Jerry Cotton 3434 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3434 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Ein Zeuge meldete sich von einem Boot in der Upper Bay aus beim NYPD. Ein Flugzeug sei abgestürzt, weil von einem darüber fliegenden Helikopter ein Netz darauf gefallen sei. Bereits zwanzig Minuten später entdeckten Polizeitaucher das Flugzeugwrack unter einem Stahlnetz auf dem Grund der Bucht und bargen die Leiche der Pilotin. Die Ermittlungen ergaben, dass ein Transportflugzeug für Goldschmuck angegriffen worden war. Die Schmuckladung im Wert von mehreren Millionen Dollar war verschwunden. Der spektakuläre Raubmord fiel in die Zuständigkeit des FBI, da das organisierte Verbrechen dahinterstecken konnte. Als wir begriffen, was wirklich passiert war, verschlug es uns den Atem!


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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Goldraub über der Upper Bay

Vorschau

Impressum

Goldraub über der Upper Bay

»Verena, warte, ich helfe dir!« Schnell legte Louise Lael Summers das Werkzeug aus der Hand und eilte zur Verandatür hinaus.

Auf der Wiese hinter dem Haus umrundete sie das Leitwerk des gelandeten kleinen Flugzeugs. Die Pilotin Verena Plinton mühte sich vergeblich damit ab, eine sperrige Holzkiste hinter dem einzigen Sitz der Maschine zu verstauen. Gemeinsam schafften sie es.

»Danke, Louise. Wie schwer ist der Schmuck diesmal?«

»Ich hab ihn in der Hektik nicht mehr gewogen. Meinst du, die Maschine ist eventuell überladen?«

»Keine Sorge, Louise.« Verena schaute auf ihre Uhr. »Jetzt muss ich aber los. Der Motorschaden heute früh hat meinen Flugplan ganz schön durcheinandergebracht. Und von Trenton bis nach New York brauche ich eine gute Stunde.«

Sie umarmten sich zum Abschied.

Verena startete den Motor, schloss die Flugzeugtür hinter sich und gab Vollgas, sodass das Heck der Maschine im Stand vom Boden abhob. Nach dem abrupten Lösen der Bremsen rollte die STOL-Maschine an, das Heck bewegte sich schnell nach unten und hebelte sie nach wenigen Yards in die Luft. Verena drehte eine Runde über dem Haus, winkte hinter der Scheibe und ging auf direkten Kurs Richtung Manhattan.

Verena war glücklich. Sie strahlte hinauf in den wolkenlosen Augusthimmel über New Jersey. Der sonnige blaue Himmel strahlte zurück und liebkoste ihr Gesicht. Das Leben war schön. Vor Kurzem hatte sich alles zum Guten gewendet. Sergej. Sie wollten heiraten, Kinder haben und gemeinsam alt werden. Außerdem war die Fliegerei, Verenas Leidenschaft von klein auf, mit einem Schlag unerwartet zu ihrem Beruf geworden.

Flinkstone & Sellers hatten bei ihr angefragt, ob sie bereit wäre, mehrmals pro Woche wertvollen Goldschmuck, der im Umland hergestellt wurde, nach New York zu fliegen. Das war gleich nach der letzten Landesmeisterschaft gewesen, als Verena den ersten Preis für die kürzeste Landung gewonnen hatte. Und ob sie bereit war! Vor allem bei dieser fantastischen Bezahlung. Damit konnte sie sogar eine Familie ernähren, zumindest so lange, wie Sergej noch Kunstgeschichte studierte.

Sie hatten sich in der STOL-Szene kennengelernt. Sergej schwärmte wie sie für die Fliegerei. Verena war jetzt sechsundzwanzig, Sergej drei Jahre jünger. Ein langes und glückliches gemeinsames Leben lag vor ihnen. Sergejs Vater wusste noch nichts von ihrer Liebe. Er musste wohl ein ziemlicher Tyrann sein und wollte seinen Sohn mit der Tochter eines Geschäftsfreunds verheiraten, doch Sergej und sie würden sich nicht bevormunden lassen. Und auf das Geld des Vaters konnten sie verzichten.

Unten zogen die Wiesen und Wälder des Mercer County Park vorüber, dann der Lakeside Village Playground und der See. Zügig schwebte sie darüber hinweg. In Flugrichtung war der Horizont nur undeutlich zu erkennen. Irgendwo dort mussten die Wolkenkratzer des Big Apple sein und mittendrin, ganz nah an Manhattan, das Firmengelände von Flinkstone & Sellers mit seinem Landeplatz.

Verena lächelte. Klein war der Platz zwar, aber immer noch mehr als viermal so lang wie für ihre Starts und Landungen notwendig, trotz Beladung. Louise hatte ihr anvertraut, dass der Goldschmuck, den Verena heute flog, im Verkauf etliche Millionen wert war. Die freischaffende Goldschmiedin war eine Könnerin auf ihrem Gebiet, eine von wenigen. Und nur diese handverlesene kleine Schar hatte das Vorrecht, Flinkstone & Sellers beliefern zu dürfen, das alteingesessene renommierte New Yorker Juweliergeschäft.

Jede dieser Koryphäen arbeitete zu Hause in den eigenen vier Wänden. Alle wohnten an verschiedenen Orten, verstreut im Staat New York und den angrenzenden Bundesstaaten. Und was das Beste war, nur sie allein, Verena Plinton, transportierte sämtlichen hergestellten Schmuck von dort aus nach New York City.

Unter ihr lag jetzt East Brunswick Township. Sie näherte sich der Küste. Dort begann bereits Staten Island. Zuerst war ihr die Idee reichlich verrückt vorgekommen, eine STOL-Maschine für Goldtransporte zu verwenden. David Flinkstone, der Seniorchef, hatte ihr beim Vorstellungsgespräch jedoch überzeugend dargelegt, ein Flugzeug sei viel sicherer als ein gepanzertes Auto, das praktisch überall auf einer Strecke von vielen Meilen überfallen werden könne. Außerdem würden spektakuläre STOL-Starts und Landungen in Citynähe ein Alleinstellungsmerkmal von Flinkstone & Sellers werden und damit eine willkommene Werbung darstellen. Er sollte recht behalten.

Verena war kurz nach ihren ersten Flügen von einer großen Tageszeitung interviewt worden. Die Goldfliegerin von New York, hatte es geheißen. Sogar Fernsehnachrichten berichteten über den interessanten Gegensatz zwischen der altmodischen äußeren Erscheinung von David Flinkstone und Geoffrey Sellers auf der einen und ihrer hypermodernen Geschäftsidee auf der anderen Seite. Verena mochte die weißhaarigen Firmenchefs mit den gepflegten Oberlippenbärtchen. In ihren dunklen Anzügen, mit Weste, Taschenuhr, Krawattennadel und besticktem Taschentuch, hatten sie etwas Großväterliches an sich, das ihr Vertrauen einflößte.

Diese guten Geister des Unternehmens standen schon seit Jahrzehnten Tag für Tag selbst hinter dem Tresen und bedienten die von überall auf der Welt anreisende Kundschaft zuvorkommend, höflich und unaufdringlich. Alle, die ihre Verkaufsräume betraten, fühlten sich wohl, und wer es sich leisten konnte, kehrte immer wieder gern dorthin zurück. Außerdem war Flinkstone & Sellers in der gesamten Juwelierbranche eine der ersten Adressen für handgefertigten Goldschmuck. Und nun auch noch diese Starts und Landungen im Garten des alten Brownstonefirmengebäudes. Das Unternehmen war in aller Munde.

Verena erkannte jetzt die Nordostküste von Staten Island, die den Beginn der Upper Bay markierte. Weit voraus zeichneten sich die dunklen Umrisse der Hochhäuser von Manhattan ab. Einige Minuten später flog sie über dem offenen Wasser der Bay. Dort auf der linken Seite lag die Freiheitsstatue im Sonnenlicht. Verena fühlte sich eins mit dem Universum.

Von einem Moment zum anderen glitt sie über den Rand der Erdscheibe hinaus und fand sich genau im Mittelpunkt der Hölle wieder. Kurz ertönte ein ohrenbetäubendes Kreischen und Schlagen, das nicht von dieser Welt war. Eine hässliche Furie rammte ihr den Kopf senkrecht nach unten. Die dünne Metallstange des Steuerknüppels stach in ihr rechtes Auge.

Wahnsinnsschmerzen, Panik, irres Durcheinanderkreiseln, schließlich ein harter Aufprall. Sie kauerte vornüber gebeugt und tastete ungläubig mit beiden Händen in das Innere ihrer Augenhöhle. Sie war leer! Wo war ihr Auge?

Eiskaltes Wasser flutete durch die zerborstenen Scheiben zu ihr herein. Sekunden später traf sie ein weiterer Schlag. Sie blinzelte, versuchte zu sehen. Wie durch Schleier nahm sie wahr, dass tiefschwarzer Morast in die Kabine eindrang. Sie löste den Gurt, wollte die Tür öffnen, rüttelte vergeblich daran.

Das Fenster! Durch das Fenster raus! Etwas versperrte auch diesen Fluchtweg. Sie fühlte Rohre, Streben vor der Kabine. Schmutziges Wasser war jetzt überall um sie herum. Sie brauchte Luft! Sie reckte sich zur Kabinendecke, atmete dort ein, verschluckte sich an Massen erdiger, dickflüssiger Brühe, ruderte wild mit den Armen, wand sich verzweifelt.

»Warum? Sergej!«

Dann flutete der kompakte Schlamm ihre Lungen.

Seltsam, der Fußboden war oben, und die weißen Hallenschuhe klebten darunter, mit der Sohle daran. Aus den Schuhen hingen zwei Beine in schwarzen Leggings nach unten. Mehr konnte ich beim besten Willen nicht erkennen. Ob sich so die Menschen auf der Südhalbkugel fühlten? Ich schmunzelte.

»Agent Cotton, träumen Sie nicht«, sagte eine angenehme Frauenstimme in belustigtem Tonfall. »Achten Sie lieber auf Ihre Atmung. Immer tief in der Bauch hinein.«

Ich spürte, wie sich eine Hand auf den Bereich meines Bauchs legte, der sich erfahrungsgemäß oberhalb des Bauchnabels befand. Jetzt war er darunter.

»Atmen Sie gegen meine Hand.«

Ich presste den Bauch beim Einatmen so weit wie möglich nach außen.

»Ja, so ist es richtig. Sehr gut.«

Kaum war die Hand verschwunden, als eine geschäftsmäßige laute Männerstimme aus dem Wandlautsprecher ertönte. »Die Special Agents Cotton und Decker bitte sofort ins Chefzimmer.«

Schade. Damit war das Gymnastiktraining auf der dreiundzwanzigsten Etage der Federal Plaza für uns beendet. Mr. High hatte ihn erst vor Kurzem probeweise eingeführt, unterstützend zur langfristigen Aufrechterhaltung und Erhöhung der Einsatzbereitschaft. Ich winkelte die Beine an und kam aus dem Kopfstand nach unten.

»Bitte entspannen Sie noch einige Sekunden Ihre Halsmuskulatur, Agent Cotton. Auch Sie, Agent Decker.«

Ich stellte beide Fäuste übereinander auf den Hallenboden, streckte den oberen Daumen in die Höhe und legte den Punkt zwischen den Augen für einige Sekunden darauf ab. Ja, das tat gut. Dann stand ich auf. Miriam Potarksi, unsere zwanzigjährige Trainerin, lächelte mir bedauernd zu. Ich lächelte zurück und winkte flüchtig zum Abschied. Phil hatte sich ebenfalls erhoben. Leise, um die anderen Kopfstehenden nicht zu stören, verließen wir den Trainingsraum, zogen draußen unsere Alltagskleidung an und standen kurz darauf vor einer schwarzen Tür mit der Aufschrift Assistant Director in Charge John D. High. Ich klopfte.

»Ja bitte«, ertönte die Stimme unseres Chefs von drinnen.

Wie traten ein.

Mr. High sah von seinem Schreibtisch auf.

»Jerry, Phil, bitte nehmen Sie Platz.« Er wies auf freie Stühle, konzentrierte sich danach wieder auf den Bildschirm seines Rechners und vollführte knappe Bewegungen mit der Maus.

Wir nickten unseren Kollegen Les Bedell und Joe Brandenburg zu, die bereits vor uns eingetroffen waren.

»Es geht gleich los, Gentlemen. Wir warten noch auf Ben«, informierte Mr. High uns, ohne den Blick vom Computer abzuwenden.

Phil verzog einen Mundwinkel. Ich wusste, was er dachte. Dr. Ben Bruckner, das dreiundzwanzigjährige Universalgenie, hatte den weitesten Weg von uns allen zurückzulegen, weil er aus – für Normalsterbliche – unergründlichen Weiten seines Geistes anreisen musste. Da konnte der Gang bis zum Chefzimmer schon mal länger dauern. Doch kurz darauf klopfte es, und Ben trat verlegen lächelnd ein. Rote Flecke auf seinem Hals verrieten, dass ihm sein verspätetes Eintreffen äußerst peinlich war.

»Ben, schön, dass Sie da sind«, sagte Mr. High freundlich und ohne jeden Anflug von Ironie. Er wusste, was er an ihm hatte. Ben war eine wandelnde Ansammlung von Superlativen, höchst begabt, qualifiziert, zuverlässig, bescheiden und kollegial. Wir alle mochten ihn gern.

»Hallo.«

»Ich habe Sie alle hergebeten, um Ihnen die Klärung eines mutmaßlichen Raubmords anzuvertrauen, der sich vor einigen Stunden zugetragen hat. Ich weiß, solche Straftaten sind normalerweise Angelegenheit des NYPD. Diesmal wurden wir vom FBI eingeschaltet, weil es sich um einen Fall von organisierter Kriminalität zu handeln scheint.«

Wir nickten.

»Und wenn sich das bestätigen sollte, sind umfangreiche Ermittlungen im ganzen Staat New York und in den angrenzenden Bundesstaaten zu erwarten. Daher übrigens auch die erhöhte Personalstärke des Ermittlungsteams.« Er hielt inne und drückte eine Taste auf dem Schreibtisch. Im Raum wurde es dunkler. Ein Stück der Wandfläche erhellte sich, Dateinamen erschienen. »Ich zeige Ihnen hier ein Foto des Opfers. Kein schöner Anblick.«

Der Cursor bewegte sich zu verschiedenen Dateien. Ich vernahm leises Mausklicken. Kurz darauf ploppte die Projektion eines Farbfotos auf. Ich schluckte. Inmitten eines Wirrwarrs aus Schlick, getrocknetem Schlamm und Pflanzenfasern erkannte ich die Umrisse eines zum Schrei weit aufgerissenen Munds. Zähne fehlten oder wurden vom allgegenwärtigen Dreck überdeckt. Unter einer dunkelbraunen Erhöhung vermutete ich die Nase. Seitlich darüber starrte uns ein ebenfalls stark verschmutztes Auge entgegen. Sein Gegenstück war nicht zu finden. Neben mir hörte ich geräuschvolles Ausatmen und wandte den Kopf zur Seite. Alle Kollegen starrten betroffen und wie gebannt auf das Bild.

»Sie sehen hier die Leiche von Verena Plinton, einer sechsundzwanzigjährigen Pilotin, die mit ihrem Flugzeug vor einigen Stunden in die Upper Bay gestürzt und ertrunken ist.« Mr. High hatte einen dünnen Hefter zur Hand genommen. »Das Foto wurde unmittelbar nach ihrer Einlieferung in die Gerichtsmedizin aufgenommen. Erste Untersuchungsergebnisse erhalten wir so bald wie möglich. Vermutlich starb Miss Plinton entweder aufgrund von Schädelverletzungen, die in der Akte des NYPD erwähnt werden, oder sie erstickte.« Er verstummte für einige Sekunden. »Möglicherweise war sie noch bei Bewusstsein.« Seine Lippen pressten sich zusammen. »Dafür spricht, dass ihr Sicherheitsgurt offen war, dagegen, dass sie die Kabine nicht mehr verlassen hat.«

Ein neues Foto erschien.

»Hier das Wrack der Maschine auf dem Grund der Bucht. Ein Taucher der Hafenpolizei machte diese Aufnahme kurz nach Bergung der Leiche. Details sind wegen des aufgewirbelten Bodens zwar kaum zu erkennen, an dieser Stelle aber«, er deutete mit einem Laserpointer auf die Projektion, »sehen Sie ein kleines Stück eines schweren Netzes, das das Flugzeug nach Aussage der Taucher komplett bedecken soll.«

»Was hat es mit diesem Netz auf sich, Sir?«, fragte Joe rau.

Mr. High nickte. »Der Tatzeuge, der auch das NYPD verständigt hat, will gesehen haben, dass dieses Netz von einem Hubschrauber herabfiel, der direkt über der Maschine von Miss Plinton flog.«

»Wenn das Netz das Flugzeugwrack bedeckt, hätte die Frau doch nicht aussteigen können, Sir. Vielleicht war sie also wirklich bei Bewusstsein, als sie erstickte«, gab Joe zu bedenken.

Mr. High schüttelte den Kopf. »Wir wissen es leider nicht, Joe. Die Taucher sagen zumindest aus, dass das Netz großmaschig genug sei, dass ein Mensch hindurchpassen könnte.«

»Sir, es könnte also auch ein Unfall gewesen sein?«, warf Les ein.

Mr. High neigte abwägend den Kopf zur Seite. »Ja. Deshalb sprach ich von einem mutmaßlichen Raubmord. Der Absturz selbst könnte durch eine Verkettung unglücklicher Umstände verursacht worden sein. Allerdings transportierte das Flugzeug eine ziemlich große Kiste mit Goldschmuck. Und die fand man nicht bei der Bergung der Leiche. Wenn der Absturz also tatsächlich ein Unfall sein sollte, kann auch der Raub des Schmucks nicht geplant gewesen sein. Nur sollen wir wirklich annehmen, dass zufällig vorbeikommende Taucher die Kiste geborgen und die Pilotin in der Kanzel haben sterben lassen?«

»Vielleicht war sie schon tot«, meinte Les.

»Warten wir das Ergebnis der Obduktion ab«, sagte der Chef.

»Sir, wäre es möglich, dass diese Kiste beim Absturz aus der Maschine geschleudert wurde?«, meldete sich Phil zu Wort.

»Theoretisch möglich schon, Phil, aber unwahrscheinlich«, räumte der Chef ein. »Die Kiste befand sich nach Aussage der Goldschmiedin Louise Lael Summers, die den Schmuck hergestellt und beim Verladen geholfen hat, genau hinter dem Sitz von Verena Plinton. Dieser Bereich wurde, soweit wir wissen, nicht zerstört. Zwar brach das Kabinendach direkt über der Pilotin ein und sämtliche Fenster zersplitterten, der übrige Innenraum scheint dagegen nicht deformiert worden zu sein. Die Fotos der Taucher sind auch in diesem Punkt etwas unpräzise.«

»Ich möchte mir das Wrack am liebsten gleich mal aus der Nähe ansehen, Sir«, sagte ich.

»Es wird leider erst übermorgen gehoben, Jerry.«

»Dann schlage ich vor, noch heute danach zu tauchen, um ein genaueres Lagebild zu erhalten. Bei der Gelegenheit könnten wir den Boden rund um die Aufschlagstelle nach der Goldkiste oder sonstigen Spuren absuchen. Als die Polizeitaucher dort fotografiert haben, war die Sicht offenbar ziemlich eingetrübt. Weiß man, woran das lag, Sir?«