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Auf einer Baustelle in New Jersey entdeckte man den ermordeten Sohn eines Mafiosos. Kurz darauf tauchte ein zweiter Toter im Delaware River auf. Die Leiche war völlig entstellt und damit schwer zu identifizieren. Die Tötungsmethoden trugen eindeutig die Handschrift der Mafia. Bekämpften sich die Drogenbosse wieder einmal untereinander? Phil und ich standen vor einer großen Herausforderung. Um bei den Ermittlungen voranzukommen, war die Identifizierung des Toten aus dem Fluss zwingend erforderlich. Dafür musste erst einmal seine Haut gefunden werden oder die Forensik ganze Arbeit bei der Rekonstruktion leisten. Doch so viel Zeit hatten wir nicht ...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Rette deine Haut
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Impressum
Rette deine Haut
Phil und ich schlugen uns durch die Büsche, um ans Ufer des Murderkill River zu gelangen. Zwei Beamte des Police Department warteten bereits auf uns. Ihre Gesichter waren grünlich verfärbt. Die Männer standen mit dem Rücken zum Toten. Wir wussten, dass aufgedunsene Wasserleichen furchtbar ausschauten, doch was wir hier zu sehen bekamen, übertraf unsere Vorstellungskraft.
Mein Partner und ich saßen im Büro von Mr. High und warteten auf ihn. Er hatte am frühen Morgen eine dringende Besprechung einberufen. Helen, seine Sekretärin, betrat das Chefzimmer. In den Händen hielt sie ein Tablett mit zwei Tassen ihres vorzüglichen Kaffees. Noch immer war es uns ein Rätsel, warum er nur ihr so gut gelang. Wir hatten dieselbe Kaffeeküche auf derselben Etage, benutzten dasselbe Wasser, dieselben Bohnen und denselben Kaffeeautomaten – und trotzdem schmeckte er bei ihr anders. Es musste wohl an Helen und ihrem bezaubernden Lächeln liegen, mit dem sie uns den Kaffee servierte.
Sie stellte die Tassen vor uns auf den Tisch. Diesmal fehlte ihr charmantes Lächeln dazu. Helen schien in Sorge zu sein.
»Die Stärkung werdet ihr gebrauchen können«, orakelte sie. »Mister High ...«
»... ist da«, sagte Mr. High. »Guten Morgen, Agents. Ich möchte keinen Kaffee, Helen«, sagte er, als sie ihn danach gefragt hatte.
Sie schloss leise die Tür hinter sich.
»Die Lage ist ernst, Jerry und Phil. In New Jersey wurde ein Toter auf einer Baustelle gefunden – in einem Betonmischer. Er ist nicht irgendein Opfer, sondern es handelt sich um Kayne Miguel Gomez, den sechsunddreißigjährigen Sohn von Oso Miguel Gomez.«
»Oso Miguel Gomez? Der Bär?«, fragte Phil. »Der einflussreiche Makler für Handelsgüter?«
»Was sich so Handelsgüter nennt«, sagte Mr. High.
»Läuft aktuell etwas gegen ihn wegen Drogenhandel?«, wollte ich wissen.
»Nichts wofür wir ihn belangen könnten«, antwortete Mr. High. »Das ist kein gutes Zeichen, dass sich jemand seinen Sohn vorgeknöpft hat, der bisher mit dem Handel seines Vaters nichts zu tun gehabt haben soll. Soweit wir wissen. Dennoch musste er in einem Betonmischer sterben. Von einem natürlichen Tod gehe ich nicht aus. Was hatte er auf dieser Baustelle zu suchen? Wir müssen den Täter finden, bevor Gomez es gemacht hat und ein Drogenkrieg ausbricht. Ein getötetes Familienmitglied innerhalb eines Kartells bleibt nicht ungesühnt. Die Akte ist angelegt. Weitere Informationen finden Sie dort. Sekunde ...«
»Ja, Helen?«, fragte Mr. High, nachdem er den Hörer abgenommen hatte. »Kein Problem, stellen Sie durch.« Er hielt eine Hand auf den Lautsprecher und entschuldigte sich. »Guten Morgen, Sergeant. – Wo? – Danke, dass Sie sich gemeldet haben. Den Fall übernehmen wir. Es scheint einen Zusammenhang zu einem anderen Mord in New Jersey zu geben. Ich schicke meine besten Männer sofort los. Bitte halten Sie sich am Tatort bereit. – Ja, das sieht ganz danach aus. Danke, für die Information. Geben Sie die Koordinaten durch.« Er notierte sie und legte auf. »Was wir befürchtet haben, ist passiert«, sagte Mr. High zu uns.
Ich nickte.
»Fahren Sie bitte zum Murderkill River nach Delaware in Killen Pond.« Er schob den Notizzettel mit den Koordinaten rüber. »Dort wurde ein Toter gefunden. Die Tötungsart spricht eindeutig für die Handschrift der Mafia. Eine Crime Scene Unit hat bereits mit der Spurensicherung begonnen. Ob die Tat am Murderkill River die Rache für den Toten im Betonmischer ist, bleibt zu ermitteln, Agents. Klären Sie dringend die Zusammenhänge, und verhindern Sie das Schlimmste.«
Phil und ich fuhren zum Murderkill River, der auf seiner gesamten Länge durch das südliche Kent County floss, vorbei am Killens Pond State Park. Den hatte sich der Täter wohlweislich nicht ausgesucht, sondern eine ruhigere Stelle außerhalb. Ich parkte den Jaguar weit vor der Fundstelle, da es sich um ein sumpfiges Gelände handelte, und öffnete den Kofferraum, reichte Phil ein paar Gummistiefel und zog selbst welche über.
Phils Augen glänzten. »Du bist wie eine Mutter zu mir.«
Ich winkte ab und grinste.
Wir kämpften uns durch zu einem mit Bäumen und Büschen bewachsenen Ufer, an dem es zunehmend sumpfiger wurde.
Der zuständige Sergeant, der Mr. High verständigt hatte, begrüßte uns. Daneben stand sein junger Kollege mit einer grünlichen Gesichtsfarbe und nach unten gezogenen Mundwinkeln. Er sei erst vor Kurzem von der Polizeiakademie gekommen, sagte der Sergeant, auch er machte einen gequälten Eindruck.
Was den Anblick von Leichen anging – auch aufgedunsene Wasserleichen gehörten dazu – war es von Vorteil, wenn man viele Dienstjahre hinter sich hatte. Das dachte ich zumindest. Da wusste ich noch nicht, was uns erwartete.
Der Sergeant zeigte auf die Stelle, wo der Tote lag.
Zugegeben, der Anblick war außergewöhnlich. Die Leiche war mit Stacheldraht umwickelt. Das allein wäre nicht außergewöhnlich gewesen, aber die vollkommene Nacktheit des Mannes war es. Jemand hatte ihm vorher die Haut abgezogen.
Phil stellte die Fragen aller Fragen. »Wer macht denn so was und warum?«
Im Hintergrund hörte ich Würgegeräusche und wandte mich an den Sergeant, der die Situation besser verkraftete. »Haben Sie oder die Spurensicherung irgendetwas gefunden, woran man den Toten identifizieren könnte?«
»Leider nicht, Agent Cotton. Es gab auch selten so wenig Spuren, sagten die Kollegen. Der Bestatter ist bestellt. Er müsste jeden Moment da sein und den Toten zur Gerichtsmedizin fahren, wenn Sie damit einverstanden sind.« Er hatte sich während des Sprechens mit dem Rücken zum Ufer gedreht.
»In Ordnung«, sagte ich, »dann können wir hier auch nichts ausrichten.« Ich sah wieder zu dem Enthäuteten. Selbst sein eindeutiges Merkmal, das ihn als Mann kennzeichnete, war ihm nicht geblieben. Ob es mit der Enthäutung zu tun haben könnte, konnte ich nicht einschätzen, da fehlten mir die Erfahrungswerte. »Gut, dann warten wir ab, was die Obduktion ergibt.«
In dem Moment fuhr der Bestattungswagen vor. Ich winkte dem Fahrer zu und deutete an, dass er nicht weiterfahren solle, damit er sich nicht festfuhr. Zwei Männer stiegen aus und zogen voller Kraft und Energie die Bahre heraus. Ich bereitete sie darauf vor, in welchem Zustand der Leichnam war und dass er genauso mitgenommen werden müsse, wie er sei.
Der Größere ging an mir vorbei zu der Fundstelle und besah ihn sich.
»Alles okay.« Er kehrte zurück, holte aus dem Wagen zwei Paar besonders dicke Arbeitshandschuhe heraus und gab seinem Kollegen eines. »Dann wollen wir mal.«
Phil und ich begleiteten die Männer. Wir wollten sehen, was sich unter der Leiche befand. Vielleicht hatte der Täter etwas darunter platziert oder beim Ablegen des Toten etwas verloren. Jede noch so kleine Spur wäre hilfreich.
Auch der andere Träger ließ sich nichts anmerken, als er die gehäutete Leiche sah. Sie hievten sie wie selbstverständlich auf die Bahre und verabschiedeten sich freundlich von uns.
Wir traten näher an die Stelle heran, wo der Tote gelegen hatte. Es gab nicht einmal besonders viel Blut auf dem sumpfigen Boden. Vermutlich hatte der Täter eimerweise Wasser aus dem Fluss über die Erde und das Gras gekippt, um das Blut und die Spuren abzuspülen. Von einer Frau als Täter gingen Phil und ich nicht aus. Welche Frau besaß so viel Kraft, um einem Menschen die Haut abzuziehen? Selbst als Mann müsste man viel Gewalt dafür aufwenden und sich vor allen Dingen anatomisch auskennen, wissen, wo und wie man mit dem Messer anzusetzen hatte. Wobei mich auch die Frage beschäftigte, was der Mörder mit der Haut gemacht hatte. Wo war sie entsorgt worden? Hatte er sie etwa als Trophäe mit nach Hause genommen? So leicht war das nicht, im wahrsten Sinne. Ich teilte Phil meine Gedanken mit. Auch er fand keine Antwort darauf. Wir benötigten mehr Hintergrundwissen und mussten weitere Fakten sammeln.
»Schätze mal, das Opfer ist nicht ins Wasser geworfen und ans Ufer getrieben worden«, sagte Phil. »Der Körper wäre dann völlig aufgedunsen gewesen.«
Ich nickte. »Ja, der Täter muss ihn entweder hier am Ufer präpariert haben oder an einer anderen Stelle des Flusses. Letzteres ist eher unwahrscheinlich. Denn warum sollte er die Leiche danach woanders ablegen oder das Opfer womöglich enthäutet im Wagen durch die Gegend fahren, um es dann hierherzubringen? Nein, es muss an dieser Stelle geschehen sein.«
»Wir sollten dennoch mit allem rechnen«, meinte Phil.
Wir fuhren zurück ins Büro und sahen uns die Akte des Betonmischerfalls an. Ob die abscheuliche Tat am Murderkill River die Rache für den Mord an Kayne Miguel Gomez war? Hatte Oso Miguel Gomez gewusst, wer seinen Sohn auf dem Gewissen hat? Das galt es herauszufinden.
Erst einmal gaben wir eine Suchanfrage in das Programm des National Crime Information Center auf und wollten wissen, welche Mafiaclans für diese beiden Taten infrage kämen. Wer von ihnen richtete seine Opfer so oder so ähnlich zu und hinterließ sie in einem solchen Zustand? Zur Abschreckung ließen die Clans ihre Opfer nur selten liegen. Meistens verschwanden die Leichen für immer und ewig irgendwo, was dafür sorgte, dass man sich innerhalb der Familie stritt, ob der Vermisste womöglich durchgebrannt und untergetaucht sein könnte. Das beschäftigte die Hinterbliebenen manchmal sogar ein Leben lang. Rache zu nehmen, war in diesem Fall schlecht möglich, weil sie sich nicht sicher sein konnten, ob es wirklich ein Mord der Konkurrenz war.
Während unserer Suche im Archiv meldete sich der Mitarbeiter der Spurensicherung aus New Jersey, der mit dem Fall »Betonmischer« beschäftigt war.
»Wir haben Schwierigkeiten, alle Spuren aufzunehmen, Agents«, sagte er nach der Begrüßung. Phil hörte mit. »Es sind einfach zu viele. Vier Stunden sind wir nun schon damit beschäftigt. Architekten, Handwerkerfirmen, Zulieferer, Bauarbeiter und viele andere haben sich auf dem Bau getummelt und eine Unmenge an Spuren hinterlassen. Von den unzähligen Dosen und Flaschen, die überall herumstehen, und der daran haftenden DNA einmal abgesehen. Komme mir vor, wie ein Flaschensammler.«
Ich verkniff mir die Frage, von welcher Anzahl er redete, und wäre auch nicht dazu gekommen, sie zu stellen, denn er hatte seinem Unmut erst einmal Luft machen müssen, was durchaus verständlich war.
»Seltsamerweise haben wir am Betonmischer direkt nichts Verwertbares gefunden. Allein am An- und Ausknopf lagern mehrere verwischte Dreckschichten übereinander.« Sein Seufzen drückte noch einmal die Arbeit und Mühe aus, die er und sein Team die letzten Stunden gehabt hatten.
»Okay, brechen wir ab«, sagte ich und hörte ein erleichtertes Ausatmen. »Entscheidet ihr, welche Spuren halbwegs einen Erfolg versprechen und was ihr einreichen wollt, dann sehen wir weiter. Ist ein Detective vor Ort?«
»Ja, er steht draußen vor dem Gerüst und ist mit der Befragung beschäftigt. Soll ich ihn rufen?«
»Danke, nein. Wir reden persönlich mit ihm. In etwa zwei Stunden sind wir auf der Baustelle. Er möchte so lange warten.« Ich hatte den Zeitraum großzügig bemessen, weil ich eine Idee hatte, wie wir den Toten vom Murderkill River vielleicht doch noch identifizieren konnten. »Phil, wir müssen dringend das OCME anrufen, bevor sich Doktor Roberts an die Autopsie begibt.«
Er griff sofort zum Hörer und drückte auf die Kurzwahl, stellte auf laut.
»Guten Tag, Agents. Sie wollen mich wohl an meine Grenzen bringen.«
»Ich weiß, was Sie meinen, Doktor«, sagte ich. »Haben Sie den Draht vorsichtig entfernen können?«
»Das war eine unserer leichtesten Übungen, aber der Rest ... Bevor ich die Obduktion begonnen hätte, wäre auch von mir eine Rückfrage gekommen. Für einen öffentlichen Aufruf, wer der Tote ist, ist ein Foto im jetzigen Zustand ungeeignet. Deshalb schlage ich vor, unsere forensische Anthropologin hinzuziehen. Normalerweise beschäftigt sie sich mit der Gesichtsrekonstruktion von Knochenschädeln, mit Abstandshaltern, Sie kennen das. Doch ich bin mir sicher, dass sie auch das mit dem Silikon beherrscht und an ihr eine Make-up-Artist verloren gegangen ist.«
»Sehr gute Idee, Doktor Roberts. Deswegen haben wir Sie auch angerufen. Das mit der Rekonstruktion ist mir ebenfalls in den Sinn gekommen, und durch die DNA müssten wir die Augen- und Haarfarbe erfahren, sodass unser Spezialist ein entsprechendes Porträtfoto herstellen könnte. Korrigieren Sie mich, wenn ich da falsch liege. Bekommen wir das auch im Eiltempo hin?«
»Die Zeit rennt uns davon, Doktor«, sagte Phil, »und da sollten wir alle Möglichkeiten ausschöpfen.«
»Ja, das mit der DNA werde ich veranlassen. Dürfte kein Problem sein. Ich leite sofort alles in die Wege.«
»Moment!«, sagte Phil. »Was ist mit dem Zahnstatus? Wäre das nicht einfacher?«
»Keine Chance«, antwortete der Arzt, »man hat ihm alle Zähne rausgeschlagen. Da war kein Mensch am Werk, sondern eine Bestie.«
Maria Fernanda Acosta war gebürtige Kolumbianerin mit amerikanischem Pass und eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Man nannte sie Señora Silencio, weil sie so schweigsam war. Ihr Aussehen konnte war unscheinbar, nicht nur wegen ihrer geringen Körpergröße. Dafür bestach sie mit hoher Intelligenz. Sie saß im Hinterzimmer ihres Coffeeshops und erledigte die Buchführung, schrieb Listen mit Einnahmen und Ausgaben. Darin war sie akribisch und anspruchsvoll. Auch wenn sie gleich drei Coffeeshops in verschiedenen Bundesstaaten besaß und mehrere Mitarbeiter hatte, ließ sie sich das nicht aus der Hand nehmen. Ganz davon abgesehen, sollte kein Fremder Einblick in die Bilanzen erhalten.
Heute ging es ihr nicht gut. Sie vermisste einen ihrer drei Brüder. Auch die beiden Schwestern wussten nicht, wo sich Juan aufhielt, und ausgerechnet jetzt benötigte sie dringend seine Hilfe. Alle Geschwister hatten in den Coffeeshops eine besondere Aufgabe bekommen. Aber sie hatte das Sagen und war das Oberhaupt im Familienbetrieb. Nur so funktionierte er, seit ihre Eltern gestorben waren.
Ihr Tod war ein Schock gewesen, besonders für die seinerzeit minderjährigen Geschwister Sofia und Santiago. Ihnen hatte sie Vater und Mutter gleichzeitig ersetzen müssen. Eine schwierige Zeit. Was Juan, den mittleren Bruder, anging, glaubte sie nicht, dass er nach ihrem Streit einfach davongelaufen war, weil er sich nicht mehr von ihr bevormunden lassen wollte. Ganz im Gegenteil. Sie beide hatten große Pläne geschmiedet und wollten demnächst einen neuen Onlineshop freischalten, der ihnen noch mehr Möglichkeiten bot und höhere Einnahmen versprach.
Juan hatte viel auf dem Kasten, was das Internet anging. Wenn er selbst einmal nicht weiterkam, kannte er jemanden, der die Programme schrieb. Maria mochte diesen Typen nicht, obwohl sie ihn noch nie gesehen hatte. Wer behauptete, sich auch ins Weiße Haus hacken zu können, wenn er es nur wollte, war bei ihr unten durch. Doch sie musste die Zähne zusammenbeißen, weil sie manchmal auf ihn angewiesen war. Sie sträubte sich gegen den Computer und das Internet. Auf lange Sicht musste sie allerdings mit der Zeit gehen. Nur eines war so sicher wie das Amen in der Kirche, nie würde sie zulassen, dass jemand sie davon abbrachte, ihre Listen mit der Hand zu schreiben.
Maria Fernanda sah auf ihren Tischkalender und las die Notiz zum fünften Mal.
10 Uhr Treffen mit Juan, Besprechung Onlineshop.
Wir machten uns für die Fahrt zur Baustelle nach New Jersey bereit. Im Jaguar gab Phil die Koordinaten ins Navi ein. New Jersey war der viertkleinste Bundesstaat in den Vereinigten Staaten, hatte jedoch im Vergleich dazu die größte Bevölkerungsdichte. Man nannte New Jersey auch The Garden State. Im Süden lag die atlantische Küstenebene mit zahlreichen Seebädern. Jeder kannte Long Branch und Atlantic City. Wer hier bauen wollte, benötigte nicht nur Millionen auf dem Konto, sondern auch die nötigen Beziehungen.
»Hast du deine Badehose dabei?«, fragte Phil.
»Für die Baustelle?«, fragte ich zurück. Ich sah ihn an und grinste. »Wir haben doch die Gummistiefel im Auto.«
Ich startete den Motor. Nach einer Weile erreichten wir unser Ziel.
Allein beim Anblick des Rohbaus war erkennbar, was für ein luxuriöses Haus hier entstehen würde. Der Detective erwartete uns mit einem Notizblock in der Hand. Bauarbeiter und Handwerker liefen geschäftig hin und her. Aus dem Bau dröhnten Schlagbohrer, Kreissägen kreischten. Auf eine Stilllegung der Baustelle hatte man verzichtet, nachdem die Spurensicherung ihre Arbeit beendet hatte. Zeit ist Geld. Es hätte die Ermittlungen nicht weitergebracht, wenn der Bau mehrere Tage blockiert gewesen wäre.
Der Detective stellte sich flüchtig vor. Er konnte es nicht abwarten, uns seine Befragungsergebnisse mitzuteilen.