Jerry Cotton 3451 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3451 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Unweit des Big Apple wurden innerhalb weniger Tage zwei junge Frauen mit Bissspuren am Hals tot aufgefunden. Nach Meinung des unerfahrenen Gerichtsmediziners vor Ort stammten die Verletzungen von einem Wolf. Das erschien plausibel, da in der nahen Vergangenheit vermehrt Wölfe, die wahrscheinlich von Kanada aus aufgebrochen waren, in der Umgebung gesichtet worden waren. Ein Wolfsexperte und Mediziner widersprach dieser These jedoch. Und schon bald hatten wir es mit einem Wesen zu tun, das noch viel gefährlicher war als ein Wolf - mit dem Vampir von New York!


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Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Der Vampir von New York

Vorschau

Impressum

Der Vampir von New York

Dein Hals ist so weiß, dein Blut schmeckt so gut. Schade, dass ich nicht alles auf einmal trinken kann. Das war bei deinen Vorgängerinnen auch so. Eine dumme Sache. Denn ich brauche viel Blut.

Ein Schluck noch, dann habe ich ausreichend von dir getrunken. Zur Belohnung wirst du fortan im Garten der Finsternis verweilen dürfen. Dort sehen wir uns irgendwann wieder.

Er löste die Zähne von der Halsschlagader der jungen Frau, wischte sich den blutverschmierten Mund ab und besah sie sich noch einmal. Sie war blass, sehr blass, so wie es ihm gefiel.

Er war sich nicht sicher, ob sein Blutdurst für diese Nacht gestillt war. Wahrscheinlich würde er weiterziehen. Zu Fuß war es nicht allzu weit zu der Gegend, die er vor ein paar Wochen bei diesem Spaziergang entdeckt hatte. Da war bestimmt etwas zu holen. Oder er würde per Anhalter fahren und in ein Auto einsteigen, dessen Fahrerin ihm gefiel.

Officer Tyrell kniete neben der Leiche einer jungen Frau. Sie hatte offensichtlich eine Bisswunde am Hals und war sehr blass. Um sie herum befand sich ein Meer von Blut, der Rasen war rot gefärbt, und Spritzer erstreckten sich über Steine und Sträucher bis auf den Weg, der aus dem Park führte.

Tyrell fuhr sich mit einem Taschentuch über die Stirn. »Diese verdammten Wölfe. Kommen von Kanada runter und breiten sich hier aus. Einwanderer der übelsten Sorte. Das wird nicht das letzte Opfer gewesen sein. Diese Scheißviecher sind gefährlich.«

Die junge Kollegin, die Tyrell begleitete, ergriff das Wort. »Mike, meinen Sie nicht, dass ...?«

»Ich meine gar nichts«, brummte Tyrell. »Ich weiß, was ich sehe.«

Ein klapperiger Pick-up näherte sich der Szenerie, und Tyrells Miene verzog sich zu einem Grinsen. »So, so, der Coroner ist auch schon da. Von der fixen Truppe heute, und das in seinem Alter.«

Dem Dodge entstieg ein Männlein mit wirrem weißem Haar.

»Hallo, Mike, hallo, Carrie.« Er kniete sich neben die Leiche und untersuchte sie flüchtig.

»Scheißwölfe«, sagte Tyrell. »Kommen aus Kanada zu uns und beißen junge Frauen tot. Das ist ein Skandal.«

Der Coroner erhob sich. »So ist es, Mike. Ein Wolf hat diese arme Frau zu Tode gebissen. Eine Schande ist das.«

Die junge Polizistin räusperte sich. »George, das war kein Wolf.«

Der Arzt tätschelte ihr die Wange. »Natürlich war das ein Wolf, mein Kind. Grüß bitte deinen Dad von mir. Ihr solltet bald mal wieder zum Barbecue rüberkommen.«

Tyrells Handy klingelte. Er legte die Hand auf den Arm des Coroners, der sich bereits zum Gehen gewandt hatte. Als er das Gespräch beendet hatte, steckte er das Telefon triumphierend zurück in die Hosentasche. »Habe ich es doch gesagt. In der Gegend von Verona haben sie ein weiteres Opfer gefunden. Gleiche Auffindesituation, gleiche Sachlage. Sie können mitkommen, George. Carrie, gehen Sie schon mal zum Wagen, ich mache noch ein paar Fotos, um die Situation festzuhalten.«

Über die County Road erreichten sie die Stelle in Verona, von wo aus der Fund der zweiten Leiche gemeldet worden war, binnen weniger Minuten. Der Tatort befand sich am Rand eines Parkplatzes, der an einen Wald grenzte. Wie am Fundort der ersten Leiche war viel Blut vorhanden, wovon ein Teil in die Gegend gespritzt war. Die Tote war extrem blass.

Ein junger Officer hielt Wache neben der Leiche, während sich seine Kollegin um eine ältere Frau kümmerte, die auf einem Baumstamm saß und das Gesicht in den Händen verbarg. Officer Tyrell stieg aus dem Wagen und postierte sich breitbeinig vor der Frau. »Haben Sie das Opfer gefunden?«

Sie nickte, nahm die Hände vom Gesicht. »Ich habe noch nie so etwas Schreckliches gesehen.«

»Was machen Sie überhaupt hier?«, wollte er wissen. Bevor die Frau antworten konnte, machte er eine wegwerfende Handbewegung. »Egal. Gehen Sie mal zu dem jungen Kollegen da drüben, und geben Sie alles zu Protokoll. Warum Sie hier sind, wie Sie die Leiche gefunden haben und so weiter.«

Tyrell kniete sich neben das Opfer und schob seine Mütze in den Nacken.

»Derselbe Mist wie vorhin«, murmelte er. »Wieder die Scheißwölfe. Dieses Pack muss ausgerottet werden.«

Tyrells junge Kollegin räusperte sich. »Mike, darf ich etwas sagen?«

Er grinste gönnerisch, während er Fotos von der zweiten Leiche machte. »Na klar. Wenn der Kuchen spricht, haben die Krümel zwar zu schweigen, aber ich erteile Ihnen hiermit Sondererlaubnis.« Begeistert über seinen eigenen Witz schlug er sich aufs Knie und wieherte.

»Mike, ich glaube nicht, dass das ein Wolf war.«

Tyrell lachte noch lauter.

Seine Kollegin wandte sich Hilfe suchend an den Coroner, der inzwischen das Opfer untersuchte. »George, bitte, das hier war kein Wolf. Die Halswunde ist untypisch. Ich verwette meinen Kopf darauf.«

Der Arzt lächelte milde. »Du hattest schon immer einen Dickschädel, Carrie, Darling.«

Ich hatte gerade die Haustürschlüssel in die Seitentasche meines Jacketts gesteckt, als mein Handy klingelte. Eine nasale Stimme klang mir entgegen, die ich nur langsam als die meines Partners Phil Decker erkannte.

»Du liebe Güte, wo hast du dich am Wochenende herumgetrieben?«, fragte ich. Es war Montag und nach einem ausnahmsweise freien Wochenende stand eine neue Arbeitswoche an.

»Danke, Jerry«, klang es aus dem Telefonhörer. »Wer den Schaden hat, braucht nicht für den Spott zu sorgen.«

»Das heißt, du hast keine Whiskytour mit deinen Kumpels gemacht oder pausenlos Champagner mit deiner neuen Flamme getrunken?«, neckte ich ihn.

Am anderen Ende der Leitung nieste Phil dreimal heftig.

»Mann, Jerry, ich habe mir eine Erkältung eingefangen, und zwar eine ganz fiese.« Er schnäuzte sich. »Deswegen rufe ich dich an. Ich komme heute später, ich muss erst diese Kopfschmerzen wegbekommen, die bringen mich um.«

»Was New Yorks Schwerverbrecher bisher nicht geschafft haben«, frotzelte ich.

Phil stöhnte und nieste. »Deine Witze waren auch schon mal besser, Jerry.«

»Hast ja recht, Partner«, sagte ich. »Pass auf, ich sondiere die Lage. Wenn nichts Besonderes los ist, kannst du heute zu Hause bleiben und dich auskurieren. Ich halte dich auf dem Laufenden. Und jetzt schlaf noch eine Runde. Das wird dir guttun.«

Während ich meinen Kaffee austrank, überflog ich die Schlagzeilen in der Morgenzeitung. Auf dem Titelblatt schrie mich die Zeile Killerwölfe in New Jersey an, darunter waren Fotos von zwei weiblichen Leichen abgebildet, die in gewaltigen Blutlachen lagen. Wahrscheinlich wieder mal ein korrupter Beamter, der sich durch den Verkauf von Fotos unter der Hand bereichert hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Polizei in New Jersey solche Bilder offiziell herausgeben würde.

Ohne Boxenstopp an unserer gewohnten Ecke fuhr ich zur Federal Plaza. Im dreiundzwanzigsten Stock des Jacob K. Javits Federal Building begrüßte mich Helen, Mr. Highs Assistentin, mit einer Miene, die mir bedeutete, mich direkt ins Büro des Chefs zu begeben.

»Guten Morgen, Jerry«, begrüßte mich Mr. High. »Sind Sie heute solo?«

»Bis jetzt schon«, antwortete ich. »Phil hat eine Erkältung. Er will etwas später kommen. Ich habe ihm gesagt, dass er auch mal einen Tag zu Hause bleiben kann. Er hat sich nicht besonders gut angehört.«

»Ich habe auch gedacht, es würde ein ruhiger Wochenstart«, sagte Mr. High. »Diese Hoffnung hat sich vor einer Viertelstunde in Luft aufgelöst. Haben Sie die Morgenzeitung gelesen, Jerry?«

»Ja, Sir. Hat der unruhige Wochenstart etwas mit dieser Wolfsgeschichte zu tun?«

Der Chef legte den Kugelschreiber an den Rand der Schreibtischunterlage und stützte den Kopf in die Hände. »So ist es. Vor einer Viertelstunde habe ich eine Nachricht von einem gewissen Horatio Wittig erhalten. Er behauptet, dass die Bissspuren an den gefundenen Opfern auf keinen Fall von Wölfen stammen.«

»So deutlich kann man das auf den Fotos in der Zeitung gar nicht sehen«, erwiderte ich. »Die Qualität ist nicht gut.«

»Das stimmt«, sagte Mr. High. »Zufällig ist dieser Wolfsexperte der Onkel der jungen Polizeibeamtin auf Probe, die den diensthabenden Officer zu den Tatorten begleitet hat. Sie war von Anfang an der Meinung, dass die Bissspuren nicht von einem Wolf stammen, aber der Officer und der zuständige Coroner haben nur abgewiegelt, da hat sie sich an ihren Onkel gewandt.«

»Das hat sie gut gemacht«, sagte ich.

Mr. High nickte. »Auf jeden Fall fällt das Ganze jetzt in unsere Zuständigkeit. Und ich habe das Gefühl, dass es nicht bei diesen beiden Morden bleiben wird.«

Ich stand auf. »Mich beschleicht auch gerade das Gefühl, dass da noch etwas nachkommt. Ich sorge erst einmal dafür, dass die Leichen der Opfer in die New Yorker Gerichtsmedizin überstellt werden, damit es unabhängige Untersuchungen gibt. Dann mache ich mich über die weiteren Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen schlau und sage Phil, er soll sich auskurieren und morgen zu uns stoßen. Ist das in Ordnung für Sie?«

Mr. High nickte.

Jennifer Strong goss sich einen großen Schluck Brandy ein, zündete sich mit zitternden Händen eine Zigarette an und starrte erneut auf die Titelseite der Morgenzeitung. Er war wieder da. Ganz in der Nähe und mitnichten im Garten der Finsternis.

Sie sah in den Spiegel und fuhr über die Narben an der rechten Halsseite. Dann setzte sie sich aufs Sofa und atmete tief ein und aus. Sie hatte zwei Möglichkeiten. Sie konnte so tun, als ginge sie das alles nicht an. Oder sie konnte verhindern, dass dieses Monster anderen das antat, was es ihr angetan hatte.

Den Cops traute sie nicht. Die hatten sie damals nur ausgelacht, als sie von einem Vampir erzählt hatte, allen voran Officer Delaney. Sein feistes Grinsen und seinen lüsternen Blick würde sie nie vergessen.

Dann schon lieber das FBI. Wie man hörte, sollten die Agents noch so etwas wie einen Funken Anstand im Leib haben.

Jennifer Strong suchte im Internet nach der Telefonnummer des New Yorker FBI Field Office und rief dort an. Nach einigen Minuten in der Warteschleife der Zentrale meldete sich eine freundliche Frau, die nach ihrem Anliegen fragte. Jennifer teilte ihr mit, dass sie Informationen in Sachen der angeblich von Wölfen getöteten jungen Frauen hatte, über die die Morgenzeitung berichtet hatte. Ihre Gesprächspartnerin versprach, diese Informationen umgehend weiterzugeben. Jennifer hoffte, dass das kein leeres Versprechen war.

Sie nahm noch einen Schluck Brandy und fuhr sich über den Hals, dann warf sie das Glas in den Spiegel.

Da es noch früh am Tag war und es eine Weile dauern würde, bis die Ergebnisse aus der New Yorker Gerichtsmedizin vorliegen würden, machte ich mich auf nach Montclair, um mit dem Officer zu sprechen, der an den Tatorten mit den Leichen der jungen Frauen zugegen gewesen war. Natürlich hoffte ich auch, auf die junge Polizeibeamtin auf Probe zu treffen, die von Anfang an der Meinung gewesen war, dass die Bisswunden nicht von einem Wolf stammten.

Montclair war ein entspannter Ort mit angenehmer Atmosphäre. Das Police Department befand sich unweit des Stadtzentrums. Ich parkte den Jaguar zwei Straßen weiter und ging zurück zur Polizeistation.

Da am Empfang niemand saß, schaute ich mir den Lageplan an, der an der Wand im Korridor angebracht war, und machte mich auf in die Richtung, in der sich das Büro des besagten Officers befinden sollte.

Auf mein Klopfen hin meldete sich eine gelangweilte Stimme, die mich eintreten hieß.

Ich folgte der Aufforderung und landete in einem stickigen Büro, das mit schlichten Fichtenholzmöbeln ausgestattet war.

An einem schmucklosen Schreibtisch auf einem billigen Bürostuhl saß ein feister kleiner Mann, der mich feindselig anstarrte. »Was wollen Sie?«

Ich präsentierte ihm meine Marke. »Special Agent Cotton. Und Sie sind Officer Tyrell, wenn ich mich nicht irre. Ich würde mich gerne mit Ihnen über die tot aufgefundenen jungen Frauen unterhalten, die durch einen Biss in den Hals ums Leben gekommen sind.«

Der Officer entspannte sich. »Ach, Sie sind wegen dieser dämlichen Wolfsgeschichte hier. Sagen Sie das doch gleich.« Der Mann zündete sich einen übel riechendes Zigarillo an und paffte, während er sprach, zwischen zwei Zügen. »Übles Pack aus Kanada, schlimme Invasion, muss ausgerottet werden ...«

»Was macht Sie so sicher, dass die jungen Frauen von einem Wolf getötet wurden?«, fragte ich.

Tyrell lachte, was sich eher wie ein Grunzen anhörte, und schaute mich spöttisch an. »Ach so, Sie sind wohl auch ein Feind der Wolfstheorie?«

Das war mein Stichwort. »Wieso auch?«, fragte ich. »Gibt es noch andere Personen, denen die Wolfstheorie nicht gefällt?«

Die Augen des Officers wurden zu Schlitzen. Er zog heftig an dem mittlerweile erkalteten Zigarillo.

»Es gefällt mir nicht, ganz und gar nicht. Aber da Sie das FBI sind, Cotton, werde ich Ihnen antworten. Wegen Ihnen werde ich meine Pension sicherlich nicht gefährden.« Er griff nach einem Feuerzeug. »Carrie Millner.«

»Was ist mit Carrie Millner?«

Der Officer sah mich entnervt an. »Carie Millner ist der Meinung, dass das kein Wolf war.«

»Und wer ist Carie Millner? Und wo finde ich sie?«

Der Officer, der inzwischen sein übel riechendes Rauchwerk wieder zum Brennen gebracht hatte, deutete mit seinem dicken Zeigefinger auf einen zweiten Schreibtisch im Raum »Sitzt hier.«

»Ich sehe niemanden«, sagte ich.

Tyrell schaute mich an, als wäre ich so ziemlich der Dümmste, der ihm je unter die Augen gekommen wäre. »Dann ist sie vielleicht in der Cafeteria oder auf dem Klo oder was weiß ich?«

»Hören Sie«, sagte ich. »Da ich einen Kaffee trinken möchte, gehe ich jetzt in die Cafeteria und schaue nach, ob ich Carie Millner dort finde. Sollte das nicht der Fall sein, komme ich wieder zu Ihnen, dann werden Sie sie für mich suchen.«

»Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, sagte Tyrell.

Ich lächelte betont freundlich. »Und da wir eben über Ihre Pension sprachen, Officer Tyrell, jemand hat der Presse Fotos der beiden Leichen zugespielt, die angeblich von einem Wolf getötet wurden. Sie hatten die Gelegenheit, Sie waren an den Tatorten und haben bestimmt auch Bilder gemacht. Möchten Sie mir etwas darüber sagen?«

Tyrell ging zum Fenster und öffnete es – eine ziemlich durchsichtige Aktion, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Er setzte sich wieder auf seinen schäbigen Bürostuhl und schwieg mich an.

»In Ordnung«, sagte ich, »wie Sie möchten. Wenn ich herausbekomme, dass Sie die Sache zu verantworten haben, können Sie schon mal anfangen, für Ihren Ruhestand zu sparen. Und Sie dürfen sich sicher sein, dass ich mich um die Sache kümmern werde, sobald wir diesen Fall abgeschlossen haben.«

Ein intensiver Duft nach Kaffee wies mir den Weg in die Cafeteria, die sich als schmuckloser, mit einfachen Tischen und Plastikstühlen ausgestatteter Raum entpuppte. Bis auf eine junge Frau, die an einem der Tische saß und mit verträumter Miene ein Sandwich aß, war er leer.

Ich versuchte mein Glück. »Sind Sie Carrie Millner?«

Die junge Frau schreckte aus ihren Gedanken hoch. »Ja, bin ich. Warum?«

»Agent Cotton«, stellte ich mich vor und zeigte ihr meine Marke. »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«

Carrie Millner nickte. »Klar, kein Problem.«

»Danke. Ich hole mir nur schnell einen Kaffee. Möchten Sie auch einen?«

Nachdem die junge Frau bejaht hatte, ging ich zur Theke, an der sich ein junger Schwarzer um die Ausgabe der wenigen angebotenen kalten Speisen und den Getränkeausschank kümmerte. Mit zwei Kaffeebechern kehrte ich zurück zu Carrie Millners Tisch und setzte mich ihr gegenüber.

»Sie waren dabei, als die beiden jungen Frauen, die durch Bisse in den Hals ums Leben gekommen sind, gefunden wurden, stimmt's?«

Carrie Millner schob das Sandwich von sich weg. »Ja, leider. Das war kein schöner Anblick.«

»Das kann ich mir denken. Man hat mir berichtet, dass Sie von Anfang an der Meinung waren, die Bissspuren stammen nicht von Wölfen. Wie sind Sie darauf gekommen?«

»Ganz einfach, ein Wolf hätte ein Stück Fleisch mit herausgerissen. Raubtiere töten nicht aus Spaß, sondern um sich zu ernähren. Außerdem hätte ein Wolf wahrscheinlich noch andere Körperteile attackiert und es nicht bei einem Biss in den Hals belassen.«

»Ihnen wurde nicht geglaubt.«

»So ist es. Officer Tyrell hat mich nur ausgelacht, und der Coroner hat mich wie eine Schwachsinnige behandelt. Da habe ich meinen Onkel angerufen ...«

»... der sich dann bei uns gemeldet hat«, ergänzte ich.

»Ja. Ich habe ihn darum gebeten. Ich dachte, einem international anerkannten Wissenschaftler glauben Sie eher als mir. Zum Glück hat er mir geglaubt.«

»Ich glaube Ihnen auch«, sagte ich. »Die Leichen sind in der Gerichtsmedizin. In Kürze werden wir Gewissheit haben. Ist Ihnen sonst etwas an den Opfern aufgefallen?«