Jerry Cotton 3412 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3412 E-Book

Jerry Cotton

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

In Berlin wurde der international gesuchte amerikanische Terrorist Carl Wagner vom Bundeskriminalamt verhaftet. Er wurde jedoch nicht in ein Gefängnis, sondern in ein geheimes Versteck auf einem ehemaligen Militärgelände in Brandenburg gebracht. Phil und ich erhielten den heiklen Auftrag, Wagner in Deutschland zu übernehmen und sicher in New York abzuliefern. Dort sollte er angeklagt werden, da mehrere in den USA verübte Morde auf sein Konto gingen. Wir rechneten mit einem Befreiungsversuch - und gerieten mitten in eine Hetzjagd in den Tod!


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Hetzjagd in den Tod

Vorschau

Impressum

Hetzjagd in den Tod

Carl Wagner bestellte beim Nachtportier eine Flasche Champagner und sah dabei aus dem Fenster auf das Nachtleben der Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Berlin. Er mochte den provinziellen Charme dieser Weltstadt. In kaum einer anderen City konnte man die Geschichte des 20. Jahrhunderts besser atmen und gleichzeitig seinen Geschäften nachgehen und darüber hinaus auch noch etwas Spaß haben. Tod und Vergnügen lagen nah beieinander für einen Mann wie Wagner. Und mit beidem verdiente er sein Geld. Unmengen Geld. Während die halbe Welt mit einem internationalen Haftbefehl nach ihm suchte.

Die Frau, mit der Carl Wagner die letzten Stunden verbracht hatte, räkelte sich hinter ihm zwischen den seidigen Laken des Hotelbetts, während er sich durch die Nachrichten auf seinem Handy scrollte. Die Tür bewachten zwei seiner Männer und sorgten dafür, dass niemand ungefragt in die Nähe der Suite kam, die pro Nacht weit mehr kostete als die durchschnittliche Miete eines Jahres einer schlichten Dreizimmerwohnung. Dafür gab es hier den Blick auf den Pariser Platz und das Brandenburger Tor mit der Quadriga.

Und die notwendige Diskretion.

So schnell es ging, drängte es ihn zurück ins Bett, denn die Kleine hatte ein paar scharfe Tricks drauf. Sie war ihm erst vor vier Stunden über den Weg gelaufen. Nach einer Weile an der Bar mit Champagner und Gin Tonic hatte er sie in seine Suite im Adlon abgeschleppt. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, denn sie war leichte Beute gewesen. Ihre gemeinsame Zeit war zwar kurz, dafür intensiv und hatte einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Wagner stand, nur mit einem Handtuch um die Hüften, mitten im Wohnbereich der Suite.

»Carl«, flötete die junge Frau aus dem Schlafzimmer und rollte ihren schlanken nackten Körper lasziv über das Laken.

Es klopfte an der Tür. Wagner warf einen schnellen Blick zu seiner Bekanntschaft, die ihn aufreizend angrinste und mit dem Zeigefinger aufforderte, zurück zu ihr ins Bett zu kommen.

»Gleich, Baby. Ein Moment, das wird die neue Brause sein, die so gut aus deinem Nabel schmeckt«, sagte er und setzte dabei ein Grinsen auf.

Sie kicherte. Wagner griff nach der Türklinke.

Doch die Tür flog ihm entgegen, bevor er sie überhaupt öffnen konnte. Schwarz gekleidete, vermummte Männer quollen durch die schmale Öffnung nacheinander in den Raum. Sie waren plötzlich überall, die Maschinenpistolen von Heckler & Koch schussbereit im Anschlag. Die roten Punkte einiger Laserpointer zeichneten sich auf Wagner und seiner Freundin ab. Seine beiden nutzlosen Wachhunde wurden von SEK-Beamten gegen die Wand auf dem Flur vor seinem Zimmer gedrückt. Die Gesichter waren schmerzverzerrt, aber sie taten ihm nicht leid. Wenn das hier vorbei war, würde er sich um die beiden Versager kümmern. Wofür bezahlte er diese Tölpel überhaupt, wenn sie so leicht zu überwältigen waren?

»Was ... was ... soll das, verdammt noch mal? Finger weg, sonst wird es euch noch leidtun!«, grollte er.

»Halt die Klappe«, knurrte einer der vermummten Männer und riss Wagner unsanft zu Boden, als würde er einen Sack Kartoffeln fallen lassen.

Sein Gesicht wurde auf den Teppich gedrückt, ein Knie stemmte sich schmerzhaft zwischen die Schulterblätter und presste ihm die Luft aus den Lungen, sodass er für einen Moment nach Atem schnappte. Seine Arme wurden auf den Rücken gebogen, und er spürte, wie sich das Plastik immer enger um seine Handgelenke zog und tief in die Haut schnitt.

Aus dem Schlafzimmer war ein erschrockenes Kreischen zu hören. Wagner drehte umständlich den Kopf und schaute hinüber. Er kannte nicht mal ihren Namen. Eine schwarz behandschuhte Hand legte sich über den Mund der Frau, drückte sie aufs Bett, und das Gekreische erstarb.

Beim nächsten Versuch, den Kopf zu drehen, schob sich der Lauf einer MP7 in sein Blickfeld. Er wusste das, denn Waffen waren sein Leben, seine Berufung. Die sprudelnde Quelle seiner Millionen, die er auf diverse Konten überall auf der Welt verstreut angelegt hatte. Daher war es nicht so wild, wenn er auf eines der Gelddepots keinen Zugriff mehr haben sollte. Es war unwahrscheinlich, eigentlich unmöglich, dass die staatlichen Behörden all seine Konten kannten und dichtmachten.

Das System war durch Strohmänner und Briefkastenfirmen kaum zu knacken. Außerdem wurde inzwischen ein Großteil der Geschäfte über das Darknet abgewickelt und mit Bitcoins bezahlt. Um an sein Geld zu gelangen, hätte die Justiz einiger Länder miteinander kooperieren müssen. Das war nicht der Fall und würde wahrscheinlich auch nie funktionieren. Dafür war Politik viel zu kompliziert und wurde noch immer zu sehr in nationalstaatlichen Grenzen gedacht. Für sein Gewerbe aus Waffen-‍, Drogen- und Menschenhandel war das von Vorteil. Denn Leute wie er fanden immer ein Loch im Netz der Polizeibehörden. Und wenn sie nicht selbst durchschlüpfen konnten, gab es noch unzählige fürstlich bezahlte Anwälte, die das dann regelten.

Nun zogen ihn zwei der Vermummten mit einem kräftigen Ruck auf die Beine, umfassten seine Oberarme wie Schraubzwingen. Es schmerzte höllisch, aber das war gut. Er ließ sich nichts anmerken, würde sich jedoch wundern, wenn keine blauen Flecke zurückbleiben würden. Misshandlung durch die Polizei. Ein gefundenes Fressen für seine Anwaltsarmada. Und womöglich seine Fahrkarte zurück in die Freiheit.

Die Beamten des SEK waren an den schwarzen Einsatzkombis zu erkennen, wie sie die Special Forces benutzten. Sie trugen schwere schusssichere Westen aus Kevlar, auf denen vorne und hinten in großen Lettern POLIZEI stand. Die Gesichter unter den ballistischen Helmen waren mit Sturmhauben verhüllt. Die Füße steckten in schweren Einsatzstiefeln mit dem Namen GSG9, so wie die legendäre Spezialeinheit des ehemaligen Bundesgrenzschutzes.

Wagner kannte jedes Detail der Ausrüstung der Sicherheitskräfte überall auf der Welt. Er stattete sie in einigen Ländern selbst damit aus. Vorwiegend dort, wo weniger demokratisch gewählte Regierungen an der Macht waren, wie zum Beispiel in einigen Staaten des früheren Ostblocks. Sehr lukrativ. Insbesondere weil durch die wachsende Bedrohung durch Terroristen und andere Sicherheitsrisiken die Sicherheitsapparate überall ausgebaut wurden. Da störte es nicht sonderlich, dass Wagner mit den Gegnern der Demokratien, mit Extremisten und anderen kriminellen Organisationen gleichermaßen Geschäfte machte.

»Sicher« rief ein Vermummter nach dem anderen, nachdem sie jede Ecke der Royal Suite durchkämmt hatten.

Obwohl alles gesichert war, entspannten sich die Männer nicht. Sie blieben wachsam, nichts entging ihrer Aufmerksamkeit. Es waren Profis, und sie wussten, mit welch großem Fisch sie es zu tun hatten. Trotzdem sorgte sich Wagner nicht darum, dass er in wenigen Stunden wieder die Freiheit genießen durfte. Zwar wäre die Kleine dann weg, aber Igor oder ein anderer seiner Männer würden ihm dann eben eine andere Frau bringen.

Acht SEK-Beamte zählte Wagner, die strategisch verteilt in den Räumen der Suite standen. Fast alle Waffen waren auf ihn gerichtet. Nur eine zeigte zu der Frau, die jetzt versuchte, ihre blanke Brust mit dem Betttuch zu bedecken. Dabei interessierte sich in diesem Moment nicht einmal mehr Wagner für ihre Nacktheit.

Schwere Schritte näherten sich. Ein beachtlich großer Mann betrat die Suite. Er musste leicht den Kopf einziehen, damit er ihn sich nicht am Türrahmen stieß. Ihm folgte eine Frau. Beide Gesichter waren ebenfalls unter Sturmhauben versteckt. Die blauen Augen des Mannes erfassten die Situation wie ein Radar. Er war mindestens einen guten Kopf größer als Wagner. Der Blick, mit dem er ihn ins Visier nahm und zu ihm herabsah, war kalt wie sibirisches Eis und ließ sogar Wagner für einen Moment frösteln.

Die Frau hielt sich im Hintergrund. Ihre Augen waren hinter einer abgedunkelten Brille versteckt, Wagner erkannte jedoch eine blonde Strähne, die sich unter dem Stoff zeigte, und betrachtete die weiblichen Konturen unter der Einsatzkluft.

»Okay, Männer, gut gemacht. Jetzt lasst uns verschwinden. Aber nehmt die Drecksau mit, und versorgt die Frau, sie hat nichts damit zu tun, außer dass sie wohl keine Ahnung hat, mit welch einem Monster sie in die Kiste springt.« Der Tonfall zeigte, dass er es gewohnt war, Befehle zu geben. Ohne Zweifel der Leitwolf.

Die Spitze einer Nadel bohrte sich in die Haut an Wagners Hals und knipste ihm nur einen Augenblick später sämtliche Lichter aus.

Ich wartete ungern. Doch die Frau war es wert. Hoffte ich zumindest. Darum hockte ich in einem angesagten Steakhouse in der Greenwich Street in Tribeca. Sehr gut, sehr chic und eben auch sehr teuer. Und nur eine gute Meile vom FBI Field Office an der Federal Plaza entfernt. Dort hatte ich meinen roten Jaguar abgestellt, damit ich die Batterie des Hybridmotors an der Wallbox aufladen konnte, und war zu Fuß zum Lokal gelaufen. Das Steakhouse war wie jeden Abend brechend voll mit Anwälten, Brokern und Regierungsbediensteten. Ein buntes Gemisch selbstbewusster und erfolgreicher Bewohner der Metropole an der Ostküste des Landes. Genau dafür liebte ich diese Stadt.

Ein Murmeln erfüllte den mit dunklem Holz verkleideten Raum, in dem gedämpftes Licht für eine wohlige Atmosphäre sorgte. Und ich mittendrin. Ausnahmsweise hatte ich mich gegen unser Stammlokal, das Mezzogiorno, entschieden. Aber ich hatte heute Abend wirklich keine Lust, bekannten Gesichtern zu begegnen. Klatsch und Tratsch waren mir grundsätzlich zuwider. Und wenn sich die Spekulationen dann um mich rankten, ging ich dem drohenden Geplapper lieber aus dem Weg.

Vor mir stand ein Glas 2012er Cabernet Sauvignon aus dem Napa Valley von La Jota Vineyard, dessen Inhalt sich wunderbar ölig in dem Glas zeigte und von der Qualität des Tropfens sprach. Das steigerte die Vorfreude auf ein schönes Dry Aged Strip, dazu knusprige Fries und ein frischer Salat.

Jennifer Watson war zu spät, schon ganze zwanzig Minuten.

Ich sah auf meine Uhr und machte mir langsam Sorgen zu. Sie war nicht der Typ Frau, der einen schmoren ließ.

Wir hatten uns erst vor ein paar Tagen in einer kleinen Bar in der Nähe kennengelernt. Bei einem Feierabendbier, das ich mir dort mit meinem Freund und Partner Phil Decker genehmigte, kamen wir ins Gespräch. Sie war mir gleich aufgefallen, groß, schlank, brünett, erinnerte mich ihr Gesicht an die Schauspielerin Amber Heard, die ich erst kürzlich in einem Actionstreifen an der Seite eines gealterten Kevin Costner gesehen hatte.

Jennifer Watson hatte jedoch weit mehr zu bieten als nur ihr gutes Aussehen. Sie war, wie sich rasch herausstellte, intelligent, sympathisch, hatte Humor und war alles andere als auf den Mund gefallen. Wir plauderten eine ganze Weile, und ich zeigte mich von meiner besten Seite, ehe Phil ungeduldig wurde, da wir am nächsten Morgen früh rausmussten. Also hatte ich mich mit Jennifer kurzerhand für heute verabredet. Das Lokal hatte ich ausgesucht.

Und nun saß ich allein am Tisch und starrte auf die weiße Tischdecke, als sie von einem Kellner an den Tisch geführt wurde. Sie lächelte mich an und vertrieb im selben Moment meine Langeweile durch die Warterei. Ich grinste zurück, während sie die Arme um meinen Hals schlang und mir einen Kuss auf die Wange hauchte wie eine alte Bekannte. Kein schlechter Start, dachte ich und drückte meine Lippen kurz auf die weiche Haut. Wir setzten uns und strahlten beide um die Wette, bevor wir einen Blick in die Karte warfen.

»Tut mir leid, Jerry. Mein Vermieter hat mich aufgehalten. Er ist schon alt, lebt allein und redet gerne. Ich bin nicht mal dazu gekommen, dir eine Nachricht zu schreiben.« Sie sah mich mit einem Blick an, der sogar Eiswürfel in der Arktis zum Schmelzen gebracht hätte.

»Ist nicht schlimm«, sagte ich charmant und lächelte.

Wir bestellten. Der Kellner schenkte ihr ein Glas von dem vorzüglichen Wein ein. Bevor ich mit einer freundlichen Vernehmung starten konnte, um mehr über Jennifer zu erfahren, vibrierte mein Handy vernehmbar. Ich zog es rasch aus der Innentasche des Jacketts. Helen, stand auf dem Display. Das verhieß an einem Samstagabend um diese Uhrzeit nichts Gutes.

»Jerry, gut dass ich dich erreiche«, sagte die Sekretärin des Chefs, nachdem ich das Gespräch angenommen hatte. »Du musst sofort ins Büro kommen. Es ist wirklich dringend.« In ihrer Stimme lag eine vernehmbare Anspannung. »Phil und die anderen sind schon da.«

Ein kurzer Blick auf das Display bestätigte mir, es war bereits der siebte Anruf von Helen innerhalb der letzten halben Stunde, und ich wunderte mich, warum ich nichts davon mitgekriegt hatte. Wahrscheinlich weil ich mit den Gedanken woanders gewesen war. Das passierte mir normalerweise nicht.

»Dann muss es ja wirklich wichtig sein. Also gut, ich bin gleich da.« Damit beendete ich das Gespräch.

Ich setzte ein trauriges Gesicht auf und versuchte es mit einem Hundeblick. »Das war das Büro. Ich muss sofort los. Ein Notfall. Es tut mir leid ... wirklich. Wir müssen unser Essen verschieben und in den nächsten Tagen nachholen.«

Jennifer schaute skeptisch. »Was, um Gottes willen, arbeitest du denn, wenn du an einem Samstagabend um diese Zeit noch ins Büro musst? Du scheinst wichtig zu sein.«

Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass wir ja fast gar nichts voneinander wussten. Die beste Erklärung war wie immer die Wahrheit.

»Ich bin Special Agent beim FBI. Und wenn solche Anrufe kommen, sind sie meist dringend. Mit ziemlicher Sicherheit wartet ein Einsatz auf uns.« Ich seufzte schwer. »Es tut mir sehr leid. Ich hatte mich auf einen tollen Abend mit dir gefreut.«

»Ist schon okay, Special Agent Cotton. Oder wie darf ich dich nennen?«

»Jerry«, sagte ich und grinste.

Sie war mir nicht böse. Selbstverständlich übernahm ich die Rechnung, damit ihr wenigstens nicht auch noch der kulinarische Teil des Abends entging. Auch wenn es mich ärgerte, dass sie allein hier sitzen und das herausragende Steak und den vorzüglichen Wein genießen musste.

Zum Abschied legte ich sanft eine Hand auf ihre Schulter, während ich mich hinunterbeugte und ihr einen Kuss auf die Wange gab, bevor ich schweren Herzens durch die Tischreihen auf den Ausgang zustrebte. Ich spürte, wie ihre Blicke mir folgten, und drehte mich kurz um. Ihre Augen leuchteten, und ich wusste, es würde eine zweite Chance geben.

Als ich das Konferenzzimmer im dreiundzwanzigsten Stock des Jacob K. Javits Federal Building betrat, war der Raum schon gut gefüllt. Die gesamte Taskforce hatte sich um den Tisch versammelt. Steve Dillaggio, groß, athletisch und flachsblond, glich mehr einem Wikinger als einem aus Italien stammenden Südeuropäer. Gebannt starrte er auf sein Tablet. Immer wieder strich er über das Display. Sein Partner Zeerookah schaute ihm dabei über die Schulter. Zeery, wie wir unseren Kollegen nannten, war selbstverständlich auch am Samstagabend wie aus dem Ei gepellt. Anzug und Hemd schmiegten sich elegant an den Körper des schlanken Indianers. Außerdem waren da noch Joe Brandenburg und sein Partner Les Bedell und unser junges Superhirn Dr. Ben Bruckner.

Die Stimmung war spürbar angespannt. Etwas lag in der Luft.

Ich grüßte in die Runde. Die Kollegen konnten sich sicher für Samstagabend etwas Schöneres vorstellen als einen Ausflug ins Büro. Trotzdem waren sie hier, und niemand murrte.

Phil trat mit zwei Bechern Kaffee durch die Tür.

»Schöne Grüße von Helen«, meinte er und hielt mir eine Tasse hin. Das war genau das, was ich jetzt brauchte. »Sie hat wohl ein schlechtes Gewissen, da sie dein Date gecrasht hat. War sie nett, du alter Womanizer?«

Ich grinste nur breit. Das musste für den Moment als Antwort genügen. Phil verdrehte die Augen, schüttelte den Kopf und setzte sich.

Ich hockte mich neben ihn und fragte leise, was denn so dringend sei. Als er zur Antwort ansetzte, betrat unser Chef den Raum. Mr. High war schlank und das kurze Haar silbergrau, was seine markanten Gesichtszüge unterstrich. Der Assistant Director in Charge zeigte eine Anspannung, wie sie selten bei ihm zu sehen war. Er stellte sich an das Kopfende des Konferenztischs, die Hände vor dem Körper übereinandergelegt.

»Guten Abend, Gentlemen. Vielen Dank, dass Sie alle so schnell erschienen sind. Sie können sich wahrscheinlich denken, dass es dringend ist, wenn wir die Taskforce am Wochenende zusammentrommeln.«

Dessen waren sich alle im Raum bewusst. Schließlich arbeiteten wir für das FBI, und die Schurken richteten sich meist nicht nach unseren Dienstplänen.

»Jerry und Phil«, Mr. High sah uns nacheinander an, »Sie beide müssen gleich zum Flughafen aufbrechen. Dort wartet eine Maschine, die Sie direkt nach Berlin bringt.«

»Berlin? Das Berlin in Deutschland?«, fragte ich mit hochgezogenen Brauen. Mir war fast klar, dass unser Chef kaum die Städtchen in Maryland, Ohio oder New Jersey meinte, die denselben Namen trugen wie die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. »Und was sollen wir dort?«

»Ich hatte vorhin einen Anruf von Director Fuller. Er überträgt unserer Taskforce einen brisanten Auftrag.« Mit zurückhaltenden Armbewegungen unterstrich er das Gewicht seiner Worte. »Ein Sondereinsatzkommando der deutschen Polizei hat vor wenigen Stunden Carl Wagner festgenommen. Sie alle kennen Wagner? Zumindest sollten sie das.«

Einstimmiges Nicken in der Runde.