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Paul Oldman, wissenschaftlicher Berater einer Bibliothek, wurde Zeuge, wie Jason Wilder, Mitglied der Motorradgang Black Devils, einen Cop tötete. Wilder konnte fliehen und meldete sich bei der Polizei. Da Oldman der einzige Zeuge und Jason Wilder der Bruder des berüchtigten Gangchefs Carter "Thunder" Wilder war, stand zu befürchten, dass Oldman ausgeschaltet werden sollte. Bis zur Verhandlung sollten Phil und ich Oldman schützen. Wir brachten ihn in ein Safe House. Und bereits in der ersten Nacht versuchten Unbekannte, in das Haus einzudringen ...
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Seitenzahl: 113
Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Black Devils
Vorschau
Impressum
Black Devils
»Muss das sein?«, fragte sich Paul Oldman, als er rund hundert Yards vor sich einen Cop sah, der sich mit einem Motorradfahrer unterhielt. »Ich habe keine Lust auf eine Polizeikontrolle.«
Er reduzierte die Geschwindigkeit seines Pick-ups, setzte ein freundliches Lächeln auf und hoffte, ungeschoren an der Kontrolle vorbeizukommen.
Verwundert stellte er fest, dass es sich nur um einen einzigen Cop handelte. Der diskutierte mit einem bärtigen Mann auf einer Harley, der ziemlich genervt wirkte.
Oldman hatte die beiden fast erreicht, als der Motorradfahrer überraschend eine Pistole zog, sie auf den Cop richtete und abdrückte. Oldman konnte sehen, wie der Mann getroffen wurde und Blut aus der Austrittswunde spritzte. Der Cop sank zu Boden und blieb reglos liegen. Kein Zweifel, er war tot.
Geschockt sah Oldman zu dem Schützen, dessen Gesichtsausdruck er nie in seinem Leben vergessen würde. Als sich sein Blick mit dem des Schützen kreuzte, fuhr es ihm eiskalt den Rücken hinab.
Instinktiv drückte er das Gaspedal runter.
Das rettete ihm das Leben!
Zwei Kugeln durchschlugen die Scheiben seines Wagens und verfehlten ihn knapp. Er wurde nur von ein paar Glassplittern getroffen.
»Verdammt!«, fluchte er und suchte sein Heil in der Flucht.
Er befand sich nicht weit von Poughkeepsie entfernt, einem kleinen Ort, in dem es sicher eine Menge Cops gab. Das, was er gerade gesehen hatte, musste er melden.
Offenbar war dem Motorradfahrer klar, was Oldman beabsichtigte. Er schwang sich auf seine Maschine und verfolgte Oldman.
Verdammt, er war zu jung zum Sterben!
Oldman beschleunigte seinen Wagen, während er in den Rückspiegel schaute.
Die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit hatte er längst überschritten. Sonst waren die Cops sofort zur Stelle, wenn man nur ein paar Meilen zu schnell fuhr. Er richtete den Blick abwechselnd auf die Straße vor ihm und zum Rückspiegel.
Das Motorrad des Todesschützen kam immer näher.
Oldman fühlte sein Herz wild schlagen. Auf der Stirn bildeten sich Schweißperlen, er atmete stoßweise.
Als er wenig später auf eine rote Ampel zuraste, wurde er immer hektischer. Zum Glück war die Kreuzung leer. Also bretterte er mit achtzig Meilen pro Stunde bei Rot über sie hinweg und wurde dabei fast von einem von rechts kommenden Sattelschlepper gerammt. Der bremste ab und versperrte damit dem Verfolger auf dem Motorrad den Weg.
Oldman atmete auf. Das verschaffte ihm einen Vorsprung. Jetzt konnte er überlegen ...
Der Verfolger tauchte wieder im Rückspiegel auf und gab Gas.
Jetzt verfluchte Oldman sich, einen Pick-up und keinen Sportwagen gekauft zu haben. Möglicherweise musste er seine Entscheidung jetzt mit dem Leben bezahlen.
Aber noch war es nicht so weit, noch hatte er eine Chance zu überleben.
Inzwischen war das Motorrad bis auf fünfzig Yards an ihn herangekommen und holte weiter auf. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es direkt hinter ihm war. Dann konnte der Fahrer sein Ziel kaum verfehlen.
Oldman fasste einen verzweifelten Plan. Bei der nächsten Gelegenheit wollte er wenden und auf das Motorrad zufahren. Mit seinem Pick-up war er klar im Vorteil. Mit etwas Glück ...
In dem Moment ertönte nicht weit entfernt eine Polizeisirene. Als Oldman in den Rückspiegel schaute, konnte er das Warnlicht eines Streifenwagens erkennen.
Auch seinem Verfolger war nicht entgangen, dass sie Gesellschaft bekommen hatten. An der nächsten Querstraße bog er ab.
Oldman bremste und brachte den Wagen zum Stehen. Erleichtert stieg er aus und wartete auf den Streifenwagen. Der Cop musterte ihm streng und kam, die Hand in der Nähe der Waffe, auf ihn zu.
»Wissen Sie, wie schnell Sie gefahren sind?«, fragte er.
Oldman lächelte. »Mann, Sie wissen gar nicht, wie froh ich bin, Sie zu sehen!«
»Wie bitte?«
»Sie haben mir wahrscheinlich das Leben gerettet«, sagte Oldman. »Ich habe gerade beobachtet, wie der Kerl auf dem Motorrad einen Ihrer Kollegen erschossen hat.«
»Was?«, stieß der Cop hervor.
Oldman schilderte ihm mit wenigen Worten, was sich zugetragen hatte. Es dauerte nicht lange, bis es in der Gegend vor Beamten und Streifenwagen nur so wimmelte.
»Da habe ich Glück gehabt«, sagte Oldman wenig später, als seine Aussage aufgenommen war.
Er wusste nicht, wie sehr er sich irrte.
Phil und ich hatten gerade im Süden von Harlem einige Kollegen bei der Befragung von Zeugen unterstützt und befanden uns auf dem Rückweg zum FBI Field Office an der Federal Plaza.
»Nicht weit von hier servieren sie hervorragende Tacos.« Phil rieb sich den Bauch.
Ich lenkte den Jaguar zum Drive-in-Schalter des Restaurants und gab die Bestellung auf. In diesem Moment klingelte mein Handy. Der Anruf kam von Mr. High. Ich fuhr ein Stück vor, während Phil den Anruf entgegennahm und die Freisprecheinrichtung aktivierte.
»Guten Tag, Sir«, begrüßte ich unseren Chef.
»Guten Tag«, erwiderte er. »Haben Sie die Zeugenbefragung abgeschlossen?«
»Ja. Hat aber leider nicht viel ergeben.«
»Schade. Kommen Sie bitte sofort zum Field Office zurück. Ich habe einen Job für Sie.«
»Einen Fall?«, meldete sich Phil.
»Ja«, antwortete Mr. High. »Gewissermaßen. Ich briefe Sie, wenn Sie hier sind.«
»Wir verlassen gerade Harlem und sind auf dem Weg«, sagte ich.
»Gut, dann sehen wir uns gleich«, sagte Mr. High und beendete das Gespräch.
Wir bekamen das Zeichen, dass unsere Bestellung fertig war. Wir bezahlten und fuhren zum Field Office. Dort angekommen, steuerten wir direkt Mr. Highs Büro an.
Als Helen uns erblickte, krauste sie die Nase. »Rieche ich da etwa mexikanisches Essen?«
»Tacos«, antwortete Phil. »Mit die besten in ganz New York.«
»Und ihr habt mir keine mitgebracht?«, fragte Helen gespielt enttäuscht. »Mister High erwartet euch bereits. Und der Kaffee auch.«
Wir betraten das Büro unseres Chefs, als er gerade den Telefonhörer auflegte.
»Gut, dass Sie da sind«, sagte er. »Vor wenigen Stunden hat Jason Wilder, Mitglied der Black Devils, der Schwarzen Teufel, in der Nähe von Poughkeepsie einen Cop erschossen.«
»Black Devils?«, sagte ich. »Die Motorradgang?«
Mr. High nickte. »Leider ist Wilder entkommen und entzieht sich noch der Verhaftung.«
»Und wir sollen ihn suchen, finden und festnehmen«, folgerte Phil.
»Es wird bereits nach ihm gefahndet«, erklärte Mr. High. »Ihr Auftrag ist nicht, ihn zu finden. Es gibt einen Zeugen, der den Mord beobachtet hat, einen gewissen Paul Oldman. Er ist wissenschaftlicher Berater einer Bibliothek und hat durch Zufall gesehen, wie Wilder den Cop auf der Straße erschossen hat.«
»Wir sollen also Babysitter für einen Zeugen spielen?«, fragte Phil.
»So ist es«, antwortete Mr. High. »Jason Wilder ist der Bruder des berüchtigten Ganganführers Carter Wilder. Es ist in der Vergangenheit mehrmals vorgekommen, dass gegen Jason Wilder und andere Mitglieder der Black Devils keine Anklage erhoben werden konnte, weil die Zeugen ihre Aussage zurückgezogen haben, verschwunden sind oder getötet wurden. Das könnte auch diesmal geschehen, wenn wir den Zeugen nicht beschützen.«
Ich nickte.
»Da die Black Devils mit ihren kriminellen Aktivitäten sowohl im Staat New York wie auch im Staat New Jersey aktiv sind, fällt der Fall in unsere Zuständigkeit. Außerdem will ich sichergehen, dass Wilder für sein Verbrechen verurteilt wird. Deshalb vertraue ich Ihnen diese Aufgabe an.«
»Wir kümmern uns um den Zeugen«, sagte ich. »Ist er bereits in der Stadt?«
»Nein, im Moment hält er sich in Poughkeepsie auf, wird dort von lokalen Beamten beschützt. Sie werden ihn abholen und in ein sicheres Haus bringen.«
Phil und ich verließen das Büro.
Nach einem kurzen Abstecher in unser Büro gingen wir zum Fahrstuhl und fuhren nach unten. Bevor sich die Tür schloss, sprang Agent Bert Brahms in die Kabine, ein intellektueller Typ, der gerade erst seine Ausbildung in Quantico abgeschlossen hatte.
»Puh, das war knapp«, sagte er und musterte uns. »Wir hatten noch keine Gelegenheit, uns vorzustellen. Agent Bert Brahms, ich bin der Neue.«
»Freut mich, die Agents Decker und Cotton«, erwiderte ich.
Er winkte ab. »Ich weiß. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, Legenden gegenüberzustehen. Und? Wohin geht es? Verhaftet ihr einen Mafiaboss?«
»Nein, wir sind für Personenschutz eingeteilt«, brummte Phil und versuchte zu lächeln.
»Personenschutz? Klingt aufregend«, sagte Agent Brahms.
In der Tiefgarage kamen wir an meinem Wagen vorbei.
»Das ist der legendäre Jaguar, nicht wahr?« Agent Brahms strahlte.
»Ja«, antwortete ich, ging zum Kofferraum und nahm eine Tasche heraus. »Diesmal kommt er nicht zum Einsatz. Wir brauchen ein unauffälliges Fahrzeug.«
Phil und ich verabschiedeten uns von dem neuen Agent und gingen zur Fahrbereitschaft, wo man uns einen dunkelblauen Ford zur Verfügung stellt. Er hatte genug Sitze, um neben uns auch Paul Oldman Platz zu bieten. Wir räumten unsere Sachen ein und brachen auf.
Die Fahrt nach Poughkeepsie sollte laut Navi eine Stunde und dreiundvierzig Minuten dauern. Das galt natürlich nur, wenn wir die vorgegebenen Geschwindigkeiten einhielten. Das taten wir zugegebenermaßen nicht immer. Da es kurz davor war zu dämmern, fuhren wir teilweise mit Sirene und Warnlicht. Dank dieser Maßnahme und guter Verkehrslage erreichten wir unser Ziel nach exakt einer Stunde und zwölf Minuten.
»Dann wollen wir mal sehen, ob die Kollegen unser Paket schon verpackt und versandfertig gemacht haben«, sagte Phil, als wir ausstiegen.
In dem Polizeirevier wurden wir bereits erwartet.
Der Chief persönlich, ein gesetzter Weißer Mitte fünfzig, begrüßte uns und überprüfte unsere Personalien. Routine in einer solchen Situation.
»Alles klar«, sagte er schließlich mit rauer Stimme. »Schön, dass uns das FBI diesen Kerl abnimmt.«
»Den Zeugen«, sagte ich.
Er nickte. »Natürlich, den Zeugen. Nichts gegen Mister Oldman, es ist gut, dass er seiner Bürgerpflicht nachkommt und gegen Wilder aussagen will. Was mir Sorgen macht, sind die Black Devils. Die haben einen von meinen Leuten auf dem Gewissen. Und solange Oldman hier ist, sind auch alle anderen in Gefahr. Mit dieser Gang ist nicht zu spaßen. Jedes Mal, wenn wir in der Vergangenheit mit ihnen zu tun hatten, gab es hinterher Verletzte oder Tote.«
»Als Copkiller hat er vor Gericht keine Gnade zu erwarten.«
»Jason Wilder ist schlimm«, sagte der Chief. »Aber sein Bruder, Carter Wilder, ist noch schlimmer. Das Einzige, was ihm wichtig ist, sind Macht, Geld und sein Bruder. Ich will mir gar nicht vorstellen, was er unternehmen wird, um seinen Bruder zu retten. Ich habe meinen Männern bereits gesagt, sie sollen auf der Hut sein und nicht mehr allein Streife fahren.«
Ich nickte. »Das ist ein Anfang. Haben Sie die Möglichkeit, an Informationen über Carter Wilders Pläne zu gelangen?«
»Sie meinen, ob wir einen Spitzel haben? Leider nein. Der Letzte, den wir in die Nähe der Gang bringen wollten, lag danach sechs Wochen im Krankenhaus. Nein, die riechen einen Cop auf zehn Meilen gegen den Wind. Und sie nehmen keine neuen Mitglieder auf.«
»Dann müssen Sie ein Druckmittel gegen einen von denen finden und es einsetzen, damit er für Sie arbeitet.«
Der Chief seufzte. »Das sagt sich so einfach. Und dann ist ja auch noch die Frage nach den Ressourcen und Mitteln und in wessen Zuständigkeit die Black Devils überhaupt fallen.«
Er gab einem seiner Männer ein Zeichen. Der verschwand daraufhin und kehrte mit Oldman zurück.
Der Zeuge, ein achtundzwanzigjähriger Weißer von großer, hagerer Statur, machte einen gelassenen Eindruck. Wir hatten uns während der Fahrt über ihn erkundigt. Er war nicht vorbestraft, hatte studiert und war Single. Kinder hatte er keine. Theoretisch war er ein Kandidat fürs Zeugenschutzprogramm, falls das nötig werden sollte.
»Das sind die beiden Kollegen vom FBI, die sich jetzt um Sie kümmern werden«, erklärte der Chief Oldman. »Phil Decker und Larry Cotton.«
»Jerry«, korrigierte ich ihn.
»Ach ja, Jerry Cotton. Genau. Hören Sie auf das, was die beiden sagen, und Sie werden länger leben.«
»Guten Abend«, sagte Oldman und schüttelte Phil und mir die Hand. Wo fahren wir hin? Und kann ich vorher nach Hause, ein paar Sachen holen?«
Er hörte sich relativ entspannt an für die Lage, in der er steckte. Vielleicht war sie ihm aber auch einfach nicht richtig bewusst. Ich nahm mir vor, das auf der Fahrt zu überprüfen, um zu verhindern, dass er die Situation zu leichtfertig betrachtete und dadurch sich und uns in Gefahr brachte.
»Nein und nein«, antwortete ich. »Wir sprechen nicht über unser Ziel. Sie jetzt nach Hause zu bringen, wäre zu riskant, weil die Black Devils Ihr Haus beobachten und uns folgen oder gar auflauern könnten. Wenn Sie etwas benötigen, besorgen wir es für Sie.«
»Ja, wenn das so ist, brauche ich eine PlayStation, einen 4K-OLED-Fernseher, Sushi, ein paar Steaks und einen schnellen Internetzugang, versteht sich.«
War das schwarzer Humor oder Ernst? Ganz sicher war ich mir nicht.
»Wahrscheinlich könnten wir Ihnen Dosenfleisch und andere Konserven anbieten«, sagte Phil trocken, der nicht allzu begeistert von Oldman zu sein schien. »Mit etwas Glück auch ein Kopfkissen und eine Federkernmatratze.«
Oldman schaute enttäuscht drein. »Schade, ich dachte, ich hätte VIP-Status.«
»Wir sollten los«, sagte Phil. »Haben Sie Mitglieder der Black Devils in der Nähe gesehen?«
Die Frage war an den Chief gerichtet.
»Vor gut zwei Stunden sind mehrere mit ihren Motorrädern demonstrativ am Revier vorbeigefahren«, antwortete er. »Es ist davon auszugehen, dass sie von Oldmans Aufenthalt bei uns wissen und das Gebäude beobachten.«
»Dann brauchen wir eine Ablenkung«, sagte ich und schaute mich um. »Wie viele Officers haben Sie hier?«
»Insgesamt sieben«, sagte der Chief.
»Das sollte reichen«, erwiderte ich nachdenklich.
»Reichen wofür?«, wollte der Chief wissen.
»Einer Ihrer Leute wird mit einem Auto, keinem Streifenwagen, hinter dem Polizeirevier halten. Zwei Officers in Zivil, in etwa so gekleidet wie mein Partner und ich, werden einen Officer, dessen Gesicht verdeckt wird, zu dem Wagen bringen. Dann werden alle vier zusammen wegfahren und die Black Devils ablenken. Wir warten damit, bis es dunkel genug ist.«
»Damit bringe ich meine Leute in Gefahr«, sagte der Chief.
Ich nickte. »Das ist nicht auszuschließen. Sie sollten daher eine Route wählen, auf der die Wahrscheinlichkeit, dass die Gang angreift, gering ist, und nach einer Weile zurückkehren.«
»Gute Idee«, sagte Phil. »Mit etwas Glück kommen wir dann ungesehen mit Oldman hier raus.«
»Ich spreche das mit meinen Leuten durch«, sagte der Chief besorgt.