerry«, sagte Ben, der wieder einmal nicht verstanden hatte, dass ich einen Witz machen wollte.

»Ob in seinem Wagen die Waffen sind, die er verkaufen will?«, fragte Phil.

Es war Steve, der antwortete. »Wahrscheinlich ist sein Kofferraum randvoll mit dem Zeug. Das werden wir bald wissen.«

Mittlerweile waren Debrasi und ich auf der anderen Seite des East River angelangt. Der Verfolgte nahm nun den Highway 278, der zwischen hohen Backsteinmauern Richtung Süden verlief und ein paar Meilen weiter über den Gowanuskanal führte. Kaum hatten wir diese Stelle erreicht, nahm Debrasi die nächste Abfahrt zu den Hafenanlagen.

Hier war der Verkehr wesentlich dünner. Dadurch bestand die Gefahr, dass Debrasi Lunte roch. Ich ließ eine größere Lücke zwischen uns. Immer wieder gab ich per Funk durch, wo ich war. Es ging um ein paar Straßenecken, dann hielt der Waffenhändler genau auf den Kanal zu.

»Debrasi hat sein Handy ausgeschaltet«, erklärte Ben. »Deinen Meldungen zufolge müsstest du jetzt an den abgesperrten Bereich des Hafens kommen, wie Larry Bloom es uns mitgeteilt hat.«

»Gleich schnappt die Falle zu«, sagte Joe, und ich konnte seiner Stimme anhören, wie er sich darauf freute.

Am Nachmittag hatte ich mir die Karte des Areals genau angesehen, auf dem ich mich nun befand. Es gab mehrere Hafenzufahrten. Sie alle führten an die Kante des Kanals, wo Verladestationen und Lagergebäude ein großes Wirrwarr bildeten. Die Kollegen hatten sich dort strategisch verteilt, sodass nicht nur Debrasi ihnen in die Falle gehen würde, sondern auch sein Geschäftskontakt.

Jetzt hielt Debrasi genau auf die Sperre zu. Hinter den hektisch arbeitenden Scheibenwischern war das Rücklicht des Mercedes zu erkennen, das durch den Regen wässrig verwischte. Die Scheinwerfer trafen auf einen etwa zehn Fuß hohen Zaun, der von einem Tor durchbrochen war.

Es waren noch etwa hundert Yards bis dorthin. Debrasis Bremslichter leuchteten auf und verstärkten die Rücklichter, die rot durch den Regen glühten.

Ich blieb wieder ein Stück zurück. Obwohl die Distanz ziemlich groß war, konnte ich sehen, dass das Tor in dem Zaun weit offen stand. Der Mercedes war davor stehen geblieben. Der Motor lief. Rauchschwaden stiegen in dem blutrot gefärbten Regen am Heck auf.

»Bei uns tut sich etwas. Hier fährt ein BMW aufs Gelände.« Steve befand sich an einer Hafenzufahrt, die eine halbe Meile weiter südlich lag.

»Das muss der Geschäftspartner sein«, sagte ich. »Debrasi hat gebremst, obwohl er eigentlich weiterfahren könnte. Keine Ahnung, was da vorne los ist.«

»Hat er was mitbekommen?«, fragte Joe alarmiert.

»Weiß ich nicht«, gab ich zurück. »Wenn ich näher heranfahre, wird das sicher der Fall sein.«

»Der BMW bei uns hat gehalten«, informierte Steve uns. »Ein Mann steigt aus.«

In diesem Moment sah ich neben Debrasis Mercedes einen Schatten. Da war jemand neben dem Fahrzeug. War der Waffenhändler ausgestiegen? Nein, das wäre mir nicht entgangen.

»Da vorne läuft etwas Seltsames ab«, sagte ich ins Funkgerät. »Debrasi scheint Ärger zu haben. Er fährt nicht weiter.«

»Der Mann, der ausgestiegen ist, wartet«, sagte Steve. »Wenn wir nichts unternehmen, haut er vielleicht wieder ab, und dann war es das.«

»Ich kümmere mich darum.« Im nächsten Moment war ich aus dem Wagen gestiegen. Der Regen klatschte mir ins Gesicht, während ich zu dem Mercedes rannte. In der Zwischenzeit war die Fahrertür von Debrasis Wagen aufgegangen. Eine dunkle Figur stand da und hob etwas Schwarzes.

Eine Pistole.

Ich zog meine Glock.

»Halt!«, rief ich. »FBI! Lassen Sie die Waffe fallen!«

Im nächsten Moment drehte sich die Figur zu mir um und schoss. Sofort ließ ich mich fallen. Es war besser, auf nassem Asphalt zu liegen, als mir eine Kugel einzufangen.

Die Distanz betrug etwa fünfzig Yards. Der Schuss verfehlte mich. Der nächste würde vielleicht treffen. Daher rollte ich zur Seite, sprang auf und hetzte zu einer Mauer, neben der Müllcontainer standen. Ein zweiter Schuss fiel. Der Querschläger verlor sich heulend irgendwo zwischen den Backsteinen.

Nachdem ich die Deckung erreicht hatte, sah ich um die Ecke.

Die Figur bedrohte den Waffenhändler. Es kam zu einem kurzen Gerangel. Anschließend stieg der unbekannte Angreifer in den Wagen. Der Motor heulte auf, und der Mercedes raste davon. Einen Moment hoffte ich, er würde durch das Tor fahren und meinen Kollegen in die Falle gehen. Doch vor dem Zaun zweigte eine schmale Straße ab. Reifen quietschten, als Debrasis Wagen um die Ecke fegte und verschwand.

Ich verlor wertvolle Sekunden, bis ich wieder am Funkgerät war.