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Im tiefsten Winter wurde eine junge Frau tot aus dem Hudson River geborgen. Es handelte sich um Azumi Takeshi, eine Japanerin, die in New York Urlaub gemacht hatte. Ihr Körper wies merkwürdige Male auf, die auf rituelle Folter hindeuteten. Zusammen mit der Gerichtsmedizinerin Dr. Drakenhart gelangten Phil und ich zu dem Schluss, dass die Zeichen wahrscheinlich etwas mit Hexerei oder Okkultismus zu tun hatten. Und so trafen wir wenig später auf die Hexe von Manhattan!
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Die Hexe von Manhattan
Vorschau
Impressum
Die Hexe von Manhattan
»Hier am Riverdale Yacht Club beißen die Fische am besten!«, verkündete Ian Lake freudestrahlend und schaute über den Hudson River aufs gegenüberliegende Ufer, das von den rotgelben Strahlen der Morgensonne erhellt wurde.
»Davon musst du mich erst überzeugen«, grummelte Harold Letterman und wickelte seine Decke fester um sich. Warum hatte er sich nur bei diesen Temperaturen – immerhin war es kurz vor Weihnachten – zu einem Angelausflug überreden lassen?
Sie setzten sich an den Steg und warfen ihre Angeln aus. Dann schwiegen sie, wie es sich für echte Angler gehörte. Zumindest für einen Moment, denn da zog plötzlich etwas an Lakes Angelschnur.
Er lächelte.
»Na! Habe ich es dir nicht gesagt? Mit dem richtigen Köder beißen die Fische wie verrückt.« Er zog an der Angel, die sich immer weiter durchbog.
»Das muss ein riesiger Brocken sein!«, rief Letterman. »Lass auf keinen Fall los!«
Lake zog weiter. Das, was er gefangen hatte, näherte sich zusehends, bis die ersten Umrisse zu sehen waren.
»Was ist das denn?«, fragte Letterman zweifelnd. »Das ist doch kein Fisch!«
Und tatsächlich, als sie den Körper aus dem Wasser gezogen hatten, erkannten sie, dass es sich um eine Frau handelte.
»Verflucht, das gibt es nicht!«, sagte Lake.
Letterman konnte den Anblick der Leiche nicht ertragen und musste sich übergeben.
Die Freude am Fischen war ihnen gründlich vergangen.
»Wo steckt er denn?«, sagte ich zu mir selbst, als ich Phil am üblichen Treffpunkt abholen wollte.
Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich pünktlich war. Im Gegensatz zu meinem Freund.
Es war nicht seine Art, zu verschlafen oder zu spät zu kommen. Daher flüsterte mir eine innere Stimme zu, dass ich anfangen sollte, mir Sorgen zu machen. Ich brachte sie zum Schweigen und entschied, ihm noch fünf Minuten zu geben, bevor ich ihn anrief.
Um mich herum waren die Zeichen der Weihnachtszeit nicht zu übersehen. Es war zwar erst Anfang Dezember, doch die Marketingmaschinerie von Santa Claus lief auf vollen Touren. In den Schaufenstern der Geschäfte war überall künstlicher Schnee, nicht zu vergessen die vielen Weihnachtsmänner, teils Puppen, teils echte Männer in entsprechender Verkleidung. Viele Passanten mit Geschenken unter den Armen waren noch nicht unterwegs, es war jedoch sicher bald so weit.
Die Zeit verging, und ich hatte schon mein Telefon in der Hand, als Phil mit schnellen Schritten um die Ecke bog.
Er erreichte den Jaguar und stieg ein. »Guten Morgen. Sorry, hat etwas länger gedauert. Frauen sind manchmal so ... anhänglich.«
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Das war natürlich eine gute Erklärung.
»Du hast die Nacht also nicht allein verbracht«, stellte ich fest.
Er grinste. »Nein, habe ich nicht. Ganz und gar nicht. Ich hatte Besuch von zwei asiatischen Schwestern ...«
Einen Augenblick lang war ich versucht, ihm Glauben zu schenken, ich kannte ihn allerdings zu gut, um nicht zu verstehen, dass er flunkerte.
»Zwei asiatische Schwestern, wahrscheinlich auch noch eineiige Zwillinge«, erwiderte ich. »Klar, und ich hatte gestern Nacht Besuch von Toni Garn.«
Er winkte ab. »Alles klar, hab schon verstanden, dich kann man nicht an der Nase herumführen, nicht mal so früh am Morgen. Also gut, es war nur eine, aber eine ganz besondere. Eine französische Stewardess. Sie fliegt heute wieder ab, wir werden uns daher ein paar Tage nicht sehen können.«
Ich musterte ihn. Diesmal schien er die Wahrheit zu sagen.
»Gut, wollen wir?«, fragte ich und wollte gerade den Motor starten, als ich einen Anruf von Mr. High erhielt.
»Guten Morgen, Jerry«, ertönte seine Stimme über die Freisprechanlage. »Ist Phil bei Ihnen?«
»Ja, ich bin hier, Sir«, antwortete mein Partner.
»Gut. Ich habe einen Job für Sie. Da es in Bezug auf Mafiaaktivitäten aktuell ungewöhnlich ruhig ist, möchte ich, dass Sie sich um einen Todesfall kümmern. Es geht um eine japanische Touristin, die heute früh aus dem Hudson gefischt wurde. Buchstäblich herausgefischt. Fahren Sie zum Riverdale Yacht Club und finden Sie heraus, was genau passiert ist. Nach dem, was ich bisher gehört habe, ist Fremdeinwirkung wahrscheinlich.«
»Wir werden uns die Sache vor Ort anschauen«, sagte ich.
»Melden Sie sich, wenn Sie mehr wissen«, bat Mr. High und beendete das Gespräch.
»Also geht es Richtung Norden, nicht Süden«, bemerkte Phil. Während ich mich aufs Fahren konzentrierte, schaute er sich den vorliegenden Bericht an. »Der Name der Toten ist Azumi Takeshi. Sie ist einundzwanzig Jahre alt und Japanerin. Ist vor zwei Wochen in die Staaten eingereist, und zwar mit dem Flieger in Boston. Als Zweck des Aufenthalts in den USA ist Tourismus angegeben. Bei der Einreise wurden ihre Fingerabdrücke gescannt, daher konnte sie so schnell identifiziert werden. Denn Papiere hatte sie wohl keine bei sich.«
»Was ist mit den Umständen ihres Todes?«
»Wahrscheinlich ertrunken«, antwortete Phil. »Ihr Körper weist merkwürdige Tätowierungen auf. Ob sie von der Yakuza war?«
»Der japanischen Mafia? Es scheint mir etwas früh, das zu folgern. Es hängt außerdem von der Art der Tattoos ab. Und den Stellen, an denen sie sich befinden. In Japan hat das Thema eine andere Bedeutung als bei uns. Yakuza zum Beispiel lassen sich nur an Stellen tätowieren, wo sie die Tattoos verstecken können. Hände, Hals und Gesicht sind somit tabu.«
»An welchen Stellen sich die Tattoos befinden, steht nicht im Bericht«, sagte Phil. »Viel mehr sonst auch nicht.«
Eine gute Stunde später erreichten wir den Riverdale Yacht Club. Ich parkte den Wagen, wir stiegen aus.
Es waren mehrere Streifenwagen des NYPD und Fahrzeuge einer Crime Scene Unit vor Ort. Davon abgesehen war der Parkplatz in der Nähe des Jachtklubs relativ leer. So früh am Morgen waren die meisten Mitglieder wahrscheinlich bei der Arbeit. Selbst reiche New Yorker, die sich eine Jacht leisten können, müssen gewöhnlich arbeiten, um ihren Lebensstandard zu finanzieren.
Auffällig war ein in typischem rot gehaltener Ferrari, der direkt vor dem Eingang des Jachtklubs parkte.
»Ein Vetter deines Wagens aus Italien«, bemerkte Phil, während er seinen Schal fester um den Hals wickelte, um sich gegen den Wind zu schützen. »Auch nicht schlecht.«
»Aber bei Weitem nicht so alltagstauglich«, sagte ich.
Um die Leiche zu finden, mussten wir nicht lange suchen. Wir liefen einfach zu der Menschenansammlung in der Nähe eines Bootstegs. Dort schwirrten vor allem Mitarbeiter einer Crime Scene Unit und ein paar Officers des New York Police Department herum. Kurz darauf entdeckte ich ein bekanntes Gesicht.
»Hallo, Janice«, begrüßte ich die Gerichtsmedizinerin Dr. Drakenhart, mit der Phil und ich schon oft zusammengearbeitet hatten.
Sie drehte sich zu uns um und lächelte. »Jerry, Phil, schön euch zu sehen. Euch hätte ich hier nicht erwartet. Seid ihr nicht Teil der Taskforce, die gegen die Mafia ermittelt?«
»Ja. Allerdings ist es aktuell ruhig, weshalb uns Mister High für diesen Fall eingeteilt hat. Wenn es sich denn um einen Fall handelt.«
»Davon ist auszugehen«, sagte Janice. »Am Körper der Frau finden sich Blutergüsse, die darauf schließen lassen, dass sie sich gewehrt hat. Wie es aussieht, trat der Tod also nicht durch einen Unfall ein.«
Ich nickte. »Wie ist sie gestorben?«
»Wahrscheinlich ertrunken«, kam die Antwort. »Alle Anzeichen deuten darauf hin. Lange ist es nicht her, vielleicht drei bis vier Stunden. Ob sie im Hudson ertränkt wurde, kann ich erst beurteilen, wenn ich das Wasser in ihren Lungen analysiert habe. Das gilt auch für die letztliche Feststellung der Todesursache. Die arme Frau. Sie war noch so jung. Wer tut so etwas Entsetzliches?«
Ich nickte. »Wir haben gehört, dass sie Tätowierungen hätte. Können wir die mal sehen?«
»Da hat wohl jemand nicht genau hingeschaut«, erwiderte Janice. »Das sind keine Tattoos. Jemand hat ihr etwas in die Haut geritzt. Intra vitam, also noch zu Lebzeiten. Zuerst dachte ich, dass es sich um Spuren von Folter handeln würde. Dann gelangte ich zu einer anderen Erkenntnis, als ich sie mir genau angeschaut habe.«
»Und?«, wollte Phil wissen.
»Es sind keine zufälligen Schnitte, sondern Symbole. Vielleicht könnt ihr euch einen Reim darauf machen.«
Wir gingen zum Leichnam, der unter einer Plastikplane auf dem Holzsteg lag. Janice zog die Plane beiseite. Die Frau trug keine übliche Straßenkleidung, sondern einen weißen Umhang. Da ihr Körper nur teilweise entblößt war, konnte man nicht alle Symbole erkennen.
»Das sind eine ganze Menge«, bemerkte Phil und schauderte. Ob das dem Anblick oder der Kälte geschuldet war, konnte ich nicht sagen. »Armes Ding. Auf jeden Fall sieht das nicht nach japanischen Schriftzeichen aus. Was ist das da? Könnte den Mond und die Sonne darstellen. Und was ist das? Ein Pentagramm?«
Janice nickte. »Ja, ein fünfzackiger Stern. Darüber habe ich mal etwas gelesen. Er wird auch Drudenstern oder Pentakel genannt. Ein uraltes Symbol, das schon bei den alten Ägyptern verwendet wurde und seitdem bei allem möglichen Gruppen und Kulten. Soweit ich weiß, war es auch bei den Freimaurern in Verwendung.«
»Freimaurer? Es könnte sich also um den rituellen Mord einer Geheimorganisation handeln?«, fragte Phil.
Janice zuckte mit den Schultern. »Sorry, keine Ahnung. Ich sage nur, dass die Freimaurer manchmal Pentagramme verwendet haben. Das muss nicht bedeuten, dass eine ihrer Logen hinter dem Mord steckt. Ich habe zwei Bekannte, die Freimaurer waren, die sich ganz normal verhalten. Das wird in der Literatur immer ganz schön aufgebauscht.«
»Wir sammeln erst einmal die Fakten«, sagte ich. »Und wir benötigen Fotos aller Symbole.«
»Darum werde ich mich kümmern«, versprach Janice.
Wir besprachen ein paar Details, dann gingen wir zu den beiden Männern, die die junge Frau entdeckt hatten. Sie machten einen ziemlich verstörten Eindruck.
»Ian Lake und Harold Letterman?«, fragte Phil, als wir ihnen gegenüberstanden.
Die beiden nickten stumm.
»Die FBI Agents Decker und Cotton«, stellte ich uns vor. »Sie haben die Leiche aus dem Fluss geborgen, ist das richtig?«
Lake, ein groß gewachsener grauhaariger Mann Anfang siebzig, nickte. »So ist es. Ich war schon ein paarmal hier und wollte meinem Freund diesen Angelplatz zeigen. Noch bevor wir irgendeinen Fisch aus dem Wasser ziehen konnten, blieb die Leiche an meinem Angelhaken hängen. Ich hatte zum Glück eine Ausrüstung für größere Fische, sonst wäre die Schnur sicher gerissen.«
»Das war ein schlimmer Schock zu sehen, was wir gefangen hatten«, fügte Letterman mit düsterer Miene hinzu. »Ich habe im Krieg im Irak eine Menge Leichen zu Gesicht bekommen, aber wenn es einen beim Angeln überrascht, ist das etwas anderes. Noch dazu, wenn es sich um eine junge Frau handelt.«
Ich nickte. »Das kann ich gut verstehen. Wann genau war das?«
»Fünf Uhr achtunddreißig«, antwortete Lake. »Ich habe auf die Uhr geschaut. Das ist wichtig, oder? In den Kriminalserien berechnen die immer die Strömungsgeschwindigkeit und all das, um herauszufinden, woher die Leiche kam.«
»Das ist auf jeden Fall hilfreich«, antwortete ich. »Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen? Jemand am Ufer? Oder ein Boot, von dem aus die Leiche ins Wasser geworfen worden sein könnte?«
Die Männer schüttelten die Köpfe. Mehr Informationen konnten wir auch mit weiteren Fragen nicht aus ihnen herausholen. Daher notierten wir ihre Kontaktdaten und ließen sie gehen.
Wir regelten alles Nötige am Fundort und schauten uns dann die Gegend flussaufwärts an. Es gab viele Stellen, an denen jemand die Leiche ungesehen in den Hudson River hätte werfen können.
»Ben sollte die Verkehrsüberwachung in der Gegend überprüfen, vielleicht fällt ihm etwas auf«, sagte Phil.
»Gute Idee«, erwiderte ich. »Erstatten wir erst einmal Mister High Bericht. Dann sehen wir weiter.«
Wir kontaktierten den Chef und gaben ihm alle Infos, die wir hatten.
»Es könnte sich also um einen Ritualmord handeln? Davon sollten wir zum jetzigen Zeitpunkt der Presse gegenüber Schweigen bewahren. Ich will erst nähere Informationen haben.«
»Das halte ich ebenfalls für sinnvoll«, sagte ich. »Wer weiß, sonst findet sich vielleicht ein Nachahmer. Es ist schon schlimm genug, dass eine junge Frau gewaltsam ums Leben gekommen ist.«
»Wie wollen Sie weiter vorgehen?«
»Wir ermitteln im Umfeld des Opfers«, sagte ich. »Wie wir inzwischen wissen, ist die Frau mit einer Gruppe aus Japan eingereist. Dem werden wir nachgehen. Und wir versuchen herauszufinden, was die Symbole auf ihrem Körper bedeuten.«
»In Ordnung. Melden Sie sich, wenn Sie Unterstützung benötigen.«
Phil hatte herausgefunden, dass die junge Frau in New York in einer Jugendherberge in der Bronx gewohnt hatte. Das war unser nächstes Ziel.
Auf dem Weg dorthin erhielten wir von Janice Fotos der Symbole auf der Haut des Opfers.
Ich warf einen Blick darauf. »Einige davon habe ich schon mal gesehen, glaube ich. Irgendwelches mystisches Zeug.«
In dem Moment klingelte mein Handy.
Janice war dran. »Ich weiß, das ist nicht unbedingt mein Job, aber ich habe ein wenig zu den Symbolen recherchiert. Wie es scheint, haben sie etwas mit Hexerei oder Okkultismus zu tun.«
»Okkultismus, die Lehre von übersinnlichen Dingen und Kräften?«, sagte Phil. »Ja, ich habe auch ein wenig gegoogelt und bin zum gleichen Schluss gekommen. Und was genau bedeutet das? Hat jemand Azumi Takeshi bei einer Art Zeremonie geopfert? Das ist völlig unsinnig!«
»Viele Völker haben im Laufe der letzten paar Tausend Jahre Menschenopfer gebracht, um die Götter zu besänftigen«, meinte Janice. »Ich weiß, heute kommt uns das völlig absurd vor, doch es ist geschehen. Wer weiß, vielleicht denkt der Täter in ähnlichen Bahnen wie die Priester aztekischer Stämme oder so. Keine Ahnung, das ist nicht mein Spezialgebiet.«
»In der Vergangenheit ist vieles falsch gelaufen«, sagte ich. »Denk nur mal daran, dass Ärzte Jahrtausende lang Aderlass als sinnvolle Therapie betrachtet haben. George Washington wurden nach einem Reitunfall fast eine halbe Gallone Blut auf diese Weise entnommen, was wahrscheinlich zu seinem Tod beigetragen hat. Wir haben es vielleicht mit einem Täter zu tun, für den es bei dem Mord um mehr geht, als einfach jemanden zu töten. Wenn ich daran denke, beschleicht mich ein unangenehmes Gefühl, denn vielleicht war Azumi Takeshi nicht das letzte Opfer des Täters.«
»Oder nicht das erste«, meldete ich Phil zu Wort. »Wir sollten die Datenbanken nach ähnlichen Verbrechen durchsuchen.«
»Auch das«, stimmte ich ihm zu und wandte mich an Janice. »Vielen Dank für die Hinweise. Wenn dir noch etwas einfällt, kannst du uns gerne anrufen.«
»Klar, wir bleiben in Kontakt«, sagte sie und beendete das Telefongespräch.
Wenig später, wir waren mit den Symbolen noch nicht viel weitergekommen, erreichten wir die Jugendherberge, in der Azumi Takeshi gewohnt hatte. Es dauerte nicht lange, bis wir diejenigen gefunden hatten, die mit ihr unterwegs gewesen waren. Natsuki Kuroi, eine Freundin des Opfers, und Toshi Uyeshiba, ihren Freund. Die beiden waren Anfang zwanzig und recht modern gekleidet. Er war ein schmächtiger, aber gut aussehender Typ, sie ebenfalls schlank und attraktiv. Keiner von ihnen hatte sichtbare Tattoos oder Male.
»Haben Sie Azumi endlich gefunden?«, fragte Natsuki Kuroi mit leichtem Akzent, nachdem Phil und ich uns vorgestellt hatten.
»Sie hatten sie vermisst?«, erwiderte mein Partner.
Natsuki Kuroi nickte. »Ja, sie ist gestern Abend verschwunden und nicht wiederaufgetaucht. Ich habe vorhin bei der Polizei angerufen. Sie haben sich notiert, dass sie weg ist. Sind Sie nicht deshalb hier?«
»Gewissermaßen«, antwortete ich. »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Freundin Azumi Takeshi gefunden worden ist. Sie ist tot.«
Sie schauten entsetzt drein.
Natsuki Kuroi war den Tränen nahe, versuchte sich zusammenzureißen. »Sind Sie sich sicher, dass es Azumi ist, die Sie gefunden haben?«
Ich nickte. »Ja, die Fingerabdrücke und das Aussehen stimmen überein. Es wäre hilfreich, wenn Sie sie später noch identifizieren würden, es ist jedoch unwahrscheinlich, dass eine Verwechselung vorliegt.«
»D-das ist schrecklich!«, stammelte sie, und Tränen liefen ihr über die Wangen. »Gestern ging es ihr doch gut. Was ist passiert? Hat sie Drogen genommen? Normalerweise machte sie so etwas nicht, aber vielleicht hat sie hier, weit weg von zu Hause, ihre Hemmungen fallen lassen.«
»Die Umstände ihres Todes werden noch untersucht«, antwortete ich, ohne auf das Thema Drogen einzugehen. »Vielleicht könnten Sie uns helfen. Wann und wo ist sie verschwunden?«