Jerry Cotton 3419 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3419 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Illegaler Waffenhandel war auch in New York ein Thema. So nahmen wir es sehr ernst, als ein anonymer Anrufer die Behörden auf ein geheimes Lager im Süden von Brooklyn hinwies. Die Durchsuchung der Gegend sorgte für eine Überraschung. Wir fanden keine Waffen, dafür stießen wir auf einen ermordeten Geschäftsmann, von dem es hieß, er sei vor Monaten nach Mexiko ausgewandert. Wer hatte ihn beseitigt und warum? Kaum hatten wir mit den Ermittlungen begonnen, da zeigte sich, dass wir wohl in ein Wespennest gestochen hatten. Eine zweite Leiche tauchte auf. Und da war klar, jemand spielte im Hintergrund ein mörderisches Spiel mit uns!


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Seitenzahl: 142

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Zerstörte Träume

Vorschau

Impressum

Zerstörte Träume

Plötzlich setzte ein tiefes Brummen ein. Um Gordon Starfield herum begann alles zu vibrieren. Sein Körper ruckte nach hinten. Die Bewegung brachte ihn zur Besinnung. Was war passiert? Wo war er? Er versuchte sich zu bewegen, doch seine Gliedmaßen stießen sofort an ein Hindernis. Seine Hände waren gefesselt. Um ihn herum war es dunkel. Es war unmöglich, die Beine auszustrecken. Wenn er den Kopf hob, stieß er sofort irgendwo an. Es war eng hier drin. Eng wie in einem Sarg!

Starfield wurde klar, dass er im Kofferraum eines fahrenden Wagens lag ...

Bilder rasten in Fetzen durch seine Gedanken. Er war in einer Bar gewesen. Und danach wieder in seinem Hotelzimmer. Mit einer Frau. Wie war ihr Name? Camilla? Corinna? Celina?

Er erinnerte sich nicht mehr daran.

Aber sie hatten sich zugeprostet. Und danach?

Alles blieb verschwommen. Doch je mehr er sich bemühte, desto klarer wurde ihm das Hier und Jetzt. Die Gefahr, in der er schwebte.

Und klar war, dass man ihn in diesem Kofferraum eines Wagens irgendwo hinbrachte. Starfield wusste nicht, wer am Steuer saß und wohin es ging. Er wusste auch nicht, was seine Entführer damit bezweckten.

Hatte er noch eine alte Rechnung offen?

Gab es da etwas zu klären, bevor er in New York seine Sachen packte und in den Süden zog? Mexiko war schon immer sein Traum gewesen. Ein Traum, der jetzt endlich in Erfüllung gehen sollte.

Und nun wahrscheinlich nicht in Erfüllung ging.

Starfield war kein Angsthase. Jemand wie er durfte kein Angsthase sein. Und natürlich hatte er Feinde gehabt. Neider. Konkurrenten. Geschäftspartner, die versucht hatten, ihn über den Tisch zu ziehen. Aber noch nie war er einem Feind so ganz und gar ausgeliefert gewesen wie jetzt.

Starfield spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Und auch sein Herzschlag hatte an Intensität zugenommen.

Der Wagen fuhr immer noch. Starfield hatte mitbekommen, dass er hin und wieder eine Abbiegung genommen hatte. Jedes Mal hatte die Fliehkraft ihn in eine Ecke gedrückt. Wer immer vorne am Steuer saß, war schnell unterwegs. Man hatte es eilig, Starfield dorthin zu bringen, wo ...

Plötzlich schoss eine heiße Welle der Wut in ihm hoch. Starfield zerrte an seinen Fesseln und tastete sein Gefängnis systematisch ab. Dann hob er die Beine an und trat von innen gegen den Kofferraumdeckel. Er hatte keine Ahnung, was er tun würde, wenn es ihm gelingen sollte, ihn zu öffnen. Es war die vage Hoffnung, sich dann aus dem fahrenden Auto herauszuarbeiten und sich notfalls auf die Straße fallen zu lassen. Ob er das überlebte, wusste er nicht, doch es war allemal besser, als sich weiter zu dem Ort seiner Ermordung transportieren zu lassen wie ein Stück Vieh in einem Lkw.

Denn eines war klar. Man brachte ihn irgendwohin, weil man ihn töten wollte. Starfield hatte keine Ahnung, warum und wer, für ihn gab es jedoch keinen Zweifel daran. Er hatte selbst zu viel von dem mitbekommen, was in den kriminellen Kreisen üblich war, wenn es darum ging, jemanden zu beseitigen. Was ihm bevorstand, war eine eiskalte Hinrichtung. Nichts anderes.

Der verdammte Kofferraum ging nicht auf. Starfield stieß einen Fluch aus. Der Schweißausbruch und das Herzrasen übermannten ihn wieder. Die Wut in ihm machte einem Panikanfall Platz. Er versuchte, ihm Herr zu werden, indem er sich herumdrehte. Es war nicht leicht, aber dann hatte er es geschafft. Sein Kopf war nun auf Höhe der Innenseite des Kofferraumschlosses.

Vielleicht war es möglich, es von innen zu öffnen.

Ein heftiger Stoß erschütterte das Fahrzeug. Offenbar hatte der Wagen die asphaltierte Straße verlassen und holperte nun über unbefestigten Untergrund.

Starfield hatte durch den Ruck das Gleichgewicht verloren. Er war ein Stück auf den Rücken gerollt. Jetzt musste er sich wieder in Position bringen. Mit aller Kraft stützte er eine Hand auf den Kofferraumboden. Wieder holperte der Wagen. Ein letztes Ruckeln, und das Fahrzeug hielt.

Wenige Sekunden später öffnete sich die Klappe. Kalte Nachtluft traf Starfield. Er schloss die Augen.

»Rauskommen«, sagte eine Stimme.

Vielleicht half es, wenn er sich bewusstlos stellte. Es würde zumindest alles hinauszögern. Sie würden ihn aus dem Kofferraum hinaustragen müssen und ...

Ein schwerer Schlag traf Starfield am Kopf. Unwillkürlich schrie er auf.

»Ich dachte mir, dass du wach bist«, sagte die Stimme.

Starfield bewegte sich. Er tat so, als würde er langsam aus der Bewusstlosigkeit auftauchen.

Im nächsten Moment traf ihn ein zweiter Schlag. »Ich wiederhole mich ungern. Rauskommen.«

Ihm wurde klar, dass er die Stimme kannte. Es war wie ein Schleier, der auf einmal von ihm abfiel.

Er blickte in den Nachthimmel, der sich über der Kofferraumöffnung auftat. Eine Gestalt zeichnete sich undeutlich davor ab.

»Du bist es?«, fragte er. »Was ...?«

Statt zu antworten, hob die Gestalt einen Arm. Sie hatte eine Waffe in der Hand. Es gab ein mechanisches Geräusch, als die Pistole durchgeladen wurde.

»Komm jetzt endlich raus«, sagte die Gestalt. »Oder willst du gleich hier sterben? Ich würde auf die Sauerei in meinem Wagen gern verzichten.«

»Was willst du?«, rief Starfield. »Lass mich in Ruhe, ich ...«

»Als Erstes will ich, dass wir jetzt zusammen dort hineingehen«, sagte die Stimme. »Und dort werden wir ein bisschen reden. Über deine Pläne, deine Träume. Über Mexiko.« Sie machte eine Pause. »Und darüber, dass dein Traum vom Süden wahrscheinlich ein Traum bleiben wird, Gordon. Tut mir sehr leid für dich, so ist es nun mal. Aber was wäre das schon für ein Leben, wenn darin wirklich alle Träume erfüllt würden?«

Starfields Inneres bestand plötzlich aus Eis. Alles war wie erstarrt. Er zweifelte daran, ob er dem Befehl der Gestalt am Wagen überhaupt nachkommen konnte. Selbst seine Beine spürte er nicht mehr. So fühlt es sich also an, dachte er. So fühlt es sich an, wenn man weiß, dass man verloren hat.

Phil, der mir an unseren aneinandergeschobenen Schreibtischen gegenübersaß, gähnte herzhaft. Seit einer Stunde mühten wir uns mit liegen gebliebenen Berichten der vergangenen Fälle ab. Bei mir hob das auch nicht gerade die Laune.

Mein Partner hob die Kaffeekanne und wollte sich einschenken, doch es kamen nur noch ein paar Tropfen heraus. Er hob die Brauen und sah mich auffordernd an.

Ich schob die Tastatur nach hinten und stand auf. »Jaja, schon verstanden. Ich hole Nachschub bei Helen. Hoffen wir, dass sie gerade frischen Kaffee gemacht hat. Sonst dauert's eine Weile.«

»Die Bewegung wird dir guttun«, sagte Phil sarkastisch.

Ich wollte gerade die Kanne nehmen, da klingelte das Telefon auf meinem Schreibtisch. Auf dem Display erschien Helens Name.

Ich nahm den Hörer ab. »Na so ein Zufall. Kannst du Gedanken lesen? Ich wollte gerade rüberkommen, um ...«

»Kommt bitte beide«, unterbrach Mr. Highs Sekretärin mich. »Der Chef erwartet euch. Ja, und frischen Kaffee habe ich auch. Ich bringe ihn dann rein.«

Damit legte ich auf und informierte Phil.

»Helen kann also tatsächlich Gedanken lesen«, sagte er, während wir über den Gang dem Büro des Assistant Special Agent in Charge zustrebten.

Mr. High erwartete uns in Gegenwart einer schlanken brünetten Frau. Am Gürtel ihrer Jeans hing ihre Dienstmarke, die sie als Beamtin des NYPD auswies.

»Das ist Detective Lieutenant Melinda White«, sagte der Chef und stellte uns ebenfalls vor. »Lieutenant White gehört zum OCCB«, erklärte er weiter. »Das heißt, sie ist im Bereich der Bekämpfung der organisierten Kriminalität tätig, was sich ja durchaus mit unseren Aufgaben überschneidet.«

Die Abkürzung OCCB kannten wir natürlich. Sie stand für Organized Crime Control Bureau, und zum Glück war der Draht zwischen uns und dieser Abteilung der Stadtpolizei sehr gut. Anders als in vielen anderen Städten litten wir nicht unter Kompetenzstreitigkeiten.

»Bitte führen Sie den Agents die Aufnahme vor«, sagte Mr. High und bat uns alle, dafür in der Besprechungsecke Platz zu nehmen.

Kaum waren wir dem nachgekommen, brachte Helen den in Aussicht gestellten Kaffee.

Während wir uns bedienten, holte Lieutenant White einen Laptop aus einer Aktentasche und klappte ihn auf.

»Wir haben eine anonyme Nachricht erhalten, die wir ziemlich ernst nehmen«, sagte sie und drückte die Entertaste.

Im nächsten Moment war eine verzerrte Stimme zu hören. Es handelte sich offenbar um einen mitgeschnittenen Anruf, der beim NYPD eingegangen war. Die Stimme, die wie eine heisere Version von Micky Mouse klang, erklärte, dass in einem bestimmten Gebiet an der Mill Avenue in Brooklyn illegale Waffen gelagert würden.

Dann brach die Audiodatei ab. Die ganze Aufnahme hatte keine fünfzehn Sekunden gedauert.

»Der Anruf stammt von einem Prepaidhandy«, sagte die Beamtin. »Wir haben es nicht geschafft, ihn zurückzuverfolgen.«

»Wir haben einen Experten bei uns, der das wahrscheinlich hinbekommt«, sagte Mr. High, der damit unseren Computerexperten Dr. Ben Bruckner meinte. »Er ist leider gerade nicht im Dienst. Er hat Urlaub genommen, um seine Großmutter zu besuchen. Sobald er zurück ist, wird er sich darum kümmern.«

Wir wussten, dass Ben ein sehr inniges Verhältnis zu seiner Großmutter hatte. Sie lebte in einem Seniorenheim in Atlanta.

»Wenn dort wirklich Waffen gelagert werden, fällt das in den Aufgabenbereich des FBI«, sagte Lieutenant White. »Und das ist der Grund, warum ich hier bin. Wir haben beim OCCB die Firearms Suppression Division, die sich um die Waffenkontrolle kümmert. Das könnte über das hinausgehen, was wir zu bearbeiten haben.«

»Das ist auf jeden Fall richtig«, ergriff ich das Wort. »Aber bei allem Respekt muss ich doch eine Einschränkung machen.«

Die Kollegin sah mich überrascht an. »Glauben Sie nicht an Ihre Zuständigkeit in dieser Sache?«

»Das schon«, gab ich zurück. »Nur handelt es sich hier um einen einzigen anonymen Anruf. Könnte es nicht sein, dass sich da jemand einen Scherz erlaubt? Reicht denn dieser Hinweis, dass das FBI tätig wird und wir die Genehmigung für eine große Durchsuchungsaktion erhalten? Denn die wird ja nötig sein. Und das auf ziemlich breiter Basis, da wir keine genaue Adresse haben.«

Phil gab mir recht. »Das Gebiet an der Mill Avenue ist groß und unübersichtlich. Da gibt es Lagerhallen und sogar einen kleinen Hafen.«

Die Beamtin lächelte. »Ich habe ja eingangs erwähnt, dass wir diese Nachricht ziemlich ernst nehmen. Nun sage ich auch, warum. Wir haben im Bereich des Waffenhandels verschiedene Informanten, die für uns in New York unterwegs sind. Es gibt da ein regelrechtes Netz von Beobachtern. Es würde jetzt zu weit führen, da wir keine Zeit verlieren dürfen. Aber wir haben einige Hinweise darauf, dass dieses Gebiet in Brooklyn ein Brennpunkt für Zwischenlagerungen von illegalen Waffen ist.«

»Der Anruf war also so etwas wie die Spitze des Eisbergs«, meinte Phil und nahm einen Schluck Kaffee.

»Das ist wohl die falsche Redewendung, Agent Decker«, gab die Beamtin zurück. »Ich würde eher sagen, er war das Tüpfelchen auf dem I.«

»Oder der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt«, beschloss Mr. High die Diskussion um sprachliche Genauigkeit. »Vielen Dank für Ihre Ausführungen, Lieutenant. Hoffen wir, dass wir einen weiteren Strang der organisierten Kriminalität austrocknen können. Hiermit übernimmt das FBI offiziell.« Damit nickte er Phil und mir zu.

Für uns hieß das, dass die Zeiten der Berichte und Computerarbeit erst einmal vorbei waren.

Wir verabschiedeten uns und gingen in unser Büro zurück. Phil schien über etwas nachzudenken.

»Was ist los, alter Junge?«, fragte ich.

»Ich denke nur darüber nach, was Mister High gesagt hat. Einen Strang trockenlegen ... Muss es nicht richtig heißen, dass man einen Strang abschneidet?«

Eine gute Stunde später bewegte sich eine Fahrzeugkolonne von der Federal Plaza Richtung Brooklyn. Mr. High hatte alle Durchsuchungsbeschlüsse erhalten und uns beauftragt, den Einsatz zu leiten. Wir hatten noch unsere Kollegen Steve Dillaggio und Zeerookah hinzugebeten und saßen gemeinsam im ersten Wagen, einem getunten Chevrolet Tahoe LS aus der Fahrbereitschaft. Uns folgten fünf Streifenwagen vom NYPD, die Detective Lieutenant White freundlicherweise für uns angefordert hatte, und eine Einheit mit Spezialgeräten.

Wir hatten uns anhand von Lageplänen einen Überblick verschafft. Das Industriegebiet an der Mill Avenue lag auf einer Halbinsel, die im Südosten in das sogenannte Mill Basin hineinragte. Phil hatte mit seinen Bedenken wegen der Vielfalt der dort angesiedelten Betriebe nicht übertrieben. Am Beginn des Areals lag eine Tankstelle für Lkws, dann folgte ein Autohändler mit einem großen Parkplatz, außerdem ein Schrottplatz und verschiedene Lagerhallen.

Schon als wir an der Tankstelle vorbeifuhren und mit der Kolonne die Zufahrten blockierten, gab es wütendes Gehupe. Die Beamten aus den ersten Streifenwagen stiegen aus und begannen mit der Aufgabe, die wir ihnen bei der Einweisung zugeteilt hatten. Sie sollten den Verkehr regeln, während wir mit der Durchsuchung begannen. Die anderen Uniformierten waren dazu da, uns bei der Suche zu helfen.

Wir kämpften uns von Norden vor. Der Tankstellenbesitzer war sofort bereit, mit uns zusammenzuarbeiten, und zeigte uns alle Gebäude, die zu seinem Areal gehörten. Weiter südlich wurde es schwieriger. Der Autohändler, der sich gerade in einem Kundengespräch befand, versuchte, uns abzuwimmeln. Letztlich sorgte das Blatt Papier, das ich ihm unter die Nase hielt, für seinen Rückzug. Das Siegel des zuständigen New Yorker Gerichts war ja deutlich zu erkennen.

»Alles klar, alles klar«, sagte er. »Es war nur ein Missverständnis. Schauen Sie sich alles an.« Er wies in verschiedene Richtungen und grinste gequält. »Vielleicht kann ich Ihnen ja beratend zur Seite zu stehen, falls das FBI mal neue Wagen anschaffen möchte.«

»Danke, wir sind bestens versorgt«, sagte ich und nahm mir mit Phil die Räume vor, während sich der Autohändler weiter mit seinen Kunden befasste. Es war ein älteres Ehepaar, das wohl einen Gebrauchtwagen suchte.

Wir gingen durch die Hintertür des kleinen einstöckigen Hauptgebäudes auf den Parkplatz. Zwischen ein paar Wellblechschuppen konnte man das schmutzig graue Wasser des Mill Basin sehen.

»Wir suchen die Nadel im Heuhaufen«, sagte Phil mürrisch, während wir uns zwischen den abgestellten Wagen unseren Weg bahnten. »Mehr als eine Stichprobe kriegen wir hier nicht hin, Jerry. Und ehrlich gesagt, habe ich immer noch das Gefühl, dass dieser verzerrte Telefonanruf nur ein Scherz war. Oder ein Versuch, uns hierherzulocken. Vielleicht gibt es unter den Geschäftsleuten irgendwelche Kleinkriege, und der eine will dem anderen eins auswischen.«

»Kann sein«, sagte ich. »Wenn dem so wäre, müssten wir irgendwas finden. Damit derjenige, der dem anderen was in die Schuhe schieben will, auch was davon hat ...«

Wir nahmen uns die Schuppen vor, entdeckten aber nichts als weitere Gebrauchtwagen und eine Werkstatt.

»Wenn der Autohändler der illegale Waffenhändler ist«, überlegte ich laut, »dann hat er sie womöglich in den Fahrzeugen untergebracht.« Ich deutete auf einen braunen Dodge älteren Baujahrs. »Schau mal. In so einen Kofferraum geht eine Menge rein.«

»Gar keine schlechte Idee, Jerry«, sagte Phil. »Der Sache sollten wir nachgehen.«

Da meldete sich mein Handy. Es war Zeerookah, der anrief. Er und Steve waren weiter südlich mit der Suche beschäftigt.

»Wir sind bei den Schrottplätzen«, informierte unser indianischer Kollege mich. »Ziemlich dreckig hier, das kann ich dir sagen.«

Mir war klar, warum Zeerookah das erwähnte. Er legte großen Wert auf besonders exquisite Kleidung. Maßanzug, bestes italienisches Schuhwerk, maßangefertigte Hemden mit künstlerisch wertvoll gestalteter Krawatte. Anders erschien er nie zum Dienst. Und heute war es auch nicht anders gewesen. Er hatte natürlich nicht damit gerechnet, noch am Vormittag einen Schrottplatz durchsuchen zu müssen.

»Wenn ihr Lust habt, die Kofferräume von gut hundert Gebrauchtwagen zu durchsuchen, können wir gerne tauschen«, sagte ich. »Ich verstehe ja, dass du deine handgenähten Treter schonen willst.«

Zeerookah nahm die Anspielung auf seine Kleidungsgewohnheiten gelassen. »Darum geht's nicht, Jerry. Hinter dem Schrott gibt es ein Lagergebäude, das uns verdächtig erscheint. Komplett ohne Fenster, relativ klein, und es führt keine richtige Straße hin. Nur so ein Matschweg mit Schlaglöchern.«

»Also geht's doch um deine Schuhe«, frotzelte ich, dann wurde ich ernst. »Alles klar, wir verschieben die Kofferräume und kommen rüber.«

Unterwegs benachrichtigten wir die Uniformierten, damit sie uns unterstützten. Die Lagerhalle am Ende der Schlammpiste sollte erst mal unser Schwerpunkt sein. Sicherheitshalber nahmen wir die drei Kollegen mit, die das Aufbruchwerkzeug dabei hatten.

Als wir da waren, ging es im Zickzackkurs über den Weg. An der etwa fünfzehn Fuß hohen Halle erwarteten uns die Kollegen. Zeerookahs Schuhe hatten nicht so viel Dreck abgekriegt, wie ich erwartet hätte.

Und nun standen wir vor einem Tor. Es war eine massive Eisenfläche, die schon ziemlich Rost angesetzt hatte. Steve klopfte dagegen, und es gab ein Geräusch wie bei einem Gong.

»Da kommen wir mit unseren Picksets und was wir noch so haben nicht weiter«, meinte er.

Für die Kollegen war es eine Sache von einer Minute. Zur Ausstattung gehörte ein Rammbock, dem das Schloss des Tors nicht gewachsen war. Als es schief in den Angeln hing, gähnte uns ein dunkles Loch entgegen.

»Findet ihr nicht auch, dass man hier schon lange mal dringend hätte lüften müssen?«, sagte Steve, zog seine MagLite heraus und leuchtete auf einen glatten Betonboden.

»Dafür sind wir ja nun da«, meinte Phil. Dann hatten wir alle unsere Leuchten in der Hand und gingen ins Innere der Halle.

Ein paar alte Paletten lagen herum, außerdem Reste von Verpackungsmaterial, das in einer Ecke auf einem Haufen verrottete. Schmutzige Plastikfolie, durchgeweichte Reste von Kartons. Undefinierbarer Müll. Je weiter wir vordrangen, desto unangenehmer wurde der Geruch.

»Der Gestank kann nicht von dem Müll da stammen«, sagte ich. »Das muss was anderes sein.«

Wir hatten uns zu viert über die ganze Breite der Halle verteilt. Es waren etwa zwanzig Yards.

»Schaut mal hier«, sagte Zeerookah, der die äußerste linke Position eingenommen hatte.