Jerry Cotton 3433 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3433 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Das FBI erhielt Hinweise, dass ein Mann namens Sean Mincer in der Stadt aufgetaucht war. Er wurde mehrerer Auftragsmorde verdächtigt. Seine Anwesenheit im Big Apple deutete darauf hin, dass sehr bald erneut Blut fließen würde. In den Kreisen des organisierten Verbrechens löste die Nachricht ebenfalls Nervosität aus. Zuletzt war Mincer angeblich im Auftrag eines irischen Syndikats aus Boston tätig gewesen. Dass dieses derzeit plante, in New York Fuß zu fassen, sorgte für Streit mit den örtlichen Mafiosi. Deren Bosse waren beunruhigt, wie V-Leute bestätigten. Und auch wir waren in höchster Alarmbereitschaft!


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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Killerspiele

Vorschau

Impressum

Killerspiele

Das Patrol Car musste mit ausgeschaltetem Licht in einer Parkbucht gelauert haben. Plötzlich tauchte es hinter dem kanariengelben Camaro auf.

Der Mann am Steuer zerbiss einen Fluch zwischen den Lippen. Er wartete, bis der Streifenwagen links an ihm vorbeigezogen war, dann folgte er ihm an den Fahrbahnrand.

Ein Uniformierter stieg aus und kam heran. »Sie wissen, dass Ihr rechtes Rücklicht defekt ist?«

»Danke, Officer. Ich lasse es morgen früh reparieren.«

Der Uniformierte sah ihn prüfend an. »Führerschein und Fahrzeugpapiere.«

Der Fahrer seufzte schwer und langte nach dem Klarsichtfolder auf dem Beifahrersitz. Der Cop griff bereits danach, als er in die Mündung des 38er blickte, aus der ihm bereits im nächsten Moment der Tod entgegenraste.

Das Wetter war eine Beleidigung, nicht nur für Sonnenanbeter. Seit gestern Nachmittag goss es wie aus Kübeln, und auf dem Asphalt mischte sich der Regen mit dem Schmutz der Straße zu einer bräunlichen Melasse.

Obwohl ich vorsichtig heranfuhr, spritzte das Wasser unter den Reifen meines Jaguar F-Type seitlich über den Bordstein. Pech, vor allem für den Passanten, der sich mit einem Sprung noch in Sicherheit bringen wollte. Es half nichts. Ein Schwall ergoss sich bis zum Oberschenkel über seine Hosenbeine.

Mit einer Geste der Empörung trat er wieder an den Wagen heran und legte trotz des Starkregens den Schirm in den Nacken, sodass ich sein Gesicht sehen konnte.

»Phil?«

Ich hatte wie fast jeden Tag an unserer üblichen Ecke gehalten, um meinen Freund und Partner Phil Decker einzusammeln. Dass ausgerechnet er es war, dem ich die unfreiwillige Dusche beschert hatte, war trotzdem ein dummer Zufall. Obwohl es mir leidtat, musste ich unwillkürlich grinsen, als er den Schirm schloss und mit säuerlicher Miene die Beifahrertür aufriss.

»Sorry, war keine Absicht.«

»Ins Büro kann ich so jedenfalls nicht.«

Mein Blick folgte seiner Geste, mit der an sich hinabdeutete. Tatsächlich war sein Outfit vom Oberschenkel bis zu den Schuhen nicht nur durchweicht, sondern von einem Schmutzfilm bedeckt, der auch im getrockneten Zustand kein schöner Anblick sein würde.

Kurz entschlossen setzte ich den Blinker, schob mich unter empörtem Gehupe in eine Lücke im Verkehr und wagte einen riskanten U-Turn.

»Wir fahren zu dir, und du ziehst dich um.«

Phil wohnte genau wie ich auf der Upper West Side von Manhattan, also keine zehn Minuten von hier. Leider staute sich der Verkehr wetterbedingt mehr als sonst, und wegen eines Auffahrunfalls mussten wir auch noch eine Umleitung nehmen.

Als Phil mit frischer Hose und geputzten Schuhen wieder durch die Tür seines Wohnhauses trat, hatten wir bereits eine halbe Stunde Verspätung, doch das war zu verschmerzen. Schließlich arbeiteten wir nicht nach Stechuhr, und soweit ich wusste, stand im Büro an diesem Tag nichts an, was unsere pünktliche Ankunft erfordert hätte. So dachte ich zumindest noch, als ich den Jaguar in die Tiefgarage des Federal Building lenkte, von wo aus wir den Aufzug nahmen.

Erst als wir im dreiundzwanzigsten Stock eintrafen, kam in mir das Gefühl auf, irgendetwas übersehen zu haben. Üblicherweise begegneten wir bereits kurz hinter dem Aufzug auf irgendeinen Kollegen, der eilig unseren Weg kreuzte und uns mit einem flapsigen Spruch auf den Lippen begrüßte. Heute herrschte gähnende Leere, und auch hinter den halb geöffneten Bürotüren war keine Menschenseele zu erspähen.

»Ist heute Betriebsausflug?«, meinte Phil mit schiefem Blick. »Warum hat uns keiner was gesagt?«

»Vermutlich wegen deiner müden Witze«, gab ich schulterzuckend zurück.

Ohne uns darauf zu verständigen, gingen wir schnurstracks an unserem Büro vorbei und direkt zum Vorzimmer unseres Chefs. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee stieg uns schon im Flur in die Nase, und das Klacken einer Computertastatur war das erste Lebenszeichen seit unserer Ankunft.

Zumindest Helen saß wie immer an ihrem Schreibtisch, tippte eifrig in ihren PC und wirkte dabei so frisch wie der junge Morgen.

»Da seid ihr ja«, meinte sie und blickte nur kurz von ihrer Arbeit auf. »Habt ihr die E-Mail nicht erhalten?«

»Wir sind gerade erst angekommen«, gab ich zurück. »Auf der Fahrt hierher gab es ein kleines Malheur.«

Die Sekretärin hielt inne und musterte uns besorgt. »Hattet ihr einen Unfall?«

»So etwas in der Art«, gab Phil sauertöpfisch zurück.

»Wurde jemand verletzt?«

»Nur meine Würde. Aber wen interessieren Details? Verrate uns lieber, was wir verpasst haben.«

»Wahrscheinlich nur Klatsch und Tratsch, wenn ihr euch beeilt. Die Kollegen sind im Konferenzraum. Im großen«, fügte sie hinzu, bevor sie sich wieder dem Computer zuwandte.

Phil und ich tauschten einen vielsagenden Blick. Wenn so kurzfristig eine unangekündigte Besprechung mit kompletter Belegschaft einberufen wurde, hatte das einen Grund. Irgendetwas musste passiert sein, und ich ahnte, dass uns jede Menge Arbeit bevorstand.

Tatsächlich war der Konferenzraum bis zum den letzten Platz belegt. Eine Handvoll Kollegen unserer Task Force lehnte sogar an der Wand.

Mr. High saß, der Mannschaft zugewandt, etwas abseits am Ende des Raums. Neben ihm erkannte ich unseren IT-Spezialisten Dr. Ben Bruckner. Der hagere junge Mann starrte konzentriert auf einen Laptop, von dem er auch bei unserer Ankunft nicht aufsah. Im Gegensatz zu Mr. High. Er warf Phil und mir einen Blick zu, der nicht streng war, aber erkennen ließ, dass er unser Zuspätkommen registrierte.

»Wie ich gerade sagte«, nahm er den Faden übergangslos auf, »trug der Polizist, der heute Nacht bei der Verkehrskontrolle bei Morristown erschossen wurde, eine Bodycam.«

Ich nickte anerkennend. Mit nur einem Satz hatte unser Chef uns auf Stand gebracht, ohne gesondert darauf einzugehen. Jedenfalls wussten wir jetzt, worum es ging, und ich war sehr gespannt, was als Nächstes kam. Denn ein »gewöhnlicher« Polizistenmord rief nicht das FBI auf den Plan.

»Ben, würden Sie bitte ...?«

Unser Kollege räusperte sich, und eine leichte Röte stieg ihm in die Wangen. Wie meistens fühlte er sich unwohl, wenn ihm die Aufmerksamkeit der gesamten Abteilung zuteil wurde.

Während er eine kabellose Verbindung zwischen seinem Laptop und dem unter die Decke montierten Beamer herstellte, ließ ich noch einmal in Ruhe meinen Blick über die Runde schweifen.

Steve Dillaggio und Zeerookah saßen an einem der vorderen Tische, etwas versetzt hinter ihnen Joe Brandenburg und Les Bedell. Joe nickte mir zu, als er in unsere Richtung blickte, seine nach unten gezogenen Mundwinkel entspannten sich keinen Moment. Wenn ein Streifenpolizist während einer Routinekontrolle erschossen wurde, war das immer eine Tragödie, doch Joe konnte sich wahrscheinlich am besten in den Fall hineinfühlen. Während seiner Zeit als Captain des NYPD hatte er ähnliche Fälle bestimmt häufiger auf den Schreibtisch bekommen. Und bestimmt hatte er mehr als nur einer frisch verwitweten jungen Frau, die ihren Mann auf diese Weise verloren hatte, persönlich kondoliert.

Ich wandte mich der Wand zu, auf der jetzt die Projektion des Beamers aufleuchtete. Die Desktopoberfläche des Computers und ein Videofenster, das mit einem Mausklick von Ben den gesamten Sichtbereich ausfüllte.

Das Video war kurz, hatte es aber in sich. Aus dem Blickwinkel des Officers sahen wir, wie er an einen geparkten Sportwagen herantrat. Das Fahrerfenster stand halb offen. Das Gesicht des Fahrers blieb zunächst im Schatten verborgen. Erst als der Cop mit einer Taschenlampe in das Wageninnere leuchtete, war es für einen Moment zu erkennen. Ben ließ die Aufnahme weiterlaufen. Und was wir im Anschluss zu sehen bekamen, verschlug uns allen den Atem.

Der Mann hinter dem Steuer griff neben sich, dann hielt er dem Cop etwas entgegen, das in der Beleuchtung schwer zu erkennen war. Ich glaubte, eine Mappe oder einen größeren Umschlag auszumachen, als der Fahrer des Camaro blitzschnell die Hand darunter hervorzog. Mündungsfeuer blitzte auf, das Bild verschwamm. Kurz herrschte verpixelte Dunkelheit, dann tauchte eine Gestalt auf, die sich über die Kamera beugte. Der Fahrer des Camaro. Offensichtlich war der Cop zu Boden gegangen, und sein Mörder wollte sich davon überzeugen, dass er nie wieder aufstand.

Um sicher zu gehen, richtete er die Waffe am ausgestreckten Arm auf den Verletzten. Sekundenlang lang sahen wir nur noch das schwarze Mündungsloch, das fast den gesamten Bildbereich ausfüllte. Hier brach die Aufnahme ab.

Ben räusperte sich und blickte betreten in die Runde.

»Wie gesagt, das geschah heute Nacht gegen drei Uhr, auf der 124 Richtung New York City«, sagte Mr. High, während Ben das Video im Schnelldurchlauf bis zu einer bestimmten Stelle zurückspulte.

»War der Polizist allein auf Streife?«, wollte einer unserer Kollegen wissen.

»Ja. Es war bereits nach offiziellem Schichtende. Wie er der Zentrale zuvor mitgeteilt hat, hielt er den Wagen wegen eines defekten Rücklichts an.«

»Weiß man das Kennzeichen des Camaro?« Die Frage kam von Steve.

»Natürlich. Es handelt sich allerdings um einen Mietwagen, und der Fahrer hat eine falsche Identität angegeben.«

»Und woher wissen wir das?«, hakte Steve nach.

Mr. High antwortete nicht sofort, sondern richtete den Blick auf Ben, den er mit einem knappen Nicken dazu aufforderte, die nächste »Bombe« zu zünden.

Der IT-Spezialist tat es, indem er das Video an der Stelle stoppte, an der das Gesicht des Camaro-Fahrers am deutlichsten zu erkennen war.

»Das NYPD hat das Bild durch die Kundendatei gejagt und wurde sofort fündig. Bei dem Mann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Sean Mincer. Britischer Staatsangehöriger, aber seit Jahren in Nordamerika aktiv.«

»Mincer wird mehrerer Auftragsmorde verdächtigt, hauptsächlich auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten. Auch in Kanada soll er bereits zum Einsatz gekommen sein.«

Ich runzelte die Stirn. »Arbeitet Mincer auf eigene Rechnung, oder hat er einen festen Auftraggeber?«

»Angeblich war er die letzten Jahre für ein irisches Syndikat in Boston tätig, zumindest glauben das die Kollegen vor Ort, doch auch deren Informationen beruhen auf den Aussagen eines einzigen Informanten. Sean Mincer ist ein Phantom. Wenn er wirklich hinter der Ermordung eines Lokalpolitikers steckt, wie die Kollegen glauben, tat er das höchstwahrscheinlich im Auftrag dieser Leute.«

Ich nickte bedächtig. Zumindest war jetzt klar, weshalb der Fall dem FBI übergeben worden war. Wenn ein landesweit agierender Profikiller in unserer Stadt auftauchte, schrillten zu Recht die Alarmglocken.

»Bisher gibt es keinen Hinweis auf ein konkretes Ziel«, sagte der Chef, »dennoch müssen wir vermuten, dass Mincer den Big Apple nicht als Tourist besucht, sondern dass ihn ein konkreter Auftrag hierhergeführt hat.«

»Gibt es zumindest irgendeinen Verdacht?«, wollte Phil wissen.

Mr. High zögerte und wiegte sein silbergraues Haupt. »Das kommt darauf an, wie ernst wir die Boston-Connection nehmen. Wenn er exklusiv für die Iren arbeitet, könnte das ein Hinweis sein. Wir wissen, dass deren Syndikat schon seit einiger Zeit ihre Fühler nach New York City ausstreckt, was den hiesigen Familien nicht gefällt. Mit dem Ligotti-Clan soll es bereits zu einem ersten Schlagabtausch gekommen sein.«

»Inwiefern?«, wollte ich wissen.

Mr. High blickte in meine Richtung. »Vor drei Wochen wurde Michael Beaumont, ein Geschäftsmann, der mit den Iren verbandelt ist, auf offener Straße erschossen. Die Täter entkamen unerkannt, aber unsere Kollegen denken, dass es ein Killertrupp aus New York gewesen sein könnte. Die Iren scheinen jedenfalls fest davon überzeugt und haben ihrerseits Rache angekündigt.«

Ich nickte nachdenklich. Wenn diese Rache in Gestalt von Sean Mincer in die Stadt gekommen war, wollte ich nicht in der Haut der Ligottis stecken. Die Kaltblütigkeit, mit der der Killer den Polizisten, ohne mit der Wimper zu zucken, erschossen hatte, zeugte von außergewöhnlicher Brutalität und Zielstrebigkeit. So jemand ließ sich nicht den Schneid abkaufen, nicht einmal von der italienischen Mafia, die ebenfalls für ihre Brutalität berüchtigt war.

»Wissen die Ligottis von Mincers Ankunft?«, kam es aus den Reihen meiner Kollegen. Wer gesprochen hatte, konnte ich nicht erkennen.

Mr. High schüttelte kaum merklich den Kopf. »Dafür gibt es bisher keine Anzeichen. Doch die Italiener dürften so oder so gewappnet sein.«

Steve Dillaggio blickte in die Runde. »Dass etwas in der Luft liegt, war bereits in den vergangenen Tagen zu spüren. Wir verbuchen deutlich weniger Aktivitäten des Clans. Es ist, als würde Ligotti seine Leute zusammenziehen, um sie aus der Schusslinie zu holen. Das ist allerdings nur Spekulation.«

Mr. High ging nicht darauf ein, sondern wandte sich wieder an Phil und mich. »Sie beide haben Ihre Erfahrungen mit Mario Ligotti.«

Ich nickte. Im Rahmen von Ermittlungen gegen Personen aus seinem Umfeld hatten Phil und ich das Clanoberhaupt mehrfach verhört. Der Zweiundsiebzigjährige wusch seine Hände stets in Unschuld, doch ich glaubte, ihn mittlerweile zu durchschauen.

»Dann fahren Sie zu ihm und fühlen ihm auf den Zahn. Finden Sie heraus, was er über die mögliche Ankunft eines Killers in der Stadt weiß, aber bleiben Sie vage. Gehen Sie nicht zu sehr ins Detail.«

Mario Ligottis Villa lag in Southampton direkt am Meer. Außerdem besaß er ein Penthouse in Manhattan, das zurzeit von seinem ältesten Sohn bewohnt wurde.

Die schmale Küstenstraße, über die wir fuhren, bot bei Sonnenschein einen phänomenalen Ausblick über die Bucht. Heute war es aufgrund der Regenschleier schwer, das Meer zu erkennen. Von hier oben war es eine graue Masse, die mit den angrenzenden Felsen zu einer bleiernen Einheit verschmolz.

Die Scheibenwischer arbeiteten im Akkord, damit wenigstens die Sicht auf die Straße frei blieb. Zum Glück verlief sie kerzengerade, und es herrschte wenig Gegenverkehr. Bei schönem Wetter hätte es hier von Ausflüglern gewimmelt, heute schienen die Menschen ihre Häuser nur aus triftigen Gründen zu verlassen.

So wie wir. In Gedanken war ich die ganze Fahrt bei unserem Fall und bei dem, was wir bisher darüber wussten.

Sean Mincer. Den Namen hatte ich davor noch nie gehört, wenn er in den letzten Jahren vor allem in Boston aktiv gewesen war, hatte es jedoch wohl auch wenig Gelegenheiten gegeben, ihm über den Weg zu laufen. Ich hoffte nur, ihn zu finden, bevor er seinen Auftrag ausführen konnte – oder selbst in die Fänge der Mafiosi geriet. Beides würde zu einer Eskalation führen, und das Letzte, was wir im Moment brauchen konnten, war ein städteübergreifender Bandenkrieg.

Nach einer knappen Stunde erreichten wir unser Ziel. Ich lenkte den Jaguar in die Einfahrt vor der Villa, die Platz für drei Fahrzeuge bot. Heute war sie leer, aber das mochte nichts heißen. Bei diesem Wetter hatte Ligotti seine Luxusschlitten bestimmt sicher in der Garage verstaut.

Wir stiegen aus und klappten die Regenschirme auf. Das Grundstück war von einer hohen Mauer umfriedet, und von der Villa war von hier aus nur das spitz zulaufende schwarze Ziegeldach zu erkennen.

Wir mussten nicht klingeln, als wir vor dem doppelflügeligen Eingangstor stehen blieben. Man hatte unsere Ankunft bereits registriert, was ich angesichts der beiden auf die Einfahrt gerichteten Kameras schon vermutet hatte. Wahrscheinlich gab es dazu noch versteckte Bewegungssensoren.

»Was wollen Sie?«, drang es glasklar und ohne jedes Störgeräusch aus dem in die Mauer eingelassenen Lautsprecher.

Ich blickte in ein weiteres Kameraauge, das von oberhalb des Tors auf uns herabblickte, zog meine ID Card hervor und hielt sie dem stummen Wächter am ausgestreckten Arm entgegen. »FBI. Wir möchten zu Mister Ligotti.«

»In welcher Angelegenheit?« Die männliche Stimme klang ruhig und neutral und hätte auch einem Automaten gehören können.

»Das würden wir ihm gerne selbst sagen.«

Eine ganze Weile blieb alles still. Wahrscheinlich hielt unser Gesprächspartner Rücksprache mit seinem Boss.